Hoher Kamm 2376m
Blick vom Fuß des Westgrates des Kleinen Wanner nach
Westsüdwesten auf die 500m Luftlinie entfernte Bergkuppe des
Hohen Kammes. Rechts davon der südliche Teil des Zugspitzplatts
samt Plattumrahmung. Links des Hohen Kammes die Mieminger Berge
im Hintergrund.
Geografische Position Westliches Wettersteingebirge; 1 km ostsüdöstlich des Gatterlüberganges.
Alter des Geotops Heraushebung im Tertiär; Glazialüberprägung im Quartär.
Formationen Adneter Kalk, Radiolarit, Ammergauer Schichten, Ehrwaldit.
Kriterien Seltenheit, Eigenart, wissenschaftlicher Wert, Ästhetik.
Hyperlinks
Schlagworte Geomorphologie, Deckensubstrat, Überschiebung, tektonische Heraushebung, tektonische Störung, Reliefinversion
Geologische Situation Doposcheg (1938:
290) nennt diesen Ort "die wohl auffallendste Stelle
tektonischen Geschehens im Wettersteingebirge".
Hier ist auf breiter Fläche der tektonische Sockel der
Kalksteinmassen des Wettersteingebirges aufgeschlossen. Der durch
eine Hauptüberschiebung im Tertiär entstandene Kontakt zwischen
beiden Einheiten ist an der Gatterlstörung um ca. 500 m nach
Nordosten verschoben und durch nachträgliche Verformung
annähernd vertikal gestellt worden. Die Formationen, die
oberhalb der Steinernen Hüttln den Hohen Kamm aufbauen, bestehen
an ihrer Basis aus jurassischen Gesteinen (rote Knollenkalke und
Mergelsteine) sowie Radiolarit, in den vulkanisches Gestein
(Ehrwaldit, ein Nephelin-Basanit) intrudierte und gehen hangend
in einige hundert Meter mächtige, monotone, hellgraue, beige und
hellgrünliche mergelige Kalksteine und Mergelsteine der unteren
Kreidezeit (Neokom) über, die - wie im Bild zu sehen - den
Gipfelbereich des Hohen Kamm aufbauen. Die gesamte Abfolge ist in
ein steil nordvergentes, enges Sattel-Muldensystem gepresst
worden; die sedimentäre Schichtung am Gipfel beträgt s0 24/73.
In weiteren, sicher sehr langwierigen Untersuchungen ist die
Entstehung dieser äusserst interessanten tektonischen Struktur
zu klären und ihre geomorphologische Form - evtl. eine
Reliefinversion - zu deuten.
Sonstiges Aufnahmedatum: 15.10.2006. Wegen
seiner störungsbedingt freien Lage zwischen Östlichem
Gatterlkopf und Kleinem Wanner ist der Hohe Kamm ein
hervorragender Aussichtsberg.
Die nahe beieinander liegenden, jedoch stark kontrastierenden
Verwitterungsformen der Berge geben dem Bild ein fantastisches
Spannungsmoment. Sein starker visueller Reiz besteht im
morphologisch scharfen Kontrast des Hohen Kammes zu seiner
Nahumgebung: die weichen, mergeligen Kalksteine im Gipfelbereich
des Hohen Kammes bilden im Gegensatz zu den schroffen
Verwitterungsformen des Wettersteinkalkes (Felskämme, Platten-
und Wandfluchten) kuppig-kegelige, morphologisch sanfte Formen,
die an den Hängen stark zerracheln. Die große geologische
Besonderheit ist die ausgeprägte Gipfellage dieser
Gesteinseinheiten.
Literatur:
Doposcheg, J. (1938): Abschnitt Reintalanger-Knorrhütte. In:
Berge und Pflanzen (Werden und Wachsen) in der Landschaft
Werdenfels. Naturkundlicher Führer. Seiten 288-292. Adam-Verlag,
Garmisch.
Datei erstellt: 04.07.2009. Ergänzungen:
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Dr. Hubert Engelbrecht