Geotop Hermann-von-Barth-Felsenbogen


Blick vom Blockhaufwerk des Gatterlköpfe-Plattspitzen-Felssturzes nach Süden frontal auf den Plattenschuß unter der markanten Lücke zwischen Westlichem Gatterlkopf und Östlicher Plattspitze.

Geografische Position Westliches Wettersteingebirge: südöstlichen Teil der Plattumrahmung; nördlicher Wandfuß zwischen Westlichem Gatterlkopf und Östlicher Plattspitze.

Alter des Geotops sehr wahrscheinlich postwürmzeitlich.

Formation Wettersteinkalk.

Kriterien Seltenheit, Eigenart, wissenschaftlicher Wert, Ästhetik.

Benennungsvorschlag Der Felsenbogen am Zugspitzplatt ist erstmals von Hermann von Barth, einem bekannten Erschließer des Wettersteingebirges, im Jahre 1873 skizziert worden. Deshalb der Vorschlag, diesen Geotop nach ihm zu benennen.

 

Hyperlinks

Schlagworte Felssturz, Massentransport, Wettersteinkalk, Geomorphologie

Geologische Situation Ca. 30m hohe und 75 m breite Erosionsform, geschaffen durch Schwerkraftwirkung nach Rückgang des Gletschereises: schwerkraftbedingter Ausbruch (Zugspannung) von Schichtplatten an Trennflächen (Klüfte, Schichtflächen). Hier nahm der Gatterlspitzen-Plattspitzen-Felssturz seinen Ausgang: Durch diesen Umlagerungsvorgang von Gesteinsmaterial entstand die markante morphologische Lücke zwischen Westlichem Gatterlkopf (2490m) und Östlicher Plattspitze (2679m); siehe Überblick in Zugspitzplatt Unterer Teil. Die große, mittelsteil nach Nordnordost geneigte Schichtfläche im Bild wirkte beim Bergsturzereignis als eine der Hauptgleitflächen, an denen das darüberliegende Gesteinspaket abglitt. Bei diesem Vorgang übertrugen sich Scherkräfte auf den Felsuntergrund und mobilisierten lokal weitere, kleinere Gesteinspakete, die an gestaffelten Klüften sich aus dem Felsverband lösten und mitgezogen wurden.
Erklärungsversuch: Die Bogenform bildet einen damaligen Spannungsgradienten in den Schichten ab, als der Felssturz sich ereignete: In der Mitte des Bogens - dort, wo er am höchsten reicht - war die Verspannung der Schichten im Gesteinsverband minimal; zu den Rändern hin nahm die Verspannung stetig zu. Bei der Loslösung der Gesteinspakete über dem Bogen wurde deshalb zentral am meisten Material aus den Schichten unmittelbar unterhalb der Gleitbahn gelöst, weil dort die Verspannung der Schichten am geringsten war, und randlich am wenigsten. Weitere Untersuchungen und Überlegungen zur Entstehung der Bogenform sind notwendig.
Eine absolute Altersdatierung des Felssturzereignisses, wie z. B. durch Mittelung von Aragonit- und Calcit-Zementationsdaten in den Sturzstromablagerungen mit.dem 36Cl-Expositionsalter auf den Felssturz-Gleitflächen, stehen noch aus.

Sonstiges
Aufnahmedatum 15.10.2005, ca. 14.30 Uhr.

Literatur:
Sanders, D., Prager, C., Ostermann, M., Kramers, J., Haas, U. (2007): Localized cementation of carbonate-lithic rockslide deposits: prerequisite to 234U/230Th proxy-dating the mass-wasting event.- Geo.Alp, 4: 32, Innsbruck-Bozen.
Von Barth, H. (1874): Aus den Nördlichen Kalkalpen: Ersteigungen und Erlebnisse. Kunst-Beilage Nr. 24: Rand-Kette des Plattacher Ferners gegen Westen und Süden. Nachdruck Bavarica Reprint, Süddeutscher Verlag, München, 1984.