Stuibensee im Wettersteingebirge



Blick vom Steig auf den Bernadeinkopf (2134 m) nach Süden zum Stuibensee (1922m). ©Foto: Dr. Hubert Engelbrecht

Geografische Position Nördliches Wettersteingebirge: an unteren Ausgang des Grieskars. 550 m nördlich des Hohen Gaif (2289 m). 1,3 km östlich der Alpspitze.

Alter des Geotops Quartär-Holozän

Geologische Bildungen vermutlich glazigene Tone, Mergel und Seekreiden; Substrat Wettersteinkalk

Kriterien wissenschaftlicher Wert, Ästhetik


Hyperlinks
http://www.gapinfo.de/gesundheitsamt/gap/umwelt/wasser/see/einz/stuibens/b/01.htm

Schlagworte Eiszeiten, glaziale Erosion, Konfluenzbereich, Karschwelle, Hydrotop, Karsthydrogeologie

Geologische Situation Der kleine Bergsee befindet sich scheinbar paradoxer Weise inmitten einer eindrucksvollen Glaziokarstlandschaft (Rundhöcker, Buckelfluren, Toteislöcher, Dolinen, Karren), in der sich im Normalfall kein Oberflächenwasser auch nur kurzfristig halten kann. Der See ist luvseitig einer ca. 20 m hohen, im Wettersteinkalk angelegten Karschwelle postiert, die durch glaziale Übertiefung (Eisdruck, Grundschliff) durch den Grieskargletscher entstanden ist. Die mittelsteil nach Osten fallenden Schichten (s0 87/48) aus Wettersteinkalk sind von Moränenmaterial des Brünnlstandes (Spätglazial) und Hangschutt teilweise überdeckt. Die morphologische Eintiefung kann auch durch verstärkten glazialen Bodendruck beim Zusammenfluß (Konfluenz) von Eismassen aus dem Oberkar in der Ostflanke der Alpspitze und dem zwischen Alpspitze und Hochblassen eingelagerten Grieskar entstanden sein. Denkbar ist auch ein der Glazialerosion vorausgegangener, evtl. störungskontrollierter Verkarstungsvorgang mit Dolinenbildung in diesem Bereich, der die Wirksamkeit der nachfolgenden glazialen Erosion verstärkte. Der See liegt in einer trichterförmigen Vertiefung und hat keinen oberirdischen Zu- und Abfluß. Offensichtlich versiegeln semipermeable glazigene Tone, Mergel oder Seekreiden den Seeuntergrund. Unterirdische Zuläufe an den Seebeckenflanken könnten von den Schmelz- und Regenwässern aus dem Ober- und Grieskar stammen. Hydrogeologische Markierungsversuche zeigten, dass die Karstwässer des Alpspitz-Stuibensee-Gebietes störungskontrolliert hauptsächlich Richtung Höllental nach Norden und untergeordnet zur östlich gelegenen Bodenlaine entwässern und in den dortigen Quellen wieder zutage treten: So erreichte z. B. der beim Stuibensee eingegebene, sehr nachweisempfindliche Markierungsstoff Uranin (Natriumfluoreszein: Summenformel C20H10O5Na2) nach knapp 8 Tagen die 2,6 km weiter nordwestlich gelegene Höllental-Klammquelle, wo seine Konzentration nach 11 Tagen das Maximum (0,58µg/Liter) erreichte.

Sonstiges Foto vom 11.07.2006. Der Stuibensee liegt auf 1922 m und ist eine Attraktion für Touristen, Bergsteiger sowie Erholungssuchende. Im Foto sind zum See führendeTrittgangeln von Gemsen und Nutztieren zu sehen Im Hitzerekordsommer 2003 lag der Pegel dieses Gewässers sehr tief. Der Stuibensee ist einer der höchstgelegenen Gebirgsseen Bayerns.

Literatur:

  • Bayerisches Geologisches Landesamt (1977): Bericht über den Markierungsversuch im Osterfelder-Gebiet bei Garmisch-Partenkirchen im August/September 1977 (Wrobel, J. P.).- Bericht Nr. 318-lV/2a-1931: 7 Seiten.

  • Doposcheg, J. (1938): Berge und Pflanzen (Werden und Wachsen) in der Landschaft Werdenfels Naturkundlicher Führer. Seiten 278-279. Adam-Verlag, Garmisch.

  • Goldscheider, N. (2002): Example Alpspitze. In: N. Goldscheider: Hydrogeology and vulnerability of Karst systems - Examples from the Northern Alps and the Swabian Alb.- Schriftenreihe Angewandte Geologie Karlsruhe 68, Seiten 102-127, Karlsruhe.

  • Goldscheider, N., Brosemer, M., Umlauf, N., Hötzl, H. (1999): Karstentwässerung im Gebiet der Alpspitze (Wettersteingebirge, Bayerische Kalkhochalpen).- Laichinger Höhlenfreund 34/2: 47-68, Laichingen.

  • Hirtlreiter, G. (1992): Spät- und postglaziale Gletscherschwankungen im Wettersteingebirge und seiner Umgebung.- Münchner Geographische Abhandlungen, Reihe B; Band B 15; Seite 113-116; Geobuch-Verlag München.

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Erstellt 10.07.2009; Änderungen
© Text: Dr. Hubert Engelbrecht, Geologe