Über die conditio humana, das Glück des Sterbens und den Gewaltverzicht

In: Lyrik und Prosa unserer Zeit, NF Bd. 28: 42-52, Karin Fischer Verlag GmbH, Aachen, 2019

Ich wage zu behaupten, dass ein Minimum an Gewalt dauerhaft notwendig ist, um leben zu können. Beispiele aus dem Alltag zeigen, wie diese befremdende Aussage gemeint ist: bei jedem Spaziergang über Wiesen- und Waldgrund werden zahlreiche Pflanzen, Insekten und Bodenlebewesen verletzt oder zerquetscht. Jede Hütte, jedes Gebäude, jedes Dorf, jede Straße, jede Stadt, jede Acker- und Weidefläche, jede Autobahn, jeder Flughafen, jedes Industrie- und Bergbauareal: durch Bauen, Roden und Schürfen werden zahllose tierische oder pflanzliche Lebewesen aus natürlichen Lebensräumen sowie Teile der Spezies Mensch gewaltsam verdrängt. Jeder Atemzug nimmt Menschen und Tieren ein Quantum Sauerstoff. Jedes Stellen eines Schalters oder Hebels auf die Position "Ein" erhöht den Verbrauch: jeder mit fossilen Brennstoffen laufende Motor trägt zur Verringerung der Ressourcen für Nachkommen und zur Beeinträchtigung des zukünftigen Klimas bei. Jeder gekaufte oder selbst erzeugte Bissen Nahrung bedingt Beschädigung oder Tod von Tieren oder Pflanzen.

Letzteres steht jedoch im Konflikt mit dem immer wiederkehrenden Bedarf nach tierischer und/oder pflanzlicher Nahrung: und wie es dann schmeckt: wenn der Hunger im Magen knurrt und rast, man Witterung aufnimmt und der Speichel zu fließen beginnt, man sich in rücksichtsloser Gier auf die Beute stürzt und ganz selbstvergessen und herzhaft reinbeißt. Selbsterhaltungstrieb, Hungerschmerz und großer Appetit machen die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass in einer solchen Situation über die moralische Problematik von Nahrungsaufnahme ernsthaft sinniert wird. Zuallererst kommt das Fressen, und dann vielleicht ein bisschen Moral, wenn alle wieder satt geworden sind. Luftdicht und steril verpackte, zubereitete Teile getöteter Tiere und geernteter Pflanzen werden möglichst ansprechend präsentiert, wandern von den Zähnen zerhackt, zermalmt und eingespeichelt in die Mägen und werden weiter verwertet. Mit den bisweilen gefährlichen, schmutzigen, ekligen, langwierigen und anstrengenden Varianten der nur durch Gewaltanwendung ermöglichten Nahrungsmittelerzeugung und -beschaffung (Jagd, Pirsch, Schießen, zur Strecke bringen, Ausweiden) samt ihren von sehr vielen Verbrauchern tolerierten, industrialisierten Formen (Einpferchen, Füttern, Selektion, Schlachten; Roden, Einzäunen, Ackern, Säen, Bestellen, Düngen, Bewässern, Ernten) muss sich wegen heutiger arbeitsteiliger Organisation der Verbraucher meist nicht mehr abmühen. Er greift nur mehr wegen seines immer wiederkehrenden Bedarfs im Discounter zu. So wird die bei der Warenherstellung erfolgte Gewaltanwendung nicht erlebt und die dem Produkt innewohnende Problematik nicht erfahren. Der Konsument hat dadurch in immer größerem Maße Gemeinsinn und moralische Werte aufgegeben, eigene Anschauung, Kenntnis, sowie Verfahrens- und Prozesskontrolle verloren und Verantwortlichkeit delegiert. Diese Art Verbrauch kann als indirekte, für den Menschen vordergründig angenehme und ihn kaum belastende Gewaltausübung bezeichnet werden: durch den Produktkauf wird weitere Nahrungsmittelerzeugung und damit Lebenszerstörung ökonomisch notwendig. Um das Ausmaß dieses Unheils so gering wie möglich zu halten, ist es gut, nur minimal zu konsumieren und weniger gut, mehr zu nehmen, weil dies anderes Leben „unnötigerweise“ verhindert, auslöscht, die Vielfalt der Lebewesen einschränkt und die eigene Lebensqualität mindert. Es ist völlig in Ordnung, Massentierhaltung zu kritisieren und nachdrücklich Eintracht und Gewaltfreiheit zwischen Mensch und Tier zu fordern. Es ist eine der größten Dauertragödien, dass so vielen Menschen das Fleisch so gut schmeckt und über dieses Problem zu wenig nachgedacht wird.
Jeder Eingriff des Menschen in belebte oder unbelebte Natur geschieht gewaltsam. Jede Erschaffung eines weiteren Lebewesens steigert den Verbrauch an Rohstoffen, die anderen Leben nicht mehr zur Verfügung stehen können. Weil wir wissen, was wir tun, ist es irritierend und verstörend, dass wegen des Selbsterhaltungstriebs eigenes Leben nur auf Kosten anderer Leben, der Besetzung ihrer Lebensräume und dem Verbrauch ihrer Ressourcen möglich ist; man wird, und das mit kaum begreifbarer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, schuld am Tod oder der Beschädigung, Verhinderung und Entwicklung anderen Lebens: man isst ja nur, weil man - ohne das gewollt haben zu können - in die Welt geschmissen wurde und, weil die ganz große Mehrheit mental so veranlagt ist, selbst unbedingt möglichst lange und möglichst gut leben möchte. Jedes Lebewesen und erst recht jeder Mensch zieht also Zeit seines Lebens eine seinem Lebensstil entsprechende, breite und tiefe Schneise des Todes und der Verdrängung anderen Lebens durch die Natur; ähnlich einem Dampfer, der durch Wellen pflügt und Wasser zur Seite schiebt. Der Vergleich wäre treffender, würde sich das verdrängte Wasser nicht mehr vereinen und die so geschaffene Form bestehen bleiben. Je mehr Verbrauch, Wohlstand und Luxus, desto mehr Tiefgang, also Zerstörung und Verdrängung im Lebensozean. Man könnte versuchen zu bilanzieren, wie viel anderes, vorzeitig getötetes Leben „notwendig“ war - „verbraucht“ wurde - für das erfüllte, so lange und so schöne eigene Leben. Dann verstünde man besser, was es eigentlich bedeutet, essen zu müssen, damit man noch ein wenig länger atmen kann. Aus der Schuld des „Essen müssens“ hilft weder Tischgebet noch Opferritus heraus; es bleibt ein unauflösbares moralisches Problem. Carmina Burana 130 „Cignus ustus cantat“ (Der gebratene Schwan singt) bringt Qual und Degradierung stellvertretend für jedes Beute- und Nutztier auf den Punkt; ebenso das im veristischen Stil gemalte Stillleben „Gerupfte Pute 1812“ von Francisco José de Goya y Lucientes. Hier prangt sie, eine der sehr problematischen Hauptkomponenten der conditio humana molto precaria et desperata jedes Menschen, derzeitiger Top-Prädator. Dieser Status ist weder erfreulich noch rühmlich, sondern nur peinlich, hässlich und demütigend. Von daher betrachtet ist es ausgeschlossen, sich eines Lebens dieser Form zu erfreuen, weil allein das eigene Leben den Tod und/oder über lange Zeit die Verhinderung und Verdrängung vieler anderer Leben bedeutet und es von dieser alterozentrierten Sichtweise her nur in bester Ordnung sein kann, wenn man am Ende eines erfüllten Lebens selbst an die Reihe kommt: es höchste Zeit geworden ist für einen Ausgleich, indem man sein Feld für anderes Leben freigibt, nachdem man sich mit der Unendlichkeit vermählt hat. Leben kommt ohne Tod nicht aus. Die beim Sterben unvermeidbaren Schmerzen und Ängste können als qualitativer, niemals aber quantitativer Ausgleich gesehen werden für all die Nachteile, die vielen anderen Lebewesen aufgezwungen wurden, damit nur dieses eine Leben so lange bestehen konnte. So ist der Tod nach erfülltem Leben interpretierbar als im Ansatz „naturgegebene Gerechtigkeit“. Wunderbar, recht und gut so. Wer behauptet, dass dem Glücklichen keine Stunde schlägt, der Tod eine unendliche Kränkung und nur ein einziges Leben zu wenig sei, der hat eben nicht lange und tief genug, sondern - schon wieder - nur an sich selbst gedacht.

Ein Alles- und Oberfresser wie der durchschnittliche Mensch kann und wird niemals die Krönung irgendeiner Schöpfung gewesen sein. Im Jahr 2014 sind in der BRD 792.071.100 Schlachtungen an Schwein, Rind, Huhn und Schaf mit einem Gesamtgewicht von 8,02 Megatonnen (MT) ausgeführt worden. Geschätzte 449,2 MT tote tierische Masse - 322 MT Fleisch und 127,2 MT Fisch - wurden im Jahr 2017 global in Schlachthöfen produziert. Das ist gigantisches sozioökonomisches Unheil, bei dem mich Panik, Zorn und Ekel zugleich überkommen. Was ist geschehen, dass statt dessen folgende Einstellung nicht zur Geltung kam: das für diese Form des Lebens notwendige, moralisch aber kaum erträgliche Dasein der Nahrungskette und das Bestehen in und mit ihr kann man nur dann aushalten, wenn höchste Selbstachtung, Empfindsamkeit und Sorgfalt die Lebensweise sowie größte Zurückhaltung, Verantwortlichkeit und Nachdenklichkeit den Konsum im Allgemeinen und das Essverhalten im Besonderen bestimmen.

Weil ich weiß, dass ich nur dann weiterleben kann, wenn ich meine Position in der Nahrungskette behaupte und anderes Leben esse, bin ich moralisch gezwungen, diese grausame Einseitigkeit zu kompensieren. In einem Teilausgleich könnte ich in letzter Konsequenz genannte Positionierung aufgeben: sollen doch Tiere der Wildnis meinen Körper zerreißen, so wie Gegenmenschen es mit meinen geäußerten Gedanken taten.

Ich halte es für trivial, dass ein rund 3,5 Milliarden Jahre währendes irdisches Dasein diverser, wohl aber ähnlich grausamer Nahrungsketten mit dem gütigen und wohlüberlegten Wirken eines weisen, sanftmütigen und friedliebenden, höheren, alle Geschehnisse steuernden Wesens unvereinbar ist. Man versuche sich vorzustellen, welche Mengen an Todesangst und Schmerz sich auf Seiten der Myriaden Beute- und Nutztiere während dieser Zeit aufsummiert haben. Diese unsägliche Normalität des Brutalen und Gnadenlosen, diese irritierende Notwendigkeit des Grausamen, diese grauenvoll-natürliche Grundvoraussetzung zum Lebendig bleiben - man euphemisiert dies als funktionierende Nahrungskette - : sie sind zutiefst enttäuschend, unästhetisch, eklig, grässlich, blutig-roh. Und hier liegt wohl der letzte Grund für die Komplementarität von Leben und Tod: letzterer schafft endlich Platz für anderes Leben; er beendet das fassungslos machende Ausgeliefertsein an die Erbärmlichkeit des Essen- und des Raffen- und des Nur-An-Sich-Selbst-Denkens; er befreit von endlos wachsender Schuld. Jeder hat nach angemessener Zeit sein Leben gehabt, und das muss genug sein; mehr geht nicht. Schluss damit. Aus. Es dennoch verlängern und den Tod überwinden wollen - "forever young", Jugendwahn, Anti-Aging-Bewegung, Kryonik - auf permanente Kosten anderer Leben ist unfair, unsittlich, maßlos, egoistisch und letztlich töricht, weil es Diversität und Entwicklungsfluss einschränkt. Es ist wunderbar und gut, dass man nach erfülltem Leben endlich sterben muss, weil anderes Leben dadurch aufblühen kann: andere, neue Leben bekommen ihre Chancen und somit die Möglichkeiten, dass sie es besser machen, wenn sie sich entfalten konnten. In diesem Sinn kann man erst in dem Moment glücklich geworden sein, nachdem die eigene Stunde geschlagen hat. Für diese Befreiung, anderes Leben nicht mehr verletzen, morden und verbrauchen zu müssen, sollten wir dem Tod und der Natur sehr dankbar sein. Ich sehe bis dato keine Möglichkeit, Leben ohne ein Minimum an notwendiger Gewaltanwendung zu führen. Verzichtet man darauf, verhindert man sich durch Selbstauslöschung: man verhungert oder man wird gefressen. Die gewaltfreie Alternative zum lebendigen Dasein kann man sich nur in der Abwesenheit alles Lebendigen vorstellen.

Leben kannibalisiert sich in den grässlichen Mahlströmen der Nahrungsketten seit Milliarden Jahren selbst, um weiterzubestehen, aber auch, um in der Auseinandersetzung mit der Natur und anderem Leben zu kooperieren, symbiotisieren, konkurrieren, sich anzupassen und sich zu entwickeln. Tröstliches und Erfreuliches, das aus dieser Global-Makabrität alles Lebendigen - diesem grotesken Skandalon eines unendlichen Gewalttanzes – hervorgegangen ist, besteht - scheinbar widersprüchlich - in Kultur, Intellekt, Ästhetik, Fairness, Empathie, Wohlfahrt, sozialen Netzwerken und friedlicher Konfliktlösung. Wegen genannter unerträglicher Instandhaltungsgegebenheiten des Lebens ist die Wahrung dieser positiven Entwicklungen unermesslich wichtig. Sie gleichen die Beeinträchtigung des Menschen wegen einer fehlenden angeborenen intraspezifischen Tötungshemmung teilweise aus. Das ständige Bewussthalten der kaum beachteten, weil verdrängten Grundvoraussetzung zum Am-Leben-Bleiben, das beständig wiederkehrende Grauen des Fressen-und-Verdrängen-Müssens anderen Lebens, stellt ein überwältigend großes Pflichtgebot dar: einen - im übertragenen Sinn - moralischen Olympus Mons: das ist ein 20 km hoher Vulkan auf dem Planeten Mars und größter bis dato bekannter Berg im Sonnensystem. Unter diesem Aspekt kann keine Rede mehr sein von einem "Geschenk des Lebens", das Weltanschauungen lobpreisen. Wie wenig an genannte Grundvoraussetzung gedacht wird, zeigen die hohen Stellenwerte von Materialismus, Egoismus, Individualismus, vom Denken an das Beseitigen der Konkurrenz und dem rücksichtslosen Alt-Werden-Wollen auf Kosten Schwächerer, Jüngerer und Zukünftiger. Auch der Begriff Friede erscheint hier absurd: es kann auch nach erfülltem Leben keinen geben, weil dafür anderes Leben über viele Jahrzehnte getötet und verdrängt worden ist. Es erstaunt und überrascht positiv, dass Friede dennoch gedacht werden kann und manchmal auch angestrebt wird, wenn für alle wieder genug Platz, Energieträger und Essen da sind.

Zum Leben darf der Natur nur ein Minimum entnommen werden; die oberste Regel lautet: so wenig verletzen wie möglich. Der Mensch hat sich aber hiervon immer weiter entfernt: im Gedankenexperiment könnte man versuchen zu berechnen, wie viele Sklaven virtuell notwendig wären für die derzeit geleistete Globalarbeit zum Antrieb aller Maschinen und um welchen Betrag sich die Weltbevölkerungszahl erhöhen würde. Eine einfache Rechnung zeigt, dass hierzu pro Weltbürger durchschnittlich 200 Arbeitssklaven hinzu kämen. Das ist ein weder sinnvoller noch nachhaltiger Zustand.

Denken und gedacht werden, leben und gelebt werden, besprechen und besprochen werden, planen und verplant werden, bezwecken und verzweckt werden, verdrängen und verdrängt werden, beschließen und beschlossen werden, verbrauchen und benutzt werden, verbrennen und verascht werden, töten und ermordet werden, essen und gefressen werden: seitdem es den Menschen gibt, übt er wegen seiner angeborenen Gewaltkonstanten, seinen Grundbedürfnissen sowie den inzwischen weit darüber hinaus gehenden Ansprüchen und Begehrlichkeiten Gewalt sowohl gegen die belebte als auch gegen die unbelebte Natur aus und toleriert großzügig die dadurch verursachten Veränderungen. Ein kleiner Teil seines Gewaltgebarens ist in zivilisierten und maßvollen Formen der Fortpflanzung, des Jagens nach, des Sammelns und Erzeugens von Nahrung in der Tier- und Pflanzenwelt, des Suchens und Hervorholens von Rohstoffen aus der Erde, der Schaffung von Bauten, Verbindungswegen, Transport- und Kommunikationsmitteln sowie des Erwerbs von neuem Wissen, technischen Fähigkeiten und Gütern notwendig, um Dasein zu ermöglichen, Leid zu mindern und für alle Leben erträglicher zu gestalten; dazu zählen auch die kanalisierten und domestizierten, z. T. auch ritualisierten Formen von Krafterprobung und Grenzerfahrungen zur Förderung von Selbstdisziplin, gesundem Durchsetzungsvermögen und Ausdauer. Prinzipiell wird jedoch vorausgesetzt, dass bei diesen Formen der Gewaltanwendung und impliziten Veränderungen gewährleistet sein muss, dass der Mensch keinem seiner Mitmenschen und Nachkommen weder direkt noch indirekt, weder kurz- noch langfristig schadet.

Aber der ganz große verbleibende Teil seines Gewaltgebarens, der in mimetischer Rivalität, in seinen Verführ- und Manipulierfähigkeiten, in seinen archaischen Macht-, Gier- und Vorteilnahmeimpulsen, aber auch in den grandiosen Banalitäten seiner Maßlosigkeit, Gleichgültigkeit, Trägheit, Bequemlichkeit, Gewöhnungsfähigkeit, Unersättlichkeit und seines Nihilismus gründet und was ihn seit vielen Jahrtausenden in Dauerkonflikt mit seinesgleichen und der Natur gebracht hat, ist nicht notwendig und deshalb verwerflich. Er wird seine Situation nur dann bessern, wenn er sich in eine Richtung entwickelt hat, in der er von verwerflicher Gewalt lassen kann und so ein vernünftiges und dauerhaft positives Verhältnis zu seinen Mitmenschen und der Natur hergestellt hat. Da tatsächlich keine vernünftige Alternative zum konflikt- und gewaltminimierten Dasein des Menschen denkbar ist, fordere ich zu generalisierter Hygiene auf: in Form eines grundlegenden, von allen verinnerlichten Werte- und Kulturwandels, der dahin wirken muss, dass die Menschheit sich selbst weniger Schmerz zufügt und sie die Natur und damit sich selbst weniger beeinträchtigt. Das könnte wie folgt geschehen: aus der nur durch Nachdenken erschlossenen maximalen Wertschätzung des Menschseins, abgeleitet aus dem Begreifen, Annehmen, Verinnerlichen und ständigen Bewussthalten seiner individuellen Singularität, der Besonderheit seiner Art wegen ihrer über Jahrmilliarden gehenden Entwicklungsgeschichte, seiner Verletzbarkeit, Fragilität und seiner grenzenlosen Verlassenheit, kann nichts anderes erwachsen als eine unüberwindbare gedankliche Barriere bzw. Hemmung, verwerfliche Gewalt zu praktizieren; und der Wunsch, jedes Dasein so friedlich, freundlich, angenehm, fair und schön zu gestalten wie irgend möglich. Diese Einstellung wird die Menschheit dahingehend unterstützen, dass ihr freier Gesamtwille und ihre Gesamtvernunft ausreichen, dem Sog des bestehenden sozioökonomischen Determinismus zu widerstehen, der nur zu noch mehr Gewalt führen würde.

© Hubert Engelbrecht