Erster Fund von Fusuliniden-
Rotkalkgeröllen in der Monte Quoio Formation (Unterer
Verrucano der Monticiano-Roccastrada Zone, Südtoskana,
Italien).
Gesteinsdünnschliff-Mikrophotographie
einer fusuliniden Foraminifere (Oberkarbon- Unterperm) in
rekristallisierter, karbonatischer Matrix. Opak:
Eisen(III)-Oxide/ Hydroxide.
Transversalschnitt. Bildbreite/-höhe: 1,3 mm.
Allgemeines:
Die Fusulinen (U-Karbon - Trias) waren marin-benthische
Besiedler flacher, distaler Schelfareale mit bevorzugt
karbonatischer Sedimentation. Sie lebten in Symbiose mit
Kalkalgen (hier z. B. Epimastopora alpina KOCHANSKY &
HERAK 1964, Eflugelia, Anchicodium). Ihre Blütezeit war
während des Perms, wo sie vor allem im Bereich der
Paläotethys gesteinsbildend auftraten und heute wichtige
Leitfossilien stellen.
Gesteinsdünnschliff-
Mikrophotographie: Packstone mit Crinoidenfragmenten und
fusuliniden Foraminiferen (Longitudinalschnitte): Unten:
Pseudofusulina ascedens RAUSER (Oberkarbon-Unterperm);
Oben links: Ruzhenzevites/Eoparafusulina subcylindricus/a
(BENSH) (Oberkarbon).
Opak: Eisen-(III)-Oxide/ Hydroxide.
Bildbreite 6,5mm.
Die Gesteinsdünnschliff-Mikrofotographien
stammen von fossilführenden, durch Imprägnation mit
Eisen-III-Oxiden/Hydroxiden intensiv dunkelrot und
violett gefärbten Karbonatgeröllen aus polymikten
Konglomeratlagen der (?) anisischen Monte Quoio Formation
(Unterer Verrucano), die karbonatische Komponenten nur
sehr selten führen. Die Monte Quoio Formation wurde
während der Apenninischen Gebirgsbildung im Alttertiär
bis in ca. 25 km Tiefe tektonisch versenkt,
metamorphosiert (Sprossung von Mg-Fe-Carpholith in
syntektonischen Quarzmobilisaten) und anschließend
exhumiert. Wegen der niedrigen Temperaturen (300-400°C)
während der versenkungsmetamorphen Überprägung blieb
ein Teil des Fossilinhaltes der Monte Quoio Formation
relativ gut erhalten und lässt eine relative zeitliche
Einordnung dieser Formation zu.
Es fanden sich in der Monte Quoio Formation zwei
Geröllsorten, die marine Mikrofossilien aus folgenden,
sich überschneidenden Zeitabschnitten enthielten:
- aus dem Grenzbereich Karbon - Perm
(oberstes Gsel - Assel) und
- dem Unterperm i.s.l.
Gelegentliches Trockenfallen dieses
Schelfareals könnte Grund sein für die markante, durch
Imprägnation mit Eisen-(III) hervorgerufene Rotfärbung
der Gesteinsmatrix, der Komponenten, sowie des teilweise
mimetischen Ersatzes ihrer biogenen Strukturen, wie z. B.
der Septen und Kammern der Fusulinen.
Weitere Untersuchungen dazu sind im Gange.
Paläogeographische Bedeutung: Dieser Fossilfund belegt
die Existenz eines nahegelegenen offenmarinen
Schelfareals und zeigt, dass die permzeitliche
Paläotethys im zentral-westmediterranen Bereich
zumindest auch Teile des Südtoskanischen Sockels
überflutet hatte. Dies stellt die seit längerem
bestehende Hypothese kontinental - semiariden Perms
(Wüstensedimente) in diesem Ablagerungsraum in Frage.
Die Peritethys-Arbeitsgruppe des IGCP-Projektes Nr. 369
befasst sich u. a. mit der paläotektonischen
Rekonstruktion dieses Raumes.
Weiterführende:
Literatur:
Pasini, M. & Vai, G. B. (1997): Review and updating
of the Moscovian to Artinskian marine rocks in peninsular
Italy. Geodiversitas; 19: 187-191.
Engelbrecht, H. (2002): Notes on the origin and
lithostratigraphy of the Middle Triassic Verrucano-Group
in the Monticiano-Roccastrada Group (Southern Tuscany,
Italy).- Schriftenreihe der Deutschen Geologischen
Gesellschaft (Hrsg.: H. Hüssner, M. Hinderer, A. E.
Götz, R. Petschick); Heft 17: 53-54;
Hannover.
Engelbrecht, H. (1997): Zur Geologie der Zone von
Monticiano-Roccastrada (Südtoskana, Italien).-
Dissertation am IAAG der LMU München; 10 Karten, 231
Seiten, Utz-Verlag Wissenschaft, München. ISBN
3-89675-200-6.
Pasini, M. (1991): Residual evidences of Permian
carbonatic platform within the Apenninic sequences
(Italy).- Boll. Soc. Geol. It.; 110:
843-848; Roma, 1992.
Engelbrecht, H. & Klemm, D.-D. & Pasini,
M.(1989): Preliminary notes on the tectonics and
lithotypes of the "Verrucano s.l." in the
Monticiano area (Southern Tuscany, Italy) and the finding
of fusulinids within the M.te Quoio Fm.(Verrucano
Group).- Riv. Ital. Paleont. Strat.; 94/3:
361-382; Milano.
Cocozza, T., Lazzarotto, A. & Pasini, M. (1975):
Segnalazione di una fauna triassica nel conglomerato di
Monte Quoio (Verrucano del Torrente Farma - Toscana
meridionale).- Riv. Ital. Paleont.; 81/4:
425-436; Milano
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