Gatterlfenster

Blick vom Blockhaufwerk des Gatterlköpfe-Plattspitzen - Felssturzes nach Süden auf einen Teil der Plattumrahmung: hier bestehend aus einer zerklüfteten Felsgratlücke, gekrönt von einem Felsentor, genannt Gatterlfenster. Die Sonnenstrahlen fallen durch die Hohlform.
© Foto: Dr. Hubert Engelbrecht

Geografische Position Westliches Wettersteingebirge: südöstlicher Bereich der Plattumrahmung: Gratlücke zwischen Westlichem und Mittlerem Gatterlkopf

Alter des Geotops Quartär. Formation Wettersteinkalk

Kriterien Seltenheit, Eigenart, wissenschaftlicher Wert, Ästhetik

Hyperlinks

Schlagworte Gatterlfenster, Felsentor, Wettersteinkalk, Erosion, Plattumrahmung, Karst

 

Geologische Situation
Die spezielle Erosionsform eines Felsentores entstand hier an exponiertem Standort in der subnivalen Stufe vorwiegend durch physikalische Kräfte: Windkraft, Frostsprengung, Schwerkraftwirkung und durch häufige Temperaturschwankungen erzeugte elastische Spannungen im Gestein, die auf Dauer sein Zerreissen bewirken; und wohl in geringem Ausmaß auch durch chemische Verwitterung: Verkarstung des Wettersteinkalks: Kalklösung durch kohlensaures Regenwasser.
Denkbar, aber weniger wahrscheinlich ist auch, dass das Gatterlfenster letztes Relikt einer erosiv abgetragenen Karsthöhle darstellt, die - entsprechend der Situation auf dem Zugspitzplatt - schon im Tertiär entstanden ist. Weiterführende Untersuchungen dazu sind notwendig.

Das Objekt ist an einer vorgegebenen Schwächezone in der hier dickbankigen Wettersteinkalk-Formation lokalisiert: es entwickelte sich in einem von geologischen Trennflächen abgegrenzten Gesteinsblock: im Bild rechts liegen am Sockel des Westlichen Gatterlkopfes (2490m) die mittelsteil nach Nordosten geneigten Kalkstein-Schichtflächen (s0 52/45) weitflächig frei ("Plattenschüsse"); im Bild links bildet eine sehr steil geneigte tektonische Störungsfläche (Abschiebung ) die Westflanke ("Schichtabbruch") des Mittleren Gatterlkopfes (2475m). Die Messung von Fallrichtung und -betrag einer Kluftfläche an der Basis dieses Schichtabbruchs belief sich auf k 323/74. Der weit hinaufreichende, im obersten Teil firnbedeckte Schuttfächer zeigt verstärkten Stoffaustrag an, denn in tektonisch zerrütteten Gesteinszonen wirkt die Erosion besonders intensiv.
Dort, wo die beiden genannten Trennflächen (Schicht- und Störungsfläche) sich schneiden und erosionsbedingt eine Gratlücke entstanden ist, lagert ein stark zerrütteter Gesteinsblock, in dessen oberstem Teil die Hohlform des Felsentores "Gatterlfenster" sich entwickeln konnte. Die gelbliche Verfärbung der steil nach Norden zum Betrachter hin orientierten Flächen des Gesteinsblockes zeigen zusätzliche, Ost-West streichende Brüche an, die vermutlich mit der tektonischen Abgrenzung der Plattumrahmung vom Zugspitzplatt zusammenhängen. Dies ist in weiterführenden Untersuchungen zu prüfen.
Übersicht siehe Unterer Teil des Zugspitzplatts.

Sonstiges
Aufnahmedatum des Fotos: 15.10.2005, ca. 13 Uhr. Die Lokalitätsbezeichnung auf der Leutascher Seite ist "Hohler Stein".
Diese geologische Besonderheit ist in der Alpenvereinskarte 1:25.000 Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mittleres Blatt Nr. 4/2 (1972) namentlich als "Fensterl" verzeichnet.
Weitere Felsentore befinden sich im Wettersteingebirge am oberen Rand des Jungfernkares in der Hochwanner-Nordwand, am Teufelsgrat zwischen Hinterreintalschrofen und Hochwanner sowie unterhalb des Kleinen Hundsstalls.

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© Text: Dr. Hubert Engelbrecht, Geologe