Die
Alpspitze im Wettersteingebirge
Blick von der Kreuzeck-Bergstation (1650 m) über
eine begrünte Stufe aus Längenfelder Brekzie und
Raibler Schichten nach Südsüdwesten auf den ca.
3 km entfernten Gipfel (2628 m). ©Foto: Dr.
Hubert Engelbrecht
Geografische Position
Nördliches Wettersteingebirge: nach Norden orientierter
Ausläufer des Hochblassen- Jubiläumsgrates
Alter des Geotops Faltung,
Heraushebung und erosive Grundformung im Tertiär;
glaziale Überprägungen im Quartär
Formationen Wettersteinkalk; Raibler
Schichten
Kriterien Eigenart,
wissenschaftlicher Wert, Ästhetik
Hyperlinks Alpspitze
(de.wikipa.org), http://www.wedastoa.de/index.php?option=com_content&view=article&id=118:alpspitze&catid=4:gipfel&Itemid=25
Weitere Geotope im Bereich
Alpspitze Stuibensee,
Bernadein-Karstareal, Grieskar, Die Schulter,
Bernadeinwand, Schöngänge-Störung, Bernadeinwand-Schacht,
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Gletscherschliff-Klettergarten, Aschenkopf-Schacht,
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Schlagworte
Wettersteinkalk, Faltung, Überschiebung, glaziale
Überprägung, Geomorphologie, Karst
Geologische Situation
Freistehende, unter starker Beteiligung von glazialer
Erosion entstandene Felsenpyramide: ein sog. Karling, der
vier Hauptgrate entsendet. Der Grund für die freie Lage
dieses Berges liegt darin, dass er von einem Netzwerk
übergeordneter tektonischer Störungen umgeben ist, die
in weiterführenden Arbeiten näher zu lokalisieren sind.
Eine der Störungen verläuft im Untergrund des
Grieskars: die Schichten des Wettersteinkalks fallen
südlich in den Felswänden des Hohen Gaifs und des
Hochblassen nach Süden; nördlich davon im
Alpspitzmassiv nach Osten (Schichtfallen am Gipfel
s0 85/45 und im unteren Teil der via ferrata s0
52/68). Die Grieskar-Störung verläuft weiter Richtung
Grieskarscharte und von dort hinab ins Mathaisenkar. An
der Alpspitze wartet noch viel geologische
Grundlagenarbeit.
Das Alpspitzmassiv ist von vergenten Falten und
begleitenden Überschiebungen strukturiert. Am Weg
Osterfelder-Höllentor ist Wettersteinkalk den Raibler
Schichten überschoben. Teile des Nordwandquerungssteigs
sind an einer Überschiebungsfläche angelegt: am
nordseitigen Beginn des Tunnels fällt diese Fläche
steil nach Westen (k 252/64). Im Foto ist eine
Faltenstruktur - eine vergente Mulde - in den plattigen
Schichtpaketen im mittleren Teil des Nordgrates (im Bild
rechts) angedeutet.
Der auffällige, gebrochen symmetrische Gipfelaufbau
dieses Berges (siehe Foto) ist strukturell bedingt: Der
nach links (Osten) verlaufende Grat ist im oberen Teil
parallel zu den nach Osten geneigten
Wettersteinkalk-Schichtflächen angelegt; der nach rechts
(Norden) gerichtete, zum Gipfel hin steiler werdende Grat
ist an einem Kluftsystem angelegt, das die
Wettersteinkalk-Schichten steilwinklig schneidet.
Auffallend ist, dass die an der Ostflanke bestehende
Konkordanz zwischen Morphologie und Schichtung sich
unterhalb der "Schöngänge-Störung" im
Bernadein-Bereich noch über 1,5 km fortsetzt (nicht
im Bild).
Eine Nivationsnische (Schneefleck "Herzl" knapp
oberhalb der Bildmitte) - Primärstadium einer Karbildung
- ist in einer schwachen Vertiefung in den glazial
abgeschliffenen unteren zwei Dritteln der Nordflanke zu
erkennen. Die Nivationsnische kann als Relikt älterer
Vergletscherungen (Flankenvereisung, Hängegletscher)
gesehen werden, die dort während der quartären
Kaltzeiten bestanden. Weitere Nivationsnischen befinden
sich im Oberkar (linker Bildrand Mitte), Mathaisen- und
Grieskar ( Letztere nicht im Bild).
Die sogenannte "Schulter" am unteren Ausläufer
des Oberkares (nicht im Bild) ist glazial stark
überprägt und ähnelt seiner Entstehung nach dem
"Bergl" im Höllentalkar. Diese Areale sind
nach Uhlig (1954) reliktische Flachformen einer im
Tertiär gebildeten Altlandschaft, die vor der
tektonischen Heraushebung bestanden hat.
Das Alpspitzgebiet steht über Kluftsysteme und
tektonische Störungen im Gestein hydraulisch mit den
Quellen an der Bodenlaine und den Karstquellen im
Höllental in Verbindung (Goldscheider 2002).
Sonstiges Foto vom
11.07.2006. Die Alpspitze - eine fast allseitig
formschöne Felsenpyramide - ist das Wahrzeichen der
Ortschaft Garmisch-Partenkirchen und wegen ihrer freien
Lage ein hervorragender Aussichtsberg. Sie ist eine der
bekanntesten und schönsten Berggestalten der Nördlichen
Kalkalpen.
Literatur:
Bögel, H. (1960): Der
geologische Bau des Wettersteingebirges und
seiner Umgebung.- Jb. D. Ö. A. V., 85: 20-27,
München.
Doposcheg, J. (1938): Das Rätsel
der Alpspitze. In: Berge und Pflanzen (Werden und
Wachsen) in der Landschaft Werdenfels.
Naturkundlicher Führer. Seiten 30-35; 197. Adam
Verlag, Garmisch.
Goldscheider, N. (2002): Example
Alpspitze. In: N. Goldscheider: Hydrogeology and
vulnerability of Karst systems - Examples from
the Northern Alps and the Swabian Alb.-
Schriftenreihe Angewandte Geologie Karlsruhe 68,
Seiten 102-127, Karlsruhe.
Miller, H. (1961): Der Bau des
westlichen Wettersteingebirges.- Zeitschrift der
Deutschen Geologischen Gesellschaft, 113:
409-425, Hannover.
Pfanzelt, H. (1971):
Alpenvereinsführer Wetterstein und Mieminger
Berge. Seiten 150-153. Bergverlag Rudolf Rother,
München.
Uhlig, H. (1954): Die Altformen
des Wettersteingebirges mit Vergleichen in den
Allgäuer und Lechtaler Alpen.- Forsch. z.
deutsch. Landeskunde, 79:1-103, Remagen.
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Erstellt 08.07.2009; Änderungen
© Text: Dr. Hubert Engelbrecht, Geologe
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