Unterer Teil des Zugspitzplatts und südöstlicher Teil der Plattumrahmung

Blick von der Knorrhütte (2052m) nach Südsüdwesten über den unteren Teil des Zugspitzplatts hinüber zum südöstlichen Abschnitt der Plattumrahmung in ca. 2 km Entfernung. Markante Punkte dort sind; von links (Osten) nach rechts (Westen): Gatterlübergang (2023m), Östliche (2476m), Mittlere (2480m) und Westliche Gatterlspitze (2490m), Östliche Plattspitze (2679m). Im Bild links unten die diffuse Grenze zwischen subalpiner u. alpiner vegetationsgeografischen Höhenstufe. Im Bildhintergrund: Hohe Wand (2721m) der Mieminger Berge. ©Foto: Dr. Hubert Engelbrecht

Geografische Position Westliches Wettersteingebirge: Unterer Teil des Zugspitzplatts und südöstlicher Teil der Plattumrahmung

Alter des Geotops Faltung und Heraushebung im Tertiär; glaziale Überprägung im Quartär


Formation und geologische Ablagerungen Wettersteinkalk; Moränen, Hangschutt, Felssturzmassen, Böden mit Anteil an äolischem Staub (Quartär-Holozän)

Kriterien Seltenheit, Eigenart, wissenschaftlicher Wert, Ästhetik

Hyperlinks

Schlagworte: Wettersteinkalk, Glazio-Karstlandschaft, Moränen, Felssturz, Gatterlstörung

 

Geologische Situation
Eine geologische Übersicht betreffend das Zugspitzplatt samt Plattumrahmung ist hier gegeben. Im Bildvorder- und Mittelgrund breitet sich in der alpinen vegetationsgeografischen Höhenstufe auf flach geneigten Wettersteinkalkschichten eine verkarstende, lokal von dünnen Moränenschleiern verdeckte Rundhöckerlandschaft aus, die während des Brunntal- und Brünnlstandes ihre jüngste glaziale Überprägung erhalten hat. Am südöstlichen Rand dieses Terrains, unmittelbar nördlich der Schuttfächer unter der Felsenmauer der Plattumrahmung, lagert das Blockhaufwerk des Gatterlkopf-Plattspitzen - Felssturzes, desses Abrisszone durch die breite und markante Felslücke zwischen Westlichem Gatterlkopf und Östlicher Plattspitze markiert ist. Schichtparallele Felsausbrüche entstanden an der Basis dieser Abrisszone, als die darüber lagernden Felsmassen abzugleiten begannen und reibungsbedingt Schichtpakete aus dem Untergrund mitrissen. Die Bogenform entstand, weil beim Ablösevorgang ein elastischer Spannungsgradient im Gestein bestand; mehr dazu hier. Dieser Felssturz geschah vor mehr als 130 Jahren, da genannte Gratlücke bereits der Alpinist Hermann von Barth im Jahr 1872 skizziert hat. Eine absolute Altersdatierung dieses Massentransportereignisses steht noch aus. Auch die Fragen, ob die Sturzmassen auf Fels oder Firn/Eis abgelagert wurden und ob sie im letzteren Fall anschließend noch glazial weitertransportiert wurden, sind noch nicht geklärt. Die geschätzte mittlere Sturzhöhe von ca. 150m und erhebliche laterale Ausdehnung des in höheren Teilen flach geneigten Felssturz-Ablagerungsareals (> 1,2km) lassen vermuten, dass die Sturzmassen auf eine Firn/Eisunterlage trafen, auf der sie weiter hangab glitten.
An den Felswänden dieses Teils der Plattumrahmung lag die Schliffkehle vom südlichen Rand des Plattacher Ferners, wo wegen optimaler Schattenlage (Exposition nach Norden) intensive Frostverwitterung stattfand. Ein flacher, schuttbedeckter Schliffbord ist westlich (im Bild rechts) der Östlichen Plattspitze entwickelt. Gestaffelt angelegte Zerrüttungszonen in diesem Teil der Plattumrahmung sind intensiv und tief erodiert worden; sie sind an weit in die Felswände hinaufreichenden, z. T. firnbedeckten Schuttrinnen zu erkennen. Die markanten, zwischen den Störungen erosiv herausmodellierten, einige zehner Meter dicken Wettersteinkalkblöcke in den Felsflanken der Plattumrahmung zeigen mehrere 100 m² Fläche messende, frei exponierte, mittelsteil nach Nordnordosten geneigte Schichtoberflächen ("Plattenschüsse"), auf denen sich Mikroreliefs aus Rillen- und Rinnenkarren entwickeln konnte (mehr).
Die östliche Begrenzung dieses Teils der Plattumrahmung bildet geologisch und morphologisch die Gatterlstörung. Ihr Verlauf bedingt auch die östliche Grenze des Zugspitzplatts. Jenseits (östlich) des Gatterls erscheinen überschobene, d. h. tektonisch tiefere, aber stratigraphisch jüngere Einheiten; sie sind am Hohen Kamm auf breiter Fläche aufgeschlossen.

Sonstiges
Fotopano vom 18.07.2006.

Literatur:
- Von Barth, H. (1874): Ein Tag auf dem Plattacher Ferner. In: Aus dem Wettersteingebirge. In: Aus den Nördlichen Kalkalpen. Ersteigungen und Erlebnisse. Seiten 517-547. Kunst-Beilage 24: Rand-Kette des Plattacher Ferners gegen Westen und Süden. Bavarica Reprint 1984, Süddeutscher Verlag.
- Doposcheg, J. (1938): Abschnitt Knorrhütte-Zugspitze. In: Berge und Pflanzen (Werden und Wachsen) in der Landschaft Werdenfels. Naturkundlicher Führer. Seiten 292-303. Adam-Verlag, Garmisch.
- Hirtlreiter, G. (1992): Spät- und postglaziale Gletscherschwankungen im Wettersteingebirge und seiner Umgebung.- Münchner Geographische Abhandlungen, Reihe B; Band B 15; 153 Seiten; Geobuch-Verlag München.
- Hüttl, C. (1999): Steuerungsfaktoren und Quantifizierung der chemischen Verwitterung auf dem Zugspitzplatt (Wettersteingebirge, Deutschland).- Münchner Geographische Abhandlungen, Reihe B, Bd. 30, 171 Seiten.

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© Text: Dr. Hubert Engelbrecht, Geologe