Streitschrift
Auf
zum ewigen Frieden und zu optimierter Global-Fairness:
gegen den Kollektiv-Meltdown der Vernunft, gegen das
gezielte Erzeugen von Dummheit,
gegen verwerfliche Gewalt, Extremismus und negative
Irrationalität
omnis obstat Cruci
Romanae
Musikalischer
Auftakt:
"Spiel mir das Lied vom Tod"
- Once upon a time in the West (Ennio Morricone 1968) -
Die ersten Takte der zart, aber stringent geführten,
melancholisch-einsamen Melodie der Mundharmonika spiegelt
die im vorletzten Absatz des Textes dargestellte
grenzenlose
und ultraeiskalte Verlassenheit eines jeden Menschen
Vorwort
Ohne dies jemals so
gewollt zu haben, bekam ich während meiner langjährigen
Laufbahn an einer Bildungsanstalt für Jugendliche
praxisnah in Serie Kompakt- und Intensivkurse in Sachen
Macht und Gewalt verpasst (jede Menge "negative
learning") und durfte kurz vor dem Abgang beim
selben Instruktor in einem Abschlußkurs diese wenig
erfreulichen Themen in Aufsätzen - wie z. B. in der
Erörterung von B. Brechts "Geschichten vom Herrn
Keuner: Maßnahmen gegen die Gewalt" - theoretisch
abhandeln, die der Lernzielkontrolle wegen ausführlich
diskutiert und dann beurteilt wurden; dieser Instruktor
schaffte es sogar, den Begriff Vernichtung zu steigern:
er sprach dann von Zernichtung; noch heute sehe ich dabei
seine Mimik und höre, wie er dabei seine Stimme hob und
diesen Begriff extra betonte. Ähnlich negativ veranlagte
Kollegen ließen in der Oberstufe unerfreuliche
Problemliteratur wie "L`Etranger" von Albert
Camus sowie "The cask of Amontillado",
"The fall of the House of Usher" und "The
pit and the pendulum" von Edgar Allen Poe lesen und
erörtern. Theorie und Praxis haben sich, so könnte man
spotten, prima ergänzt. Da ich zu diesen Themen auch
persönliche Gedanken und Meinungen äusserte, bin ich
ganz nebenbei von den Instruktoren auch noch ausgeforscht
worden (man nennt das auch "cold reading"), in
wieweit ich über die ungerechte und unfaire, damals aber
gängige Alltags-Gewalt-Praxis reflektieren konnte.
Freilich sind Fortgeschritten- und Expertenkurse dieser
Art an den Universitätsfakultäten, die ich besucht
habe, weitergeführt worden. Neben vielen anderen sind
auch diese sonderbaren, problematischen und
aufgezwungenen, z. T. auch aussergewöhnlichen, m. E.
aber vollkommen unnötigen, weil überflüssigen
Gewalt-Erfahrungen Ursache für die nachfolgenden Zeilen,
in denen sie dargestellt, analysiert und in positive
Ideen und konstruktive Vorschläge transferiert werden.
So stelle ich gleich zu Beginn den von Immanuel Kant
geäusserten gröblichen Spruch zur Debatte: "Wer
sich zum Wurm macht, braucht nicht zu klagen, wenn er
getreten wird." Meine schlichte Erwiderung
dazu: was sind denn das für Leute, die es nötig haben,
auf Würmern herumzutrampeln? Wer bringt es fertig,
wehrlos Gewordene zu mißhandeln und am Morgen danach so
in den Spiegel zu blicken, als sei nichts gewesen?
Wiederaufbau statt Totalzerstörung wäre doch viel
klüger. Kein Wunder, dass man zur Seite gedrängt und
übergangen wird, wenn man anderen der Höflichkeit wegen
Platz macht. Dazu: des "Esels" Verhängnis ist
seine Gutmütigkeit und sein Langmut. Deswegen werden
Menschen mit diesen Eingenschaften geschunden,
mißhandelt, ausgenutzt; sie gelten als dumm, werden
nicht ernst genommen und dürfen nichts gelten, obwohl
sie die Arbeit machen. Gesellschaftliche Verhältnisse
dieser Art signalisieren Toleranz ohne Augenmaß,
mangelnden Willen zur Durchsetzung des Humanitären,
Geltung des "Naturrechts des Stärkeren" und
die Herrschaft der Gewalt.
Ich schreibe im folgenden einfach "frei von der
Leber weg": genauso, wie Marion Gräfin Dönhoff
Authentizität definierte: "... Echt sein, sich
nicht vom Zeitgeist oder den Werbeagenturen stilisieren
lassen, keine Konzessionen an Publikum, Mode oder
Karriere machen, ohne Furcht sein, eigenen Maßstäben
und Intuitionen folgen...." Wie der Russische
Rocksänger und Komponist Jurij Schewtschuk es
ausdrückt: "Seid keine CD-Rohlinge, auf die
andere ihre Programme abladen" (DER SPIEGEL 10:
94-97 vom 05.03.2012). Oder entsprechend dem russischen
Veteranen Wladimir Stepanow in Nowosibirsk, der das
putinsche System und seine Propaganda ablehnt und die
"Spezialoperation" in der Ukraine für sinnlos
hält (SZ 106:07 vom 09.05.2023). Frei nach B. Brecht und
I. Kertész sage ich es so: "Lasst keinen
Globalstall entstehen, in dem schicksallose Schafe ihre
Metzger selbst wählen!". Die steigende Verbreitung
der VR-Brille in der Unterhaltungsmedienwelt bereitet mir
Kopfzerbrechen und Sorgen: Ihr Wirken ist definitiv
totalitär, weil sie alle visuellen und akustischen
Signale aus dem physischen Jetzt vollständig ausblendet,
als sei man vorübergehend künstlich blind und taub.
Immersion in die VR ist fast ins absolute Extremum
gesteigertes, Intensiv-Fernsehen. Der erfolgreiche Einzug
der VR-Brille in die industrielle Massenproduktion zwecks
Entertainment beruht m. E. auf menschlichen
Anfälligkeiten, die auch zur Entstehung des 3. Reiches
beitrugen: z. B. Manipulierbarkeit, Verblendbarkeit,
Konformitätsdruck, Gewöhnung und Leichtfertigkeit. AH
und Göbbels wären von einer solchen Erfindung
begeistert gewesen.
Die Quelle der Blötheid findet man dann und nur dann,
wenn man unbeirrt gegen den Strom schwimmt. Dumme Leute
ignorieren Fakten und verstehen sich nie als Teil einer
Gemeinschaft. Sie priorisieren ihre eigene Position und
ignorieren alles andere: eigene Belange sind für sie das
Wichtigste. So kommt es, dass wegen nicht nachhaltiger,
scheinbarer Vorteile nur für sie selbst sie langfristige
Nachteile für alle ignorierend in Kauf nehmen; viele
Straftaten kommen auf diese Art zustande; Dummheit kann
man nahe dem Bösen verorten. Es ist zwecklos, mit dummen
Leuten dialogisieren zu wollen, weil sie auf ihren
eigenen, alternativen Fakten bestehen, nie an ihren
Einstellungen zweifeln und nicht zuhören können/wollen.
Sie stellen sich selbst nie in Frage, sind für nichts
verantwortlich und an nichts schuld. Sie verwechseln
Erkenntnis mit Intuition. Dummheit ist
intelligenzunabhängig und ein stets vorhandenes Faktum
(H. Kastner in SZ 269:60 vom 20./21.11.2021). "Flood
the zone (the system) with shit!" (Stephen
Kevin Bannon): Die Flut
zerstörerischer Desinformation verhindert
Realitätskonsens; so kommen keine richtigen
Entscheidungen und kein vorausschauendes Handeln mehr
zustande. Kompetente Gatekeeper-Instanzen in Wissenschaft
und seriösen Medien, mehr Ringen um Wahrheit und
Gewissheit im öffentlichen Raum und anstelle
unverantwortlicher Toleranz für mehr Streit und
Konfrontation: das sind die notwendigen Maßnahmen gegen
überhandnehmenden disruptiven Trumpismus (DER SPIEGEL
03: 50-51 vom 15.01.2022).
Freilich sind Mitläufertum und Rudeldenken im Schwarm
viel bequemer als autonomes Handeln in Verbindung mit
unbeeinflußtem und selbständigem Denken, weil man
meistens ganz alleine dasteht mit seiner Meinung bzw.
Lebensweise und man Angst bekommt vor einer erdrückend
großen Mehrheit (DIE ZEIT 10: 40 vom 28.02.2013; DER
SPIEGEL 11: 58-65 vom 11.03.2013). Lieber denken als
denken lassen. Ich garantiere im folgenden für 100%
politische und akademische Unkorrektheit ad infinitum et
exitum. Schreiben muß dunkler und tiefer sein als das
Leben (Phillip Roth).
Ein weiterer essentieller Punkt ist die Weitergabe
elementarer Erfahrungen, damit diese von jüngeren
Generationen nicht immer wieder erneut gemacht werden
müssen und so Entwicklungsstillstand überwunden wird.
Dies betrifft selbstverständlich vermeidbare
Katastrophen wie Krieg, Brände, Seuchen, Hungersnöte,
etc.. Je vollständiger dieser Transfer erfolgt, desto
besser gelingen Fortschritt und Entwicklung einer
Gemeinschaft in grundlegenden Angelegenheiten. Dem
entgegen steht jedoch die Begrenztheit, Erlebtes
auszudrücken: dieses einem Gegenüber vollständig in
Sprache, Text, Ton- oder Bilderfolgen verständlich zu
machen. Weiter: Der Komplexitätsgrad, der Umfang und die
Bedeutung des Erlebten; sowie die Erfassbarkeit des
Erlebten in seiner Gesamtheit und die unvermeidbar
subjektive Einfärbung dessen bei der Wiedergabe. Das
deuten Redewendungen wie "unbeschreiblich",
"unsäglich", "das kann man nicht
erzählen" oder "jede Vorstellung
übersteigend" an. Beispiel: Adam Kozlowiecky schrieb 1940 in seinem
KZ-Lagertagebuch "Not und Bedrängnis" (2016)
über Hunger: "Wer das nicht selbst durchgemacht
hat, wird das nie verstehen .... Trauriger war, dass
einige von denen, die das selbst durchgemacht hatten,
später so manchen Hungrigen leider nicht mehr
verstanden." Damit beschreibt und bedauert er
die Begrenztheit der/seiner sprachlichen
Ausdrucksfähigkeit, wahrgenommene Signale wegen eines
körperlichen Zustandes so in Worte zu fassen, dass das
derart Beschriebene mit dem Erlebten vollkommen
übereinstimmt und das Geäusserte von
Lesern/Angesprochenen so verstanden und verinnerlicht
werden kann, als hätten sie diese Erfahrung selbst
gemacht. Weiter beschreibt er die Flüchtigkeit von
selbst Erlebtem: die fehlende Verankerung im bewussten
Langzeitgedächtnis. So stehen Personen, die selbst
Erlebtes vergessen oder ins unbewusste Traumagedächtnis
verdrängt haben, andere Personen verständnislos
gegenüber, die eine ganz ähnliche Erfahrung wie sie
selbst gemacht haben (z. B. Mangelernährung bei schwerer
körperlicher Arbeit). So verhindern einerseits
Sprach-/Ausdruckslosigkeit und andererseits
Verständnislosigkeit das Lernen aus Fremderfahrungen,
ihr Begreifen und Verinnerlichen.
Der Physiker und Schriftsteller Georg Christoph
Lichtenberg erkannte das Hauptproblem in der fatalen,
spezifisch menschlichen Kombination grenzenloser
Gleichgültigkeit mit grenzenloser Heuchelei. Ganz
richtig deshalb das Statement des Schriftstellers Imre
Kertész: "Das Leben ist ein Kunstwerk. Man muss es
aufbauen." Anlass für die nachfolgenden Zeilen war
mein Gesamteindruck bei meiner Teilnahme am
Dokumentarfilm "Menschliches Versagen" (2008)
und die sich daran anschließende Katastrophe seiner
un-/widerwilligen Rezeption in der Öffentlichkeit und
seiner Unterdrückung. Es ging darin um die
problematische Tatsache straffreien Auslebens und
hemmungslosen Profitierens von verschiedenen Varianten
verwerflicher Gewaltanwendung in einem der größten
Unrechtssysteme aller Zeiten. Die Zeilen entstanden auch
deshalb, weil es sinnvoll ist, den Ausspruch von JFK
umzusetzen: "Frag nicht, was Dein Land für Dich tun
kann, sondern was Du für Dein Land tun kannst." Ein
weiterer Punkt ist, dass für mich der Satz "Wer
ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein" aus
Gründen der Vernunft und der Verhältnismäßigkeit
keine Bedeutung hat; freilich sage ich meine Meinung auch
dann, wenn ich Fehler gemacht habe; denn wer nichts sagt,
wenn es nötig gewesen wäre, der macht den größten
Fehler. Sprichwort: "wenn Du keine Fehler gemacht
hast, dann hast Du es nie richtig versucht." Wegen
der bedauerlicherweise essentiellen gesellschaftlichen
Bedeutung des Themas "Gewalt" halte ich es für
meine sittliche Pflicht, als Naturwissenschaftler mich
nach gründlicher geistiger Auseinandersetzung dazu
konkret zu äussern; im Gegensatz zu den vielen vielen
anderen - der erdrückenden schweigenden Mehrheit - , die
der Feigheit, des Opportunismus und der Karriere wegen
dazu öffentlich gar nichts sagen. Selbstverständlich
sehe ich in der Arbeitswelt aber auch die
flächendeckende Knebelung der Meinungsfreiheit durch
viele autoritäre, intolerante Vorgesetzte, Arbeitgeber
und Kapitalanleger ("Wer zahlt, schafft an!",
"Wer das Geld gibt, bestimmt die Regeln!"
(seltsam: beides betrifft den Steuerzahler freilich
nicht), "Wea was sagt oda aufmuckt, fliagt hochkant
naus!") (SZ 205: 59 vom 05.-06.09.2020) und dem sich
daraus ergebenden erniedrigenden Zwang zur Konformität:
"Wess Brot ich ess, des Lied ich sing!".
Nach einer repräsentativen Umfrage des
Allensbachinstituts sagen nur 45% aller Deutschen frei
ihre Meinung heraus (DIE ZEIT 26: 09 vom 24.06.2021). Es
ist gut so, dass ich unabhängig geblieben bin, wenig zu
verlieren habe und deshalb meine Meinung frei heraus
allen mitteilen kann, auch wenn das vielen nicht passt;
lieber bettelarm und prekär als unfrei, gedemütigt,
konform, erniedrigt und abhängig: "Nie mit der
Macht im Bunde sein!" (Theodor Lessing). "Leben
in der Wahrheit" (Václav Havel), was denn
sonst. "Wahr sein, ganz wahr. Nur daraus
fließen Lehren" (Bertha von Suttner). "Mit
der Wahrheit helfen" (Romano Guardini). "Sag
die Wahrheit, auch wenn Deine Stimme zittert" (Daphne
Caruana Galizia). "Nutze
das Leben als Chance, um von der Dunkelheit ans Licht zu
gelangen" (Gundula Schulze Eldowy). Ich wittere
großes Unheil, wenn in einem Land die Mehrheit dabei
zugesehen hat, wie mittels Hetze, Lügen, kruden
Verschwörungstheorien und autoritärem Twitter-Gebrüll
die Werte von Wahrheit und Anstand zu unbrauchbarem
Unkraut degradiert werden konnten (SZ 294: 03 vom
20.12.2019). Sogenannte alternative Fakten - fake news -
und Desinformation zersetzen Vernunft, Wissenschaft und
kritisches Denken. Dazu kommt nach Ansicht von Karamba
Diaby: "Die verunsicherte Gesellschaft ist
gespalten und den Menschen fehlt der Zusammenhalt"
(DIE ZEIT 28: 18 vom 02.07.2020). Desinformation,
Lügenbomben, Hetze, Propaganda und Volksverdummung
dürfen nicht als - mißbrauchte - Meinungsfreiheit
durchgehen.
Unerträglich für mich die uralte Erkenntnis, dass man
ohne Verbrechen nicht zur Macht kommt (Regisseur Peter
Stein in DER SPIEGEL 16: 126-130 vom 11.04.2015). So
bereitet mir der immer wiederkehrende Gedanke "Wer
werde ich einst gewesen sein?" keine großen
Sorgen.
Freilich stelle ich mich der großen Verantwortung, die
jeder Wissenschaftler hat; die z. B. von den Göttinger
Sieben am 18.11.1837 wegen der Unzumutbarkeit staatlicher
Willkür und von den Göttinger Achtzehn am 13.04.1957
wegen der Gefahr des atomaren overkills - vom
Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt im Drama "Die
Physiker" (1962) bestens thematisiert - wahrgenommen
wurde. Vorbildlich das couragierte Schreiben aus dem Jahr
1945 von Prof. Dr. Lise Meitner an den Nobelpreisträger
Otto Hahn - der es leider auch in die päpstliche
Akademie der Wissenschaften geschafft hat - , in dem sie
ihm unfrisiert die Leviten liest: er trage ganz gewiss
Mitschuld an den Gräueln des Zweiten Weltkrieges wegen
Passivität, Unfairness und Opportunismus (In: Bollmann,
S. 2008: Frauenbriefe aus fünf Jahrhunderten. Seiten
133-134. E. Sandmann Verlag, München): hier ist es, was
Stefan Zweig wie folgt benannte: "was wir
brauchen, ist eine ganz andere Art von Mut.".
"Wahre Worte sind nicht angenehm und angenehme
Worte sind nicht wahr" (Lao Tse). Auch die
Nobelpreisträger A. Einstein, R. Willstätter, H.
Wieland, C. von Ossietzky, T. Mann, Linus Pauling und die
Künstler P. Picasso, J. Beuys und K. Haring, die Musiker
Béla Bartók und Gabriela Montero, der Physiker Ricardo
Galvão sowie der Schriftsteller und Journalist Kurt
Tucholsky zeigten mit ihren Lebenswegen klar auf, wie
essentiell wichtig es ist, als Person des öffentlichen
Interesses zur rechten Zeit Zivilcourage zu zeigen, wenn
es um den Erhalt von Humanität, Natur, Vernunft, Moral
und Fairness geht; das ist Protest von Vertretern
aufgeklärter offener Kultur gegen Restriktion und
Degradation: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer
nicht kämpft, hat schon verloren" (Zeitzeuge
und Holocaust-Überlebender Max Mannheimer, Rosa
Luxemburg zitierend). Die Israelitin Stav Shaffir lebt
diesen Kampf um mehr Gerechtigkeit authentisch vor (ZEIT
MAGAZIN 21: 54 vom 16.05.2013). Uri Avneri: "Man
tut, was man tun muss, denn man hat Haltung".
Albert Camus sagte es im übertragenen Sinne so: "ein
Kulturschaffender kann sich nie den Tragödien seiner
Zeit entziehen; seine einzige Rechtfertigung ist die,
soweit er dazu nur fähig ist, für jene zu sprechen, die
es nicht können" (DER SPIEGEL 45: 150-152 vom
04.11.2013). Dazu: "Tue Deinen Mund auf für die
Stummen und für die Sache aller, die verlassen
sind." (Salomo, Sprüche 331.8). Es kann wenig
beruhigen, dass es nur sporadiasch Individuen gibt, die
aus diesem Holz geschnitzt sind (z. B. "Rebellen -
Visionäre - Demokraten", Edition Bayern, Hrsg.:
Haus der bayerischen Geschichte, Pustet Verlag 2013; die
unerträglichen Seiten über FJS schließe ich hiervon
selbstverständlich und ausdrücklich aus).
Meiner Meinung nach taugen Politiker, Lobbyisten,
Wissenschaftler, Techniker sowie Kunst- und
Kulturschaffende ohne positive Einstellung zu Leben,
Fairness und Moral wenig; zudem halte ich solche Leute
wegen ihrer Indifferenz sowie schwarzen, weil negativen
Intelligenz und Kreativität für gefährlich. Cody
Wilson und seine grauenhafte Erfindung, die aus dem
3D-Drucker gefertigte Kunststoffpistole für alle, ist
hierfür ein treffendes, trauriges Beispiel (DER SPIEGEL
23: 54-58 vom 03.06.2013, SZ 178: 4, 4.-5.08.2018).
Leider gibt es nur wenige eingeschriebene Gesellschaften
(wie z. B. die Pugwash-Bewegung), die sich mit dem
großen Themenkomplex "Gesellschaft, negative
Aggression, Wissenschaft, Technik, Fortschritt,
Ökonomie, Ökologie, Moral, Globalfairness &
Verantwortung" befassen. Es geht um erträgliches,
schmerzminimiertes Leben für jede Person in einer Welt
mit begrenzten Ressourcen: in ihr kann keine ihrer Anzahl
nach gleichbleibende und erst recht keine grenzenlos
wachsende Weltbevölkerung betreffend die
Dauer-Verfügbarkeit von Ressourcen konfliktfrei und
damit gewaltminimiert leben, weil in beiden Fällen die
stets begrenzt vorhandenen naturgegebenen Konzentrate im
Laufe der Zeit zur Neige gehen und die Konflikte um diese
dann eskalieren. Keiner weiß, wie im Jahr 2050 ca. 10
Milliarden Personen satt werden sollen; alle ahnen, was
im nächsten Jahrhundert geschehen sein wird, wenn bei
weiter ungebremsten Treibhausgasemissionen der Mensch
Klimazonen erschaffen hat, an die er sich selbst nicht
anpassen kann. So muss auch möglichst bald ein Weg
gefunden werden, damit Produktion, Produkte und
Dienstleistungen so gestaltet werden, dass ihre
Schädigungs- und Gefährdungspotentiale betreffend
Arbeiter, Verbraucher und Umwelt immer weiter reduziert
werden. Alle Systeme, etablierten Vorgänge und
Organisationen müssen regelmäßig neutrale Ökologie-,
Humanitäts-, Fairness-, Mitsprache- und
Demokratieverträglichkeitsprüfungen durchlaufen, wie z.
B. der Kapitalismus, das Prinzip der Arbeitsteilung und
eine im Text weiter unten genannte weltanschauliche
Einrichtung. Qualität und Durchsetzungsvermögen von
Demokratie und Rechtssprechung sinken, je mehr Kapital
sich im Umlauf befindet, je ungleicher es verteilt ist
und je stärker die Vertreter und Lobbies der Reichen
durch unfaire Blockadehaltungen in politischen Gremien
versuchen, die Millionäre und Milliardäre vor
Steuerabgaben, Machtverlust und der Justiz zu schützen
(DER SPIEGEL 33: 75-76 vom 12.08.2013). Der Dieselskandal
2017/18 in der BRD ist hierfür ein passendes Beispiel;
die meisten Betrüger werden nicht eingesperrt, weil sie
- wie damals in Absolutismus - über dem Gesetz stehen.
"Quod licet Iovi, non est licet tibi bovi". Ein
weiteres Problem ist die Arbeitsteilung. Sie senkt die
Hemmschwelle zum Mitmachen, mindert Schuldgefühle und
dissipiert Verantwortung; wegen dieser fatalen Konsequenz
wurde das Vernichtungslager Auschwitz erst effizient (DER
SPIEGEL 35: 28-40 vom 25.08.2014) und konnte das
Manhattenprojekt mit zweifach durchschlagendem
"Erfolg" beendet werden.
Echte und ehrliche Demokraten entwirren erfolgreich jeden
gordischen Knoten; echte Diktatoren kürzen die mühsame
Prozedur ab und durchschlagen ihn gewaltsam mit einem
Schwerthieb. Echte Demokratie ist anstrengend und komplex
und bedeutet geduldiges Dialogisieren, Fairness,
Transparenz, Neutralität, Teilen, Teilhaben lassen und
die Wahrung der Gleichheit aller vor dem Gesetz. In
echten Diktaturen brauchen sich Entscheidungsträger
diesbezüglich viel weniger Mühe zu geben, weshalb diese
Staatsform dauerhaft verführerisch attraktiv bleibt: man
unterdrückt durch Terror, Kontrolle und Rechtsbeugung,
bereichert sich durch korrupte Geschäfte, lässt andere
für sich arbeiten und lebt den Herrenmenschen frei aus.
Mit diesen autoritären Staatsformen eng verbundene
einfache Welterklärungen werden leider immer
attraktiver, weil die Welt des Zusammenlebens immer
komplexer und damit anstrengender wird; das ist ein
zusätzliches großes Problem, weil sehr vielen Menschen
das Durchdenken komplexer Zusammenhänge zu mühsam ist,
sie diese deshalb ignorieren oder sich ins Autoritäre
oder ins Unpolitische flüchten (ZEIT MAGAZIN Nr. 1:
16-29 vom 30.12.2014).
Freilich stehe ich zu meinem politisch völlig
unkorrekten Verhalten weitab vom unpolitischen mainstream
in der sogenannten "Konsensgesellschaft". Denn
wenn so viel danebengegangen und Dasein absichtlich so
gefährlich und riskant gemacht worden ist, dann kann man
gerade als Wissenschaftler nicht mehr arrogant im
Elfenbeinturm thronen, sein akademisches Steckenpferdchen
reiten und seelenruhig dabei zusehen, wie sich draussen
ein Zeitfenster nach dem anderen irreversibel schließt:
ein Beispiel ist der universitäre
Sonderforschungsbereich "Wissensspeicher des
Mittelalters / der Frühen Neuzeit", in dem den sich
wandelnden Techniken und Formen der Wissenserschließung,
-aufbereitung, -archivierung und -vermittlung zwischen
1500-1800 nachgegangen wird; sicher ein kreuzbraves,
hochgelehrtes und besonders löbliches, aber in weiten
Teilen schon längst abgegrastes Unterfangen, das zudem
die aktuellen Probleme garantiert nicht bessern kann und
der Zaungast sich verwundert am Kopf kratzt und sich
fragt, ob es nicht wichtigeres zu forschen gäbe als
mittelalterlich-frühneuzeitliche
Gelehrsamkeitsgeschichte, eine für den Steuerzahler nur
teure und derzeit weitgehend nutzlose "Insel der
Glückseligen". In solchen speziellen Bereichen
("Orchideenfächer") darf m. E. nur dann
geforscht werden, wenn ansonsten die meisten großen
Probleme dauerhaft gelöst sind. Denn die Probleme
können solche Ausmaße annehmen, Aufmerksamkeit
absorbieren und Geld aufzehren, dass kein
Wissenschaftsbetrieb mehr möglich ist (wir brauchen die
Sicherheitsgarantie eines vernünftigen
Wissenschaftsbetriebes). Jeder dieser vom Boden der
Wirklichkeit abgehobenen Gelehrten in ihren bequemen
Elfenbeintürmen, in denen sie nur Luxuswissen schaffen,
sollte eine nicht verhandelbare Verpflichtung auferlegt
bekommen, einen Teil seiner/ihrer Kräfte auch für die
Besserung aktueller Probleme verwenden zu müssen. Ganz
bewusst schreibe ich in diversen Abschnitten
notwendigerweise polemisch, "in der Sprache des
Feuers": cum ira et studio (mit Zorn und Eifer).
Betreffend die Mißbilligung von "Enthüllern aus
eigenem Recht" - Selbstjustiziare - , ihrer
"publizistischen Selbstermächtigung" und dem
Ruf nach einer neuen Medienethik (B. Pörksen in SZ 296:
2 vom 22./23.12.2012): wegen des Versagens der meisten
Medien bei der publizistischen Ächtung verwerflicher
Gewalt und Eindämmung medialer Gewalt erachte ich die
Vorwürfe hier als unzutreffend. Diese Seite ist auch
keine Entsprechung der "Münkler-Watch": also
keine Entrüstungs- oder Hetzseite, die vergiften und
manipulieren möchte (SZ 116: 10 vom 22.05.2015). Alle
folgenden Vorwürfe sind begründet; was denn sonst. Ich
gebe mittels des Mediums Internet unterdrückten Themen
mehr Raum, sobald man den
Kreativitätsvernichtungsmühlen des Alltags entkommen
und sich die eigene Gedankenwelt wieder frei entwickeln
konnte. Freilich stehe ich auch zu all den Felern und
Wiedersprüchen, die in all den Zeilen zu lesen sind, die
mir gerne angekreidet und vorgeworfen werden können; sie
entstanden auch deshalb, weil ein Naturwissenschaftler
sich auf geisteswissenschaftliches -
soziologisch-politisch-philosophisches - Terrain wagte
und anfing, seinen Inneren Monolog samt all seinen
Widersprüchlichkeiten und Verworrenheiten als Entwurf
eines geistigen Testaments öffentlich schriftlich
kundzutun. Je mehr man äussert, desto angreifbarer macht
man sich - kann schon sein, ist schon recht; ist mir aber
egal. Dann zerreißt doch meine Gedanken wie später
wilde Tiere meinen Körper. Die Musikerin Gabriela
Montero bringt in ihrer Interpretation "Ex
Patria" Opus 1 die politisch und gesellschaftlich
desolate Situation ihres Heimatlandes Venezuela auf ihre
persönliche Art zum Ausdruck; sie transzendiert damit
ihr Leid, ihre Wut und ihre Ängste. Ich selbst versuche
dies einige Stufen tiefer: ich habe halt nicht mehr als
meine begrenzte sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Angst
macht die Augen groß (Herta Müller 2012), den Blick
weit und spornt das Verstehenwollen an. Schmerz und
Einsamkeit schärfen den Blick auf die Gesellschaft, die
einen umgibt. Ich schreibe auch, weil ich seit Jahren
immer wieder in große Sorge gerate und Unbehagen spüre,
sobald ich das Weltgeschehen betrachte und es zu
verstehen versuche: es war bestimmt nicht mein Wille,
dass der Staat immer mehr Schulden - 11.07. 2018 waren es
ca. 2,038 Billionen (1012) Euro -
anhäufen soll (durchschnittlich also 23000
Schulden pro Kopf); es war bestimmt nicht mein Einfluß,
der Wirtschafts- und Staatssysteme auf den Plan rief, die
langzeitbeständige Millionenheere verzweifelter
Arbeitsloser und frustrierter Billigstjobber haben
entstehen lassen; es war ganz und gar nicht mein
Einfluß, der die Weltbevölkerung auf
7,942 Milliarden (Dezember 2021) Individuen - pfui,
wie gefährlich, dreckig, eklig und unzivilisiert! - hat
anwachsen lassen, die sich immer öfter um noch
vorhandene Ressourcen prügeln werden (humanitäre
Organisationen beklagten 2014, dass wegen einer Vielzahl
kriegerischer Auseinandersetzungen sie ihre Hilfs- und
Versorgungsmaßnahmen für hungernde Bevölkerungsteile
in vielen Fällen nicht ausführen können; Mitte 2019
wurden nach UNHCR-Report 70 Millionen Flüchtlinge
gezählt (mehr als doppelt so viele wie zwischen 1939 und
1950) und Mitte 2022 waren es schon 100 Millionen; ich
wollte nie, dass inzwischen über 1,7 Milliarden PKW
und LKW (Stand 2017) und noch nicht gezählte weitere
Milliarden an Maschinen mit ihren Gasverbrennungsmotoren
die Atmosphäre mit Abgasen und Abwärme belasten; ich
wollte nie, dass inzwischen 97% der Biomasse aller an
Land lebenden Wirbeltiere nur mehr aus Mensch und
Nutztier bestehen; mir ist gar nicht recht, dass
inzwischen weltweit über 600 Kernkraftwerke in Betrieb
und viel zu viele atomarer Gefechtsköpfe (Stand Juni
2015: ca. 9200) installiert sind. Die Unbeeinflußbarkeit
objektiv problematischer und riskanter Entwicklungen und
Zustände frustriert und traumatisiert. Egon Bahr brachte
es auf den Punkt, indem er ergreifend schön äusserte:
"Ich wollte mithelfen, dass der Frieden bleibt"
(ZEIT MAGAZIN 22: 14-25 vom 23.05.2013). Mein Problem
dabei ist auch, dass jede Menge großes Unheil und
Unrecht ausgeführt werden kann, ohne dass gegen ein
Gesetz verstoßen wird und somit der juristische
Grundsatz aus dem Jahre 1801 "nulla poena sine
lege" - "keine Strafe ohne Gesetz" (Paul
Johann Anselm Ritter von Feuerbach) komplett ad absurdum
geführt worden ist; dazu zählt bestimmt nicht nur die
Verwandtenbeschäftigungsaffäre 2013-2014 im Bayerischen
Landtag. Wie töricht die immer weiter um sich greifende
Wendehalserei/Drehoferei in der Politik; das ist das
Kapern, Entreißen und die Übernahme besserer Ideen der
Oppositionen, um, allerdings auf Kosten der
Glaubwürdigkeit, weiter an der Macht bleiben zu können.
Ein ganz anderer Punkt sind die weltweit verstreuten,
unkenntlich gemachten Massengräber der guten Ideen: denn
meistens boxen nur die Mächtigen und die eklig lauten
Krakeeler (extrovertierte Egoisten) ihre Ideen und
Programme gewaltsam und rigoros durch und die oft besser
durchdachten Ideen und Programme der weniger Mächtigen
und Zurückhaltenderen bleiben in der Regel auf der
Strecke (Cain, S. 2012: Still. Die Bedeutung von
Introvertierten in einer lauten Welt. Riemann Verlag,
München); "ich, ich, ich; wir inszenieren uns zu
Tode" (Jens Bergmann 2013). "Ich, ich, ich bin
alles, was zählt. Fuck everybody else" (Paul Auster
in: DIE ZEIT 22: 02 vom 20.05.2020). Schriftsteller
Siegfried Lenz - der einen eher zurückgezogenen
Lebensstil pflegte - sei hiervon ausgenommen: denn sein
Roman "Deutschstunde - die Freuden der Pflicht"
hatte eine große und nachhaltige Wirkung auf die
öffentliche Diskussion über die NS-bedingte Schuld und
über ihre Verdrängung in der Nachkriegszeit. Dass aber
in diesen Massengräbern nicht alle guten Ideen versenkt
werden konnten, steht in folgender Äusserung: "Wenn
die Welt immer besser wird, so ist das zum Teil auf Taten
ohne historischen Rang zurückzuführen, und dass es um
den Leser und mich nicht so schlecht steht, wie es sein
könnte, das verdanken wir zur Hälfte den Menschen, die
voll gläubigen Vertrauens ein Leben im Verborgenen
geführt haben und in Gräbern ruhe, die kein Mensch
kennt." (George Middlemarch - A study of
provincial life 1874).
Freilich sehe ich nachfolgende Zeilen auch als
detaillierte, an alle gerichtete, freiwillige und gerne
gegebene Selbstauskunft über mein grandioses
Nichtwissen; faul und träge, macht nix, tat und tut nix,
pennt immer noch. Meine vielen Zeilen sind auch eine
ausdrückliche Aufforderung an alle, sich der Muße
hinzugeben ("Wiaso bressierts denn allawei so
ha?". Motto in einer oberbayerischen Gaststätte:
"Der Liebe Gott hat uns die Zeit geschenkt; von Eile
hat er aber nichts gesagt") und dabei exzessiv
nachzudenken. Eigensinnig leben. "...Ohne Denken
keine Wahrheit, und Denken nur im Dialog meiner selbst
mit mir selbst..... Der Sokratische Dialog des Denkens.
Wo er fehlt, gibt es keine Tiefe mehr, sondern
Verflachung. Aus dieser Verflachung kommt das
Unheil..." (Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte
die Welt. Hrsg.: M. Wiebel; Piper Verlag 2013; Seite 27).
Nur so kann Friedensarbeit entstehen. Meine Zeit zum
Denken gehört mir, was denn sonst. Ob in den
nachfolgenden Zeilen jemals "Wahre Sätze" im
Sinne Ernest Hemingways zu finden sein werden, mag da-
oder vielleicht dorthingestellt sein und kann getrost
bezweifelt werden. Es ist mir auch egal, wenn der, der
versucht, beim besten Willen die Wahrheit zu finden und
zu schreiben, ganz schnell als erster erwischt wird (frei
zitiert nach Oscar Wilde): "Je weiter eine
Gesellschaft sich von der Wahrheit entfernt, desto mehr
wird sie die hassen, die sie kundtun (George Orwell).
Im folgenden nun meine pechrabenschwarze Prosa-Elegie,
mit der ich folgendem Satz von Herta Müller 2012
genügen möchte: "Sprache kann..... retten.".
Friedrich Dürrenmatt formulierte es so: "Schreiben
ist die Bewältigung der Welt durch die Sprache".
Oder wie Yang Lian sagte: "Es geht um Suchen,
Finden, Ertasten, um schließlich Worte zu finden, die
tief in die dunkelsten Stellen eintauchen. Der Dunkelheit
Ausdruck verleihen (SZ 143: 46 vom 24.-25.06.2023). Es
ist für den Leser nur dann sinnvoll fortzufahren, wenn
er Komplexität schätzt und mit ihr zurechtkommt.
Wunderbar das von allen Seiten hereinstürmende
Beschweigen, nachdem man das Durchdachte formuliert und
veröffentlicht hat.
Ich meine, dass in allen Gesellschaftsbereichen zu
humanitären und gewaltminimierten Produktions-, Handels-
und Kommunikationsmodi und zu einer vernünftigen,
ehrlichen und fairen Beisammenseins-, Diskussions-
Streit-, Fehler- und Versöhnungskultur gefunden werden
muss, damit sich Gemeinschaften (Gruppe, Paar, Familie,
Gesellschaft, Staat, Staatengemeinschaft) tatsächlich
zivilisiert nennen dürfen. B. Brecht brachte es im Text
"Der gute Mensch von Sezuan" (1942) auf den
Punkt. Jeder weiß, wie weit wir immer noch von wahrer
Zivilisiertheit, echter Humanität und Ehrlichkeit
entfernt sind; auch deshalb, weil Schuld und Unrecht oft
absichtlich ignoriert und, wenn es überhaupt so weit
kommt, dann nur sehr zögerlich, scheinheilig und
widerwillig zugegeben und aufgearbeitet werden;
Beispiele:
- Wo waren Verantwortlichkeit, Selbstreflexion,
Selbstkritik und -erkenntnis derjenigen, die zunächst
begeistert mit anschoben, als der Holocaust und die
Angriffskriege ausgeführt wurden, um nur ein paar Jahre
später, so in etwa neun Monate vor Beginn der
Babyboom-Jahre (ca. 1955) erst hemmungslos-triumphal im
Münchner Tanzlokal Valenci über den Millionengräbern
der bloodlands und killing-fields im Osten zu feiern,
dann sich schnackserlfidel zu vermehren und in grandios
himmelschreiender Stur- und Blödheit das so erschaffene
Frischfleisch mit derselben braunen Ideologie zu
infizieren, indem versucht wurde, in die sich
entwickelnden Gehirne gewaltsam schädliche Inhalte wie
z. B. Dünkel einzubauen: "Gell, des woast, dass mia
fei was bessas san!": die Ungleichheit der Menschen,
eine der geistigen Grundlagen für das am 08.05.1945
offiziell beendete arisch-artamanische Herrenmenschentum.
Inoffiziell lief jedoch die brühwarm-wuzerlbraune
Stinksoße ungehindert weiter; und so kam es, dass ich
gerne dabei war beim Völkerball, Lagerfeuer,
Wandervogel, Gaukinderturnfest und Eintopf-Essen;
Volkssingen "Im Frühtau zu Berge..., etc." hat
mir allerdings schon sehr bald nicht mehr gepasst, weil
allzu doof.
- Ja wo bleibt sie nur, die Rehabilitation aller
erkennungsdienstlich behandelten, festgehaltenen,
geächteten, juristisch belangten, arrestierten, in
Polizeikesseln (z. B. vor der geplanten WAA Wackersdorf
(1986-87) im Taxölder Forst und vor dem Endlager im
Salzstock Gorleben-Rambow bei Lüchow-Danneberg im
Wendland (1979-80)) gequälten, gedemütigten und
verspotteten, fristlos entlassenen und auf Beobachtungs-
und Berufsverbotslisten gesetzten Atomkraftgegner, als
wenige Tage nach der Havarie am 13.03.2011 im japanischen
Fukushima die Regierungskoalition wendehälsig das
Hauptargument der Fraktion der Grünen eiligst und
gierig-brutal kaperte, indem sie nur ein halbes Jahr nach
dem AKW-Laufzeitverlängerungsbeschuß genauso
scheinheilig wie unglaubwürdig verkündete, Atomkraft
sei nun - hopperla, und jetz kimmt a Drehofer - ganz
plötzlich doch zu gefährlich und alle AKWs müssten
binnen ca. 10 Jahren abgeschaltet werden. In Anbetracht
der historischen Entwicklung dieser beiden politischen
Parteien und ihrer unaufgeregten Bemühungen zur
Kompensation von Atomstrom durch grüne
Energietechnologien erscheint das nur unglaubwürdig und
lächerlich. Sollen etwa auch die über vier Jahrzehnte
mit deutscher Gründlichkeit exekutierten, nun aber
nachträglich ungültig gewordenen Urteilssprüche und
staatlichen Sanktionsmaßnahmen gegen Atomkraftgegner nun
weiterhin Rechtsgültigkeit haben? Sollen all die für
die sogenannte Innere Sicherheit vor Atomkraftgegnern
(ein ehemaliger Atomminister und späterer
Ministerpräsident degradierte sie damals zu Opfern von
"Ratten und Schmeißfliegen!") ausgegebenen
Milliardensummen nun allesamt umsonst gewesen sein? Wann
werden die Mutigen und Ehrlichen rehabilitiert und
geehrt, die gegen eine wegen ihrer objektiven
Gefährlichkeit und Unbezahlbarkeit (Kosten der
Endlagerung, zu tragen von Generationen, die billigen
Atomstrom nie nutzen konnten) für den Bürger
unzumutbare Energietechnik protestierten? Will denn
niemand mehr die Folgen logisch und ehrlich zu Ende
denken und die Konsequenzen ziehen? Ja wo ist sie denn
nur geblieben, die Glaubwürdigkeit solcher
"Entscheidungsträger"? Macht doch endlich
reinen Tisch und gebt zu, dass Ihr gründlich versagt
habt! Erst am 07.02.2020 bekam der wegen seiner
unnachgibigen Ablehnung der geplanten WAA Wackersdorf mit
Disziplinarverfahren und Aufsichtsbeschwerden überzogene
Widerständler und Landrat Hans Schuirer die Bayerische
Verfassungsmedaille überreicht (SZ Nr. 289: R20 vom
14.12.2019). Notabene: 2012 gab es europaweit 145
Kernkraftwerke, aber kein einziges brauchbares Endlager;
ein solches wird auch nie gefunden werden können.
Vollkommen klar, dass unter dem Strich der Atomstrom die
teuerste Energieform aller Zeiten gewesen sein wird. Bis
zum Jahr 2022, in dem angeblich alle KKW Deutschlands
abgeschaltet worden sein sollen, werden ca. 17200 Tonnen
hochradioaktiven Atommülls entstanden sein (DIE ZEIT 10:
35 vom 28.02.2013). Betreffend Berufsverbot wurden
insgesamt 3,5 Mio Bewerber für den öffentlichen Dienst
untersucht, ca. 11000 Verfahren eingeleitet und 1500
Verbote ausgesprochen. Fast niemand wurde später
deswegen entschädigt. Im Berufsverbot der BRD sah der
EU-Gerichtshof in Den Haag eine Menschenrechtsverletzung
(SZ 18: 03 vom 24.01.2022)..
Im folgenden wird
der Begriff Gewalt (Der Brockhaus Philosophie 2009:
143-144, 2. Auflage) in einer erweiterten Bedeutung
vorgestellt: es ist traurig und sehr schade, dass
Gewaltanwendung dauerhaft notwendig ist, um leben, d. h.
nur ein wenig dasein zu können: bei jedem Schritt über
Wiesen- und Waldboden werden unzählige Insekten und
Kleinstlebewesen zertreten und zerquetscht ("Hoppla,
jetz kim I"; "Weg do. Mia san mia und mia san
hoid do"). Jede Hütte, jedes Gebäude, jede
Ackerfläche, jedes Industrie- und Bergbauareal, jede
Straße, jeder Flughafen, jede Autobahn, jede Stadt und
jedes Dorf verdrängt zahllose andere tierische oder
pflanzliche Lebewesen sowie Teile der eigenen Spezies
Mensch (Selbstverdrängung). Jeder Atemzug nimmt anderen
höheren Lebewesen ein Quantum Sauerstoff. Jede mit
Strom, Erdgas, Biogas, Agrardiesel oder fossilen
Brennstoffen erzeugte motorgetriebene Kraftwirkung
(Kraftrad, Auto, Laster, Flugzeug, Elektro-Auto, sonstige
Maschine) verringert die Ressourcen für mögliche
Nachkommen und trägt zum Klimawandel bei. Jede
Aktivierung eines Schalters oder Hebels auf die Stellung
"Ein" steigert den Verbrauch. All das ist Teil
des ökologischen Fußabdrucks eines jeden Menschen.
Jeder selbst erzeugte oder gekaufte Bissen Nahrung
bedingt Nachteile für andere bzw. den Tod anderer
tierischer oder pflanzlicher Lebewesen und fehlt später.
Trotzdem bekommt jedes Lebewesen immer wieder Appetit auf
tierische und/oder pflanzliche Produkte: und wie sie
schmecken, wenn der Hunger im Magen knurrt, man Witterung
aufnimmt, der Speichel zu fließen beginnt, man sich in
rücksichtsloser Gier auf die Beute stürzt und man ganz
selbstvergessen und herzhaft reinbeißt. Hungerschmerz
und Selbsterhaltungstrieb lasser vorübergehend die
Wahrscheinlichkeit gegen Null gehen, dass über die
moralische Problematik jeder Nahrungsaufnahme ernsthaft
nachgedacht wird. Erst kommt das Fressen, und dann
vielleicht ein bißchen Moral, wenn alle satt geworden
sind und jeder wieder genug Platz für sich hat.
Luftdicht und steril verpackte Teile tot gemachter Tiere
und Pflanzen werden so nach ihrer Zubereitung möglichst
appetitlich präsentiert, wandern von den Zähnen
zerhackt, zermalmt und eingespeichelt in die Mägen und
werden weiter verdaut und verwertet. Mit den bisweilen
gefährlichen, schmutzigen, ekligen, langwierigen und
anstrengenden Varianten der Nahrungsmittelerzeugung und
den damit von den allermeisten Verbrauchern akzeptierten,
impliziten, inzwischen größtenteils industrialisierten
Formen der Gewaltanwendung (Jagd, Pirsch, Schießen, zur
Strecke bringen; Aufzucht, Füttern, Selektion, Töten,
Schlachten; Roden, Einzäunen, Ackern, Säen, Bestellen,
Düngen, Bewässern, Ernten) muss sich wegen heutiger
entkoppelter arbeitsteiliger Organisation der Verbraucher
in den meisten Fällen nicht mehr abgeben. Er greift nur
mehr wegen seines immer wiederkehrenden Bedarfs im
Discounter zu; und wegen dieser unpersönlich-kalten
Distanzhaltung schmecken ihm die Produkte noch besser. So
hat er dadurch in immer größerem Maße Gemeinsinn und
moralische Werte aufgegeben (A. Falk & N. Szech:
Moral and markets.- Science 340/6133: 707-711, 2013)
sowie eigene Anschauung, Verantwortung, Erfahrung sowie
Verfahrens- und Prozesskontrolle verloren
("Entschwinden der Wirklichkeit": Bernd
Guggenberger) und Verantwortlichkeit delegiert. Diese Art
Verbrauch kann auch als virtuelle/indirekte, für den
Verbraucher auch angenehme und wenig anstrengende
Gewaltausübung bezeichnet werden; denn durch die
Nachfrage und den Kauf der Produkte wird weitere
Nahrungsmittelerzeugung und damit Lebenszerstörung
notwendig gemacht. Um das Ausmaß dieser Tragik so gering
wie möglich zu halten, ist es gut, nur so viel zu
konsumieren, wie minimal notwendig und weniger gut, mehr
zu nehmen, weil dies anderes Leben unnötigerweise
verhindert, auslöscht, die Biodiversität einschränkt
und auch die eigene Lebensqualität mindert. Charles
Patterson und die Philosophin Hilal Sezgin kritisieren
Nutztier- und Massentierhaltung; sie fordern
nachdrücklich Eintracht und Gewaltfreiheit zwischen
Mensch und Tier ein (C. Patterson 2002: Eternal
Treblinka: our treatment of animals and the Holocaust. H.
Sezgin 2014: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik
für Tiere oder Warum wir umdenken müssen.- C. H. Beck
Verlag, München). Es ist eine der größten Tragödien,
dass so vielen Menschen Fleisch so gut schmeckt. Wie wohl
es tut, folgendes Ereignis vernommen zu haben: ein Ranger
rettete einen 2 Monate alten Berg-Gorilla, nachdem dessen
Familie von der Holzmafia ausgelöscht worden war und
pflegte den Waisen 13 Jahre lang bis zu seinem Tod (SZ
291: 39 vom 17.-18.12.2022).
Jeder Eingriff des Menschen in belebte oder unbelebte
Natur ist zwangsläufig Gewalt. Jede Erschaffung eines
weiteren Lebewesens steigert den Verbrauch an Ressourcen,
die späterem Leben nicht mehr zur Verfügung stehen
werden. Es irritiert und verstört, dass wegen des
Selbsterhaltungstriebs eigenes Leben nur auf Kosten
anderer Leben, der Besetzung ihrer Lebensräume und dem
Verbrauch ihrer Ressourcen möglich ist; man wird - und
das mit kaum begreifbarer Selbstverständlichkeit und
Leichtigkeit - just do it und denk da nix! - implizit
schuld am Tod oder der Verhinderung/Entwicklung anderen
Lebens: man isst ja nur, weil man - ohne das gewollt
haben zu können - in die Welt geschmissen wurde und,
weil die große Mehrheit biologisch so programmiert ist,
selbst unbedingt möglichst lange und möglichst gut
leben möchte. Jedes Lebewesen und erst recht jeder
Mensch zieht also Zeit seines Lebens eine seinem
Lebensstil entsprechend dimensionierte, breite und tiefe
Schneise des Todes und der Verdrängung anderen Lebens
durch die Biosphäre; ähnlich einem Dampfer, der durch
Wellen pflügt und Wasser zur Seite schiebt (der
Vergleich wäre treffend, würde heckseitig das
verdrängte Wasser sich nicht mehr vereinen und die
Lücke bestehen bleiben). Je mehr Luxus, Wohlstand und
Verbrauch, desto mehr Tiefgang, also Zerstörung und
Verdrängung im Lebensmeer. Man könnte versuchen zu
bilanzieren, wieviel anderes Leben inclusive seiner
vorzeitigen Ermordung "notwendig" war -
verbraucht wurde - für das erfüllte, so lange und so
schöne - eigene - Leben. Dann versteht man besser, was
es eigentlich bedeutet, essen zu müssen, damit man noch
ein wenig länger da sein kann. Guten Appetit allerseits
und prost Mahlzeit! Aus dem Dilemma des "Essen
müssens" hilft auch das Tischgebet "Komm Herr
Jesus, sei unser Gast, und segne, was Du uns bescheret
hast" nicht heraus. Aus diesem unauflösbaren
moralischen Prekariat hilft auch keinerlei Opferritus
heraus. Carmina Burana 130 "Cignus ustus
cantat" (Der gebratene Schwan singt) bringt diese
Qual melodisch und inhaltlich auf den Punkt; ebenso die
Stillleben "Gerupfte Pute 1812" von Francisco
de Goya y Lucientes und "Geschlachteter Ochse
1905" von Lovis Corinth. Das ist die wahre conditio
humana molto precaria et desperata der Spezies, die sich
derzeit vorübergehend am oberen Ende der Nahrungskette
aufhält; dieser Status ist weder beruhigend noch
ästhetisch, sondern nur peinlich und demütigend. 2011
betrug wegen des anthropogenen Einflusses auf die Natur
die Extinktionsrate von Tier- und Pflanzenarten ca.
120/Tag (SZ 250: V2/7 vom 29.30.10.2011). Von dieser
Seite her betrachtet erscheint es unmöglich, sich eines
Lebens dieser Form zu erfreuen, weil schon das eigene
Leben implizit den Tod und/oder über lange Zeit die
Verhinderung und Verdrängung vieler anderer Leben
bedeutet und es von dieser altruistischen Sichtweise her
nur in bester Ordnung sein kann, wenn man nach erfülltem
Leben dann selbst endlich an der Reihe ist: und es
höchste Zeit geworden ist einzusehen, dass ein Ausgleich
notwendig ist, indem man sein Feld anderem Leben
überlässt, nachdem man sich mit der Unendlichkeit
vermählt hat. Die beim Sterben unvermeidlichen Schmerzen
und Ängste können als qualitativer, nicht aber
quantitativer Ausgleich gesehen werden für all die
Nachteile, die vielen anderen Lebewesen aufgezwungen
wurden, damit dieses eine Leben so lange bestehen konnte.
Leben kommt ohne Tod nicht aus. Nach dieser Sicht ist der
Tod nach erfülltem Leben interpretierbar als ansatzweise
"naturgegebene Gerechtigkeit", der kein Mensch
entkommt. Wunderbar, recht und gut so. Wer sagt, dass dem
Glücklichen keine Stunde schlägt, der hat eben nicht
lange und tief genug, sondern - schon wieder - nur an
sich selbst gedacht. Wer behauptet, dass der Tod für den
Menschen eine unendliche Kränkung sei, denkt - wie
vorhin - sehr eingeschränkt: nur an sich selbst. Ein
Alles- und Oberfresser wie der durchschnittliche Mensch
kann niemals die Krönung der Schöpfung gewesen sein und
wird sie niemals sein. Siehe auch John Gray (2015):
Raubtier Mensch. Klett-Kotta, München. 2014 sind in der
BRD 792.071.100 Schlachtungen an Schwein, Rind, Huhn und
Schaf mit einem Gesamtgewicht von 8,02 Millionen Tonnen
durchgeführt worden (SZ 123: 17 vom 01.06.2015). 2019
waren es in der BRD 703,3 Mio Geflügel, 55,1 Mio
Schwein, 3,4 Mio Rind und 1,1 Mio Schaf; Gesamtgewicht:
knapp 8 Mio. Tonnen (SZ 115:02 vom 19.05.2020).
Geschätzte 449,2 Millionen Tonnen Fleisch (322 MT) und
Fisch (127,2 MT) wurden nach FAO 2017 global produziert
(http://www.fao.org/3/a-i7343e.pdf). Das zu dieser Form
des menschlichen Lebens notwendige, moralisch aber kaum
erträgliche Dasein der funktionierenden Nahrungskette
und das Leben in und mit ihr (siehe Jack London: Das
Gesetz des Lebens, Meistererzählungen) kann man nur dann
aushalten, wenn größte Empfindsamkeit,
Verantwortlichkeit, Nachdenklichkeit und Sorgfalt die
Lebensweise, das Essverhalten und den Konsum im
allgemeinen bestimmen. Die Tatsache, dass ich weiß, dass
ich nur dann überleben kann, wenn ich die Position in
der Nahrungskette beibehalte und anderes Leben im Form
von Pflanze oder Tier esse, zwingt mich moralisch dazu,
dieses Grauen auszugleichen zu versuchen. Nur weiß ich
immer noch nicht genau wie. Aber wahrscheinlich wird in
meinem Fall der Teilausgleich ganz einfach aussehen,
indem ich dafür sorge, dass in meinem Fall am Ende die
Reihenfolge umgekehrt wird. Ich denke, es ist
selbstverständlich und trivial, dass das 3,5 Milliarden
Jahre währende irdische Dasein diverser, in ihren Wesen
wohl ähnlich grausamer Nahrungsketten - man bedenke nur,
wieviel Todesangst und Schmerz bei all den Myriaden
Beutetieren zusammengekommen sind - mit dem gütigen
Wirken eines weisen, sanftmütigen und friedliebenden
Gottes unvereinbar ist. Zum Leben darf der Natur nur ein
Minimum an Ressourcen entnommen werden; oberste Devise:
so wenig verletzen wie möglich. Aber weit gefehlt:
Arbeitselefanten schuften in Indien beim Holztransport;
dressierte Makaken zwingt man zur Akkordernte von
Kokosnüssen (DER SPIEGEL 44: 71 vom 24.10.2015). Denken
und manipuliert werden, leben und gelebt werden;
besprechen und besprochen werden, planen und verplant
werden; fressen und gefressen werden; verdrängen und
verdrängt werden, verbrennen und verascht werden,
verbrauchen und ver-/gebraucht werden, bezwecken und
verzweckt werden, beschließen und beschlossen werden,
töten und ermordet werden: diese unerhörte Normalität
des Brutalen, diese irritierende Notwendigkeit des
Grausamen, diese natürliche und grauenvolle
Grundvoraussetzung zum Lebendigsein - ein Teil davon wird
euphemistisch als funktionierende Nahrungskette
bezeichnet - ist zutiefst unästhetisch, eklig,
grässlich, blutig-roh und ist letzter Grund für die
Komplementarität von Leben und Tod: durch ihn wird
endlich Platz für anderes Leben; er bereitet der
Erbärmlichkeit des Essen- und des Raffen- und des
an-sich-selbst-denken-müssens ein Ende; er erlöst von
noch mehr Schuld. Jeder hat nach angemessener Zeit sein
Leben gehabt, und das muss genug sein; es ewig
verlängern zu wollen - siehe die unvernünftigen
Strömungen in den sich für modern haltenden
Gesellschaften, die den Tod überwinden wollen
("forever young" (SZ 39: 08 vom 17.02.2015),
Jugendwahn, Anti-Aging-Bewegung, Cryonik) - auf
permanente Kosten anderer Leben ist unfair, unsittlich,
maßlos, egoistisch und letztlich dumm, weil es
Diversität, Entwicklung und Fluss einschränkt. Ewig
dasein zu wollen bedeutet gleichzeitig, dass deshalb jede
Entwicklung eingestellt werden soll; woraus sich die
anschließende Frage selbst beantwortet, dass so ein
Zustand nicht erstrebenswert sein kann. Es ist wunderbar
und gut so, dass man nach erfülltem Leben endlich
sterben muss, weil man dann nicht noch mehr und noch
länger anderes Leben zu konsumieren und zu verdrängen
braucht. In diesem alterozentrierten Sinne kann man erst
in dem Moment glücklich geworden sein, nachdem die
eigene Stunde geschlagen hat und dadurch andere, neue
Leben ihre Chancen bekommen und somit die Möglichkeit
gegeben ist, dass die es dann besser machen, wenn sie
sich entfaltet haben. Für diese Erleichterung, anderes
Leben nicht mehr verletzen, ermorden und nicht mehr
verbrauchen zu müssen, sollten wir dem Tod und der Natur
sehr dankbar sein. Es ist bis dato eine Aporie, ein
auswegloses Dilemma, dass Leben ohne ein Minimum an
notwendiger natürlicher Gewaltanwendung nicht führbar
ist. Verzichtet man auf dieses Minimum, landet man bei
der Karl-Valentinischen Selbstverhinderung: man
verhungert oder man wird gefressen. Die gewaltfreie
Alternative zum lebendigen Dasein kann man sich bis dato
nur als die Abwesenheit alles Lebendigen vorstellen.
Leben kannibalisiert sich im Mahlstrom der Nahrungsketten
seit Milliarden Jahren selbst, um weiterzubestehen, aber
auch, um in der Auseinandersetzung mit der Umwelt und
anderem Leben zu kooperieren/symbiotisieren, sich
anzupassen und sich zu entwickeln. Das einzig tröstlich
Positive, was von dieser Global-Makabrität alles
Lebendigen - diesem grotesken Skandalon eines unendlichen
Gewalttanzes samt Dauer-Fressorgie - eine Zeitlang
bleibt, sind - scheinbar widersprüchlich - Kultur,
Intellekt, Netzwerke, geistige Entwicklung; sind die
erworbenen Fähigkeiten, Probleme manchmal auch friedlich
und positiv zu lösen sowie ästhetischer Sinn. Wegen
genannter unerträglich ekliger Entstehungs- und
Instandhaltungsgegebenheiten des Lebens ist der
Erhaltungswert oben genannter Eigenschaften unermesslich.
Die Grundvoraussetzung zum Am-Leben-Bleiben, das
permanente Grauen und Grausen des
Fressen-und-Verdrängen-Müssens anderen Lebens (mors
nutrit vitam), stellt eine kaum beachtete - weil
verdrängte -, dafür aber überwältigend große
Verpflichtung dar: einen moralischen Olympus Mons (ist
ein ca. 20 km hoher Vulkan auf dem Mars und größter bis
dato bekannter Berg aller Planeten des Sonnensystem).
Unter diesem Aspekt kann keine Rede mehr sein von einem
"Geschenk des Lebens", das gewisse
Weltanschauungen in höchsten Tönen lobpreisen. Auch der
Begriff Friede erscheint - ausser evtl. im Zusammenhang
mit dem traditionellen Begriff Friedhof - hier absurd; es
erstaunt und überrascht positiv, dass Friede dennoch
gedacht werden kann und manchmal auch angestrebt wird,
wenn für alle genug Energieträger und Essen da sind.
Wie wenig genannte moralische Verpflichtung be- und
geachtet wird, zeigen die hohen Stellenwerte von
Materialismus, Egoismus, vom Denken an das Ausschalten
der Konkurrenz und dem rücksichtslosen Alt-Werden-Wollen
auf Kosten Schwächerer, Jüngerer und Zukünftiger.
Seitdem es so etwas wie den Menschen gibt, übt er wegen
seiner angeborenen, weil evolutionär herausgebildeten Gewaltkonstanten,
seinen Grundbedürfnissen sowie den inzwischen weit
darüber hinaus gehenden Ansprüchen und Begehrlichkeiten
Gewalt sowohl gegen die belebte als
auch gegen die unbelebte Natur aus und toleriert die
damit einhergehenden Transformationen. Ein kleiner Teil
seines Gewaltgebarens ist in zivilisierten und maßvollen
Formen der Fortpflanzung, des Jagens nach, des Sammelns
und Erzeugens von Nahrung in der Tier- und Pflanzenwelt,
des Suchens und Hervorholens von Rohstoffen aus der Erde,
der Schaffung von Bauten, Verbindungswegen, Transport-
und Kommunikationsmitteln sowie des Erwerbs von neuem
Wissen, technischen Fähigkeiten und Gütern notwendig,
um Dasein zu ermöglichen, Leid zu mindern und für alle
Leben erträglich zu gestalten; dazu zählen auch die
kanalisierten und domestizierten, z. T. auch
ritualisierten Formen von Krafterprobung und
Grenzerfahrungen zur Förderung von Selbstdisziplin,
gesundem Durchsetzungsvermögen und Ausdauer (H.-L.
Kröber in DIE ZEIT 42: 17-19 vom 11.10.2012). Hierbei
wird jedoch vorausgesetzt, dass bei dieser Form der
Gewaltanwendung und erzeugten Transformationen
gewährleistet sein muss, dass der Mensch keinem seiner
Mitmenschen und Nachkommen weder direkt noch indirekt,
weder kurz- noch langfristig schadet. Der ganz große
restliche Teil seines in weiten Bereichen tolerierten
Gewaltgebarens, der in mimetischer Rivalität, in seinen
Verführ- und Manipulierfähigkeiten, in seinen
archaischen Macht-, Gier- und Vorteilnahmeimpulsen, aber
auch in den grandiosen Banalitäten seiner Maßlosigkeit,
Gleichgültigkeit, Trägheit, Bequemlichkeit,
Selbstzerstörung und seines Nihilismus gründet und was
ihn seit vielen Jahrtausenden in Dauerkonflikt mit
seinesgleichen und seiner Natur/Umwelt gebracht hat, ist
nicht notwendig und deshalb nur verwerflich. Der Mensch
hat sich so dauerhaft Probleme mit dem Zusammenleben und
seiner Umwelt geschaffen. Er wird seine konfliktbeladene
Situation nur dann verbessern, wenn er sich in eine
Richtung fortentwickelt/verändert hat, in der er von
verwerflicher Gewalt lassen kann und so ein vernünftiges
und dauerhaft positives Verhältnis zu seinen Mitmenschen
und seiner Umwelt hergestellt hat. Da es tatsächlich
keine vernünftige Alternative zu einem
Transformationsminimum - i. e. dem konflikt- und
gewaltminimierten Dasein des Menschen gibt, fordere ich
zu generalisierter Hygiene auf: gemeint ist ein
grundlegender Werte- und Kulturwandel, der dahin wirken
muss, dass die Menschheit sich selbst weniger quält und
ihre Umwelt weniger beeinträchtigt.
Es ist an der Zeit, dass jede private und juristische
Person über ihre jeweilige individuelle Gewaltgeschichte
Rechenschaft ablegen, sie reflektieren und aufarbeiten
sollte. Alle Gewaltgeschichten der Vergangenheit und ihre
Folgen müssen geschrieben, als solche konkret benannt
und diskutiert werden, damit sich die Verhältnisse
bessern. Wang Jiyu hat z. B. einen Anfang gemacht (DIE
ZEIT 39: 8-9 vom 24.09.2015).
Der zornige
Aufschrei "Nie wieder!" und der Warnruf
"Wehret den Anfängen!" (Ovid) dürfen sich
nicht nur auf wenige große Gewalt-Themen wie den Krieg
oder die Abwehr roter, brauner, korrupter und
wirtschafts-, medien-, religions- sowie
gefälligkeitsdiktatorischer Systeme beschränken:
- nie wieder darf es eine Entsprechung folgenden
Geschehnisses geben, welches darin bestand, dass der
Weltbürger, Kosmologe, Nobelpreisträger, Rebell,
Friedensaktivist und große Menschenfreund Professor Dr.
Albert Einstein am 18.04.1955 in Princeton (New Jersey,
USA) die letzten Stunden seines Lebens von seinen
Freunden und Bekannten alleinegelassen in einem
Krankenhaus verbringen musste und deshalb seine letzten
Worte für immer verloren sind, weil die wachhabende
Krankenschwester seine Muttersprache nicht verstand;
- nie wieder darf entsprechendes geschehen wie die
willentliche Zerstörung eines Paradieses: der
südpazifischen Rongelap - Rongerich - Bikini - Atolle
durch den Wasserstoffbombentest "Castle Bravo"
(15 MT) am 28.02.1954;
- nie wieder darf geschehen, dass in einer
Millionenstadt, die seit 1972 mit dem freundlichen
Attribut "Weltstadt mit Herz" für sich selbst
wirbt, eine 90-jährige Frau erst zwei Jahre nach ihrem
Tod in ihrer Wohnung mumifiziert aufgefunden wurde; sie
war zuletzt ganz alleine und niemand hatte sie nach ihrem
einsamen Tod vermisst (City Zeitung München im März
2012). Dennoch sterben geschätzt 1000 Personen jedes
Jahr in München auf diese Art (SZ Nr. 32: R1 vom
07.02.2019);
- nie wieder dürfen antidemokratisch agierende
politische Parteien wie NPD und AfD mit Steuergeldern
unterstützt werden (Kommentar zum sogenannten
NSU-Skandal 2012, zum viel zu spät gebrachten
Verbotsantrag im Dez. 2013, dem
"Volksveräterin-Vorwurf" vor der
Asylunterkunft im sächsischen Heidenau im August 2015,
zu braunen Pegida-Krawallen und zum
Bagatellisierungsversuch der NS-Zeit durch Herrn Gauland
2018 als Vogelschiss der 1000jährigen ruhmreichen
Deutschen Geschichte);
- nie wieder darf entsprechendes geschehen, dass der
16-jährige Schüler Thomas M. nach Erhalt einer
schlechten Note im Schulfach Englisch alleine in den Wald
ging und in seiner Verzweiflung sich selbst richtete,
indem er sich erhängte (Münchner Merkur Nr. 33/34,
Seiten 11/10, 10./11.02.2011). Niemand hat ihm gesagt,
dass ein Mensch mehr wert ist als nur sein
Schulnotendurchschnitt.
- nie wieder darf entsprechendes geschehen, dass der
zwanzigjährige Arztsohn und hochbegabte Physikstudent
Egmont barfuß und in abgerissener Kleidung am Fließband
der Geschirr-Rückgabestation einer Mensa stand und sich
mit zurückgereichter Nahrung seiner übersatten
Kommilitonen versorgte, um weniger hungern zu müssen;
- nie wieder darf geschehen, dass Entscheidungsträger
die Grundlagen ehrlicher und korrekter
Wissenschaftlichkeit verraten, indem sie sie wegen
partei- und wahltaktischen Kalküls zur Disposition
stellen (KTMNJJPFJSFvuzG- und Schavan-Plagiatsaffären in
der BRD im Februar 2011 und Januar 2013);
- nie wieder darf ein Entscheidungsträger ein
völkerrechtlich unzulässiges Ereignis wie folgt
öffentlich jubelnd kommentieren: "Ich freue mich,
dass es gelungen ist, ....... zu töten. Das ist es, was
jetzt für mich zählt."
(02.05.2011). Über diese Form öffentlich tolerierter
verbaler Gewalt schämt man sich. Solche Worte sind
hochtoxisch wie EHEC und politisches HUS: sie sind gegen
jeden friedenssichernden und de-eskalierenden Gedanken,
gegen humanitären Standard; sie lobpreisen einen
Vorgang, der unwürdiger war als die Exekution der
Todesstrafe: eine Hinrichtung ohne rechtsstaatlichen
Prozess. Das war nur Selbstjustiz durch ein
Killerkommando und primitive Rache, wiederholt
ausgeführt am 31.07.2022 an Aiman al-Sawahiri (SZ 180:
08 vom 06./07.08.2022). Zustände, welche die
Vollstreckung eines Tyrannenmordes rechtfertigen würden,
lagen nicht vor: diese Organisation und ihre Chefs
befanden sich in der Defensive und im Status der
Bedeutungslosigkeit. Auch der Geringste hat in einem
Rechtsstaat ein Recht auf Menschenwürde (Ferdinand von
Schirach). Nur Unrechtssysteme lassen morden, indem sie
Todeskommandos beauftragen; nur Idioten heissen das gut
und applaudieren laut coram publico nach erfolgreicher
Ausführung. Kein Politiker tat öffentlich lauthals
Freude kund, als sich Ende April 1945 AH und JG sowie
Ende 1976 die Führung der RAF selbst richteten; auch
nicht, als am 30.12.2006 der Strick S. Hussein das Genick
brach. Auch Beate Tschaepe und der Massenmörder Anders
Behring Breivik erhielten faire Prozesse.
- nie wieder dürfen Entscheidungsträger mit Bedacht
trivialisieren: indem sie nur medienwirksam und
populistisch agieren, wie z. B. im Mai 2013 mittels einer
Privataudienz beim Oberhirten (was jeden Anders- oder
Nichtgläubigen kränkte), bei der über die Themen
Europa, Beschäftigung und Geld geplaudert wurde sowie
mittels eines Handschlags für einen geständigen
Steuersünder (wodurch jeder ehrliche Steuerzahler
beleidigt und veräppelt wurde) und ehemaligen
Fußballstar: so ein Verhalten wirkt abstoßend und
schadet der Demokratie in der Art, dass Politikbetrieb
von vielen noch weniger ernst genommen und die
Wählerzahlen bei kommenden Urnengängen noch weiter
zurückgehen werden;
- nie wieder darf der Bürger einen Entscheidungsträger
wählen, nachdem dieser im Vorfeld einer Wahl
wohlkalkuliert eine ausländer- und europafeindliche
Äusserungen getätigt hatte, indem er im Herbst 2013
eine Autobahnmaut nur für Ausländer vorschlug; er
setzte im Winter 2013/14 populistisch noch eins drauf,
indem der die Erschwerung des Bezugs staatlicher
Hilfsgelder für sog. Armutsflüchtlinge aus Rumänien
und Bulgarien forderte. Wasser auf die Mühlen der
rechtsnationalen Ausländerfeindlichen
("Sozialtourismus": Unwort des Jahres 2013).
- nie wieder darf ein wegen Steuerhinterziehung im
Zehnermillionenbereich zu dreieinhalb Jahren Gefängnis
ohne Bewährung rechtskräftig verurteilter Prominenter
in der Jugend-Talentförderung eines Fußballklubs tätig
werden (SZ 02: 38 vom 03.-04.01.2015) (Wo blieb der
Protest der Erziehungsberechtigten?) oder in einer Sternstunden-Benefizaktion
des Bayerischen Rundfunks.
Halbstrafe: Nie wieder darf ein solcher nach der Hälfte
der Zeit der Gefängnisstrafe ohne Auflagen auf freien
Fuß gesetzt werden (SZ 49: 02 vom 29.02.2016). Gegen
Vernunft und Anstand wurde er im November 2016 zum
Präsidenten eines Vereins wiedergewählt; 2019 erhielt
er das Amt eines Ehrenpräsidenten.
- nie wieder dürfen die politische Sprache und die
politische Auseinandersetzung in Europa derart verrohen
wie in den Jahren 2016-18 nach der sogenannten
"Flüchtlingskrise" ("Asylgehalt",
"Asyltourismus", "konsequente
Abschiebung", "69 abgeschoben zum
neunundsechzigsten Geburtstag", "...Migration
ist die Mutter aller Probleme", etc.).
- nie wieder darf geschehen, dass ein Bürgermeister der
Kleinstadt Tröglitz in Sachsen-Anhalt Anfang März 2015
sein Amt niederlegte, weil er wegen seines Engagements
für Asylsuchende Zielscheibe von Rechtsradikalen wurde
und er keinerlei Rückhalt bei Polizei, Politikern und
Bürgern erhielt.
- nie wieder darf das Jubiläum des Sieges der Roten
Armee über Hitlerdeutschland am 09. Mai in Form einer
riesigen Militärparade in Moskau gefeiert werden. Das
gefällt, meine ich, nicht allen Hinterbliebenen der ca.
27 Millionen toten Zivilisten und Militärs der
ehemaligen UDSSR.
- nie wieder darf das Jubiläum des D-days in Form einer
riesigen Militärparade, wie z. B. in Portsmouth 2019,
gefeiert werden. Das ist nur Geprahle militärischer
Macht und reißt alte Wunden wieder auf.
- nie wieder darf geschehen, dass Krankenhauspersonal
jahrelang wegsah und somit weit mehr als 100 Morde
ermöglichte (DIE ZEIT 52: 24 vom 12.12.2019).
- nie wieder darf religiöser Rückhalt ("Gott ist
auf unserer Seite") gewährt werden nach der
Ausübung primitiven Faustrechts: der
völkerrechtswidrigen Tötung eines ranghohen iranischen
Militärs, auch wenn dieser über Jahre mit
hochproblematische Einsätzen provoziert hatte (SZ 04: 03
vom 07.01.2020).
Das "Nie wieder", "Wehrt Euch wie
Demokraten!" und "Wehret den Anfängen"
bezieht sich freilich auch auf Entsprechungen aller im
Epilog genannten anthropogenen verwerflichen gewaltsamen
Handlungen. Leider werden diese Grundsätze immer wieder
gebrochen; wie z. B. derzeit
- in England, wo das Thema Holocaust mit der angeblichen
"Begründung" aus dem Geschichtsunterricht
gestrichen wurde, Moslems könnten sich beleidigt fühlen
(Freiheit und Recht, Dez. 2010/3+4: 16);
- in den USA, wo immer weniger Highschool-Biologielehrer
die Evolutionstheorie Charles Darwins auf akzeptable
Weise unterrichten, um Kontroversen mit diversen
Weltanschauungen zu vermeiden (M. B. Berkman &
E. Plutzer: Defeating Creationism in the Courtroom, But
Not in the Classroom.- Science,
2011; 331 (6016): 404).
Dazu zähle ich auch die von oberster Stelle in der BRD
in rüdem Tonfall geäusserte dumm-autoritäre
"Basta" - "Alternativlos" (Unwort des
Jahres 2010) - Position, die dem Steuerzahler
Milliardenkosten aufbürdet und einen peinlichen Regress
in die restriktiv-diktatorische
"Keine-Experimente"-Haltung der sechziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts oder die Ein-Mann-Demokratur
in Bayerns bedeutet.
- Nie wieder dürfen Serienmörder in True Crime
Dokumentationen zu Wort kommen: denn damit bekommen sie
die ersehnte breite Aufmerksamkeit, was ein Schlag in
jedes Gesicht der Angehörigen der Opfer ist (SZ 216: 44
vom 18./19.09.2021). Solche attraktiven Starauftritte
könnten seelisch ähnlich veranlagte Zuschauer zu
Nachahmungen motivieren.
- Nie wieder darf ein zynischer Demokratiezersetzer und
unverbesserlicher fakenews-Produzent nach seinem
öffentlichen Gewaltaufruf am 06.01.2021 frei sein und
sich erneut als Präsident bewerben. Nie wieder darf ein
Immobilien-Milliardär so viel politische Macht erhalten.
Wenn es nichtgelingt, diesen Missetäter rechtskräftig
zu verurteilen und einzusperren, befindet sich Amerikas
Demokratie in einem braunen Schmutzeimer.
- Nie wieder dürfen sich Regierungen, Wirtschaftsbosse
und ein unwürdiger Altkanzler wegen kurzfristiger
wirtschaftlicher Vorteile in hohem Maße abhängig machen
von autoritären Staaten, denn diese haben kein Interesse
am Umweltschutz und werden ausserdem darin gestärkt,
gegen Demokratie und Menschenrechte und für moderne
Sklaverei zu agieren.
- Nie wieder darf wachsendes Kriegsrisiko ignoriert
bleiben: indem jahrzehnte lang dabei zugesehen wird, wie
die in den Lieferländern monatlich eingehenden 10er
Milliarden Öl-, Gas- und Kohle-Euros nicht verwendet
werden für Verbesserungen in der Wirtschaft und im
Sozialen, sondern beim Militär landen und in korrupten
Kanälen verschwinden.
Es geht im
folgenden um Gewaltausübung des Menschen gegen seine
Mitmenschen, die u. a. daraus resultiert, dass homo
sapiens über viel zu wenig intraspezifische
Tötungshemmung verfügt. Einige der Gegebenheiten,
strukturellen Eigenschaften, Verhältnisse, Gewichtungen,
traditionellen Wertvorstellungen und gedanklichen Treiber
in den Komponenten seines Systemkonglomerats verleiten
immanent zur Anwendung verwerflicher anthropogener
Gewalt:
- Im Industrie-, Finanz- und Wirtschaftskapitalismus
("Ich bin 100 Banken!"; "Meine Bank
gehört mir!"; "Ich bin der Grundstein für
Dein Glück: ich bin Dein Vermögen!"; "Jedes
Vermögen erfordet Hingabe!"; "Was wir
anfassen, wird zu Gold!"; "robust
anlegen", "Ihr Vermögen hat's doch verdient,
odr?"; "unbegrenzt laden", "shoppen,
wie ich will!", "Mit Geld kann man alles
regeln", "Shopping.Immer.Überall",
"dauerhaft kostenlos!",
"Bonus-Hopping!", "Hier geht's um
mich!", "Ihr Erfolg ist uns wichtig!",
"Oidadoidadoidadoi!"; "Mehr als
Geld!"; "Oh, Du Günstige!; "Zeit, unser
Geld zu genießen!; "Genuss lernen - Erfolg und
Glück trainieren!") sind es Wachstum ad infinitum
(siehe "Wachstumsbeschleunigungsgesetz", ein
Bestandteil des Blötheidsausbaubeschleunigungsgesetzes),
Leistung, Effizienz, Eigennutz ("Geiz ist
geil"), Konkurrenz, Rationalisierung, Akkumulation,
Beschleunigung, Mobilitätszwang (bestens beschrieben in
Paul Virilios Dromologie), Konsum-, Umsatz- und
Gewinnsteigerung, eigene Profitmaximierung ("Gier -
nach noch viel mehr Geld und Sachwerten - ist gut"),
Wettbewerb sowie Verdrängung und Übernahme; ja, da ist
eine Menge Killerinstinkt gefragt, um die Konkurrenz
plattzuwalzen. "Die Naturgesetze (sic!) der
Wirtschaft greifen jetzt!" (SZ 111:25 vom
14.05.2020). Das Geld hat fast alles verdorben; es
verleiht Dummheit, Boßheit, Niedertracht und dem
Schlechten erst richtig Schwung! Es herrscht das absolute
Primat der Ökonomie. Verheerend die Entkopplung von
Risiko und Haftung durch Verantwortungsdiffusion und
-dissipation. Angeblich ist Zeit Geld. Arbeits- und
Zeitdruck sowie Mißachtung des Arbeitsrechts
verursachten bei Lastwagenfahrern und Omnibuslenkern
Überforderung und ein erhöhtes Unfallrisiko.
"Kommt Zeit, kommt Rat"; "Gut Ding braucht
Weile": diese in Jahrtausenden entwickelte
Erfahrung, die sich in diesen Sprichwörtern
widerspiegelt, scheint momentan in Vergessenheit geraten
zu sein. Immer mehr Arbeitnehmer werden wegen steigenden
Leistungsdrucks und wegen Mobbings arbeitsunfähig und
dann frühverrentet (BR2: 29.01.2014 12-13 Uhr). Geld
durchdringt alle gesellschaftlichen und die meisten
privaten Bereiche (Erich Fromm 2005: Haben oder Sein. Die
seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft) und kann
wegen seiner ihm innewohnenden Triebstruktur, seiner
hohen emotionalen Energie - das ist die Möglichkeit zu
grenzenloser Bereicherung - (Horst Kurnitzky) eine
heftigere Leidenschaft als Sexualität und Spiritualität
freisetzen, die den Sog extrem risikobereiten und
realitätsfernen Handelns provoziert (Greg Smith 2012:
Die Unersättlichen. Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab.
Rowohlt). Es wäre besser, wenn neben dem Denken an
Eigennutz (Individualselektion) auch das an das
Gemeinwohl (Gruppenselektion) mehr an Bedeutung gewänne
(Edward O. Wilson 2013: Die soziale Eroberung der Welt.
Eine biologische Geschichte des Menschen. Beck Verlag).
Der Polarisator Geld bedeutet auf der einen Seite
Vermehrung und Fruchtbarkeit, auf der anderen Verlust und
Kastration. Der von materieller Bindung und dem
Goldstandard losgelöste Finanzkapitalismus des 20.
Jahrhunderts entwickelte ein das Soziale und
Vernunft-Ökonomische zerstörendes Eigenleben; siehe
dazu auch C. von Braun (2012): Der Preis des Geldes. Eine
Kulturgeschichte. Aufbau Verlag Berlin. Dieses
Wirtschaftssystem bescherte den Verbrauchern in der BRD
u. a. technisches Gerät ohne Ausschaltknopf,
Männerunterhosen ohne "Zugriff", vorgeschälte
und eingeschweißte Bananen aus Österreich,
Einwegpfeffermühlen und Einweggrills, Freibenzin-Lose in
Keks-Packungen, 1,5V Stabbatterien mit der Aufschrift
"Ja!"; Speckschokolade, Äpfel und Erdbeeren
aus China, Saitlinge aus dem Nahen Osten, Torferde aus
Südamerika, Kartoffeln aus Australien, Weintrauben aus
Südafrika, Lammkeulen und Zwiebeln aus Neuseeland,
Rotwein und Kirschen aus Chile, Spargel aus Peru sowie
Bier und Weißwürscht aus Oberbayern. Der Verkauf
technischen Gerätes mit laufzeitgekoppelten
Sollbruchstellen ist Realität (Kreiß, C. 2014:
"Geplanter Verschleiß", Europa Verlag,
München). In den USA ist es möglich geworden, Policen
auf andere Menschenleben abzuschließen. "Braucht's
des wirkli, ha?" "I am not amused."
"I prefer not to". "Ia schpinnts ja
allesamt vom Boa weg!" Wirtschaft und Geldlobby
scheuchen die ihr hörig gemachten Politiker vor sich her
und zwingen sie, unter Androhung von Entlassungen,
Abwanderung oder Outsourcing ihre Profitinteressen zu
bedienen (siehe auch Gerhard Schick 2014: Machtwirtschaft
- nein danke! Für eine Wirtschaft, die uns allen dient.
Campus Verlag). Wie gefährlich es werden kann, wenn die
Politik von Großindustrie und sozial reaktionären
Machteliten gesteuert und gefördert wird und
Militarismus die Politik vor sich hertreibt, zeigte der
Weg von AH und seinen Gefolgsleuten zur Macht (DIE ZEIT
4: 16-17 vom 17.01.2013). Über 100 Jahre ließ man
private Rüstungsunternehmen ihre Tötungsgeräte
exportieren, obwohl bekannt war, dass sie die
Kriegsgefahr dadurch erhöhen; erst 2013 ist das erste
globale Waffenhandelsabkommen unterzeichnet worden (DIE
ZEIT 50: 21 vom 04.12.2014). Es gilt, die grenzenlosen
Herrschaftsansprüche und Einflußnahmen der Welt-AGs,
Globalkartelle, Global Player und Konzerne
zurückzudrängen. Es kann nicht sein, dass sich eine
Wirtschaftsdiktatur zu stabilisieren beginnt, indem sie
es Politikern, Entscheidungsträgern und sonstigen
Profiteuren so gut gehen lässt, dass es denen egal wird,
wie es dem Rest ergeht. Im Mittelalter verteidigte die
Inquisition mit Zähnen und Klauen ihr Weltbild mit
Schauprozessen, Freiheitsberaubung, Folter, Terror und
Mord gegen wissenschaftliche Fakten; heute klammert sich
ein stur-autistisches Wirtschafts- und Finanzsystem an
einem System fest, das sich nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen als überaus schädlich für Ökosysteme,
Klima, Biodiversität, Ressourcen, sozialen Zusammenhalt
und Humanität erwiesen hat.
So wurde im Juli 2012 der Entwurf zur Änderung des
Melderechtsrahmengesetzes, die Firmen und Adresshändlern
den Zugriff auf Bürgerdaten erleichtert, ohne Aussprache
im Parlament verabschiedet. Erst am 27.02.2013 beschloß
man, dass Adressdaten erst dann weitergereicht werden
dürfen, wenn die Betroffenen auf Anfrage dem zugestimmt
haben. Elektronisierung der Geldflüsse, nämlich der
fortschreitende Ersatz von Münzen und Scheinen durch
EC-Karte und online-banking, verleitet wegen dieser
Distanzschaffung zum realen Geld - das sind/waren die
Münzen und Scheine im Geldbeutel - und der extrem
vereinfachten, blitzschnellen Zugriffsmöglichkeit auf
die Girokonto-Gesamtressourcen samt Dispo zu noch mehr
Verbrauch. Gleichzeitig kann das Kaufverhalten der
Verbraucher über eingelesene elektronische Kennungen
überwacht und die Angebotspaletten noch besser angepasst
werden. Beängstigend, dass ein Banker auf dem Monitor
per Mausklick Millionenbeträge, die er nur verwaltet,
einsetzen oder verschieben kann (Siehe auch Christian
Erich Elger & Friedhelm Schwarz 2009: Neurofinance: Wie Vertrauen,
Angst und Gier Entscheidungen treffen. Freiburg : Haufe
Verlag GmbH & Co KG). An den
Börsen werden im Nanosekundentakt Kursschwankungen zum
eigenen Vorteil ausgenutzt (Hochfrequenzhandel). Geld-,
Macht- und Profitgier sowie der Zwang zum Wachstum und
zur optimalen Wirtschaftsbilanzoptik (Voodoo-Bilanzen)
sowie Gesetzeslücken verlocken unwiderstehlich zu
Korruption, Betrug und pseudolegalen Finanzpraktiken;
Konzernjuristen helfen nach und halten somit das
financial fairplay weiterhin auf Distanz (DIE ZEIT 18:
13-15 vom 25.04.2013). Viel zu oft werden Gewinne
privatisiert, Schulden und Verluste aber sozialisiert:
also auch denen aufgebrummt, die dafür nicht
verantwortlich sind; das ist ungerecht. Typisch hierfür
die Radiomeldung am 13.09.2012, dass jeder
BRD-Bundesbürger - vom Neugeborenen bis zu Greis -
angeblich 25000.- Euro Schulden habe (logisch, dass die
Meldung nie gesendet wird, dass jeder Bundesbürger mit
20000.- Euro im plus ist). In der Detroiter Autofabrik
von Henry Ford startete am 16.08.1813 das weltweit erste
Fließband. Seitdem befindet sich nicht mehr der Mensch,
sondern das System an erster Stelle; Charly Chaplin hat
diesen bedenklichen Wechsel im Film "Moderne
Zeiten" perfekt charakterisiert. Durch
Fabrikautomatisierung, Robotisierung und IT-Fortschritt
werden auf Dauer mehr Arbeitsplätze überflüssig
gemacht als neue kreiert (Eric Brynjolfsson & Andrew
McAfee 2011: Race aganist the machine; 2014: The second
machine age: work, progress and prosperity in a time of
brilliant technologies) und so wird mehr in
Informationstechnologie als in Personal investiert (DER
SPIEGEL 18: 62-64 vom 29.04.2013). Der digitale
Kapitalismus zerstört - u. a. wegen seiner
Hypereffizienz - mehr gesellschaftliche Werte als er neue
schafft (Andrew Keen 2015: Das digitale Debakel.
Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es
retten können). Dieses
Wirtschafts- und Finanzsystem enthält weder
demokratische noch pazifistische noch rechtsstaatliche
Elemente (Altbundeskanzler H. Schmidt 2011): es ist
globalisierter Wirtschaftskrieg, der alles über die
Jahrhunderte mühsam errungene Soziale und Humanitäre
auszehrt, skelettiert, Disparitäten unerträglich
steigert und die Sklaverei wiederbrachte (SZ 108: 03 vom
12.05.2015); das ist möglicherweise eine der Vorstufen
des 3. Weltkriegs. Eine Gesellschaft, in der es nur mehr
darum geht, sich gegenseitig das Wasser abzugraben,
begräbt letztendlich sich selbst. Schon Horkheimer und
Adorno kritisierten die Herabwürdigung des Menschen auf
einen Markt- und Kostenfaktor im Kapitalismus.
"Diese Wirtschaft tötet." (Nov. 2013, Jorge
Mario Bergoglio). "Alles ist heute ökonomisiert.
Mich kotzt das an" (Kunstmaler Erich Fischl).
"Die Dominanz des Geldes macht mich
wahnsinnig." (Harald Lesch in SZ 24: 21 vom
30.01.2015). Beschämend die in den Medien verbreitete
Nachricht, dass Arbeitnehmer besonders gerne eingestellt
werden, wenn sie jung sind und gleichzeitig Elternteil
einer Familie, weil die sich dann alles gefallen lassen,
um nur ihre junge Familie durchzubringen. Siehe auch:
Michael Zeuske (2018): Sklaverei. Eine
Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis heute. Reclam
Verlag, Stutgart).
Echte Demokratien können niemals marktkonform sein
(Frank Schirrmacher 2013: Ego - das Spiel des Lebens,
Blessig). Die Nazis faselten vom Menschenmaterial, die
heutige Markt- und Kommerzgesellschaft ist sehr stolz auf
ihr Humankapital. Gerettet werden nur unter
marktwirtschaftlichem Aspekt als
"systemrelevant" erachtete Einrichtungen, die
"too big to fail" sind; der pleitegehende, weil
vermeintlich systemirrelevante Kleinunternehmer,
Mittelständler oder Privatier kann sehen, wo er bleibt
("too small to survive") oder den Strick
nehmen. Die Nazis nannten es kriegswichtig, die
Informationskapitalisten nennen es systemrelevant. Ein
Finanz- und Wirtschaftssystem taugt nur dann etwas, wenn
es allen ausser denen, die absichtlich nicht arbeiten
wollen oder Arbeit nur simulieren, nachhaltig gesichert
gut geht: solche Arbeitnehmer haben auch ein Grundrecht
auf den Erwerb einer Immobilie und nach über 40 Jahren
ehrlicher Arbeit ein Grundrecht auf einen Gnadenhof in
der Heimat: es ist nicht in Ordnung, dass 80% der
Familien in der BRD in Miete leben und immer mehr Rentner
aus finanziellen Gründen in Altenheime im Ausland
abgeschoben werden. Es darf nicht sein, dass wegen
Unterbezahlung von Arbeit und Überteuerung von
Immobilien ein Arbeitnehmer keinen Grund oder Wohnraum in
Laufe seines Arbeitslebens erwerben kann. H. Deichmann:
"ein Unternehmen muss für die Menschen da
sein". Sina Trinkwalder, Augsburg 2014: "Die
... Aufgabe eines Unternehmens heute ist die Maximierung
der Menschlichkeit, nicht die Steigerung des monetären
Gewinns". Thomas Piketty spricht die Probleme und
Ungerechtigkeiten, die sich aus der wachsenden
Konzentration und Ungleichverteilung von Kapital ergeben,
direkt an: Le capital au XXIe siècle; edition
du Seuil, 2014. Im Dezember 2012 waren europaweit 5,7
Millionen junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos (DIE
ZEIT 7: 11 vom 07.02.2013), entsprechend 23,5% (DER
SPIEGEL 21: 86-87 vom 18.05.2013); 2015 waren es schon
7,5 Millionen arbeitslose Europäer zwischen 15 und 24
Jahren (SZ 243: 05 vom 22.10.2015). In der BRD sind ca.
20% der 15-24jährigen arbeitslos gemeldet (DIE ZEIT 40:
25-26 vom 26.09.2013). Eurostat nannte im Mai 2014
europaweit 27 Millionen Arbeitslose. Ethisches
Handeln und vernünftiges Maßhalten, nicht
Gewinnoptimierung und nicht "Konsumsicherung um
jeden Preis" müssen Kernbestand der Ökonomie
werden (DER SPIEGEL 12: 112-116 vom 19.03.2012);
Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat einen Anfang gemacht.
Und weiter: es sollte doch selbstverständlich sein wie
ein ungeschriebenes Gesetz, Geld nur so zu erwerben, dass
damit anderen kein Schaden entsteht; und nur so viel Geld
zu erwerben, wie man wirklich braucht. Von diesen
Denkansätzen her verbieten sich Spekulationen auf
Nahrungsmittel, Waffenverkäufe sowie Kreditvergaben an
die Waffenindustrie von selbst. Das "Argument",
die Rüstungsindustrie und die Kleinwaffenherstellung
wegen des Erhalts von Arbeitsplätzen fortzuführen, ist
wegen des weltweiten Elends, das exportierte Waffen aus
Deutschland erzeugen, nur zynisch (DIE ZEIT 51: 13-16 vom
12.12.2013). Der wissentliche Export von
Kleinkaliberwaffen samt Munition in Krisenregionen ist
eine moralische Katastrophe, der schätzungsweise mehr
als 275000 Menschen inzwischen zum Opfer gefallen sind
(SZ 150: 3 vom 03.07.2014; 159: 06 vom 14.07.2014); siehe
auch Jürgen Grässlin (2013): Schwarzbuch Waffenhandel -
Wie Deutschland am Krieg verdient; Heyne-Verlag.
Erfreulich das UN-Abkommen, das internationalen
Waffenhandel einschränkt (ZEIT MAGAZIN 19: 26-27 vom
02.05.2013). Und freilich können Gesetze erlassen
werden, die bewirken, dass nur fair produzierte Ware ohne
dual use Option gehandelt sowie importiert/exportiert
wird. Die andere Seite ist aber, dass der Geldgier nur
schwer Grenzen setzbar sind, weil man meint, mit viel
Geld seine eigenen Grenzen überwinden und noch mehr
Macht erreichen zu können; "Jedes aufs Geld
ausgerichtete Leben ist der Tod" (Albert Camus: Das
Ideal des Einfachheit. Eine Biographie: Iris Radisch
2013, Rowohlt). Schwindender Entscheidungsspielraum wegen
steigenden Zeitdrucks erhöht die Fehlerquote und damit
die Labilität aller vom Menschen eingerichteten und
gesteuerten Systeme (Beschleunigungskrise). Diese Art
optimierte Monetarisierung / Kommerzialisierung /
Ökonomisierung ist inzwischen u. a. wegen angeblicher
Sparzwänge auch auf diverse Einrichtungen im
Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen übertragen
worden und hat zu vielen Ungerechtigkeiten, Defiziten,
Härten und Qualitätsverlusten in Krankenhäusern (ZEIT
MAGAZIN 21: 12-24, 16.05.2012), Altenheimen, Hospizen,
Haft- und Verwahranstalten sowie Schulen und
Universitäten geführt. Der bayerische
kultusministerielle Sparkurs führte im Schuljahr 2014/15
zu 6 Millionen ausgefallenen Unterrichtsstunden (SZ 137:
R17 vom 16.06.2016). Der Sparkurs betrifft auch den wegen
Einrichtung des G8 entstandenen doppelten Abiturjahrgang
2011, der für Studienanfänger besonders ungünstige
Wissenerwerbsbedingungen bedeutet hat; dazu gehört
weiter die Vernachlässigung der medizinischen
Erforschung seltener Krankheiten und der Entwicklung
entsprechender Therapien, weil mit diesen Randprodukten
keine ordentlichen Gewinne eingefahren werden können;
Resultat dieses Sparens waren im Jahr 2013 die Entstehung
von ca. 1 Million Krankenhausinfektionen - von denen ca.
40000 letal verliefen - in der BRD, die v. a. durch
Einsparungen im Hygienesektor bedingt wurden (Radio
Deutschland am 29.11.2014); und in England sind 2011 150,
2012 200 und 2013 400 Bibliotheken aus Spargründen
geschlossen worden sind. Museen dürfen nicht in
Wirtschaftsbetriebe umgewandelt werden, die möglichst
viel Geld in ihre Kassen spülen müssen. Entsprechendes
geschah nach Teil-/Privatisierung öffentlicher
Einrichtungen wie z. B. Post, Bahn und diversen
Wasserwerken. Starke Ärgerfaktoren wie Zunahme des
Niedriglohnsektors (Lohndumping, -diebstahl,
Ausbeutungslohn), der Arbeitslosenmassen (sie sorgen für
solide und nachhaltige Erpressbarkeit aller Arbeitnehmer
auf breiter und langzeit-gesicherter Basis), Ausdünnung
des Mittelstandes, starke Ungleichverteilung von
Vermögenswerten (2011 verfügte 1% der US-Bevölkerung
über ca. 38% des Gesamtkapitals dieses Landes: das
entspricht ökonomischem Neofeudalismus; die einhundert
reichsten Inder verfügten 2012 über ein Vermögen, das
25% des indischen Bruttosozialprodukts entspricht (SZ 89:
11 vom 17.04.2013)), Bankencrashs wegen riskantem
Spekulationsverhaltens an den seit den 80er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts durch Ronald Reagan und Margret
Thatcher deregulierten Finanzmärkten - bedrückend das
arrogante Verhalten von mit Staatsgeldern geretteten
"systemrelevanten" Banken, welche die
unanständige und für Normalverdiener absurd, provokant,
ungerecht und schädlich erscheinende Praxis der
Auszahlung unanständig üppiger Boni und Abfindungen an
Manager ungerührt fortsetzen (nach dem alten Prinzip:
die Großen lässt man laufen und deswegen hängt man die
Kleinen; bedauerlich das Ergebnis des Volksbegehrens von
03.03.2013 in der Schweiz, die Eidgenössische
Volksinitiative 1:12 für gerechte Löhne und gegen
Exzesse bei Manager-Gehältern; erfreulich die Initiative
"Vermögende für eine Vermögensabgabe" http://www.appell-vermoegensabgabe.de/index.php5) - und über die Jahrzehnte
aufgelaufenen, unerträglich hohen Staatsverschuldungen
(2,116 Billionen Euro öffentliche
Gesamtschulden in der BRD im Jahr 2013; 52 Billionen
Euro Gesamtschulden 2012 europaweit; 200 Billionen Dollar
Gesamtschulden global 2015 (DER SPIEGEL 36: 66-72 vom
29.08.2015)) - wirtschaftlich und politisch
destabilisierende Faktoren - sind Mitursachen für Angst,
Verunsicherung, politische Radikalisierung,
Qualitätsdefizite im familiären Zusammenhalt und im
Gefolge für die Erhöhung der Gewaltbereitschaft; leider
auch der von Jugendlichen aus vorwiegend sozial schwachen
Familien (Kirstin Heisig 2010: Das Ende der Geduld).
Täglich müssen Bedürftige den demütigenden Gang zur
Tafel erneut antreten; sie sparen, indem sie nur einmal
pro Woche warmes Essen zubereiten und kostenpflichtige
Arztbesuche meiden (DER SPIEGEL 37: 50 vom 10.09.2012);
2013 sind in der BRD täglich ca. 1,5 Millionen Personen
versorgt worden (DER SPIEGEL 52: 38-39 vom 21.12.2013);
siehe auch Stefan Selke (2013): Schamland - die Armut
mitten unter uns. "Der Kampf gegen die Beschämung
armer Menschen ist mein Lebensthema " (Dr. jur.
Lilli Kurowski, Sozialarbeiterin und Juristin, München;
SZ 175: R6 vom 01.08.2014). Siehe auch: Irene
Götz (2019): Kein Ruhestand. Wie Frauen mit Altersarmut
umgehen. Verlag Antje Kunstmann. 2013
bestanden nach Ver.di in der BRD 10.000 Milliarden Euro
Privatvermögen, wovon mehr als ein Drittel davon sich in
der Hand von 1% der Bevölkerung befand; das
Wirtschaftsforschungsinstitut DIW stellte fest, dass
europabezogen die Ungleichverteilung von Vermögen in der
BRD maximal ist (DER SPIEGEL 10: 57 vom 01.03.2014). Nach
einer weiteren Untersuchung des DIW in der ersten Jahreshälfte 2020 hat
sich zwischenzeitlich daran nur wenig geändert: Das
reichste Prozent der Deutschen nennt 35% des
Nettovermögens (Immobilienbesitz,
Betriebsvermögen, Sparguthaben, Aktien, Ansprüche aus
Lebens- und privaten Rentenversicherungen, wertvolle
Sammlungen) der BRD sein Eigen; und
die oberen 10% der Deutschen verfügen über 67% davon.
Nach dem Weltarbeitsmarktbericht der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO vom 17.05.2016 sind in Europa
wegen Arbeitslosigkeit und geringfügig bezahlter
Beschäftigung 17,2% der Bevölkerung als arm, auch wenn
sie Sozialleistungen beziehen; sie verfügen dann nur
mehr über max. 60% eines mittleren länderbezogenen
Einkommens. In England ist die Zahl der Bedürftigen von
2008 bis 2012 um 400% gestiegen, weil der
hochverschuldete Staat mittels Sozialkürzungen seine
Haushaltsbilanzen bessern möchte (DER SPIEGEL 49:102-104
vom 03.12.2012). Der Trend zur fortschreitenden
Unterbezahlung körperlicher Arbeit - wie z. B. bei
Paket- und Briefzustellern, im Baugewerbe, Bergbau, in
Landwirtschaft, Gastronomie etc. - ist Unverschämtheit
und Demütigung; die Optionen Leih- und Zeitarbeit
verstärken diesen Mißstand. Billigjobben ist
Zwangsarbeit für die Reichen. Erfreulich die am
21.01.2013 geäusserte Aufforderung des
Arbeitgeberpräsidenten an Firmen, die Höhe des
Zeitarbeiterlohns endlich anzugleichen. Die
materiell-monetäre Entsprechung einer menschenwürdigen
Existenz in der BRD ist im Jahre 2012 auf ein öffentlich
gewährtes Almosen von Euro 374.- monatlich (2013: Euro
382.-; 2014: Euro 391.-) festgelegt worden. Soziales ist
nicht ökonomisierbar. Bedrückend und gleichzeitig
beängstigend die über Jahre bis zu seiner
flächendeckenden gesetzlichen Verankerung (01.01.2015)
gegangenen Diskussionen über den sogenannten
Mindestlohn, über die Höhe seines Betrags und die
trotzdem fortgesetzten Bemühungen zu seiner Vermeidung,
Verhinderung bzw. Unterlaufung: so musste am 13.05.2015
das Bundesarbeitsgericht verordnen, dass der Mindestlohn
auch an Feiertagen, bei Krankheit und Urlaub für den
Arbeitnehmer voll gilt. Dieser öffentliche und polemisch
geführte Streit offenbart klar die Macht verwerflicher
Profitgier der Wirtschaftler und die Befangenheit der
meisten Sozial- und Wirtschaftspolitiker.
Es ist gegenüber dem Kollektiv der
Kleinverbraucher/Steuerzahler eine bodenlose
Unverschämtheit, es per Gesetz/Verfügung auszubeuten,
indem es die privilegierten Großfirmen geschenkten
Stromkosten (DER SPIEGEL 13: 60-62 vom 24.03.2014) sowie
Arbeitnehmern vorenthaltenen Löhne auszugleichen
gezwungen wird. 1,4 Millionen Arbeitnehmer erhielten 2012
weniger als Euro 5.-/Std.. Der vom paritätischen
Wohlfahrtsverband verausgegebene Armutsbericht 2013 zeigt
einen Höchststand an sozialer Disparität in der BRD:
12,5 Millionen Personen gelten als arm (SZ 42: 5 vom
20.02.2015), Lohnfragen sind leider meist Machtfragen und
eben keine Gerechtigkeitsfragen. BR2 meldete am
25.07.2013: Marktforscher haben herausgefunden, dass
europaweit in der BRD die höchste Rate an
Geringverdienern besteht. Nach einer Studie der
Hans-Böckler-Stiftung wird der Anteil sogenannter
atypischer Beschäftigungsverhältnisse in der BRD immer
größer; zudem bewirkt die derzeitige Gesetzgebung eine
Benachteiligung der niederen Steuerklassen zugunsten der
höheren: fiskale Gewalt (BR2 am 06.09.2013).
Billigarbeit lohnt sich nur für die Wirtschaftsbosse,
kommt aber dem Steuerzahler teuer zu stehen (BR2,
17.05.2013, 9-10 Uhr). Beispiel: Respektlosigkeit vor und
Lohndumping bei Chauffeuren von Bundestagsabgeordneten
(SZ 286: 03 vom 10.12.2021). Ich kann nicht verstehen,
warum man arbeitenden Asylanten den Mindestlohn
vorenthält. Wo nur das Profitdenken grassiert, gehen das
Soziale, Humanitäre und der gesellschaftliche
Zusammenhalt in die Binsen. Chronische Unterbezahlung
einerseits und niedrige Sozialleistungen des Arbeitgebers
andererseits erzeugen Sozialfälle in Serie, deren
Unterhalt wiederum von allen getragen werden muss,
wodurch Lebensqualität und Kaufkraft der
Kleinverbraucher am meisten beeinträchtigt werden. Die
Zinssenkung von 0,75% auf 0,5% am 02.05.2013 durch die
EZB mindert die Renditen privater Altersvorsorgen vieler
Kleinsparer, die damit in die Altersarmut gedrängt
werden (DER SPIEGEL 19: 62-71; 2013). Dieses finanzielle
Zwangskorsett führt u. a. dazu, ungesunde und oft unfair
produzierte Billigprodukte beim Discounter kaufen zu
müssen. Da kann dann auch keine Rede mehr davon sein,
dass "der Verbraucher durch sein freies
Konsumverhalten steuert, was produziert wird". 2014
belief sich die durchschnittliche Miete in der Metropole
San Francisco auf Dollar 3200.-; Obdachlose, unter ihnen
auch ehemalige Hochqualifizierte, verbringen den Tag in
der Zentralbibliothek (DER SPIEGEL 44: 118-120 vom
27.10.2014); alle zwei Jahre findet sinnvoller Weise eine
behördliche Zählung der Obdachlosen in der Metropole
statt.
Wie sind die Ende November 2012 von der parlamentarischen
Opposition angedachten Euro 850.- Monats-Mindestrente
für 45 Jahre lückenlose Erwerbs- bzw. Rentenbiographie
vereinbar mit den Euro 199000.- Ruhegehalt (Ehrensold;
samt Limousine, Chauffeur, Büro und Bürokraft) des
Kurzzeit-Bundespräsidenten vom Juni 2010 bis Februar
2012? Fünf Millionen Beschäftigte in der BRD erhielten
2012 einen Lohn wie im Jahr 1985 (C. Löbbert in SZ 296:
V2/1 vom 22./23.12.2012). Siehe auch: Susanne Holtkotte
2019: 715.-. Wenn die Rente nicht zum Leben reicht.
Eine Reinigungsfrau klagt an. Typisch, dass der immer
weiter steigende Unterschied zwischen Arm und Reich nicht
so sehr als ethisches, sondern v. a. als ökonomisches
Problem wahrgenommen wird, weil dieser Zustand laut OECD
das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt (SZ 116: 01 vom
22.05.2015). Wirtschaftliche Auspressung einer
Gemeinschaft erzeugt negative Aggression und soziale
Spannungen, die sich z. B. in öffentlichen Diskussionen
über Gesetzesvorlagen betreffend ein sogenantes
Familienwahlrecht und eine Strafsteuer für die
Minderheit der Kinderlosen abzureagieren versucht,
wodurch diese verletzt und diskriminiert wird (BR 2:
15.02.2012, 12-13 Uhr). Weil
die moralische Diskussion aus dem öffentlichen Raum
outgesourct worden ist, genießt wirtschaftlicher Erfolg
in der Marktgesellschaft oberste Priorität (DER SPIEGEL
46: 160-165 vom 12.11.2012): die Umweltqualität sowie
die Gesundheit der Bürger sind ihm nachgeordnet:
Schadstoff-Immissionen und Lärm hochfrequentierter
Flug-, Autobahn- und Schnellstraßen-Trassen müssen Tag
und Nacht geduldet werden. Am 23.01.2012 fanden im
Luftraum über der BRD in Summe ca. 6500 Flugbewegungen
statt (DER SPIEGEL 5: 106-111 vom 30.01.2012). Der Lärm
von Baustellen an neuralgischen Verkehrsknotenpunkten,
die in städtischen Innenräumen per Sondergenehmigung
auch nächtens betrieben werden dürfen, müssen von den
Anwohnern ertragen werden. Anstatt über die Medien auf
einen Minimalgebrauch von PKW und Nutzfahrzeugen
hinzuwirken, erdachten Entscheidungsträger sogenannte
Umweltzonen in Großstädten; das ist kontraproduktiv,
weil die grüne Plakette eine trügerische Sauberkeit
suggeriert und das Vielfahren und Gasgeben kein
schlechtes Gewissen mehr bereitet. Per Gesetzgebung ist
die Pharmaindustrie davon befreit worden, Altmedikamente
zurückzunehmen; statt professionell entsorgt zu werden,
landen diese Gefahrstoffe im Hausmüll oder im
Brauchwasser mit entsprechenden Risiken und
Nebenwirkungen für Umwelt und Verbraucher. Klar, dass
die Grünen im Jahr 2012 keine Parteispendengelder von
der Industrie bekamen. Fast dreissig Jahre dauerte es,
bis finanzielle Mittel zur Entsorgung des toxischen
Sondermülls bereitgestellt wurden, der bei der großen
Chemiekatastrophe im Indischen Bhopal vom 02. auf den
03.12.1984 entstanden ist und bei dem ca. 30000 Menschen
in einer Methylisocyanat-Gaswolke erstickten (DER SPIEGEL
26: 98-99 vom 25.06.2012); nicht sanierte große Mengen
primitivst entsorgter, hochgiftiger chemischer Altlasten
- Schwermetalle, Herbizide und Pestizide -
beeinträchtigen seit diesem Unfall Umwelt und
Lebensqualität; Verletzte und Hinterbliebene wurden nur
mit Bagatellbeträgen abgespeist; verantwortlich ist für
diesen "cold case" niemand mehr (DER SPIEGEL
49: 82-86 vom 01.12.2014). Das Handbuch zum
"Gesundheits-Management bei Chemievorfällen"
listet auf, dass zwischen 1998 und 2007 weltweit ca.
100000 Menschen starben; insbesondere bei
Produktionsstandorten.
Vermehrt am ökonomischen Erfolg, an der
humanbiologischen Fertilität, an der Karriere und am
Verbrauch ausgerichtete Kriterien und Aspekte bei der
Bewertung von Mitmenschen ("wieviel verdienst
Du?", "wieviel Kinder hast Du?, gehen die auch
aufs Gymnasium und schreiben lauter Einsa?";
"welches Auto fährst Du?", wohin fliegst Du in
den Urlaub?") verstärkten die Spirale der Abwertung
sozial (vermeintlich) Schwächerer und erzeugten
selbstgerechte menschenfeindliche Pseudoeliten sowie eine
apathische, orientierungslose Unterschicht (W. Heitmeyer
in DER SPIEGEL 50: 71-72 vom 12.12.2011). Auch die
wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, medialen und
politischen Eliten können sich in die
Lebenswirklichkeiten der normalen Bevölkerung nicht mehr
hineindenken; das sozial wenig durchlässige System und
die wachsende ungleiche Verteilung von Geld und Macht
verstärken diesen Mangel (M. Hartmann in DIE ZEIT Nr.
33: 26 vom 09.08.2018). Erfolg mag vielleicht schön und
gut sein; über seine Qualität entscheidet, wie lange er
Bestand hat, welche Mittel angewendet wurden, damit er
zustande kam und ob diese und die Erfolgsresultate
moralischen Kriterien genügen. Im Februar 2012 zählte
man in der BRD ca. 100 Milliardäre, 17000 Einkommens-
und 830000 Vermögensmillionäre; der Global Wealth
Report von Boston Consulting nannte in der BRD 839
"ultra-high-net-worth-house-holds" in denen
mehr als 100 Millionen Dollar vorhanden sind (DER SPIEGEL
9: 62-72 vom 27.02.2012). In der BRD saßen 2013/2019 10%
der Bevölkerung auf 52%/53% des gesamten Vermögens und
die vermögensschwächere Hälfte der BRD hatte -
komplementär - im selben Zeitraum weniger als 1%/3%
Anteil am gesamten Vermögen der BRD (SZ 20: 01 vom
26.01.2016; DIE ZEIT 23: 25 vom 29.06.2019). Die obersten
10% der Haushalte Amerikas hielten 2012 75% des
Gesamtvermögens der USA, 2019 waren es schon 77% (DIE
ZEIT 41: 32-33 vom 04.10.2012 und 23: 25 vom 29.06.2019).
In Indien gab es 2012 120000 Dollarmillionäre. 2013 gab
es weltweit 1426 Vermögensmilliardäre - fast nur
Männer - mit einem Gesamtvermögen von 5,4 Billionen
Dollar; Anzahl und Vermögen der Milliardäre wuchs
innerhalb eines Jahres um 16 % bzw. 17% (Chrystia
Freeland 2013: Die Superreichen. Aufstieg und Herrschaft
einer neuen globalen Geldelite). Überschrift:
"Wegen Reichtums geschlossen". 2015 gab es
global 1826 Milliardäre, die über 7,05 Billionen US$
verfügten. 0,7% der Weltbevölkerung hält 45,2% des
Weltvermögens in Händen. 71% der Weltbevölkerung
hingegen verfügt nur über 3% des Weltvermögens SZ 281:
09 vom 05.-05.12.2015). Laut der Hilfsorganisation Oxfam
hatten 2015 62 Superreiche ebenso viel Eigentum wie 3,7
Mrd. Menschen, die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Bei dieser Entwicklung wird die Wahrscheinlichkeit
vergrößert, dass viel Geld sich in den Händen von nur
dummen oder charakterlich problematisch veranlagten
Leuten befindet. Geld potenziert die Macht, Wirksamkeit
und Persistenz von Blödheid, Nichtsnutz, Schädlichkeit
und Bosheit. Solche absurden Geld- und Güteranäufungen
passen in der inzwischen komplett vernetzten Welt ganz
und gar nicht zu den dazu unvermeidlichen komplementären
Erscheinungen: Armut und Not; Hungerbäuche, von Noma
zerfressene Gesichter, von Tuberkulose zerstörte Lungen
und von Lepra verstümmelte Gliedmaßen der Ärmsten in
den Drittweltländer. Viel besser wäre, die "Zeit
des Lichts" wäre für alle schön. Der
französische Historiker und Politiker Charles Alexis
Henri Clérel de Tocqueville vermerkte schon 1831
enttäuscht, wie sehr sich die Vereinigten Staaten dem
Geld und der Gier verordnet haben (SZ 174: 11 vom
01.08.2014). Ich denke, dass die schon Anfang des 19.
Jhds. von Honoré de Balzac formulierte Vermutung leider
in vielen Fällen zutrifft, dass "hinter jedem
großen Vermögen ein Verbrechen steht". Grundgesetz
Artikel 14: "Eigentum verpflichtet; sein Gebrauch
soll zum Wohle der Allgemeinheit sein." In der BRD
wandert immer mehr Vermögen in die oberen 10% der
Bevölkerung, wodurch soziale Spannungen erhöht werden
(Wehler, H.-U. 2013: Die neue Umverteilung. Soziale
Ungleichheit in Deutschland. C. H. Beck); das ist
Refeudalisierung (DIE ZEIT 19: 29 vom 02.05.2013). Dazu
passt die Feststellung des Allianz-Chefs Herrn Bäte:
"Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer
Begriff; ich weiß nicht, was das ist."; er kassiert
jährlich ca. 5 Millionen Managergehalt (DIE
ZEIT 49: 26 vom 29.11.2018). Sparzwänge und
Stellenstreichungen führten zudem sparten- und
ressortübergreifend zu unerträglichen Kameraden- und
Kollegenschweinereien auf dem Arbeitsmarkt und in den
Arbeitsteams (Ausschalten der Konkurrenz, Mobbing,
Verdrängen, Aufsteigen, Häuslebauen, Nesten, Geld- und
Kindermachen um jeden Preis; jeder ist ausschließlich
sich selbst der nächste) (DER SPIEGEL Nr. 16: 56-64 vom
16.04.2012). Steuerparadiese, das Bankgeheimnis und die
Option "Abschleichen" - wegen großer Lücken
im globalen Transaktionssteuernetz - ermöglichen
Managern, Firmenbossen, reichen Erben und Clans,
Ölscheichs, Despoten etc. pp. risikolos verlustfreies
Bunkern von Schwarzgeld und unfairen Handelsgewinnen und
festigen so ihre Positionen (das ist finanztechnische und
-juristische Stabilisierung von Gewalt). Das geplante
neue Steuerabkommen zwischen BRD und Schweiz wäre Gewinn
und Persilschein für unsolidarische Steuerflüchtlinge
gewesen (DER SPIEGEL Nr. 16: 34-35 vom 16.04.2012). In
Deutschland werden Paketdienstfahrer brutal ausgebeutet
(ZEIT MAGAZIN 23: 14-23 vom 31.05.2012). 2012 gab es in
Indien 13 Millionen Kinderarbeiter, die z. T. in
Schuldknechtschaft lebten. Kinderarbeit in türkischen
Haselnuss- und brasilianischen Kakaoplantagen beschert
deutschen Haushalten preiswerte Süßwaren für das Fest
der Liebe (DIE ZEIT 52: 21-23 vom 17.12.2014).
Eingesperrte Indische Lohnsklavinnen schuften in der
Textilbranche für einen Monatssold von umgerechnet
1 (einen) Euro (DIE ZEIT 13: 33 vom 22.03.2012); in
China inhaftierte politische Dissidenten leisten für
denselben "Lohn" Zwangs-Akkordarbeit, indem sie
z. B. Christbaumschmuck für die BRD herstellen müssen
(DER SPIEGEL 21: 96-97 vom 21.05.2012). DDR-Häftlinge
mussten für westdeutsche Firmen Zwangsarbeit leisten
(BR2 03.10.2013, 18-19 Uhr; SZ 168: 06 vom 23.07.2024).
Indische und nepalesische Gast-Sklavenarbeiter arbeiteten
sich bei Tagestemperaturen bis zu 50°C in Katar zu Tode
(DER SPIEGEL 40: 94 vom 30.09.2013). Bergarbeiter der
südafrikanische Platinmine Lonmin bei Marikana erhalten
monatlich umgerechnet Euro 400.- und zahlen für 5m²
Wohnfläche in einer Wellblechhütte, in der es keinen
Strom und kein fließendes Wasser gibt, Euro 50.- Miete
(BR aktuell am 02.09.2012, 8.30-9 Uhr). Slum-Tycoons
machen in Nairobi und anderen Megacities cash mit
überteuerten Mieten für Schrotthütten (BR2 9-10 Uhr
vom 13.09.2013). Die durch die Länder der Welt
trampelnde Lohndrückerkarawane bewirkte, dass in China
80000 Lohnsklaven (i-slaves) für die Herstellung des
iPod schuften; sie nächtigen in firmeneigenen
Schlafsälen mit 2000 Stück Lagerplätzen (Sept. 2012);
verständlich, dass wegen des Preisdrucks bei der
Produktion Umwelt- und Gesundheitsbelange
unberücksichtigt bleiben müssen. Ausbrüche der
Corona-Seuche bei Fleischzerlegern in
Großschlachtbetrieben in Norddeutschland zeigen, unter
welch prekären gesundheitlichen Zuständen sie in ihren
engen Gemeinschaftsunterkünften leben müssen, damit
Billigstfleisch in größten Mengen hergestellt werden
kann (SZ 115: 02 vom 19.05.2020). Im Petrodollar-reichen
Saudi-Arabien müssen 1,5 Millionen eingesperrte
Arbeitssklavinnen aus Äthiopien und dem Fernen Osten
unter elendsten Bedingungen Hausangestelltendienste
leisten (BR2 am 30.11.2012 von 9-10 Uhr). In einer
Großschlachterei bei Waldkraiburg arbeiteten im Jahr
2012 Rumänische Lohnsklaven für einen Monatsgehalt von
ca. 180.- Euro. Eine Baufirma ließ 8 Rumänen für
68 Cent/Stunde auf einer Baustelle in München
arbeiten (SZ 143: R8 vom 25.06.2015). Lohnsklaven aus
Schlachtfabriken in Niedersachsen nächtigten im Wald
oder in Ställen (DIE ZEIT 51: 21-23 vom 11.12.2014).
Rumänen arbeiteten unter entwürdigenden Bedingungen
für 6.-/h (unter Mindestlohn: 9,35.-) auf einem
Gemüsehof in Niederbayern. Vor Arbeitsantritt nahm man
ihnen ihre Pässe ab. Wochenlang lagen die jeden Tag auf
"Gurkenfliegern" und pflückten, bis ihnen
schlecht wurde, kopfüber Gemüse. Wegen nicht
eingehaltener Hygieneregeln infizierten sich viele mit
Sars Covid-19 (SZ 189: R9 vom 18.08.2020). So ist es
völlig in Ordnung, dass vor Ausbeutung inzwischen
gewarnt wird und Saison-Billigarbeiter bei Landwirten in
Deutschland rar geworden sind (SZ 02: 26 vom 05.01.2022).
Tausende von Gastarbeitern, welche die Infrastruktur für
die olympischen Winterspiele 2014 erstellten, wurden nach
erledigter Arbeit größtenteils ohne Sold des Landes
verwiesen. Billigstlöhner arbeiten in illegalen
Schiffs-Abwrackbetrieben in Fernost, wo Standards
betreffend Arbeitssicherheit, Entlohnung und Umweltschutz
nicht eingehalten werden (SZ 204: 36 vom 05./06.09.2015).
Nach Daten der International Labour Organization
(20.05.2014) werden jährlich 110 Mrd. Euro illegale
Gewinne durch Dumpinglöhne und sklavenähnliche
Arbeitsverhältnisse erzielt - betroffen sind 21
Millionen Erwachsene und Kinder; neueren Schätzungen
zufolge sind es sogar 36 Millionen Leibeigene (DER
SPIEGEL 49: 100-102 vom 01.12.2014); Studien des Global
Slavery Index zufolge sind es 45,8 Millionen
Menschen, die wie Tiere auf einer Farm gehalten werden,
obwohl Sklaverei - ausser in Nordkorea - verboten ist (SZ
124: 15 vom 01.06.2016). Die rassistische Komponente des
Kapitalismus ("Menschenmaterial") wird dahin
führen, dass Versklavung weiter um sich greifen wird
(Achille Mbembe 2013: La critique de la raison nègre; La
Découverte: Paris). Anstatt Lohnerhöhung setzen viele
Arbeitgeber auf Gamification, das die Motivation steigern
soll: so macht man Selbstausbeutung schmackhaft. Die
Gründung eines Textilbündnisses im Jahr 2014 für
soziale und ökologische Mindeststandards und die
Absicht, dementsprechend ein Lieferkettengesetz zu
erlassen, sind löblich, aber bei weitem noch nicht
genug, wenn Armut, Rechtlosigkeit und sozialer Druck in
einer moralinfreien Ökonomie optimal vernutzwertet
werden ("Brutal billig" in SZ 289: 34 vom
14.12.2019). Permanente Profitmacherei um jeden Preis und
über alles sowie moralische Verwahrlosung der
Verantwortlichen waren es, warum im Ferienort Ischgl
trotz Seuchenwarnungen und Infektionsfällen vor Ort mit
SARS Covid-19 der Lift-, Gastronomie- und
Hotelleriebetrieb bis zum 13.03.2020 weiterlaufen durfte
(DIE ZEIT 13: 63 vom 19.03.2020).
Schlussbemerkungen:
Man setze in Gedanken anstelle eines Marshmallow die
Weltressourcen und anstelle einer Testperson die
Weltwirtschaft. Mit gutem Grund darf dann behauptet
werden, dass die Weltwirtschaft diesen
Belohnungsaufschub-Test, bei dem Verzichtsfähigkeit und
Selbstbeherrschung geprüft werden, seit ihrem Dasein
noch nie bestanden hat.
Von aussen nüchtern betrachtet lässt es in tiefe
Abgründe blicken, wenn man verstanden hat, was es
bedeutet, dass ein Mörder und Frauenmißhandler, gegen
den ausserdem noch ein Amtsenthebungsverfahren wegen
Mißbrauch eines Präsidentenamtes für persönliche
Zwecke und Behinderung eines Kongresses lief, auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2020 eine der
ersten Grundsatzreden halten durfte, ohne nachher sofort
in Arrest genommen zu werden. Noch abgründiger wird die
politische Kulturlandschaft, wenn man die Bedeutung
erkannt hat, dass auch seine erfolgreiche Aufhetze, das
Kapitol am 06.01.2021 zu stürmen, für ihn keine
unmittelbaren rechtlichen Folgen hatten.
Der Treiber "non olet" - moralbefreiter Handel
- verführt zu Waffengeschäften und zu intensiven und
lukrativen Wirtschaftsbeziehungen zu diktatorischen
Staaten und zur Festigung ihrer Unterdrückungssysteme.
Terrorismus als Geschäftsidee (Shelley, Louise 2014:
Dirty entanglements: corruption, crime and terrorism.-
Cambridge Univ. Press). Die Profite aus gut entwickelter
und organisierter Konfliktökonomie bewirken, das Kriege
über lange Zeit finanzierbar bleiben (Konfliktforscher
Prof. Phillipe Le Billon in DIE ZEIT 53: 28 vom
23.12.2014). "Non olet" führte auch am
21.07.2011 zur Versteigerung von Dr. med. Josef Mengeles
Tagebüchern (ca. 3400 Seiten in 31 Bänden, die
angeblich auch Gedichte und "philosophische"
Betrachtungen enthalten) für 245000 Dollar in einem
Auktionshaus in Stamford bei New York: eine nie
dagewesene Obszönität und ein weiterer großer Schritt
in Richtung eines ökonomisch-merkantilistischen
Totalitarismus, in dem alles käuflich und straffrei
schändbar sein wird. Peinlich die Einlassung von
Politikern der frühen Grünen-Fraktion mit Oberst M.
Gadhafi im Jahr 1982, als schon bekannt war, dass dieser
ins Ausland geflüchtete Oppositionelle ermorden ließ
(DIE ZEIT 46: 51 vom 10.11.2011). Es ist moralischer
Wahnsinn, enge Wirtschaftsbeziehungen zum Reich der Mitte
zu pflegen, in dem jährlich (2011) ca. 4000 Köpfe
rollen (siehe auch: Yiwu, Liao 2011: Für ein Lied und
hundert Lieder. Zeugenbericht aus chinesischen
Gefängnissen. S. Fischer, Frankfurt a. M.; DIE ZEIT 11:
17-19 vom 07.03.2013), Sippenhaftung praktiziert wird und
manipulationsbedingt die meisten das Gefängnissystem
nicht erkennen können, in dem sie sich befinden (Hu Jia
in SZ 124: 10 vom 01.06.2014). Es ist der Tod von Moral,
Humanität und dem sozialen Prinzip, wenn Handel,
Konjunktur, Wirtschaft, Utilitarismus und Geld
Prioritäten gesetzt werden vor den Menschenrechten und
der -würde (DER SPIEGEL 46: 138-141 vom 14.11.2011). Und
wenn dem tatsächlich so ist, dann bedeutet dies zudem
wirtschafts- und finanztechnische, transnationale
Stabilisierung eines diktatorischen Systems. So geschehen
am 23.01.2020, als ein bayerischer Ministerpräsident
einem Assad-Freund und Krim-Okkupator wegen Verbesserung
der wirtschaftlichen Beziehungen in Moskau die Hand
reichte (SZ 24: 07 vom 24.01.2020). Die logische Folge
davon ist, dass ein in diese politisch bedenkliche
Richtung stabilisierend wirkender Staat sich nicht
demokratisch-rechtsstaatlich nennen darf, solange er
derart agiert; zudem kann eine in diese Richtung
gesteuerte Entwicklung niemals Wille der Mehrheit von
freien Bürgern eines Staates gewesen sein, dessen
Vertreter ein externes Gewaltsystem stabilisieren helfen.
Die Geschichte zeigt, dass fortschreitende soziale und
materielle Spaltungen und Polarisierungen von
Gesellschaften ihre Verletzbarkeiten insgesamt, auch auf
der Seite der Wohlhabenden, erhöht; zwei Beispiele für
die Gefährlichkeit des Guggenbergerschen Entschwindens
der Wirklichkeit: die erste Begebenheit: "Was, ihr habt kein Brot?
Dann esst halt Kuchen!", rief zu Beginn der
Französischen Revolution eine Adelige den
Aufständischen in der Straße zu. Die zweite Begebenheit
fand Anfang des 19. Jhds. in
der reichen Gesellschaftsschicht Palermos statt: eine
schon in die Jahre gekommene Adelige steht das erste mal
in ihrem Leben in einer Küche und sagt: "ein
schönes Zimmer ist das hier; aber könnt ihr mir sagen,
wozu all diese Gegenstände gebraucht werden?".
Zur unverschämt-provokanten Behauptung "Gier ist
gut" oder "Gier ist schön": nach
Wiktionary ist die Gier zunächst ein übermäßiges,
maßloses Verlangen. Wenn man z. B. - wie in der Kindheit
selbst erlebt - wegen Krankheit vom Hausarzt drei Tage
auf Nulldiät gesetzt war, wird man selbstverständlich
in dieser Zeit immer gieriger nach Nahrung und verliert
womöglich die Selbstbeherrschung, wenn man am dritten
Tag im Bett liegend zur Mittagszeit wittert, wie
Brathuhnduft durchs Haus wabert. Das ist ein Beispiel
für natürliche, entschuldbare Gier als normalerweise
lebenserhaltende und -stabilisierende Reaktion auf ein
tatsächlich bestehendes Defizit, wie es fehlende/s/r
Nahrung, Kommunikation, Geborgenheit, Freundschaft,
Liebe, Information, aber auch Land, Besitz, Licht,
Wärme, Freizeit, Natur, etc. sein können. Vorbildlich
das junge Mädchen, das es in den bitterarmen
Nachkriegsjahren zu Wege brachte, täglich die zur
Schulspeisung erhaltenen Lebensmittel trotz großen
Hungers für zuhause aufzubewahren, um sie dort mit ihren
vier Geschwistern zu teilen. Entschuldbare,
verständliche Gier nach Geld und Sachwerten wird
provoziert, wenn man z. B. ungerechter Weise wissentlich
und absichtsvoll nicht beachtet und übergangen worden
ist, als Güter verteilt wurden. Gier nach mehr Geld wird
auch dann selbstverständlich, wenn der Arbeitslohn zu
gering und/oder der Arbeitsdruck zu hoch ist. Dem
notgedrungen immer größer werdenden Handlungsdruck wird
mittels Streik bzw. Verweigerung nachgekommen, wodurch
der nötige Ausgleich erzwungen wird. Grotesk das
zeitgleiche Nebeneinander zweier Millionenheere:
bestehend einerseits aus zur Untätigkeit gezwungenen
Arbeitslosen und andererseits aus gestressten, weil
ausgebeuteten Arbeitnehmern. Gier kann die
Daseinsqualität verbessern, wenn sie Forschung und
Wissenschaft vorantreibt; da darf die Neu-Gier bzw.
Wissens-Gier dann auch mal ruhig eine Zeitlang
grenzenlos, unermesslich und maßlos sein, wenn sie Motor
des Fortschritts ist, das Erforschte die Lebensqualität
aller dauerhaft bessert und die Ökosysteme nicht
beeinträchtigt werden. Gier im Sinne von
Unersättlichkeit ist Treiber sowohl des Fortschritts als
auch der Zerstörung (Thomas Sedlacek: Die Ökonomie von
Gut und Böse. Hanser Verlag, München). Gier wird dann
problematisch, wenn die Verhaltensweisen und Handlungen,
zu denen diese Form des "brain-pull" antreibt,
unnötige Schäden oder problematische Veränderungen an
Sachen oder Personen entstehen lassen: wenn der/die
Gierige z. B. nicht aufhören kann zu essen, zu trinken,
zu arbeiten, zu rauchen, zu perfektionieren, Sport zu
treiben, promisk zu leben, einzukaufen (shoppismus) nach
exklusiven Vorteilspreisen (Schnäppchen; der Schnapp des
Tages) zu jagen (dumpismus), dem Glücksspiel sich
hinzugeben, zu reisen (travellismus), Rauschmittel zu
konsumieren, immer mehr zu gelten und immer mehr zu
erwerben/raffen (Hab-Gier: mit niemandem teilen wollen:
"Alles gehört nur mir ganz alleine.": das
Dagobert Duck Syndrom). Aber das ist nur rücksichtsloses
Abwürgen und Verdrängen anderen und des eigenen Lebens
(siehe oben). Da nähert sich die unstillbare Gier der
Sucht, die den Betroffenen selbst und sein gesamtes
Umfeld gewaltsam schädigt. Das gilt auch für die auf
den Welt-Finanzmärkten eingerichteten, ganz großen
Geld-Akkumulations-Systeme: es gibt viel zu viele
Millionäre und Milliardäre, die trickreich dieses
System zu ihren Gunsten auszunutzen wissen, denen die
unfairen Gewinne aber immer noch nicht genug sind und die
davon nichts abgeben und mit niemandem teilen wollen;
gut, dass die Gewinnspannen derzeit recht gering sind
(DER SPIEGEL 23: 78-81 vom 04.06.2012). Nur wer wenig
braucht, ist souverän (Nico Paech). Kein Vernünftiger
braucht für sein bisschen Leben jemals so viel Geld.
Kein Mensch kann während seines Erwerbslebens mit
eigener Hände Arbeit jemals so viel Geld
zusammengetragen haben. 1% der Menschheit nennt 40% des
Weltkapitals sein Eigen (Dennis Gastmann 2014:
Geschlossene Gesellschaft: Ein Reichtumsbericht). Das mit
(sozial)marktwirtschaftlich sehr bedenklichen und
unfairen Methoden (z. B. Spekulation, Investment)
ergatterte Geld geht anderen ab. Geldmachen als
Götzendienst: mehr und mehr haben wollen (Platos
pleonexia). Es wurde inzwischen wissenschaftlich
nachgewiesen, dass materieller Reichtum niemals
endgültig glücklich machen kann, egal, wieviel man
davon hat: es mindert das Glücksempfinden (SZ 49: 01 vom
01.03.2015). Wachsende Kapitalhäufen wie z. B. die Berge
aus Geldsäcken und Goldbarren-Paletten in den
Bankhäusern der Schweiz bedeuteten immer schon steigende
Gefahr und Labilität, weil sie Begehrlichkeiten
schüren, Risiken steigern und die Machtverhältnisse
verzerren. Gleiches gilt auf der komplementären, der
ausgebeuteten und verarmten Seite: wo Geld und
Arbeitsmöglichkeiten weniger und die Lebensperspektiven
der Desperados immer schlechter werden, gibt es immer
mehr Kriminalität, Sektierertum sowie politischen und
weltanschaulichen Extremismus; die Europawahl 2014, auf
der Radikale und Populisten triumphierten, kann hierfür
als Beispiel gelten. Das ist unvernünftig und es darf
nicht sein, dass ein dereguliertes Weltfinanz- und
-wirtschaftssystem immer mehr Risiken erzeugt sowie
soziale und politische Sprengsätze in Serie zündet.
"Der Kapitalismus handelt nur nach den Geboten
kältester Zweckmäßigkeit (Carl von Ossietzky).
Kapitalismus würgt, wenn es sein muß, schnell und
zuverlässig den Verbündeten von gestern ab und
fusioniert mit dem Feind (SZ 18: 49 vom 23./24.01.2016).
Wirtschaft und Geld sind für dem Menschen da und nicht
umgekehrt. Erfreulich, dass inzwischen der Verein
"Kritische Aktionäre" und Initiativen wie
"demokratische Banken"/"ethisches
Investment" gegründet worden sind. Es ist höchste
Zeit, das für alle schädliche und labile, nach oben
offene Akkumulationssystem in ein stabiles
Suffizienzsystem mit Sättigung umzubauen (Wuppertal
Institut; Tim Jackson 2011: Wohlstand ohne Wachstum.
Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt. oekom
Verlag, München). Diese Begrenzung gilt
selbstverständlich auch für die fortschreitende
Ökonomisierung / Vernutzwertung der Natur (Bsp.:
Erteilung von Patenten auf gentechnisch veränderte
Pflanzen und Tiere). "There are enough resources in
the world for everybodie's needs, but not for
everybodie's greed" (Mahatma Ghandi). Soviel zur
gier-, geld- und machtgetriebenen Weltwirtschaft. Wie
angenehm, dass kein Wirtschaftssystem dieser Welt jemals
die Produkte meiner Kreativität vernutzwerten kann.
Erfreulich die ZEIT KONFERENZ "Moral & Ethik -
Perspektiven unternehmerischer Verantwortung" am
06.05.2013 in Stuttgart; ebenso die stärker werdenden
Rufe nach einem Wirtschaftsethikrat, der Bildung
politisch und weltanschaulich neutraler
Verantwortungseliten und einer Orientierung am Gemeinwohl
(DIE ZEIT 18: 60 vom 25.04.2013). Unkontrolliertes
Wachstum kann nur im Systemkollaps enden, weil zumindest
das Element der Nachhaltigkeit fehlt. Einer solchen
Katastrophe wird in einer makabren Bilderstrecke Ausdruck
gegeben, wo Hundshaie, Delphine und Seevögel einen
großen Stachelmakrelenschwarm zur Gänze auffressen (GEO
07: 56-57, 2013). Es bedrückt, dass staatliche Organe
ihrer gesetzlich festgelegten Schutzverpflichtung zum
Erhalt der Lebensgrundlagen seiner Bürger nicht mit
ganzem Willen nachkommen.
Das System ist dann zugrunde gegangen, wenn Moral,
Humanität und Recht ökonomisiert und mit diesen
gehandelt werden können.
- In der Werbe- und Konsumwelt wird zwecks Marketing mit
allen erdenklichen, auch unfairen, weil das Unbewusste
ansprechenden, raffinierten psychologischen Tricks und
massiver Manipulation versucht, bei möglichst vielen
Menschen gute Laune und Kauflust zu erzeugen und diese zu
steigern ("kaufe mich!", "ich kost fast
nix!", schallt es froh von allen Seiten); mit dem
peinlich-trivialen Ziel, dass Repräsentanten diverser
Zielgruppen möglichst viele und teure, emotional
durchdesignte Objekte oder Dienstleistungen ordern, egal,
ob sie von Nutzen sind oder überflüssig oder nur Luxus.
Dumm-Mottos: "Kauf Dich glücklich!", "Iss
mehr, wieg weniger!", "Wer will, der
kriegt!", "Klick Dich reich!", "Du
darfst!", "Genug gefastet!", "Blumen
sind nett, aber Rasen ist geil!", "Kauf viel,
spar viel!", "Wir bauen für Sie!",
"Shopping. Immer. Überall", "Eigen. Will
ich.". "Wir sind nur für Sie da!",
"Preise, die süchtig machen"; "Preise,
die richtig Spaß machen!"; "Hauptsache, Ihr
habt Spaß!". "Konsum ist gur für die Psyche,
Konsum ist gut für den Körper!".Die
Erfüllungszwänge solcher in Serie in die Gehirne
gepflanzten, fremd-stimulierten Pseudo-Bedürfnisse
(erzeugt durch kaufimpuls-gebende unbewusste Gedanken
oder Assoziationen an Kompensation, Abgrenzung, Status,
Geltung, Selbstaufwertung, aber auch Dazugehörigkeit,
Dabeisein, Konformität, optimale Distinktion, Angst vor
Entindividualisierung, etc. pp.) führt nicht selten zu
privater Verschuldung; nach Statista ereigneten sich 2014
in der BRD 115.269 Privatinsolvenzen. Das
Dauerbombardement aggressiver Werbung: alles und noch
mehr wird getan, damit das Konsumklima tropisch-heiß
bleibt und der Kaufrausch infolge stimulierter
Anschaffungsneigung möglichst lange anhält; siehe auch
DIE ZEIT 18: 21-22 vom 26.04.2012. Die Konsumforscherin
Lucia Reisch nennt das emotionale Konditionierung der
Verbraucher in einem schnellebigen Markt mit raschen
Produktzyklen, was jedoch die Häufigkeit des Wegwerfens
noch funktionierender Geräte erhöht (DIE ZEIT 27: 56
vom 26.06.2014). Das vom PR-Strategen Edward Bernays
entwickelte social engineering - Schaffung von
Übereinstimmung und Appellieren an unbewusste Wünsche -
zur Steuerung von Menschenmassen wird inzwischen global
mit großem Erfolg angewandt; das ähnelt einer
"restlosen Mobilisierung menschlicher Dummheit"
(Kurt Schumacher). In der angeblich legendären
Luxuseinkaufsstraße Fifth Avenue in New York haben die
Läden an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang geöffnet (SZ
174: 20 vom 31.07.2014). Unfair die mit Sex kombinierte
Werbung, weil dadurch das Dopamin-gesteuerte
Belohnungssystem im Gehirn angeregt wird, ein hoher,
Hormon-gesteuerter Impuls zur sofortigen
Bedürfnisbefriedigung zu wirken beginnt, der riskantes
Kaufverhalten fördert und vernünftige Kritikfähigkeit
sowie abwägendes Verhalten bei Vielen vorübergehend
mindert oder gar abschaltet. Ebenso unfair ist die
Werbung mit Kindern (z. B.: Vögel gucken mit Papa. Paris
ab Euro 89.-). Noch unfairer die von der
Lebensmittelindustrie geförderten Forschungen, die auf
eine ganz und gar unnötige Steigerung des Verzehrs von
Lebensmitteln hinwirken, indem man den Produkten
Substanzen mit suchterzeugendem Potential wie Fett,
Zucker und Salz u. a. feindosiert beimengt (DER
SPIEGEL10: 122-130 vom 04.03.2013; Moss, M. 2013:
"Salt Sugar Fat. How the food giants hooked
us". Random House New York). Entsprechend genannter
weltanschaulicher Organisation nutzt die
Lebensmittelindustrie Schwachstellen in den Gehirnen von
Kindern und Erwachsenen profit- und machtorientiert aus
(DIE ZEIT 20: 15-17 vom 08.05.2013). Es ist nur
unmoralisch, alkoholische Produkte zu bewerben, durch
deren Konsum in der BRD jährlich 74000 Personen elend
sterben und wegen deren Wirkung jährlich 59800
Gewalttaten geschehen (1,3 Mio Alkoholabhängige
deutschlandweit; SZ 116: 01 vom 22.05.2015; Apotheken
Umschau 15.09.2013: 22-26). Indem Werbung bei vielen
Personen immer mehr Aufmerksamkeit bindet, mindert sie
die freie Lebenszeit des Individuums; weil Werbefirmen
jedwede Informationen über das Individuum sammeln und zu
nutzen versuchen, zeigen sie ihre
politisch-problematische Dimension, die jener von
Geheimdiensten ähnelt: Kontrolle, Verlust von
Privatsphäre und Grundrechten (DER SPIEGEL 32: 102-103
vom 05.08.2013). Die Exposition gegenüber den wild und
frei agierenden Mächten viraler Werbung führt zur
beschämenden Degradation nicht weniger Menschen zu
fremdgesteuerten Konsumenten bzw. manipulierten
Verbrauchern. Politik und Justiz sehen dem Erwachsenen-
und Kindermarketing, dem konsumlastigen Umbau ihrer
Gedanken-, Wunsch- und Gefühlswelten und dem Mißbrauch
von Kinder- und Erwachsenenmärchen einfach nur zu; von
Konsumkompetenz, Konsumenten- und Verbraucherschutz ist
da keine Rede mehr. Das entspricht einer Entwürdigung,
da der freie Wille auf diese Art gewaltsam eingeschränkt
wird. Manipulation ist eine sehr effiziente Art von
Erzeugung flächendeckender und nachhaltiger Blödheit.
Das ist Gewalt; Mißbrauch von Erkenntnissen aus
Biochemie, Psychologie und Gehirnforschung. So was tut
man einfach nicht, weil es unmoralisch ist; erfreulich
die Erkenntnis, dass das "Neuromarketing" nur
ein abstrakter Begriff bleiben wird. Ich bin der Ansicht,
dass die Lebens- und Genussmittelindustrie einen Teil
ihrer Gewinne aus dem Verkauf von Tabak-, Zucker- und
Alkoholwaren aus trivialen, sehr leicht ersichtlichen
Gründen an die Krankenkassen und das Gesundheitswesen
abzugeben hat. Das gilt auch für diverse Kneipen und
Gaststätten, die mit dem slogan "all You can
eat/drink" werben und auch für alle Fleisch- und
Würstlbarone. Nach Befunden von Marco Evers hat die
Tabakindustrie 100 Millionen Menschen auf dem Gewissen,
die sie im 20. Jhd. durch Bewerben zum Konsum ihrer
gesundheitsschädlichen Produkte verführt hat (DER
SPIEGEL 07: 128 vom 10.02.2014). Weil die Erlöse derzeit
in den reichen westlichen Staaten sinken, begann die
Tabakindustrie in Malawi, Simbabwe, Sambia und Mozambique
zu punkten: in diesen armen und finanziell abhängig
gemachten Tabak-Anbauländern, die das internationale
Abkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums nicht
ratifiziert haben, lässt man immer mehr und immer
billiger von Sklaven und Kindern Tabakpflanzen
herstellen, verarbeiten und bewirbt mangels
Nichtrauerschutz erfolgreich die Produkte (SZ 139: 38-39
vom 18./19.06.2016).
- In der Film-, Werbe- und Modewelt werden wegen
lockender lukrativer Geschäftsmöglichkeiten mit der
Vermarktung eines Schönheitsideals elfengleiche, junge
und noch hoffnungsvolle, weil unerfahrene Menschen mit
utopischen Versprechungen (Traumkarriere, Ruhm, Freiheit,
Wohlstand, Geld) angelockt, rekrutiert, brutaler
Selektion/Musterung (Casting) nach fragwürdigen
Kriterien unterworfen und manipuliert ("Du solltest
noch ein wenig abnehmen, dann können wir weiterreden, my
darling"; "Du musst nach New York zum
photoshooting, sweetheart"). Oft schieben törichte
Eltern dabei mit an. Wegen der zu erreichenden
itsy-bitsy-Mannequin-Idealmaße von Übermorgen werden
monate-, oft jahrelange selbstquälerische,
gesundheitlich riskante Abmagerungskuren, kombiniert mit
anstrengenden Trimmaktionen ausgeführt, die nicht selten
zu körperlichem Ruin, schweren seelischen Erkrankungen
(Anorexia nervosa, Depression) und mitunter auch zum Tod
durch Verhungern führen. Die selektierten, auf
unschuldig-kindlich oder sinnlich gestylten oder sexy
gepuschten Models werden dann im Idiotenkarussel der
Werbe-, Film- und Modebranche so lange benutzt, bis sie
verbraucht sind, rausgeworfen und - wie Sachen - ersetzt
werden. Das Model-Business und die
"Schönheitsindustrie" (Trendsetter,
Model-scouts (Späher), Vermittler (Menschenhändler) bei
Model-Imperien, Medien, Werbeagenturen, Modelschulen,
Modefirmen, Haarstudios, Fotografen, Dekorateure,
Schönheitssalons) machen gut Kasse. Die jungen Menschen,
von denen einige auf diese Art ihr Studium finanzieren
wollen, bekommen am wenigsten. Und die Foto- und
Erotik-Shootings verbessern nur die Auflage der
Zeitschriften, fast nie die eigene Karriere; sie bedeuten
zudem Verlust der eigenen Image-Kontrolle: denn von
solchen veröffentlichten Bildern kann sich später fast
niemand mehr emanzipieren, weil man - freilich mit Genuss
und Schadenfreude - immer wieder darauf reduziert wird
(DIE ZEIT 14: 17-19 vom 29.03.2012). Nix wars wieder mal
mit der versprochenen Himmelfahrt ins Kapital und ins
ewige Glück. Das ist nur moderne Sklaverei, Mißbrauch
Abhängiger, Ausnutzung und verwerfliche
"Utilitarisierung von Humanressourcen". Siehe
auch GEO 12: 92-106, 2011. Die provozierenden, durch die
imageformenden Medien und Blätterwälder der Welt
gejagten Hochglanzbilder von Topstars, Cover- und
Glamourgirls sowie Supermodels samt ihren frisierten
Stories kränken und frustrieren einerseits Millionen
Leser und schaffen andererseits vollkommen falsche und
schädliche Vorbilder bei vielen Jugendlichen. Löblich
die leider nur wenigen Zeitschriften-Redaktionen, die
sich trotz Auflagenminderung inzwischen weigern,
Fotostrecken blasser, magersüchtiger Models auf ihre
Seiten zu setzen: Bilder von Körpern, an denen zu
erkennen ist, wie sich ihre Skelette von innen immer
weiter nach aussen herausarbeiten und aus deren Augen
Hunger nach Essen und Sehnsucht nach ehrlicher
Anerkennung schreien. Der den Mädchen und jungen Frauen
suggerierte Lebensinhalt, anderen gefallen zu wollen, ist
sinnlos, entwürdigend, idiotisch und schreddert das
Selbstwertgefühl dieser Zielgruppe (DER SPIEGEL 13:
146-147 vom 25.03.2013). Es ist seltsam irritierend, dass
viele Modegurus diese menschlichen Katastrophen seelisch
unberührt lässt. Siehe auch: Sara Schätzl (2015):
Hungriges Herz. Mein Leben mit der Bulimie; 280 Seiten;
Schwarzkopf & Schwarzkopf. Laurie Penny (2012):
Fleischmarkt. Der weibliche Körper im Kapitalismus. 128
Seiten, Edition Nautilus; -- (2015): Unsagbare Dinge. Es
kann nur gerecht sein, wenn auch in dieser Sparte wegen
des Verursacherprinzips die Firmen der Mode- und
Werbewelt und die willigen Verbreiter und Verstärker
ihrer "Botschaften" an den Gesundheitskosten
betreffend die Heilung von Bulimie, Depression, Zwang,
Anorexie, etc. beteiligt werden.
- Im Schulwesen sind es die unmittelbar geltenden,
sakrosankten Leistungs-, Bewertungs- und
Selektionsgrundsätze, die gesellschaftliche
Teilspaltungen und Polarisierungen erzeugen: diese
Treiber führen zur Ausgrenzung Behinderter (daran wird
auch der Inklusionsgedanke wenig ändern), zur Gründung
von Eliteeinrichtungen im Rahmen sogenannter
"Hochbegabten- und Exzellenzinitiativen", zum
Grundschulabitur und zur sogenannten
"Restmüllschule" (ehemals Hauptschule); sie
erzeugen Scheinüberflieger (beängstigend flexible
Auswendiglerner mit Gummirückgrat und Papageienwissen:
die "Schtrebabazn", die ekligen Vorteilsammler
mit ihrem Aasgeruch), aber auch wegen überzogener
Strenge, mangelhaftem bis ungenügendem pädagogischem
Geschick, zu viel "Stoff" in viel zu kurzer
Zeit Scheinversager. Ca. 300000 Schüler verweigern in
der BRD den Unterricht (DER SPIEGEL 38: 54-60 vom
16.09.2013). G8: Durchpeitschen der Lerninhalte ohne
Rücksicht darauf, ob das alles verstanden wurde.
Ungesunde Hektifizierung. Versagensangst und Stress wegen
übersteigerter und irrealer elterlicher
Erwartungshaltungen: derzeit treten zwischen 50% und 80%
nach der 4. Klasse ins Gymnasium über (zu meiner Zeit
(1968) waren es ca. 10%), aber von denen kommt nur
ein Drittel bis zum Abitur. Teure Nachhilfeeinrichtungen
werden von finanziell besser gestellten
Erziehungsbefohlenen an den Wochenenden und in den Ferien
überrannt; das ist unfaire Vorteilnahme gegenüber den
finanziell Schwächeren. Ödes Nachoxen und Nachbüffeln;
siehe auch DER SPIEGEL 17: 32-40 vom 22.04.2013.
Auswendig-Lern-Bulimie. Überforderung. 2015 gaben nach
einer Studie der Bertelsmann-Stiftung Eltern in der BRD
für Nachhilfestunden ihrer Kinder 879 Millionen Euro
aus, aber auch dafür, dass gute Leistungen ihrer Kinder
noch besser werden sollten; das entspricht jedem 7.
Schüler zwischen 6-16 Jahren, also insgesamt 1,2
Millionen Schülern (SZ 22:06 vom 28.01.2016). 2017 gaben
Eltern 900 Millionen für privaten
Nachhilfeunterricht ihrer Kinder aus (SZ 271: 3 vom
24.-25.11.2018). Wegen Einsparungen und Lehrermangel
fielen bayernweit im Schuljahr 2014/15 sechs Millionen
Unterrichtstunden aus (SZ 137: R17 vom 15.06.2016). Nach einer Testphase wurden im
inzwischen wieder aufgegebenen G8 alle Schüler
funktionalisiert für das derzeitige marktwirtschaftliche
System, wogegen immer mehr Eltern, Lehrer und Mediziner
Einspruch erheben (SZ 161:03 vom 16.07.2014). Weil das
Personal des KM es bis 2012 nicht für nötig hielt, die
Lehrinhalte einem Effizienzscreening zu unterwerfen und
sie rechtzeitig und angemessen anzupassen und zu
entrümpeln: Schimpansium statt Gymnasium. Der
Schraubstock: Pausenlos abzuschreibende, vollgekritzelte
Tafeln bzw. überladene Projektionsflächen.
Wundgeschriebene Finger; vollgeschmierte Schulhefte;
keine Zeit mehr für sich selbst oder zum Spielen oder
Gedankenaustausch mit Freunden (DIE ZEIT 12: 75-76 vom
15.03.2012). Schulbücher werden in der BRD nur selten
auf Lernwirksamkeit überprüft; Lehrer vertiefen sich zu
selten in die Verständniswelten der Schüler/-innen (GEO
05: 82-100, 2013). Megafrust, Verständnislosigkeit,
Langeweile; millionenfaches Blicken auf die
Klasszimmeruhr: "...wann isses endlich aus?".
Artikel 31 der UNO-Kinderrechtskonvention: "Die
Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe
und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße
Erholung". Viele Erziehungsbeauftragte können immer
noch nicht vermitteln, was der tiefere Sinn des
Wissenserwerbs ist; sie versäumen es, echtes Interesse
und Freude am Lernen zu wecken und verhindern dadurch,
dass die gebrachten Lerninhalte nachhaltig in den
Langzeitgedächtnissen abgespeichert werden, damit sie
sich später weiterentwickeln können. Gewalt,
Einschüchterung und Unterdrückung vernünftigen Lernens
und Wissenserwerbs durch rücksichtsloses Tempomachen, um
den Lehrplan durchzuboxen und den Ansprüchen der
Vorgesetzten zu genügen; egal, wie es den
Erziehungsbefohlenen dabei ergeht, zu hohen Anforderungen
und verzweifelte und frustrierte, in die Depression
getriebene Scheinversager: brainwaisting. Die
ängstigende Ödnis und Eisesleere der
Leistungsgesellschaft zerstört jede positive
Kreativität und proliferiert Rücksichtslosigkeit,
Egoismus und Opportunismus; Schüler sind keine
Lernautomaten. Solide und nachhaltige Wissensvermittlung
kann doch nur in einem positiven, erfreulichen und
entspannten Lernklima stattfinden. Pädagogen sollten
doch ihre Zöglinge mögen; nur so wird garantiert, dass
die gebrachten Inhalte ins Langzeitgedächtnis gehen. Oft
oder gar permanent schlecht gelaunte Pauker haben in
dieser Hinsicht eine verheerende Wirkung, weil sie mit
ihrem unsympatischen Verhalten in den Schülern
Lernwiderstände erzeugen, die Inhalte nicht im
Langzeitgedächtnis verankert werden und stets mit
negativen Assoziationen verknüpft bleiben. Einen
größeren Schaden kann man Schülern und dem kulturellen
Fortschritt insgesamt nicht zufügen. Drei- bis vier
Wochen weniger Ferien pro Jahr würde den durch das G8
entstandenen Zeitstress für Schüler und Lehrer
wesentlich entschärfen; aber diese sinnvolle Maßnahme
wird durch die staatlichen Sparmaßnahmen und die
Tourismusindustrie verhindert. Entscheidend für den
Lernfortschritt ist nach Meinung des Lernforschers John
Hattie (Lernen sichtbar machen, Schneider Verlag 2013):
Ein fehlerfreundliches Lernklima und die ständige
Prüfung der Wirksamkeit des Unterrichtsstils und seine
permanente Selbstkorrektur (DIE ZEIT 19: 36 vom
02.05.2013). Lange Zeit durfte im Schulunterricht erst
der Griffel und dann der Füllfederhalter ausnahmslos nur
mit der rechten Hand geführt werden. Und es gibt sie
immer noch und sie entstehen immer wieder neu: 1) Schulen
- z. T. konfessionsgebunden - mit nach
Geschlechterzugehörigkeit sortierten Jugendlichen
(Murnauer Tagblatt Nr. 215; 17.-18.09.2011; Seite 7; DER
SPIEGEL 38: 66 vom 19.09.2011), obwohl Konfessionsschulen
in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach
einem durch Dr. Hildegard Hamm-Brücher initiierten
Volksbegehren in Bayern von Gemeinschaftsschulen
offiziell abgelöst wurden; 2) die in der
oberlehrerhaft-arroganten, generalisierenden Wertung
gipfelnde Aussage: Lehrer klug - Schüler dumm: unter
diesen Voraussetzungen kann niemals eine gute
Beziehungsqualität zwischen Schülern und Lehrern
entstehen. Zudem: Das G8-Abiturwissen reicht oft nicht an
der Universität, weshalb angehende Studenten zusätzlich
immer öfter Nachhilfe nehmen (DIE ZEIT 20: 65 vom
08.05.2013). Die meisten Schüler wollen nicht
abgerichtet werden, damit sie "besser
funktionieren", sondern in einem freundlichen
Lernklima die Fähigkeiten zu Gestaltern erwerben.
Ausserdem: Die Vermittlung der Werke von Koryphäen in
Kunst, Geistes- und Naturwissenschaften im
konfus-verwässerten G8-Schnelldurchlauf entspricht nur
einer massiven Herabwürdigung ihrer Arbeiten, genialen
Erkenntnisse und Lebenswerke.
-Im universitären Lehr- und Forschungswesen ist es u. a.
der Trend hin zu computergestützten Modellrechnungen
mittels mathematischer Programme. Eingegebene Daten und
Faktoren können unterschätzte oder ignorierte Risiken
bedeuten und zu Bewertungen, Rahmenbedingungen und
Prognosen führen und Planungsrichtungen empfehlen, die
sich im Nachhinein als problematisch, schädlich,
gefährlich oder besonders kostspielig herausstellen. Der
Treiber "publish or perish" führte zur
vernichtend dummen Aussage, dass "..die Publikation
wichtiger ist als die Wahrheit" (DER SPIEGEL 27:
128-129, 04.07.2011). Es ist so peinlich wie bei
Schulaufsätzen: die Qualität der Inhalte und nicht die
Quantität - Seitenzahlen / Anzahl der Publikationen -
ist entscheidend. "Viel arbeiten - wenig
publizieren." (Serologe Paul Ehrlich *1854
1915). Ca. 200 Milliarden Dollar wurden 2014 für
Sinnlos-Studien und entsprechende Publikationen in der
Biomedizin verbraten (DER SPIEGEL 40: 114 vom
26.09.2015). Schlecht bezahlte
Zeitverträge - z. T. Viertelstellen - in Serie bewirken,
dass akademische Koryphäen abwandern, weil sie an den
Universitäten keine ökonomische Perspektive erreichen
können (DIE ZEIT 50: 37 vom 04.12.2014). Das 2007
eingeführte Wissenschaftszeitvertragsgesetz entpuppte
sich als Katastrophe. Akademisches Prekariat: Doktoranden
arbeiten an der Münchner Kleintierklinik unter
sittenwidrigen Arbeitsumständen: ihre Arbeitszeiten
werden nicht dokumentiert und sie erhalten ca. Euro 10.-
pro Monat Lohn (SZ 42: R1 vom 20.02.2015). Akademischer
Kapitalismus macht sich breit, indem Unternehmen die
finanzielle Unterversorgung von Universitäten durch den
Staat ausnutzen. Universitätspersonal lässt sich von
Unternehmen finanzieren und verrät die unabhängige
Wissenschaft, indem es bestellte Expertisen, Studien und
Gutachten nach vorgegebenen Resultaten liefert: die
Hochschulen laufen Gefahr, Sklaven der Wirtschaft zu
werden (DIE ZEIT 11: 75 vom 12.03.2015); hier bewirkt
fortschreitende Ökonomisierung und Utilitarisierung,
dass Geld wichtiger geworden ist als objektive
wissenschaftliche Erkenntnis. Zwischenfazit: Aus den
Universitäten kann nur dann wirklich etwas werden, wenn
das Forschungs- und Lehrpersonal keinerlei Interesse hegt
an Geld, Macht und Karriere, sondern nur an Wissenschaft,
Verantwortung und positiver Kooperation. Investiert wird
in Forschung nur mehr in Bereichen mit hoher
kurzfristiger Nutzenerwartung; der Rest verkümmert.
Universitäre Querdenker erhalten Förderungsabsagen,
Standard-mainstreamer Zusagen (SZ 14: 14 vom 19.01.2015).
Das ist das Ende der Freiheit, Unparteilichkeit und
Unabhängigkeit der Wissenschaften (DIE ZEIT 32: 13-17
vom 01.08.2013): auch wegen der Käuflichkeit moralisch
minderwertiger Akademiker, die des Profites und des
Vorteils wegen ihren Namen hergeben für einseitige oder
gefälschte Publikationen. Es darf an den Universitäten
keine staatlichen Forschungsvorgaben, Vernetzungen mit
der Wirtschaft oder Drittmittelabhängigkeiten geben. Der
Zwang zur Veröffentlichung überraschender oder
spektakulärer Ergebnisse zum Zwecke der
Selbstdarstellung als Wunderkind bzw. zweiter Einstein
auf dem Goldtablett verleitet zur Präsentation
gefälschter wissenschaftlicher Ergebnisse (DER SPIEGEL
35: 122-124 vom 27.08.2012). Der Zwang zum erfolgreichen
Fundraising verführte oft schon zu geschönten
Darstellungen geplanter Projekte und zu frisierten
Präsentationen vorläufiger Ergebnisse, damit zu
Fehlleitungen und Verschwendung von Mitteln, die das
Erreichen tatsächlich wichtiger Ziele verzögerten oder
verhinderten. Der Bologna-Prozess - eine zwischen 1999
bis 2010 durchgeführte und Studienreform genannte
Maßnahme zur Schaffung eines einheitlichen Europäischen
Hochschulraumes bedeutet: Verschulung des Studiums, Schmalspur-Studium,
engmaschiges Netz an Prüfungen und Praktika, enger und
vollgestopfter Studienplan, Förderung von
Punktesammelmentalität: Erwerb von Credits
genannten Leistungspunkten in einem modularisierten
Studium, Abwürgung ausseruniversitären Engagements, Einschränkung
selbständigen Denkens, Zeitdruck
(>40 Stunden Woche), Streberei, Karrieredenken,
Mobbing unter Studenten (selbst erlebtes Beispiel:
"Ich denke, es ist Zirkon. Was erkennst Du unter dem
Mikroskop?" "Ich sehe da nur ein bißchen
Schmutz"). Datenflut, Fachidioterie
und kein gesellschaftliches, politisches oder familiäres
Engagement und keine Querdenkerei mehr, ökonomisches
Effizienzstreben, Mainstream- und
Konformitätsorientierung, indirekte
Förderung von Materialismus und intellektuellem
Mittelmaß, Degradation der Bildung durch ihre
Ökonomisierung, Verlust von Kreativität und freiem
Forschergeist, Kollektivismus, Verlust an
Sciodiversität, gewaltsame Komplettschredderung des
Humboldt'schen Bildungsideals (ZEIT ONLINE,
Bologna-Prozess:
Macht Studieren dumm? Studium http://de.wikipedia.org/wiki/Bologna-Prozess).
Es ist doch wirklich so: Zeitdruck - "fertig werden
müssen" - tötet originales Forschen, Ausprobieren
und würgt die Entwicklung eigenständiger Thesen restlos
ab: wer nicht rechtzeitig durch den Schornstein geht, der
taugt angeblich nichts. Nahezu jeder dritte Studierende
brach 2014 das Studium ab (DIE ZEIT 53: 67 vom
23.12.2014). Sehr viele Studenten wollen ihre
Persönlichkeit entwickeln, einen breiten Wissenshorizont
erwerben und nicht zu Robotern bzw. akademischen Sklaven
abgerichtet werden (DIE ZEIT 20: 66 vom 08.05.2013).
Ausserdem: kein demokratischer Staat kann ernsthaft damit
zufrieden sein, ein Bildungssystem eingerichtet zu haben,
das Schul- und Universitätsabsolventen erzeugt, die nur
egoistisch, unreif und völlig angepasst sind; von
oberster Stelle abgesegnet werden hierbei Steuergelder
mißbraucht, um ein Heer unpolitischer junger Menschen
heranzuziehen, die keine Fragen zu stellen und im
Wirtschaftsbetrieb reibungs- und alternativlos zu
funktionieren haben; das ähnelt dem "funktionalen
Menschen", den Imre Kertész erkannt hat:
"...Einmahlen und Einsaugen eines Menschen in einen
Mechanismus, wodurch er sich dadurch so sehr verändert,
dass er sich und sein Leben nicht mehr wiedererkennt,
weil er sich selbst verloren hat" (DIE ZEIT 38:
47-48 vom 12.09.2013); diesen Vorgang hat der Künstler
Wolfgang Lettl im Werk "Röhre 1988" bestens
visualisiert. Ich wiederhole: Die Ödnis und Leere der
Leistungsgesellschaft tötet jede positive Kreativität
und Individualität. G8 und Bologna-Reform ähneln
rücksichtsloser kommunistischer Planwirtschaft. Der
Soziologe Christian Dries spricht von einer Demontage der
Wissenschaft (SZ 103: 02 vom 06.05.2015). Der Philosoph
Odo Marquard meint, dass in einer sich immens rasch
wandelnden Zeit, die ein immer weiteres
Auseinanderdriften von Erfahrungswelt und
Zukunftserwartung bedingt, Lebenshaltungen wie Skepsis,
Langsamkeit, Reflexion und Vergänglichkeitsbewusstsein
unerlässlich sind (SZ 108: 12 vom 12.05.2015). Forschen,
Lehren und Publizieren unter wachsendem finanziellen,
zeitlichen, bürokratischen und personellen Druck: Nur 7
Wissenschaftler von Zehntausenden brachten die
akademische Misere auf den Punkt: "Wir können das
nicht verantworten." (DIE ZEIT 24: 59-61 vom
11.06.2015). Mir erging es damals zu Beginn des Studiums
wie folgt: als ich merkte, dass nach dem Schimpansium
"die Mühle" schon wieder und noch heftiger
durchstartete, wurde mein Lernwiderwille derart intensiv,
dass ich Bereiche, die ich damals prinzipiell sehr
geschätzt habe, zu vernachlässigen begann, weil sie auf
so widerwärtige Art in dichtgedrängten
Massenveranstaltungen präsentiert wurden; dieser Umgang
mit Studenten ängstigte mich, sodass alte Schwächen und
Unsicherheiten überhandnahmen und ich vorübergehend
versagte.
Schon Jahre vor dem Start genannter Studienreform hörte
ich statt "Wie kann ich Ihnen helfen?" oder
"Wo liegen Ihre Probleme?" oder "Wann
sollen wir uns wieder besprechen?" immer nur
"Wann geben Sie endlich ab?". Braucht man zu
lange, weil man keinerlei kompetente akademische Beratung
bekam, falsch instruiert und alleine gelassen wird und
mit den Problemen überlastet ist und nicht klar kommt,
folgt automatisch Spott, Mobbing und Isolation: durch die
Fakultätsflure schwirrt und wabert das Geschwätz,
giftige Genatter und dreckig-zynische Gehünde vom
Faulpelz und/oder Dilettanten und/oder Dummkopf, der an
seiner Misere angeblich nur selbst Schuld hat; aber das
ist nur "blaiming the victim". Ich selbst habe
erlebt, dass in einer dieser Universitätsfakultäten
versucht wurde, eine absolut ernst gemeinte, geduldige
und an die Grenzen physischer und psychischer
Belastbarkeit gehenden Suche nach der Wahrheit mit allen
Mitteln zu verhindern; wie schade. Wie gut, dass der
Verhinderungsgroßversuch keinen Erfolg hatte. Schändung
der Prinzpien von Albertus Magnus: Neiddenken,
Mißachtung, Egoismus, Arroganz, Geltungssucht und
Niedertracht - die Ingredienzien törichter akademischer
Ränkespiele - , Dumm-, Faul-, Träg- und Befangenheit
sowie Gleichgültigkeit bei einem nicht unerheblichen
Teil des Universitätspersonals verhindern zu oft die
Förderung, Integration und Empfehlung begabter
Studenten, Doktoranden und externer Wissenschaftler
(braindumping, Unterdrücken, Gleichmachen: selektive
Exklusion; negative Selektion). Sie sorgen beharrlich und
mit großem Erfolg dafür, dass garantiert nichts
besseres nachkommt und niemand sich entwickeln kann, der
sie in ihrer ganzen entsetzlichen akademischen Blödheit
entlarven könnte. Und es geschah tatsächlich an der
Fakultät einer Exzellenzuniversität, dass
wissenschaftlicher Nachwuchs rekrutiert wurde, indem sich
ein Teil des akademischen Personals humanbiologisch
reproduzierte und das daraus geformte Ergebnis die
notwendige Qualifikation zur Einstellung angeblich mit
Auszeichnung erfüllte. .
Negativselektion. Das ist absichtliches Verhindern
kulturell-wissenschaftlichen Fortschritts.
Zitierkartelle, Lobbyismus und miserables Reviewing
bremsen den wissenschaftlichen Fortschritt und vermüllen
diverse Fachzeitschriften mit belangloser, wertloser
und/oder falscher und/oder tendenziöser Information.
Viele der von einer Millionenschar von Steuerzahlern
ernährten Wissenschaftler -- selbsternannte, stolz
einherschreitende und herabschauende, eitle,
besserwisserische und neunmalkluge, sich für
blitzgescheit und a priori überlegen haltende,
schnoddrige Herrenmenschen mit einschüchternden
Herrscher- und Eroberer-Gesten sowie bisweilen seltsamen
Allüren -- verbergen sich nicht selten elitär-arrogant
hinter ihrer oft absichtlich komplizierter als notwendig
gehaltenen Fachsprache; dieses herablassende Gebaren -
ein furchtbares, ekelhaftes Gewaltgehabe - frustriert,
erniedrigt und demütigt eine große Zahl wissbegieriger
und aufgeweckter "Normalsterblicher", die sie
mit jedem ihres geschraubten Bandwurmsatz-Geschwurbels
merken lassen, wie dumm und ungebildet sie eigentlich
sind: Veräppelung ihres Anrechts auf verständlich
gebrachte Information. Der verheerende Kollateralschaden
ist ausserdem, dass der Dummheit Vorschub geleistet wird:
denn viele der auf diese Art Frustrierten verabschieden
sich endgültig vom Mehr-Wissen-Wollen. Logisch, dass
Akademiker dieser Sorte zur Kompensation ihrer
Minderwertigkeitskomplexe verwerfliche Gewalt -
Verbalsadismus, überzogene Strenge sowie sexuelle
Übergriffe/Nötigungen - gegen Studenten und
Studentinnen ausüben. Einer von denen gab auf einer
Exkursion in Südafrika folgendes "zum Besten":
er bedauere, dass die öffentliche Auspeitschung von
Doktorandinnen inzwischen kultusministeriell verboten
wurde. An der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Uni
Göttingen wurde gegen ein Professor wegen jahrelanger
Mißhandlung und Nötigung von Doktorandinnen
Disziplinar- und Strafprozessverfahren eingeleitet. In
seinem Büro stellte die Polizei einen 1 m langen
Bambusstock sicher. U. a. gab es wegen geringfügiger
Versäumnisse 15 kraftvolle Hiebe mit der flachen Hand
auf das nackte Gesäß. Anschließend sollte sie ihm
dafür danken, weil er das nur für sie getan habe (DIE
ZEIT 26: 42-43 vom 23.06.2022).
Defizite in der Vermittlung moralischer Werte,
ökologischer Zusammenhänge und mangelnde bis fehlende
Interdisziplinarität (hochgradig versäulte
Elfenbeintürmlerei) an vielen Universitätsfakultäten
sind Ursache, dass diplomierte Einser-Fachidioten ihr
akademisch-technisches Wissen in Wirtschaft und
Grundlagenforschung bedenken- und bedingungslos anwenden,
nur um schnell cash und Karriere zu machen. So z. B.
Rohstoffgeologen, die ihrer Explorationstätigkeit
immerfort willig, sorgfältig und allzeit bereit
nachkommen, egal wofür die neu entdeckten Bodenschätze
verwendet werden. So ist es in der 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts auf diese Art tatsächlich möglich
geworden, so kurz mal übers Wochenende über den
Nordatlantik zum shopping und Amusement nach New York zu
jetten. Es ist absurd, schädlich und schimpflich, dass
es derzeit gar keine Rolle zu spielen scheint, wofür
mühevoll gesuchte, riskant geborgene, gefahrvoll
transportierte und aufwendigst veredelte Produkte
verwendet werden; Hauptsache, sie werden verkauft. Non
olet. Noch nie kam von den Rohstoffexploratoren und
-produzenten die entscheidende Frage an den Verbraucher
oder die verarbeitende Industrie, warum Rohstoffe in
solch absurd riesigen Mengen benötigt werden und für
welche Zwecke? Und noch nie erfolgte die Reaktion der
Exploratoren: "Ja aber dafür explorieren und
produzieren wir nicht, weil das nur Verschwendung ist und
diese der Nachhaltigkeit und der Umwelt schadet".
In Gedanken nochmal zurück zur unerlässlichen Freiheit
und Unabhängigkeit - Garanten einer offenen Gesellschaft
- von Lehre und wissenschaftlichen Forschens an der
Universität:
Wie kann es sein, dass an einer Universität mit dem
Prädikat "Elite" immer noch die Fakultäten
Nr. 1 und 2 von Katholischer und Evangelischer Theologie
eingenommen haben? An einer Universität wird - parallel
zu den Geisteswissenschaften - in den Naturwissenschaften
nach Erkenntnis und Wahrheit gesucht und dieses daraus
entstandene erkenntnisbasierte Wissen sorgfältig
vermittelt. In genannten Fakultäten - deren
Erstplatzierungen innerhalb der 20 Fakultäten kein
Zufall ist - hingegen werden nur Dogmen - vorgegebene
"Wahrheiten", die bekannterweise die Offenheit
von Gesellschaften einschränken - verbreitet, mittels
denen erkenntnisbasierte Wissenschaft über ca. 1000
Jahre bis zum Zeitalter der Aufklärung verboten war und
anschließend weiterhin unterdrückt und verhindert
wurde, nur um an der Macht bleiben zu können. Weil
Theologie mit Vernunft, Logik, Empirie und Wissenschaft
nichts zu tun haben kann, diese aber dennoch
universitäre Fakultäten besetzen, ist dies ein Indiz,
dass Lehre und Forschung auch an dieser Universität
nicht frei sind.
Bedenklich die Tatsache, dass einer der Leiter einer
universitären Arbeitsgruppe für Umweltgeschichte in
seinem Lebenslauf betont, er habe neben Geschichte,
Literatur, Philosophie, Drama und Sprachen auch Religion
und Theologie studiert. Naheliegende Vermutung:
bekennende Atheisten kommen bei
Stipendienvergabeverfahren nie zum Zug.
Unverständlich die Tatsache, dass im Sommersemester 2015
im interdisziplinären Promotionsprogrammangebot
"Umwelt und Gesellschaft" einer Fakultät für
Geo- und Umweltwissenschaften als Kooperationspartner 1)
ein Institut für Technik-Theologie-Naturwissenschaften,
2) ein Bildungszentrum für Umwelt und Kultur in einem
oberbayerischen katholischen Kloster und 3) ein
akademischer Betreuer mit den Wissensschwerpunkten
"Theologie, Sozial- und Umweltethik" empfohlen
werden. Es kann nicht sein, dass Vertreter einer solchen
Organisation, in deren Programm über viele Jahrhunderte
gegen jede Vernunft der Grundsatz "dominium
terrae" - Herrschaft über die Natur - eine große
Rolle spielte, nun Doktoranden betreffend das Thema
Umwelt beraten.
- Im Medizin-, Pharmazie- und Gesundheitswesen führen
der Abzahlungsdruck sehr teurer medizinischer Geräte und
die vom Abrechnungssystem DRG (diagnosis related groups)
vorgegebenen Fallpauschalen zu trivialen und für viele
unwiderstehlichen Verlockungen zu gefälschten
Indikationen, preislich höher veranschlagten Therapien
und somit zu überflüssigen, schädlichen und teuren
Behandlungen zum gesundheitlichen und finanziellen
Nachteil für Patienten und Krankenkassenmitglieder (DER
SPIEGEL 33: 116-126, 2011; 19: 72-74 vom 06.05.2013; ZEIT
MAGAZIN 21: 12-24, 16.05.2012); der mit der
"Gesundheitsreform" eingeführte und durch
"medical controlling"
"qualitätssichernde" Zwang zur
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bewirkt, dass sich
dieses System immer mehr dem Wohlergehen der Ökonomie
annähert und sich vom primären Ziel, dem Wohlergehen
des Patienten entfernt; denn der wird im System nur auf
einen depersonalisierten ökonomischen Faktor
herabgestuft, also schlicht versachlicht: anstelle des
Gesundheitsfaktors wird der Kostenfaktor optimiert.
Krankheitsbewältigung - Anamnese, Diagnose, Therapie -
darf nie zur Ware werden; es ist ein großes moralisches
Problem, mit Heilen, Bessern und Lindern Geld zu
verdienen wie in einem Wirtschaftsbetrieb (DER SPIEGEL
29: 70-72 vom 14.07.2014). Das seit 2003 geltende
Fallpauschalensystem bewirktem, dass, obwohl seit 1995
18,5% mehr Patienten gezählt werden, wegen
Wirtschaftlichkeitszwängen 10% des Pflegepersonals
eingespart wurden (DER SPIEGEL 44: 121-122 vom
24.10.2015). Weil in den Krankenhäusern der BRD von 1985
bis 2018 wegen Ökonomisierung, Effizienz- und
Gewinnoptimierung ca. 50000 Pflegestellen
wegrationalisiert wurden, führte das zu einem
Versorgungsnotstand und zu den Tatsachen, dass
Patientenbetten gesperrt und Kinder in Kliniken sterben
mussten (DIE ZEIT 26: 10 vom 19.06.2019). Die
Sparmaßnahmen betreffend Schutzkleidung und Tests bei
Krankenhauspersonal wegen der Corona-Seuche können nur
als unverantwortlich bezeichnet werden (BR Funkstreifzug
vom 24.05.2020). Vermehrt werden Patienten zu früh nach
dem Eingriff in Rehakliniken entlassen (BR2, 9-10 Uhr vom
25.10.2015). Seit 2014 gilt das Fallpauschalensystem auch
im Bereich der bislang davon ausgenommenen
Palliativmedizin. Es kann nicht in Ordnung sein, wenn der
Patient immer mehr in ein Warenpaket umfunktioniert wird.
Die Initiative eines "Manifests für eine
menschlichere Medizin" ist erfreulich und
begrüßenswert (DIE ZEIT 39: 33 vom 20.09.2012); ebenso
die Gründung des Vereins Demokratischer Ärztinnen und
Ärzte und die Initiative "Unbestechliche Arztinnen
und Arzte". Siehe auch Mikich, Sonia 2013:
Enteignet. Warum uns der Medizinbetrieb krank macht. C.
Bertelsmann Verlag. Es kann nicht sein, dass nur der
Mediziner eingestellt wird, der am meisten Geld und die
richtige Patientenklientel in die Klinik bringt (DIE ZEIT
53:35 vom 23.12.2014). Moralischer Verfall und
verwerfliche Gier führten dazu, dass Patienten aus
unteren Gesellschaftsschichten Indiens, Russlands, der
Ukraine, Bulgariens, der ehem. DDR und Argentiniens
entgegen den Good Clinical Practices und bioethischen
Grundsätzen von Europäischen Pharmafirmen als
Versuchskaninchen für Medikamententests missbraucht
wurden; hunderte Teilnehmer an diesen
"offshore-Studien" starben (BR2 24.02.2013,
21-22 Uhr und 20.01.2014, 10-11 Uhr; DER SPIEGEL 20:
36-44 vom 13.05.2013, 40: 116-120 vom 26.09.2015).
Wachsender ökonomischer Druck beeinflusst immer stärker
medizinische Entscheidungen; so führen z. B. die
Verhinderung von Frühgeburten zu ökonomischen
Defiziten. Es geht immer weniger um gute Medizin, sondern
um lukrative Patienten und möglichst viele
Fälle/Eingriffe (SZ 204: 12 vom 05.09.2022). Das marode,
gestaffelte Krankenversicherungssystem Chinas mit
obligatorischen Eigenbehalten für Patienten war Ursache
dafür, dass Herr Zhen Yanliang - Bauer und
Wanderarbeiter - nach arteriellem Verschluß sein
nekrotisches Bein in letzter Konsequenz selbst per Säge
amputierte und nur so überlebte (DER SPIEGEL 22: 58-62
vom 23.05.2015). Problematisch sehe ich den vom
Bundesgesundheitsminister im Juni 2019 geäusserten
Gedanken, dass Menschen, die einen
Organspendeausweis haben, bei der Vergabe von Organen
gegenüber Empfängern bevorzugt werden, die auf gleicher
Spendendringlichkeitsstufe stehen, aber selbst keine
Organspender sind.
Der solidarische und gutgemeinte Grundsatz des
finanziellen "Einstehens Aller für Alle" in
den Krankenkassensystemen der westlichen Welt verleitet
nicht wenige Mitglieder zu einer mit riskanten, für alle
immer teurer werdenden und mit gefährlichen
gesundheitlichen Folgen behaftete Ernährungs- und
Lebensweise (Völlerei, Sauferei) und implizit zum
Sinnlosverbrauch agrarischer Produkte, die anderen fehlen
(dazu die passende Spottzeile: "Dieser begnadete
Körper samt seinem edlen Geiste ist durch die über
Jahrzehnte gehende, regelmäßige und häufige innerliche
Anwendung alkoholischer Getränke wie Bier, Wein und
Schnapps ("Papiwasser") nachhaltigst und
irreparabel verformt worden"); Kinderverschlüsse
erschweren den Zugriff auf Essigsäure und Rasierwasser;
Erwachsenenverschlüsse sollten den Zugriff auf
Spirituosen erschweren. Es ist m. E. ein ungeschriebenes
Gesetz, sein Konsumverhalten so zu gestalten, dass einem
selbst und allen anderen daraus so wenig Schaden und
Beschränkungen (z. B. steigende Krankenkassenbeiträge)
wie möglich entstehen und somit die Freiheiten aller
maximal bleiben. Freilich ist ein langes und möglichst
beschwerdefreies Leben in der Regel schön und
erstrebenswert; moderne Medizintechnik ermöglicht dies
immer besser. Aber wer bezahlt all die dafür notwendigen
medizinischen Maßnahmen? Was ist dem Kollektiv der
Krankenkassenbeitragszahler zumutbar, damit - nur ein
Beispiel - ein einzelner von ihnen möglichst lange
gesund bleibt und ein und möglichst hohes Alter
erreicht? Welche Prioritäten oder Grenzen setzt man,
damit einerseits andere nicht zu kurz kommen, aber
andererseits der humanitäre Standard gewahrt bleibt?
Dieses ethische Dilemma bleibt vorerst ungelöst.
Notabene: auch die staatlichen Versorgungsämter geraten
wegen steigender durchschnittlicher Lebenserwartung mit
ihren Renten- und Pensionszahlungen zunehmend in
Probleme, wenn die Versorgungsleistungen die Summe der
vorher geleisteten Beitragszahlungen zu übersteigen
beginnen. Es muß überlegt werden, ob es sinnvoll sein
kann, wenn die Renten-/Pensionsbiografie länger dauert
als die Erwerbsbiografie; das Renteneintrittsalter steht
zur Debatte. Die ca. 2011 öffentlich bekannt gewordene
und 2018 immer noch bestehende hausärztliche
Unterversorgung ländlicher Areale in der BRD und damit
implizite Notsituationen ist inakzeptabel und mit dem
hippokratischen Eid der Medizinerzunft unvereinbar; erst
im Juni 2015 ist deshalb ein
Versorgungsverstärkungsgesetz im Bundestag verabschiedet
worden.
Medizinischer Experimentier- und Machbarkeitswahn:
betreffend Fertilisationstechnologie ist die
menschenverachtende und m. E. sittenwidrige
Verdienstoption "Leihmutterschaft" erzeugt
worden, die in den meisten Fällen von in wirtschaftliche
Not geratenen Frauen als allerallerletztes Mittel der
Wahl ausgeführt wird: zur Mietmutter deklassiert,
ausgenutzt und zu Gebärmaschinen erniedrigt sind sie
während Schwangerschaft und Entbindung großer Gefahr
für Leib und Leben sowie seelischem Distress ausgesetzt.
Ich lehne auch die altruistische, angeblich freiwillige
Leihmutterschaft ab, weil eine exakte Grenze zwischen
Entschädigung und Bezahlung nicht gezogen werden kann.
(DIE ZEIT 32: 35 vom 04.08.2022). Betreffend medizinisch
nicht indizierte Schönheitsoperationen werden in der
ästhetischen Chirurgie mögliche Risiken für die
manipulierten, weil selbstunsicheren Kandidatinnen
heruntergeredet, überhöhte Preise eingefordert und auch
ungeeignetes Implantat-Material verwendet (DIE ZEIT 2:
27-28 vom 05.01.2012). Der 2018 aufgekommene Skandal um
den Verkauf, Einbau technisch ungeeigneten
Implantationsmaterials untergräbt massiv das Vertrauen
in die Organisationen, die für die Realisierung des
Verbraucherschutzes geradestehen (SZ-Serie, beginnend mit
Nr. 272: Implant Files, 2018). Hunderte von Ärzten
rechneten mit Privatpatienten nicht erbrachte
Laborleistungen ab (Untersuchungsausschuß Labor in SZ
46: R15 vom 25.02.2015). Moralischer Kollaps führte
dazu, dass in China Krankenhäuser und Gefängnisse
zusammenarbeiten, um Geld mit dem Transplantieren von
Organen zu machen. In diesem Zusammenhang werden
Hinrichtungsmethoden erforscht, welche die Qualität der
Organe so wenig wie möglich beeinträchtigen. Westliche
Staaten gewähren dabei technisch-wissenschaftliche
Hilfeleistungen. Reiche Patienten zahlen auch für solche
Organe viel Geld (DIE ZEIT 11: 17-19 vom 07.03.2013; A.
Caplan 2012: State organs. Transplant abuse in China).
Die Organspendeskandale 2012-2013 (und alle
nachfolgenden) in Regensburg, Göttingen, Leipzig und
München zeigen eindeutig, dass viele Mediziner den
moralischen Anforderungen ihres Berufes nicht gewachsen
sind: um Vorteile zu erhalten, bevorzugen sie
finanzkräftige Patienten und nehmen damit den Tod der
anderen auf den Wartelisten in Kauf. Die Götter in Weiß
sind in diesem Metier bedingungslos Herr über Sein oder
Nichtsein und deshalb mit überwältigend großer
Machtfülle ausgestattet. Den Verlockungen einiger sich
daraus ergebenden lukrativen Möglichkeiten können sie
nicht widerstehen und lassen sich korrumpieren (BR2 vom
18.07.2013 20-21 Uhr: Das Geschäft mit dem Tod). Eine
weitere Folge ist, dass wegen des daraus entstandenen
Vertrauensverlustes die Zahl der Anträge auf
Organspendeausweise noch weiter zurückgegangen ist, was
deshalb die Sterblichkeitsrate bei den Wartenden in die
Höhe treibt. Wann personalisiert man endlich und wird
konkret, indem man die reichen Patienten öffentlich
nennt, die bestochen haben; indem man die Ärzte an den
Pranger stellt, die Gelder einheimsten und manipulierten
und indem man die Patienten nennt - sofern die
Hinterbliebenen zugestimmt haben - , die in der
Warteliste zurückgesetzt wurden und deshalb sterben
mussten? Siehe auch DER SPIEGEL 30: 40-41 vom
22.07.2013). Der unregulierte Handel mit möglicherweise
virenverseuchtem fötalem Kälberserum, das in der
Pharmaindustrie für die Herstellung von Medikamenten
benötigt wird, ist für den Patienten ein großes Risiko
(SZ 183: 03 vom 12.08.2015). Es kann nur verwerfliche
Gier nach Geld sein, warum über viele Jahre klinische
Studien betreffend Wirksamkeit, Risiken und
Nebenwirkungen neuer und schon zugelassener Medikamente
nicht veröffentlicht wurden (DER SPIEGEL 32: 88 vom
01.08.2015). Wenn die Testreihen teuer entwickelter
Medikamente nicht die dringend erwarteten Ergebnisse
zeitigen, werden die mit den Tests beauftragten
Wissenschaftler diskreditiert, kriminalisiert und
gefeuert (DER SPIEGEL 03:104-108 vom 16.01.2016). Es kann
nur die verwerfliche Gier nach Geld sein, warum im Handel
neue und sehr teure Medikament gegen Krebs als
"Pharmagold" bezeichnet werden. Unerträglich
das in TV-Arztserien gebrachte Klischee einer heilen
Krankenhauswelt: rund 15000 Patienten starben 2013 in
deutschen Kliniken an Behandlungsfehlern. Nebenbemerkung:
Weil ich inzwischen begriffen habe, wieviel ich guten
Ärzten inzwischen verdanke, frage ich: wo befindet es
sich denn, das große Denkmal für alle guten Ärzte
dieser Welt?
- In der Geriatrie...Altenheim-Pflege. Pflege-Notstand.
Ökonomisierung. Altersheimzimmer-Pflegepreis-Wucher:
Enteigung; Deprivatisation; Doppelbelegung von Zimmern;
"Alternatives Pflegemodell": Export
(Deportation) finanzschwacher Greise ins Ausland. 2014
ist in den Arbeitsplänen diverser Altenwohnheime für
die Nachtschicht nur ein Pfleger für bis zu 90 Personen
eingeteilt worden (Radiomeldung am 10.01.2015). Weil die
in der Pflege höher eingestuften Personen für die
Pflegeorganisationen mehr Profit bedeuten, wird auf
aktivierende Pflege in der Regel verzichtet;
Personalmangel, schlechte Bezahlung, kaum öffentliches
Interesse und das Fehlen einer
Initiative/Interessenvertretung für die
Pflegebedürftigen machen menschenwürdige Pflege immer
seltener und Pflegeeinrichtungen vermehrt zu rechtsfreien
Räumen (SZ 241:02 vom 20.10.2015). Die Nationale
Suizidpräventionsorganisation Deutschlands weist darauf
hin, dass der Anteil an Senioren bei den ca. 10.000
Suiziden pro Jahr bei 50% liegt (SZ 243: 05 vom
22.10.2015).
- Seit Bestehen des Versicherungswesens wird es wegen des
zugrunde liegenden Solidarsystems auf moralisch
verwerfliche Weise immer wieder ausgenutzt: in
betrügerischer Absicht gemeldete Anträge auf Übernahme
fingierter Schadenfälle oder hochriskantes,
unfallträchtiges Verhalten (Rasen, Drängeln,
Trunkenheitsfahrten, Kolonnenspringen, etc.) von
PKW-Lenkern im Straßenverkehr bürden dem Kollektiv der
Versicherungsnehmer Gewalt in Form stetig steigender
Beitragsleistungen auf. Versicherungskonzerne
mißbrauchen ihre Macht, um des ökonomischen Vorteils
Willen sich vor Schadenregulierungen zu drücken (DER
SPIEGEL 30: 10-16 vom 18.07.2015).
- Im Nachrichten- und Medienwesen sind es
qualitätsmindernde Treiber wie z. B. Sensationsgier,
Kritiksucht, Voyerismus (Verfolgung von Diana Spencer,
was ihren verfrühten Tod verursachte),
schnellstmögliche Berichterstattung
(Echtzeitübertragung), Exploitation (z. B. Gladbecker
Geiseldrama 1988), Quote und Verkaufszahlen, welche die
Unkultur medialer Grausamkeit und Gewalt (R.
Murdoch-Skandal 2011) (DER SPIEGEL 5: 130-133 vom
30.01.2012) sowie der volksverdummenden scripted reality
("erfundene Wirklichkeit") hervorrief. Es darf
nur um die Wahrheit gehen und nicht um die bessere
Geschichte.
- Im Justizwesen sind es Vorverurteilung,
Beeinflussbarkeit der Rechtssprechenden und Schöffen,
personelle Ausdünnung, Erfolgszwang - d. h. Durchbringen
möglichst vieler Anklagen - , Arroganz mancher Richter
und Staatsanwälte und bisweilen haarsträubende
fachgutachterliche Inkompetenz, welche zu zahlreichen
Fehlleitungen bei den Urteilsfindungen führen (DER
SPIEGEL 22: 56-67 vom 30.05.2011, 20: 58-62 vom
14.05.2012, 29: 46-47 vom 16.07.2012; 21: 96-99 vom
18.05.2013; 30: 42-43 vom 22.07.2013; DIE ZEIT 28: 16 vom
05.07.2012) und somit vielen Angeklagten Gewalt in Form
von Unrechtsprechung antun: Donald Stellwag saß von
1994-1998 wegen einer falschen Expertise unschuldig ein
(SZ 181: R13 vom 08./09.08.2015). Die finanzielle und
personelle chronische Unterversorgung von Polizei und
Justizorganen erodiert das Offizialprinzip (DER SPIEGEL
41: 134-137 vom 02.10.2015). Der Treiber
"Unzuständigkeit", der sich aus den
Komponenten Trägheit, Egoismus, Gleichgültigkeit,
Feigheit, Vorurteil, Bequemlichkeit und Fremdenhass
zusammensetzt, führte in der Europäischen
Rechtssprechung betreffend die Abschiebepraxis gegenüber
Asylsuchenden zu menschenrechtsverletzenden Härten (z.
B. Dublin-2-Verordnung); siehe auch: Mojtaba, Masoud und
Milad Sadinam (2012): Unerwünscht - Drei Brüder aus dem
Iran erzählen ihre deutsche Geschichte.- Bloomsbery
Verlag, Berlin. Das amerikanische Rechtssystem bescherte
dem Herrn Murat Kurnas 5 Jahre Haft in Guantanamo (DER
SPIEGEL 20: 125-127 vom 13.05.2013), dem Herrn Damien
Echols 17 Jahre Todeszelle (DER SPIEGEL 21: 96-99 vom
18.05.2013) und der Frau Debra Milke 22 Jahre Todeszelle
(SZ 71: 08 vom 26.03.2015; DER SPIEGEL 15: 84-92 vom
04.04.2015). 150 Jahre nach Beendigung der Sklaverei und
50 Jahre nach Beendigung der Rassentrennung sitzen nach
wie vor überproportional mehr Farbige in amerkianischen
Gefängnissen und Todeszellen ein (Bryan Stevenson 2015:
Ohne Gnade: Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA).
Wo bleibt die juristische Verhältnismäßigkeit und die
juristische Fairness bei folgender Groteske:
Kassiererinnen werden in der BRD wegen eines Fehlbetrages
von einem Flaschenpfand gefeuert und haben vor Gericht
keine Chance auf Verwerfung der Kündigung; ein
millionenschwerer geständiger Steuersünder mit
schwarzen Konten in der Schweiz wird hingegen zunächst
laufengelassen und kann all seine Jobs bedenkenlos
weiterführen. Was würde Diogenes dazu sagen? Ja wo ist
sie denn nur geblieben, die vom Grundgesetz garantierte
Gleichheit aller vor dem Gesetz? Das Gesetz muss auch
dort zur vollen Geltung kommen, wo die Macht am größten
ist, sonst taugt es nichts. Es schadet dem Frieden, wenn
bei technischen Katastrophen wie z. B. in Kaprun
(Bergbahnbrand), Bad Reichenhall (Einsturz einer
Eissporthalle), Eschede (ICE-Entgleisung) oder Dortmund
(Massenpanik bei Großveranstaltung) niemand wegen
fahrlässiger Tötung verurteilt wurde;
selbstverständlich muss das Strafrecht so gestaltet
sein, dass nicht nur Individuen, sondern wegen der
Verantwortungsdiffusion auch Unternehmen und Behörden
zur Verantwortung gezogen werden können (SZ 182: 06 vom
10.08.2015). Es schadet dem Ansehen von Justiz und
Justizvollzug noch mehr, wenn die in Untersuchungshaft
befindliche Überlebende des NSU-Trios in der
Justizvollzugsanstalt Privilegien geniest und dort von
der Mehrheit der Insassen und des Wachpersonals hofiert
wird (DIE ZEIT 21: 10 vom 12.05.2016).
- Im Militärwesen sind es das Aufrechthalten und
Verteidigen von Fronten (Abgrenzung), Geheimniskrämerei,
Wettrüsten, Spionage, Befehlsautomatismus, hierarchische
Organisation, Verlust von Individualität durch
Uniformierung, Verlust von Menschlichkeit (Verrohung:
"Allenorten hatte sich ein fröhliches Tommybraten
erhoben; von den 8 kam nur einer nach Hause".- In:
Richard Wenzl 1930: 33 Richthofen-Flieger) durch
Feindbilder, Zielen, Schießen und Vernichten sowie
Verlust der Würde durch allzeitige Verfügbarkeit und
Einsatzbereitschaft (Neitzel, S. & Welzer, H. 2011:
Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben.
Fischer, Frankfurt a. M.): "Mann sein heißt
Kämpfer sein!" (R. Wenzl 1930: Richthofen-Flieger;
Leitwort). Diese Einrichtung übt durch Hinterlassen
militärischer Altlasten auf die Zivilbevölkerung
zusätzlich Gewalt aus; u. a. in Form von Kontamination
durch Schadstoffe in Böden, durch den giftigen und
strahlenden Feinststaub von Uranmunition, durch
Blindgänger oder durch Sprengfallen auf vermintem
Terrain (DER SPIEGEL 51: 110-114 vom 17.12.2012; 15:
52-54 vom 08.04.2013). Unsäglich das Leid
Hinterbliebener (DER SPIEGEL 10: 50-56 vom 05.03.2012)
bzw. das Leid bei körperlicher und seelischer
Invalidisierung (posttraumatisches Stress-Syndrom) (SZ
Magazin 32: 10-21 vom 13.08.2021): krankheitsbedingt
arbeitslos gewordene junge Veteraninnen und Veteranen
stehen zudem einer gleichgültigen, verständnislosen
oder gar ablehnenden Gesellschaft gegenüber, für die
sie ihre Köpfe hinhalten durften. 2676 Soldaten - mehr
als die Hälfte der Gefallenen - begingen nach der
Rückkehr von ihrem Einsatz im Irakkrieg Suizid (ZEIT
MAGAZIN 36: 14-25 vom 30.08.2012). Nach einer Studie des
amerikanischen Veteranenministeriums haben von 1999-2010
im Durchschnitt 22 ihrer Veteranen pro Tag Selbstmord
begangen (SZ 124: 09 vom 29.05.2019). In der BRD ist die
finanzielle und medizinische Versorgung invalidisierter
Veteranen durch Einrichtungen der Bundeswehr miserabel:
bei den Behörden werden Anspruchsberechtigte zu
Bittstellern degradiert und die Anerkennung von
Wehrdienstbeschädigung oft verweigert (DIE ZEIT 49: 20
vom 29.11.2012). Unfassbar hoch die laufenden Kosten für
Bewachung und Instandhaltung bzw. Rückbau tausender
nuklearer Sprengköpfe, die seit Jahrzehnten in U-Booten
und unterirdischen Raketensilos stationiert sind: die USA
verfügte 1966 über 31000, die UDSSR 1986 über 40000
dieser Sprengköpfe; 2015 verfügen beide Staaten -
angeblich - noch über 4700 bzw. 4500 Stück (SZ 137: 02
vom 18.06.2015). Frage: wohin ist der Rest - 61800
Nuklearsprengköpfe - verbracht worden? Immer höher wird
das Risiko, dass kernwaffentaugliches Uran/Plutonium in
die Hände von Terroristen oder Diktatoren gerät und
erpresserisch oder direkt eingesetzt wird. Der von
Militäreinrichtungen in eigener Sache betriebene
Werbungs-Fronteinsatz an Bildungseinrichtungen für
Jugendliche - Tradierung, Anpreisung und Export
potentieller Gewalttechnik - und ihre gesetzliche
Statthaftigkeit in der BRD erachte ich als besonders
fragwürdig. Nach wie vor stehen die Rüstungs- und
Militäretats vieler Staaten in den oberen Etagen ihrer
Finanzhaushalte, obwohl am 12.11.2013 in BR2 16-17 Uhr
der Journalist Peter Scholl-Latour feststellte, dass die
Zeit der Gewinnbarkeit von Kriegen schon seit Jahren
vorbei ist. Dennoch hat die Bundesregierung im Jahr 2019
Exportgenehmigungen für Kriegswaffen und Rüstungsgüter
in einem Wert von 8 Mrd. Euro genehmigt; und der Direktor
des Instituts für Sicherheitspolitik, der gleichzeitig
Vorstandschef des Stiftung Wissenschaft und Demokratie
ist, behauptet, dies diene der Sicherheit und dem Frieden
(DIE ZEIT 20: 10 vom 20.05.2020).
- Im Forstwesen sind es u. a. traditionell bestehende
Vorurteile gegen Freßfeinde (Luchs, Wolf, Marder,
Problem-Bär, Adler, etc.) und die Verlockung einer
reichen und bequemen Trophäenernte, die einen viel zu
hohen Rot- und Schalenwildbestand in den Wäldern nach
sich zieht. Die Möglichkeit der Anpflanzung rasch
wachsender Nutzhölzer, vereinfachter Holzernte und die
Aussicht auf höhere Verkaufserträge verleitete zur
Anpflanzung von vorwiegend Fichten- oder
Tannen-Monokulturen. Wegen des auf diese Arten in seiner
Vitalität, Robustheit und Biodiversität degradierten
Ökosystems Wald erhöht sich das Gefährdungsrisiko für
die Bevölkerung durch Wildunfälle auf den Straßen,
durch erhöhte Schnee- und Windbruchgefahr und durch
Lawinenabgänge im geschwächten Schutzwald am Berg. Zu
dichter Wildbestand erhöht das Risiko der Übertragung
ansteckender Krankheiten auf Nutztiere oder vom Nutztier
auf das Wildtier. Da in bestehenden Arealen mit dem
Attribut "Nationalpark" per Dogma die Natur
sich selbst überlassen werden muss, weiten sich Schäden
durch Borkenkäferbefall und verstärkter Verbiss durch
Rotwild auf private Nachbarforstareale auf Kosten der
Eigentümer aus. Unvergesslich der triste Blick 2007 auf
bedrückend riesige Totwaldareale mit tausenden
umgestürzten, verdorrten Nadelbäumen im Bayerischen
Wald; eine Baumleiche neben der anderen: ein dogmatisch
erzeugtes Massengrab (Siehe auch DIE ZEIT 44: 38 vom
25.10.2012); ein weiteres soll demnächst im Schwarzwald
entstehen (DER SPIEGEL 48: 62-66 vom 25.11.2013).
- Im Bauwesen gilt ebenfalls Wachstum ad infinitum,
obwohl die Bevölkerungszahlen in den Industrienationen
rückgängig sind bzw. nur schwach zulegen. Im Jahr 2011
wurden in Bayern täglich im Durchschnitt 18 Hektar
Fläche durch Straßen-, Funktions- und Häuserbau
versiegelt; Baufirmen werden bei Ausführung dieser
Aufträge in der Regel steinreich. Die sich ständig
erhöhenden, laufenden Instandhaltungskosten der
erstellten Objekte und ihre Modernisierungen werden einer
in nicht adäquatem Maße steigenden Zahl von
Steuerzahlern bzw. Verbrauchern aufgelastet. Nur der
Neubau, nicht aber Instandhaltung und Reparatur von
Verkehrswegen wird vom Bund großzügig bezuschusst: die
öffentlichen Ausgaben für Schienen- und Straßen
belaufen sich für jeden BRD-Bürger auf jährlich Euro
1100.- (DIE ZEIT 22: 39 vom 22.05.2014). M. E. wird viel
mehr und zu aufwendig gebaut als wirklich notwendig;
siehe Projekt Stuttgart21, von dem der Physiker C.
Engelhardt meint, dieses Projekt sei der größte
technisch-wissenschaftliche Betrugsfall der deutschen
Industriegeschichte (DIE ZEIT 52: 33 vom 19.12.2012).
Tröstlich, dass aus der 30km-Transrapidstrecke
München-Hbf - MUC nichts wurde. Bei gleichzeitiger
Zurückdrängung von Naturareal (Flächenverbrauch,
-versiegelung) steigen Energie- und Rohstoffverbrauch
sowie Umweltbelastungen (schädliche Immissionen, Lärm);
die 3. Startbahn am MUC halte ich für überflüssig und
kontraproduktiv angesichts des Ziels, den CO2-Ausstoß
in Bayern zu senken; schon der bestehende Zustand ist ein
Alptraum für die Anwohner; typisch, dass die Bayerische
Regierung den Münchner Bürgerentscheid gegen diese
Startbahn nicht akzeptieren möchte. Die
voraussichtlichen Kosten für Großprojekte werden
unrealistisch kleingerechnet, damit sie leichter
genehmigt werden; und dem Steuerzahler werden nach
Baubeginn die tatsächlich anfallenden Kosten sowie
Instandhaltungsleistungen aufgelastet (DIE ZEIT 03: 33
vom 10.01.2013). Die Renovierung und Dämmung von
Altbauten sowie die Installation von Anlagen zur Nutzung
grüner Energien (Fotovoltaik, Solarthermie etc.) mit dem
Ziel, das Null- bzw. Plusenergiehaus zu etablieren -
Energiewende: weg von der klimaschädlichen Nutzung
fossiler Energierohstoffe - , kommen viel zu langsam
voran. Das ist Gewalt gegen zukünftige Generationen,
weil auf deren Kosten sowie deren Umwelt- und
Lebensqualität ein temporär bequemerer Weg bis an sein
abscheuliches Ende gegangen wird. Durch fortgesetzte
Bautätigkeit erzeugte Verdichtung erzeugt in den
Städten eine Minderung der Lebensqualität für die
Bewohner; und in ländlichen Arealen bewirkt fortgesetzte
Bautätigkeit eine weder von Touristen noch von der
Mehrzahl der Einheimischen gewünschte Verstädterung,
die einen unumkehrbaren Verlust an Natur- und
Erholungspotential bedeutet. In China ist wegen einer
Immobilienhype zwischen 2011 und 2013 mehr Zement verbaut
worden als in den USA im gesamten 20. Jhd. (DER SPIEGEL
36: 66-72 vom 29.08.2015)
- Die Agrarindustrie ruiniert mit ihrer Massen- und
Billigproduktion von Fleisch- und Milchwaren sowie
Tierfutter, Getreide und auch Energiepflanzen die
wirtschaftliche Existenz traditioneller Bauernhöfe und
drängt mittels des größtmaßstäblich betriebenen
Nutztier- und Nutzpflanzengebrauchs (ist nach meiner
Meinung nur schändlicher Mißbrauch biologischer
Programme) den ökologischen Landbau an den Rand des
wirtschaftlichen Abgrunds; des öfteren beschert sie dem
Verbraucher gefälschte, unhygienische, qualitativ
schlechte oder biochemisch belastete Produkte
(Gammel-(K3)-Fleisch-, Hormonmast-, Pferdefleisch-,
Dioxin-, Glyphosat- und Salmonelleneier- Skandale, etc.).
Ernteprofit steht weit über dem Bodenschutz.
Großflächige Anbautechnik ohne bodenstabilisierende
Parzellierung macht Ackerland anfällig gegenüber
Erosion durch Wind und fließendes Wasser, was zu
permanenten Bodenverlusten führt: jede Sekunde gehen im
globalen Mittel 0,2 Hektar Agrarfläche verloren (DIE
ZEIT 42: 37 vom 11.10.2012). Massiver Einsatz von
Düngemitteln zwecks Ertragssteigerung degradiert die
Bodenchemie und belastet Grund- und Oberflächenwässer
mit Phosphat und Nitrat. Ca. 45% der Grundwasserkörper
der BRD enthalten deshalb inzwischen mehr als 50mg Nitrat
pro Liter (DIE ZEIT 36: 33 vom 03.09.2015). Einbringung
von Bioziden und die Entsorgung von Gärresten aus
Biogasanlagen verstärken dieses Problem (BR2
"Notizbuch" 10-10.30 Uhr am 19.09.2013). Die
Tatsache ist problematisch, dass zwecks Erleichterung der
Arbeit die zu erntenden Felder kurz zuvor mit
glyphosathaltigen Pflanzenschutzsmitteln, die inzwischen
allesamt als krebsfördernd gelten, besprüht werden,
damit Nutzpflanzen wie Kartoffeln oder Getreide schneller
abreifen und austrocknen (DER SPIEGEL 24:118-122 vom
08.06.2015). Ackerboden kann nicht mehr regenerieren,
weil wegen des Profitdenkens keine Brachezeiten -drei
Felder Regel - mehr eingehalten werden. Intensiveinsatz
von Antibiotika in der Massentiermast führte beim
Verbraucher zur Verbreitung gefährlicher
multiresistenter Keime wie z. B. LA-MRSA CC 398 (DER
SPIEGEL 4: 130-133 vom 23.01.2012; SZ 128: 19 vom
05.06.2014; DIE ZEIT 48: 21-24; 36 vom 20.11.2014). Es
werden mehr Antibiotika an gesunde Nutztiere als an
kranke Menschen verabreicht (DER SPIEGEL 24: 72-74 vom
06.06.2015). Hochleistungs-Milchkühe sind oft krank und
werden im Durchschnitt nur mehr 5 Jahre alt: 35 % von
ihnen - 1,4 Millionen Stück - werden laut Welttierschutzgesellschaft
e.V. in Deutschland erkrankungsbedingt jährlich
geschlachtet; Milchüberproduktion
und Milchpreisdumping verstärken sich gegenseitig
negativ (SZ 191: 18 vom 21.08.2015). Die wegen des im
Juni 2016 unter 20 Eurocent gefallenen Literpreises für
Milch angedachten Subventionen machen nur dann Sinn, wenn
gleichzeitig auf eine Reduktion der
Milchproduktionsmengen hingearbeitet wird. Entgegen
geltenden Tierschutzgesetzen werden überzüchtete
Nutztiere z. T. immer noch unter katastrophalen
Bedingungen gehalten (wie z. B. das Federvieh in der
"Kleingruppe") und geschlachtet; bis 2012
wurden Ferkel ohne Betäubung kastriert. Die
geschwächten Immunsysteme der Nutztiere führen zu
Seuchen-Epidemien, die gelegentlich auch auf den Menschen
übergreifen (EHEC, Vogelgrippe, Rinderwahn etc.). Die
präzise juristische Definition von Qualzucht und ihr
Verbot muss realisiert und durchgesetzt werden (BR2
Radiowissen 15.03.2013, 9-10 Uhr). Wir - das Tier
(Eröffnungsaktion des Umweltkünstlers HE Schult auf dem
Tollwood-Sommerfestival 2014). Siehe auch Robert Schabus
2017: "Bauer unser". Lukratives Harvesting von
Daunen durch Gänse-Lebendrupf (DER SPIEGEL 47: 87 vom
17.11.2014). Blutfarmen in Südamerika: unter Mißachtung
von Tierschutzrechten werden in industriellem Maßstab
aus dem Blut trächtiger Stuten Hormone extrahiert und
für die Steigerung industrieller Ferkelproduktion in
Europa verzweckt. Die Pferde leiden unter dem
wiederkehrenden Aderlass - pro Woche bis zu 10 Liter -
und weil sie so oft als möglich trächtig gemacht
werden; die Schweine leiden, weil sie wegen den
Hormongaben sich nach dem Wurf nicht ausreichend erholen
können; Pferdefarminhaber und Pharmaindustrie machen
ordentlich cash. Das ist verwerflich, weil damit nur ein
schädliches Überangebot an Billigfleisch erzeugt wird
(SZ 224: 22 vom 29.09.2015). Militante Tierrechtler und
Veganer machen Druck, damit endlich bessere Tierrechte
erlassen und umgesetzt werden (DIE ZEIT 36: 13-15 vom
28.08.2014; SZ Wochenende 217: 1 vom 20./21.09.2014. Wenn
der Mensch Tiere tötet und isst - im Jahr 2009 waren es
global ca. 60 Milliarden Landtiere - , dann schuldet
er ihnen zumindest ein artgerechtes und glückliches
Leben vor dem unnatürlichen Tod (GEO 04: 58-84, 2013).
Zweckentfremdung landwirtschaftlicher Flächen und
land-grabbing (Roman Herre, FIAN Deutschland e. V.,
Köln) zwecks subventionierter Produktion von
Agrar-Treibstoffen führt zu künstlicher Verknappung von
Nahrungsgrundstoffen und die damit einhergehende
Monokultur zu verstärkter Bodenerosion.
Massen-Tierhaltung und Übernutzung degradiert
zusätzlich die Bodenqualität, erzeugt viel
gefährlichen sekundären Feinststaub (<PM2,5) sowie
große Mengen Treibhausgase wie Kohlendioxid, Lachgas und
Methan, beeinträchtigt das Grundwasser und die
Lebensqualität von Anrainern durch Immissionen
organischer Schadstoffe und durch widerliche
Geruchsbelästigung im Umfeld dieser Einrichtungen (DER
SPIEGEL 3: 46-47 vom 16.01.2012).
- Die Montan- und Steine-Erden-Industrie (Bergbau,
Auslandsbergbau) verwandelt zusammen mit Investoren
naturgegebene Konzentrate in der Erdkruste in
ökonomische Werte. Die Akteure hinterlassen dort, wo
Umwelt- und Naturschutzgesetze fehlen oder nicht
umgesetzt werden, vielerorts technogene Wüsten (z. B.
Norilsk, Kusnezk, Chuquicamata, Fort Murray, Oyu Tolgoi,
Fushun, ...) in einer degradierten Umwelt. Schadstoffe
aus undicht gewordenen industriellen Absetzanlagen
beeinträchtigen die Qualität von Grundwasser, Boden und
Atmosphäre, was zur Schwächung des Gesundheitszustandes
bei den Anrainern sowie zur Degradation der Tier- und
Pflanzenwelt führt. Importiertes Bergbaugerät samt
Billiglöhnern erledigen den Abbau. Alle finanziellen
Gewinne aus dem Verkauf der Rohstoffe gehen an den
Anrainern vorbei. Ihnen bleiben nur Verluste und
Schäden: die zerstörte Landschaft, die Altlasten samt
umwelt- und gesundheitlichen Risiken, auf Ramschniveau
herabgestufte Immobilienpreise und eine endgültig
zerstörte Heimat. Beispiele: die Landschafts- und
Bauschäden durch den Steinkohle-Bergbau im Ruhrgebiet,
wo sich die Verantwortlichen vor den
Schadensregulierungen drücken (DER SPIEGEL 8: 62-67 vom
18.02.2013). Die jährlichen Folgekosten der
jahrhundertelangen Bergbautätigkeit im Ruhrgebiet (u. a.
weiträumige Terrain-Abenkungen bis 15m unter das
Rheinniveau) wird nach Auslaufen der Steinkohleförderung
2018 ca. 220 Millionen Euro/Jahr betragen (SZ 128: 21 vom
05.06.2014). Die Abraumlandschaft im
Braunkohletagebaugebiet Welzow/Niederlausitz (Magnum
Fotograph Paolo Pellegrin in ZEIT MAGAZIN 38: 46-54 vom
12.09.2013) ist eine Albtraumlandschaft. Die
Goldbergbau-Folgeschäden bestehen im südafrikanischen
Witwatersrand u. a. durch große Mengen aufsteigender,
saurer und toxischer Grubenwässer, die das Grundwasser
und natürliche Wasserquellen mit Säure und
Schwermetallionen kontaminieren; ganz ähnliches
geschieht in Australien (DIE ZEIT 2: 21 vom 05.01.2012)
und in der Mongolei, wo man auf der Suche nach den
begehrten Seltenen Erden ist. Finanziell potente
Bergbaufirmen ruinieren wirtschaftlich schwache, aber
rohstoffreiche Länder (DER SPIEGEL 32: 90-92 vom
05.08.2013). Der Abbau extrem stark arsenhaltiger
Golderze (das Mengenverhältnis von Gold zu Arsen
beträgt 1:750) bei Paracatu in Brasilien wird ohne
Rücksicht auf die Gesundheit der Anrainer und die
Schadstoffbelastung der umgebenden Natur vorangetrieben
(DIE ZEIT 13: 30-31 vom 20.03.2014). Radioaktive Salzsole
im undichten und einsturzgefährdeten
"Versuchsendlager" Asse II bedeutet teure
Sanierung und das Risiko langzeitverseuchten
Grundwassers. Im Umland von Asse II sind vermehrt
Leukämiefälle bekannt geworden. Massiver Lobbyismus,
Systemträgheiten, Pfadgebundenheiten und utopisches
Streben nach Autharkie bewirkten, dass der Entwicklung
und dem Einsatz der fracking-Technik zur Gewinnung von
Erdgas viel zu große Bedeutung beigemessen wird und die
Förderung grüner Energietechniken wieder ins
Hintertreffen gerät. Ich denke, dass die bessere
Klimabilanz von fracking-Gas gegenüber Erdöl und Kohle
durch die sonstigen Umweltwirkungen dieser Technik
(Grundwassergefährdung, Entsorgung der Frackfluide,
etc.) zunichte gemacht wird. Besser wäre doch, diese
wohl allerletzten Reserven an fossilen
Kohlenwasserstoffen im Untergrund zu belassen, um in
tatsächlichen Notfällen Reserven zu haben (DIE ZEIT 7:
23 vom 07.02.2013; SZ 89: 16 vom 17.04.2013; GMIT 51:
6-14 März 2013). Siehe auch Garrett Hardin (1968): The
tragedy of the commons.- Science 162/3859: 1243-1248
(http://dx.doi.org/10.1126/science.162.3859.1243).
Jährlich subventionieren Regierungen in aller Welt ca.
500 Milliarden Dollar in die industrielle Förderung
dieser fossilen Energieträger (Möllers, N. et al. 2014:
Willkommen im Anthropozän, Seite 78, Deutsches Museum
München). Es ist an der Zeit, dass auch der unbelebten
Materie - die Ressource Stein - entsprechend den
Lebewesen mindestens ein so hoher moralischer
Sonderstatus zugesprochen wird, dass durch ihre Nutzung
zumindest Schäden und Veränderungen in der
Anthroposphäre minimiert werden (N. Karafyllis). Kohle-,
Erdöl- und Erdgas- und Methaneislagerstätten sind
nichts anderes als natürlich entstandene fossile
Massenansammlungen/Massengräber aus den - teilweise
umgelagerten - organischen Relikten von Myriaden Pflanzen
und Tieren. Jedes Lebewesen, auch wenn es bereits fossil
ist, hat einen Wertestatus. So ist es moralisch äusserst
prekär, solche Stoffe aus ökonomischen Gründen zu
Energieträgern umzudeuten, auszubeuten, zu Geld zu
machen und seit Beginn der Industrialisierung in immer
größeren Mengen nur zu verheizen. Dabei sterben diese
Lebewesen ein zweites mal - diesmal endgültig - , indem
sie zum größten Teil thermisch in anorganische Materie
umgesetzt - verbrannt - werden. Paul Celan im
übertragenen Sinn: "Da habt ihr ein Grab in den
Lüften, da liegts sichs nicht eng....".
Grabräuberei und Leichenfledderei: diese eklige globale
Massen-Plünderei aus niedrigsten Beweggründen ist zum
einen psychologisch schädlich, weil es jedes
Selbstwertgefühl, jede Scham und jeden Respekt vor dem
Leben zerstört, und zum anderen bringt solches
Fehlverhalten garantiert großes Unheil für alle Täter
und Nutzer und alle unbeteiligten Lebewesen. Von daher
gesehen kann es nur in Ordnung sein, dass wir die
Quittung für ein solch schändliches Verhalten erhalten:
der drohende Klimawandel und damit verbundene Probleme,
der hier nichts weiter ist als die aktuelle Version der
jahrtausende alten, autoritär eingebleuten Angst vor
biblischen Plagen wegen ungebührlichen Verhaltens; hier
der Zorn Gottes über die schändliche ökonomische
Nutzung der Relikte seiner von ihm geschaffenen
Lebewesen, friedlich eingebettet in den Leib der von ihm
geschaffenen Erde. Gebührende Strafen - Dürre- und
Hitzewellen, Orkane, Fluten, etc. - wegen Störung der
Grabesruhe, Zerstörung der Gräber und unangemessener
Eingriff in ein natürliches System.
- Im fast vollständig durchkommerzialisierten
Leistungssportwesen ist es das gnadenlose und brutale
"noch besser - höher - weiter - schneller -
stärker - leichter - wendiger - ausdauernder -
riskanter" um jeden Preis, das viele an und über
die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen
Belastbarkeit bringt (DER SPIEGEL 03:136-137 vom
13.01.2014). Die Whistleblowerin und
Mittelstreckenläuferin Julia Stephanowa hat
flächendeckendes, organisiertes Doping russischer
Athleten publik gemacht (SZ 26: 31 vom 02.02.2015).
Doping ist für viele - inzwischen leider auch im
Breitensport - unwiderstehlich geworden, obwohl es
bekannterweise des öfteren zu Impotenz,
Frühinvalidität (BR 2 am 09.01.2012 von 16-17 Uhr; SZ
227: 57 vom 02.-04.10.2015) oder vorzeitigem Ableben
führt (DER SPIEGEL 52: 105 vom 22.12.2012, 31: 88-94 vom
25.07.2015). Das ist Gewalt gegen den eigenen Körper und
Unfairness gegenüber den Sportskollegen. M. E. befinden
sich fast alle auf diese Art vereinnahmten
Leistungssportler in einer Glaubwürdigkeitskrise:
Betreiben sie nun ihren Sport aus Freude an der Bewegung
bzw. am Überwindenwollen eigener Grenzen oder nur wegen
winkenden Geldes oder lockender Titel? Und sollte nicht
auch mal der gewinnen dürfen, der sich im Wettkampf am
meisten angestrengt hat: wie z. B. der hundertjährige
Inder Fauja Singh, finisher (8h 25min 16sec) des
Toronto-Marathons am 16.10.2011. Nur die Nummer 1 zählt,
die Nummer 2 ist nur mehr belanglos (DER SPIEGEL 17:
52-55 vom 22.04.2013): wie unmenschlich, öde und
einseitig. American Football hat sich in eine Richtung
entwickelt, die Gewalt belohnt und Psyche sowie Körper -
v. a. das Gehirn - beeinträchtigen. Von 2010 bis 2015
haben sich neun NFL-Veteranen das Leben genommen; viele
sind invalide (DER SPIEGEL 20: 108-111 vom 09.05.2015).
- In der Bürokratie......, fiskale Gewalt....
- Im Tourismus..... BR2 14.01.2012: 13-14 Uhr: Georg
Beierle: Wenn kein Schnee mehr vom Himmel
fällt....Billigst-Fernreisen: Gran Canaria ab Euro 25.-;
wie es vor 200 Jahren nur Adeligen oder
Forschungsreisenden möglich war.. Gewalt gegen
zukünftige Generationen wegen sinnentleerten Verbrauchs
und Rohstoffraubbaus...Verheizen giftigen Schwerstöls in
den Antriebsmaschinen von Luxusdampfern; Balearen,
Ischgl, ...
- Im Patriarchat sind es Unterdrückung der Frau,
unerträgliche, sich auf Tradition, Gewohnheits- und
Naturrecht berufende Rechthabereien familiärer Despoten
("cholerisch brüllende Hausteufel":
rabenschwarze Genies und Negativ-Olympiasieger in der
Disziplin häusliche Gewalt, Anti-Weltmeister in Sachen
Selbstgerechtigkeit sowie kollossaler geistiger
Selbstbeschränktheit; geistesschlichte
Katastrophengestalten), Leugnung des freien Willens und
Vereitelung des Selbständigwerdens von Abkömmlingen
(Andreas Altmann 2011) durch jahrelange
Umerziehungsversuche, die Erzwingung von Kadavergehorsam,
Unterwerfung und der Erbwürdigkeit durch Abkindern. Ihre
Macht wird durch das im 5. Teil, Kap. 9 von Thomas Manns
Roman Die Buddenbrooks gebrachte Zitat "Das rechte
Vertrauen der Welt gewinnt man erst, wenn man Hausherr
und Familienvater geworden ist" zementiert.
Permanent verweigern sie, genau so wie sie es selbst
erlebt haben, Anerkennung und Lob, um ihr eigenes
schwaches Selbstwertgefühl hochzuhalten und begreifen
dabei nicht, dass es "....der beste Weg ist, den
Haß von Tyrannen nachzuahmen, um ihre Plätze
einzunehmen" (Jorge Mario Bergoglio, 24.09.2015).
Da, wo familiäre Macht am größten ist, wird nie
eingestanden, dass Unrecht und Fehler begangen worden
sind. Sie sind unfähig, ihr eigenes Scheitern und
Versagen sowie den Zusammenbruch ihrer Gedankenwelten
zuzugeben. In akuten Konfliktsituationen hört man fast
immer nur das Gedöns vom "verlorenen Sohn"
oder der "gefallenen Tochter" und so gut wie
nie ist die Rede von den "verlorenen/gefallenen
Eltern". Häusliche Gewalt gilt in Russland immer
noch als Kavaliersdelikt (SZ 118: 10 vom 23./24.05.2020).
Unsäglich unfair die sich permanent fortsetzende
Unterdrückung der jüngeren, als "verloren"
gebrandmarkten Generation durch die ältere, die sie
erschaffen hat, die deshalb wie selbstverständlich immer
recht hat und dies ordinär-brutal-autoritär-gewaltsam
durchsetzen möchte: Herrenrecht/Naturrecht der
Mächtigen und Gewalttätigen. Siehe auch das Kapitel
"Die Schamlosigkeit der Mächtigen" in U.
Greiner (2014): Schamverlust; Rowohlt. Siehe auch Arno
Gruen (2014): Wider den Gehorsam; Thalia. Weil die
jüngere Generation fast immer die Schwächere ist, muss
eine Auseinandersetzung mit der älteren als a priori
unfair bezeichnet werden. Nur in seltenen löblichen
Ausnahmefällen wird das Thema "dumme
Eltern/Erzieher" öffentlich ausgebreitet, wie z. B.
im Roman "Erinnerungen einer Überflüssigen"
(Lena Christ 1905), in den Filmen "Rebel without a
cause (1955)", im Roman "Deutschstunde - die
Freuden der Pflicht" (Sigfried Lenz 1968) und
"A Clockwork Orange (1971)", in der
Autobiographie von Walter Chmielewski "Der Sohn des
Teufels" (Offizin Verlag Zürich 2015), in den
Liedern der Band "The Doors" (H. Gerstenmeyer
2004: "Jim Morrison & the Doors - Die kompletten
Songtexte", Schirmer / Mosel, München), in der
Kurzgeschichte "Balkon" von Elke Heidenreich
(Literatur Spiegel S. 9, Febr.2016, in der Novelle von
Kevin Jack McEnroe "Our town" 2015, in der
Biografie der Schriftstellerin Franziska Gräfin zu
Reventlow 1871-1918 (Küchmeister, K. et al. 2011,
Wallstein Verlag) sowie im Interview mit dem Pianisten
Lang Lang (ZEIT MAGAZIN 39: 54 vom 24.09.2015). Dabei
sind es nur unausgesprochene Allgemeinplätze bzw. offene
Geheimnisse, dass Eltern auch nur Menschen und damit
fehlbar sind und Erziehung wohl eines der schwierigsten
und anstrengendsten, leider nicht immer lösbaren
Langzeitunterfangen und Herausforderungen ist, auf welche
ein Mensch sich einlassen kann (z. B. konnten die
erzieherischen Bemühungen von Aristoteles um Alexander
den Großen seine Entwicklung in Richtung eines
größenwahnsinnigen Feldherren nicht aufhalten); und der
Gemeinschaft immenser Schaden aufgelastet worden ist,
wenn die Erziehungsversuche scheiterten, eingestellt
wurden und der Abkömmling sich selbst überlassen blieb;
siehe dazu SZ 155: 03 vom 09.07.2014. Die problematische
Hauptkonsequenz aus genannter Ungerechtigkeit gegenüber
und Ungleichbehandlung von Abkömmlingen ist: ein Staat
kann langfristig nur schwache demokratische Strukturen
aufbauen, solange ein ganz und gar nicht unerheblicher
Teil seiner kleinsten Einheiten - die Familien - immer
noch autoritär-despotisch-tyrannisch strukturiert ist,
anstelle demokratisch gefestigt zu sein, indem innerhalb
der Familien fair und respektvoll in horizontaler und
vertikaler Linie miteinander dialogisiert und gelebt
wird.
Zur langzeitlichen Unterdrückung der Frau: Petrus:
"..., denn Frauen sind des Lebens nicht
würdig." Thukydides (460-ca.400 v.Chr.) stellte
lapidar fest: "Die besten Frauen sind die, von denen
man nichts sieht und nichts hört." Cato Minor
äusserte ca. 50 v.Chr.: "Stellte man sie gleich,
wären sie überlegen". Thomas von Aquin: " Das
Weib ist etwas Mangelhaftes und Mißlungenes". L.
Wittgenstein kannte angeblich nur "idiotische
Frauen". Einige weitere Philosophen zementierten die
Unterdrückung der Frau mit angeblich
"theoretisch-wissenschaftlichen" Begründungen
(BR2 31.07.2013: 9.30-10 Uhr). Siehe auch die
Weiberschelten von A. Schopenhauer, F. Nietzsche und O.
Weininger. "Manchen gefällt es, keine Freiheit und
keine Sorgen mehr zu haben" (Michel Houllebecq in
DIE ZEIT 04: 45 vom 22.01.2015). Zitat aus Meyer's
Konversationslexikon 1904: "Beim Weibe behaupten
Gemüt und Gefühl, beim Manne Intelligenz und Denken die
Oberhand; die Phantasie des Weibes ist lebhafter als die
des Mannes, erreicht aber seltener die Höhe und
Kühnheit". Gewalt gegen Frauen wird seit
Jahrtausenden in vielen Kulturen hingenommen (SZ 258: R2
vom 09.11.2015). Der US-Milliardär D. Trump beleidigte
am 09. und 10. August 2015 öffentlich die Moderatorin
Megyn Kelly beim Fernsehsender Fox News ungestraft auf
ordinärste Weise. Ordinär auch folgende Geschehnisse
bei Vorlesungen in einem Hörsaal eines geologischen
Institutes in München: 1: Der Professor zur jungen Hiwi:
"Hole die Dias; sie liegen auf der Couch." 2:
"Hier sehen Sie die intensiv und eng gefalteten
Schichten dieser Formation." Dazu zeigte er ein Dia
mit einer von ihm frontal fotografierten jungen
Doktorandin, wie sie bequem, entspannt lächelnd und mit
leicht gespreizten Beinen auf einem Steinblock, bestehend
aus rotfarbenen Schichten präkambrischer Itabirite saß.
In beiden Fällen erfolgte reflexartig maskulines Grölen
unter vielen der anwesenden Studenten. Das törichte
Gespött vom sogenannten "schwachen Geschlecht"
samt seiner kleineren Gehirnmasse, vom Putz-Quali,
Küchenabitur, Puddingdiplom, Wollmausdoktor,
Damenviertausender sowie das Bagatellisieren,
Lächerlich- und Verächtlichmachen des unbezahlten und
bis 2014 erwerbs-/rentenbiographisch nicht anerkannten
Berufes Hausfrau - "da Dotschn ramt an Dreck
weg!", "Nur Dienstmädchen laufen!" - sind
bodenlos unverschämt. "Denn Du bist nur eine
Frau." "Ausser in der Liebe sind die Frauen
langweilig" (Albert Camus). "Keine Frau ist ein
Genie. Die Frauen sind ein dekoratives Geschlecht"
(Oscar Wilde). "Beim Kultusministerium harren
verschiedene Eingaben von 'Damen' um Zulassung zum
Studium an Gymnasien und Universitäten. Hoffentlich wird
der Minister die Gesuche ablehnend bescheiden. Je mehr
Frauenzimmer höhere Schulen besuchen, um so mehr steht
die Männlichkeit der Studenten in Gefahr, insofern als
sie vor lauter Rücksichten gegen das weibliche
Geschlecht zu duldenden Eunuchen werden. Derjenige Staat,
in dem die Weiber professions- oder sportmäßig in die
politischen und wissenschaftlichen Berufe hineinpfuschen,
ist dem Untergange geweiht, dafür liefert die Geschichte
Beispiele. Die Männer haben ohnehin unter sich genug
oder schon zu viel Konkurrenz, also können sie weibliche
Konkurrenz nicht mehr brauchen... Die Ausbreitung des
Frauenstudiums ist ein gemeingefährlicher Unfug."
(Bayerische Landeszeitung, 18.01.1900, zit. in:
ThemenGeschichtsPfad LaHa München: Wissenschaftsstadt
München, 2016: 27). "Der Mann ist muthig, kühn,
heftig, trotzig, rauh, verschlossen; das Weib furchtsam,
nachgiebig, sanft, zärtlich, gutmüthig, geschwätzig,
verschmitzt. Der männliche Geist sieht tiefer, weiter,
schärfer, erforscht gründlicher und genauer, prüft
ruhiger und urtheilt unbefangener. Der weibliche Geist
berücksichtigt mehr das Äussere, den Schein, als das
innere Wesen; sein Urtheil ist befangen, oberflächlich.
Aus dieser Verschiedenheit der Geschlechter geht
unwiderleglich hervor, dass das weibliche Geschlecht für
das Studium und die Pflege der Wissenschaften und
insbesonderer der Medizin nicht geeignet ist.... Die
Bildung weiblicher Ärzte läßt sich mit unseren
staatlichen Einrichtungen auf Schulen und Universitäten
nicht vereinigen... Die Überladung des ärztlichen
Standes mit unbefähigten halbgebildeten weiblichen
Handwerkern, wie sie allein von dem weiblichen
Geschlechte zu erziehen sind, hemmt und stört die
Fortbildung der ärztlichen Wissenschaft und Kunst auf
das Schädlichste.".- In: Prof. Theodor von Bischoff
(1872): Das Studium und die Ausübung der Medicin durch
Frauen. Zit. in: ThemenGeschichtsPfad LaHa München:
Wissenschaftsstadt München, 2016: 27-29. "Wo
Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur
zum Zeitvertreib!" (Bauhaus-Künstler Oskar
Schlemmer). "Diese Frauen brauchen nicht
unbedingt das Stimmrecht, um sich gleichberechtigt zu
fühlen", hieß es in der Schweiz, als es darum
ging, daß Frauen nicht nur Steuern zahlen, sondern auch
wählen dürfen; das Frauenstimmrecht konnte erst 1990
auch auf kantonaler Ebene durchgesetzt werden. Frau wird
auch dann nicht ernst genommen, wenn sie eindeutig nein
gesagt hat (Zeit Magazin 14: 16-18 vom 29.03.2012); als
hätte sie auch keinen eigenen freien Willen. Def.
Mansplaining: Männer äussern Frauen gegenüber ignorant
herablassend, redeschwallend, einschüchternd,
belästigend und belehrend ihre "überwältigende
Gescheitheit" (Rebecca Solnit 2015: Wenn Männer mir
die Welt erklären). Der Vorläufer von Facebook war ein
Internet-Portal, dessen Chef die Jungs an den
amerikanischen Universitäten über die Attraktivität
ihrer Kommilitoninnen abstimmen ließ: hot or not? (SZ
137: 09 vom 16.06.2016). Dokumentierte Machosprüche und
Mannsgockeleien (DIE ZEIT 34: 17 vom 15.08.2019) machen
sprachlos und wütend zugleich. Die sprachlichen
Verkleinerungs-, Erniedrigungs- und
Versachlichungsformeln "little girl",
"baby" und "kleines/junges Ding"
bringen es auf den Punkt. Junge Frauen durften erst ab
1916 in Bayern das Gymnasium besuchen und als Interne zum
Abitur antreten (SZ 113: 39 vom 18.05.2016); Mary Ward
(23.01.1585 - 30.01.1645) hat hier einen wichtigen Pfad
beschritten. Bis 1977 war es in der BRD gesetzlich
festgelegt, dass der Ehemann dem Arbeitsgesuch seiner
berufstätig werden wollenden Ehefrau zustimmen musste.
Junge Chinesinnen unterziehen sich
Schönheitsoperationen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt
bessere Chancen haben (SZ 20: 21 vom 26.01.2016). Obwohl
junge Frauen derzeit bessere Leistungen im Abitur und
immer öfter auch im Studium erbringen als die jungen
Herren der Herrlichkeit, sind sie in leitenden Positionen
der Berufswelt und in übergeordneten
Entscheidungsgremien unterrepräsentiert: der berufliche
Werdegang von Frauen endet nach wie vor in den
allermeisten Fällen an einer "gläsernen
Decke", was bedeutet, dass etwa die Hälfte der
Humanintelligenz betreffend den kulturellen Fortschritt
unwirksam, weil unterdrückt und mißachtet bleibt
("Es gibt keine weiblichen Einsteins. Frauen haben
Qualitäten in anderen Berufen, sie sind z. B. gut beim
Töpfern" (DIE ZEIT 12: 73 vom 19.03.2015)). Dies
dürfte einer der ganz wenigen Fälle sein, in dem die
Mehrzahl herrlicher Entscheidungsträger über
Jahrtausende hinweg auf vorhandene Ressourcen absichtlich
verzichtete, damit diese Enormen am Ruder und Steuer
bleiben, so wie es ihnen ihre spirituellen
Weltanschauungen vorgeben, die ihnen zudem die Last der
Fairness und des Teilens abnehmen. Partizipationsrechte
und Mitsprache der Frau bleiben minimal. 2010 waren 73%
mehr Frauen als Männer im Niedriglohnsektor
(<Euro10,30.-/Std.) tätig (BR2 17.05.2013 9-10 Uhr).
Das ist nur praktizierte Käfig- und Bodenhaltung,
ausgeführt von einem globalen phallozentrierten
Männerkartell. In Herrenclubs, Männerzirkeln und
Pinguinparaden feiert
Mann/Boss/Feldherr/Chef/Direckter/Brofessa/Mänätscha/Abteilungsleiter/Minista/Präsident/Capitanodilettanto/Vorstandsvorsitzender/blingbling/bungabunga/
etc.pp. (und sonstige Vorteilsammler mit Fantasietiteln)
sich selbst (DER SPIEGEL 5: 75 vom 30.01.2012). Frauen
leisten 2/3 aller Weltarbeitsstunden, erhalten aber nur
10% der Weltlohnsumme (SZ 250: V2/2 vom 29./30.10.2011).
Typisch die Bemerkung des spanischen Politikers Jose
Manuel Castellao Bragagna 2012: "Gesetze sind wie
Frauen: sie sind dazu da, mißbraucht zu werden".
Weitere Tatsachen: bis 2011 sind von der Schwedischen
Akademie nur 10 Nobelpreise an Frauen vergeben
worden; im Pariser Pantheon sind von 70 Persönlichkeiten
nur zwei und in der Münchner Ruhmeshalle von knapp 200
Koryphäen nur fünf weiblichen Geschlechts. Bis 2014
gingen von 847 Nobelpreisen nur 47 (5,5%) an
Wissenschaftlerinnen (DIE ZEIT 50: 41 vom 04.12.2014).
Erst 2019 erreichte in der BRD der Frauenanteil bei
Erstsemestern 50%. Aber mit fortschreitender
Karrierestufe sinkt dieser Anteil wieder; und in den
Besetzungen der europäischen Wissenschaftsakademien
Royal Society, Real Academia de Ciencias Exactas, Fisicas
y Naturales, Leopoldina, Polska Akademia Nauk, Kungliga
Vetenskapsakademien liegt der Frauenanteil bei max. 19%
(DIE ZEIT 17: 46 vom 22.04.2021). Noch nie gab es eine
Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Nur 20%
von 320 Direktorenstellen an Bayerns Gymnasien waren 2016
von Frauen gehalten (SZ 130: R15 vom 08.06.2016). Trotz
verfassungsrechtlich gesicherter Gleichstellung,
Gleichbehandlung und Gleichberechtigung erhält Frau für
dieselbe Arbeit bis zu 24% weniger Lohn als Mann (Stand
2012). Acht Jahre später belief sich diese
Entgeltdiskriminierung in der BRD auf 20%; inzwischen hat
nur Island dieses Unrecht unter Strafe gestellt (DIE ZEIT
13: 58 vom 19.03.2020). Gewalt manifestiert sich auch im
Unglück verkuppelter, um ihre Entscheidungsfreiheit
gebrachte Abkömmlinge: die in vielen Fällen Ungewollten
sind auf diese unanständige Art in die Wüste geschickt
und entsorgt worden. Die Legalisierung der Prostitution
in der BRD 2001 verstärkte den Menschenhandel und
verschlechterte Arbeits- und Lebensbedingungen dieser
Frauen; siehe Kajsa Ekis Ekman (2010): Sein und Ware;
Rahel Gugel (2010): Das Spannungsverhältnis zwischen
Prostitution und Artikel 3 II Grundgesetz; Dissertation.
Als unsäglich demütigende, seelisch-sexuelle Gewalt
gegen Frauen interpretiere ich die im Jahre 2000
medizintechnisch möglich gewordene Option
"Leihmutterschaft": Bezahlte Benutzung des
Körpers einer Frau als Gefäß, als schnellen Brüter;
siehe dazu auch GEO 12: 138-160; 2011. Noch unsäglicher
der von UNO und WHO als menschenrechtsverletzend
bewertete "Initiationsritus" in einigen Staaten
Afrikas (z. B. im patriarchalischen Sierra Leone)
betreffend Mädchen: die fgm: female genitale mutilation,
exekutiert an einem geweihten, heiligen Ort. Dieser
Gewaltakt, sehr wahrscheinlich erstmals praktiziert im
Alten Ägypten und deshalb pharaonische Beschneidung
genannt (SZ 122: 35 vom 30.05.2015), wird von den in
geheimen Frauenbünden organisierten Verstümmlerinnen
als zu bezahlende Maßnahme zur Vervollkommnung der Frau
gesehen (BR 2 am 02.01.2012: 11-12 Uhr). Laut UNICEF
werden täglich 6000 solcher Verstümmelungen vorgenommen
(DER SPIEGEL 35: 52-56 vom 22.08.2015). Siehe auch den
wegen wirtschaftlichen Gründen, Streben nach Wohlstand,
Fortschritten in der Medizintechnik und ethischen
Kollapses seit Jahrzehnten laufenden Femizid - realisiert
durch selektive Abtreibung weiblicher Föten, Genderzid,
Mädchenmord und medizinische/soziale Vernachlässigung
von Mädchen - in Indien, China, Aserbaidjan, Albanien,
Armenien und Georgien, der zu einer geschätzen Fehlzahl
von 117 Millionen Frauenleben geführt hat (DIE ZEIT 12:
23-24 vom 15.03.2012; 13: 23-24 vom 21.03.2013). Wegen
Straffreiheit und Machismo: In Mexiko werden täglich
durchschnittlich 10 Frauen ermordet; weniger als 5%
dieser Taten werden dort aufgeklärt; 28000 Frauen gelten
in Mexiko als vermisst (SZ 123: 03 vom 31.05.2024). 70%
der 2 Milliarden global Mangelernährten waren im Jahr
2015 Frauen; Ursache für letzteres war oft
Doppeldiskriminierung (SZ 230: 20 vom 07.10.2015). Die
Zahl ungewollter Schwangerschaften - wegen mangelnder
Aufklärung, fehlender Verhütung und nicht bestehender
Gleichberechtigung - ist 2015 von der Stiftung
Weltbevölkerung auf 75 Millionen - das sind ca. 90%
aller - geschätzt worden (SZ 297: 09 vom 26.12.2015).
Erfreulich der 2014 verstärkte
Alphabetisierungsunterricht für Frauen in arabischen
Ländern (DIE ZEIT 53: 68-69 vom 23.12.2014). Eltern
zwingen ihre Töchter zur cyber-Prostitution, um auf
diese Art ihre prekären Einkommensverhältnisse
aufzubessern (DER SPIEGEL 11: 56-59 vom 10.03.2014).
Erfreulich die landesweiten Proteste gegen Machismo,
nachdem eine 23-jährige Inderin am 16.12.2012 in Delhi
in einem Bus gruppenvergewaltigt, gefoltert und dabei
tödlich verletzt worden ist. "Eine Frau trägt eine
viel größere Verantwortung für eine Vergewaltigung als
ein Mann.", so einer der Täter, der mit seiner
Aussage zur frauenverachtenden Kultur Indiens beitrug.
Die Vollstreckung der Todesurteile durch den Strang gegen
vier dieser Täter erfolgte erst im März 2020.
Todtraurig die Tatsache, dass sich eine 17-jährige
Inderin das Leben nahm, nachdem eine Polizeibehörde ihre
Anzeige wegen Vergewaltigung nicht aufnehmen wollte und
statt dessen riet, einen solchen Mann zu heiraten;
statistisch gesehen wird in Indien alle 30 Minuten eine
Frau vergewaltigt. Witwenverbrennungen waren dort bis ca.
1995 legal; Witwen gelten dort traditionell als Ballast;
zudem bringen sie Unglück (BR2 14-15 Uhr vom
04.09.2013). Es dauerte bis September 2020, bis in
Personalausweisen des Landes Afghanistan neben dem Namen
des Vaters auch derjenige der Mutter eingetragen sein
muß, damit er gültig ist. In Südafrika wird im
zeitlichen Mittel alle neun Minuten ein Mensch
vergewaltigt (DER SPIEGEL 14: 88-90 vom 30.03.2013). Das
Unwort des Jahres 2012 - Opferabo - vergrößert das
Problem. Hilfegesuchen von Vergewaltigungsopfern sind
hierzulande in ordenseigenen Krankenhäusern wegen ihrer
"Ethikrichtlinien" nicht entsprochen worden
(DER SPIEGEL 4: 38-39 vom 21.01.2013). Mann macht es sich
sehr leicht, Verhütung und damit verbundene
gesundheitliche Risiken als Sache der Frau zu sehen. Der
mehrheitlich republikanisch-extremistische Supreme Court
der USA schaffte das landesweit verbriefte Recht auf
Abtreibung ab, indem es die Entscheidung darüber an die
Bundesländer delegierte (SZ 150: 08 vom 02./03.07.2022).
Laut ILO
werden weltweit über 11 Millionen Frauen und Mädchen
kommerziell sexuell ausgebeutet und pro Person ein
Wirtschaftsgewinn von durchschnittlich 21800 Dollar
erwirtschaftet. In summa: jede Menge verwerfliche Gewalt
gegen das weibliche Geschlecht. Typisch das Foto von der
festgenommenen und per brutalem Polizeigriff frontal auf
den Boden gepressten Femen-Demonstrantin auf dem
Brüsseler EU-Russland-Gipfel: eine mit Protestsymbolen
und -zeichen verzierte blanke Frauenbrust,
niedergedrückt auf eine kalte und dreckige
Asphaltfläche einer Straße (SZ 296: 10 vom
22./23.12.2012). Typisch das milde
Verwaltungsgerichtsurteil gegen den Polizisten Frank W.
im Disziplinarverfahren am 09.03.2015, der einer
gefesselten Frau schwere Fausthiebe ins Gesicht versetzte
und deswegen nur degradiert wurde, weil diese Handlung
angeblich nur eine reflexhafte
"persönlichkeitsfremde Augenblickstat" gewesen
sein soll (SZ 57: R1 vom 10.03.2015). Wehe denen, die
eines Tages erklären müssen, wie es zu solchen
Barbareien kommen konnte und warum man davon über
Jahrtausende nicht lassen wollte. Die engagierte Rede der
Ehrenbotschafterin der "HeForShe"-Kampagne Emma
Watson vor der UN-Vollversammlung (http://ow.ly/BRwua), in der sie an die Realisierung und
Einhaltung von Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und
Menschenrechten appelliert, war überfällig (SZ 221:11
vom 25.09.2014). Wegen der Ausübung von
Partnerschaftsgewalt sind in der BRD im Jahr 2017 114000
Frauen bedroht, gestalkt, eingesperrt, vergewaltigt und
verletzt worden; 147 wurden getötet (DER SPIEGEL 47:
40-49 vom 17.11.2018); siehe auch "Von ihren
Männern getötet" (DIE ZEIT 51: 08 vom 05.12.2019).
Im wirtschaftlich desolaten Spanien blüht seit 2008 der
Reproduktionstourismus (DER SPIEGEL 19: 89-90 vom
06.05.2013).
- In genannter Weltanschauung sind es u. a. Intoleranz,
Körper-, Bildungs-, Fortschritts- und
Frauenfeindlichkeit. Zu letzterem: Zitat Apostel Paulus
"Der Mann ist das Haupt der Frau". Luther:
"Das Weiberregiment nimmt selten ein gut End."
Dazu eine Äußerung von anderer Seite: "Gott hat
das Weib im Zorn erschaffen!" (Pandora). In der
Epiphanie (Altgr.: plötzliches Sichtbarwerden einer
Gottheit: hier die Erscheinung Gottes in der Welt in
Christus) wird freilich nur vom Männlichen und seiner
enormen, rießigen, monumentalen Mächtigkeit
geschwärmt: "....ein Sohn ist uns geschenkt. Die
Herrschaft liegt auf seinen Schultern; man nennt ihn:
wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit,
Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß.... etc.
pp.". Das Frauenpriestertum wird strikt abgelehnt,
weil Frauen keine Weiheämter bekleiden dürfen.
Insgesamt blitzt da eine saftige Portion krankhafter
Narzissmus auf. Selbstverständlich wird auch in anderen
Weltanschauungen diskriminiert: Die Muslims der Insel
Bali deuten psychische Erkrankungen als Strafe Gottes:
die Erkrankten werden isoliert, eingesperrt und
angekettet (DER SPIEGEL 19: 92-96 vom 06.05.2013). Die
Buddhisten Myanmars verfolgen, vertreiben und morden die
muslimische Minderheit des Landes (DIE ZEIT 21: 58 vom
16.05.2013).
- Im amerikanischen Rechtswesen führte der
trivial-primitiv-archaische Treiber Rache/Vergeltung zur
Einrichtung der Einpersonen-Gaskammer und dem
willkürlichen Hinauszögern des Vollzugs der Todesstrafe
über mehrere Jahrzehnte: beides kann als eine ins
Super-Supremum entwickelte Grausamkeit interpretiert
werden (Zeit Magazin 30: 30-35 vom 19.07.2012; SZ 163: 10
vom 18.07.2014). Freilich dürfen Angehörige von Opfern
der Exekution live beiwohnen und nach Vollzug jubelnd
Beifall spenden. Spätestens hier ist es, das Ende des
Amerikanischen Traums bzw. der Beginn des Amerikanischen
Alptraums.
- Eine weitere Form alltäglicher Gewalt entsteht durch
Korrumpierung (G. Orwell (1945): Animal Farm: "Alle
sind gleich, aber einige sind eben gleicher"). Quod
licet Iovi, non est licet tibi bovi. Entsprechend diesem
Grundsatz empfing ein geschiedener, wiederverheirateter,
nachweislich fremdgegangener und bei dieser Gelegenheit
sich selbst verjüngt habender Ministerpräsident Bayerns
vom obersten Hirten einer Weltanschauungsgemeinschaft die
Hostie. In anfänglich demokratisch geführten,
politischen, sozialen, behördlichen oder
wissenschaftlichen Einrichtungen macht sich ein
Personalgeflecht breit, das aus Gründen der Vorteilnahme
Programme, Arbeitsziele und Effektivität willentlich
sabotiert (Beispiele: Robert Jungk: Der Atomstaat; DER
SPIEGEL Nr. 21: 114-120 vom 23.05.2011, Nr. 52: 24-26 vom
23.12.2011) und einer flächendeckend manipulierten,
dadurch entwürdigten und entmündigten
"Konsensgesellschaft" Nachteile, Engpässe
sowie unzumutbare Verzögerungen, Teuerungen und Risiken
aufdrängt. Seilschaften (Altnazis, Klerus, etc.)
zerstörten neutral offene demokratische Staatssysteme.
Da hat sich ein mit speed-money geöltes System
entwickelt, in dem "der Dreck oben schwimmt",
in dem Nieten und Ignoranten den Professorentitel tragen
und von denen einer sich erdreistete, coram publico zwei
Mercedes-Geländewagen für Ägypten-Exkursionen auf
Staatskosten zu ordern und gleichzeitig seine Diplomanden
und Doktoranden verhungern zu lassen (Zitat: "Ist
der Ruf erst einmal ruiniert, lebt's sich völlig
ungeniert"); die Niete ist nie nur Zufall. Anders
gesagt: allmähliche Aufweichung, kontinuierliche
Degradation, Verwulffung, Berlusconisierung und
Grecisierung eines demokratisch-neutralen Regelsystems
samt seiner moralischen Werte bei gleichzeitiger
Bagatellisierung schwerer Regelverstöße. Folgen solchen
Verhaltens konnten 2010-2012 in den
Beinahe-Staatsbankrotts von USA, Griechenland, Irland,
Portugal, Spanien und Italien beobachtet werden. Siehe
auch "Mallorca, wie es sinkt und kracht" (BR2
11.05.2013 von 13-14 Uhr). Korruption und Filz sind auch
dann implizit bewiesen, wenn über Jahrzehnte stets
dieselbe politische Partei die Regierung eines in die
Pseudodemokratie abgeglittenen Staates stellt. In
Drittwelt-Staaten geflossene Entwicklungshilfe-Gelder
werden von korrupten Regierungen fehlgeleitet. Bestechung
bewirkte, dass der Widerstand brasilianischer Ureinwohner
gegen das riesige, ökologisch sehr bedenkliche und
wirtschaftlich als prekär eingestufte
Xingu-Wasserkraftwerk gebrochen wurde (DIE ZEIT 39:
17-19; 22.09.2011), damit Firmen lukrative Aufträge
ausführen können. Institutionelle Korruption herrscht
im Autorengremium des Manuals für Psychische Störungen
DSM; viele dieser Autoren pflegen finanzielle
Verbindungen zur Pharmaindustrie, was ihre
"pro-industrielle" Denk- und Handelsweise
fördert, Nachteile für Patienten bedeutet und die
Glaubwürdigkeit ihrer Einrichtung untergräbt (GEO 03:
90-91, 2013). Viel zu selten und oft zu spät wird
korrigierend eingegriffen, indem wegen Korruption,
Faulheit und Überheblichkeit unproduktiv und immer
teurer gewordene Landesämter und Ämter aufgelöst,
untergeordnet, verkleinert oder zusammengelegt werden.
Besser wäre: Sofortige Entlassung aller korrupten
Bestandteile des Personals, damit diese alleine zu Hause
auf eigene Kosten ihre hoheitlichen Dienste und Aufgaben
- in dem Falle Korruption und Faulheit - weiterführen
können. Siehe auch: Hans Herbert von Arnim 2013: Die
Selbstbediener. Heyne. Peter Huth, Jan Engelke und
Marc-Paul Paustian 2005: Die Selbstbediener. Wer sich
unser Geld einsteckt. Rowohlt. Es
dauerte viel zu lange, bis für bayerische
Landtagsabgeordnete das Gesetz zur
Verwandtenbeschäftigung verschärft worden ist (Mai
2013).
Notabene: der Despot stabilisiert seine Diktatur
dergestalt, dass er es einem Teil der Unterdrückten -
seinen bedingungslos Loyalen, den Höflingen - so gut
gehen lässt, dass es diesen besser Gestellten egal wird,
wie es dem Rest ihrer Landsleute geht. Weiterführende
Info: Prof. Jens Ivo Engels (2014): Die Geschichte der
Korruption. Von der Frühen Neuzeit bis ins 20.
Jahrhundert; Fischer Verlag.
Negativ
synergetische, abwärts-spiralisierende Effekte: viele
Bestandteile und Eigenschaften dieses Systems kommen
Menschen mit narzisstischen Defiziten entgegen und
fördern ihre für sie selbst und andere schädlichen
Verhaltensweisen: seelisch unterentwickelte oder
regredierte Doms (Dominatoren: Perfektionisten,
Misanthropen, Egoisten, Egozentriker, Egoshooter,
Egomanen und Ego-Extremisten), die, um ihre innere Leere
zu füllen, ihr verletztes oder unterentwickeltes
Selbstwertgefühl - oft wegen Mangel an Liebe,
Zuwendung und Wertschätzung in der frühen Kindheit - zu steigern und ihre Gier und Sucht nach
Geltung, Bewunderung und Macht zu befriedigen, alles
Erdenkliche tun und lassen, um in der Hierarchie sich
immer weiter gewaltsam nach oben zu boxen und nach unten
zu trampeln ("Leichen pflastern seinen/ihren
Weg."; "Wir räumen den Weg frei."):
andere unterdrücken, mobben, rufmorden, hassen,
ausschalten oder nichts gelten lassen; siehe auch GEO 09:
64-80 (2012); und die Expertise des Psychoanalytikers
Hans-Jürgen Maaz 2013: die narzisstische Gesellschaft:
ein Psychogramm; C. H. Beck. Viele der auf
Minderwertigkeit und Selbsterniedrigung
getrimmten/geprimten Subs (Unterwürfige) lassen sich
diese Akte massiver Unterdrückung - vielleicht sogar
gerne - gefallen, nur um ihre inneren Konflikte und
Spannungen zwischen Selbstwert und Repression zu
minimieren. "Seit ich Deine Fessel trage, bin ich
frei".- Saadi - Persischer Dichter *1193 1292
(Aus: Kunst-Werkstatt Karl Schlamminger, Prestel Verlag
München 2010). Sie sind dann Leute geworden, die sich
gerne bücken und die tatsächlich glauben, dass sie nur
dumm sind. Es endet garantiert in Selbstzerstörung, wenn
sie meinen, ihre eigene Entscheidungsfreiheit war
grenzenlos, als sie sich "freiwillig"
unterwerfen. Entgrenzte Hingabe, Selbstaufgabe,
Selbstunwirksamkeit, Passivität, Kapitulation,
Kontrollverlust, hierarchische Herabstufung, Hörigkeit,
Unterwerfung: all das endet stets in individuellen oder
kollektiven Katastrophen. Tatsachenberichte über Verlauf
und Konsequenzen individueller sexueller bzw. kollektiver
weltanschaulicher Unterwerfungen belegen dies; siehe auch
DER SPIEGEL 28: 130-132 vom 09.07.2012.
Endloses Herdendasein und endlos wiederkehrende
Unterwerfung: gespenstisch irreal anmutend unter diesem
Aspekt die Fronleichnamszüge durch kriegszerstörte
Großstädte des ehemaligen 3. Reiches (SZ 124: R16 vom
02.06.2015): erst folgten die Schafsherden braunen, dann
erneut katholischen Leithammeln. Auch nach so viel Leid
erfolgte kein Erkenntnisgewinn, wohin blinder Gehorsam
und blindes Vertrauen führen können. Unbeirrte
Trippelschrittchen in Richtung Hoffnungslosigkeit und
Unterwerfung. Nur so ist der riskante Brauch des
"Serpent Handling" zu erklären, den einige
freie Pfingsgemeinden in den USA frei ausüben dürfen:
die Gläubigen legen bei jedem Gottesdienst ihre Leben in
die Hand des Herren, indem sie das Risiko eingehen,
Klapperschlangen oder Copperheads mit bloßer Hand
anzufassen (SZ 299: 61 vom 28./29.12.2019).
Soviel zur
strukturellen Gewalt, zu der es freilich noch viel mehr
zu sagen gäbe (zu den Themen "Macht" und
"Gewalt" siehe auch die Veröffentlichungen des
norwegischen Mathematikers und Soziologen Johan Galtung
sowie die fundierten und ausführlichen Beiträge in
Wikipedia). Zusammengefasst bleiben die Haupttreiber
Steigerungs-, Konformitäts- und Selektionszwang ad
infinitum sowie Manipulation, Vorteilnahme und
Unterdrückung um jeden Preis. Diese z. T.
sog-erzeugenden Treiber, die Hauptbestandteile
verwerflicher anthropogener Gewalt, sind seit
Menschengedenken todtraurige und offensichtlich konstant
präsente Alltagserscheinungen.
Die Befehlskette -
implizite Struktur in obligatorisch hierarchisch
organisierten Gemeinschaften (ein literarisch bestens
verarbeitetes Beispiel hierfür ist "Der
Process" von Franz Kafka) - und technische Apparate
erleichtern, verstärken, fokussieren und beschleunigen
wegen ihrer Distanzierungs-, Automatisierungs-,
Anonymisierungs-, Robotisierungs-, Potenzierungs- und
Entpersonalifizierungseffekte (Bernd Guggenberger: das
Entschwinden der Wirklichkeit) die Anwendung von Gewalt.
Das ist fatal. Beispiel: Computergestützte
Fernlenktechnik, die mittels Drohnen (Predator,
Reaper-Sensenmann und Nachfolgetypen) GPS- und
Laser-gesteuerte Bomben metergenau ins Ziel setzen und
die Wirkung der Aktion per Video in die Zentrale funken
(siehe auch GEO 01: 61-62, 2012; DER SPIEGEL 50:112-116
vom 10.12.2012). Nach dieser Methode erfolgte die
Ermordung eines ranghohen iranischen Militärs am
03.01.2020 und niemand aus dem amerikanischen Militär
hatte den Mut, sich diesem idiotischen und
weltgefährdenden Befehl zu widersetzen (Kommentar: Nicht
Trump hätte befehligen, sondern der Internationale
Strafgerichtshof in Den Haag hätte Recht sprechen
müssen über den ranghohen Militär).
Eine Vielzahl findiger Individuen hat das im
Mißbrauchsfall grauenvoll wirkende Instrument
exekutierter / mobilisierter Macht - die Gewalt (sie
setzt Macht- und Herrschaftsbeziehungen durch und/oder
wirkt grob, unrechtmäßig und sittenwidrig auf Personen
ein), welche gleichbedeutend ist mit überzogenem
Freiheitsgebaren - inzwischen institutionalisiert und
kultiviert. Die Scheu vieler Menschen vor
Entscheidungsfindung, Verantwortung, Freiheit und
Eigenständigkeit - ihre Schwäche - , ihre Angst vor den
bzw. vermeintliche Hilflosigkeit wegen der bis dato noch
nicht geklärten oder möglicherweise nie klärbaren
Daseins- und Sinnfragen unseres existentiellen
Woher-Warum-Wohin sowie aus diesem Dilemma / dieser
Schwäche entstandene Fesselungen an traditionellen
Denkmodelle und von weltanschaulichen Organisationen -
das sind gruppenidentitätsstiftende, miteinander
konkurrierende und sich gegenseitig bekämpfende
Glücksillusionsindustrien - dringend und wärmstens
empfohlene schablonierte Lebensentwurf-Modelle sind
dafür verzweckt und mißbraucht worden (DER SPIEGEL 52:
112-123 2012). Das ist unerträglich.
Der Text wendet
sich gegen verwerfliche Gewalt jeder Art sowie gegen
Grausamkeit, Fundamentalismus und Extremismus und damit
verknüpfte individuelle und organisierte Manipulation
(letzteres ist bestens beschrieben in A. Elter 2005: Die
Kriegsverkäufer - Geschichte der
US-Propaganda 1917-2005 und
W. J. T. Mitchell 2011: Das Klonen und der Terror: der
Krieg der Bilder seit 9/11), Dummheit und Lügerei; es
wird dazu aufgerufen, mehr Vernunft, Humanität,
Zivilcourage, Emphatie, Verantwortlichkeit,
Ausgeglichenheit, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Fairness
und kritisch-begrenzte Toleranz zu leben. Nur so wird
vertrauliches und friedliches Beisammensein wieder
erreichbar und dauerhaft. Ich stimme nicht mit den
Ansichten des Philosophen John Gray und des
Medientheoretikers Norbert Bolz überein, dass Humanität
nur ein Aberglaube sei (DER SPIEGEL Nr. 9: 136-140; 2010)
und "Geld funktionaler Ersatz für unmöglich
gewordene Ideen des Humanismus" geworden sein soll.
Da es Einrichtungen für Wissenschafts- und
Technikfolgeforschung gibt, denke ich nicht, dass die
Philosophie tot ist, weil sie angeblich mit den neuesten
Erkenntnissen in den Wissenschaften nicht mitgehalten hat
(S. Hawking & Mlodinow 2010: 11: Der große Entwurf).
Freilich diskutieren Philosophen wie B. Kanitscheider und
seine Kollegen z. B. in "Zeitschrift für
allgemeine Wissenschaftstheorie" und
"Philosophia naturalis" die Folgen dieser
Erkenntnisse für den Menschen.
Implementierte und
über Jahrhunderte tradierte Gewalt: Impliziter Zwang und
immanente Gewalt im System einer Weltanschauung:
Das Römische Kreuz ist ein kaschiertes, vor vielen
Jahrhunderten institutionalisiertes Gewaltsymbol. In
einer längeren Textpassage wird ausgeführt, dass dieses
Folterinstrument - Emblem einer rezidiv der Dekadenz
verfallenen weltanschaulichen Organisation - kein Zeichen
für Hoffnung, Trost, Heil und Todesüberwindung sein
kann, sondern in Wirklichkeit nur größte Angst,
Unterdrückung, Gewalt und Grausamkeit bedeutet. Es wird
dargelegt, welche Folgen kollektiv gelebter, weil
bequemer Denkverzicht zeitigt: wenn der Großteil der
Gesellschaft über die ursprüngliche Bedeutung, den
primären, ganz und gar banalen und bodenständigen Zweck
eines zur heiligsten Ikone auserkorenen Folter-Utensils
seit langem nicht mehr reflektiert und dieses
Nachdenklichkeitsvakuum, diese geistige
Oberflächlichkeit, in seliger, törichter
Gedankenlosigkeit weitertradiert und verbreitet.
Stellvertretend
für sehr viele Erziehungsbefohlene - ehemalige,
derzeitige und zukünftige - mache ich mittels
Schilderung traumatischer Erlebnisse deutlich, welch
schädliche Wirkung die programmatische Multiplikation
und Verbreitung pädagogischer Inhalte hat, die aus
Erzählungen über gewaltsame und grausame Handlungen
bestehen und die keine vernünftige und logisch
nachvollziehbare Vermittlungsnotwendigkeit erkennen
lassen; vorgetragen von authorisierten Vertretern von
Bildungsinstitutionen und von einer weltanschaulichen
Organisation.
Die entsetzliche,
singulär beschämend lange Liste anthropogener
Gewalteruptionen mit Todesfolge - die ich nach meinen in
ca. dreißig Jahren gemachten Erfahrungen und erhaltenen
Eindrücke in deutschen Erziehungs- und
Bildungseinrichtungen hier allesamt als Kreuzigungen im
übertragenen Sinne interpretiere - ist
selbstverständliches, grundsolides und unschlagbares
Argument gegen die Existenz einer übergeordneten
Institution, die angeblich das Weltgeschehen gütlich und
weise steuert; und implizit gegen die nur für den
eigenen Vorteil erfundenen und Milliarden anderen
gewaltsam aufgedrängten Macht-, Geltungs- und
Herrschaftsansprüche ihrer selbstinthronisierten
irdischen Vertreter, die seit gut 17 Jahrhunderten
"Das Böse" nicht erklären und erst recht
nicht aus der Welt schaffen können und wollen, sondern
nur davon reden, wenn sie es für notwendig halten. Die
in der Zeit persistenten Tatsachen und Zustände Gewalt,
Zwang und Leid können nicht Bestandteile und/oder Folgen
eines großartigen Schöpfungsplans einer vernünftigen
und gutmeinenden überirdischen Institution sein. Der im
September 2011 vom Oberinterpreten des angeblich
Allmächtigen geäussete Punkt, Gott lasse dem Menschen
die Entscheidungsfreiheit, Böses zu tun, ist reine
Spekulation und Ausflucht. Das gebetsmühlenartig
vorgebrachte Pseudoargument der "Unerklärbarkeit
des Willen Gottes" ist nichts anderes ist als ein
verharmlosender Ausdruck für supreme Despotenwillkür
("Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt") und
zudem ein ungültiger, weil nur trivialer und billiger
Allgemeinplatz. Es ist seiner vollkommenen
Unverständlichkeit und monströsen Irrationalität wegen
zutiefst erschütternd und unfassbar, dass sich so viele
Menschen über so lange Zeit mit so etwas Geringem wie
nur primitiv-simpler Willkür - das ist nichts anderes
als beliebiges Gewähren von Gnade oder Ausführen von
Terror - haben abspeisen lassen, weil sie glaubten, in
der Unterwerfung einen vermeintlichen Vorteil, nämlich
ihr Seelenheil im Jenseits, zu finden. Die Ausübung von
Willkür bedeutet - ähnlich dem Morden - die
Versachlichung von Menschen (Albert Camus) und ist somit
vollendete Unmenschlichkeit, da ihre Bedürfnisse,
Äusserungen und Reaktionen in aller Absicht vollständig
ignoriert werden.
Die Behauptung, dass Gott dem Menschen verzeiht, dass er
in all seinen Missetaten so geworden ist, wie er ihn
erschaffen hat, ist nur hanebüchen platt und banal (DER
SPIEGEL 15: 16-17 vom 08.04.2023).
Freilich lasse ich
jeder Person ihre Weltanschauung, solange sie diese
maßvoll haltend und nicht extremistisch lebt: mit ihr
nicht aggressiv wirbt, sie anderen nicht aufzwingen
möchte, sie nicht als "Argument" für das
Ausgrenzen, Ghettoisieren oder gar Morden
"Ungläubiger" missbraucht sowie andere und
sich selbst damit nicht unterdrückt, ausbeutet, aus der
Wirklichkeit und letztendlich aus dem Leben drängt. Ich
habe aber auch verstanden, dass ein gemeinsamer und
verbindender Glaube an das Überirdische und an eine
bessere Welt im Jenseits - Jesse Berings "nützliche
Illusionen", Heinrich Heines "Eiapopeia vom
Himmel" - seelischen Halt geben, Angst mindern,
soziales Verhalten fördern, Gruppenidentitäten stärken
und so zum Aufstieg von Zivilisationen beitragen kann
(DER SPIEGEL 52: 112-123 vom 22.12.2012). Säkulare Ethik
- statt Weltanschauungen - als Basis für Frieden (Tendzin
Gyatsho alias Dalai Lama 2015). Die
Himmel aller spirituellen Weltanschauungen sind unendlich
leer.
Trotz allem: für
die Folgen aller seiner Entscheidungen und Handlungen
sowie die sich sowohl unmittelbar als auch langfristig
daraus ergebende Qualität und Beständigkeit des
Daseins, Zusammenlebens und Koexistierens zeichnet einzig
der Mensch verantwortlich; wer denn sonst; niemand anders
steuert als nur der Mensch; und nur er ist für alles
verantwortlich. Und er wird keine andere Wahl haben als
schnell und in Demut vor seiner eigenen Dummheit lernen
zu müssen, mit den Verlusten und Widrigkeiten leben und
auskommen zu können, die er selbst geschaffen hat:
schmerzliche Begegnungen seiner selbst (Richard Ford
2012): Er wird den Folgen seiner Handlungen immer öfter
begegnen bzw. mit ihnen konfrontiert werden. Alleine auf
sich selbst geworfen wird er sein Dasein nur dann
dauerhaft friedlich gestalten können, wenn er selbst,
wie Friedrich Nietzsche in "Also sprach
Zarathustra" feststellte, die negativen, weil
verwerflichen Seiten seiner Aggressivität und
Irrationalität überwunden, endgültig abgelegt und
dritter Klasse begraben hat. Nach C. De Duve (Die
Ursünde 2010) ist sein an der natürlichen Selektion
orientiertes Handeln dabei das größte Problem: weil es
nur kurzsichtiges Agieren ist, das meistens sofortigen
Nutzen statt langfristigen, nachhaltigen Vorteil
anstrebt. Die am dauerhaften Vorteil und Nutzen für alle
ausgerichteten Handlungsweisen kann der Mensch nur durch
mühsames Erlernen in den Griff bekommen, weil in seiner
Genetik dazu kein Programm angelegt ist. Wenn aber seine
Art langfristig bestehen soll, wird er seine an der
natürlichen Selektion orientierte Verhaltensweise
ändern müssen. Der Wirtschaftswissenschaftler Robert H.
Frank meint dazu, dass sich die Schere zwischen
individuellen (meist kurzfristigen) und kollektiven
(langfristigen) Interessen nicht zu weit öffnen darf
(GEO 10: 68-69, 2012).
Das nun folgende
ist sorgfältig recherchiert und wohl begründet. Der
Text enthält mehrere drastische Passagen. Wer die
seelisch nicht verkraftet, möge bitte diese Absätze
überspringen oder die URL wechseln; niemand muß das
lesen: im Gegensatz zu eigenen traumatischen Erfahrungen
will ich niemanden zwingen, solche Inhalte aufzunehmen,
die sensiblen Menschen möglicherweise den Rest ihres
Lebens Probleme bei der mentalen Bewältigung bereiten.
Zudem empfehle ich nur denen im Text fortzufahren, die
eine vernünftige Position zur Meinungsfreiheit und
Toleranz vertreten. Es ist mir egal, wenn man mir auch
wegen der nachfolgenden Zeilen aggressiven Atheismus
vorwirft. Der muß sein, denn hier gebe ich den Druck an
die Organisation zurück, den sie mit auflud und mit dem
sie vorher Millionen anderen Menschen - Kezter, Hexen,
Ungläubige, Wissenschaftler, etc. - diskriminierte,
quälte, folterte und lebendig auf Scheiterhäufen
verbrannte.
Ausführung
Kreuzigung ist exzessiver
Terror, unvorstellbar grausame Folter, Sadismus und
Perversion pur. Wie unendlich traurig, dass der Mensch
auch das als entehrende Tötungsart für Vertreter des
männlichen Geschlechts erfunden hat (Brockhaus 2000 Band
3, Seite 2554, 9. Auflage) und über viele Jahrhunderte
praktizierte. Jeder zum Tod am Römischen Kreuz
verurteilte wird erst in extremis und dann ad exitum
getrieben: Kreuzigung bedeutet, eine Person coram publico
langsam sterben zu lassen, indem sie - nackt fixiert an
Hand- und Fußgelenken - an einem aufgerichteten
Holzbalkenkreuz bis zum Eintritt des Todes hängen
gelassen wird (Maslen, M. W. & Mitchell, P. D.
(2006): Medical theories on the cause of death in
crucifixion.- Journal of the Royal Society of Medicine
99: 185-188, London, UK). "Sedile" und
"Suppedaneum" verlängern - v. a. bei
körperlich gesunden und kräftigen Männern - den
Todeskampf auf viele Stunden oder gar Tage. Das Sterben
in beschriebener Stressposition am Römischen Kreuz
geschah v. a. durch aufgezwungene Selbststrangulation,
weil das an den fixierten Armen zerrende Körpergewicht
die freien Atmungsbewegungen des Thorax zu sehr
einschränkt und der Körper auf Dauer zu wenig
Sauerstoff erhält. Daraus resultiert eine der Varianten
des Erstickenlassens, die besonders lange dauert; in
diesem Fall wirkt das Römische Kreuz wie ein
Zeitlupengalgen. Demgegenüber erscheint das ca.
20-minütige Krepieren in einer Hitlerdeutschen oder
Amerikanischen Gaskammer als Gnade.
Die Tötungsmethode Kreuzigung wurde auch bei
Massenhinrichtungen angewandt: z. B. an den vom Prätor
Marcus Licinius Crassus gefangen genommenen 6000 Sklaven
und verarmten landlosen Freien, die nach verlorener
Schlacht - das war die sogenannte Spartakus-Revolte
(73 v.Chr.) gegen unmenschliche Lebensverhältnisse
wie Unterdrückung und Knechtschaft - 71 v.Chr. längs
der Via Appia zwischen Capua und Rom kollektiv gekreuzigt
wurden. In der westlichen Welt war die Kreuzigung bis ins
Jahr 313 n.Chr. im Katalog gerichtlicher Strafen
angeführt.
Extremistisch/Extrem (aus dem
Lateinischen abgeleitet) bedeutet "das
Äusserste", "das Entfernteste", "das
Ärgste". Verwerfliche menschliche Gewalt jeder Art
und besonders die mit absichtlicher Grausamkeit
verknüpfte ist zweifellos grenzüberschreitend, weil sie
sich ausserhalb des Geltungs- und Wirkungsbereiches des
humanitären Codex bzw. des Common Sense (John Locke)
befindet. So interpretiere ich wegen ihrer suprem
grausamen Wirkung die Kreuzigung sowie die öffentliche
Zurschaustellung des dazu verwendeten Folterinstruments -
das Römische Kreuz - als extrahumanitäre und somit
extremistische Handlungsweisen, die von inhumanen
Individuen angeordnet und/oder ausgeführt wurden und
werden. Die erste schriftlich belegte Kreuzigung fand in
Jahr .... v.Chr. statt. Japanische Soldaten nagelten
während des 2. Weltkriegs chinesische Trostfrauen, die
ihnen nicht zu Willen waren, an die Wand. Kreuzigungen
sind nach Angaben des Journalisten und Schriftstellers
Arkadi Babtschenko in den Tschetschenienkriegen
(1994-1996, 1999-2000) sowie vom IS 2014/16 in Syrien und
im Irak exekutiert worden.
Das Römische Kreuz ist
Wahrzeichen und eines der wichtigsten Mittel im
Terror-Management (DER SPIEGEL 21: 109 vom 21.05.2012) -
das ist das Steuern und Ausnutzen der Wirkung lähmender
Angst vor dem Sterben - einer international präsenten
weltanschaulichen Organisation, welche in törichter
Weise wie alle anderen weltanschaulichen Organisationen
die höchste und letzte Wahrheit ausschließlich für
sich selbst beansprucht, diese und freilich - wie
regelmäßig in frohen Osterbotschaften, feierlichen
Weihnachtsansprachen und anderen Frömmigkeitsevents und
Heiligkeitsereignissen beteuert - auch den Frieden
verbreiten möchte und vorgibt, für bestes moralisches
Gut einzustehen und entsprechende Tugenden vorbildlich,
makellos und lupenrein zu leben. Auch wenn ich einige
kulturelle Einrichtungen und Wirksamkeiten genannter
weltanschaulicher Organisation in Ordnung nenne sowie
einigen von ihr finanzierten Kunstschöpfungen Respekt
entgegenbringe, so erscheinen mir ihre bedenklich vielen
und erstaunlich umfangreichen Schlagschattenseiten wie z.
B.
- rezidiv angehäufte und egoistisch-geizig einbehaltene
Güter wie exorbitante Mengen an Sachwerten und Geld (DER
SPIEGEL Nr. 24, 14.06.2010: 66-69; schamlos der
Spenden-EC-Geldautomat in der Bürgersaalkirche einer
Landeshauptstadt; gnadenlos der Kirchensteuerbescheid
über Eurocent 16.- vom 10.07.2007; Recherchen ergaben,
dass genannte Organisation im Jahr 2012 in der BRD über
ein Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe verfügte
(DER SPIEGEL 52: 136 vom 22.12.2012; alleine ihr
Verwaltungsbezirk Köln verfügt nach eigenen Angaben
über ein Gesamtvermögen von 3,3 Mrd. Euro DIE ZEIT 09:
37 vom 26.02.2015)) sowie Wissen und Information,
gefährliche, weil permanent Unfrieden stiftende
Intoleranz in Form des totalitären Anspruchs auf
alleinige, krankhaft narzisstische Deutungshoheit (Der
Oberhirte: "Ich bin nur ein kleiner Gärtner, ....
Ein Gärtner ist auch dazu da, die Schädlinge zu
vernichten und das Unkraut auszusortieren" (DIE ZEIT
50: 62; 09.12.2010)), Hochmut, Selbstgefälligkeit,
Unaufgebbarkeit des Missionsgedankens, ihre großen
Bedenken gegen die Einführung der allgemeinen
Schulpflicht im Jahre 1717, Sendungsbewusstsein,
undemokratisches Gebaren (der Oberhirte ist Vertreter
einer absolutistischen Monarchie), Mißbrauch von
Gehorsamkeit, Privilegiertheit (war in Italien lange Zeit
grundsteuerbefreit (SZ Nr. 1: 21 vom 02.01.2012); führte
die Unverlierbarkeit des Weihesakraments für das
Bischofsamt ein), Prunksucht (DER SPIEGEL 34: 40-42 vom
20.08.2012, 42: 65-70 vom 14.10.2013), Geldwäsche (DER
SPIEGEL 27: 88-91 vom 02.07.2012; erst im Jahr 2011 ist
in dieser Organisation das erste Gesetz gegen Geldwäsche
erlassen worden (DER SPIEGEL 12: 94-95 vom 18.03.2013)),
Rechtsbeugung durch Aufstellen und Einsetzen internen
Untersuchungskommissionen, die angeblich Rechtsverstöße
verfolgen und aufklären sollen, unangemessene und
penetrante Einmischung in moralisch-ethische Fragen,
inhumane Positionen zu Scheidungsrecht, Sexualität (nur
"fruchtbarer Geschlechtsverkehr" ist erlaubt)
und Fortpflanzung (z. B. §218-Streit, "Memminger
Hexenjagd" im August/September 1988; der Oberhirte
verkündete im Jahr 2010 vor Malteser Bürgern:
"Seid stolz darauf, dass Euer Land ein stabiles
Familienleben fördert, indem es Scheidung und Abtreibung
ablehnt." In: DER SPIEGEL 23: 2011:104, 06.06.2011),
Intransparenz, Kungeleien und Kumpaneien mit politischen
Parteien und besonders reichen weltlichen Organisationen
(DER SPIEGEL Nr. 37: 82-83; 2010), Diskriminierung und
Verfolgung Homosexueller, Unterdrückung der Frauen,
Ächtung und Bekämpfung aller anderen Weltanschauungen
(z. B. die vom weltanschaulichen Extremisten Terry Jones
angekündigte Koranverbrennung am 11. Sept. 2010 und ihre
Durchführung am 20.03.2011, was zu Gewaltausbrüchen mit
17 Toten in Afghanistan führte), Unterlaufen der
gesetzlich festgelegten Trennung zwischen weltlicher und
geistlicher Macht (z. B. die im Dezember 2010 öffentlich
angedachte und erwogene Möglichkeit einer Ansprache des
Oberhirten im Deutschen Bundestag und seine Realisierung
am 22.09.2011), Fortschrittsfeindlichkeit, Mißachtung
der Naturwissenschaften, offizielle Geringschätzung -
ein den Nazis entsprechendes Verhalten - von
Intellektualität, Philosophie, Psychologie und
Psychiatrie; Heuchelei, Unehrlichkeit;
Nichtpositionierung gegenüber der
fundamentalistisch-ultrakonservativen, antidemokratischen
Randgruppe genannter weltanschaulicher Organisation sowie
berufliche Beförderung von ertappten Missetätern nach
ihrer Amtsenthebung in interne Austragshäusl und
Abstellkammern (1: ein hoher Würdenträger, der am
Ostersonntag, den 04.04.2010 kurz vor seinem Sturz in den
moralischen Orkus seine Unschuld feierlich verkündete
(Zitat: "Ich habe ein reines Herz"), erhielt
nach ca. 2 Jahren Auszeit nebst Trockenlegung einen hohen
Berater-Posten im Vatikan; 2: eine wegen
plagiatsbedingter Titelaberkennung entlassene
Bundeswissenschaftsministerin mit Theologiestudium
erhielt im Juli 2014 einen Botschafterposten im Vatikan.
3: ein wegen schweren Untreuevorwurfs nach viel zu teuren
Auftragserteilungen für den Bau seines Limburger
Amtssitzes vom obersten Hirten entlassener Gottesmann
wurde im Dezember 2014 Delegat im päpstlichen Rat für
Neuevangelisierung);
sehr problematisch. Es wurde viel zu lange und zu oft
schales Wasser sowie schimmlig und steinhart gewordenes
Brot gepredigt, aber heimlich eisgekühlter Schampus
gesüffelt und leckere Trüffelchen vernascht. Walther
von der Vogelweide klagte schon im 12. Jhd. entsprechende
Mißstände an. Große Teile dieser weltanschaulichen
Organisation sind noch verlogener als der von
strenggläubigen Künstlern auf frommen Passions-Bildern
und -Plastiken dargestellte Lendenschurz von Gottes Sohn,
als er erst an der Geißelsäule und dann am Römischen
Kreuz hing. Verheerend auch die Breitenwirkung von
Haßpredigten gegen Heiden, andere Minderheiten und
Sündenböcke, zementiert durch diverse Bibelstellen:
"Sollte ich nicht die, die Dich hassen, Herr, hassen
und für die, die sich gegen Dich auflehnen, Ekel
empfinden? Mit äusserstem Hass hasse ich sie; zu Feinden
sind sie mir geworden" (Psalm 139); "Wer nicht
mit mir ist, ist wider mich" (Matthäus 12, 30).
Siehe auch Peter Dinzelbacher 2003: Mentalität
und Religiosität des Mittelalters - Gesammelte
Studien 1, Kitab Verlag. Auf einer
Konferenz im Jahr 1139 ist aus materiellen Gründen der
Zölibat - angeblich ein besonderes Geschenk Gottes -
für Amtsträger allgemeinverbindlich bestätigt worden,
um Alimente-Zahlungen abzublocken und noch mehr
Erbschaften einzuheimsen. Viele Vertreter dieser
weltanschaulichen Einrichtung haben ihren über
Jahrhunderte gepriesenen, beteuerten, unentwegt
gepredigten und von den Gläubigen streng eingeforderten
Tugendkatalog, dem zufolge Unschuld, Reinheit,
Enthaltsamkeit, Keuschheit, Armut (ein urchristliches
Ideal, dem die meisten Würdenträger schon seit langem
entsagt haben: so residiert z. B. derzeit einer von denen
auf Staatskosten im vom kgl. Architekten Franz Cuvilliér
gebauten Rokoko-Palais Holnstein mit einigen hundert
Quadratmetern Wohnfläche in der Landeshauptstadt Bayerns
und wird zudem mit einem Einkommen von monatlich ca.
10.000.- Euro zugeschüttet), Zurückhaltung,
Selbstlosigkeit, Entsagung, Einhalten der Fastenzeiten
(dazu zählte auch die Adventszeit), Treue, körperliche
und geistige Disziplinierung und Ertüchtigung, Demut,
Frömmigkeit, Bescheidenheit, Genügsamkeit,
Selbstbeherrschung, Sparsamkeit, teilhaben lassen, Teilen
(Brüderlichkeit), Güte, Generosität,
Gönnerhaftigkeit, Zuversichtlichkeit, Unverzagtheit,
Edelmut, Redlichkeit, Nüchternheit, Schlichtheit,
Besonnenheit, Sanftmut, Friedfertigkeit, Geduldigkeit,
Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit, Gleichmut, Fleiß,
Pflichtbewußtsein, Besonnenheit, Zuverlässigkeit,
Sorgfalt, Sittsamkeit, Lauterkeit, Gründlichkeit,
Gewissenhaftigkeit, Beständigkeit, Sauberkeit,
Mildtätigkeit, Selbstlosigkeit, Opfersinn, Mitleid,
Mitgefühl, Sensibilität (Feingespür), Einfühlung,
Nächsten-, Feindes- und Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit,
Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Verantwortungsbewusstsein,
Wahrhhaftigkeit (T. von Aquin: "Veritas est
adaequatio rei et intellectus"), Rechtschaffenheit,
etc.pp.ff. zu leben sind, schändlich oft übergangen und
verraten. Viele dieser unbequemen Wahrheiten sind von
einer sehr mutigen Person am 31.10.1517 veröffentlicht
worden; eine Handlung, die diese fast mit ihrem Leben
bezahlt hätte. Die Säkularisation vom 25.02.1803
beendete zum wiederholten mal die moralisch verwerfliche,
weil nur profane Geld- und Güteranhäufung (ein
Verhalten, das sich im Sprachgebrauch des normalen Volkes
niederschlug: z. B. Silbersonntag; Fettmönch = Münze
(H.J.C von Grimmelshausen: der abenteuerliche
Simplicissimus, Seite 369); "wenn das Geld im Kasten
klingt, die Seele in den Himml springt"),
Machtkonzentration und Monopolstellung dieser
weltanschaulichen Einrichtung; inzwischen ist sie längst
wieder superreich geworden (In der "Inventur"
zwecks Schaffung von "Transparenz" wird 1
Kirchengebäude auf 1 Euro geschätzt: SZ 142: R1 vom
22.06.2016) und ist mit den Reichen und Mächtigen
bestens vernetzt. Nach dem 08.05.1945 wurde bekannt, dass
diese nach Intervention von Bayernkönig Ludwig I.
inzwischen wieder erstarkte weltanschauliche Organisation
sich in der NS-Zeit v. a. für die Rettung einiger ihrer
im KZ Dachau internierten Geistlichen einsetzte, sehenden
Auges aber konvertierte Juden - wie z. B. die Philosophin
Dr. Edith Stein - durch Verweigerung von Visa vor
Verfolgung und Ermordung in den Gaskammern
hitlerdeutscher Konzentrationslager nicht schützte sowie
Massenmördern wie z. B. SS-Hauptsturmführer Dr. med.
Josef Mengele und Adolf Eichmann
"Ablasszertifikate" gab und Fluchthilfe über
die Rattenlinie ins Ausland gewährte; freilich ist diese
weltanschauliche Organisation auch dafür nie zur
Rechenschaft gezogen worden; freilich setzten sich im
Jahre 1951 Amtsträger dieser weltanschaulichen
Organisation für die Begnadigung von Kriegsverbrechern
ein, die bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen
zum Tode verurteilt wurden (DIE ZEIT Nr. 5: 18 vom
27.01.2011); freilich besetzte sie nach dem 08.05.1945 in
größter Eile Areale in den KZs Dachau und Flossenbürg,
um sie mit sakralen Symbolen und Einrichtungen
auszustatten: mit diesen potjomkinschen Dörfern wollte
sie vor der Öffentlichkeit Mitgefühl für ehemalige
Inhaftierte heucheln und vielleicht auch ihr schlechtes
Gewissen beruhigen. Sie war und ist immer opportunistisch
auf der Seite der Mächtigeren, egal, ob diese
Rechtsstaatlichkeit ausführen oder nicht. Siehe z. B.
Weidner, T. & Rader, H. 2012: Typographie des
Terrors. Plakate in München 1933-1945; Seite 47. Sie
setzten sich auch nicht für den inhaftierten, ihnen
unbequemen Geistlichen K. Aigner ein und entzogen ihm,
als er sich im KZ Dachau in Schutzhaft befand, seine Cura
(Süddeutsche Zeitung 15./16.09.2012; Nr. 214; Seite
V2/6). Siehe auch: "Katholiken, Protestanten und die
Machtübertragung".- Studientag der Evangelischen
Akademie in Tutzing am 03.03.2013. In der Klärgrube bei
einem von katholischen Nonnen betreuten Heim (1925-1961)
(Tuan, Prov. Galway, Irland) für unehelich geborene
Kinder wurden von der Historikerin C. Corless die
Skelette von ca. 800 Individuen entdeckt, die bedingt
durch Vernachlässigung und Unterernährung erkrankten
und starben (SZ 128: 10 vom 05.06.2014). In Spanien
kollaborierte genannte weltanschauliche Einrichtung mit
dem Franco-Regime und organisierte profitorientierten
Menschenhandel: über Jahrzehnte ausgeführten
Kinderraub- und -verkauf (BR2 vom 14.04.2012, 13-14 Uhr;
DER SPIEGEL 29: 90-92 vom 16.07.2012). Offizielle Organe
dieser Weltanschauung unternehmen nichts Substantielles
gegen die Nachfolger des am 01.12.2012 abgeschalteten
Internet-Hetzportals kreuz.net, in dem mehrere hundert
anonyme Publizisten ein antisemitisches und homophobes
Kesseltreiben aufrechthalten (DER SPIEGEL 50: 36 vom
10.12.2012). Sie engagierte sich auch zu wenig gegen
Menschenrechtsverletzungen durch Militärjuntas in
Lateinamerika (DER SPIEGEL 12: 89-91 vom 18.03.2013) und
in Afrika. Bedenklich die seit ca. 40 Jahren laufende
Praxis mildtätiger, mit ihr assoziierten Organisationen,
die Altkleiderspenden an full-profit-Unternehmen
weitergeben (DIE ZEIT 45: 33 vom 03.11.2011). In
Anbetracht der nicht enden wollenden Gewalt und des
großen Elends auf der Welt ist es nicht vermittelbar,
dass diese weltanschauliche Organisation große
Kontingente an Zeit und Mitteln verschwendet für
zahlreiche Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Seltsam,
dass Angesichts des chaotischen und beängstigenden
Weltgeschehens das Oberhaupt genannter weltanschaulicher
Organisation im Jahr 2012 genügend Zeit und Ruhe fand,
seine Trilogie über das Leben von Gottes Sohn mit einem
Buch über dessen Kindheitsgeschichte zu vollbringen. Das
ist auch deshalb pikanter Eskapismus, weil im selben Jahr
auf dem Campus der Universität Debrecen in Ungarn ein
1944 entferntes Denkmal des hitlerverbündeten Miklos
Horty wieder eingeweiht und von einem Geistlichen
gesegnet wurde.
In einer Erklärung zur "Zukunft der
Schöpfung" äusserten führende Vertreter dieser
weltanschaulichen Organisation sogar noch gegen Ende des
20. Jhds. - auf einer Konferenz im Jahre 1980 - ihren
wahren "Respekt" vor dem Leben, der Kreatur: da
der Mensch ihrer Meinung nach die Krone der Schöpfung
sei, "... ist er berechtigt, Leistungen und Leben
der Tiere in Anspruch zu nehmen". (DER SPIEGEL vom
17.01.2011, Nr. 3: 41). Solch ein lapidar-zynisch
geäusserter Anspruch auf schmackhafte Produkte aus
Tier-KZs macht sprachlos. Friedensnobelpreisträger
Albert Schweitzer sah dies jedoch ganz anders, indem er
den unbedingten Respekt vor jeder Kreatur forderte.
Es erstaunt und stößt ab, dass diese weltanschauliche
Organisation nichts Effektives gegen die fortschreitende
Kommerzialisierung der Adventszeit (Christkindlesmarkt,
etc.) sowie des Weihnachts- und Osterfestes tat.
Ich erachte es als eine besonders unverschämte und
verletzende Anmaßungen, dass die universellen
Menschenrechte angeblich Früchte genannter
Weltanschauung sein sollen, sie selbst das sogenannte
Weltgewissen repräsentieren und Hüter der Wahrheit sein
möchte.
Selbstauskunft bezüglich Intoleranz: Es ist erst wenige
Jahre her, dass die letzten Ruhestätten von
Selbstmördern sich nicht auf den Friedhöfen genannter
weltanschaulicher Organisation befinden durften.
Im Jahr 2010 sind die Tatbestände Mißbrauch und
Mißhandlung in Serie an Erziehungsbefohlenen in
Internaten (SZ 55: R19 vom 07./08.03.2015; http://www.welt.de/politik/deutschland/article137783420/Schlaege-bis-die-Kinder-zu-Boden-gingen.html ), Waisenhäusern, Behinderten- und
Taubstummenheimen dieser weltanschaulichen Organisation
bekannt geworden; die Internate betreffend ist in einem
Fall nachgewiesen, dass eine dieser Gewaltanwendungen
gegen einen Jugendlichen mit der allerwahrhaftigsten
Segnungszusage "Du bist Gottes geliebtes Kind!"
verbunden wurde (DER SPIEGEL 30: 42-44; 25.07.2011; siehe
auch André Heller: Süddeutsche Zeitung Magazin 11: 62
vom 16.03.2012). Die erste Reaktion von maßgeblicher
Stelle auf diese Fakten lautete: "Die Kirche ist ein
Kunstwerk, das befleckt wurde; die Schönheit aber bleibt
intakt." Freilich ist keinem der Opfer wirklich
geholfen worden; freilich war keines der Opfer bei der
kurz und knapp gehaltenen öffentlichen Entschuldigung am
11.06.2010 durch den Oberhirten geladen gewesen; freilich
begann die vollmundig angekündigte und angeblich
rückhaltlose Aufklärung erst nach massivem
öffentlichem Druck extra zögerlich und wird - was denn
sonst - in seichten Gewässern stranden; freilich kam von
oberster Stelle für verantwortliche Anstalt-Chefs
Entlastung; freilich sind alle diese Anstalten problemlos
von derselben Organisation weitergeführt worden;
freilich bekamen die Mißhandelten und Mißbrauchten nur
sehr geringe finanzielle Entschädigungen und Mittel für
psychotherapeutisch-psychiatrische Hilfeleistungen.
Freilich fanden - man staune - vor diesen Anstalten sogar
Sympathiekundgebungen für diese weltanschauliche
Organisation statt. Freilich scheiterte schon im Januar
2013 das zwischen Kriminologen und Kirchenvertretern
vereinbarte Forschungsprojekt zur juristischen
Aufarbeitung der Mißbrauchsfälle wegen mangelnden
Vertrauens, präventiver Zensur- und Kontrollwünsche und
wegen mangelnden Willens zur Transparenz; und freilich
sind in Geheimarchiven verwahrte Akten mit
sittlichkeitsrelevanten Inhalten frisiert oder vernichtet
worden (DER SPIEGEL 3: 46 vom 14.01.2013; DIE ZEIT 4: 52
vom 17.01.2013). So dauerte es drei Jahre, bis das
sozialwissenschaftliche Institut IPP München am
07.03.2013 einen Untersuchungsbericht über ein
oberbayerisches Benediktinerkloster vorlegte, der
systematischen Mißbrauch und Mißhandlung in seinem
Schulinternat bis in die 80er Jahre belegte (ZEIT ONLINE
07.03.2013). Der Mißbrauch an Schutzbefohlenen lief bis
2005 weiter und es dauerte dann nochmal über 10 Jahre,
bis ein weltliches Strafgericht einen dieser heiligen
Missetäter - Mönch, Priester, Religionslehrer und
Präfekt - zu einer siebenjährigen Haftstrafe ohne
Bewährung verurteilen konnte (SZ vom 10.08.2016).
Fortsetzung folgt: erst nach Beginn unabhängiger
Ermittlungen 2015 sind weit mehr - über 230 - als nur
72 Mißbrauchs- und Mißhandlungsfälle zwischen
1953 und 1992 auch bei den Regensburger Domspatzen
bekannt geworden (SZ 05: R13 vom 08.01.2016, 13: 03 vom
18.01.2016, 23: 12 vom 29.01.2016); inzwischen haben sich
422 Personen wegen derartige Übergriffe bei einem
Ermittler gemeldet (SZ 237: R13 vom 13.10.2016).
Mindestens 3677 Opfer sexuellen Mißbrauchs und 1670
Beschuldigte aus den Jahren 1946 bis 2014 sind in
Bistümern der BRD bekannt geworden. Wegen nachgewiesener
Aktenmanipulation und eines deshalb sehr weiten
Dunkelfeldes wird fortgesetzte Aufarbeitung gefordert
(DIE ZEIT 38: 54 vom 13.09.2018; SZ 211: 06 vom
13.09.2018; DER SPIEGEL 38: 46-47 vom 15.09.2018). Nach
Veröffentlichung des vernichtenden Gutachtens der
Münchner Kanzlei WSW um die Jahreswende 2021/2022 ist
die Zeit reif für eine Säkularisation 2.0.
Konfisziertes Kapital daraus muss verwendet werden zur
Entschädigung und Therapierung aller
Mißbrauchsbetroffenen; geistliches Personal ist seines
Bildungs- und Jugendarbeitsauftrages zu entbinden. Es
ekelt zu lesen, wie erneut klerikale Macht mißbraucht
wird, um über die Höhe von "Entschädigungen"
zu schachern und zu feilschen, um ihre Umsetzung
möglichst lange zu verzögern, um Verantwortung
abzuwälzen und um Betroffene als geldgierig und
unglaubwürdig zu diskreditieren (DIE ZEIT 27: 56 vom
22.06.2023). Weiter: Mißbrauch, Mißhandlung,
Unterdrückung und Unterversorungung indigener Kinder in
von der katholoschen Kirche und Ordenseinrichtungen seit
ca. 1850 geführten Internaten - sog. Umerziehungsschulen
- in Kanada führten dazu, dass viele von ihnen starben;
man hat sie heimlich in anonymen Gräbern verscharrt (DER
SPIEGEL 03: 86-89 vom 15.01.2022). Die päpstliche Bulle
aus dem 15. Jhd. - die Doctrine of Discovery - Grundlage
für Landraub und Völkermord an den First Nations, ist
immer noch gültig. Viele weitere Geschehnisse in
christlichen Missionsschulen - erstmals 1536 in Mexiko
eingerichtet und als "Schulen des Schreckens"
gefürchtet, harren noch ihrer Aufdeckung (DIE ZEIT 32:
58 vom 04.08.2022).
Und freilich beruht es auf der noch stärker ausgeübten
Unterdrückung der Frauen, dass noch fast keine
entsprechenden Geschehnisse aus Mädcheninternaten
öffentlich bekannt geworden sind (Andreas Altmann 2011:
32-34).
Diese weltanschauliche Einrichtung ist entgegen ihrem
Leitspruch "Geben ist seliger denn nehmen"
heute - auch wegen der über die Jahrhunderte
angesammelten Eingänge ungezählter Geschenke und
Erbschaften törichter Gläubiger, die damit die Macht
dieser weltanschaulichen Organisation zementieren und
entsprechend dem Ablass Seelenheil erkaufen möchten -
die weltweit reichste und deshalb mächtigste und
einflußreichste Global-Organisation, welche es sich
leichthin leisten kann, geltendes Gesetz zu ignorieren
und die Wissenschaft wiederum bevormunden möchte, indem
sie neben bischöflichen Studienförderungen erneut
weltanschaulich gepolte Wissenstransfereinrichtungen ins
Leben rief, die dreist den Universitätstitel für sich
beanspruchen und diesen selbstverständlich auch mit
offizieller Genehmigung führen dürfen. Es bleibt mir
bis auf weiteres unverständlich, dass in diesen
Einrichtungen auch naturwissenschaftliche Inhalte wie z.
B. "Physische Geographie" gelehrt werden: Es
könnte aber sein, dass dort verbreitet wird, wie, warum
und wann der Glaube Berge wohin versetzt. Folge dieses
unheilvollen Regresses: Nahe Ableger dieser
weltanschaulichen Organisation drängeln nach, indem sie
Privatschulen (sogenannte Bibeltreue Grundschulen und
sogenannte Freie Christliche Gymnasien) gründen, in
denen Sexualkunde unterdrückt und die Darwin'sche
Bioevolutionslehre in Frage gestellt wird (DIE ZEIT 42:
88 vom 13.10.2011). Es ist höchste Zeit, diese
Intrusions-, Bevormundungs-, Verdrängungs- und
Manipulationsversuche betreffend ein weltanschaulich
neutrales Bildungssystem aufzuhalten und zu unterbinden.
Zudem: Bildungsforschung ergab, dass im Gegensatz zur
sozialen Herkunft die Konfession keinen Einfluß hat auf
den Bildungserfolg (M. Helbig & T. Schneider 2014:
Studie Religion und Bildung). Galileo Galilei:
"Macht und Autorität, einschließlich der
kirchlichen, haben nicht das Recht, sich in die
Wahrheitssuche der Wissenschaften einzumischen: haltet
euch raus!"
Unerträglich, dass nur ganz wenige Vertreter dieser
Einrichtung in der NS-Zeit Bedrängten und Bedrohten half
und dass in der BRD 2022 an Dutzenden von Gotteshäusern
immer noch künstlerische Darstellungen prangen, die
Handlungen an einem unreinen Tier zeigen, womit
Angehörige einer anderen Glaubensgemeinschaft in
Mißkredit gebracht werden; selbst dann, wenn diesen
Schmähskulpturen mit "Erklärtexten" versehen
worden sind.
Das alles hat mit wahrer und
weltanschaulich neutraler Bildung, mit sogenanntem
Weltgewissen und echter Seelsorge gar nichts mehr zu tun,
sondern nur noch mit Kreditverlust im aufgeklärten Teil
der Gesellschaft. Hierzu passt die Äusserung des
Oberhirten Anfang Februar 2015 bei einer Generalaudienz,
dass erzieherisches Schlagen von Kindern in Ordnung sein,
wenn man dabei ihre Würde bewahrt; und sein Vertreter
fügte hinzu, dass dies den Nachwuchs besser wachsen und
reifen lässt (DIE WELT vom 06.02.2015). Es versteht sich von selbst, dass bei
diesem historischen Entwicklungsverlauf und aktueller
Sachlage eine weitere Ausführung des ihr zugesprochenen
Kulturvermittlungsauftrags problematisch erscheint und
seine Aufrechterhaltung bedenkenlos in Frage gestellt
werden darf. Unproduktiv gewordene Klöster wurden in
lukrative Geldmaschinen in Form von Schulinternaten
umgewandelt; bei einer dieser
"Bildungseinrichtungen" ist verbürgt, dass es
zu wenig und nichts Gutes zu essen gab; und dass täglich
in der warmen Jahreszeit von 6-11 Uhr morgens das
fließende Wasser abgestellt war; mit deftigen Folgen in
den sanitären Einrichtungen. Als offizielle Begründung
für diese erhebliche Einschränkung von Lebensqualität
nannte man die Kühe draussen auf der Weide, die genug
Wasser zu saufen haben müssen. Viele weitere
Kritikpunkte am Verhalten, an Erscheinung, Struktur und
am Selbstverständnis dieser und entsprechender
weltanschaulichen Institutionen sowie ihren
Glaubensbekenntnissen findet man u. a. in den Schriften
von John Wycliffe, Jan Hus,
Giordano Bruno, Giacomo Girolamo Casanova (Memoiren
(Nachdruck), Kaiser, 1989, Klagenfurt), Hildegard von
Bingen, David Hume (Treatise of human nature 1740),
Andreas Zaupser (1780): Über den falschen
Religionseifer; Eckermann "Gespräch mit
Goethe", Leipzig 1836, Ludwig Andreas Feuerbach (Das
Wesen des Christentums 1841 etc.), Heinrich Heine, Ludwig
Ganghofer (Der Ochsenkrieg, Der Klosterjäger), Ludwig
Thoma (z. B. "Der Kindlein" in den
Lausbubengeschichten; "Der Münchner im
Himmel"), Kurt Tucholsky, Oskar Maria Graf (Das
Leben meiner Mutter); Graham Greene (1940): Die Kraft und
die Herrlichkeit; Lion Feuchtwanger (1957): Goya oder der
arge Weg der Erkenntnis, Bertelsmann Lesering; Rolf
Hochhut (1963): Der Stellvertreter; Lynn White (1967):
The historical roots of our ecological crisis, Hans Küng
(Unfehlbar? (1970), Existiert Gott? (1978)), U. Krolzik
(1983): Ökologische Probleme und das Naturverständnis
des christlichen Abendlandes. Alexander Markus Homes
(1981): Prügel vom Lieben Gott. Leonardo Boff (1985):
Kirche, Charisma und Macht. Studien zu einer streitbaren
Ekklesiologie. Eugen Drewermann (Kleriker: Psychogramm
eines Ideals (1990), Psychoanalyse und Moraltheologie
(1992), Die Spirale der Angst: der Krieg und das
Christentum (1991)), Hartlieb, E.(1996): Macht Euch die
Erde untertan?; Petra Morsbach (2004): Gottesdiener,
Eichborn Verlag; Victor Stenger (2009): The new atheism.
Taking a stand for science and reason. Richard Dawkins:
Der Gottesbetrug (2008), Die Schöpfungslüge (2010);
Anthony Grayling (The reason of things. Living with
philosophy (2002), Against all gods. Six polemics on
religion and an essay on kindness (2007)), A. Verrecchia
(2009): Giordano Bruno. Nachtfalter des Geistes; Geoffrey
Robertson (The case of the pope: Vatican accountability
for human rights abuse (2010)), Christian René de Duve
(2010): Die Genetik der Ursünde, Spektrum Akademischer
Verlag, Gerd Lüdemann, DIE ZEIT (24.06.2010, Nr. 26),
GEO 01 Jan. 2011: 136-158, H. Schmidt (2011): Religion in
der Verantwortung. Gefährdung des Friedens im Zeitalter
der Globalisierung; Christopher Hitchens (2003):
Widerwort. Eine Verteidigung der kritischen Vernunft.
Ders.: (2007): Der Herr ist kein Hirte. Wie die Religion
die Welt vergiftet; Martin Urban (2009) Die Bibel - Eine
Biographie, Galiani Verlag; ders. (2008): Wie der
Verstand überlistet und der Glaube missbraucht wird.
Vorlesung.- Grünwald, Komplett-Media; Horst Herrmann
(2011): Sex und Folter in der Kirche - 2000 Jahre Folter
im Namen Gottes; Bassermann-Verlag; Avijit Roy (2008):
The virus of faith; Avijit Roy & Raihan Abir (2011):
The philosophy of disbelief; Sam Harris (2012): Das Ende
des Glaubens; The moral landscapes; Eva Müller (2013): Gott hat hohe Nebenkosten; Karlheinz
Deschner (1962 ...2013): Kriminalgeschichte des
Christentums, Bände 1-10, Kurt Flasch (2013): Warum ich
kein Christ bin. Bericht und Argumentation; Frido Mann (2013): Das Versagen der Religion:
Betrachtungen eines Gläubigen; Emiliano Fittipaldi
(2017): Lussuria. Peccati, scandali e tradimenti di una
chiesa fatta di uomini; Emiliano Fittipaldi (2015):
Avarizia. Le carte se svelano ricchezze, scandali e
segreti della chiesa di Francesco; Anselm Bilgri (2018):
Bei aller Liebe; etc. pp..
G. Hasenhüttl äusserte: "Die Kirche ist ein
vergifteter Fluß, der einer Kläranlage bedarf (DIE ZEIT
Nr. 52:1 vom 22.12.2010). Die Frage "Brennt in
der Hölle wirklich ein Feuer?" (STERN 1962: 2)
ist inzwischen klar mit Nein beantwortet worden; dieses
Feuer versengt einzig und alleine die Erde.
Moralisch positives Verhalten
besteht darin, sich so zu verhalten, dass der Mensch die
Daseinsqualität aller anderen Lebewesen, auf die er
Einfluß hat, verbessert (P. Singer in: Zeit Magazin Nr.
12 vom 17.03.2011). Ein Leben kann sich nur dann
erfüllen und gelingen, wenn man Anteil nimmt und nicht
über die Not der anderen hinwegsieht (Ruth Charlotte
Cohn, Psychoanalytikerin). Siehe
auch: Peter Singer (2010): Wie sollen wir leben?; Hans
Jonas (1979): Prinzip Verantwortung; Karl-Otto
Apel: Diskurs und Verantwortung; Janne Teller
(2012): Komm (Hanser Verlag). Sybille Berg (2012):
Vielen Dank für das Leben. Michael J. Sandel
(2012): Was man für Geld nicht kaufen kann. Die
moralischen Grenzen des Marktes. Ullstein; Niko Paech
(2012): Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die
Postwachstumsökonomie; Oekom; Arno Grün (2013):
Dem Leben entfremdet. Warum wir wieder lernen müssen, zu
empfinden.
Erfolg und Zukunft gibt es nur
im fairen Miteinander.
Durch die Schaffung dieser ein
mehr als äusserst fragwürdiges Jenseits vertretenden
weltanschaulichen Organisation mit ihren ganz und gar nur
diesseitigen baulichen Einrichtungen, personellen
Austattungen, fiskalischen Vollzugsgewalten und nicht
demokratisierbaren Strukturen hat der Mensch einen
Großteil der problematischen, weil selbstschädigenden
Seiten seiner Irrationalität und Emotionalität sowie
seiner seelischen Schwäche zum Nachteil großer
Bevölkerungskreise - also seiner selbst - materialisiert
und institutionalisiert.
Kreuzigung, ihres
extremistischen Signals wegen besonders verwerflich,
gehört erstaunlicher Weise zum Urgestein, dem
kristallinen Kernbestand der Weltanschauung genannter
Glaubensgemeinschaft: ".....litt und starb am Kreuz,
um hinwegzunehmen die Sünden der Welt". Dies belegt
ein hierfür spezifischer, seit dem zweiten Jhd.n.Chr.
bestehender Jahrestag im kalendarischen Zyklus. Dass
davon abgesehen dieser entsetzlichen Handlung - ein
Gruppenidentität stiftender Gewaltakt: eine rituelle
Exekution durch bestialisches Zu-Tode-Foltern - bis heute
große öffentliche Aufmerksamkeit in Form medialer
Präsenz garantiert ist, zeigt u. a.
- die regelmäßig
wiederkehrende Thematisierung in
Theateraufführungen mit Kultstatus, in denen
diese Handlung fast immer ästhetisiert und somit
böswillig und/oder scheinheilig verfälscht
gebracht wird (ästhetisiertes Grauen) und
- der große Publikumserfolg
von Mel Gibsons Film aus dem Jahr 2004 mit seinen
vollkommen übersteigerten Darstellungen von Leid
und Gewalt. Großartig und aggressiv in den
Medien angekündigt, war diese Gewalt- und
Blutorgie nichts weiter als vorläufiger Endpunkt
einer Reihe älterer Streifen über immer
dieselben Tränendrüsen-, Heils- und
Welterrettungs-Themen: Mitleid sowie
vermeintliche moralische Erhöhung einer
Kultfigur, von der behauptet wird, sie habe
ungerecht zugefügtes Leid klag-, sang- und
klanglos ertragen und sei damit zum Weltmeister,
größten Helden, Selbstopferer und Seelenretter
geworden. Es erstaunt und bedrückt zugleich,
dass die Serie wegen Ideenlosigkeit und
Langeweile nicht floppte.
Notabene: das Erdulden von
Schmerz als reinigendes Ritual ist auch in anderen
Kulturen der Welt verbreitet.
Diese von fantastischen
Einspielergebnissen gekrönten, virtuellen,
bluttriefenden Gewalt-Spektakel erinnern an die Zustände
im antiken Rom in der Zeit vor Kaiser Konstantin I., als
zu den angekündigten öffentlichen Hinrichtungen
verurteilter Christen ("damnatio ad crucem, ... ad
bestias": http://riversfromeden.wordpress.com/2012/04/07/the-great-persecution/, DER SPIEGEL 46: 144-146 vom 11.11.2013)
bis zu 60.000 Zuschauer in den Circus Maximus und
das Colosseum strömten und ihr qualvolles Sterben nebst
Schändung begafft wurde. Mitleid war und ist nicht nur
einer der Gründe für die massiven Anteilnahmen am
realen oder virtuellen Zu-Tode-Foltern: Tatsache ist,
dass damals wie heute viele Menschen vom Erleben realer
und/oder virtueller Gewalt fasziniert sind: wegen einer
leider oft gelebten seelischen Eigenschaft, der derzeit
viele Medien und die Unterhaltungsindustrie zwecks Quote
und Verkaufszahlen mit ihren Programminhalten
hemmungslos-idiotisch entgegenkommen und sie ausnützen.
Aber es sind höchst fragwürdige, peinliche und prekäre
Verhalten, zuschauer- oder verbraucherseits sich an Leid-
und Gewaltinhalten zu ergötzen; egal, ob diese real oder
virtuell präsentiert werden. Hier zeigt sich ein
notorisch problematisches Wesensmerkmal, eine zeitlich
offenbar invariante mentale Disposition vieler Menschen.
Die Schriftstellerin und Psychologin Ayelet Gundar-Goshen
meint am Beispiel der von den Hamas-Kämpfern am
07.10.2023 per bodycams gefilmten und im Internet
verbreiteten Gewaltakte, dass beim Betrachten solcher
Videos ein großer Schaden an der Psyche entstünde (SZ
vom 19.12.2023). Das Paradoxon erstaunt, dass virtuelle
öffentliche Bestrafungen und Hinrichtungen im sich
"zivilisiert" nennenden Europa sich großer
Beliebtheit erfreuen, obwohl reale Entsprechungen
hierzulande seit langem offiziell verboten sind. Anders
war es in Phasen der Diktatur wie z. B. in der NS-Zeit,
in der zwecks Verbreitung von Terror KZ-Insassen
gezwungen wurden, bei Hinrichtungen und Bestrafungen
anzutreten und zuzusehen: Abschreckung durch Terror. Und
genau so ist es in der aktuellen Religionsdiktatur des
Iran, wo diese unsägliche Praxis am 12.12.2022 am
regierungskritischen Herrn Majidreza Rahnavard
nach Folterung und inkorrekter Gerichtsverhandlung ihre Anwendung fand (Amnesty International).
Die Kreuzform war ein schon in
der Steinzeit geschätztes kultisches Heils- und
Glückszeichen: der vertikale Balken stand für
aufsteigendes Leben, der horizontale für den Tod. Es ist
ein geistiger Dauerkonflikt geschaffen worden, als aus
der Kreuzform eine Reihe ähnlich gebauter Folter- und
Exekutionsinstrumente entwickelt worden ist, aus der eine
Konstruktionsvariante Römisches Kreuz genannt wurde und
an dem Ur-Aktivisten einer sektenähnlichen Gruppe - das
waren fanatisierte Gründungsmitglieder genannter
weltanschaulicher Organisation - endlich den innigst
ersehnten Märtyrertod qualvollst sterben durften: dulce
et decorum est mors martyrum. Ihr Selbstopfer, ihre Blut-
und Schweißströme, ihr Schmerz- und Gnadengebrüll
sowie ihre Erstickungs- und Todesschreie am Römischen
Kreuz symbolisieren emotionales Epizentrum bzw. Ground
Zero dieser Weltanschauung. Tertullius im Zeitalter der
Märtyrer (202-213 n.Chr.): "Semen Christianorum est
sanguis martyrum." Im Jahr 431 n.Chr. ist das
Römische Kreuz als offizielle Ikone des
spirituell-sakralen Kerns dieser Glaubensgemeinschaft
definiert worden. Seit ihrem Bestehen wird das Römische
Kreuz als "Heilszeichen der Menschheit"
(Kommentar: welch unverschämte, extremistische
Anmaßung, alle Menschen hierunter vereinnahmen zu
wollen!) und "Symbol und Zeichen des durch Gott im
Tod und in der Auferstehung Gottes Sohnes gewirkten
Heils" (Brockhaus 2000: 2553, 9. Auflage) von
Würdenträgern, Funktionären und zahlreichen Anhängern
dieser Glaubensgemeinschaft unablässig gepriesen und
verehrt; der Vollständigkeit halber haben einige
Gemeinden zusätzlich das Baby-Psalm-Singen unter dem
Kreuz eingeführt. Das Zeichen, ein besonders
wirkungsvolles Mittel im Terror-Management genannter
weltanschaulicher Organisation, okkupiert markante
Lokalitäten und Plätze, ist in fast alle
Lebensabschnitte und -bereiche vieler Menschen sowie
ihrer Einrichtungen diffundiert und ist bei Einweihungen
öffentlicher Einrichtungen zuvorderst zugegen. Seine
penetrante Dauerpräsenz, die einer vollständigen
Induktion peinlich nahe kommt, wurde auch schon -
mehrfach von höchster juristischer Instanz abgesegnet
(wie z. B. am 18.03.2011 durch den Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg) -
kultusministeriell angeordnet und wurde durch den 2018
gefassten Kreuzbeschluß eines bayerischen
Ministerpräsidenten verstärkt. Als zig-millionenfache,
mehr oder weniger ästhetisierte oder zum Piktogramm
reduzierte Repliken ist es in Gerichtssälen,
Gefängnissen, Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen,
Hospizen, Aussegnungshallen, Vortragssälen, Todeszellen,
Erziehungs-, Bildungs- und Militäreinrichtungen, auf
Friedhöfen, auf Bergesgipfeln, an Feldwegen, in Kapellen
an Autobahnen und Radlwegen (Tankstellen für die Seele),
in Luxusdampfern, in den Herrgottswinkeln von
Gaststätten, Berghütten, Herbergen und Wohnzimmern, in
den Nachttisch-Schubladen von Hotelzimmern, auf Flaggen,
Ehrenabzeichen und in dazugehörigen Dokumenten sowie in
den Medien, im Netz, und auch in den Schönen Künsten
(Musik, Malkunst, Bildhauerei, Dichtung, Literatur, etc.)
sowie in der Volkskunst präsent. Es begleitet stets die
Feierlichkeiten zu den wichtigsten Lebensstationen von
Mitgliedern dieser weltanschaulichen Organisation: Taufe
- in Kirchen, Flüssen, Seen und Bächen - , Nottaufe,
Kommunion, Firmung, Hochzeit, Jubiläen, Letzte Ölung,
Grablegung und posthum Gedenktage; das Römische Kreuz
begleitet zudem auch die Feierlichkeiten anlässlich
Hütten-, Gräber-, Altar-, Kerzen-, Orgel-, Kräuter-
und Bier-Weihen sowie Fluß-, Haustier-, Traktoren-,
Oldtimer-, Motorroller- und Motorradsegnungen. Es
markiert Lokalitäten (z. B. die vielen Marterl am
Kesselberg und am Sudelfeld), wo Menschen, die zwischen
zwei Reifen viel zu schnell unterwegs waren, der Tod
ereilte. In stilisierten Miniaturen wird es auch devot
als Schmuckaccessoir oder Tatoo getragen. Es gibt auch
Kreuze aus Eisennägeln und Asche, Kreuze in Form von
Steinsalz-Skulpturen in unterirdischen
Salzbergwerkskapellen, Kreuze aus Brotstückchen,
Elfenbein, Narwalzahn, Pommes frittes, sowie -
jahreszeitlich begrenzt - Kreuze aus Blumen, Schnee oder
Eis. Eine Variante einer Kreuzesskulptur aus Holz stellt
einen nur mit Lendenschurz bekleideten, ultraschlanken
Manneskörper dar, wie dieser in Selbstkreuigungshaltung
stolz, extatisch und erhobenen Hauptes auf dem kräftigen
Ast eines heiligen Weltenbaumes posiert. In klaren
Sommer-Sonnwendnächten lodern in Kreuzform angeordnete
Bergfeuerchen zu Tale. Südlich des Äquators erstrahlt
am wolkenfreien Nachthimmel ein augenfälliges
Arrangement einer sehr hellen Sterngruppe: eine besonders
schöne Naturerscheinung, für welche die Gläubigen
keine einfältigere Bezeichnung fanden als "Kreuz
des Südens". Körperlich abgehärtete Gläubige -
auch Diktatoren - praktizieren winters heiliges Eisbaden
in zugefrorenen Seen, indem sie in zu Kreuzformen
getrimmte Wasserstellen springen und auf diese Art sich
von ihren Sünden rituell reinwaschen (wollen). Das
Römische Kreuz findet man in den Zentren der bisweilen
finster und gruftähnlich gestalteten
Versammlungsstätten - das sind große, massiv gebaute,
schon von Weitem sichtbare, steinerne, oft eiskalte, da
ungeheizte Echokisten - , in dem es - bisweilen samt
Korpus mit Heiligenschein und Strahlenkranz -
hochaufgerichtet vor einer von geweihten Kerzen
umsäumten Opferstätte postiert ist. Vor ihm müssen
sich alle still versammeln und in geordneter Formation
niederknien; zu ihm müssen alle andächtig aufsehen (das
ist das Anblicken-müssen - Terricio - eines
Folterinstruments samt gequältem Korpus) und ihm zu mal
hochschwebend fiepsend-pfeifenden, mal wild
herabbrausenden, brüllend-dröhnenden Orgelklängen -
der von allen Seiten her echoverstärkten Stimme des
Herrn der Herrlichkeit - in Form von gemeinsam in
rhytmisch gesprochenen oder gesungenen Lautäusserungen
huldigen; alle müssen das Römische Kreuz anbeten; ganz
in seiner Nähe müssen in Demutshaltung Missetaten
bekannt und muß nach eindringlicher und strenger
Ermahnung zur Besserung gehorsamst Buße getan werden.
All dies wird verstärkend flankiert, indem "der
Deutsche Staat zu dieser weltanschaulichen Organisation
eine wohlwollende Neutralität (sic!) pflegt, ihr
geistiges Denkmodell schätzt, ihre Einrichtungen
finanziell fördert, und er im Glauben eine Kraft sieht,
die der Gesellschaft eine Orientierung geben kann und
somit zur Stabilität des Staates beiträgt." (DIE
ZEIT 30.09.2010; Nr. 40: 70). Der Deutsche Staat treibt
auch für diese Einrichtung Steuern ein und bezahlt das
Personal von Fakultäten, in denen über diese
Weltanschauung geforscht und ihre Inhalte vermittelt
werden (erstens ist all das ist längst nicht mehr nötig
und zweitens sollen sie doch selbst zahlen). Das ist
strenger politischer Katholizismus. Dazu passt die
Tatsache, dass die Bundeswissenschaftsministerin (bis
Febr. 2013) der BRD Theologie (sic!) studierte, nicht
plagiatsfrei zum Thema "Person und Gewissen. Studien
zu Voraussetzung, Notwendigkeit und Erfordernissen
heutiger Gewissensbildung" promovierte, ein Buch mit
dem Titel "Gott ist größer, als wir glauben"
verfasste (DER SPIEGEL 20: 35 vom 14.05.2012) und sich im
Juli 2012 für die gesetzliche Statthaftigkeit eines
äusserst schmerzhaften und irreversibel
körperverletzenden, als sakral definierten Ritus - die
Beschneidung von Jungen - aussprach. Das weist in
Richtung strenge Dogmatik, die die freie Ausübung eines
sakralen Ritus höher wertet als körperliche
Unversehrtheit und Menschenwürde. Der in der BRD
grundgesetzlich verankerten, rechtlichen und
organisatorischen Trennung von Kirche und Staat wird bis
in ihre kleinsten Organisationseinheiten hinab mit
Billigung breiter Schichten der Bevölkerung nicht
entsprochen; Bsp: Konrektorin einer oberbayerischen
Dorfschule ist gleichzeitig Vorsitzende des dörflichen
Pfarrgemeinderates. Fazit: von einer fast vollständig
säkularisierten Gesellschaft, wie Altbundeskanzler
Helmut Schmidt meinte, kann bei solchen Gegebenheiten
keinesfalls die Rede sein; zudem: 18% Nichtgläubige im
Jahr 2010 im ehemaligen Westdeutschland (DER SPIEGEL 30:
106-108, 25.07.2011) sind dafür viel zu wenig. Und wie
kann es denn wahr sein, dass eine nicht-demokratisch
strukturierte weltanschauliche Organisation einen sich
demokratisch nennenden Staat stabilisiert? Ja
Kruzifixnochamoi, Himmiherrgottsackramment, zur Hölle
und zum Teufel mit diesen kindischen und frechen
Dumm-Lügereien, die sich nur die Mächtigsten leisten
können und die letztendlich alles
Demokratisch-Fair-Friedliche willentlich zerstören!
Normalerweise ist es doch so, dass nicht-demokratisch
strukturierte Organisationen vom Verfassungsschutz erst
observiert und dann in der Regel verboten werden. Hier
ist durch permanente, notorische Rechtsbeugung zum
Leidwesen der Steuerzahler ein "total mess"
(Riesenmisthaufen) erschaffen worden und über Jahrzehnte
die Qualität der Demokratie schwer beeinträchtigt
worden.
Von der geistigen Grundstruktur
dieser weltanschaulichen Einrichtung haben ihre
Entscheidungsträger notwendig gewordene Reformen über
Jahrhunderte hinweg bis heute mit großem Erfolg
ferngehalten.
Unterdrückung und Frondienst:
zigtausende, armselige Arbeiter, Handwerker, Bauern und
schließlich fromme Kunstmaler und Bildhauer waren es,
die im Mittelalter auf fürstbischöfliche bzw.
absolutistische Order (Klerus, Feudalherren) gezwungen
waren, für Gottes Lohn am Bau und an der Ausstattung
zig-tausender genannter Einrichtungen - in der Regel
wurden das die höchsten, größten und stabilsten Bauten
der Gemeinden; das sind alleine in Bayern weit mehr als
4000 Objekte - über mehrere Monate - über Jahre hinweg
- mitzuwirken. Das war zusätzliche Fron unter dem
Römischen Kreuz. Sie erhielten in dieser Zeit auch keine
Unterstützung für Kost und Logis für diesen
anstrengenden und gefährlichen Dienst im Zeichen des
Römischen Kreuzes. Die Groteske: steinerne, riesige
Prunkbauten - ähnlich den Geld-, Konsum- und
Einkaufspalästen unserer Zeit - erstanden so inmitten
armseligster Gemeinden: damals Ansammlungen von
Holzhütten, die alle paar Jahrhunderte bei
Brandkatastrophen eingeäschert wurden. Dazu kam die
Leibeigenschaft aller Bauern, die in Bayern erst durch
das Wirken von Graf Montgelas ein Ende fand. Eine ganz
ähnliche Engführung erlebten Sklaven und
Kriegsgefangene, die einige tausend Jahre vorher unter
den Stock-, Peitschen- und Geiselhieben der Vorarbeiter
in Altägypten die Pyramiden - Pharaonengräber - zu
errichten hatten. Die Lieder "Swing low, sweet chariot" (The plantation singers - American
Spiritual, veröffentlicht 1862 von Wallace Willis) und
"Ei, uchnem!" (Lied der Wolgaschlepper/Burlaken,
veröffentlicht 1889 von Mili Alexejewitsch Balakirew)
bringen das Elend der Sklaverei in den USA vor den
Sezessionskriegen 1861-1865 und im zaristischen Russland
emotional auf den Punkt: da erschlägt einen die Wucht
unendlichen Leides und man schämt sich, Teil der Spezies
Mensch zu sein, die zu so etwas fähig ist und davon
nicht genug kriegen kann.
Versklavung ist der Domestizierung von Wildtieren
ähnlich: Unterwerfung bzw. gewaltsame Willensbrechung
mit dem Ziel, Körper und Kraft eines frei verfügbar
gemachten Nutzwesens zum Zwecke der Zwangsarbeit zu
schaffen. Sklaven sind Menschen mit Nutztierstatus. Hier
ist es erfunden worden: das perpetuum mobile der
"Herrenmenschenrasse". Alle anständig
Gebliebenen müssen zusammenstehen, damit diese Option
für immer gelöscht bleibt.
Nach langjährigen gründlichen
Überlegungen und noch länger dauernden eigenen
Erfahrungen bin ich ausser Stande, gedanklich jemals
nachzuvollziehen, dass das Römische Kreuz angeblich
seelisches Heil, Frieden, Erlösung und Todesüberwindung
für die Menschheit symbolisieren soll; ich kann dieser
m. E. ultra-grotesken, weil kompletten
Bedeutungsinversion nicht folgen. Auch die in der SZ 137:
11 vom 18.06.2021 genannte profane Interpretation des
Römischen Kreuzes als Identifikationsobjekt "mit
den Bedrückten, Gefolterten, Heimgesuchten, Vertriebenen
dieser Welt" geht ins Leere, weil laut
Überlieferung der Protagonist am Kreuz ein Selbstopfer
darbrachte, angeblich um für alle Sünden der damaligen
Welt auf diese Art zu büßen. Deshalb schreibe ich, was
das Römische Kreuz nach meiner Sicht in Wirklichkeit
bedeutet; und das ist ganz einfach folgendes:
- Es ist ein todtrauriges
"memento mori": so sexy wie der Tod.
Unerträglich banales und eindeutiges Signal und Symbol,
ähnlich dem klapprig-dürren Sensenmann und
hohl-bleichen Totenschädel von Freund Hein: eine wahre,
aber überflüssige Todes-Metapher, die größte,
lähmende Angst - Terror - verbreiten soll wegen der
Kürze des Lebens: der Sterblichkeit. Aber das sind
Allgemeinplätze, über die sich fast jeder selbst
vollkommen im Klaren ist. Daran braucht man nicht
ständig erinnert zu werden. Das ist nur lästig,
penetrant, verunsichernd und macht sehr schlechte Laune.
Ich weiß um meine Endlichkeit, um die Begrenztheit und
den unaufhaltsamen Verfall meiner körperlichen und
geistigen Kräfte und um die Vergänglichkeit, den
Wandel, das quasi-perpetuum-mobile der Metamorphosen
aller Dinge, die einen umgeben: sie zerfallen, lösen
sich auf, bilden Neues: alles fließt, bewegt,
differenziert und entwickelt sich; ausser genannter
weltanschaulicher Organisation. Überall ist
Vergänglichkeit und natürliche Endlichkeit: ich atme
sie, fühle sie mit jedem Pulsschlag, sehe sie beim Blick
in den Geldbeutel und auf den Kontoauszug, auf die Uhr,
auf den Kalender, in den Spiegel, auf meinen Schatten,
auf die Erde, ins Gebirge, übers Meer, in den
Sonnenuntergang und ins All; sie ist allgegenwärtig.
Rational habe ich sie verstanden; emotional bin ich zu
ihrer Akzeptanz noch unterwegs, aber schon ziemlich weit.
Aus seiner Geworfenheit heraus kann der Mensch nichts
anderes wahrnehmen als Vergänglichkeit. Die Erkenntnis
war nicht leicht, dass ich nur anfangen, aber nichts
wirklich zuende bringen kann ausser meinem Leben. Es ist
somit vollkommen unnötig, über diesem abgrundtiefen
Ozean der Endlichkeit, auf dem sich höhere Lebewesen nur
kurze Zeit halten können, noch ein Römisches Kreuz
schweben zu lassen. Leben bedeutet doch etwas ganz
anderes als nur "sein Kreuz tragen" (Der
Oberhirte am 25.04.2005: "...Wenn er vom Kreuze
spricht, das wir auf uns nehmen sollen, ..."). Das
ist eine einseitige, die Psyche schwer
beeinträchtigende, destruktive Sichtweise, die wie
Angst, Zwang und Depression nur noch mehr Endlichkeit und
Elend bringt. Echtes Leben ist, sofern man es rechtzeitig
und fest entschlossen anpackt und sich erringt: innere
Sonnenwärme, Begeisterung, großes Interesse, Staunen,
intensives Denken, Muße, tiefes Begreifen, Komplexität,
Pluralismus, Fairness, Mut, Optimismus, Verantwortung,
friedliches und unbeschwertes Beisammensein, Freude,
Solidarität, Zufriedenheit, Gelassenheit, helles Licht,
große Liebe, positive Entwicklung, Erfüllung. Die
Behauptung, die größte Befreiung für den Menschen
bestünde darin, nicht ständig glücklich sein zu wollen
(DER SPIEGEL 30: 116, 25.07.2011) halte ich in Anbetracht
des nicht enden wollenden, großen Elends auf der Welt
für abwegig. Dauerhaft Glücklichkeit erfahren zu haben
ist mehr als Trost genug. So verbreitet keine Skeletthand
mit Sanduhr mehr Angst und Panik; der Wunsch nach
Unsterblichkeit und die Idee vom Jenseits weichen zurück
und lösen sich - auch angesichts bangen Wissens um
kosmische Verlassenheit (s. u.) - allmählich auf. Der
lapidare Schlußsatz "Ihre/Seine Zeit war
gekommen" bedeutet m. E. die friedliche Akzeptanz
der Endlichkeit eines erfüllten Lebens:
- "Mei Arbeit isch tan", sagte Bergführer
Stabeler senior, nachdem er, ohne auf das Protestgeschrei
vom Docktermanndl und vom Dorfpfarrer zu hören, mit
seinem Sohn Much ein letztes mal über den Alten Weg
durch die Nordwand seines Hausbergs gestiegen war und er
ihm - als letzten Punkt in seinem Testament - auf dem
Gipfel diesen Berg - den Haunold - vermacht hat.
- "Durch meine Tat habe ich meine Lebensaufgabe
erfüllt. Ich wüsste nicht, was ich noch auf dieser Welt
zu tun hätte, auch wenn ich jetzt entlassen
würde.", bilanzierte cand. med. Alexander Schmorell
(*16.09.1917 Orenburg/Russland) von der studentischen
Widerstandsgruppe "Weiße Rose" in der Zeit
zwischen der Verkündung seines Todesurteils am
19.04.1943 durch den NS-Volksgerichtshof und seiner
Exekution durch das Fallbeil am 13.07.1943 in der
Justizvollzugsanstalt Stadelheim bei München, Hauptstadt
der Bewegung von 1933-1945.
- Steve Jobs stellte fest, dass einerseits "die
Sterblichkeit die beste Motivation und andererseits der
Tod die beste Erfindung des Lebens ist, weil er den
Wandel katalysiert" (DER SPIEGEL 41: 77 vom
10.10.2011). Sinnfindung in der Vergänglichkeit.
- Imre Kertész: ".... Ich habe alle meine
Augenblicke schon erlebt. Es ist fertig und ich bin noch
da .... Es ist genug. Ich habe alles gehabt, alles, was
ich wollte .... Meine Hände wollen nicht mehr. Ich bin
sehr müde." (ZEIT MAGAZIN 38: 47-48 vom
12.09.2013).
Der Preis für das Leben -
welcher Qualität, Intensität und Dauer es auch immer
gewesen sein mag - ist und bleibt endgültig der Tod. So
kurz, betont, fair/unfair und einfach ist das mit dem
Leben, das in Russland als die "Zeit des
Lichts" bezeichnet wird: "So lang bist net gwen
(13,7 Milliarden Jahre), so kuaz duast lem (max.
100 Jahre) und so lang bist hi
(> 100 Milliarden Jahre)"; so kuaz is
da Dog und so lang is d'Nacht: das ist das ultrakurze und
singuläre Transitdasein jedes Menschen; vergleichbar mit
der Geringfügigkeit eines Lichtquants im sichtbaren
Bereich zu all den anderen, die im Laufe aller
Sonnenleben im Kosmos entstanden sein werden.
Minimalistisch gesehen ähnelt Lebenszeit einem
musikalischen Ton: vor und nach seinem Erklingen ist nur
leeres Nichts. Mehr denn dieses eine Leben geht nicht; es
erscheint kein Ewiges Licht nach Durchschreiten eines
pearly gate, es gibt kein second life, kein Wiedersehen
in einer besseren Welt, keinen Neustart, keine
Fortsetzung in irgend einem sogenannten Jenseits, kein
Elysium, kein Paradies, kein Arkadien, keine himmlischen
Gefielde, keine ewigen Jagdgründe, keinen magischen
Lichtstrahl der Erlösung, keine zweite, erst recht keine
dritte Erde und schon gar keinen Planeten B. Wir können
nur versuchen, uns im Hier und Jetzt rechtzeitig selbst
zu erlösen - siehe vorletzter Absatz. Der letzte
Wasserfall stürzt vollkommen lautlos in ein unermesslich
tiefschwarzes Meer, dessen Spiegel in der Ferne unendlich
flach wird: Umschreibung eines immerfort stillen,
gedanklich noch nicht greifbaren und deswegen noch
offenzulassenden Zustandes: vorläufig bezeichnet als
philosophisches, zeit-, materie-, raum- und
dimensionsloses Nichts anstelle des Zustandes bzw.
dynamischen Vorganges, der derzeit als "das
Leben" bezeichnet wird: das Nicht-Sein nach dem
Erlöschen der neuronalen Feuer - das ist die unendliche
Banalität des Totseins. Und auf lange Sicht werden wir
alle scheitern und tot sein. So viel Abschied, Ende und
immerwährendes Verlassensein bis in alle Zeiten werden
nie mehr gewesen sein. Ganz gewiss werden wir uns für
immer verloren haben. Aus, Äpfel, Amen. Weg der Speck,
aus die Maus, Schluss die Nuss. Ganz alleine mit sich
selbst stirbt - entwickelt sich - jeder hinein ins
Nichts. Da darf dann ganz gewiss jeder mal - fast immer
sehr sehr unfreiwillig - der Erste sein. Niemand kommt
davon: in jedem wächst unbedingt der Tod heran. Jeder
Sterbende kann allen anderen sagen: "quod sum,
eritis". Alle werden wir eines Tages ganz hilflos,
reglos, flach und immerfort starr geworden sein. Und alle
befreundeten Hinterbliebenen werden auf die Frage
"wo bist Du jetzt?", die sie Zeit ihrer Leben
in Gedanken rufen, keine Antwort mehr erhalten. Was von
einem bestenfalls bleibt und eine zeitlang weiterwirken
kann, ist nur das, was man mit eigenen Händen geschaffen
oder selbst zu Papier gebracht hat.
Diese Punkte sind unschlagbare
Motive, die derzeitigen gesellschaftlichen Umgangsformen
qualitativ zu verbessern: seid doch freundlicher und
fairer zueinander in dieser kurzen Zeit; und versucht
doch nicht, absichtsvoll noch mehr Vergänglichkeit
auszubreiten, indem ihr andere unablässig kränkt,
quält, ihnen das Wasser abgrabt und sie umbringt!
Die Sehnsüchte nach ewiger
Jugend, dem Jungbrunnen und/oder der Glaube an eine
Wiederkehr in einer besseren Welt sind nur Selbstbetrug
und grandiose Irrationalität:
- selbstverständliches und
zutiefst bedauerliches, bedrückendes,
herzzerreißendes, weil vergebliches Wunschdenken
vieler behinderter und unheilbar kranker
Menschen, die wissen, dass sie vorzeitig gehen
müssen;
- Wunschdenken vieler
geschwächter, weil permenant unterdrückter,
ausgebeuteter, betrogener und versklavter
Individuen sowie solcher, die ihre
Lebenssituationen nicht rechtzeitig ins Positive
steuern wollten oder konnten;
- Wunschdenken emotional verarmter Individuen in
kommunikativ erkalteten Wohlstands-, Luxus-,
Leistungs- und Onlinegesellschaften;
- Wunsch- und
Traditionsdenken vieler Menschen, die Opfer
natürlicher, technischer und humanitärer
Katastrophen (Erdbeben, Orkan, Tsunami,
Bergsturz, Dürre, Impakt; Industrieunfall,
Havarie, Bergwerksunglück; Krieg, Flucht,
Vertreibung, Epidemien) sowie ungesühnter
Verbrechen wurden und
- Überheblichkeit, Egoismus,
Gier, Größenwahn, Selbstbetrug, Eskapismus und
Wirklichkeitsverweigerung.
Zur Akzeptanz der Begrenztheit
medizintechnischer Kunst: wenn das Leben - oder ein
Abschnitt davon - sich zu einer unendlich mühsam
gewordenen Versuchsreihe entwickelt hat, in der permanent
unter Zeitdruck größte Probleme in Serie gelöst werden
müssen, dann könnte man in allerletzter
tragisch-trauriger Konsequenz das Totsein auch als
möglicherweise geringeres Übel und somit bessere
Alternative sehen; konkret: will man weiterhin da sein
nur als gequälte Sisyphosexistenz? Das stellt
unmittelbar die Frage nach individueller
Daseinsqualität, wie sie empfunden wird und ob sie
erträglich scheint. Es ist verbürgt, dass viele der
grauenhaft verletzten und leidenden Überlebenden - die
Hibakusha - der Atombombenabwürfe über Hiroshima und
Nagasaki sagten, dass sie die Toten beneiden.
Freilich muß auch wegen Mißbrauchsgefahr noch lange,
intensiv und gründlich über Euthanatos nachgedacht
werden: ob nach angemessener Frist der Entschluß zur
irreversiblen Ausführung der Überschreitung des point
of no return, der Gang über die Schwelle ins Nichtsein,
eine menschlichere, weil scham-, schmerz- und
angstbegrenzende Option sein kann zu einem verlängerten
Dasein in extremis, das nur mehr unerträglichen Schmerz,
größte Angst oder sehr niedrige, weil würdelos
gewordene Lebensqualität bedeutet; kann das Nichtsein
besser sein als ein Leben in diesem Zustand? Darf man
unter diesen Umständen aktive oder passive Sterbehilfe
als einen Akt der Humanität bezeichnen? Leben kann nur
dann gelungen sein, wenn auch das Sterben würdevoll
geschah; ob diese Würde mit einem monate- oder gar
jahrelangen Schwebezustand zwischen Leben und Tod
vereinbar ist, möge der Leser selbst entscheiden.
Fließbandsterben in Hospizen darf nicht zur Normalität
werden; diese Einrichtungen dürfen nicht zu Mülleimern
bzw. Zwischenlagern degradieren, in denen x-fach
therapierte und finanziell gehäutete, geschlachtete und
ausgeweidete Patienten kurz vor ihrem Ableben noch
schnell entsorgt werden, damit die immer mehr an
ökonomischen Kriterien orientierten
Krankenhausstatistiken nicht von zu vielen Sterbefällen
getrübt werden (ZEIT MAGAZIN 21: 12-24, 16.05.2012).
Die von genannter
weltanschaulicher Organisation an restriktivste
Bedingungen geknüpften vagen Versprechen der
Unsterblichkeit und Verheißungen des Seelenheils werden
von vielen unsicheren, schwachen und geschwächten
Menschen, die in den Irrationalitäts-, Traditions-,
Inkonsequenz- und Ängstlichkeitsfallen zappeln, gerne
gehört und deshalb geglaubt; aber das ist nur
Seelenfängerei: unmoralische Verzweckung der emotional
prekären Lage sehr vieler Menschen: bedingt durch die
gnadenlosen Walze der Zeitlichkeit, die jedes höhere
Leben unerbittlich plättet und zermalmt und das
Damokles-Schwert, das gefallen sein wird, ehe letzte
Sinn- und Daseinsfragen ausreichend beantwortet werden
konnten. Der kleinste gemeinsame Nenner aller
Weltanschauungen ist die Kernlüge, dass es nach dem Tod
mit dem Leben - angeblich in einer anderen Form -
weitergeht. Es ist oft ein Leichtes und deshalb unfair,
das archaisch Verwurzelte, Irrationale im Menschen zu
verzwecken: denn es ist erwiesen, dass selbst
aufgeklärte Rationalisten emotionale Komponenten haben
und deshalb "magischem Denken" und dem
Aberglauben verfallen können; 38% glauben an Engel, 54%
der Westdeutschen glauben an einen Gott, 52% glauben an
Wunder und 24% glauben an die Wiedergeburt (DER SPIEGEL
52: 112-120 vom 21.12.2013). Die Tatsache, dass evtl.
nicht selbst-erkennbare emotionale Komponenten in den
Charakteren von Naturwissenschaftlern vorhanden sind,
kann ein guter Grund dafür sein, dass sich einige ihrer
weltbesten und an den Schaltstellen sitzenden Vertreter
zwecks Hege und Pflege erkenntnistheoretischer
Diskussionsrunden in die Päpstliche Akademie der
Naturwissenschaften haben wählen lassen, die angeblich
Forschungsfreiheit gewährt und angeblich unabhängig
sein soll. Neu erkannte Wahrheiten lassen sich aber nicht
integrieren in eine oder zusammenführen mit einer stur
und autoritär vorgegebenen "dogmatischen
Wahrheit". In der zutiefst bedenklichen Tatsache,
dass sich Wissenschaftler von dieser Akademie haben
vereinnahmen lassen und damit die Ideen von Federico
Cesi, Galileo-Galilei, Giordano Bruno, Jan Hus und vielen
weiteren sogenannten Häretiker verrieten, erkenne ich
ein schweres Indiz dafür, dass diese Vereinnahmten die
Unabhängigkeit eines Teils der Wissenschaft zerstört
und ihr damit sehr geschadet haben. Wissenschaft kann nur
als vollkommen unabhängige und neutrale Instanz neue
Wahrheiten finden und Erkentnisse hervorbringen. Diese
Freiheit scheint aber immer noch nicht zur Gänze
realisiert zu sein, wie die Akzeptanz des Spitznamens des
Higgs-Bosons - ein im CERN nachgewiesenes Partikel aus
dem Kraftfeld, das allen Elementarteilchen ihre Massen
verleiht - : "Gottesteilchen" nahelegt (DIE
ZEIT 01: 33 vom 29.12.2022).
Je mehr Leid und Verunsicherung,
je mehr Probleme im Hier und Jetzt, desto größer die
Versuchung, sich von der scheinbar unerträglich widriger
Wirklichkeit abzuwenden und sich dem Wunschdenken und
Glauben hinzugeben in der Hoffnung auf ein besseres
zweites Leben, das nach dem Jammertal des Diesseits ganz
bestimmt im himmlischen Jenseits stattfinden wird. Ganz
zu diesem Zweck stürmten im September 2010
selbsternannte Heilsverkünder zur eingestürzten
San-Josè-Mine in Chile, um allen in 700 Metern Tiefe
eingeschlossenen Bergarbeitern Miniatur-Bibeln samt
Leselupen und vom Oberhirten gesegnete Rosenkränze über
ein Versorgungsrohr zukommen zu lassen. Auch deshalb
wurde im Jahr 2010 die Missionstätigkeit im
erdbebenzerstörten Port-au-Prince auf Haiti
intensiviert; im flutzerstörten Pakistan (2010) ist
dieselbe Taktik selbstverständlich weitergeführt
worden; gleiches dürfte die Wiederaufbauphase nach den
Zerstörungen in Japan vom 11.03.2011 und Bangkok
(08.-11.2011) begleitet haben. Die milden Worte
"Kommet zu mir, Ihr Mühseligen und Beladenen!"
trifft entsprechende Notsituationen recht gut. Dazu passt
auch die Ächtung von Verhütung, Abtreibung,
Präimplantationsdiagnostik sowie Forschung an
embryonalen Stammzellen, welche diese weltanschauliche
Organisation aussprach, um die Wahrscheinlichkeit für
die Entstehung individuellen körperlichen und seelischen
Leides sowie wirtschaftlich-sozialen Elends und das der
Vermassung zu erhöhen; der so erzeugte Distress kann
nicht groß genug sein, damit den Individuen immer
weniger Zeit bleibt, innezuhalten, Atem zu schöpfen, in
aller Ruhe nachzudenken, ihre Situation zu überblicken,
zu verstehen, vernünftig zu beraten, zu entscheiden und
entsprechend zu handeln.
Und wenn das angeblich zweite Leben im angeblichen
Jenseits so viel besser, friedlicher und angenehmer sein
soll als das irdische Leben, warum halten die meisten
Anhänger genannter Weltanschauung so sehr am Diesseits
fest? Sie wollen möglichst lange gesund bleiben und sehr
alt werden und fürchten den Tod; das ist aber ein
Widerspruch, weil entsprechend dem Jenseitsglauben der
Tod eine Erlösung ist, der das Leiden im Diesseits
beendet und für ewige Glückseligkeit im Jenseits sorgt.
So interpretiere ich die bei fast jedem Anhänger
genannter Weltanschauung vorhandene unendlich
tiefsitzende Angst vor dem Sterben als sehr deutlichen
und ernstzunehmenden Hinweis auf ein verdrängtes
Mißtrauen betreffend die Verlässlichkeit genannten
weltanschaulichen Gedankenmodells.
Zur biologischen Vermehrung und
Vermassung: Es ist doch so, dass man nie zweimal in den
gleichen Fluß steigt oder zweimal ins gleiche Meer
hupft; ausserden hört jeder Strand irgend wann mal auf
(SZ 250: V2/3 vom 29./30.10.2011): das seit Millionen
Jahren wirkende, konstant hochpotente biologische
Vermehrungsprogramm des Menschen passt schon längst
nicht mehr in die immer mehr von ihm selbst gestaltete
Umwelt. Vor rund 7000 Jahren, als es nur ca. 10 Millionen
Menschen weltweit gab, war dieses Programm wohl eine
evolutionär entstandene essentielle Notwendigkeit: es
hat zum Überleben der Menschheit in freier und
gefährlicher Wildbahn beigetragen. Seit Beginn der
Industrialisierung steigt aber die Weltbevölkerungskurve
exponentiell bis überexponentiell an. 1972 ist die
Endlichkeit der Globalressourcen erkannt und mit dem
Bestseller "Grenzen des Wachstums" geistiges
Allgemeingut geworden; zu dieser Zeit belief sich die
Weltbevölkerungszahl auf ca. 3,8 Mrd. Individuen.
Trotz dieser Erkenntnis ist Mitte November 2022 die
8 Milliarden Marke in den Wohlstandsländern
problem- und anstandslos überschritten worden. Risiken,
Neben- und zeitliche Fernwirkungen des globalen
demographischen Wandels hin zur Überbevölkerung werden
andernorts im Text diskutiert. So sage ich, dass oben
genanntes biologisches Programm, in dem die meisten
Menschen ihre traditionelle Existenzbestimmung sehen und
es deshalb unbedingt leben wollen, bei den derzeitigen
Verhältnissen noch mehr ökologischen, sozialen und
politischen Schaden anrichtet, wenn es weiterhin
unkontrolliert und unangepasst ausgeführt wird.
Grenzenlose biologische Reproduktion ist neben Geld- und
Machtgier in Konflikt mit der Begrenztheit irdischer
Ressourcen und kann nur im Systemkollaps enden. Qualität
statt Quantität. Und weil das kapitalistische
Wirtschaftssystem nur mit ständigem Wachstum
funktioniert, ist das Problem noch größer. "Die
Menge macht das Gift", sagte schon der Arzt,
Naturforscher und Philosoph Philippus Theoprastus
Paracelsus im 16. Jahrhundert. Zudem: Worin kann höherer
Sinn liegen, Wasser ins Meer zu gießen, Sand in die
Sahara zu kippen oder Tauben nach Rom zu tragen? Und
welcher Vernünftige setzt seine Abkömmlinge schon gerne
in einen völlig überbelegten Stall? Es macht keinen
Sinn, Prinzipien zu Tode zu reiten, indem wegen der
Tradition und der damit verbundenen gesellschaftlichen
Wertschätzung gewaltsam immer das Gleiche geschehen
muss, indem jede Generation ihr genetisches Material
egoistisch-stur weiterpresst. Wäre es nicht besser,
statt dessen dem Sog des mainstreams, dem Gruppendruck
und den Vermehrungs-Einflüsterern zu widerstehen,
innezuhalten, Abstand und Übersicht zu gewinnen und
nachzudenken, was getan werden muss, damit sich die
Situation normalisiert? Frage an den Leser: Was ist in
solch einer Situation langfristig besser: noch mehr
Menschen oder neue, gute Ideen; möge er selbst
entscheiden. Was damals gut, erfreulich und nützlich war
- hurra, endlich Eltern werden, endlich Kinder - , ist
heute - nach jahrhundertelanger traditioneller
Übernutzung und Massenanwendung eines Programms mit
hochpotenter Wirkung - schlecht und schädlich geworden.
Der Mensch hat sein Nest - die Erde - durch
Massenproduktion seiner selbst gründlich versaut: der
Gast hat dem Wirt mit seiner rasch wachsenden Zahl an
Individuen und ihren Ansprüchen zu sehr zugesetzt und
durch Ausbreitung seiner selbst der evolutionär
essentiell wichtigen Biodiversität zu sehr zugesetzt. Je
mehr Menschen, desto größer das Risiko von
Ernährungsengpässen, weil sich die Gesamtfläche aller
global vorhandenen Ackerflächen nicht beliebig erweitern
lässt, die Böden ausgelaugt werden und Engpässe bei
den Düngerressourcen (Phosphat!) garantiert kommen. Wie
schade, dass der Mensch seine eigene biologische
Reproduktionstätigkeit durch verantwortungslose
Unmäßigkeit nachhaltig problematisiert hat. Es wäre
viel besser und weniger riskant gewesen, Vernunft gelebt
und Maß gehalten zu haben, weil durch diese
herkömmliche, standardisierte Verhaltensweise - das man
bedenkenlos als biowirtschaftlich-biopolitisch
verzwecktes "Pflichtprogramm" bezeichnen kann -
kommende Generationen in große Bedrängnis gesetzt
werden. Traditionelle Werte müssen spätestens dann
aufgegeben oder überdacht und neu definiert/justiert
werden, wenn sich herausstellt, dass die damit
verknüpften Handlungen und Verhaltensweisen langfristig
zu viele schädliche Neben- und Fernwirkungen zeitigen.
Es gibt in dem Zusammenhang kein treffenderes Dumm- und
Negativ-Zitat für die hier erläuterte
Langzeit-Fehlentwicklung als: "Never change a
running system". Ich meine: Langfristige
Lebensbejahung und Verantwortlichkeit für das Ganze -
das ist Wiederherstellung und Erhalt der Biodiversität -
besteht unter diesen speziellen Umständen im Ignorieren
der Torschlußpanik und in der Verweigerung der bzw. im
gelebten Verzicht auf biologische Selbstreproduktion, und
zwar so lange, bis sich die Situation wieder normalisiert
hat. Unter dem Aspekt der aktuellen globalen
demographischen Entwicklung - 8,0 Mrd Personen Ende 2022
- gesehen kann ich keinerlei Verständnis aufbringen für
die immer weiter voranschreitende bundesdeutsche
Familienförderung und die Einrichtung von
Kinderwunschkliniken; eine ähnliche Förderung -
gipfelnd in der Aktion Lebensborn (entfernte Ähnlichkeit
damit haben Agenturen, die 2013 stolz und stramm mit dem
Attribut "Elite" werben) - gab es schon im
Deutschen Reich 1933-1945. Es ist moralisch nicht in
Ordnung, die Einrichtung der Ehe zur Stabilisierung eines
Renten- und Wirtschaftssystems funktionalisieren zu
wollen, indem man versucht, eine möglichst hohe
Fertilitätsrate herbeizumanipulieren: in der NS-Zeit
brauchte man den Nachwuchs für Kanonenfutter und heute
zum Billigarbeiten und Steuerzahlen. Ich meine: wer sich
verjüngt, muss sich sicher sein, dass er für diese
Maßnahme ausreichend Ressourcen hat und keine Almosen
vom Staat wie z. B. das Baukindergeld braucht. Und wer
sich nicht verjüngen kann, hat doch auch die Option,
humanitär zu handeln, indem das Paar Waisenkinder
adoptiert und somit großes Leid mindert. Absurd: das
Fertilitäts-Schlußlicht BRD gab 2010 125,5 Milliarden
Euro für über 150 gesetzlich festgelegte Leistungen
für Familien aus (DER SPIEGEL 6: 22-29 vom 04.02.2013).
Ich kann kein Verständnis aufbringen für eine
65-jährige 13-fache Mutter, die sich im Ausland
künstlich befruchten ließ und 2015 zusätzlich vier
Hochrisiko-Frühchen in Berlin zur Welt brachte; und das
alles auf Kosten der Gemeinschaft. Wo ist nur die
Vernunft geblieben?
Zur problematischen Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
Die international bekannte Bildhauerin Louise Bourgeois
konnte ihre künstlerische Kreativität erst dann voll
entfalten, als ihre Kinder aus dem Haus und ihr Ehemann
verstorben waren (MONOPOL. Magazin für Kunst und Leben
3: 51, 2010). Folgt man der Aussage von Marina Abramovic
- "....ich kann meine Energie mit niemandem teilen.
Mit einem Kind hätten sowohl das Kind als auch die Kunst
gelitten. Ich will eine Sache in meinem Leben richtig und
perfekt machen, da ist kein Raum für
Kompromisse..." (ZEIT MAGAZIN 2: 46 vom 03.01.2013)
- , dann ist genannte Familienförderung interpretierbar
als staatlich gelenkte und gesetzlich festgelegte
Anleitung zur Verbreitung von Mittelmaß, Überforderung
und partieller Vernachlässigung. All das mündet auch
wegen zu vielen Vereinbarkeitsproblemen oft in
zerstörerischer Selbstausbeutung (DIE ZEIT 02: 07 vom
08.01.2015). Ich meine, es ist höchste Zeit, von den das
Individuum erniedrigenden quantitätsfixierten
biowirtschaftlich-biopolitischen Vermehrungsdenkzwängen
wegzukommen und zu Maßnahmen überzuleiten, welche die
Erziehungs- und Betreuungsqualität fördern. Freilich
ist der Gedanke fast unwiderstehlich verführerisch, den
eigenen Nachkommen ausschließlich gute Eigenschaften
vererben zu wollen. Es ist aber biologisch unmöglich,
kontrolliert nur gute Eigenschaften
weiterzutransferieren. Denn auch die Schattenseiten - die
rabenschwarzen Eigenschaften - in einem selbst, die
entweder gelebt werden oder rezessiv angelegt sind und
die man auch in verstörenden Verhaltensweisen von
Verwandten erkennen kann, werden weitergetragen und
weiter modifiziert. Will man also wirklich dieses Tor
öffnen und die Möglichkeit schaffen, dass auch all die
schrecklichen Eigenschaften weitergegeben werden, die man
in sich selbst spürt oder in nächster Nähe sieht? Darf
man seine Nachkommen derart exponieren und
möglicherweise belasten? Ist das ein zivilisierter,
vernünftig denkender Mensch, der wissentlich die
Vererbung charakterlicher Abgründe realisierte und damit
die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Leid vermehrt
worden sein wird? Kann man diesen Schritt wirklich vor
sich selbst und vor der Gemeinschaft verantworten, wenn
man sich dieses Problems bewusst geworden ist? Ich selbst
habe ihn nicht getan, nachdem der Groschen gefallen war.
Die allermeisten Würdenträger
genannter fortschritts- und wissenschaftsfeindlichen
weltanschaulichen Organisation haben - konträr zu den
Inhalten ihres eigenen Tugendkatalogs (s. o.) - den
angeblich göttlichen Auftrag "Seid fruchtbar und
mehret Euch!" über die Jahrhunderte vorwiegend in
reproduktionsbiologischem und
materialistisch-ökonomischem Sinne verbreitet und ihn
mit dem tradierten Aufruf (in Richtung Naturbeherrschung)
zur Maßlosigkeit (sie ist eine der "sieben
Todsünden") - Dominium terrae: "Bevölkert die
Erde, unterwerft sie Euch und herrscht über die Fische
des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle
Tiere, die sich auf dem Land regen" (Genesis 1. 28)
(was nach neueren Erkenntnissen in der Ökologie nichts
anderes war als eine Empfehlung zur kollektiven
Selbstzerstörung) zudem bekräftigt, wobei sie die damit
einhergehenden ökologischen Probleme und Risiken, die
1972 detailliert vom Club of Rome aufgezeigt wurden,
absichtlich komplett ignorierten und übergingen, und
wegen ihres Nichteinlenkens schwere Schuld auf sich
luden. Welch unheilvolle Gesamtentwicklung - trotz
warnender Stimmen seit der Epoche der Romantik - diese
weltanschauliche Organisation mit dem
alttestamentarischen eindeutigen Anspruch auf Herrschaft
über die Erde - dominium terrae - , mit ihren
Ächtungen, Manipulationen und gezielten Einmischungen im
verein mit einem sich in einen maßlosen, entgrenzten
Wachstumswahn hineinsteigernden
kapitalistisch-dissozialen Weltwirtschaftssystem aus der
Taufe gehoben, mitangeschoben und ins Rollen gebracht
hat, zeigen eindrucksvoll krasse Disparitäten und die
Geschichte der Weltbevölkerungs- und
Welthungerstatistik: 2011: 80000 Tonnen Brot werden
jährlich in der BRD weggeworfen; jeder Bundesbürger
konsumierte im Durchschnitt jährlich 61 kg Fleisch;
2011 wurden in Europa Lebensmittel für 100 Milliarden
Euro weggeworfen (Spiegel TV 17.06.2012). 89 Millionen T
Lebensmittel werden jährlich EU-weit entsorgt;
entsprechend 81,6 kg/Bundesbürger/Jahr (DIE ZEIT 22:39
vom 22.05.2014). BRD 2015: 18 Mio. T Lebensmittel
landeten jährlich im Müll, entsprechend 210
kg/Person/Jahr. 2014 kamen 1,3 Milliarden T
Lebensmittel weltweit auf den Müll; das entspricht ca.
1/3 aller produzierten Lebensmittel (SZ 143: 29 vom
25.06.2015). Erfreulich die französische
Gesetzesinitiative, die es verbietet, dass Supermärkte
nicht mehr wegwerfen dürfen, sondern spenden müssen (SZ
117: 29 vom 25.05.2015).
Ende 2011 zählte die Forbes-Liste weltweit 1210
Milliardäre: diesen Superreichen geht es gegenläufig
zur Finanzkrise immer besser und deren Vermögen ist seit
2010 um 20% gestiegen (DIE ZEIT Nr. 1: 55 vom
29.12.2011); März 2015 zählte diese Liste schon 1826
Milliardäre mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 6
Billionen $. Global leiden aber 925 Millionen Menschen
schweren Hunger; 6000 Kinder verhungern täglich. Im
reichen Deutschland schicken Hartz4-Eltern ihre
Sprösslinge zum Essen zur Kindertafel.
Bedrückend die irreversiblen Verluste an Ressourcen und
Biodiversität, die wachsende Umwelt- und
Klimaproblematik sowie das in den derzeit noch reichen
G20-Ländern zeitgleich dazu laufende, absurde,
unerträglich beschämende, obszöne und ekelerregende
Elend hedonistischen,
prall-satt-überdrüssig-langweilig-besoffenen
Luxuslebens (nebst peinlichsten Wohlstandskrankheiten) in
den Porsche Cayenns, Maseratis, Zweit- und
Drittwohnungen, Villen samt Swimmingpools, Penthäusern
mit vorgewärmten Wasserbetten, Golf- und Swingerclubs,
Freßtempeln, in denen auch vergoldeter Reis gereicht
wird, Privatjets, Cessnas, 5-Sterne-Hotels mit Sektbars
und auf Kreuzschifffahrten, Jacht-Turns ("sich
ständig mästend und bespringend"),
firmengesponsorten Eventpartys, etc.. Privilegierte und
reiche Oldtimer-Fans kaufen - auch wegen Wertzuwachs -
immer mehr dieser sog. historischen Fahrzeuge
(Zulassungs-Anstieg von 2002 -2012 um 300% auf ca. 260000
Fahrzeuge in der BRD) auf, für die sie pro Jahr nur 191
Euro PKW-Steuer entrichten müssen und für die die
gesetzlichen Abgasnormen nicht gelten (HALLO münchen vom
2.6.2012: 2). Zynisch die Festellung vieler Reicher, dass
"sie alle über ihre Verhältnisse leben, aber immer
noch nicht standesgemäß." Diese Aussage bestätigt
wieder, dass Geld ein noch höheres
Giererzeugungspotential als Sex aufweist und den Weg
ebnet in lebenszerstörende Habgier. Sinnbild hierfür
sind der Turmbau zu Babel und die Erzählung über König
Midas aus Phyrgien, der beinahe verhungerte, weil alles,
was er berührte, sich in Gold verwandelte. Soziologische
Studien belegen, dass Reichtum die Unmoral fördert, weil
viele dieser Gesellschaftsschicht Gier und Maximierung
von Selbstinteresse als positive Eigenschaften sehen (Proceedings
of the National Academy of Sciences, 2012; http://dx.doi.org/10.1073/pnas.1118373109).
Weitere Fakten: Im Jahr 2010 waren
1 Milliarde Menschen überernährt, doppelt soviele
aber litten an Mangelernährung, Durst und medizinischer
Unterversorgung. 2023 hungern 345 Mio Menschen in 79
Ländern; drei mal mehr als 2019 (DIE ZEIT 23: 28 vom
01.06.2023). Siehe auch: Jean Ziegler (2012): Wir lassen
sie verhungern.- Bertelsmann Verlag. Darin kritisiert der
ehemalige UN-Sonderberichtserstatter die wachsende
globale Ungleichverteilung von Gütern und Mitteln sowie
die Tatsache, dass alle 5 Sekunden ein Kind verhungert.
Er plädiert abschließend für ein Grundrecht auf
Nahrung. Fortschritt geht fast immer zu Lasten anderer
(DIE ZEIT 16: 34 vom 11.04.2013). Von 2011 bis 2023 hat
sich die Weltbevölkerung um eine Milliarde auf acht
Milliarden Individuen erhöht; in den vier Stunden, die
zum Lesen dieses Textes notwendig sind, legt die
Weltbevölkerung um einen gemittelten Wert von ca. 45000
Individuen zu. Pro Jahr werden von ca. acht Milliarden
Individuen 11,5 Milliarden Tonnen Erdöleinheiten an
Energie verbraucht (ca. 146 m³ Sprit pro Sekunde) und
eine Stoffmenge von gut 300 Milliarden Tonnen
(Bergbau, Straßen- und Häuserbau) bewegt. Die
Meerwasserversauerung lag 2011 um 30% über dem
vorindustriellen Wert; jährlich landet ca. 6 Millionen
Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren.
Das alles kann nicht folgenlos bleiben: Unvernunft,
Irrationalität, Maßlosigkeit, verwerfliche Gier und
Größenwahn endeten immer schon in Selbstzerstörung
durch Selbstüberschätzung: Beispiele: Betrefffend den
militärischen Bereich sind das z. B. die raschen
Zerfälle der Großreiche Alexanders des Großen und
Cäsars; die Überfälle Napoleons im Jahr 1812 und des
AH im Jahr 1941 auf Russland/UDSSR endeten beide in
Katastrophen. Die Ende Dezember 1991 erfolgte Auflösung
der Sowjetunion wurde vor allem durch die Kosten des
grenzenlosen Wettrüstens mit den USA verursacht (DIE
ZEIT 41: 24 vom 04.10.2012). Rücksichtslose, auf die
wirtschaftliche Auspressung von Arbeitern und Bauern
ausgelegte absolutistische und zaristische
Staatslenkungen führten zur französischen Revolution
bzw. zur Oktoberrevolution mit zehner Millionen Toten.
Der wirtschaftlich-finanzielle Zusammenbruch
Griechenlands (2011-2013) beruht im wesentlichen auf
jahrzehntelang fortgeführter maßloser Korruption. Der
nächste Kollaps steht in den USA bevor: diese 5% der
Weltbevölkerung haben derzeit maßlose 25% Anteil am
globalen Erdölverbrauch; und ihre reiche und mächtige
Oberschicht, die Republikaner, steigert mit Bedacht
soziale und fiskalische Disparitäten ins Unerträgliche
(DER SPIEGEL 24: 82-92 vom 11.06.2012); dies wird nach E.
Hobsbawn in Selbstzerstörung enden (DIE ZEIT 41: 52 vom
0410.2012).
Mein Fazit: betreffend die derzeitige Weltwirtschaft sind
alle Schleusen sperrangelweit aufgerissen und
offengehalten worden für einen wegen impliziter
Zugzwänge alles zerstörenden Sturzstrom dekadenten
Sinnlosverbrauchs (z. B. shoppismus (DER SPIEGEL Nr. 50:
56-65 vom 13.12.2010; 34: 132-134 vom 20.08.2012) und
travellismus in Wohnwägen oder Billigfliegern), der nur
in einer Globalverelendung enden kann (Wilfried Bommert
2009: Kein Brot für die Welt, Riemann Verlag). Und es
gibt immer noch diese renitenten polemischen,
wohlstandsversehrten Fundamentalisten, die behaupten, es
sei damit nicht genug. Ca. 6 Millionen Jahre Zeit sind
vergangen, bis im Jahre 1804 die Weltbevölkerung 1
Milliarde Menschen erreichte. Indirekt habe ich - ohne
diese Tatsache gedanklich begreifen zu können - von 1957
bis Dezember 2018 den Zuwachs um viereinhalb auf
siebeneinhalb Milliarden Menschen erlebt; noch weniger
kann ich die Gesamtfolgen dieses sehr bedenklichen und
beunruhigenden Geschehens einschätzen; Preisfrage: wie
sollen denn all diese Leute dauerhaft satt werden? Diese
Entwicklung hin zur gefährlichen und labilisierenden
Vermassung ist auch moralisch problematisch, weil sie den
natürlichen Instinkt und angeborenen Reflex zum Helfen
und Heilen untergräbt; ähnlich Thomas Malthus (1798: an
essay in the principle of population) behaupte ich:
Überbevölkerung mindert humanitäres Verhalten:
"Wozu noch helfen oder retten, es sind doch sowieso
schon genug Leute da, und wenn ich denen helfe, dann
werden es später noch mehr und das wäre
kontraproduktiv, weil die mir und meinen Nachkommen alles
wegfressen; sollen die anderen doch verrecken",
könnte man entsprechend dem Selbsterhaltungsprogramm
zynisch-lapidar denken. "Small is beautiful",
sagte schon der Ökonom Fritz Schumacher und meinte damit
bestimmt nicht die derzeit grassierende
Lohnzurückhaltung vieler Arbeitgeber, sondern die schon
vor Jahrzehnten überfällige Rückkehr der reproduktiven
Weltgemeinschaft samt ihrer Weltwirtschaft zum
vernünftigen menschlichen Maß (In Bayern hoast ma des
"Gsundschrumpfn"). Die v. a.
klimawandelbedingte Agflation verstärkt soziale und
politische Unruhen (GEO 06: 96-97, 2013), wogegen noch
kein sicherheitspolitisches Konzept vorliegt. Zudem galt
immer schon: Überfluß und Luxus bedeutet zeitlich
parallel bestehenden Mangel; Luxus und Überfluß von
heute entsprechen stets dem Mangel und Elend von morgen.
Gratulation an diese weltanschauliche Organisation, ihren
willigen Zuträgern und ihren Helfern aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik, denn besser kann man die
Daseinsangst - ohne Furcht kein Glaube! - vieler Menschen
und die Größe potentiellen Leides zukünftiger
Generationen kaum steigern, die - so meine ich - ohne
Rücksicht auf moralische Aspekte nach verheerenden
Ressourcenkriegen und Implosion der biologischen
Supernova in einer heißen Energie- und Rohstoffwüste
mit stinkenden Müll- und Leichenbergen ein bitterarmes
Dasein werden fristen müssen. Die Soldaten- und
Waffensegnungen (z. B. die Segnung der AK47 durch einen
Patriarchen anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums)
sowie Kriegspredigten genannter weltanschaulicher
Organisation (militanter Katholizismus der 20er Jahre des
vergangenen Jhds.) und ihre Vor-Ort-Präsenz in
Krisengebieten (militärische Seelsorge) sind zur Genüge
dokumentiert. Auf der vierten Gürtelschnalle eines
Reichswehrsoldaten prangte "Gott mit uns!".
Ebenso Jagdstaffelflieger und Stahlhelmkamerad Dr.
Richard Wenzl in seinen Tagebuchblättern
Richthofen-Flieger 1930: 90: "Wir kämpfen für
unser Christentum mit Kreuz und Schwert .... wir glauben
an die Wiederauferstehung Deutschlands". Ohne
Widerworte von genannter Seite konnte der Reichsdeutsche
NS-Propagandaminister empfehlen, dass "ein Deutscher
Soldat in den Krieg zu ziehen habe wie in einen
Gottesdienst." Genannte weltanschauliche
Organisation tat auch nichts Substantielles gegen den
Irrsinn oberirdischer Atombombenversuche, die v. a. in
den damaligen Kolonialgebieten der Atommächte
stattfanden (DER SPIEGEL 1: 85-86 vom 31.12.2012). Diese
konnten erst nach jahrelangen Bemühungen der UNO am
10.10.1963 durch den "Comprehensive Test Ban
Treaty" verboten werden, nachdem der Garten Eden mit
einem Global-Fallout von 27×10exp9 Curie Jod-131 und
34×10exp9 Curie Cäsium-137 (M. Kriener in DIE ZEIT Nr.
16: 20 vom 14.04.2011) schon verseucht war. Ökologisches
Engagement dieser weltanschaulichen Organisation wie
- Kard. Höffners Argumentationen in den 80er Jahren in
Köln gegen die Atomkraft,
- das päpstliche Lob der Ökologiebewegung bei seinen
Ansprachen in Loreto 2007 und im Deutschen Parlament 2011
sowie
- der 2011-2012 stattgefundene, mir heuchlerisch
erscheinende christliche Widerstand gegen die 3.
Startbahn auf dem MUC und die Präsenz von Vertretern
dieser weltanschaulichen Organisation auf den
Weltklimagipfeln
kann nicht mehr glaubwürdig sein, weil das alles viel zu
spät kommt. Darunter subsumiere ich freilich auch die
erfreulichen, leider viel zu spät kommenden ethischen
Empfehlungen in der 2015 erschienenen Umwelt-Enzyklika,
die aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind.
Bis 2014 erfolgte keine kritische Infragestellung der
Textstellen in der Bibel, in denen gute Ratschläge und
vortreffliche Regeln zum erfolgreiche Kriegführen
erteilt werden; Gott selbst ist darin oberster
Kriegsherr; Krieg ist Gottes Wille; der Weisheiten letzte
Schlussfolgerungen bestehen in den Feststellungen, dass
"Krieg nur mit Vernunft geführt werden soll"
und "nach dem endzeitlichen Krieg sich ein neuer
Himmel und eine neue Erde zeigen wird" (5. Buch Mose
20, 1 ff., 11ff.. Josua 6. Psalm 144. Sprüche 20, 18;
24, 6. Offenbarung 19, 19; 21, 1ff.). So ist es wenig
erstaunlich, dass ihr Engagement zur Verhinderung von
militärischen Auseinandersetzungen, Fehden und
Bürgerkriegen zu wünschen übrig lässt: es
beschränkte sich auf die im 10. Jhd.n.Chr. von Griechen
und Römern (Pax Romana) übernommene Einrichtung des
sog. "Gottesfriedens" und der "Waffenruhe
Gottes" gegen feudale Gewalt (Eva Illouz in DIE ZEIT
52: 53 vom 22.12.2011) - dem Beginn der Europäischen
Friedensbewegung - , der im 12. Jhd. vom Landfrieden (von
Königen und Kaisern erlassenes allgemeines
Friedensgebot) abgelöst wurde. Schön, dass als Folge
davon im Ersten Weltkrieg am Weihnachtsabend die Waffen
ruhten und französische und reichsdeutsche Soldaten
gemeinsam das Friedensfest feierten. Die 1944 in
Frankreich entstandene Pax-Christi-Bewegung kann als
Fortsetzung gesehen werden. Dem ehrlichen
Friedensprediger Dr. Martin Luther King ist es gelungen,
den strukturellen Rassismus Amerikas aufzubrechen.
Weitere Beispiele, in denen Friedens- und
De-Eskalationsinitiativen anderer Friedensstifter und
weltanschaulicher Charismatiker Erfolge zeitigten, hat
der Politikwissenschaftler Markus A. Weingardt (2007)
beschrieben; viele Beispiele, so schrieb er selbst, waren
es leider nicht, die er fand. Im März 2012 hat das
Oberhaupt genannter weltanschaulicher Gemeinschaft es
unterlassen, direkte Worte gegen die Gewalt durch
Drogenkartelle in Mexiko zu richten; statt dessen rief er
öffentlich dazu auf, die Jungfrau Maria um Hilfe zu
bitten. Und wäre es im Juni 2012 nicht höchste Zeit
gewesen, einige laute und deutliche Worte gegen die
Verantwortlichen für die Massaker an Zivilisten in
Syrien zu richten? Erfreulich, dass sich seit 1971 die
Ordensschwester Giovanna Calabria in Uganda und im Sudan
für die Resozialisierung ehemaliger Kindersoldaten
einsetzt (ZEIT MAGAZIN 2: 18-25 vom 03.01.2013). Die m.
E. insgesamt nur geringe befriedende Wirkung aus
weltanschaulicher Richtung auf das Weltgeschehen mit all
seinen Waffengängen zeigt zweierlei: viel zu schwaches
Friedens-Engagement auf Seite der Vertreter der
Weltanschauungen (es reicht eben nicht, am Ende jeder
Messe ein "Friede sei mit Euch" oder ein
"gehet hin in Frieden" herunterzuleiern) und
die konstante Gewaltbereitschaft in den sich befehdenden
Gruppen. Erst im Jahre 1953, nach acht Jahren Leugung der
und Schweigen über die unmenschlichen Geschehnisse, die
Massenmorde in Hiroschima und Nagasaki und erst ein Jahr
nach dem ersten "erfolgreichen"
Wasserstoffbombentest durch die USA bezog der angeblich
erste Stellvertreter Gottes auf Erden Stellung und
verurteilte das atomare Wettrüsten als unsittlich und
verwerflich ( http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1247579/). Das vom Oberhirten 2013
formulierte "Evangelii Gaudium: 2. Kapitel, Punkt I:
52.-60." ist in Ordnung, doch diese Inhalte kommen
m. E. viel zu spät. In Ordnung ist auch der Offene Brief
von 45 Ordensoberen an einen Ministerpräsidenten wegen
seiner unangemessenen Rhetorik gegenüber Flüchtlingen
SZ 261: R17 vom 12.11.2015). Weltanschauliche
Gemeinschaften tragen zudem zu weiteren
Auseinandersetzungen bei: denn sie stehen, wie der
Psychologe William James schrieb, einerseits für
höchste Ideale und Purismus, aber andererseits wegen
ihrer impliziten Dogmatik, antidemokratischen Struktur,
individuellen Unfehlbarkeit, Orthodoxie, Intoleranz und
ihres höchsten Legitimationsanspruchs sowie
Absolutheitsgehabes bei letzten Fragen für fromme
Gewalt, selbstzerstörerischen Fanatismus und brutale
Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung Andersdenkender
(GEO 04: 62-84, 2012; DIE ZEIT 27: 56 vom 26.06.2014) und
ihresgleichen - wie z. B. den Gegenpapst - , angeblich im
Auftrag und abgesegnet von einer "höheren
Macht". Beispiel: Erst durch den Westfälischen
Frieden 1648 konnte der 30-jährige Krieg, der sich von
einem Glaubenskrieg zu einem europäischen Machtkampf auf
deutschem Boden entwickelt hat, beendet werden. Siehe
auch: Schreiner, K. 2008 (Hrsg.): Heilige Kriege:
religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung:
Judentum, Christentum und Islam im Vergleich, München.
Ob die im Juni 2014 getätigte Äusserung des Oberhirten
vernünftig war, dass es mehr Mut zum Frieden als für
den Krieg braucht, wird von mir bezweifelt. Die in der
Regel drakonischen Urteile von Untersuchungskommissionen
(Inquisition) weltanschaulicher Einrichtungen
haben/hatten - angeblich - göttliche Weihe und somit
vollkommen zu Recht hundertprozentige Rechtmäßigkeit
angeblich bis in alle Ewigkeit; seltsam, dass ein
allmächtiger und allwissender Gott Schwäche zeigt, weil
er angeblich irdische Soldaten, Helfer und Richter nötig
hat (Menschenrechtsaktivistin Seyran Ates in DIE ZEIT 04:
52 vom 22.01.2015). So ist schlichtweg nicht wahr, dass
Fundamentalismus nur ein modernes Phänomen und nicht
Ausdrucksform einer traditionellen Religion sein soll (J.
H. Claussen in DER SPIEGEL 53: 14-21 vom 24.12.2015): im
Mittelalter schwangen christliche Gotteskrieger bei ihren
Kreuzzügen mit blutrünstigem Gebrüll Messer, Beil und
Schwert, heute schultern selbsternannte Märtyrer - oft
perspektivlose Desperados aus den youth bulges der
Drittweltstaaten - die AK47, binden sich
Sprengstoffgürtel um oder lenken gekaperte Flugzeuge
oder sprengstoffbeladene Fahrzeuge in weiche Ziele, um
mit möglichst hohen Opferzahlen die Terrorwirkung zu
maximieren und die Bevölkerung empfänglicher zu machen
für autoritär-totalitäre Weltsichten. Ihr Ziel: Der
Staat als Gefängnis, ein Schafspferch: ein
nationalreligiöses Zwangssystem - weltliche und
geistliche Macht konzentriert vereint - wie in
Altägypten, im mittelalterlichen Europa und derzeit im
Nahen Osten - unterdrückt totalitär seine Bevölkerung
mit der Religions- und Sittenpolizei und bildet aus oben
genannten Gründen eine beständige Gefahr für
offen-demokratische Gesellschaften. Fundamentalismus (lt.
Brockhaus 2000 definiert als kompromiss- und
rücksichtsloses Festhalten an religiösen Grundsätzen)
und der davon inhaltlich kaum trennbare Dogmatismus (lt.
Brockhaus 2000 definiert als ein unkritisches, nicht
begründetes Behaupten religiöser Sätze und
Inanspruchnehmen ihrer unbedingten Anerkennung) sind und
bleiben somit zwangsläufig eine von mehreren Ausdrucks-
und Erscheinungsformen von Religion, solange eine jede
dieser religiösen Weltanschauungen auf einer absolut und
unabänderlich ausschließlich für sie geltenden
Deutungshoheit betreffend letzter und höchster Wahrheit
totalitär beharren und keine anderen neben sich
tolerieren. Aus dieser Richtung gesehen ist Religion
nichts anderes als ein viele Jahrtausende alter Konflikt-
und Kriegskatalysator, dessen Gefährlichkeit zunimmt,
weil sich die entsprechenden Mentalitäten kaum geändert
haben, aber technisch immer weiter verbesserte
Waffensysteme zur Verfügung stehen, um die Konflikte
auszutragen. Voltaire meinte: "Wer Dich veranlassen
kann, Absurditäten zu glauben, der kann Dich auch
veranlassen, Unrecht zu begehen".
Gesellschaft kann nur so lange
frei sein, wie sie das demokratische Prinzip des
Zweifelns kultiviert (SZ 243: 05 vom 22.10.2015). Ich
denke, dass eine mit Absolutheitsanspruch kombinierte
Weltanschauung zu gefährlich ist und deshalb aufgegeben
werden muss. Eine demokratische Welt erträgt nichts
Totalitär-Absolut-Dogmatisches wie Gott und seine
selbsternannten irdischen Vertreter; sie lähmen
vernünftige politische Entwicklungen, den
wissenschaftlichen und den gesellschaftlichen Fortschritt
(L. Feuerbach). In keinem der Evangelien ist die Rede von
der Schaffung eines Stellvertreters Gottes auf Erden. Es
ist undenkbar, dass nach einer Doktrin des
selbsternannten höchsten Stellvertreter Gottes auf Erden
jede Demokratie auf den Zehn Geboten gründen muss (DIE
ZEIT 49: 66 vom 29.11.2012). Fatal auch in diesem
Zusammenhang der verhaltenspsychologische Nachweis in der
Zeitschrift Psychological Science, dass Gläubige
risikotoleranter sind als Nichtgläubige: Gott als
vermeintliche Quelle persönlicher Sicherheit (http://dx.doi.org/10.1177/095679761456310).
In ähnliche Richtung weist eine kritische Untersuchung
der Behauptung, dass Gläubige angeblich mehr
Nächstenliebe praktizieren als Nichtgläubige (Galen, L.
W. 2012: Does religious belief promote prosociality? A
critical review.- In: Psychological
Bull. 138/5: 876-906). Fatal auch bei den 10 Geboten,
dass die wesentlichste Verhaltensregel, das
Tötungsverbot, in der Rangfolge nur im Mittelfeld - 5.
Platz - steht. Bedeutet das doch, dass für den Schöpfer
dieses Regelwerkes und alle weiteren Verkündern dieses
Dekalogs Wert, Erhaltung und Schutz des Lebens nicht an
höchster Stelle standen.
Aber so kann das doch nicht
gemeint gewesen sein mit dem konstruktiven Auftrag, den
"Garten Eden" sorgfältig zu bestellen,
liebevoll zu behüten und nachhaltig zu pflegen (1. Buch
Mose 2,15). Von treuhänderischen, hütenden und
verantwortungsvollen Bestrebungen, die Erde den
Nachkommen verbessert zu hinterlassen - so die erst im
20. Jhd. erfolgte, abenteuerliche Neuinterpretation
dieses dominium-terrae-Auftrags (der in Wirklichkeit
wegen seiner eindeutigen Wortwahl keinen Spielraum lässt
für Interpretation) - ist m. E. nichts vorhanden. Kann
jemand mir sagen, wo ein Mitglied dieser
weltanschaulichen Organisation den Planeten Erde
inzwischen in einen substantiell besseren Zustand
gebracht hat?
Was spricht gegen die aus
Vorangegangenem abgeleitete Behauptung, dass die
weltanschauliche Organisation, welche vorgibt,
seelsorgerisch und zum Wohle der Menschen tätig zu sein,
in Wirklichkeit oft das Leid absichtlich belässt oder
gar mehrt, um den Glaubensdruck zu erhöhen und damit an
Einfluß zu gewinnen? Sie hätte doch genug Mittel, z. B.
die Erdbebenschäden in L'Aquila und Port au Prince
vollständig zu sanieren: der Oberhirte kommandiert
derzeit einen frei verfüg- und verteilbaren Jahresetat
von stolzen 110 Millionen Euro aus dem Peterspfennig und
den Jahresgewinnen der Vatikanbank (DIE ZEIT 31: 56 vom
26.07.2012). Anstatt mit diesen Mitteln zu helfen,
belässt man die Opfer solcher Naturkatastrophen
jahrelang in Not und Elend und instruiert, man solle doch
den lieben Gott um Hilfe bitten. Mutter Theresa,
selbsternannte Missionarin der Nächstenliebe, dachte
ganz ähnlich, als sie "Gott in der Verkleidung des
Elends" zu erkennen glaubte und deshalb die
Anwendung von Schmerzmitteln in ihren Krankenhäusern in
Kalkutta einschränkte, damit ihre Patienten, je mehr sie
leiden, umso näher bei Gott sind. So sieht pervertierte
Nächstenliebe einer weltanschaulichen Extremistin also
aus. Ich kann nicht verstehen, dass bei solcher
Handlungsweise ein Friedensnobelpreis fällig wurde.
Könnte der Mensch den "Garten Eden", das
Paradies, schon auf der Erde teilweise verwirklichen -
Immanuel Kant schrieb deshalb ganz diesseitig "Zum
ewigen Frieden" - , hätte der Mensch immer weniger
Grund zu glauben und ein glückliches Jenseits zu
erhoffen. Deshalb wird vieles und noch mehr getan und
unterlassen, damit es möglichst wenig Frieden und
möglichst viel Unglücklichkeit gibt und Not sowie
Schmerz mit ihrem impliziten Glaubensdruck nachhaltig
gesichert auf hohem Niveau fortbestehen. So verkündete
deshalb in der Osterwoche 2011 genannte weltanschauliche
Organisation gemäß dem Nächstenliebe-Modell von Mutter
Theresa, dass angeblich "der Mensch kein Recht habe,
sich mittels Medizintechnik aus seinem Leid
davonzustehlen".
- Das Römische Kreuz steht
aber, wie eingangs schon festgestellt, in seiner realen
Wirkung nicht nur für unsägliche Qual, sondern auch
für tiefste Demütigung, maximale Beschämung,
Peinlichkeit und Sklaventod, größte Befriedigung von
Voyeurismus und vollständige Satisfaktion heißester
Sadistenlust: "...some impale their private
parts,..." (L. A. Seneca in Maslen & Mitchell
2006: 185). Das erkennt man auch an der zynischen Wahl
des Exekutionsstandortes - eine Anhöhe (Schlußpunkt,
Endstation, letzter Höhepunkt) - , dem erzwungenen
Beisein von Angehörigen, und an der Positur, in die der
von spezialisierten Sadisten gnadenhalber besonders
gründlich vorpräparierte, nackte und
bluttriefend-zerfleischt-zerhackte Körper mit rohester
Gewalt endgültig fixiert wird: offene, weit
ausgebreitete Arme bei anfänglich aufrechter Haltung
signalisieren - in solch einer Situation diametral
widersinnig - Macht, Freude, Erfüllung, Hoffnung,
Sehnsucht, Verzückung, Ekstase, Verlangen, Hingabe, aber
auch Ohnmacht und Wehrlosigkeit. Auf jeden Fall wird der
Gequälte in dieser Zwangspose komplett lächerlich
gemacht. Der ans Kreuz Genagelte symbolisiert,
materialisiert und zentriert in sich die ultrabrutale
Wirkung aller roh-nackten, despotischen, totalitären und
doktrinären Macht sowie den daraus brachial
hervorberstenden, brüllenden, gigantisch-monströsen
Mahlstrom aus weißglühenden Gewalt-Protuberanzen. Das
Römische Kreuz ist vollkommenste Mutti, Supernanny aller
Beschränktheiten und absoluter, jungfräulich-reinster
Zwang. Kreuzigung bedeutet Totalkontrolle: physische
Hineinzwängung eines Lebens in den nullten
Freiheitsgrad: Zerquetschung, Einstampfung und
Zusammenpressung einer menschlichen Existenz zum Punkt,
dem Nichts: dem schändlichsten Sklaventod. Ich kann das
Römische Kreuz nur als das sehen, wofür es
ursprünglich verwendet wurde: als grausamstes
Tötungsmittel, das einem entstellten und festgenagelten
Menschen - bedeckt von einem ecklig-surrend-schwirrenden
Schwarm stechender und gierig saugender Insekten - unter
beißendem Hohn, Spott, zotigen Anfeuerungsrufen und
schlussendlich johlendem Beifall, Gegröhl und Gekreische
dummgeiler Gaffer auf entwürdigendste Weise die letzten
Körpersekrete während des finalen Erstickungsanfalls
aus seinem zyanotischen, blaurot-violett verfärbten
Körper herauspresst: erzwungener, in einer ejaculatio
seminis eskalierender Kontrollverlust in extremis:
öffentlich inszenierter,
mega-giga-tera-peta-exa-obszöner, bestialischer
Foltervergewaltigungsmord, Pervertissimo, letzter
Tabubruch, ultimativer Skandal, schwerster, exzessiver
Frevel, Totalschändung: Armageddon barbarischer,
triumphaler Inhumanität. Das Grausamkeitsmaß betreffend
besteht da gar kein Unterschied mehr zu diversen
Ritualmorden archaischer Gemeinschaften. Es besteht kein
Zweifel, dass mit dieser singulären Grenzüberschreitung
der Mensch das, was er als Hölle bezeichnet, selbst mit
Bedacht geschaffen und mit "setzen, sehr gut!"
(Note 1* bzw. 15 Punkte) erfolgreich verbreitet hat.
Für frei denkende und frei lebende, positiv gesinnte und
vernünftige Menschen ist es ausgeschlossen, ein Objekt,
das nur für diesen Zweck erfunden, angewandt und
globalisiert wurde, anzusehen, anzubeten sowie seine
Protagonisten in Ehren zu halten. Zudem: Der Blick auf
einen Sterbenden ist mir in diesem Fall wegen einseitiger
und somit unfairer Intimität unerträglich. Fesselung,
Flagellation und Strangulation zählen ausserdem zu den
seit Alters her bestens bewährten, sado-masochistischen,
sexuell-perversen Praktiken, die von genannter
weltanschaulicher Organisation wegen besonderer
Schädlichkeit für Leib und Seele in den Bann gelegt
wurden. Zutiefst verwerflich in diesem Zusammenhang ist
auch das das Grauenvollste, Grässlichste und
Schrecklichste ästhetisierende 2010-Werbeplakat - und
alle nachfolgenden - für die zu diesem Gräuelthema
einschlägig bekannten und bedauerlicherweise
weltberühmten "Festspiele" (und all ihrer
Ableger), die - abgesehen von gesetzlichen Verboten in
der Zeit der Aufklärung - seit 1634 n.Chr. in
zehnjährigem Turnus abgehalten werden. Die im Jahr 2010
zusätzlich aufgeführte Kinderpassion ist Steilvorlage,
die Debatte über seelisch mißbrauchte
Erziehungsbefohlene um die Punkte Zwang und Manipulation
auszubauen: Kinder, die sich in einer freien und offenen
Gesellschaft seelisch gesund entwickeln können, werden
nicht gezwungen, sich ausführlich mit Gedanken über
Folter und Tod zu beschäftigen; so etwas geschieht nur
in seelisch, humanitär und weltanschaulich regredierten
Zwangsgemeinschaften: im NS-System log Baldur von
Schirach dem angeblich arischen Jungvolk - Pimpfen und
Jungmädeln - vor, sie seien nur deshalb erschaffen
worden, um für Deutschland zu sterben. Das zerstört
jede empfindsame Seele ähnlich folgendem Zweizeiler aus
dem Gesangsbuch einer weltanschaulichen Organisation:
"Oh Welt, ich muss Dich lassen, sterben ist mein
Gewinn!". Es ist der notorische, scheinbar nicht
besserbare geistige Irrsinn der Kreuzesverehrer, der sie
am 06.04.2012 wiederum ihre christlichen Lebenslügen in
die Welt posaunen ließ, das Römische Kreuz samt corpus
- dem "Balkensepp" - sei der Baum des Lebens,
ein Quell der Kraft und Hoffnung, eine Ermutigung für
Menschen in Not sowie Botschaft für eine gerechtere
Welt. Es ist bedrückend, wie die Medien diesen
volksverdummenden frommen Lügen bereitwillig Raum
bieten.
Das Römische Kreuz symbolisiert
nach meiner Sicht nicht seelisches Heil, geistigen Halt,
Erlösung und Todesüberwindung, sondern nur Gewalt,
Folter, Vergewaltigung, supremen Sadismus, Perversion und
Mord. Positive mentale Assoziationen sind mit einem
Römischen Kreuz unvereinbar. Es steht stellvertretend
für viele längst aus der Zeit gekommenen Dogmen und
Riten, die durch solche ersetzt werden müssen, die
ästhetisch-humanitären Kriterien genügen.
Ronald Reagan appellierte am
12.06.1987 vor dem Brandenburger Tor an der Berliner
Mauer an den Premier der damaligen UDSSR: ".... Mr.
Gorbachew, tear down this wall!"
So empfehle ich dem Oberhirten: "Dear Mr. pope, chop
off and dump this Roman Cross!" Gleichzeitig
empfehle ich anderen weltanschaulichen Gemeinden:
"Stop circumcision and FGM immediately now!"
Einer Monsterdampfwalze gleich
zerstörten vom Missionseifer besessene Extremisten und
Fundamentalisten dieser weltanschaulichen Organisation
mit Feuer, Schwert und den verlogenen Schlachtrufen
"Gott will es!", "Gott mit uns!"
"furor domini!" in aller Welt eine Vielzahl
archaisch-natürlicher Weltanschauungen (hier begann die
erste Zwangs-Entgötterung der Natur, die sich
nachträglich als für das ökologische Gleichgewicht so
verhängnisvoll erwies), indem sie zahllose unbeugsame,
zu "Heiden" degradierte Ureinwohner mordeten
(Verlust an Spiritodiversität) und nach den Spiritoziden
(DER SPIEGEL 42: 148-155 vom 14.10.2013) auf den
gewaltsam geschaffenen riesigen Brachen eine öde und
triste, aber bestens kontrollier- und steuerbare
weltanschauliche Monokultur pflanzten und sie, wiederum
unter massiver Anwendung von Zwang, Gewalt und
Gehirnwäsche, erfolgreich eine bedenklich große Anzahl
Gläubiger (Im Jahr 2010 zählte diese Organisation ca.
1,2 Milliarden "Werkzeuge Gottes") unter dem
Dirigat des Römischen Kreuzes und dem strengen Leitsatz
"ora et labora" sorgfältig züchteten. Ihnen
sind mit Bedacht über viele Jahrhunderte Spaß und
Freude am Leben gründlich und nachhaltig verdorben sowie
der freie Wissenserwerb in Literatur, Technik,
Naturwissenschaften und Medizin vermasselt worden. Das
sind die Straftatbestände des Dummhaltens sowie des
Belassens in Not, Leid und Elend. So durfte ausserhalb
der Mauern von Klosterbibliotheken gar nicht und
innerhalb dieser nur in der Bibel geforscht werden. Und
diese Bremserei, dieses sich Querlegen gegen die
natürliche geistige Evolution des Menschen, sollte bis
heute so weitergehen. Doch solche unerträglichen
Engführungen und widernatürlichen Beschränkungen
ließen sich immer weniger Schäflein gefallen. Beispiel
eines steinernen Zeugen resilenten Strebens nach
Erkenntnis - das ist sinnliche und verstandesmäßige
Wahrnehmung - und "nackter Wahrheit" steht vor
dem Eingang der Ecole de Médecine in Paris: es ist die
steinerne Statue einer sich selbst entkleidenden Frau.
Die Plastik trägt den treffenden Titel: "Die Natur
entschleiert sich vor den Augen der Wissenschaft"
(DIE ZEIT Nr. 48: 60 vom 25.11.2010).
In traditionell rückwärtsgewandter Sturheit verkündete
zu den Themen freier Wissenserwerb, Aufklärung und
Intellekt ein frisch gekürter Oberhirte in seiner ersten
Botschaft vom 20.04.2005 "... die dringendste
Notwendigkeit einer......Reinigung des Gedächtnisses,
... um die volle Wahrheit ... aufzunehmen" (gerade
er sollte doch eigentlich wissen, dass nach L.
Wittgenstein "....kein Mensch direkten Zugang zur
Wahrheit hat.") und am 24.12.2011: "... dann
müssen wir vom hohen Roß unseres aufgeklärten
Verstandes herabsteigen, .... unsere falschen
Gewissheiten, unseren intellektuellen Stolz ablegen, ...
geistig zu Fuß gehen, ... verzichten auf die Fixierung
auf das Materielle, Meßbare, Greifbare....".
Kommentar: - Das Problem der Fixierung auf das Materielle
betrifft genannte weltanschauliche Organisation in
allererster Linie selbst. - Die wirklich Klugen und
Weisen saßen noch nie hoch zu Roß, sind nicht stolz und
kennen ganz bestimmt keine Lebenssituation, in der
sinnvoll sein kann, den Verstand auch nur 1 Sekunde lang
abzuschalten.
Erfindung und globale
Verbreitung des Römischen Kreuzes (Beispiel: GEO
02/2007: 96) - egal unter welchem Aspekt - stellt ein
besonders schweres humanitäres Versagen, einen
Zivilisationsbruch dar. Die mit dieser angestrebten
Generalisierung implizit aufgezwungene Hauptbotschaft,
jedes Unrecht widerstandslos ad exitum hinzunehmen, ist
inakzeptabel. Die geflügelten Worte "Schlägt Dir
jemand auf die linke Wange, dann halte ihm doch auch noch
die rechte hin" und "wer einen Stein auf Dich
wirft, dem wirf eine Blume zurück" sind
menschenverachtend, denn dieses absichtlich empfohlene
Fehlverhalten in Form von Selbstverleugnung und diese
aufgedrängte Passivität unterdrückt den natürlichen
und gesunden Ego-Reflex der Selbsterhaltung, des
Lebenswillens und der angemessenen Selbstverteidigung,
schwächt die Position Bedrängter und steigert deren
Leid, damit diese - anstelle in ihrem Selbstwert und
Selbstvertrauen - vermeintlich im Glauben Halt finden.
Gegner mit dem unbedingten Willen zur Zerstörung einer
Person lassen sich durch genannte Gesten, die in der Tat
mutig erscheinen, mitnichten beeindrucken und werden die
dargebotene Friedfertigkeit nicht erwidern. Ganz im
Gegenteil.
Erfindung und globale
Verbreitung des Römischen Kreuzes sowie damit verwobene
Seelenheilsbotschaften sind Paradebeispiele negativer,
schwarzer Kreativität.
Was nutzt es Gläubigen nun,
wenn sie in froher Hoffnung auf moralische Erhöhung und
einen besseren Platz im Jenseits ungerecht zugefügtes
Leid in Serie erdulden? Sie werden nicht wie nach der
Prüfung durch Leidenlassen - das entspricht der
alttestamentarischen Hiob-Erzählung - belohnt, sondern
hier im realen Leben nur noch weiter gequält,
unterdrückt, ad exitum ausgepresst und in ihrer letzten
Stunde - am bitteren Ende ihres Sinnloswartens auf Godo -
abgrundtief enttäuscht und frustriert ihre ultraeiskalte
kosmische Einsamkeit und Verlassenheit einsehen und in
bodenlos-ohnmächtigem Zorn erkennen, dass sie dauerhaft
um ihre Lebensqualität und um ihre letzte größte
Hoffnung schändlich und feige betrogen worden sind.
Beispiel: "Wo bleibt er denn nur, mein lieber guter
Heiliger Michael, wann erhört er mich denn endlich und
hilft mir?", hörte ich eine bis zu diesem Zeitpunkt
tiefgläubige Kindergärtnerin wenige Stunden vor ihrem
Tod zweifelnd fragen. Sie zweifelte umso mehr, weil kein
irdischer Verkünder des Herrn sich wegen seiner
angestammten Arroganz herabließ, sie in ihren letzten
Daseinstagen zu besuchen, ihr Trost zu spenden und
Zuwendung zu geben: dieser Herrenmensch war sich
offensichtlich zu gut, nur eine alt und krank gewordene
Kindergärtnerin ein letztes mal zu besuchen. Sophie
Scholl äusserte in einem ihrer Briefe an Fritz
Hartnagel, dass sie "...Gott nicht finden
kann...". Auch Mutter Theresa zweifelte, indem sie
schrieb: "In mir ist kein Gott". Das lapidare
Sprichwort - "Hilf Dir selbst, dann hilft Dir
Gott" - ist vollkommen richtig und verweist nur
lapidar auf seine Nichtexistenz. Auch A. Einstein
zweifelte, indem er 1954 gegen Ende seines Lebens
notierte: "Das Wort "Gott" ist für mich
nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen,
die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich
primitiver Legenden" (GEO 12: 151, 2012).
Ordensschwester G. Calabria: "Manchmal werde ich
wütend auf Gott, sehr wütend" (ZEIT MAGAZIN 2: 24
vom 03.01.2013).
Genannte Weltanschauung trumpft
auf mit einem hypothetischen, welterschütternden Donner-
und Paukenschlag in unbestimmter Zukunft: die drohliche
Vorhersage eines Ereignisses, das sich in Wirklichkeit
weder ereignen kann noch ereignen darf: es ist die nach
dem "Weltuntergang" hoch und heilig
versprochene Wiederkehr eines gleißenden Erlösers,
Messias, Heilands, Weltenretters auf Erden, der bei
seinem "Jüngsten Gericht" die Spreu vom Weizen
sondern wird: die Guten - freilich alle Gläubigen: denn
nur sie sind die Auserwählten - ins Töpfchen - also
hinauf mit denen ins ewige Licht - , die Schlechten -
alle Heiden - ins Kröpfchen - also hinab mit denen in
den schwarzen Höllenschlund ewiger Verdammnis. Mittels
dieser Hinhalterei ad infinitum wird eine große,
emotional hochgespannte, Glücklichkeit bis in alle
Ewigkeiten erwartende Haltung erzeugt, die das in
Wirklichkeit vergebliche, nutzlose und verschwenderische
und letztendlich schädliche Hoffen auf und Glauben an
das Auserwählt-Sein und das Kommen einer besseren Welt
eselsgeduldig aushalten lässt. Da ein Abgleich mit der
Wirklichkeit nie stattfinden wird, eignet sich dieses nur
erdachte und weisgesagte Ereignis als idealer und
dauerhaft gefestigter Projektionsraum für Illusionen von
und Fantasien über eine bessere Welt. Die Idee Gott als
gedachter Kontrapunkt zur Summe all der Grausamkeiten,
die Mensch permanant in Serie erfindet und ausführt.
Alle guten Wünsche und Ideale des Menschen - wie
unendlich gut, ehrlich, gerecht, weise, mächtig,
naturbeherrschend, schöpferisch, etc. pp., - die er
manchmal hegt, bündeln sich im maßlosen, wie
Diamantschmuck gefährlich gleißenden und die Vernunft
überblendenden Fokus der Gottesidee: die gedankliche
Idealvorstellung über Gott als vollkommenste Ausprägung
des Menschen selbst, als Zielperspektive in räumlicher
und zeitlicher Unendlichkeit (BR2 06.06.2012 9.30-10
Uhr). So wird durch ein nie Wirklichkeit werdendes, nur
weisgesagtes Ereignis eine Glaubensillusion in vielen
Köpfen dauerhaft installiert. Das ist schädlich, weil
die Vorstellung über ein möglicherweise besseres Leben
im Jenseits die Impulse zur Besserung des Lebens im
Diesseits abschwächt und zersetzt werden; man soll sich
eben alles gefallen lassen wie ein "Lamm
Gottes". Ergänzend dazu die Idee vom
"Jüngsten Gericht" über Lebende und Tote als
Gegenpol zur Summe all der Ungerechtigkeiten, die der
Mensch inzwischen begangen hat und die angeblich am
"Jüngsten Tag" endlich allesamt gesühnt
werden. Das inzwischen über 17 Jahrhunderte
praktizierte, taktiererische Dauer-Heucheln gerne
vernommener günstiger Prognosen, die sich in den
haltlosen Tiefen nur gedachter Ewig- und Unendlichkeiten
vielleicht erfüllen könnten, ist so wirksam wie unfair.
Freilich kann man sagen, dass sich im künstlichen Raum
der Mathematik zwei parallele Geraden in einer Ebene in
der Unendlichkeit schneiden. Betreffend die Realisation
des "Jüngsten Gerichts" ist das nichts anderes
als Mißbrauch von Prokrastination und dem gedanklichen
Super-Joker der Unendlichkeit. Und wie wenig Substanz in
genannter Weltanschauung tatsächlich vorhanden ist,
zeigt schon, dass alleine durch verstärkten Einfluß
analytischen Denkens die Überzeugung von der Richtigkeit
ihres Denkmodells gemindert wird (Gervais, W. &
Norenzayan, A. 2012: Science 336: 493). Zum Denkfehler
Mensch-Übermensch-Gott: Der Gedanke an Perfektion
bedeutet absolute Wahrheit und suggeriert
Entwicklungsstillstand; er ist letztlich totalitär.
Perfektion bedeutet das Ende allen Suchens und jeder
Weisheit: keine Fragen, keine Neuerungen und kein Lernen
mehr, ein Stranden im Nichts. Das kann letztlich nur der
Tod sein (GEO 03: 136-149; 2012). Der Gedanke an (Gottes)
Allmacht ist gefährlich, da totalitär: er zieht die
Überflüssigwerdung der Menschen nach sich (Hannah
Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt. Hrsg.: M. Wiebel
2913: 79-80).
Die Ideen von einer möglichen
Existenz Gottes und dem Jenseits sind so vage und
substanzlos, dass sie argumentativ unangreifbar scheinen:
sie sind weder falsi- noch verifizierbar; solch
gehaltlose Gedanken sind nur unbrauchbar. Keiner wird
jemals feststellen und dann erklären können, woraus
Jenseits und Gott - aussergedanklich - bestehen und wie
beides entstanden sein soll. Und für den Fall, dass
behauptet wird, beides sei immer schon dagewesen, dann
muss ein Grund dafür angegeben werden und warum so etwas
notwendig sein soll. Freilich gehen solche
Jenseits-Vesprechungen leicht über gesalbte und
geheiligte Lippen, weil garantiert niemand zurückkommt
und konkret darüber berichten kann, ob das so
leichtfertig Versprochene nun denn wahr oder doch nur
gelogen war. Und da möchte ich mich noch einen Schritt
weiterwagen und sagen, dass nur solche Leute das Jenseits
scheinheilig bedenkenlos lobpreisen, die - vielleicht
auch unbewusst - ganz genau wissen, dass mit dem
individuellen Tod alles beendet ist und gewiss nichts
weitergeht. Zur versprochenen körperlichen
Wiederauferstehung angeblich aller Sterblichen: woraus
oder wo sollen die wiederauferstehen, deren sterbliche
Überreste schon längst Bestandteile irdischer
Kreisläufe geworden sind, wie z. B. die Opfer der
Titanic-Havarie am 15.04.1912? Woraus oder wo sollen die
100000 Personen wiederauferstehen, die am 06.08.1945 um
8 Uhr 16 Minuten und 2 Sekunden morgens vom
gleißenden Hitzestrahl der 11,350 kT-Uranbombe
Little Boy bei 1 Million Grad Celsius und 10 Kilobar
Druck innerhalb einer Zehntelsekunde in ihre chemischen
Grundbausteine zerlegt wurden und deren Wasseranteile
wenig später aus dem riesigen Atompilz zu ölig-rußigen
Tropfen kondensiert auf die Überlebenden abregneten (das
war der erste Fall von technisch erzeugtem
Menschenwasser-Regen)? Und wie soll die Person
wiederauferstehen, die sich posthum als Organspender zur
Verfügung gestellt hat? Und wie hätte Gottes Sohn
ganzkörperlich wiederauferstehen können, wo der junge
Jesus doch beschnitten war und bei seiner Passion ganz
ordentlich geschwitzt, geblutet und geweint (lacrima
Christi!) etc. hat?
Zur garantierten
Wiederauferstehung der Seele: eine Seele ist als
immateriell definiert. Und deshalb kann kann sie keine
Information beinhalten. Sie kann sich mangels Substanz
nicht bewegen und deshalb auch nicht wiederauferstehen;
siehe einige Abschnitte weiter unten. Wiederauferstehung
gibt es nur in den fantastischen Ausführungen einer
weltanschaulichen Lehre sowie im Vampirismus.
Es war im August 2010 in einer
Aussegnungshalle dieser weltanschaulichen Organisation,
als ein Spender göttlichen Heils coram publico die
obligatorische Anstands-Bankrotterklärung offenbarte,
indem er in einer Standardfloskel sinngemäß
verkündete, man "....müsse das Leid, das der Tod
einer jungen Frau den Hinterbliebenen gebracht hat,
einfach aushalten." Ein Mehr an Banalität und
Trostlosigkeit kann man den im Leid Erstarrten und
vorübergehend wehrlos gewordenen wirklich nicht
aufladen.
Schon vor 300 Jahren ist im
anonym veröffentlichten Traktat "Der
Gottesbetrug" diese Weltanschauung als Verblendung
erklärt worden (DIE ZEIT Nr. 21: 19 vom 20.05.2010).
Voltaire äusserte die Ansicht, dass "...der
Aberglaube die ganze Welt in Brand setzt und nur die
Philosophie ihn wieder löschen kann". Jurek
Hronowski (*1922 Zloczów, Polen 2006 Warschau),
ehemals streng gläubig, hat nach mehrmaligen
Internierungen in den KZ Auschwitz und Sachsenhausen
seinen Glauben an einen gerechten Gott verloren und
genannte weltanschauliche Gemeinschaft verlassen. Ich
selbst halte diese und auch die anderen Weltanschauungen
für verschiedene Varianten ein und derselben
gefährlichsten, weil für Gewaltherrschaftszwecke
mißbrauchte Illusionen, die der Mensch jemals erdacht
sowie bis dato erfolgreich und dauerhaft verbreitet hat:
sie haben sich zum Vorteil sehr Weniger und Nachteil sehr
Vieler laufende Perpetuum-Mobile-Geld- und
Unterdrückungsmaschinen mit integrierten
Postenverteilungsapparaten entwickelt; diese bequemen und
in sich geschlossenen Kartelle, Selbstbedienungsläden,
Austragshäuserl und Karrieresteigbügelhalter sind
inzwischen leider auch von einigen Verwaltungs- und
Bildungseinrichtungen sehr erfolgreich imitiert worden.
Ein Folterinstrument wie das
Römische Kreuz ist als Heils-, Friedens-, Erlösungs-
und Todesüberwindungsmetapher vollkommen ungeeignet.
Eine größere Diskrepanz zwischen Wirklichkeit -
physischer Wirkung - und idealisierter, güldener
Verklärung als beim Römischen Kreuz ist undenkbar und
offenbart hemmungs- und grenzenlose
Wirklichkeitsverweigerung sowie die unendlich groß
scheinende Macht mißbrauchter Manipulation und
entgrenzter Demagogie. Wegen der suprem grausamen
physischen Wirkungsweise des realen Römischen Kreuzes
kann seine tatsächliche, unverfälschte und direkte
Botschaft nichts anderes sein als Extremismus pur. Die
Ikonen aller anderen weltanschaulichen Gemeinschaften
haben keinen derart problematischen und fragwürdigen,
inhumanen und extremistischen Realkern, bestehend aus dem
dreckigen Halbdutzend Zwang, Vergewaltigung, Sadismus,
Perversion, Folter und Mord. Nur die unvorstellbar
große, in ihren Ursachen noch nicht verstandene und kaum
vermessene menschliche Negativ-Irrationalität und
Negativ-Emotionalität (Schuldgefühle, Angst, Haß,
etc.), ihre hartnäckige Persistenz, Unverbesserlichkeit
und leichte Ausnutzbarkeit - die Macht der Dummheit
(Umberto Eco in DIE ZEIT 40: 51 vom 29.09.2011) - sind
substantielle Argumente, warum diese Ikone trotz ihrer
unmenschlichsten realen Bedeutung seit nunmehr
17 Jahrhunderten Bestand hat: viele Menschen sind in
erschütterndem Ausmaß manipulierbar (selbst beim
vermeintlichen Privatissimum der Familienplanung),
oberflächlich, unkritisch, träge, verantwortungsscheu
("Um Gottes / Himmels Willen!", "Gott sei
Dank!", "...Dein Wille geschehe, wie im Himmel
so auf Erden, ...", "...und führe mich ins
Gelobte Land.", "Der Herr ist mein Hirte",
"Helf Gott!", "In Deine Hände empfehle
ich meinen Geist", "so wahr mir Gott
helfe!"), glauben an die Gotteskindschaft aller
Menschen, unterwerfen sich selbst, verkennen die Gefahr
der Gewöhnung, fliehen vor der gedanklich angeblich zu
anstrengenden Komplexität begeistert und erleichtert in
einfachste Welterklärungen attraktiv erscheinender
Despoten, kapitulieren präventiv vor der süßen
Bequemlichkeit der Gewohnheit, hießen massenhaft
"diejenigen jubelnd und vor Glück hysterisch
kreischend willkommen, die ihnen die Mühe des Sittlichen
abnahmen" (Josef Furtmeier 1887-1969), ersehnen
Selbstentlastung (Bsp: Ende Januar 2015 wollen laut
Umfrage knapp 60% der Deutschen einen Schlußstrich
ziehen unter die Schoah: Jakov Hadas-Handelsman in SZ 35:
02 vom 12.02.2015), haben sich größte Angst vor
Obrigkeit, Tod und einem phantasierten Jüngsten Gericht
einjagen lassen ("ohne Furcht kein Glaube"),
hegen und pflegen ihre Kleingeisterei, Spießerei,
Zwergerei (dazu passende statements: "Meine Kraft
ist in den Schwachen mächtig"; "Wer die Armut
in sich selbst wahrnimmt, wird die wahre Größe Gottes
entdecken"), ihr schlechtes Gewissen und akzeptieren
gerne, mit unverschämt törichten Versprechungen eines
imaginären Jenseits vielleicht irgendwo da oben hinter
Schäfchenwolken hingehalten, belogen und betrogen zu
werden. Wie riskant es werden kann, wenn man nicht genau
hinsehen will oder desinteressiert bleibt, zeigte z. B.
der Verlauf des atomaren Wettrüstens, das bis zum
Schwarzen Samstag, den 27.10.1962 auch deshalb derart
ausufern konnte, weil die Bilder von der
Zerstörungskraft dieser Waffen in der Öffentlichkeit
meist distanziert-abstrakt blieben und zu selten ins
unerträglich gräßliche Detail gingen (DER SPIEGEL
25/2011: 122-125; DIE ZEIT 41: 24 vom 04.10.2012). Ein
weiteres Beispiel für immer weiter tradierte,
organisierte Verdummung sei hier die im Jahr 2008
gegebene Antwort eines fünfjährigen Enkels auf die
Frage von Großmutter, was denn Opa nun im Himmel oben
machen wird: "Den ganzen Tag Fußball schauen";
hier ist die von Neil Postman 1985 ("Wir amüsieren
uns zu Tode") prognostizierte Infantilisierung der
Gesellschaft durch Infotainment Wirklichkeit geworden.
Der bekannte Spruch "Selig die Armen im Geiste, denn
ihnen ist das Himmelreich" passt recht gut dazu und
ist eine verkappte, zynische Empfehlung, eigenständiges
Denken besser bleiben zu lassen und vom Baum der
Erkenntnis nicht zu essen, weil es nach diesem
angeblichen Sündenfall den Menschen so ergeht wie Adam
und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies. Und je
strenger das weltanschauliche Korsett geschnürt ist,
desto erfolgreicher und stabiler das Leben in der
Gesinnungsgemeinschaft, was sich in den meisten Fällen
zudem positiv auf die Fertilitätsraten auswirkt (DER
SPIEGEL 52: 112-123 vom 22.12.2012).
Es gibt keine Wunder; interne Untersuchungskommissionen,
die auf diese Ereignisse angesetzt wurden und einige
Fälle bestätigt haben, arbeiteten nur mit
unwissenschaftlichen Methoden. Wunder sind Produkte
übersteigerten Wunschdenkens: sie stehen für die
angebliche Intervention einer höheren Gewalt bzw. des
Überirdischen; sid sind die durch das Wirken Gottes
hervorgerufene temporäre Suspension der Naturgesetze
bzw. des natürlichen Geschehens; sie sind
scheinerfüllte Erklärungslücken; sie sind emotionale
Überwältigung sowie Auserwähltheit durch die Vorsehung
und sie sind Aufbegehren gegen kosmische Belanglosigkeit
(GEO 01: 52-66 2013). Wunder sind genauso unmöglich wie
die Transsubstantiation und das Herabsteigen vom
Römischen Kreuz; eine Jungfrau kann nicht gleichzeitig
biologische Mutter sein, auch wenn das von mehreren
Weltanschauungen gleichzeitig behauptet wird; keine
gesunde Schwangerschaft dauert nur 16 Tage: 08.Dezember:
Mariae Empfängnis; 24.Dez.: Christi Geburt. Es gibt
keine Dreieinigkeit wegen 3 ungleich 1; eine geistige
Erleuchtung kam noch nie "vom Himmel"
herab"; auch mit bestem Willen kann niemand
- aus einem Klumpen Lehm einen Adam - angeblich der erste
Mensch (naturlich ein Mann) auf Erden - erschaffen,
- auch nach 1000 Jahren biotechnischer Forschung aus der
Rippe eines Adam eine Eva - angeblich die erste Frau auf
Erden - erschaffen,
- zubereitete Fische vermehren,
- Wasser in Wein oder Steine in Brot verwandeln,
- über eine Wasseroberfläche gehen (so wie es das
2010-Werbeplakat mit dem Motto: "Damit Ihr Hoffnung
habt!" zweier weltanschaulicher Organisationen
suggerieren wollte, als sie für ihre geplanten Aktionen
auf einem gemeinsamen Konvent vom 12.-16.06.2010 warben),
- durch persönliches Leiden alle Sünden der Welt
hinwegnehmen (wieso gibt es dann den Beichtstuhl, die
Buße, das Märchen vom Jüngsten Gericht und wieso
müssen in jedem Rechtsstaat Legislative, Jurisdiktion
und ein Polizeiapparat präsent sein?; und wieso sind
alle Gefängnisse überfüllt und die Gerichte wegen
einer steigenden Flut von Prozessen überfordert?),
- allein durch Berührung Kranke heilen,
- von den Toten auferstehen und den Lebenden wieder
"erscheinen",
- vom Himmel hoch herabkommen oder in diesen wieder
auffahren (notabene: es gibt tatsächlich Gotteshäuser,
in denen dies an den entsprechenden Feiertagen diese
Fabel-Geschehnisse theatralisch imitiert werden),
- alle Geschehnisse gleichzeitig beobachten und steuern,
- über alle Lebenden und Toten zu Gericht sitzen,
etc.pp.ff..
"Die letzten werden die ersten sein": noch
niemand hat davon berichtet, dass dies tatsächlich
geschehen sein soll. Niemand hat nach dem Beichten und
dem Erhalt der "Absolution" all seine
Missetaten ungeschehen gemacht. Himmel, A.... und Zwirn!
Wenn Missetaten angeblich mit so wenig Mühe, so schnell,
billig und schmerzlos angeblich ungeschehen gemacht
werden können, dann ist das nichts anderes als gerne
geglaubter Selbstbetrug und eine weitere Verfehlung:
schwere Beleidigung und Übergehung aller Geschädigten
und Opfer, da doch in Wirklichkeit nichts Ungeschehen
gemacht worden ist. Und das Beichtritual erleichtert das
Festhalten am Selbstbetrug der angeblichen
Seelenreinigung. Freilich ist es seelisch viel leichter,
sich vor einer virtuellen Institution - Gott - zu
entschuldigen, als vor dem Opfer persönlich; auch
deshalb ist der Beichtstuhl erfunden worden, um
Wiedergutmachung sich selbst vorzulügen sowie die
Missetäter auszuhorchen und abhängig zu machen. Viel
besser für das Täter-Selbstwertgefühl wäre doch, vor
die Geschädigten zu treten, zu gestehen und um
Verzeihung zu bitten oder sich selbst anzuzeigen.
Lächerlich, schreiend dumm die Reihe mobiler, leuchtend
weißer Beichtstühle auf dem Weltjugendtag 2011 in
Madrid. Das "Absolvo te" ist rein gar nichts
wert. Auch deshalb nicht, weil Gottes Auge angeblich seit
Anbeginn alles sieht und seine Ohren alles hören und
somit die gebeichteten Sachverhalte - wenn sie denn den
wirklichen Geschehnissen entsprechend referiert wurden -
für ihn keine Neuigkeiten sein können.
All das ist sträflich vereinfachtes Wunschdenken in
einer komplizierten, oft widrigen und anstrengenden
Wirklichkeit sowie über viele Jahrhunderte
weitergeführte, perfektionierte Indoktrination von
Irrationalität und Inkonsequenz. Damit soll in
übertragenem Sinne den Gläubigen dauerhaft eingebleut
und glaubhaft gemacht werden, dass 1+1=3 ist. Probleme
sind aber auf diese Art noch nie gelöst, sondern nur
vergrößert worden. Herr Hirnbeiß: "Un wenn de
moana, dass des a so is, nacha kennan ma Fünfe oiso do
grod sei lassn. Gell, You Bazi Du." Noch ein
bißchen mehr Blötheid, und wir schießen damit ein Loch
in die Sonne.
Verstörend unpassend ist auch der von genannter
weltanschaulicher Organisation verbreitete Begriff
Friedhof samt seiner traditionellen Bedeutung; wenn man
genauer darüber nachdenkt, ist er ein Widerspruch in
sich: denn Friede kann nur von Lebenden realisiert werden
und unter ihnen seine erfreuliche und wohltuende
Wirksamkeit entfalten. Der Begriff Friedhof impliziert
fataler Weise, dass dauerhafter Friede angeblich nur dann
besteht, wenn man nicht mehr am Leben ist. Zum einen aber
stehen alle absichtlich zu Tode gebrachten Personen
(siehe Liste im nachfolgenden Epilog) für alles andere,
nur nicht für Frieden; die sterblichen Überreste dieser
Bedauernswerten werden also auf einem Gelände bestattet,
dessen Bezeichnung und Zweckbestimmung für sie
ungeeignet ist; freilich gibt es in dem Fall auch keine
Totenruhe und kein Requiem (SZ 143: 46 vom
24.-25.06.2023). Zum anderen aber kann der Zustand
dauerhaften Friedens äusserst sinnvoll in Lebend- und
nur absurd in Totengemeinschaften sein. Somit schadet der
Begriff Friedhof der glänzenden Idee des Friedens, weil
dieser in genannter Wortkombination nicht mit Leben,
sondern nur mit dem Tod assoziiert wird. Friede nur dort,
wo alle schon tot sind; und im Umkehrschluß: Krieg nur
dort, wo das Leben ist. Das ist eine verheerend negative
Botschaft, die allen Friedensbemühungen schadet; eine
Kapitulation vor dem Frieden schaffen. Es ist nur
trivial, dass für Tote auch der Friede bedeutungslos
geworden ist.
Information ist an Masse, also
entweder an Materie oder elektromagnetische Strahlung
gebunden und damit transportabel. Immaterielles wie die
von genannter weltanschaulicher Organisation postulierte
"Seele" ist somit ohne Information, somit nicht
identifizierbar und obendrein intransportabel. Wo nichts
ist, kann nichts bewegt werden bzw. kann sich nichts
bewegen. Es kann somit keine Seelenwanderungen ins
Jenseits geben. Es steht inzwischen naturwissenschaftlich
ausser Zweifel, dass alle Vorgänge im unendlich großen
Kosmos mit seinen Universen so einfach wie möglich
ablaufen. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass Stoff- oder
Informationsflüsse aus dem Kosmos hinüber in ein
sogenanntes Jenseits gelangen können. Der Mensch
verliert im Moment seines Sterbens keine Masse, weil eben
keine Seele aus ihm ins "Jenseits" entweichen
kann. Es ist vollkommen unmoralisch, mit garantiert nicht
bis in das letzte Detail nachprüfbaren Behauptungen -
den angeblichen "ewigen Wahrheiten" - zu
taktieren und gesichertes Wissen über Tod und
Vergänglichkeit zu verzwecken. Das Märchen vom Jenseits
ist nur Verfälschung, Veräppelung und Trivialisierung
der ernstesten vorstellbaren Wirklichkeit für den
denkenden Menschen, der sie zu ergründen versucht. Von
der Vernunft her betrachtet ist es einfachste, vornehmste
und oberste Pflicht jedes Bürgers, seinen gesunden
Verstand nicht manipulieren zu lassen: d. h. sich ohne
fremder Anleitung und Einmischung seines eigenen gesunden
Verstandes zu bedienen, an seinen Kern- und Halbschatten
zu arbeiten, nach Ordnung der Gedanken Position zu
beziehen und entsprechend zu handeln: selbst zu steuern,
zu bestimmen, zu wirken und gründlich dafür zu sorgen,
dass Lügen nur ganz kurze, am Besten gar keine Beine
oder Arme haben, also totalamputiert sind; ausserdem muß
er lernen, davon zu lassen, sein eigenes Scheitern auf
andere abzuwälzen. Nur so wird das Elend der Großen
Prokrastination - das ist stures
Untätigbleiben um jeden Preis und
Verschieben/Weiterwälzen wichtiger Entschlüsse,
Handlungen und wesentlicher Bedürfnisse in eine vage
Zukunft oder gar ein erhofftes besseres Zweitleben -
erfolgreich beendet. Andernfalls kapituliert man vor den
Problemen und Anforderungen der Alltagswirklichkeit und
gibt sich der Weltflucht, dem Eskapismus hin. Für
vernünftig gebliebene Mitmenschen, die im Hier und Jetzt
selbstwirksam agieren, ist man dann wertlos und zu einer
schweren Last geworden. Viele Menschen täten gut daran,
in ihren grauen Zellen die Quanti- und
Qualitätsverhältnisse zwischen Ratio und Emotio
zugunsten ersterer zu verändern; freilich fällt das
schwer, weil evolutionär der archaische,
irrational-emotionale Anteil viel größer angelegt ist.
Aber dann würden sie auch erkennen, warum es möglich
war, dass entgegen dem Darwinschen Gesetz des
"survival of the fittest" eine seit ca. 1700
Jahren in den geistigen Grundstrukturen ihres Weltbildes
erstarrte und fossilisierte Organisation sich behaupten
sowie Macht und Einfluß mehren konnte. Es ist
unvernünftig, wenn die sich demokratisch nennende BRD in
der Friedenspolitik aktiv, aber gleichzeitig
weltdrittgrößter Waffenexporteur (2012) ist und im Juli
2011 heimlich 200 Leopard-Panzer an Saudi-Arabien
verkaufen wollte. Es sind Undenkbarkeiten, die der
Oberhirte am 26.09.2006 in der Regensburger Ansprache
brachte, als er verkündete, dass "Vernunft
pathologisch eingeengt sein kann,... Glaube vernünftig
ist und ... Vernunft und Glauben zueinander finden
können". Weite Bereiche dieser weltanschaulichen
Organisation sind nichts weiter als gelebte,
materialisierte, organisierte, institutionalisierte,
verzweckte, verstärkte, hochgezüchtete und ausgenutzte
menschliche Schwäche, Unsicherheit (v. a. bei
notorischen Problem-Themen wie z. B. Lebenssinn,
Sexualität, Fortpflanzung, Erziehung, Leid, Grausamkeit,
Krankheit, Tod), Negativ-Emotionalität (v. a. Angst),
Inkonsequenz und Irrationalität. Die
Riesenherde/-kohorte abgerichteter Gläubiger, Cash-Kühe
und Goldesel, die - entsprechend der Zehntenabgabe im
Mittelalter - per ganz diesseitiger Steuergesetzgebung
ihre Jenseits-Prediger und Unterdrücker alimentieren
muss (DER SPIEGEL Nr. 30, 26.07.2010, S. 30), befindet
sich seit Jahrhunderten kollektiv-unbewusst stationär in
einem locked-in Status: in den weltanschaulichen
Narrenpferch gezwängt wogt, wabert, hastet, hampelt,
hechelt und rotiert nach verzweckten astronomischen
Zyklen die Untergebenheit in endloser Wiederkehr
ineinander verschachtelter Idiotenkarussele um sich
selbst: vom Tageszyklus der Gebetsstunden bis zum
Jahreszyklus spezifischer Feiertage. Das ist die
Rosenkranz-Maschine. Freilich werden dabei auch all die
verspottet und verachtet, die an Weihnachten alleine
sind. Ein Dummheitsgebaren kann nur dann zu solch
kolossaler Größe kumulieren, wenn über sehr viele
Generationen auch die negativen und problematisch
gewordenen Komponenten der Tradition unbewertet,
unreflektiert, unbearbeitet, unbesehen und kommentarlos
weitergepflanzt, gehegt und gepflegt worden sind. Ich
selbst hatte als Kind vorübergehend die Vorstellung,
dass alle Erwachsenen lange schwarze Mäntel tragen und
allesamt unendlich vernünftig und weise sind. Nach
unvorstellbar großer Enttäuschung weiß ich nun, dass
in Wirklichkeit unerträglich viele sogenannte Erwachsene
nicht mal ihre Pflicht-Basis-Hausaufgaben jedes als
mündig erklärten Bürgers erledigt haben, indem sie
wahres und ehrliches Nachdenken unterließen oder
untätig blieben, wegen ihrer Verantwortungslosigkeit und
ihres kollektiven Denkverzichts ihren Abkömmlingen
schwerstens geschadet und deren Lebensqualitäten
eingeschränkt haben. Es gibt zuviel Ignoranz in der
Welt; entweder gehorcht man, oder man denkt (Dan
Shechtman). Es wäre ausnahmsweise einmal gut, wenn
Albert Einstein mit der Feststellung unrecht gehabt
hätte, dass die menschliche Dummheit genauso unendlich
ist wie das Weltall.
Hier soll auch der im Murnauer
Tagblatt (Nr. 124: 1) am 02.06.2010 veröffentlichte
Freud'sche Versprecher einer Pfarrgemeinderatssprecherin
kommentiert sein, die meinte, dass "Das
...Heiligste... und nicht wir Menschen im Zentrum
stehen": auf welche Abwege eine Gesellschaft
gerät, wenn im Brennpunkt des allgemeinen Interesses
anstelle des sozialen, wirtschaftlichen, und
gesundheitlichen Wohlergehens sowie positiver Bildungs-
und Wissensoptimierung des einzelnen Menschen ein wie
auch immer gearteter Idealismus steht, haben u. a.
Nationalismus, Marxismus, Nationalsozialismus,
Militarismus und Kommunismus gezeigt.
Die Wurzeln des derzeit grassierenden, mit Bildungmisere
und Rückbau humanitär-sozialer Sicherungssysteme,
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Lohndumping
durch Zeit- und Leiharbeitsverhältnisse (DIE ZEIT 46: 25
vom 10.11.2011), sowie wachsender Währungs- und
Finanzlabilität einhergehenden Turbo-, Raubtier-,
Abenteuer-, Verschwendungs-, Casino-, Zocker-, Vampir-,
Monster- und Extremkapitalismus liegen in den
ausbeuterischen Feudal- und Lehnswesen des späten
Mittelalters, die ihrerseits auf die Sklaverei
zurückgehen. Weitere Auswüchse, z. B. aus der Frühzeit
der Industrialisierung, sind im von Gerhart Hauptmann
beschriebenen Hungerelend der Schlesischen Weber
dokumentiert, deren Revolte Anfang Juni 1844 vom
Preussischen Militär brutal und blutig niedergeschlagen
wurde. Den von der Arbeitgeber- und Geldlobby - deren "Heiligstes"
heißt Profit - in die öffentliche Diskussion gepressten
"Sozialkapitalismus" oder "sorgenden
Kapitalismus" halte ich für ein zynisch-toxisches
Konstrukt, das nicht mehr ist als rhetorischer
Bestandteil gelb-schwarzer Beschwichtigungspolemik. Es
darf doch nicht sein, dass der für die meisten Menschen
selbstverständliche und natürliche Wunsch nach
gesicherten und fair bezahlten Arbeitsverhältnissen zum
Erwerb des Lebensunterhalts und Aufbau einer eigenen
Existenz von vielen Arbeitgebern derart vermiest und
wegen Lohndumpings dauerhaft unerfüllt bleibt. Die
mögliche Erfüllbarkeit des natürlichen Wunsches des
Menschen nach Selbsterhalt durch Arbeit, sein
natürliches Bestreben nach Selbstwert durch Arbeit sowie
das daraus erwachsende existentielle Bedürfnis nach
langzeitgesicherter Erwerbstätigkeit werden als Geiseln
mißbraucht. Beschämend die Aussage, dass der
geeignetste Arbeitnehmer derjenige mit Familienanhang
ist, weil der sich vom Arbeitgeber alles gefallen lassen
muß.
Terror - das Thema "Angst
vor dem Sterben" - macht empfänglicher für
autoritäre Ideen (Greenberg, Jeff et al. 1990: Journal
for Personality and Social Psychology 58: 308-318). So
ist es nur ein Allgemeinplatz, dass
nationalsozialistisches Gedankengut sich gerade dort
schnell wie ein Flächenbrand verbreiten konnte, wo diese
weltanschauliche Organisation mit ihrem extremistischen
Opferideal - ihrem gräßlichen Leid- und Totenkult -
vorab massiv und nachhaltig Angst, Irrationalität und
Inkonsequenz in die Köpfe der Menschen eingetrichtert
hat: Konditionierung vieler Gläubiger auf das angebliche
Ideal der "moralischen Erhöhung durch Erdulden von
Leid." Ideologien gründen im Emotionalen. Die
Schädlichkeit von Idealismen ist allgemein bekannt und
dokumentiert (DIE ZEIT 22: 22 vom 27.05.2010). Im
futuristischen Roman "Die Entbehrlichen" von
Schriftstellerin Ninni Holmqvist wird dargelegt, wie
Idealismen eine Gesellschaft in abscheuliche Abgründe
von unmoralischem Utilitarismus, Inhumanität und
Würdelosigkeit ziehen: das beginnt mit massiver
Demütigung kinderlos gebliebener Singles und Paare durch
Internierung, geht weiter mit ihrer Erniedrigung zu
Zwangsorganspendern für erkrankte kinderreiche
Elternteile und gipfelt in ihrer Ermordung, nachdem sie
sich unter dem Einfluß manipulativen Zwanges zur
sogenannten Endspende selbstverständlich
"freiwillig" gemeldet haben. Ähnliches geschah
tatsächlich in Belgien (DIE ZEIT 43: 17-19 vom
20.10.2011).
Fazit: es ist ein bodenlos inhumaner, unfairer und
menschenverachtender Hauptcharakterzug genannter
weltanschaulicher Organisation, ganz normale,
alltägliche und selbstverständliche, große seelische
und intellektuelle Schwächen vieler Menschen wie
Ängstlichkeit, Unsicherheit, Irrationalität und
Inkonsequenz manipulativ zu steigern und diese
absichtlich verstärkten Mängel nur zum eigenen Vorteil
und zum Nachteil vieler Millionen anderer zu verzwecken,
um ein Unterdrückungs- und Ausbeutungssystem am Laufen
zu halten und ein bequemes Auskommen auf Kosten der
Untertanen und Gläubigen zu haben. Nur so wird
verständlich, warum Menschen zu Kügelchen geformtes
Papier, das mit frommen Sprüchen bedruckt worden ist,
kaufen und dann essen. Es ist unfassbar, dass 2010 ca.
50% aller erwachsenen Einwohner der BRD immer noch an die
Existenz von Engeln glaubten (STERN Nr. 52: 58 vom
22.12.2010) und dass 44% der US-Bevölkerung 2012 an die
Rückkehr von Gottes Sohn und sein Jüngstes Gericht
glaubte und es ist sehr erstaunlich, dass auch solche
Bürger für mündig erklärt sind und wie
selbstverständlich ihrer Wahlpflicht nachkommen dürfen.
Die in modernen, offenen und
demokratischen Systemen gesetzlich garantierte Gleichheit
aller Menschen wird, wie im ehemaligen NS-Staat und
anderen totalitären Organisationen, auch von genannter
weltanschaulicher Organisation u. a. wegen Intoleranz
nicht praktiziert: im NS-Regime war es das
"Kriterium" angeblicher Rassezugehörigkeit und
in genannter weltanschaulicher Einrichtung ist es das
Kriterium der Zugehörigkeit zu einer sehr eng
ausgelegten Ideologie. In beiden Systemen gehört neben
den Zwängen zur Kollektivierung und Gleichschaltung von
Individuen die behauptete Ungleichwertigkeit von Menschen
zu den zentralen Programmpunkten. Im ersteren Fall waren
"erbgesunde Arier" angeblich höherwertig als
Juden, Slawen, Behinderte, Farbige, Sinti/Roma, etc.; im
zweiteren Fall standen und stehen angeblich die
Gläubigen über den Nicht- und Andersgläubigen, den
Heiden; und unter den Gläubigen stehen die Herren über
den Frauen, weil nur erstere Priester- und Bischofsweihen
erhalten dürfen. So werden entsprechend den
Gewaltpotentialen beider Systeme Gesellschaften
gespalten, Konflikte geschürt und Pseudomotive für
Unterdrückung, Ausbeutung, Diffamierung, Ausgrenzung,
Verfolgung, Folter und Massenmord geschaffen. Verbürgt
ist, dass für die Erhaltung des Herrenmenschentums in
beiden Systemen die problematischen und gewaltbesetzten
Schlagworte und Phrasen "Reinheit" und
"Unkraut, das aussortiert/ausgemerzt/ausgerottet
werden muss" von maßgeblicher Bedeutung waren
bzw. sind. In der weiter unten folgenden Liste der Gewalt
kann nachgelesen werden, wie in beiden Systemen versucht
wurde, die Extermination durch Massenmord an angeblich
minderwertigen Menschen zu realisieren: es brannte Feuer
in den Krematorien Reichsdeutscher Konzentrationslager,
auf den Richtstätten der Inquisition und in den Kolonien
in Übersee. Die angestrebte Perfektionierung der
rassischen Reinheit der Gesellschaft hätte im NS-System
durch die "Endlösung" erreicht werden
sollen; die im zweiteren Fall hoch und heilig
versprochene Perfektionierung ideeller Reinheit aller
Gläubigen wird seit bald 2000 Jahren in ihrer "Erlösung"
von allem Übel - das sind v. a. die Heiden - am Tage des
Jüngsten Gerichts gepredigt, an dem dann alle bis in
alle Zeiten gleichgeschaltet worden sein werden.
Vernichtung von Spiritodiversität und gewaltsame
Erzeugung dumm-dumpf-homogener, leicht kontrollier- und
manipulierbarer Massen; Energiegfreisetzung in Systemen
durch vermeintlich bequeme, unsäglich törichte Herden-
und Schwarmbildung auf Kosten von Individualität,
Dynamik und Intelligenz: versuchter Mord an der mentalen
Evolution irdischen Lebens. Solche unmenschlichen, in
Rasse- und Glaubenswahnideen gründenden Vorstellungen
über "Endziel" bzw. "Endsieg"
waren freilich nie erreichbar. Beide Systeme, die mit
fragwürdigen bis illegalen Methoden unanständig reich
wurden, der Selbstverherrlichung, Prunksucht und
Protzerei frönten, Geschlechterdiskriminierung
(Unterdrückung der Frauen) praktizierten, um die
gewinnende Einvernehmung der Jugend buhlten
("Weltjugendtag", die Organisationen von
Taisez, Kolping, u. a., Glaubenskurse und Spiritainment
in Jugendkirchen, HJ, BDM, Hilfswerk Mutter und Kind,
Kinderlandverschickung, etc. pp.) und ihr hemmungsloses
Missions- und Expansionsstreben zudem mit brüsker
Aufforderung zu rücksichtsloser humanbiologischer
Vermehrung zu verstärken versuchten, um über noch mehr
Glaubens- und Arbeitssklaven ("Wachset und mehret
Euch", "ora et labora") sowie
Kanonenfutterersatz ("vier Kinder dem Führer")
(Weidner, T. & Rader, H. 2012: Typographie des
Terrors. Plakate in München 1933-1945, Seiten 126-127)
verfügen zu können, sind gescheitert. Beide Systeme
täuschten und belogen Sterbende: Nazis versprachen den
vor die Gaskammertüren getriebenen Deportierten eine
warme Dusche und anschließend Unterkunft sowie Essen und
Arbeit, damit sich die Opfer weniger wehrten und die
Henker mit ihnen weniger Mühe hatten; zwecks
Komplettabsorption der dies- und jenseitigen spirituellen
Leben der Gläubigen im geschlossenen System christlicher
Offenbarung versichern Vertreter genannter
weltanschaulicher Organisation den auf dem Sterbebett
Liegenden hoch und heilig ihre Wiederauferstehung, ewiges
Leben, ewiges Licht und das Himmelreich und bekräftigen
dies mit dem Sakrament der letzten Ölung sowie der
rituellen Standardfloskel "absolvo te".
Gepredigt wird seit bals 2000 Jahren: "Zu Erde wirst
Du. Asche zu Asche, Staub zu Staub." Wie, bitte
schön, soll denn in solch einem Zustand eine
ganzkörperliche Wiederauferstehung möglich sein? Warum
lässt sich der Mensch solch ein katastrophales,
unerträgliches Ausmaß an Unvereinbarkeiten und
Widersprüchen sang- und klanglos gefallen? Ist es wegen
Plato's Pleonexia?: Alles haben wollen und noch unendlich
viel mehr, also das ewige Leben. Und weil das im
Diesseits nicht möglich ist, wird es ins Jenseits
verschoben; und wenn die Heilsverkünder davon
schwärmen, wird gerne und freudig daran geglaubt.
Noch ganz kurz zum verdächtig
oft gepriesenen, vermeintlichen
"Friedenspotential" von Religionen:
"Religion als Lehrmeister des Friedens" und
"Frieden stiften, das geht nur mit einem
Glauben" (SZ 118: 05 vom 24.05.2024): Kann das
wirklich ernst gemeint sein? Denn so eine Frieden ist
garantiert nur minderer Qualität, weil wegen der
flächendeckend geltenden Dogmen zumindest keine inneren
und geistigen Freiheiten mehr lebbar sein können; also
keine echten, ehrlichen Freiheiten mehr. Ein
Zwangsfrieden führt nur zu weiteren Konflikten und somit
in den nächsten Krieg.
Problem- und zwangloses
Einhalten des wesentlichen - den Menschen selbst
betreffenden - Kerns der Zehn Gebote braucht bei
positiver Einstellung zum Leben, zum Miteinander, zur
Fairness und zur Humanität keine weltanschauliche
Zwangsjacke mit eingesetzten Handschellen samt Halsband
mit nach innen gekehrten Stacheln; gleiches gilt für
eine den Tugenden konforme Lebensführung. Freilich bin
ich mir darüber im Klaren, dass es viel zu viele
Mitglieder in dieser weltanschaulichen Gemeinschaft gibt,
die zu keiner positiven Lebenseinstellung fähig sind,
die noch nie auch nur das geringste Interesse an Tugend,
Gemeinschaftssinn und Moral hatten, dies in aller Form
hemmungslos und ungehindert leben und bei denen gut- und
ernstgemeinte, sehr anstrengende Langzeit-Versuche einer
Einflußnahme wie "Wandel durch Annäherung"
dauerhaft wirkungslos bleiben. Es macht fassungslos, dass
auch solche unverbesserlichen Kreaturen/Wesen
selbstverständlich genau dieselbe medizinische
Premium-Versorgung genießen und genau dieselben sozialen
Dienstleistungen in Anspruch nehmen dürfen wie alle
anderen auch, damit solche Negativ-Leben zur größten
Freude aller anderen nach allen Regeln der Kunst so lange
wie möglich gedeihlich weitergeführt werden können.
Wunderbar; wie strahlend schön, nett und gerecht das
doch ist, möglichst wenig zu geben und ein Maximum aus
dem System herauszuziehen, nachdem man sich ins
Establishment gemogelt hat! "Wer hat, dem wird
gegeben": das ist nicht in Ordnung. Man sollte
deshalb mehr darüber nachdenken, ob es gerecht und
sinnvoll sein und wenn ja, es praktikabel gemacht werden
kann, für jeden ein nicht verhandelbares "Sozial-
und Solidarkonto betreffend Gemeinschaft, Solidarität,
Freunde und Familie" einzurichten, das jeder nach
seinem persönlichen Ermessen mit Positivem und wahrer,
ehrlicher Menschen- und Nächstenliebe füllen kann und
in Abhängigkeit vom Sozial-Solidarkontostand Qualität
und Quantität seiner Ansprüche gegenüber der
Gemeinschaft bemessen werden: damit meine ich z. B. die
Höhe von Erstattungen durch Kranken- und Pflegekassen
sowie Solidarleistungen des Staates. Down to the roots,
zu unseren nächsten Verwandten im Tierreich: wer bei der
täglichen Fellpflege in der Affenhorde sich nicht aktiv
einbringt, wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen und
verreckt alleine. Nur wer gibt, dem wird gegeben; ich
denke, diese Form des Spiegelwohlwollens ist in Ordnung.
"Non nocere" - nicht schaden - : das haben alle
Ärzte unterschrieben. Fakt ist aber: es schadet jeder
Gemeinschaft mit demokratisch-humanitärem, ökologischem
und sozialem Wertefundament, wenn Ärzte Leuten helfen,
die ihrem Wesen nach nur gleichgültig oder permanent
egoistisch oder nie friedfertig sind: Misanthropen,
Streithansl, etc.. Sie haben kein Intgeresse an einem
fairen, ausgeglichenen "geb ich Dir" -
"gibst Du mir". Ärztliche Hilfe schadet hier
einfach deshalb, weil solche Leute ihre Destruktivität
in der Gemeinschaft längere Zeit ausführen können. Es
gilt, den Jahrtausende alten und damals nur gut
gemeinten, an sich wunderbaren Grundsatz des Hippokrates
zu überdenken, der besagt, dass Ärzte bedingungs- und
ausnahmslos allen helfen müssen. Inzwischen hat sich
aber in vielen anderen Situationen herausgestellt, dass
alles Pauschale - wie hier das verständlicher Weise gut
gemeinte "allen helfen wollen" - per se und
implizit Ungerechtigkeiten und Risiken fördert.
Genannter Grundsatz ist auch wegen seiner Harmlosigkeit
leider nicht mehr haltbar. So ist es irrational und nur
ein Bärendienst, Leuten Hilfe aus der Gemeinschaft
zuzusprechen, die jedoch der Gemeinschaft absichtlich
Schaden zufügen; ich halt es sogar für
verantwortungslos, solchen Leuten zu helfen.
Unverbesserlich uneinsichtige Straftäter und notorisch
dissoziale Personen haben m. E. genauso wenig ein Recht
auf gleichwertige gesundheitliche Versorgung durch die
Gemeinschaft zahlender Krankenkassenmitglieder wie
Vertreter antidemokratischer Parteien rechtliche
Ansprüche haben auf Gelder von den Steuerzahlern; aus
gleichem Grund dürften keine EU-Gelder an EU-Staaten
fließen, in denen demokratische Strukturen erodiert und
gekippt werden. Es bedeutet nur Zwangsarbeit und
Mehrbelastung für die Individuen der betroffenen
Gemeinschaften, welche per Gesetz genötigt werden, auch
für solche Personen diese Mittel bereitzustellen und
freizugeben, die der Gemeinschaft zu schaden trachten.
Hier klingt Bertold Brechts Abhandlung "Biedermann
und die Brandstifter" deutlich an, die eine sehr
kluge Parabel über die Schädlichkeit von zu viel
Toleranz ist. Es ist an der Zeit, dass sich die
Ärzteschaft überlegt, wie sie ihr bewundernswert
hochqualifiziertes, leider aber undifferenziert auf alle
angewandtes Dienstleistungssystem gerechter einsetzt. Es
gilt, ein freilich weniger bequemes, dafür aber
sensibles und kluges, feinst differenziertes und
abgestimmtes Hilfssystem aufzubauen, das einen m. E.
notwendigen, aber sanften Selektionsdruck in Richtung
humanitäres, selbstverantwortliches und soziales Handeln
bewirkt, der sich von selbst wohl nie einstellen würde.
Dies wäre vernünftiges Erziehen - durch Ausführen
bedingter Toleranz - hin zu weniger Leid und Risiko sowie
zu mehr Gerechtigkeit, Fairness und Verantwortlichkeit in
der Gemeinschaft. Fazit: Besser mühsam und geduldig
jeden einzelnen Fall unterscheiden als zum Nachteil
Vieler bequem pauschalisieren. Non nocere - das sollte
nicht nur für Ärzte, sondern auch für alle anderen
gelten.
Was insistieren weltanschauliche
Organisationen auf der Existenz höherer Instanzen, die
angeblich alles schufen und steuern und warum mißachten
sie die Wissenschaften: die Erkenntnisse über die
Ultra-Tiefe der Zeit (bekannt geworden im Jahr 1898 mit
der Entdeckung der Radioaktivität und der
Halbwertszeiten durch M. & P. Curie) sowie die
Entwicklung der Natur, ihrer Selbstorganisation und
Gesetzlichkeiten und der Bioevolution, die aus den
Komponenten der zufälligen Mutation, der natürlichen
Selektion, der Anpassung und der Kooperation bestehen
(Nowak, M. & Highfield, R. 2010: SuperCooperators:
why we need each other to succeed.- Free Press, N. Y.)?.
Fast 14 Milliarden Jahre Zeit mit fortlaufender und
immer feinerer, durch die Entropie gesteuerte
Differenzierung der Materie sind vergangen und haben
neben höheren Lebewesen, dem Bewußtsein und dem
sinnsuchenden Menschen das hervorgebracht, was der
Mathematiker Pythagoras erstmals Kosmos nannte, über
dessen Werden und Vergehen Albert Einstein, Edwin Hubble,
Stefen Hawking und Lisa Randall großartige Hypothesen
schrieben und dessen irdische biosphärische
Stoff-Flüsse der Zoologe Ernst Haeckel erstmals im
Begriff Ökologie - dem großen gemeinsamen Haushalt -
zusammenfasste. Vor ca. 6 Millionen Jahren erst
hineingeworfen in diese archaische, unfassbar alte,
unermesslich große und komplexe Struktur sieht sich der
nach den Ursachen der Natur und seiner selbst fragende
faustische Menschentyp zunächst hoffnungslos
überfordert und von vielen natürlichen Formen,
Geschehnissen und Tatsachen geängstigt und befremdet;
dazu gehören auch die nach wie vor ungelösten Fragen
über die Entstehung von Zeit, Raum, Masse/Energie, über
die Entwicklung der Strukturen und Naturgesetze im Kosmos
und inwieweit das, was er über seine Sinne wahrnimmt,
mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Deshalb setzte der
Mensch in der Zeit vor der Entdeckung der Naturgesetze
(der wissenschaftliche Determinismus von Laplace
1749-1827) in einer gedanklichen Welt, die er Jenseits
nannte, übergeordnete Instanzen, die damals für alles
Unverständliche in der Natur und Ängstigende wie die
Vergänglichkeit standen und die bei den Alten Ägyptern
erstmals zu einer einzigen Instanz, dem Sonnengott Aton,
zusammengeführt wurden. Freilich wurden im Laufe der
Menschheitsgeschichte viele dieser Ideen klammheimlich
von anderen, seltsamerweise konkurrierenden
weltanschaulichen Organisationen abgegriffen und
plagiiert, nachdem diese versucht hatten, die
Kulturschöpfungen ihrer Vorgänger zur Gänze
auszulöschen; Beispiel: Zerstörung der altgriechischen
Arthemis- und Serapis-Tempel durch die Christen; nur 1%
der altgriechischen wunderbaren Kunstschöpfungen wie z.
B. der Barberinische Faun, die Aegineten und die
Laokoon-Gruppe haben diese weltanschaulich motivierte,
verwerfliche, rasende, exterminatorische
Zerstörungsgewalt überdauert.
Genannte weltanschauliche
Organisation wollte den Menschen beibringen, dass sie
sich damit zufrieden geben sollen, die Welt und die Natur
nicht zu verstehen (Richard Dawkins) und dass das Wissen
nicht von seinem göttlichen Ursprung getrennt werden
darf. Es ist selbstverständlich, dass in den wenigen
Jahrhunderten, in denen nach tausendjährigem Verbot des
freien Denkens, Forschens und des sich Fortbildens - den
geistigen Rossbreiten - nach der langen Agonie des Dumm-
und Unmündighaltens der Bevölkerung - , nämlich der
dogmatischen Zensur der freien und unabhängigen
Wissenschaft und Informationsquellen und dem
absichtlichen Wegschließen von Wissensquellen in
öffentlich nicht zugänglichen Bibliotheken (so entstand
Herrscherwissen) - zwischen Frühem Mittelalter und
Renaissance - ohne Gefahr für Leib und Leben nach Wesen
und Ursachen dieser Struktur geforscht werden darf, noch
keine Erklärungen da sein können und diese großen
Fragen vorerst offen bleiben müssen. Genauso unmöglich
war die Erschaffung der Welt in angeblich sechs Tagen.
Das seit 17 Jahrhunderten unerträglich, verdächtig und
notorisch vorlaut geäusserte Postulat der Existenz einer
höheren Instanz kann doch erst dann möglicherweise
gerechtfertigt sein, wenn nach vielen vielen
Jahrtausenden intensiver, freier, unabhängiger und
uneingeschränkter, geduldiger wissenschaftlicher
Forschung keine letzte Erklärung für Entstehung,
Entwicklung und Dasein der Natur und ihrer
Gesetzlichkeiten gefunden werden konnte. Vernünftigen
Menschen bleibt nichts anderes, als in gegenseitiger
Rücksichtnahme und allgemeiner Friedfertigkeit ihren
Gesamtintellekt beständig voranzubringen und die
Ergebnisse der Forschung geduldig abzuwarten: "Man
darf nie aufhören zu fragen" (Albert Einstein).
Zudem muss geklärt werden, ob
der Gesamtintellekt der Menschheit geeignet ist,
möglicherweise vorhandene Gründe für das
Zustandekommen dieser größten vorstellbaren
Gesamtkomplexität - der Natur - zu erkennen und zu
verstehen. Denn wenn dem nicht so ist, weil der Mensch
seine Wahrnehmungsbereiche technisch noch nicht genügend
erweitert oder neu gefundene Strukturen und Vorgänge
noch nicht verstanden hat, dann ist auch die von dieser
weltanschaulichen Institution postulierte höhere Instanz
nicht notwendig: denn der Schlüssel zur letzten
Erklärung könnte in dem Bereich der Natur liegen, der
dem Menschen bei seinem derzeitigen
technisch-intellektuellen Stand noch nicht zugänglich
oder verständlich ist. Anlass zur Hoffnung geben
erfolgversprechende Entwicklungsarbeiten an
Quantenprozessoren für superschnelle Forschungscomputer
(DER SPIEGEL 35: 68-71 vom 26.08.2013, 15: 113-116 vom
04.04.2015) sowie die geplanten Nachfolgemodelle vom
Hubble-Teleskop, LIGO, etc..
Nur in Gedanken sei die kühne
und optimistische Annahme gemacht, der Mensch habe nach
vielen vielen Jahrtausenden intensiver wissenschaftlicher
Aktivität wirklich und nachweislich alles in allen
Dimensionen der Natur (höhergradige Multiversen;
string-, brane- und der M-Theorien mit all ihren
Nachfolgemodellen; Forschungen über Symmetriebrüche,
Antimaterie, Dunkle Materie und Dunkle Energie) gesehen,
erforscht und extrapoliert und keine letzte Erklärung
für ihr Zustandekommen, ihre Gesetzlichkeiten und ihre
Strukturentwicklung gefunden und auch keinen Sinn in
ihrem Dasein erkennen können. Dann ist eben tatsächlich
kein letzter Sinn vorhanden; und ich sehe darin auch gar
kein Problem. Die Natur hat sich selbst aus dem gebildet,
was mangels Begreifbarkeit bis dato als das Physikalische
Nichts bezeichnet wird; menschliches Dasein kann in
diesem Fall keinen von der Natur gegebenen oder aus ihr
ableitbaren Sinn haben; ausser man schafft ihn selbst,
indem man sich anstrengt und im positiven Sinne zur
geistigen und moralischen Entwicklung beiträgt. Das
Postulat einer höheren, übernatürlichen und
"sinnstiftenden" Instanz ist in diesem Fall
auch nicht notwendig. Ähnlich sehen das S. Hawking und
L. Mlodinow (2010): Der große Entwurf.
Es macht betroffen und traurig,
es enttäuscht sehr und stößt ab, dass diese
weltanschauliche Organisation so unfair geblieben ist,
das spätestens seit den altgriechischen Philosophen
etablierte logische Denken, die Vernunft und die
Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung seit bald
2000 Jahren gewaltsam und nachhaltig zu
unterdrücken, zu ignorieren und zu übergehen (DIE ZEIT
Nr. 49: 66 vom 01.12.2011), um ihre Macht, Vorteile,
Pfründe und ihren Einfluß zu sichern und über die Zeit
zu retten. Damit ebnete sie der Entstehung einer sich
stetig vertiefenden und verbreiternden intellektuellen
Kluft zwischen sich entwickelnder
Wissenschaft/Philosophie auf der einen und genannter
statischer Weltanschauung auf der anderen Seite den Weg
und trug somit zur Erhöhung von Spannungen zwischen
Gruppierungen in der Gesellschaft bei. Das ist
schuldbeladenes, konfliktförderndes Verhalten und
Zwietracht sähen durch stures Beharren ad infinitum auf
dem status quo ante. Dazu kommt, dass diese
weltanschauliche Organisation auch nach so vielen
Jahrhunderten fortwährender, göttlich-güldener,
glühender Verheißung auf ein ewiglich-seliges Jenseits
immer noch nicht gestehen will, wo denn nun ihr derart
gepriesenes ausserwissenschaftliches, immaterielles,
"übernatürliches" Jenseits tatsächlich - in
realiter - gefunden, besucht begangen und untersucht
werden kann: min. 80 Milliarden Kindlein Gottes -
vom Australopithecus sediba über Homo
neanderthalensis bis zum Gitarristen Chuck Berry und
so weiter - müssten sich nach min. 80 Milliarden
Wiederauferstehungen dort inzwischen versammelt haben und
- in der Hoffnung auf Erhörung und Erhöhung - in allen
Ewigkeiten dem Chef huldigen, frohlocken und jubelnd
lobpreisen. Statt eines himmlischen Lokaltermins samt
Protokoll, live-Übertragung, diplomatischem Zeremoniell,
Fotodokumentation und notarieller Beurkundung blieb alles
bei "Dein Reich komme". Es kann kein
immaterielles Sein geben; jeder Gedanke und jedes Gefühl
bedingen materielle Äquivalente, entsprechend bestimmten
und nachweisbaren physiko-chemischen Zuständen der
Neuronen im Gehirn. Immaterielles existiert nirgendwo in
der unendlichen Natur; bestünde immaterielles Sein
ausserhalb der Natur, dann wäre es aber nie nachweisbar:
das Jenseits besteht nur in Gedanken, die mit dem Tod
alle endgültig erlöschen, da mit diesem die Neuronen
ihre Aktivität für immer eingestellt haben und dann ist
es auch mit dem Jenseits zu Ende. Weg der Speck, aus die
Maus, Schluss die Nuss. Warum lenken die Vertreter
genannter weltanschaulicher Organisation nicht endlich
ein, geben klein bei und gestehen zähneknirschend, dass
- materialistisch-bodenständig gesehen - sich das
sogenannte Jenseits ganz und gar diesseitig nur auf einem
Seegrund, in den Lüften, in einer Urne, vorübergehend
in den Mägen sowie auf und unter der Erde befinden kann?
Man könnte weiter spotten und sagen, dass sich das
sogenannte Jenseits - hier die Zukunft - ganz diesseitig
in nichts anderem als dem fortwährenden Prozess der
Bodenbildung konkretisiert. Und es ist doch tatsächlich
so: Ohne die auf dem Boden wachsenden Pflanzen und von
ihnen lebenden Tiere kann kein Mensch existieren; Boden -
einer der essentiellen Garanten des biologisch-physischen
Fortbestands der Menschen - ist demzufolge lebendige
Zukunft - das rein diesseitige Jenseits - für die
Spezies Mensch. Wie peinlich, dass derzeit wegen der
Praktiken in der industriellen Landwirtschaft global mehr
Boden verloren geht als sich bildet.
Die Vergänglichkeit gilt nicht
nur für höhere Lebewesen, sondern auch für in die
Jahre gekommenen weltanschaulichen Denkmodelle und ihre
Dogmen. Warum hat diese weltanschauliche Organisation
nicht versucht, mit den modernen, sich entwickelnden
Wissenschaften und der Philosophie besser
zusammenzuarbeiten, um ihre Denkmodelle zu erneuern und
zu aktualisieren? In eine ähnliche Richtung denken
erfreulicherweise Pfarrerinitiativen in der BRD, in
Österreich und der Schweiz. Leben bedeutet permanent
Wandel, Auslöschung, Anpassung und Entwicklung,
vorangetrieben durch beständigen Muster- und
Erfahrungsabgleich bei der Bewältigung von Situationen
oder Auseinandersetzungen. Leben bedeutet permanentes,
möglichst zeitnahes lösen von Problemen und nicht ein
Warten auf eine bessere Zeit in irgend einem Jenseits, in
dem dann angeblich alle Probleme für immer gelöst sein
werden und ewige Seligkeit folgt. Freilich weiß man
spätestens seit Sir Karl Raimund Popper und Werner
Heisenberg, dass in den Naturwissenschaften nichts
verifizierbar ist und nicht absolut genau gemessen werden
kann; aber die Ergebnisse moderner Forschung kommen der
Wirklichkeit um sehr viele Größenordnungen näher als
die seit nunmehr 17 Jahrhunderten immer gleichen
abgedroschenen und inzwischen von vielen peinlich
belächelten, weil vollkommen veralteten Erklärungen -
z. B. über Weltentstehung (in sechs Tagen schuf Er
Himmel und Erde und am siebten ruhte Er), Menschwerdung
(Adam und Eva), Weltuntergang und Jüngstes Gericht -
genannter weltanschaulicher Organisation. Auch die oben
genannte Päpstliche Akademie der Wissenschaften brachte
in der Richtung fast gar nichts voran. Der
Psychoanalytiker Paul Watzlawick meint: wenn man nach
langem Suchen und großer Ungewissheit endlich einen
Sachverhalt erklären zu können meint, kann der dafür
eingesetzte emotionale Einsatz so groß gewesen sein,
dass man Fakten, die der Erklärung widersprechen, lieber
für unwahr oder unwirklich erklärt oder ignoriert,
anstelle die eigene Erklärung den neuen Fakten
anzupassen (DIE ZEIT Nr. 49: 66 vom 01.12.2011); Der
amerikanische Evolutions- und Soziobiologe Edward O.
Wilson äussert dies so: "Wenn das ganze Leben mit
einer bestimmten Theorie verbunden ist, kann man nicht
mehr davon lassen" (DER SPIEGEL 08: 134-137 vom
18.02.2013). Das ist die aus der Neurologie bekannte
Instinktfalle: das nur Recht haben wollen um jeden Preis,
was mit ehrlichem Willen zur Wahrheitsfindung - der
Wissenschaft und der Philosophie - unvereinbar ist.
Dogmen sind - für die zeitliche Unendlichkeit gedachte -
eingeeiste Lebenslügen. Das per Dogma vom Oberhirten
2014 als geschlossen definierte System der christlichen
Offenbarung und der Unfehlbarkeit (letzteres, die
sogenannte absolute Wahrheit ist nur subjektive
Perfektion und seinem Wesen nach totalitär) ist somit in
geistiger Unbeweglichkeit bei 0° Kelvin erstarrt; er hat
es selbst eingeeist und begraben, er weigert sich,
Probleme zu lösen und macht es sich damit sehr leicht.
Ein Denkmodell, dessen Urheber oder Erben sich seit
Jahrhunderten jeder Auseinandersetzung, Anpassung oder
Aktualisierung absichtlich verweigern, das den Anschluß
verpasst hat und das deshalb nicht mehr aktualisierbar
ist, ist gänzlich unbrauchbar geworden: im übertragenen
Sinn haben seine Protagonisten es ermordet, indem sie es
nicht erneuerten. Dazu passt eine Denkschrift aus dem
Jahr 2009, die besagt, dass kein Standpunkt über den
Weltanschauungen akzeptiert werden kann. Auch das
versprochene und leider von Vielen gerne geglaubte, sogar
verinnerlichte "Ewige Leben" im Jenseits/Himmel
nach dem Tod ist nur gedankliche Torheit: denn es
bedeutet Systemstillstand, weil das überall geltende
Prinzip jeden höheren Lebens - Wandel bzw. Werden und
Vergehen - an diesem gedanklichen Ort angeblich nicht
gegeben ist und es wegen dieser gedanklichen
Prinzipienverletzung nicht bestehen kann. Wie soll denn
Ewiges Leben realisiert sein? Steht dort im Jenseits etwa
die Zeit still, oder gibt es dort keine Vergänglichkeit,
oder kann man dort unendlich alt werden oder ist doch
eher nur der Verstand der Gläubigen nach intensiver
manipulativer Einflußnahme einer weltanschaulichen
Organisation deaktiviert worden? Vernünftigen Menschen
mit positiver Lebenseinstellung kann die Wahl nicht
schwer fallen, wenn sie zwischen
Stagnation-Restriktion-Stillstand-Endstation-Einfalt-Phlegma
und
Wandel-Dynamik-Fortschrittlichkeit-Aufbruch-Komplexität-Wissbegierde
zu entscheiden haben. Zudem ist es vernünftiger und
ehrlicher, nach der Wahrheit zu suchen - das ist die
große Aufgabe der Wissenschaftler und Philosophen - als
an eine seit Jahrhunderten autoritär vorgegebene
"Wahrheit" glauben zu müssen, die von jeder
Weltanschauung wieder anders benannt und gewaltsam
verbreitet wird. Sir John Templeton irrte, als er
Verbindungen zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu
erkennen meinte und die Beiträge weltanschaulicher
Organisationen zum kulturellen Fortschritt nur positiv
sieht (siehe oben).
Es ähnelt einem trivialen,
feigen und billigen, weil auf das irrationale, zutiefst
menschlich-allzu-menschliche "Prinzip Hoffnung"
setzenden Taschenspielertrick, von vielen dringend
erwartete und deshalb gerne geglaubte, in Wirklichkeit
aber vollkommen substanzlose Behauptungen sorgfältig
kalkuliert in die Welt zu setzen, die bis dato weder
bewiesen noch widerlegt werden konnten: dass nämlich
nach dem ersten Leben eben nicht endgültig Schluss ist
und angeblich ein zweites in - natürlich, was denn
sonst? - viel besserer Qualität folgt, freilich eine
übergeordnete Institution alles zum Besten für alle
regele, all dies aber weiterhin ad infinitum in einer
statischen "Großen Verborgenheit" bleibe
("Älabätsch, 'ich bin der ich bin da und sigst mi
ned!'"). Es ist menschenverachtend und -verspottend,
wenn solche billigen und skandalös seichten
Trick-Behauptungen auf grundlegende, ernste Daseinsfragen
abzielen, diese zu trivialisieren und auf Abwege zu
leiten versuchen, indem die Einmaligkeit/Singularität
von Leben relativiert und somit seine Verletzbarkeit,
essentielle Schutzwürdigkeit, Bedeutung und Wichtigkeit
herabgesetzt und demontiert wird. Dies erachte ich für
besonders verwerflich und gefährlich, weil die
unhaltbare These von der "unbegrenzten
Weiterführbarkeit von Leben - auch wenn angeblich nur in
Form sogenannter Seelen - im Jenseits nach der
Wiederauferstehung" der Ehrfurcht vor dem einzigen
realen Leben im Hier und Jetzt abträglich ist; dass das
Leben - nachdem vor vielen Jahrtausenden der
Jenseitsgedanke erstmals gefasst und diese Illusion in
den damals noch räumlich getrennten Kulturen in
verschiedene, in ihren Grundstrukturen aber sehr
ähnliche Weltanschauungskonzepte eingebettet wurde -
seither weniger geschützt war und man deshalb meinte,
sich von da ab nicht mehr um seine optimale Erhaltung
bemühen zu müssen; man machte es sich leichter, indem
man das sittliche Gebot der Erhaltungswürdigkeit von
Leben aufweichte. Jeder weiß, worauf ich hier anspiele.
Der erste jemals gefasste Gedanke an bzw. die erste Idee
von einem Jenseits könnte wahrscheinlich mit einer der
problematischen Phasen während der Evolution des
menschlichen Gehirns zu tun haben; vielleicht war es so:
als die Neuronen des Connectoms eine kritische Anzahl,
Dichte, Struktur- und Vernetzungsqualität erreicht
hatten, die den geistigen Zustand des Bewusstseins
ermöglichten, waren in besonderen mentalen Situationen
(Trance, Schock, Fieberwahn, Traum, etc.) virtuelle
ausserkörperliche - transzendente - Erfahrungen
möglich, die irrtümlicherweise als "real"
wahrgenommen wurden und damals zur Annahme verleiteten,
dass Körper und Geist/Seele trennbar seien.
Es gäbe viel mehr Frieden, wenn man die großen Fragen
des Woher-Warum-Wohin offen gelassen sowie Manipulation
und dogmatische Verzwängung und Einkerkerungen der
Gedanken jedes einzelnen Menschen über den Sinn seines
Daseins unterlassen hätte. Die überwältigend große
humanitäre Katastrophe hätte nie geschehen dürfen,
dass ein dem physikalischen Prinzip der Versklavung -
begründet im natürlichen synergetischen Effekt (Haken
& Wunderlin 1991: Die Selbststrukturierung der
Materie) - ähnelnder Vorgang auf Intellekte in
menschlichen Kollektiven übertragen und ausgebreitet
worden ist, um sie besser steuern und ausnutzen zu
können. Das alles wäre nicht geschehen, hätte man
Weltanschauungen Privatsache sein lassen (DIE ZEIT 49:
66-67 vom 29.11.2012): Glaubensfreiheit ist in Ordnung,
denn diese betrifft einzig das Individuum;
Religionsfreiheit dagegen ist nicht nur wegen des
Missionsgedankens ein Problem, weil diese das Kollektiv
betrifft und somit die Freiheit und Unversehrtheit
anderer einschränken kann (Stefan Berg in DER SPIEGEL
52: 36-37 vom 20.12.2014). Nur durch global geltende,
gesetzlich festgelegte, neutral, ehrlich und konstant
überwachte Macht-, Monopol- und
Manipulationsbeschränkungen kann die Entstehung eines
Globalstalls aus schicksallosen Schafen durch
Weltanschauungen verhindert werden: die Einschränkung
und Demontage der Freiheit, der Würde und des freien
Willens des Menschen und den weiteren Mißbrauch oben
ausgeführter menschlicher Schwächen, was potenziell
weitere humanitäre Katastrophen bedeutet, wie sie
derzeit z. B. in Form fanatisierter, vollkommen aus
Vernunft und Wirklichkeit gedrängter
Selbstmordattentäter traurige Realität geworden sind,
die als Märtyrer irgendein weltanschauliches Modell
gewaltsam herbeibomben wollen, um sich nach vollbrachter
Heldentat auf 72 Jungfrauen im Himmel zu stürzen.
Diese beiden angesprochenen Defekte können erst dann als
überwunden gelten, wenn alle Weltanschauungen zusammen
in einem Gotteshaus friedlich in Gleichheit nebeneinander
bestehen können, sich gegenseitig respektieren und das
Missionieren, Unterdrücken und Beherrschen bis in alle
Zeiten aufgegeben worden ist. "Die Zukunft gehört
der Gewaltlosigkeit und der Versöhnung der Kulturen
" (Stephan Hessel in: Empört Euch!). Das große
Problem dabei aber ist, dass Pazifismus nur dann bestehen
kann, wenn alle das gleiche Gewissen teilen (Historiker
Michael King).
Was bleibt denn noch vom freien Willen eines Menschen in
einem Dorf / in einer Kleinstadt übrig, wenn er ein
schabloniertes Lebensentwurfmodell einer der
Weltanschauungen sorgfältig und gewissenhaft ausführt?
Fast gar nix mehr, moan i. Das Wagenburg-Dorf / die
Wagenburg-Kleinstadt: wir bleiben garantiert unter uns;
niemand anders darf mitbestimmen; Nabelschau,
Selbstbeschau, sich selbst feiern: hurra, mia san mia.
Ausschluß aller "Fremden" von Mitbestimmung
und Integration. Vollendete Selbstbeschränkung dank
perfekter Diskriminierung. Endloser Filz und totaler
Mief; Stillstand und Erstickung im eigenen braunen Mist.
Fremdenfeindlichkeit.
Wie beispiellos und gigantisch
erfolglos das - von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen -
mehr halbherzige und geheuchelte als ernstgemeinte Ringen
dieser weltanschaulichen Organisation um eine gerechtere
Welt oder einen besseren Menschen war, zeigt untenstehend
ein Exzerpt aus der Endlosliste verwerflicher
anthropogener Gewalt mit Todesfolge.
Die Tatsache der
"Erfindung" und Verbreitung des Römischen
Kreuzes einschließlich des ultrabarbarischen Aktes der
Kreuzigung beschämt die Menschheit ganz besonders;
ähnlich denke ich über die "Schaffung" der
Reichsdeutschen Konzentrationslager und die
"Endlösung": von den Seiten der Vernunft,
Moral, Humanität und Empathie her zugleich betrachtet
gibt es für niemanden einen Grund mehr, froh zu sein und
ein unbeschwertes, von Glücklichkeit erfülltes Dasein
zu führen, seitdem das geschehen ist. "Eigentlich
glaube ich nicht mehr an den Menschen..."
(KZ-Überlebende Renate Lasker-Harpprecht in: DIE ZEIT
19: 11-14 vom 30.04.2014). "Ist das ein
Mensch?" - hätte der KZ-Überlebende und
Schriftsteller Primo Levi aus Turin ebenso fragen können
- , der solch irritierende und größte Besorgnis
erregende Brutalität mittels negativer (schwarzer /
schädlicher) Kreativität ausgedacht und in die Tat
umgesetzt hat. Jeder kennt die alle Hoffnungen
vernichtende Antwort; und viel zu wenige überlegen, was
zu einer dauerhaften Besserung führen könnte. Es ist
unerträglich, absurd, verstörend, ekelerregend und
unverständlich, dass glückliches Leben zeitgleich
(gleichgültig nebeneinander) zur Ausführung der
Kreuzigung und während der Betriebszeit der KZs bestand
und weiterging. Unsäglicher Hunger und Durst,
entsetzlicher Schmerz, vollkommene Erschöpfung,
abgrundtiefe Verzweiflung, Todesangst, bestialische
Folter, maximierte Peinlichkeit, Vergewaltigung,
Schändung und Mord neben Voll- und Liebesrausch, Orgien,
gähnender Langeweile, Hedonismus, Überdruss,
Entertainment, Bespaßung, Luxusleben, Verschwendung,
Ausschweifung, Völlerei und geilsten Lust- und
Freudentänzen: das kann man dann interpretieren als den
globalisierten Totentanz von Alfred Hrdlitschka oder als
ein Ertrinken in Paul Celans zeitlosem Weltozean aus
Schwarzer Milch, die ich hier als treffende Paraphrase
über verwerfliche Gewalt interpretiere; siehe auch: R.
Geiger & K. Ludwig: "Die unerträgliche
Gleichzeitigkeit der Dinge".- SZ 146: 03 vom
28.06.2023). Ähnlich dem Schriftsteller Ernst Toller
kann ich nicht verstehen, warum sich so viele Menschen
immer mehr Monstrositäten, Unerträglichkeiten,
Unsäglichkeiten, Tabubrüche und humanitäre Versagen
antun und damit nicht aufhören können, weil sie es
wollen und - weil sie ganz genau wussten und wissen, dass
sie Böses taten und tun - anschließend verzweifelt
versuchen, ihre Missetaten zu kaschieren, zu verdrängen,
vergessen zu machen, abzuwälzen oder anderen
unterzuschieben. Haben so viele Menschen das wirklich
nötig? Wie dreckig und niedrig soll's denn noch werden?
Viel besser wäre doch, solch kapitale Dummheiten zu
unterlassen. Dass aber das Gegenteil der Fall ist, zeigt
z. B. die Tatsache, dass die in der ca. 3-jährigen
"Betriebszeit" des KZ Auschwitz erreichte
gemittelte Mordrate (ca. 1 Mord pro Minute,
entsprechend 1,5 Millionen Morde in drei Jahren) während
des Genozids der Hutu an den Tutsi im Frühjahr 1994 weit
übertroffen wurde: 5 rassistisch motivierte Morde pro
Minute, entsprechend einem Massenabschlachten von 800000
Leben in ca. 100 Tagen (UN-Generalmajor Roméo Dallaire
in DER SPIEGEL 14: 56-60 vom 31.03.2014). Diese
Steigerung kann man auf min. zwei Arten verstehen: dass
die meisten Menschen auch aus dem Reichsdeutschen
Kernverbrechen Auschwitz nichts gelernt haben oder dass
das möglicherweise Gelernte nicht umsetzbar ist.
Der Teil meiner Arbeit ist erst
dann getan, wenn ich diesen mentalen Irrsinn genau
verstanden habe, der alles zerstören und alles schänden
will; wenn ich weiß, welche Knopfdrücke im Limbischen
System eines menschlichen Gehirns die Ratio
vorübergehend oder dauerhaft ausser Kraft setzen, wie
solche Reaktionen verhindert werden können und welche
Maßnahmen zu einer Besserung führen können. Ein
Lösungsansatz dazu könnte sein, Funktionsweisen der
Hirnregionen besser zu erforschen und zu verstehen, in
denen "Glaube", Sehnsüchte, Träume und
Gefühle verortet sind: das sind Brodmann-Region 10,
rechter medialer präfrontaler Kortex, Nucleus accumbens
und Amygdala (DER SPIEGEL Nr. 50: 58 vom 13.12.2010).
Vielleicht wird dann auch erklärbar, warum sich die
Reichsdeutschen ein zweites mal in die Barbarei
stürzten: warum nach dem ersten Blutrausch (1914-1918)
noch unbedingt ein zweiter (1939-1945) - einschließlich
der Shoa - sein musste.
Über das gräßliche Geschehen
der Kreuzigung mit speziell dazu ausgeklügelten
rituellen Vorbereitungen ist mir von diversen
"Fachkräften" in deutschen Erziehungs- und
Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche
mehrmals, hochdosiert und in ihrer widerlich-ekelhaften
Penetranz derart verletzend, also traumatisierend
kundgetan worden, dass man dies für empfindsame junge
Menschen leichthin als letal bezeichnen kann. Das
geschah, ohne dass ich damals jemals davon hören wollte
oder jemals danach gefragt hätte. Ich bringe dazu zwei
Beispiele:
Zunächst von einer
"Fachkraft" für Kindererziehung, die in
geschlechtervorsortierten Konfessionsschulen arbeitete
und dort zusammen mit Schulschwestern ihre spirituellen
schwarzen Rasereien vor Grundschüler/innen ad extenso
ausbreitete: Fräulein Gertraud F. ereiferte sich
stundenlang über das Leben von Gottes Sohn und besonders
gerne und erregt über seinen Leidensweg, euphemistisch
zur "Passionsgeschichte" erhoben, die dem
zweiunddreißigjährigen jungen Mann widerfuhr und die
sie mit vielen ekligen Details wiederholt begeistert
darbot. Sie verdeutlichte ihre Ausführungen, indem sie
verdeckte großformatige Bilder mitbrachte und diese nach
langer und spannender Ankündigung an der Schreibtafel
enthüllte und in der ihr eigenen Art trefflichst
kommentierte; gebannt starrten unsere jungen Augen
aufgerissen auf diese entsetzliche Bilderserie rohester
Gewalt: es waren Repliken von "Gefangennahme",
"Geißelung", "Dornenkrönung",
"Verspottung", "Ecce Homo",
"Kreuztragung", "Kreuzanheftung", und
"Kreuzigung" aus der Kleinen Kupferstich- und
Holzschnittpassion Albrecht Dürers. Unbewusst entfuhr
unseren Mündern ein fasziniertes Ooh und Aah. Fräulein
Gertraud F. pries seine edle und vorbildliche
(würdevolle?) Körperhaltung an der Steinsäule; v. a.
die grazile Voranstellung seines linken Beines auf dem
Fußballen. Sie klärte uns mit hochrotem Kopf über die
absolute Notwendigkeit und Ordentlichkeit des
Lendenschurzes von Gottes Sohn auf und berichtete
detailliert darüber, wie Bündel von Lederriemen mit
daran befestigten Metall- oder Knochensplittern -
Geißeln genannt - mit größtem Effè auf Körperpartien
und "sogar ins Gesicht" (nicht würdevoll?)
geschlagen - "reingedonnert" - wurden. Bei
Blatt 10 wurden wir instruiert, dass der edle, weil
weiße Körper von Gottes Sohn ganz im Gegensatz zu den
Körpern der beiden Schächer sehr schön und besonders
ordentlich, sogar vorbildlich (würdevoll?) am Römischen
Kreuz hinge; ergänzend hörten wir, worin der wichtige
Unterschied zwischen dem Drei- und dem Viernagelkreuz
besteht. Freilich, so erklärte sie, habe zum Heil aller
Sünder auf der ganzen Welt dieser größte Held - der
Heiland, Sohn des Herren - alle Qualen "sehr
tapfer" und klaglos-schweigend hingenommen und
"den Kelch geleert". Ich erinnere auch die
Begriffe, mit denen sie uns Kindern das Sterben am
Römischen Kreuz begreiflich zu machen versuchte: sie
lauteten "Krepieren" und "Verrecken".
Sobald der Kopf nach unten hing und nachdem ein besonders
lauter Schrei erfolgt ist, so erklärte sie uns, sei mit
Sicherheit der Tod eingetreten. Solche Erzählungen und
Bilder waren mir unheimlich, beschämten mich, machten
mich sehr nervös und erzeugten in mir Unruhe und Angst.
Mir war das gar nicht recht. In meinen damaligen Schreib-
und Zeichenheftchen findet sich ein mit wackligen
Strichen gezeichnetes Römisches Kreuz und mehrmals das
geschriebene Wort Kreuz: die Rechtschreibübung für den
Großbuchstaben K des Alphabets der deutschen Sprache
lautete damals Kirche - Kelch - Kreuz - Kerzen - Kinder,
was genau in eine Zeile passte; zudem hatte ein jeder der
Gruppe ein Fleißheftlein anzulegen, in das er
Heiligenbildchen der Serie "ars sacra"
sorgfältig einzukleben hatte; unter diesen befanden sich
in meinem Heftchen auch solche mit Szenen der
Dornenkrönung und die Kreuzigungsgruppe. Seltsam, dass
damals in dem Zusammenhang der Begriff Folter nicht
gebracht und erklärt worden ist. Fräulein Gertraud F.
führte - wohl ohne ausdrückliche kultusministerielle
Empfehlung im schulpädagogischen Lehrplan - uns Kindlein
des Lebendigen Gottes zu guter Letzt auch noch
höchstpersönlich zum real sichtbaren Tod: über den
Friedhof in die damals kleine Aussegnungshalle zu einem
offenen Sarg, wo ich Gevatter Boandlkramer im
gelbgrau-wachsblassen, erstarrten und eingefallenen
Gesicht einer sehr alt gewordenen Frau erstmals erkannte.
Jahaha, so sind wir Lämmlein
Gottes damals von Gertraud F. "gelockt und auf die
Weide geführt worden". So erfuhren wir in diesen
weltanschaulichen Intensivstkursen von einem Adam und
einer Eva in einem Paradies, einem Apfel, einer Schlange,
einem Sündenfall, von einer Vertreibung, von Engeln und
Erzengeln, einer Sintflut, einer Arche Noah, von einem
Jesuskindlein, das so gescheit war und so lieb zu allen
Menschen, von einem Heiligen Geist, der vom Himmel
herabfuhr, einer Dreifaltigkeit, einer Erbsünde, einem
Luzifer, einem Jüngsten Gericht, das pausenlos jubelnd
und frohlockend himmlische Gerechtigkeit feiert, einer
Wiederauferstehung, einem donnernden Höllensturz aller
Sünder in endlose Tiefe, einem heißen Fegefeuer, einem
Teufel oder Satan tief drinnen in der schwarzen Hölle
und der Tatsache, dass ein Mensch vom Kopf Richtung Fuß
immer dreckiger werde und man besser dort auch gar nicht
hinsehen und erst recht dort nicht hinfassen soll. Diese
"Tatsache" aber, dass der menschliche Körper
ein Gefäß der Sünde sei, schien mir damals seltsam,
denn uns wurde wenig später froh verkündet, der Mensch
sei zweifellos die Krone der Schöpfung. Freilich mussten
wir wegen unserer vielen lässlichen Sünden auch
Beichten lernen. Beichtspiegel auswendig lernen und
Probeknien im Beichtstuhl waren deshalb angesagt: bei
letzterem wurde die vollkommen korrekte und kerzengerade
- ideale - Körperhaltung jedes einzelnen Kindlein Gottes
von Herrn Monsignore M. höchstpersönlich sorgfältig
vor Ort kontrolliert und kommentiert: der kleinste der
Gruppe musste coram publico auf der obersten Stufe im
Beichtstuhl probeknien; und dann - wegen der
Gleichschalterei - der größte auf der untersten Stufe:
tja, da war ich dann selber dran und das erniedrigende
Knien, diese Zwangs-Demutshaltung, fühlte sich sehr
seltsam und peinlich-blöde an; mir gefiel das wirklich
nicht.
Freilich zeitigten diese
hochkonzentrierten Manipulationsversuche schon bald sehr
erfolgreich und durchschlagend Wirksamkeit in eine
Richtung, die - mangels jeglicher Vernunft auf Seite der
Verantwortlichen und Erziehungsbeauftragten - nicht
vorhersehbar war und deshalb nicht verhindert werden
konnte: besonders aggressive Individuen der Gruppe -
nämlich die mit den geringsten Lern- und
Erfolgserlebnissen in der Anstalt - packten den
Schwächsten, verschleppten und entkleideten ihn, banden
ihn an einen Baum und verletzten seinen mageren und
schwachen Körper mit Schlägen schwer. Später fanden
Spaziergänger den Verlassenen und halfen. Der Fall wurde
polizeilich untersucht und kam vor Gericht. Freilich
zwang man den Mißbrauchten und Mißhandelten, die
verbleibenden Jahre zusammen mit seinen Peinigern bis zum
Abgang in derselben Gruppe zu bleiben.
Fazit: - Die
Erziehungsbeauftragten gaben - "drohend bewaffnet
mit Heiligen Worten" (Zitat aus der Wörth-Passion)
- ihr Letztes und ihr Allerbestes bei der Verwirklichung
eines generalisierten Schafstalls. - Es besteht kein
Zweifel, dass in dieser Bildungsanstalt Jugendliche sehr
früh schon auch auf Grausamkeit, Unvernunft, Rohheit,
Irrationalität und Inkonsequenz konditioniert wurden.
Und man glaubte wohl, dass sie mit diesem in Herz und
Hirn eingeträufelten Rüstzeug besonders wertvolle
Mitglieder der Gesellschaft werden könnten. Ich erinnere
konkret, in jener schrecklichen Zeit selbst die
hochnotpeinliche Frage gestellt zu haben, ob es denn
gewesen sein kann, dass der Papst damals auch einmal
gefoltert worden ist. Viel sinnvoller wäre doch gewesen,
anstelle obiger Horrorgeschichten und heiliger Märchen
den Jugendlichen mehr von der realen Welt, der Natur zu
zeigen, vernünftig zu erklären und ihr Verständnis
für Schönes und Interessantes in der Natur zu wecken
und individuell zu fördern. Da ist wegen all dieser
gefährlichen, verantwortungslosen, eselsgleichen
Gefälligkeiten und hündischen Ergebenheitsgesten
gegenüber einer weltanschaulichen Organisation über
viele Jahrzehnte in dieser Bildungsanstalt bei Tausenden
von Erziehungsbefohlenen sehr viel an intellektuellem
Weiterkommen verzögert und versäumt sowie ihre
Seelenleben schwer bzw. irreparabel beeinträchtigt
worden: braindumping (Blödmachen) durch Dummhalten,
Ängstigen und Einschüchtern. Niemand hielt dagegen, als
genannte weltanschauliche Einrichtung ihr
Terrormanagement in staatlichen Einrichtungen pflegte und
ausbaute.
In der
Mittelstufe einer
Bildungseinrichtung für Jugendliche berichtete Kaplan
Günter M. schon wieder sehr detailliert darüber, wie
und warum Gottes Sohn am Römischen Kreuz starb:
vergleichend bemühte der Diener Gottes dazu lange
Passagen aus einem Bericht über ein in der NS-Zeit als
"kriegswichtig" eingestuftes
Menschenexperiment, das in einem Hitlerdeutschen
Konzentrationslager als Reihenuntersuchung lief. Der
Bericht war in einem dünnen Büchlein mit schwarzem
Einband abgedruckt. Was der Gute Menschenhirte daraus
vortrug, war sinngemäß folgendes:
Die Wehrmacht ließ im KZ erproben, wie lange ein an den
Handgelenken gefesselter und daran aufgehängter Mann in
dieser Stressposition überleben kann. Man wollte damit
quantitative Daten wissenschaftlich erbringen, wieviel
Zeit Fallschirmspringern der Reichsluftwaffe noch blieb,
wenn sie, anstatt direkt problemlos auf dem Boden zu
landen, mit den Armen in den Seilen angeschirrt in Ästen
von Bäumen oder an sonstigen Hindernissen
hängenblieben. Mehrere NS-Militärmediziner übten sich
deshalb in Human-Biomonitoring: sie standen im Kreis um
den so aufgehängten, nackten Versuchskandidaten und
protokollierten alles, was bis zum Exitus geschah. Vom
weiteren Bericht des Verkünders himmlischer Omnipotenz
erinnere ich klar folgendes:
- mehr als einhundert Klimmzüge der Versuchsperson, die
sie mit großem Kraftaufwand tätigte, um den vom eigenen
Körpergewicht eingeengten Thorax zu entlasten und so
vorübergehend mehr Atemluft zu bekommen;
- vom Henker ausgeführtes Anhängen von 15 kg Gewicht an
die Fußknöchel der Versuchsperson, damit sich Zyanose
(Blausucht: das ist die durch starken Sauerstoffmangel
verursachte Blaurotverfärbung der menschlichen Haut) und
Asphyxie (Pulslosigkeit) rascher einstellten und es den
NS-Militärmedizinern nicht zu langweilig wurde;
- Versuchsperson konnte wegen des Zusatzgewichts bald
keine Klimmzüge mehr ausführen, bekam schwere Atemnot
und Zyanose;
- Abhängen des Gewichtes. Versuchsperson konnte mit
erneuter großer Kraftanstrengung die Klimmzugtätigkeit
wieder aufnehmen und auf diese Art ihre Atemnot ein wenig
mindern;
- Bildung einer Schweislache auf dem Boden unter der
Versuchsperson;
- erneutes Anhängen von 15 kg Gewicht. Versuchsperson
konnte trotz größter Kraftanstrengung die Klimmzüge
nicht mehr ausführen und litt zunehmend unter schwerer
Atemnot und Zyanose;
- Abhängen von 15 kg Gewicht. Versuchsperson konnte
wegen Erschöpfung keine Klimmzüge mehr ausführen und
bekam immer mehr Atemnot und schwerste Zyanose;
- nach Stunden des Hängens folgten in schnellem Rhythmus
verzweifelt geschriene, kurze und gepresste Atemstöße
der Versuchsperson und schließlich der besonders laute
Todesschrei;
- wiederholte Ausführung des Menschenexperiments: sowohl
mit über dem Kopf geschlossenen als auch mit
ausgebreiteten Armen.
Die militärmedizinische "Expertengruppe" kam
bei dieser Reihenuntersuchung auch zu dem
"wertvollen, weil kriegswichtigen
Forschungsergebnis", dass bei letzterer
"Versuchsanordnung" die Durchführung des
Menschenexperiments bis zur Herbeiführung des Exitus ein
wenig länger dauerte.
Mit ausgebreiteten Armen rief
der Verkünder des Lebendigen Herrn anschließend
"froh und gelöst" in die in den Zustand der
Schockstarre und der tiefsten seelischen Erschütterung
getriebene, komplett erschlagen schweigende Runde, dass
es "für Gottes Sohn ein Leichtes gewesen war, die
Nägel am Römischen Kreuz zu ertragen", er aber auf
gleiche Weise wie alle Versuchspersonen dieser
KZ-Reihenuntersuchung erstickt ist, weil er - am
Römischen Kreuz in den Armen hängend - auf Dauer doch
zu wenig Atemluft bekommen hat. Der finale
Erstickungsschrei jeder für dieses KZ-Menschenexperiment
verwendeten/ausgewählten Versuchsperson hat die gleiche
Ursache wie jener vom Sohn des Herren am Römischen
Kreuz. Genau so hat es ein Interpret des Allmächtigsten
in eine bedauernswerte Runde gesprochen, die von solchen
grässlichen Geschehnissen wirklich nie etwas wissen
wollte.
"Sprache
kann.....töten." (Herta Müller 2012).
Während des Vortrags dieses
nachgeordneten "Verwalters von Geheimnissen
Gottes" wurde mir sehr unwohl und ich wurde immer
nervöser. Seine bedrohlichen, brutalen und entsetzlichen
Worte wurden mir im Fortgang seine Ausführungen immer
peinlicher; meine negative innere Anspannung stieg sehr
stark an, weil ich ahnte, dass noch Schlimmeres folgen
würde und ich fühlte mich unerträglich beschämt,
errötete stark und wollte den Raum dieser
"Bildungsanstalt" sofort verlassen, weil ich
wusste, dass ich hier gezwungen wurde, im wahrsten Sinne
des Wortes Unsägliches anzuhören. Heute nenne ich die
Situation, der ich damals ausgesetzt war, eine
verbalsadistische; ich war zugleich Opfer und Zeuge, als
eine Gruppe Erziehungsbefohlener von einer offiziell
autorisierten Person mit dem Titel eines subalternen
Stellvertreter Gottes kollektiv verbal vergewaltigt
wurde. Ich wollte damals schnell fort, weil mir die
Situation und die schädliche Information, die ich
erhielt, unerträglich wurden. Aber ich hatte wegen
meines Unterdrücktseins und eingebleuten Gehorsams
keinen Mut zu fragen, ob ich den Bildungsanstaltsraum
verlassen dürfe. Also blieb ich trotz größten
Widerwillens. Infolge des Trauma-Autismus konnte ich erst
Jahrzehnte später über diese extreme Verbalgrausamkeit
reden, die ich in einer deutschen Bildungsanstalt
aushalten musste. In der psychotherapeutischen
Fachsprache wird solch ein Übergriff wie folgt
definiert: "ungewöhnlich bedrohliches und
intensives Ereignis, das nicht zu den Alltagsbelastungen
gerechnet werden kann". Fazit: Hier ist ein
Kollektiv von ca. 25 jungen Erziehungsbefohlenen durch
den Verbalsadismus eines Erziehungsbeauftragten schwer
traumatisiert worden. Es scheint so zu sein, dass ich der
erste bin, der darüber öffentlich berichtet hat.
Mir war dieser Vortrag aus dem
Bericht über ein KZ-Menschenexperiment vollkommen, fast
bis zum Erbrechen unerträglich. Und das aus zweierlei
Gründen: zum einen der Bericht über das unmenschliche
Geschehen an sich; zum anderen die Tatsache, dass man
gezwungen war, sich Unsägliches anzuhören. Ich wandte
mich deshalb so bald wie möglich von diesem Verkünder
göttlichen Heils ab und wechselte die Art der
Bildungsveranstaltung. So fand damals schon das statt,
was ein Ethnologe der Universität Frankfurt später wie
folgt zusammenfasste: "dass Atheismen sich nicht im
Vakuum entwickeln, sondern in Bezug auf ihr jeweiliges
Umfeld" (DER SPIEGEL 28: 127 vom 09.07.2012). Aber
in der Parallelgruppe war es nicht sehr viel besser: denn
dort erzählte eine besonders unsensible
"Fachkraft" mit dem akademischen Titel
"doctor rerum philosophorum" davon, wie im
Dreißigjährigen Krieg schwedische Soldaten das deutsche
bäuerliche Volk sadistisch quälten: die
"Fachkraft" trug den entsprechenden
Textabschnitt aus dazu verfügbarer Literatur (es war der
barocke Schelmenroman von Hans Jakob Christoffel von
Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus
Teutsch. 1. Buch, 4. Capitel, Seiten 24-26, Insel Verlag,
1956, Nachdruck) ausführlich, süffisant und genüsslich
vor. Sinngemäß sind - neben anderen - folgende Passagen
in konkreter Erinnerung geblieben: "......den
Männern wurden Pferde-Exkremente oral eingeflößt ...
und von den Frauen sah man nichts mehr; aber man konnte
ihre Schreie hören." Und ich sah die
"Fachkraft" tatsächlich dabei grinsen, als sie
das vortrug. Wie peinlich und beschämend, dachte ich
damals. Diese gottverdammt verreckte Drecksau, denke ich
heute. Es wurde tatsächlich noch blöder, als sie uns
bei anderer Gelegenheit weismachen wollte, das Verbum
"scheiden" sei sprachlich ableitbar von einem
ähnlich lautenden Wort, bei dem an Stelle des
Kleinbuchstaben d ein Doppel-s
geschrieben steht. Jahaha, so zeitweilig unerträglich
ordinär und diskriminierend war das damals in einer
höheren deutschen Bildungsanstalt, die eigentlich zur
Universitätsreife hätte führen sollen!
Ich kam also den in die
Lehrinhalte immer wieder eingeflochtenen Verbalsadismen
mit den immer gleichen Ekelthemen über
Maximalgrausamkeiten [Vergewaltigung, Folter: "...
richtig feste leiern auf dem Streckbrett ..." (H.
S., ehemaliger Historiker dieser Anstalt), Sadismus,
Mord] oder diskriminierende Zoten (frank und frei
dröhnte ein sichtlich amüsierter Chauvi:
"Apfelärschchen oder Birnenpopöchen?") nicht
aus, egal wohin ich mich in dieser Bildungseinrichtung
wandte. Prinzipiell gilt, dass erlebte Gewalt krank
macht. Durch genannte seelische Rohheiten ist mir großer
psychischer Schaden (Unsicherheit, Angst, übersteigerte
Scham, etc.) zugefügt worden. Denn verbale Gewalt und
unnötig ausführliche, dazu zynisch und verächtlich
gebrachte Erzählungen über grausame Handlungen - beides
Grenzüberschreitung - bewirken bei empfindsamen Kindern
und Jugendlichen die Erzeugung großer Angst und führen
bei den weniger sensiblen zu Abstumpfung und Verrohung.
In jedem Fall werden ihre in Entwicklung befindlichen
Seelenleben empfindlich gestört, deformiert und
ungünstig beeinflusst. All diese jahrzehntelang
gebrachte Verbalaggression - vorgetragen von
autorisierten Erziehungsbeauftragten und gebracht unter
dem Deckmantel eines
"Kulturvermittlungsauftrags" - wäre nicht
notwendig gewesen. Freilich gewinnt man, sofern man es
denn nötig hat, auch auf diese primitive Art Macht,
erzwingt mit diesem zutiefst unfairen und feigen Druck
Gehorsamkeit, Unterwürfigkeit, Anpassung und presst alle
gewaltsam hinab in Richtung Obrigkeitshörigkeit,
Duckmäuserei und Kadavergehorsam. Solch ein System birgt
aber Labilität in sich, weil der Druck ständig erhöht
werden muss, was ab einem gewissen Quantum vom Stressor
nicht mehr geleistet werden kann. Viel besser hingegen
ist aus Vernunft, Gerechtigkeit, fachlicher Kompetenz,
Empathie, Fairness, Menschenliebe und kritischer Toleranz
entstandene natürliche Autorität, die das archaische
Primitivmittel der Unterdrückung nicht kennt.
Und weil solche zweifellos
besonders widerwärtigen und verwerflichen, von fast
allen Eltern, Erziehungsbeauftragten, -managern und
sonstigen Entscheidungsträgern geduldeten
"Ergänzungen" zu pädagogischen Inhalten
jahrzehntelang stets hinter den sorgfältig
verschlossenen Türen der Bildungsanstalten aus den
Mündern menschlich sehr schwacher und deshalb
unsensibler und extremistischer "Fachkräfte"
mit Mach 1 an die Gehörgänge geschleudert und in die
Köpfe der Jugend hineingeschossen wurden und mit ihren
nadelspitzen Widerhaken darin stecken blieben, stehen die
Verantwortlichen für die Legionen von Missetaten an
Jugendlichen endlich - und sei es auch sehr viele Jahre
später - an der Stelle, wo sie schon längst
hingehören: nämlich am Pranger, der vor Rückfällen
bzw. Wiederholungen abschreckt.
Notabene: Bis dato hat sich niemand bei den
verbalsadistisch Gequälten entschuldigt.
Zweifellos klingt hier die im Jahr 2010 angelaufene
öffentliche Diskussion über den Mißbrauch
Erziehungsbefohlener in
weltanschaulich gedeckelten Erziehungseinrichtungen an.
Die Gesetzesgeber und die
Entscheidungsträger in Sachen Kulturvermittlung
schützten damals Erziehungsbefohlene vor verbaler und
psychischer Gewalteinwirkung bei Exposition gegenüber
sakralen Ritualen und/oder spirituell-weltanschaulichen
Instruktionen nicht und nahmen dafür eine
Beeinträchtigung ihrer Menschenwürde durch verbale
Gewalt - resultierend in seelisch-psychischen
Verletzungen - in Kauf. Und daran hat sich bis heute
wenig geändert: die Würde des Menschen ist in der sich
demokratisch und zivilisiert nennenden BRD am 14.12.2012
erneut per Gesetz antastbar geworden: weil durch einen
entsprechenden Gesetzeserlass der Wert der Freiheit bei
Ausübung eines weltanschaulich-sakralen Rituals - hier
die medizinisch nicht indizierte Beschneidung von Jungen
- höher eingestuft wurde als der Wert körperlicher und
seelischer Unversehrtheit eines jeden Bürgers. Ein
problematischer Beschluß, weil dieser Präzedenzfall das
Tor öffnet für die gesetzliche Erzwingung der
Statthaftigkeit weiterer entwürdigender, die
körperliche und seelische Integrität verletzender
Rituale anderer weltanschaulicher Organisationen. Es ist
erschütternd zu erkennen, wie gering der Wille
weltanschaulicher Organisationen ist, destruktive
Gewohnheiten, Traditionen und Riten um der Menschenwürde
Willen endlich aufgeben zu wollen (DIE ZEIT 52: 53 vom
19.12.2012).
Schlussbemerkung: Ein System,
das auch solche besonders schwachen Aspiranten aufnimmt,
die sich vorab seelisch brechen und zerquetschen haben
lassen und dem Kadavergehorsam frönen, steht mit
eineinhalb Beinen im Korruptionssumpf und ist dabei, sich
selbst qualitativ zu entwerten und seine Autorität
selbst zu demontieren. Indem es versucht, ein neutrales,
faires und demokratisches Gesellschafts- und
Bildungsfundament zu unterlaufen und das Prinzip der
Offenen Gesellschaft (Sir Karl Raimund Popper)
willentlich zu zerstören. Ihre angeblich demokratisch
gewählten Entscheidungsträger aus der seit Jahrzehnten
immer gleichen Partei braucht die Abwanderung der
Intelligenz - der zweite Braindrain nach der NS-Zeit -
nicht zu erstaunen; das System verflacht und verblödet
von selbst. Ich verachte die korrupten Bestandteile solch
eines Systems und höre sie jetzt schon, die Hass-Schreie
dieser hochdekorierten, vielgeehrten und finanziell
bestens ausgestatteten willigen Vollstrecker, Epigonen
und Emeriti.
Weil ein Zuviel an Angst blind und dumm macht, sehnen
sich innerlich intensiv beschädigte sowie abhängig und
unselbständig gemachte ehemalige Erziehungsbefohlene an
die Stätten zurück, wo sie gequält und unterdrückt
wurden; sie bekommen regelrecht Heimweh danach und
fühlen sich nur dort zu Hause (Herta Müller 2012).
Ähnliches geschah auch mit unschuldigen Gefangenen in
US-KZs in Guantanamo, die nach über 14 Jahren
Unfreiheit, Folter und Unterdrückung das Gefängnis der
Freiheit vorzogen (DER SPIEGEL 15: 44-50 vom 09.04.2016).
Hier ist es wieder in etwas abgewandelter Form, das
Höhlengleichnis Platos.
Schön, dass es mir nicht so
geht und ich kein ewiger Sitzenbleiber geworden bin.
Epilog
Die Auswirkungen negativer
Aggression - das ist die in jedem Menschen in
unterschiedlicher Ausprägung vorhandene Gewaltkonstante
- beeinträchtigt die Qualität des Daseins zeitlos und
überall: wo Mensch haust, verhindert er wegen der
weitgehend frei ausgelebten negativen Komponenten seiner
natürlichen Aggression - das ist verwerfliche Gewalt im
weiteren Sinne: definiert durch physische, verbale und
seelische Gewalt sowie seine stillen, sanften,
verdeckten, maskierten, pseudopassiven und indirekten
Varianten (Täuschen, Verhindern, Unterwandern, Des- und
Nichtinformieren, Manipulieren, Drängen, Vereiteln und
Unterlassen (nicht helfen, nichts tun, alleinelassen)) -
friedliches Zusammensein: mobbt, betrügt, verleumdet,
bestiehlt, verrät, beraubt und quält seinesgleichen und
trampelt es tot. Solche Leute möchten ihre eigene
Endlichkeit-Vergänglichkeit verlängern und ihre eigene
Lebensqualität verbessern auf Kosten anderer. Die Zahl
der an der Austragung von Konflikten Beteiligten reicht
vom Minimum eins (Autoaggression) über Millionen
(Angriffs-, Eroberungs- und Rohstoffkrieg) bis zu mehr
als einer Milliarde (Weltanschauungskrieg, Kalter Krieg).
Die Weiterung von Gewalt geschieht auch durch Import von
Konflikten, schädlichen Verhaltensweisen und
problematischen Lebensstilen in fremde Kulturen einer
globalisierten Welt (John Gray in der Zeitschrift
Prospect). Es scheint, dass der Mensch von seinen
verwerflichen negativen Aggressionshandlungen nicht genug
bekommen kann und deshalb sich selbst - wie schon Sigmund
Freud feststellte - sein größter Gegner ist. Von daher
gesehen ist es nur absichtliche Desorientierung durch
Vertreter oben genannter weltanschaulicher Organisation,
ein Wesen mit solch problematischem Sozialverhalten als
"Krone der Schöpfung" bzw. "Ebenbild
Gottes" ("eritis sicut deus" - "Ihr
werdet sein wie Gott" [Genesis]) über Jahrhunderte
hinweg pauschal und undifferenziert scheinheilig zu
würdigen: eine kapitale Lügen-Wasserstoffbombe, eine
Heuchelei, die die Vollendung einer Entwicklung
suggerieren möchte, welche sich aber in Wirklichkeit
keineswegs vollzogen hat. Solch ein Wesen ist mitnichten
"....das Schönste, was Gott geschaffen hat..."
(der Oberhirte im September 2014 anlässlich einer
Ansprache vor dem Weltkriegsdenkmal »Fogliano
Redipuglia«). In der
globalisierten Umsetzung wahren humanitären Handelns und
generalisierter Globalfairness soll der Mensch doch erst
mal beweisen, dass er nicht das Gegenteil der Krone der
Schöpfung ist: nämlich nur ein kleiner und kläglicher
Klodeckelhirsch. Der Mensch scheint unheilbar zu sein. Es
darf nicht sein, dass Harmonien zum größten Teil nur
mehr in den virtuellen Räumen der Malerei, Musik, des
Theaters, der Literatur, der Physik und der Mathematik
bestehen.
Verallgemeinert und im
übertragenen Sinn interpretiere ich Kreuzigung wie
folgt: einer Person wird willentlich zu Unrecht oder
willkürlich ein Problem bereitet, das sie sicher in den
Tod zwingt. Sehr viele Einzelpersonen, Gruppen oder
Großkollektive konnten bis heute den Versuchungen nicht
widerstehen und haben in diesem Sinne - oft fantasievoll
modifiziert und kaschiert - gehandelt, indem sie entgegen
dem Ehrenkodex und der Tötungshemmung andere
eigenhändig mordeten oder entsprechende Aufträge
erteilten, um ihre Macht zu halten (wie z. B. die
94 Millionen Morde im Namen des kommunistischen
Ideals: Freiheit & Recht April 2011/1+2: Seiten
11-16) oder sich Vorteile verschafften. "Ein Mensch
macht so etwas nicht, ein Mensch hält sich in Zaum"
(Albert Camus in Der erste Mensch).
Im folgenden ein sehr kurzer Auszug aus der Liste
anthropogener Gewaltausbrüche mit Todesfolge auf dem
Welt-Schlachthof (DIE ZEIT Nr. 18: 52 vom 28.04.2011),
unserem inzwischen irreparabel zerstörten Paradies; es
ist das Exzerpt aus einer Tatsachen-Endlosliste, von der
jede Zeile die Nichtexistenz Gottes kristallklar belegt.
Unser mit Bedacht selbstfabriziertes Paradies der
physischen und seelischen Qualen, unser unermesslich
tiefer Weltozean der Unmenschlichkeiten, unser
Multiversum der Grausamkeiten und Brutalitäten. Reporter
Sebastiao Salgado: "Ich habe solche Grausamkeit
gesehen, dass ich den Glauben an uns Menschen verloren
habe. ....unsere wahre Bestimmung ist, dass wir uns
bewaffnen. Und dass wir uns gegenseitig töten bis zum
Ende (DER SPIEGEL 44: 110-115 vom 27.10.2014); Wir
Menschen sind schrecklich aggressive Tiere.... Als ich
den Völkermord in Ruanda gesehen hatte, wurde mir klar,
sozu meine Spezies imstande ist. Diese barbarischen
Grausamkeiten machen mich krank, es ist zum verzweifeln
(SZ 58: 19 vom 10.03.2023). Siehe dazu auch Timothy
Snyder 2011: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und
Stalin, C. H. Beck, 523 Seiten, ISBN: 978-3-406-62184-0;
"Krieg ist die Widerlegung aller Reden vom Triumpf
des Rechts über die Gewalt" (DIE ZEIT 51: 8 vom
12.12.2013). Das Extremum Krieg gibt es schon länger als
die Menschheit. Vernünftig kann nur sein, wer den
Ausnahmezustand vermeidet (Odo Marquard).
Es hagelt im folgenden treffende
Argumente, die verdeutlichen, wie gering für sehr viele
Menschen der Anreiz war und ist, das Humanitäre zu
leben, was Johann Wolfgang von Goethe im Leitsatz
"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut"
fokussierte. Anders gesagt geht es um eine frustrierend
endlos scheinende Kette, einen shitstorm
widerlich-ekliger Tabubrüche, die sprachlos machen,
verstören und tiefe Betroffenheit und Nachdenklichkeit
hervorrufen dahingehend, warum das über so lange Zeit so
geblieben ist und die Situation sich nicht bessern
konnte. Mit jeder weiteren Missetat solcher Dimension
selbsttraumatisiert sich die Menschheit ein wenig mehr,
was in einem globalkollektiven Trauma-Autismus - das ist
das nicht mehr Reden und Diskutieren können über all
die Grausamkeiten - enden kann. Die hier erstmals
begonnene Liste der LANGEN ZEIT DER LEICHEN kommt der
drohenden Sprachlosigkeit zuvor, die wiederum Gefahr in
sich birgt, indem sie die Situation negativ verstärkt:
weil dann wegen der Sprachlosigkeit nicht mehr darüber
verhandelt werden kann, was geschehen muss, damit ein
Ausweg aus der Selbstzerstörung gefunden wird. Und wenn
sich diese Global-Sprachlosigkeit wie ein Leichentuch
über Zivilisierungs-, Humanisierungs- und
Gewaltpräventionsmaßnahmen ausgebreitet hat, dann gibt
es gar keine Mittel mehr gegen verwerfliche anthropogene
Gewalt; das darf nicht sein. Es ist jenseits des
Vorstellbaren, dass die schriftstellerischen Bemühungen
von Erich Maria Remarques, John Hersey, Norman Mailer,
etc. - sie alle schrieben an gegen Krieg und verwerfliche
Gewalt - allesamt umsonst waren. Und: soll all das über
die Jahrtausende gehende, nie enden oder sich mindernde
gewaltsame Sterben und Leiden umsonst gewesen sein, weil
niemand daraus lernte und effektive
Konfliktlösungsstrategien erdachte und durchsetzte?
Schmerz und Leid dürfen nicht verdrängt, sondern
müssen realistisch transzendiert werden (M. Abramovic in
ZEIT MAGAZIN 2: 46 vom 03.01.2013), indem sie effektiv in
Richtung ihrer Minderung wirken.
Eine
kurze Liste anthropogener Gewalteruptionen mit
Todesfolge
DIE LANGE ZEIT DER LEICHEN
- Justizmord am Philosophen
Sokrates (*469 v.Chr. Alophe 399
v.Chr. Athen). Er wurde angeklagt, weil er
angeblich ein gottloses Leben führe und die
Jugend verderbe;
- Die Mordopfer während des
Angriffskrieges (334-326 v.Chr.) von Alexander
dem Großen auf Ländereien, die heute Iran,
Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan,
Kirgisien, Turkmenistan und Indien genannt
werden;
- Enthauptung des altgriechischen Physikers,
Mathematikers und Ingenieurs Archimedes (*287
v.Chr. Syrakus 212
v.Chr. ebd.) durch einen plündernden Römischen
Legionär nach Einnahme der Stadt durch Feldherr
Claudius Marcellus. Archimedes letzte Worte
sollen gewesen sein: "Noli turbare circulos
meos" ("Störe meine Kreise
nicht"). Archimedes entdeckte u. a. den
Schwerpunkt, den statischen Auftrieb, das
spezifische Gewicht, die Kreiszahl P und
die Quadratwurzel. Sein bekanntester Ausspruch:
"Heureka, ich habe (es) gefunden."
- Enthauptung nach Gefangennahme des römischen
Politikers, Juristen, Schriftstellers und Redners
Marcus Tullius Cicero (*03.01.106 v.Chr. Arpino 07.12.43 v.Chr. Gaeta) nach
Proskription durch Marc Antonio. Cicero setzte
sich ein gegen Tyrannei und für
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Er schuf bis
heute bedeutende Schriften zu Erkenntnistheorie,
Moral und Philosophie.
- Erzwingung des Selbstmordes vom Dichter und
philosophischen Schriftsteller Lucius Annaeus
Seneca (*04 v. Chr. Cordoba
65n.Chr. Rom) durch seinen Schüler Nero
Claudius Caesar, der ihn fälschlicher Weise der
Verschwörung beschuldigte;
- die von christlichen Fanatikern zerschlitzte,
zerschnittene, in Stücke gerissene und
verbrannte Philosophie- und Mathematikgelehrte
Hypathia (*370 n.Chr. Alexandria 03.415
n.Chr. Alexandria); ihr Leitspruch war:
"Alles Wissbare wissen wollen";
- Ermordung von ca. 250 Bewohnern der Burg Sandby
bei Kalmar in Schweden im 6. Jhd. Man ließ die
Toten liegen und nahm ihre Waffen mit;
- die Mordopfer während der von fanatisierten
Christen ("Gott will es!")
ausgeführten Kreuzzüge zwischen 1096-1270
n.Chr.;
- die Mordopfer der Hexen-
und Werwolfverfolgung im Europa des 14.-18.
Jhds., deren Zahl auf 50.000-80.000 geschätzt
wird;
- die Verbrennung des als
Erzketzer verurteilten Theologen,
Universitätsrektors und Reformators Jan Hus
(*1369 Husinec/Böhmen 06.07.1415 Konstanz)
auf dem Scheiterhaufen der Inquisition, weil er
seine Auffassungen ähnlich jenen von John
Wycliffe nicht widerrief: sie setzten sich gegen
klerikalen Pomp und Luxus, Ablasshandel, Macht-
und Gewinnstreben der Kirche sowie gegen das
absichtliche Belassen der Bevölkerung in Armut
ein. Jan Hus wurde nach Folterung und
monatelanger Inhaftierung nackt und geschoren
coram publico durch die Straßen von Konstanz zum
Richtplatz geführt, dort festgebunden, mit
Erdpech übergossen und angezündet. Auch die
Gebeine von John Wycliffe wurden von den
Inquisitoren exhumiert und verbrannt. Bis
dato ist weder das Todesurteil gegen Jan Hus
aufgehoben noch der Ermordete rehabilitiert
worden. Notabene: Das
Verbrennen von Ungläubigen oder
"Sündern" sah man damals nach Ansicht
von Thomas von Aquin als Reinigung (Purgatorium)
ihrer vom Teufel verdorbenen Seelen an; aus
gleichem Grunde ist das angeblich zwischen Dies-
und Jenseits angesiedelte "Fegefeuer"
erfunden worden, damit die durch die Flammen des
Feuer "Gereinigten" doch noch "in
den Himmel kommen";
- die Veranlassung der
Ertränkung von Agnes Bernauer am 12.10.1435
durch Herzog Ernst;
- die blutige und
ultra-grausame Niederschlagung 1524/1525 des
Bauernaufstandes, der sich gegen die ungerechte
feudale Ordnung (Leibeigenschaft, römisches
Landrecht, hohe Lasten, etc.) wandte;
machtmißbrauchende Fürstbischöfe befahlen
willkürlich Vernichtung oder Begnadigung zur
Zwangsarbeit: so entschied unter dem Galgen das
Würfellos, wer von den gefangen genommenen
Aufständischen weiter Frondienst leisten musste
und wer nicht;
- Tötung von Millionen
Ureinwohnern im Rahmen der sogenannten
Kolonisation Nord- und Südamerikas, Australiens,
Afrikas, Indiens, Indonesiens etc. und der
gewaltsamen weltanschaulichen Bekehrung ihrer
Einwohner durch Kolonialarmeen und Missionare aus
den Ländern England, Frankreich, Belgien,
Holland, Spanien, Portugal und dem Deutschen
Reich;
- Folterung, Erhängung und Verbrennung des
reformorientierten Mönchs Girolamo Savonarola
(*21.09.1452 Ferrara 23.05.1498
Florenz) als angeblichen Schismatiker und
Häretiker;
- die Verbrennung des als
Ketzer verurteilten Naturphilosophen Giordano
Bruno (*1548 Nola bei Neapel 17.02.1600
Campo di Fiori, Roma), der auch auf dem
Scheiterhaufen der Inquisition zu seiner
Überzeugung stand, dass das heliozentrische
System und die Grenzenlosigkeit des Weltalls der
Wirklichkeit am nächsten kommen;
- 17.05.1630: Köpfung von
Frau Dorothea Flock im Hexengefängnis in
Bamberg. Die 22-jährige brachte dort wenige Tage
zuvor ein Kind zur Welt.
- die Millionen Todesopfer
wegen Vereitelung und Blockierung intellektueller
und technischer Entwicklung: des vom Frühen
Mittelalter bis zur Renaissance bestehenden,
dogmatisch begründeten Verbots medizinischer und
naturwissenschaftlicher Forschung;
- Tod nach Folterung von
Aleksej Petrowitsch (*18.02.1690 Moskau
26.06.1718 Petersburg). Er wurde der
Verschwörung gegen seinen Vater, Peter den
Ersten - Zar und Großfürst von Russland -
verdächtigt; kurzum: Vater ließ Sohn
totfoltern;
- Enthauptung des Leutnants der preussischen Armee
Hans Hermann von Katte (*28.02.1704 Berlin
06.11.1730 Festung Küstrin) wegen
Mitwisserschaft am Fluchtversuch seines Freundes
Friedrich II. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.
wandelte das Gerichtsurteil lebenslänglich in
die Todesstrafe um. Er zwang seinen Sohn, bei der
Hinrichtung anwesend zu sein.
- 21.07.1770: Köpfung der 30-jährigen Spülerin
Magdalena Schwaiger auf der Münchner Kopfstätte
mit dem Schwert, weil sie in der Hofküche der
Fürstbischöflichen Residenz auf dem Freisinger
Domberg Besteck gestohlen und verkauft hatte, um
die Schulden und wirtschaftliche Not ihrer
Familie zu mindern (SZ 279: R12 vom 02.12.2020);
- das Verhungern- und
Verdurstenlassen Neugeborener in abgeschlossenen
Kellergrüften von Nonnenklöstern;
- Ermordung des Antiquars und
Begründers der wissenschaftlichen Archäologie
Johann J. Winckelmann (*09.12.1717 Stendhal
08.06.1768 Triest) durch Francesco
Arcangeli wegen Habgier.
- Befehl der Erschießung des Buchhalters Johann
Philipp Palm (*1766 Schorndorf 26.08.1806 Braunau) durch
Napoleon Bonaparte. Ersterer hatte ein
antifranzösisches Buch eines bis heute anonym
gebliebenen Autors verlegt, weswegen er verhaftet
wurde; Palm gab dessen Namen beim Verhör nicht
preis. Die Johann-Philipp Palm Stiftung ehrt im
zwei Jahres Zyklus Personen, die sich um die
Meinungs- und Pressefreiheit verdient gemacht
haben.
- 14.06.1863: Tod - wegen
Fron und Ausbeutung in England - der 20-jährigen
"weißen Sklavin" und Näherin Mary
Anne Walkley nach 26,5 Std. durchgehender Arbeit.
Der Arzt stellte fest: "Sie ist
gestorben an langen Arbeitsstunden in einem
überfüllten Arbeitszimmer und überengem,
schlechtventiliertem Schlafgemach".
Manchester-Kapitalismus.
- die Erschießung von
Abraham Lincoln (*12.02.1809 Hodgenville
Ky. 15.04.1865
Washington D.C.), dem 16. Präsidenten der
Vereinigten Staaten und Überwinder der
amerikanischen Sklaverei, durch den Fanatiker J.
W. Booth;
- 1874-1969: Tod von
mindestens 3200 Kindern an Mangelernährung und
Tuberkulose in katholischen Umerziehungsheimen
(e. g. Indian Residential School in
Kamloops) Kanadas. Ca.
150000 Kinder von Indianern, Mestizen und
Inuit wurden von ihren Familien getrennt und
unter Zwang in den 139 Internaten zwecks
Gehirnwäsche eingesperrt; es kam auch zu
Mißhandlungen und sexuellem Mißbrauch. Der Tod
vieler, z. T. erst drei Jahre alten Kinder wurde
nie dokumentiert; es wurde ein anonymes
Massengrab mit 215 Skeletten gefunden. Die
indigene Gemeinschaft Tk'emlups te Secwepemc
bezeichnet dies als kulturellen Genozid.
- 20.07.1899: Rassistisch motivierter Lynchmord an
fünf inhaftierten sizilianischen Einwanderern
("Dagos") in Tallulah (Louisiana), weil
sie sich angeblich gegen einen Einheimischen
verschworen hatten und angeblich gegen ihn
losgegangen sind;
- Exekution von Mangi Meli, Stammeshäuptling der
Chagga, durch Reichsdeutsche Kolonialherren am
02.03.1900 im Dorf Old Moshi (Tansania). Wegen
Widerstandes wurde er zusammen mit 18 weiteren
Gefolgsleuten an einer Akazie öffentlich
gehängt; als er nach 6 Stunden immer noch lebte,
gab ihm ein reichsdeutscher Offizier den
Kopfschuß. Der Kopf des Häuptlings wurde zwecks
anatomisch-biometrischer Schädel-Vermessungen
nach Reichsdeutschland versandt, weil man Daten
sammeln wollte für die rassebiologische
Forschung und für die Überlegenheit der weißen
Rasse. Seitdem lagert dieser Schädel neben 5500
anderen in einem der Museumsdepots der Stiftung
Preussischer Kulturbesitz (DIE ZEIT 07: 05 vom
06.02.2020, DIE ZEIT 04: 43 vom 19.01.2023).
- die Vertreibung und
Abdrängung des Herero-Stammes im Jahre 1904 in
die Omahekewüste durch Lothar von Trotha,
Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe im
damaligen Deutsch-Südwestafrika;
- die Ermordung des
Dramatikers und russischen Kulturattachés August
von Kotzebue (*03.05.1761 Weimar 23.03.1819
Mannheim) durch den Theologiestudenten und
Burschenschaftler K. L. Sand durch Messerstiche;
- die Erschießung des
verarmten Wilderers Georg (Girgl) Jennerwein
(*1848 in Haid bei Holzkirchen; 06.11.1877
Rinnerspitz in den Schlierseer Bergen) durch
königliche Jäger;
- Erschießung des Pazifisten
Jean Jaurés (03.09.1859 Castres, Frankreich
31.07.1914 Paris) durch den Nationalisten
Raoul Villain. Der Sozialist und Professor für
Philosophie setzte sich u. a. für die Revision
des Dreyfußprozesses und für die
Deutsch-Französische Verständigung ein.
- Erhängung des Königs der
Duala in Kamerun Rudolf Manga Bell (*1873
Duala 08.08.1914 Duala) in einem
Schauprozess durch die reichsdeutsche Besatzung
wegen angeblichen Hochverrats. Er setzte sich u.
a. gegen die Vertreibung der Duala vom
Kamerunfluß ein.
- Erschießung von Mata Hari (Margaretha Geertruida
Zelle) (*07.08.1876 Leeuwarden, Holland
15.10.1917 Vincennes, Frankreich) durch
französisches Militär wegen angeblicher
Doppelspionage und Hochverrats.
- der Völkermord an den
Armeniern (bis zu 1,5 Millionen Tote)
1915-1916 und 1917-1918 durch türkisches
Militär;
- Dr. Sonja Rabinowitz-Lerch (*03.05.1882 Warschau 29.03.1918 München
Stadelheim). Wegen angeblichen Landesverrats
wurde die Friedensaktivistin und Sozialistin am
01.02.1918 inhaftiert und nach acht Wochen
Untersuchungshaft erhängt in ihrer Zelle
aufgefunden. Ihr Ehemann hatte sich wegen seiner
Karriere an der LMU von ihre politisch
distanziert, die Scheidung eingereicht und sie in
der U-Haft nie besucht;
- 19.05.1918: Lynchmord an
der im achten Monat schwangeren, 21-jährigen
Schwarzen Mary Turner an der Folsom
Brücke in Brooks County, Georgia. Sie wollte den
Lynchmord an ihrem Ehemann zur Anzeige bringen,
weil der falsch beschuldigt wurde, Komplize
gewesen zu sein beim Mord an einen berüchtigten
weißen Arbeitgeber.
- die Erschießung der
Politikerin Rosa Luxemburg (*05.03.1871
Zamosc/Polen 15.01.1919 Berlin) und des
Politikers Karl Liebknecht (*13.08.1871 Leipzig
15.01.1919 Berlin) durch
Freikorpsoffiziere;
- die Erschießung des
Publizisten und Ersten Ministerpräsidenten des
Freistaates Bayern Kurt Eisner (*14.05.1867
Berlin 21.02.1919 München) durch A. Graf
Arco-Valley; Sozialdemokrat Kurt Eisner war
Urheber des Begriffes "Freistaat
Bayern";
- Erschießung von Gustav Landauer (*07.04.1870 02.05.1919 München)
im Gefängnis Stadelheim. Für den Politiker,
Pazifisten und Schriftsteller fanden Vernehmung,
Prozess und Gerichtsurteil nicht statt.
- Erschießung des Offiziers, Pazifisten,
Ökologen, Abstinenzler und "Freund
Afrikas" Hans Paasche (*03.04.1881 Rostock 21.05.1920 Gut Waldfrieden
in der Neumark) durch das
Reichswehr-Schützenregiment 4 aus Deutsch-Krone
vor den Augen seiner Kinder, mit denen er beim
Baden war;
- 22.05.1921: Erschießung
der Indigenen Anne Brown bei Fairfax (Osage
County, Oklahoma, USA), um über Vormundschaft an
deren headright - vererbbarer Anspruch auf einen
Teil der zukünftigen Öleinnahmen - zu gelangen;
man nannte das "Indian business";
- 01.06.1921: Ermordung von
mindestens 300 Afroamerikanern im Stadtteil
Greenwood von Tulsa (Oklahoma, USA) durch weißen
Lynchmob, weil angeblich der Afroamerikaner Dick
Rowland eine Sarah Page bedrängt haben soll. In
Wirklichkeit wurden beim
"Vergeltungszug" die Immobilien vieler
wohlhabender Afroamerikaner erst geplündert und
dann gebrandschatzt. Mitbegleitende Frauen hatten
für das Verstauen von Beute ihre Einkaufstaschen
dabei (SZ 140: 51 vom 20./21.06.2020);
- Erschießung des USPD
Fraktionsvorsitzenden Karl Gareis (*14.11.1889
Regensburg 09.06.1921 München), weil er
sein Wissen über Fememorde und illegale
Waffenlager von Einwohnerwehren kundtat, was
damals als "Landesverrat" ausgelegt
wurde;
- Erschießung des Demokraten und Gründungsvaters
der ersten deutschen Republik, Herrn Matthias
Erzberger (*20.09.1875 Münsingen-Buttenhausen
26.08.1921 Bad Peterstal-Griesbach) durch
Heinrich Schulz und Heinrich Tillessen, Mitglied
der Organisation Consul. Erzberger war Initiator
der Friedensresolution (19.07.1917) des
Reichstages;
- Schwere Mißhandlung und Erdrosselung des
Sozialisten und Anarchisten Osugi Sakae
(*17.01.1885 Marugame, Kagawa 16.09.1923
Tokio) durch ein Kommando der Militärpolizei
unter Leitung von Hauptmann Masahiko Amakasu.
Für Osugi war die individuelle Freiheit das
höchste Gut; er lehnte alles Autoritäre ab.
- Erschießung des afrikanischen Box-Weltmeisters
Amadou M'Barick Fall alias Battling Siki (09.1897
Saint Louis, Senegal 15.12.1925 Hell's
Kitchen, New York, USA). Er diente im 1.
Weltkrieg beim 8. kolonialen Infanterieregiment
und wurde durch Giftgas schwer verletzt. Nach
seinem Sieg am 24.09.1922 gegen den
Halbschwergewichtler George Carpentier wurde
seine weitere Karriere durch rassistische
Journalisten und Sportfunktionäre zerstört. Er
war eine Ikone des Antikolonialismus.
- Ermordung der Volksschullehrerin Elisabeth
Maldaque (*05.11.1893 Erlangen 20.07.1930
Regensburg). Nach ihrer Denunziation wegen
angeblicher Agitation für die kommunistische
Idee war sie aus dem Dienstverhältnis entfernt
und "wegen gemeingefährlicher
Geisteskrankheit" in eine Heil- und
Pflegeanstalt zwangseingewiesen worden; binnen
neun Tagen war sie tot.
- 1932-1933: Holodomor (Tod durch Hunger) in der
Ukraine: Sterben lassen von bis zu 7,5 Millionen
Personen in Folge von Zwangskollektivierung,
Plünderungen und der Erhöhung von Abgabenquoten
zwecks Finanzierung der sowjetischen Industrie
und Rüstung. Entkulakisierung und systematische
Massenvernichtung von Ukrainern durch erzwungene
Hungerexporte, um militärisch aufzurüsten.
- Ermordung des jüdischen Kaufmanns und
Versicherungsvertreters Erwin Elias Kahn
(*12.09.1900 München 16.04.1933 München).
Er wurde am 12.04.1933 bei der ersten Mordaktion
der SS an Häftlingen des KZ Dachau mit
Kopfschüssen schwerst verletzt, war aber nach
einer Notoperation in der Chirurgischen Klinik in
der Nußbaumstraße in München außer
Lebensgefahr und bei vollem Bewusstsein. Er wurde
in der Nacht vom 15.-16.04.1933 im Krankenbett
von Wachleuten als lästiger Zeuge erwürgt. Kahn
war das erste jüdische Mordopfer in München
nach der NS-Machtübertragung".
- Erschießung des Journalisten, Philosophen,
Gesellschaftskritikers und Intellektuellen Prof.
Dr. Theodor Lessing (*08.02.1872 Hannover
30.08.1933 Marienbad, Tschechien) durch
Nationalsozialisten. Auf seinen Kopf waren RM
80000.- ausgesetzt. Zur Wahl Hindenburgs ins
Präsidentenamt schrieb er am 25. 04.1925
prophetisch: "Leider zeigt die
Geschichte, dass hinter jedem Zero ein künftiger
Nero verborgen steht."
- Guillotinierung von Marinus van der Lubbe
(*13.01.1909 Leiden, Niederlande 10.01.1934
Leipzig) wegen vorsätzlicher Brandstiftung und
angeblichen Hochverrats. Arbeitslos und halbblind
wollte er gegen den NS-Staat agieren und saß
einem Provokateur auf. Das Urteil an ihm wurde
mit der gegen das Rückwirkungsverbot
verstoßenden Reichstagsbrandverordnung und Lex
van der Lubbe begründet.
- Erschießung des Musikers und Lyrikers Dr. phil.
Wilhelm Eduard Willi Schmid
(*12.04.1893 Weilheim in Obb. 30.06.1934 KZ
Dachau) ohne Anklage und Prozess während einer
Säuberungsaktion (genannt "die Nacht der
langen Messer") nach dem sogenannten
Röhmputsch. Die Exekution dieser Person erfolgte
auf Grund einer Namensverwechslung.
- Ermordung von Gareth Richard Vaughan Jones
(*13.08.1905 Barry/Wales 12.08.1935
Mandschuko), nachdem er den Holodomor in der
Ukraine, den die Sowjetunion geheim halten
wollte, vor der Weltöffentlichkeit
journalistisch enthüllt hatte.
- die Flächenbombardierung
der Stadt Guernica am 26.04.1937 durch die
"Legion Condor" der Deutschen
Wehrmacht;
- Verhaftung, Verurteilung und Erschießung des
Futuristen und Schriftstellers Mychajlo
Wassylowytsch Semenko (*19.12.1892 Kybynzi,
Poltawa, Russland23.10.1937 Kiew,
ukrainische SSR) wegen konterrevolutionärer
Aktivitäten durch den NKWD. Er liegt zusammen
mit ca. 130000 weiteren Ermordeten aus der
Stalinzeit im Massengrab Bykiwnja.
- 13.12.1937: Beginn des 7-wöchigen Massakers von
Nanking durch japanisches kaiserliches Militär.
Mehr als 200000 chinesische Militärs,
Kriegsgefangene und Zivilisten wurden gefoltert
und grausam ermordet; ca. 20000 Frauen
massenvergewaltigt und ermordet;
- Zu Tode Foltern des jüdischen Medizinstudenten
und Widerstandskämpfers Heinz Eschen
(*03.05.1909 Filehne, Polen
30.01.1938 KZ Dachau) nach Denunziation
durch Baumhängen.
- In den Tod Treiben des 34-jährigen
Strafverteidigers Hans Litten im KZ Dachau:
Litten zwang als Nebenklägervertreter im
Edenpalast-Prozess in Berlin im Mai 1931 den
Anstifter der SA-Schlägereien - Adolf Hitler -
in den Zeugenstand. Am 28.02.1933, einen Tag nach
dem Reichstagsbrand, wird der
"Kommunistenverteidiger" in ein wildes
KZ geworfen und schwer gefoltert. Der Jurist
erhängte sich nach Androhung der Auspeitschung
durch den Lagerführer Baranowski am 05.02.1938,
obwohl seine Freunde Nachtwachen für ihn
eingerichtet hatten.
- Die Ermordung des Friedensnobelpreisträgers,
Pazifisten und Chefredakteurs der Zeitschrift
"Die Weltbühne" Carl von Ossietzky
(*03.10.1889 Hamburg 04.05.1938
Berlin) durch Misshandlung. Er hatte die geheime,
gegen den Versailler Vertrag verstoßende
Aufrüstung der Reichswehr entdeckt und publik
gemacht;
- Tod des expressionistischen Malers und Grafiker
Ernst Ludwig Kirchner (*06.05.1880 Aschaffenburg
15.06.1938 Davos) durch zwei
Pistolenschüsse ins Herz. Seine Werke sind von
den Nazis diffamiert worden.
- Euthanasierung von Frau Ursula Murawski (01.1916
Hannover 15.03.1940 Landesheilanstalt
Merxhausen) durch Verhungern lassen, weil sie
angeblich erbbiologisch minderwertig und
arbeitsunfähig war
- Erschießung von Prof. Dr. Fritz Noether
(*07.10.1884 Erlangen 10.09.1941 Orjol,
UDSSR) wegen angeblicher antisowjetischer
Propaganda. Nach Erlass des NS-Gesetzes zur
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 1933
emigrierte der Mathematiker und nahm eine
Professur in Tomsk an. In der Zeit des
Stalinistischen Großen Terrors wurde er wegen
angeblicher Spionage zu 25 Jahren Lagerhaft
verurteilt. Seine wissenschaftlichen Leistungen
lagen auf dem Gebiet der Funktionsanalyse;
- Folterung, Vergewaltigung und
öffentliche Erhängung der sowjetischen
Partisanin Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja
(*13.09.1923 Ossino-Gai, Gouvernement Gambow 29.11.1941
Petrischtschewo, Oblast Moskau, UDSSR) durch die
197. Infanterie-Division der Reichswehr
Nazideutschlands. Ein Kollaborateur hatte sie bei
einer Sabotageaktion entdeckt und verraten. Ihr
Körper wurde erst einen Monat später beerdigt
und zwischenzeitlich geschändet. Foto-Trophäen
von ihrer Hinrichtung fanden später Sowjets bei
gefallenen reichsdeutschen Soldaten dieser
Division;
- Vergasung der Kommunistin und Revolutionärin
Olga Benario Prestes (*12.02.1908 München 23.04.1942
Bernburg, Saale) in der Euthanasieanstalt
Bernburg. "Ich habe für das Richtige, das
Gute, das Beste gekämpft";
- Ermordung (1938-1945) von ca. 300000
chinesischer, mandschukischer und koreanischer
"Trostfrauen" in japanischen
Militärbordells durch Serienvergewaltigung,
absichtliche Infizierung oder Hinrichtung; siehe
auch Ruth Hallo: Die "Trostfrauen".
Langenmüller Verlag 2012;
- das Verhungern-, Verdursten- und Erfrierenlassen
von ca. 1,1 Millionen Zivilisten während
der fast 900-tägigen Blockade
(08.09.1941-27.01.1944) Leningrads, ausgeführt
im Vernichtungsfeldzug der Reichswehr
Hitlerdeutschlands gegen die UDSSR;
- die Umsetzung der in der
Wannseekonferenz in Berlin am 20.01.1942
beschlossenen "Endlösung" der damals
so bezeichneten "Judenfrage" durch
Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Adolf
Eichmann, Rudolf Höß, Amon Göth, etc.;
- Ermordung aller männlichen Einwohner des Dorfes
Lidice (Tschechoslowakei) am 10.06.1942 durch ein
NS-Vergeltungskommando, nachdem der
Reichsprorektor von Böhmen und Mähren Reinhard
Heydrich einem Attentat zum Opfer gefallen war;
- Ermordung der Chemikerin und Psychologin Dr. rer.
nat. Stephanie Horovitz (*17.04.1887 Warschau
1942 VernichtungslagerTreblinka). Sie hat
in mühevollster experimentalchemischer Arbeit
die Existenz der Isotope nachgewiesen.
- Dr. phil. habil. Edith Stein (*12.10.1891 Breslau
09.08.1942 KZ Auschwitz-Birkenau).
Deportation und Vergasung der jüdischen
Philosophin und Frauenrechtlerin erfolgte, weil
der Papst sich nicht öffentlich gegen die
Judenverfolgung wandte und die Schweiz ihr kein
Asyl gewährte. Sie wird als Heilige und
Märtyrerin verehrt.
- NS-Justizmord an Benno Neuburger (*04.03.1871
München 18.09.1942 Berlin-Plötzensee)
wegen angeblichen Hochverrats und Heimtücke. Der
Widerstandskämpfer hatte die Dimension des
Massenmords an den europäischen Juden erkannt
und dies kundgetan. Seine Frau Anna wird nach
Theresienstadt deportiert und am 22.09.1942 im KZ
Treblinka ermordet.
- Wegen "gewerbsmäßiger widernatürlicher
Unzucht" kam Liddy Bacroff (Heinrich Habitz)
(*19.08.1908 Ludwigshafen 06.01.1943 Gusen)
zunächst ins Zuchthaus und anschließend ins KZ,
wo er ermordet wurde.
- die Justizmorde an
Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe
"Weiße Rose", ausgeführt vom
NS-Volksgerichthof. Die Vollstreckungen der am
22.02.1943 im Münchner Justizpalast durch
Blutrichter Roland Freisler gegen Sophie Scholl,
Hans Scholl und Christoph Probst verkündeten
Todesurteile erfolgten selbtägig - vier Stunden
später - in der Justizvollzugsanstalt
München-Stadelheim durch das Fallbeil;
der im Auditorium Maximum der
Ludwig-Maximilians-Universität in strammem
Amtsdeutsch verbreiteten Nachricht vom Vollzug
dieser Todesstrafen - "... Angelegenheit
ohne Zwischenfall erledigt ..." - zollte die
Mehrzahl der dort anwesenden Münchner
Studentenschaft johlenden Beifall; eine Reaktion,
die das humanitär-moralische Versagen fast der
gesamten damaligen Münchner Studentenschaft
eindeutig beweist;
- Vergasung des nach den Nürnberger Gesetzen als
Volljüdin geltenden Kindes Gabriele Schwarz
(*24.05.1937 Marktoberdorf 16.03.1943
Auschwitz). Das bei Pflegeeltern befindliche Kind
wurde auf Gestapobefehl weggenommen, zur
Heimanlage für Juden Berg am Laim gebrach und
vier Wochen später mit allen Heiminsassen in
einem Güterwaggon nach Auschwitz deportiert. Es
starb in der Gaskammer des Krematoriums II.
- die Ermordung des
französischen Widerstandskämpfers Jean Moulin
(*20.06.1899 Béziers 08.07.1943 Metz)
durch Folter, ausgeführt vom
SS-Hauptsturmführer und Gestapochef Klaus
Barbie, dem Schlächter von Lyon;
- Guillotinierung des österrreichischen Landwirtes
Franz Jagerstätter (*1907 in St. Radegund bei
Braunau 09.08.1943
Zuchthaus Brandenburg). Er blieb Nicht-PG und bei
seiner Meinung, dass es mit seinem Gewissen
unvereinbar ist, für den NS-Staat zu kämpfen;
- Justizmord am berühmten Pianisten Karlrobert
Kreiten (*26.06.1916 Bonn 7.09.1943
Berlin-Plötzensee) nach Denuntiation wegen
angeblich wehrkraftzersetzender Äusserungen;
- Pfarrer Ludwig Mitterer (*02.06.1883
Schönau/Rottal 01.11.1943
Brandenburg-Görden) aus Niederbayern wurde wegen
"Angriffs auf den Siegglauben",
Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung von
VGH-Richter Roland Freisler zum Tode verurteilt
und hingerichtet;
- Guillotinierung der Schneidermeisterin Elfriede
Maria Scholz (geb. Remark) (*25.03.1903
Osnabrück 16.12.1943 Berlin Plötzensee)
nach Denunziation, Prozess und Todesurteil wegen
Feindbegünstigung. Der VGH-Präsident sagte
während des Prozesses: "Ihr Bruder ist uns
entwischt. Sie aber nicht". Der verfemte
Schriftsteller und Pazifist Erich Maria Remarque
widmete das Buch "Der Funke Leben"
seiner Schwester;
- Erschießung des Gewerkschaftlers, Dichters,
Journalisten und Resistance-Kämpfers Missak
Manouchian (*01.09.1906 Adiyaman, Osmanisches
Reich 21.02.1944 Paris) nach Aburteilung
durch ein reichsdeutsches Kriegsgericht zusammen
mit 24 Kameraden auf dem Mont Valérien. Dem
armenischen Freiheitskämpfer, der 1925 vor
türkischen Nationalisten fliehen musste,
gelangen 30 Sabotageakte gegen SS-Stützpunkte.
Als erster Kommunist und migrantischer
Widerstandskämpfer erhält er die Ehre der
Panthéonisierung; er steht stellvertretend für
alle Italiener, Spanier und Juden, die für
Frankreichs Freiheit gekämpft und ihr Leben
gelassen haben.
- Ermordung des geistig unterentwickelten, von den
Nazis zum Frauen-Serienmörder stilisierten und
als erbkrank kategorisierten Bruno Lüdke
(*03.04.1908 Köpenik 08.04.1944 Wien) im
Kriminalmedizinischen Institut durch einen
"Menschenversuch";
- Tod der Antifaschistin, Journalistin,
Schriftstellerin und Übersetzerin Milena
Jesenská (*10.08.1896 Prag 17.05.1944 KZ
Ravensbrück) infolge Lagerhaftbedingungen. Sie
gehörte zum Freundeskreis Franz Kafkas. Ihren
Antikommunismus begründete sie wie folgt:
"Jeder, der selbständig denken will, wird
sofort beseitigt."
- Ermordung von ca. 600 Zivilisten in
Oradour-sur-Glane am 10.06.1944 durch ein
SS-Vergeltungskommando;
- 09.08.1944: Erhängung des Partisanen Valdo
Jallà in San Germano Chisone bei Torre Pellice
im Chisone Tal in westlichen Piemont (Italien)
durch die Reichswehr.
- Ermordung der Jüdin Hildegard Hedwig Margis
(*31.05.1887 Posen 30.09.1944
Berlin) im Frauengefängnis Barnimstraße durch
Gestapo-Folter. Sie war Kriegsgegnerin,
Frauenrechtlerin und Widerstandskämpferin gegen
den NS. Über verwandtschaftlicher Beziehungen zu
den von Brauns erlangte sie Wissen über das
NS-Raketenprogramm (V-Waffen), das sie an Gegner
der Nazis weitergab;
- 13.09.1944: Vergewaltigung, Mißhandlung und
Erschießung der Offizierinnen Noor Inayat Khan,
Eliane Plewman, Madeleine Damerment und Yolande
Beekman. Sie waren Agentinnen des Britischen
Geheimdienstes, die in der französischen
Résistance an Sabotageakten im von den Nazis
besetzten Frankreich mitwirkten. Die
Widerstandskämpferinnen der Special Operations
Executive wurden enttarnt, von der Gestapo
verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt, um
dort dem "kompletten Programm"
unterzogen zu werden. Eines ihre letzten Worte
war "Liberté!";
- Erschießung des Historikers, Philosophen und
Sozialaktivisten Emanuel Ringelblum (*12.11.1900
Buczacz/Galizien 07.11.1944
Pawiak-Gefängnis in Warschau) zusammen mit 30
weiteren Jüdinnen und Juden, nachdem ihr
Schutzraum in der Grójecka-Straße in Warschau
nach Denunziation von der SS erstürmt und
geräumt worden war. Ringelblum sicherte,
erstellte, ordnete und sammelte zusammen mit
anderen der Geheimorganisation Oneg-Schabbat
zwischen 1939 und 1943 über 35000 Dokumente,
Augenzeugen- und Ereignisberichte über Leben und
Sterben der Juden im Warschauer Ghetto. Das
Untergrundarchiv entstand als kultureller,
intellektueller, und ausdauernder Widerstandsakt
gegen Besatzer und Vernichter.Viele Leben der
ermordeten 400000 Ghetto-Insassen wurden somit
transzendiert. Am 18.09.1946 wurde das drei Jahre
zuvor vergrabene Archiv geborgen und gesichert.
Es beinhaltet zahlreiche schriftliche Belege
über den Holocaust an polnischen Juden;
Dokumente, die bei späteren Gerichtsprozessen
gegen Nazis als Beweismittel dienten.
- Erhängung des Reserveoffiziers Dr. jur. Cäsar
von Hofacker (*11.03.1896 Ludwigsburg
20.12.1944 Berlin-Plötzensee) nach
Todesurteil durch den VGH. Der Wirtschaftsjurist
war Teil des militärischen Widerstandes um
Stauffenberg gegen das NS-Regime und verfügte
über Kontakte zur französischen Resistance. Vor
dem VGH prangerte er die die Besatzungspolitik,
die Ausbeutung und Repression in Frankreich an;
ferner: "Sie schweigen jetzt, Herr Freisler!
Denn heute geht es um meinen Kopf. In einem Jahr
geht es um Ihren Kopf!
- Tod des Philosophen, Schriftstellers und Mentors
der Weißen Rose Theodor Haecker (*04.06.1879
Eberbach bei Mulfingen 09.04.1945
Ustersbach) an diabetischem Koma. Als nicht-PG
bekam er kein Insulin verschrieben;
- Gefechtstod des Offiziers Alexander
Anatoljewitsch Kosmodemjanski (*27.07.1925
Ossino-Gai, Gouvernement Tambow 13.04.1945
Vierbrüderkrug bei Königsberg, Ostpreußen);
- Ermordung des Widerstandskämpfers und Schreiners
Johann Georg Elser (*04.01.1903 Hermaringen in
Württemberg 09.04.1945 KZ Dachau) durch
Genickschuß. Durch sein Zeitbomben-Attentat im
Münchner Bürgerbräukeller wollte er die
gesamte dort versammelte Führung treffen und
damit einen Krieg verhindern;
- Doppeltest brandneuester
Herrschaftstechnik: Ermordung von ca. 220.000
Einwohnern (Soforttote) der japanischen Städte
Hiroshima und Nagasaki am 06. und 09.08.1945
durch die Abwürfe zweier Atombomben: es waren
die mittels des 2 Mrd. $ teuren amerikanischen
Manhattan-Projekts hergestellte Uranbombe
"Little Boy" und die Plutoniumbombe
"Fat Man", deren gleißend cobaltblaue
Lichtblitze bei 10000 Bar Druck und über
1 Million Grad Celsius Vakuum-Löcher in die
Menschheitsgeschichte stanzten: Löcher des
Stillstandes, der Erstarrung, Leere,
Trostlosigkeit, Leblosigkeit, grenzenloser,
kosmischer Verlassenheit (DER SPIEGEL Nr.
25/2011: 122-125); "Die technische
Zivilisation hat ihren bestialischen Höhepunkt
erreicht" (Albert Camus). Jedes Jahr werden
es ca. 2500 Spätopfer mehr. Notabene: Das
Langstreckenflugzeug mit "Little Boy"
im Bombenschacht ist vor dem Start vom Piloten
Tibbet auf den Namen "Enola Gay"
getauft, die Mannschaft vor ihrem Einsatz von den
Militärpfarrern William Downy und George Zabelka
gesegnet worden; Gottesmänner dieser Sorte haben
auch für die gesunde Rückkehr der
Einsatzkräfte um die Hilfe des Allmächtigsten
gefleht. Der Abwurf von "Little Boy"
war gleichzeitig erster Test und erste
militärische Anwendung dieses Atombombentyps.
Die von der Stadtverwaltung Hiroschimas an das
IOC herangetragene Bitte, auch während der
olympischen Spiele 2021 in Tokyo eine Gedenk- und
Schweigeminute an dem sich jährenden
Abwurftermin 06.08. 8.13 Uhr einzulegen, lehrte
das IOC unter Leitung von Thomas Bach ab (SZ 180:
06 vom 07.-08.08. 2021). Dies wäre ein wichtiges
Signal gewesen gegen die derzeit laufenden
atomaren Aufrüstungen der Weltmächte. Seltsamer
Weise ist das IOC ambitioniert, den
Friedensnobelpreis zu erhalten (SZ 181: 29 vom
09.08.2021).
- das Sterbenlassen des
schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg
(*04.08.1912 Stockholm 17.07.1947
Lubjanka-Gefängnis in Moskau), der in Budapest
1944/45 als Mitglied des War Refugee Board
mittels Ausreisebewilligungen viele tausend
ungarische Juden vor ihrer Vernichtung durch die
Nazis rettete;
- Hinrichtung des Offiziers
Witold Pilecki (*13.05.1901 Olonez 25.05.1948
Warschau) nach Todesurteil. Er ließ sich nach
Absprache mit Vorgesetzten der Polnischen Armee
freiwillig am 19.09.1940 im KZ Auschwitz
internieren, um Information von dort zu
übermitteln und eine Widerstandsgruppe im KZ
aufzubauen. Nach seiner Flucht am 27.04.1943
unterstützte er zunächst die
Nachrichtenabteilung der Heimatarmee und später
den Warschauer Aufstand bis zu seiner
Gefangennahme am 05.10.1944. Am 28.04.1945 wurde
er im Oflag VII A in Murnau von den Alliierten
befreit, kehrte nach Polen zurück und begann,
Beweise zu sammeln über sowjetische Gräueltaten
in Polen. Am 15.05.1948 wurde er wegen
angeblicher Spionage von einem Polnischen Gericht
zur Todesstrafe verurteilt. Man verscharrte
seinen Leichnam in einer Müllkippe. Witold Pileckis
Rehabilitierung erfolgte erst am 01.10.1990.
- Ermordung des Wehrmachtsoffiziers, Volksschullehrers und Organisten Wilhelm
Hosenfeld (*02.05.1895 Mackenzell bei Fulda 13.08.1952
Stalingrad) durch Mißhandlung in sowjetischer
Kriegsgefangenschaft. Er rettere während der
reichsdeutschen Besatzung Warschaus jüdischen
Menschen das Leben. 2008 verlieh Yad Vashem ihm
postum den Ehrentitel "Gerechter unter den
Völkern".
- Tod der 12-jährigen Schülerin Sadako Sasaki
(*07.01.1943 Hiroschima 25.08.1955
Hiroschima) an Leukämie, damals in Japan
Atombombenkrankheit genannt. Sadako steht
stellvertretend für alle Hibakusha
(Bombenopfer): Anteilnahme an ihrem Schicksal und
Spenden bewirkten, dass dort im Friedenspark ein
Kinder-Friedensdenkmal mit dem Origami-Kranich
(Symbol gegen den Atomkrieg) eingerichtet wurde.
- Mehrere Gewehrschüsse auf
Peter Fechter (*14.01.1944 Berlin 08.1962 Berlin) bei
der Flucht im Grenzstreifen zwischen BRD und der
damaligen DDR durch drei Grenzpolizisten. Der
schwerstverletzt um Hilfe Rufende wird erst nach
einer Stunde geborgen und stirbt im Krankenhaus.
Im Mauerschützenprozess im März 1997 werden
zwei der Schützen vom Landgericht Berlin zu
Haftstrafen auf Bewährung wegen Totschlags
verurteilt;
- Folterung und Erschießung von Tasumbu Tawosa,
genannt Patrice Émery
Lumumba (*02.07.1925 Katako-Kombé, Prov.
Kasai, Kongo 17.01.1961 Prov. Katanga,
Kongo), dem ersten Ministerpräsidenten des am
30. Juni 1960 unabhängig gewordenen Kongo;
Lumumba setzte sich für Unabhängigkeit von der
Kolonialmacht Belgien, einen kongolesischen
Einheitsstaat und eine positiv neutrale
Aussenpolitik ein. Der Belgische Polizist Soete
zerstückelte seinen Körper und löste die Teile
in Säure auf;
- die Erschießung des
Friedensnobelpreisträgers und Bürgerrechtlers
Dr. Martin Luther King (*15.01.1929 Atlanta
04.04.1968 Memphis) durch Vertreter des Ku
Klux Klan; erst am 16.10.2011 ist in der
US-Hauptstadt Washington für ihn ein Denkmal
eingerichtet worden;
- die Todesopfer wegen der
Verweigerung von Visa und Asyl für politisch
oder weltanschaulich Verfolgte;
- die Vernichtung und
Ermordung mißliebiger, verdächtiger oder
oppositioneller Gruppen und Minderheiten oder
Millionen Einzelpersonen - sogenannte Ketzer,
Freiheitskämpfer, Unabhängige, Saboteure,
Zersetzer, Widerständler, Subversive,
Revolteure, etc. pp. - durch Unterdrückungs- und
Terrororganisationen, die von Gewaltherrschern,
Machthabern sowie politischen und/oder
weltanschaulichen Organisationen eigens dafür
eingerichtet worden sind:
- Römisch-katholische
Kirche: 380-381 n.Chr. bis 19. Jhd.: Heiliges
Offizium und Heilige Inquisitions-Gerichte;
- Zaren: Zaristische
Armeen;
- Wladimir Iljitsch Uljanow
alias Lenin: Tscheka: Außerordentliche Kommission
zum Kampf gegen Konterrevolution und Sabotage;
GPU: Gossudarstwennoje Polititscheskoje
Uprawlennije: Staatliche politische Verwaltung;
- Adolf Hitler: Gestapo, SD, SS, VGH, militärische
Standgerichte, KZs;
- Jossif Wissarionowitsch
Dschugaschwili alias Stalin: große Tschistka
[Säuberung] samt Holodomor durch NKWD [Narodny
Komissariat Wnutrennich Del: Volkskommissariat
für Innere Angelegenheiten]; fortgesetzt unter den Ersten
Staatssekretären Chruschtschow - Breschnew -
Andropow - Tschernenko - Gorbatschow - Jelzin als
KGB: Komitee für Staatssicherheit;
Nachfolgeorganisationen: Ministerium für
Sicherheit, Föderaler Dienst der
Gegenaufklärung, Föderale Sicherheitsdienst,
etc. pp..; Details siehe S. Courtois (1997): Das
Schwarzbuch des Kommunismus;
- Pol Pot: Rote Khmer; KZ S-24;
- Francisco Franco Bahamonde:
Junta, Falange;
- Jean-Bedel Bokassa:
Revolutionsrat;
- Mao Tsedong: Rote Garden;
- François und Jean-Claude Duvalier: Volontaires
de la Sécurité Nationale: haitianische Tontons Macoute;
- Augusto Pinocet Ugarte: DINA: Dirección de Inteligencia
Nacional, CNI: Central Nacional de Información;
- Jorge Rafael Videla: Argentiniens Militärjunta
und Geheimgefängnisse;
- Reza Pahlevi: SAVAK;
- Haji Mohamed Suharto: RPKAD-Miliz: Ermordung von
ca. 500.000 Mitgliedern der kommunistischen PKI;
Völkermord an den Chinesen Indonesiens;
- Rafael Leónidas Trujillo y
Molina: militär. Geheimdienstkommando (Servicio
de Inteligencia Militar);
- Idi Amin Dada: Ugandische
Armee;
- Otto Grotewohl, Walter
Ulbricht, Erich Honnecker, Egon Krenz: SSD, MfS,
Stasi;
- Saddam Hussein: Republikanische Garden;
- George W. Bush: CIA,
exterritorialisierte KZs Abu Ghureib, Guantanamo,
Salt Pit, Camp X-Ray, etc.;
- Baschar al Assad: Syrische Armee,
Schabiha-Milizen;
- Rios Montt: Guatemaltekisches Militär;
- Islamischer Staat IS;
Boko Haram;
- Bosco Ntaganda: Patriotische Kräfte für die
Befreiung des Kongo; Bewegung 23. März;
- Joseph Kony: Milizenführer der Lord Resistance
Army;
- Tatmadaw und nationalistische buddhistische
Mönche in Myanmar: Verfolgung, Vergewaltigung,
Vertreibung und Ermordung der Rohingya;
- Wladimir Putin: Wagner-Söldner. Er ließ am
24.02.2022 die Ukraine angreifen, um sie nach
seiner Lesart von "Neonazis" zu
säubern;
- und viele weitere
politische oder weltanschauliche Entsprechungen.
- die Vernichtung von
Millionen Sklaven und Zwangsarbeitern durch
Schwerstarbeit, Ausbeutung und unmenschliche
Lebensverhältnisse;
- 19.06.1953: Exekution von Ethel (*28.09.1915 New
York) und Julius (*12.05.1918 New York) Rosenberg
im Staatsgefängnis Sing-Sing (Ossining bei New
York) nach unfairem Prozess und Falschaussagen
von Zeugen wegen Atomspionage auf dem
elektrischen Stuhl. Antisemitismus und
Antikommunismus in Bestform.
- die blutige Niederwalzung des antistalinistischen
Arbeiteraufstands in der DDR am 17.06.1953 durch
russische Panzerkommandos;
- Der in der NS-Zeit verfolgte Kunstmaler,
Widerständler und KPDler Karl Friedrich Wilhelm
Schwesig (*19.07.1898 Gelsenkirchen
19.06.1955 Düsseldorf) starb an einem
Schlaganfall, den er nach Erhalt eines
Rentenbescheids erlitt. In diesem wurde ihm
beträchtliche Nachzahlungen, die ihm zugestanden
wären, vorenthalten.
- Tausende Tote bei der gewaltsamen Niederschlagung
des Ungarischen Aufstandes (23.10.1956) gegen die
sowjetische Besatzung. DDR-Schüler, die zum
Gedenken an die Opfer eine Schweigeminute im
Klassenzimmer selbst gestalteten, wurden wegen
Hochverrates bestraft;
- Folterung und Guillotinierung des kommunistischen
Freiheitskämpfers und Fabrikarbeiters Fernand
Iveton (*12.01.1926 Algier 11.02.1957
Algier) aufgrund eines Todesurteils,
ausgesprochen von einem Gericht der
französischen Kolonialmacht. Der Grund was ein
geplanter Anschlag. Er hatte die Bombe aber so
plaziert und den timer so gestellt, dass bei der
Explosion niemand hätte zu Schaden kommen
können.
- Erwürgung und Erschlagung der Schwestern Patria,
Teresa Maria und Dr. jur. Minerva Mirabal 1960 in
der Dominikanischen Republik. Sie gehörten der
politischen Opposition gegen den Tyrannen
Trujillo an;
- 21.03.1960: Tötung von 69 Personen im Township
Sharpeville durch Polizeischüsse in eine
Demonstration gegen das Südafrikanische
Apardheitsregime und gegen den dompas. Seit 1966
ist dieses Datum der Internationale Tag gegen
Rassismus.
- Ermordung des Arztes und linkssozialistischen
Friedensaktivisten Grigoris Lambrakis (03.04.1912
Kerasitsa 27.05.1963 Thessaloniki) durch
Schläge auf den Kopf mittels eines Schlagstocks;
ausgeführt von den Rechtsextremisten Emannouel
Emannouilides and Spyros Gotzamanis;
- die Erschießung von John Fitzgerald Kennedy
(*29.05.1917 Brookline, Mass., USA
22.11.1963 Dallas, Texas, USA), der sich um
die Überwindung des Kalten Krieges und
innenpolitisch um die Verbesserung der sozialen
Verhältnisse und der Bürgerrechtslage bemühte.
Er hat damals den Ausbruch des Dritten Weltkriegs
verhindert;
- Zwischenfall auf Hügel 192: Gefangennahme,
Fesselung, Entführung, Erniedrigung, eineinhalb
stündige Gruppenvergewaltigung und Ermordung der
Vietnamesin Phan Thi Mào (*1945 19.11.1966
Hügel 192) aus dem Dorf Cát Tuong in der
Provinz Bình Ðinh durch Amerikanische Soldaten
während einer sog. militärischen
Aufklärungsmission;
- Erschießung des Pazifisten
und Romanistik-Germanistik-Lehramtsstudenten
Benno Ohnesorg (*15.10.1940 Hannover
02.06.1967 in Westberlin) während einer
Anti-Schah-Demonstration durch den Polizisten und
verdeckten Informellen Mitarbeiter des
DDR-Staatssicherheitsdienstes, Karl-Heinz Kurras
(DER SPIEGEL 4: 36-44 vom 23.01.2012);
- Erschießung von Robert Francis Kennedy
(20.11.1925 Brookline, Mass., USA
06.06.1968 Los Angeles, Calif., USA), der
sich gegen die Rassendiskriminierung einsetzte
und eine De-Eskalierung im Vietnamkrieg
anstrebte;
- Mohandas Karamchand Mahatma Gandhi (*02.10.1896
Porbandar / Kathiawar 30.01.1969
Neu-Delhi). Der Rechtsanwalt und Leiter der
indischen Unabhängigkeitsbewegung propagierte
gewaltlosen Widerstand wie zivilen Ungehorsam und
Nichtkooperation gegen die britische
Besatzermacht. Ferner versuchte er, der Ächtung
von Parias und den Konflikten zwischen Hindus und
Muslims entgegenzuwirken. Er wurde von einem
fanatisierten Hindu erschossen.
- 04.05.1970: Kent-State-Massaker: Erschießung von
vier Student*innen (Jeffrey G. Miller, William K.
Schroeder, Sandy Scheuer und Allison Krause)
durch die Nationalgarde bei einer ungenehmigten
Demonstration an der Kent State Universität in
Ohio (USA) gegen die amerikanische Invasion in
Kambodscha;
- Erschießung des 20-jährigen sowjetischen
Soldaten Iwan Stscherbak am 07.11.1970, der vor
dem sowjetischen Ehrenmal in Berlin Wache hielt.
Täter Ekkehard Weil war Mitglied der
rechtsradikalen Europäischen Befreiungsfront;
- 05.11.1972: Tödliche Schüsse des Bauern Franz
Xaver Goldbrunner hinterrücks auf die fliehende
Romni Anka Denisov. Sie und ihre Gruppe wollten
Lebensmittel in dem Bauernhof in Niederthann bei
Pfaffenhofen kaufen. Sie war 18 Jahre alt und war
mit dem 3. Kind schwanger. Der Täter,
CSU-Mitglied, wurde unter Polizeischutz gestellt
und sein Hof wegen vermuteter Blutrache bewacht.
Spenden wurden für ihn gesammelt, damit er seine
Strafverteidiger und die Revisionen bezahlen
kann. Antiziganistische Ermittlungen, Zugriffe
und Gerichtsurteile. Hans Woller (2022): Jagdszenen
aus Niederthann. Ein Lehrstück über Rassismus;
C.H. Beck Verlag, München;
- Erschießung von Czeslaw Jan Kukuczka
(*23.07.1935 Kamienica, Kreis Limanowa, Polen
29.03.1974 DDR-Haftkrankenhaus
Berlin-Hohenschönhausen), nachdem ihn der
Oberleutnant der Stasi Manfred N. am
innerdeutschen Grenzübergang Friedrichstraße in
Berlin durch einen heimtückischen Rückenschuß
tödlich verletzt hatte. Kukuczka wollte mit
einer Waffenattrappe seine Ausreise erzwingen.
Der Täter erhielt eine Auszeichnung samt
Kampforden "für Verdienst um Volk und
Vaterland".
- Erschießung des Pater Rudolf Lunkenbein
(*1.04.1939 Döringstadt bei Bamberg;
15.07.1976 Merúri, Mato Grosso,
Brasilien), der sich für die Landrechte der
indigenen Mororo einsetzte, durch Manoel Borges
da Silva, dem Chef der Großgrundbesitzer;
- 14.12.1977: die Schüsse
von Hilfsarbeiter Josef Bachmann am 11.04.1968
auf den Studentenführer Alfred Willi Rudolf
(genannt Rudi) Dutschke (*07.03.1940 Schönefeld
24.12.1979 Arhus), an deren Spätfolgen er
starb; ersterer war durch tendenziell
einseitige "Berichterstattung" der
BILDzeitung manipuliert;
- die Erschießung
unbewaffnet demonstrierender Zivilisten am Bloody
Sunday (30.01.1972) in Londonderry (Nordirland)
durch Soldaten der Britischen Armee;
- Geißelnahme und Erschießung elf israelitischer
Athleten durch die palästinensische
Terrororganisation "Schwarzer
September" während der Olympischen
Sommerspiele 1972 in München. "Als
Anerkennung für die Massenhinrichtung
olympischer Sportler" schenkte Oberst
Gaddafi 5 Mio. USD an den Palästinenserführer
Yassir Arafat (SZ 275: 11 vom 27.-28.11.2021).
- die millionenfachen
Auftragsmorde durch Militärs und Soldaten
diktatorischer Staatssysteme, geplant und
ausgeführt in Angriffs- und Vernichtungskriegen;
- 24.06.1973: Feuertod der Homosexuellen Bill
Larson, Ferris LeBlanc und 30 weiterer Personen
nach Brandstiftung in der Upstairs Lounge im
French Quarter von New Orleans. Kaum polizeiliche
Ermittlungen; keine öffentliche Trauer;
- Folter, Vergewaltigung und Ermordung von Rosaria
Lopez (*1956 Rom 30.09.1975
San Felice Circeo), nachdem sie zusammen mit
ihrer Freundin Donatella Colasanti von drei
jungen Männern zu einem Fest eingeladen worden
ist;
- das am 16.06.1976 durch
südafrikanische Polizeikräfte ausgeführte
Massaker in Soweto an Schülern, die gegen ein
ungerechtes Bildungssystem demonstrierten;
- Tötung der Religionsstudentin Anna Elisabeth
Michel (*21.09.1952 Leiblfing 01.07.1976
Klingenberg am Main) durch Unterlassung. Obwohl
sie an Unterernährung und einer
Lungenentzündung litt, wurden ab September 1975
an ihr 76 große Exorzismen durchgeführt. Die
wahrscheinlich an Epilepsie Erkrankte wog zuletzt
nur mehr 31 kg.
- die Mordopfer durch
Terrorattentate der sogenannten Roten Armee
Fraktion und ihren politischen Entsprechungen;
- die Mordopfer durch Braunen
Terror;
- Folterung und Erschießung der Studentin und
Sozialarbeiterin Elisabeth Käsemann (*11.05.1947
Gelsenkirchen 24.05.1977
Monte Grande, Argentinien) durch Kräfte der
Militärjunta von General Videla; Deutsche
Behörden, die von der Gefangennahme wussten,
blieben untätig (SZ 128: 39 vom 05.06.2014);
- Erschießung des Bischofs Oscar Arnulfo Romero y
Galdámez (15.08.1917 Ciudad Baroios
24.03.1980 San Salvador) durch einen
rechtsradikalen Auftragsmörder. Romero setzte
sich für die Armen, für mehr soziale
Gerechtigkeit, politische Reformen und gegen die
Militärdiktatur des Landes ein;
- Tötung von 12 Zivilisten am 26.09.1980 auf dem
Münchner Oktoberfest durch eine 1,4 kg
TNT-Bombe, gebaut und gezündet vom Attentäter
Gundolf Köhler und seinen Mithelfern. Es dauerte
fast 40 Jahre, bis die Ermittler der
Bundesanwaltschaft sich der
rechtsradikal-terroristischen Motive des Täters
sicher waren, von dem bekannt war, dass er in der
NPD und der Wehrsportgruppe Hoffmann aktiv war.
Köhler wollte mit dieser Aktion die kurz bevor
stehenden Bundestagswahlen am 05.10.1980 in der
Art beeinflussen, dass der Anschlag den Linken
bzw. der RAF in die Schuhe geschoben wird,
weswegen der neue Kanzler FJS heissen und der
NS-Staat wiederauferstehen soll;
- 22.08.1980: Tod der Boatpeople Nguyen Ngoc Châu
(*26.07.1958 Saigon) und Ðo Anh Lân
(*10.03.1962 Saigon) durch rassistischen
Brandanschlag in einer Hanburger
Flüchtlingsunterkunft von Vertretern der
rechtsradikalen Deutschen Aktionsgruppen um den
Neonazi Manfred Roeder. Die Täter Sibylle
Vorderbrügge, Heinz Colditz und Raimund Hörnle
sowie Manfred Roeder erhielten lange
Freiheitsstrafen;
- Sprengstoffattentat auf den Historiker Prof. Dr.
phil. Walter Rodney (*23.03.1942 Georgetown,
Guyana 13.06.1980 Georgetown) durch Agenten
von Regierungskräften des Landes. Er war
Sprecher der Widerstandsbewegung Working Peoples
Alliance und Autor des Buches "How Europe
underdeveloped Africa".
- 09.12.1980: Doppelmord an Shlomo Lewin und Frida
Poeschke in Erlangen durch Vertreter der
Wehrsportgruppe Hoffmann;
- Verhaftung, Verhör und Ermordung des
Feinmechanikers Matthias Domaschk (*12.06.1957
Görlitz 12.04.1981 Gera) in einer
MfS-Untersuchungshaftanstalt. Er war in der
Bürgerrechtsbewegung tätig.
- Justizmord an MfS-Mitarbeiter Dr. Werner
Siegfried Teske (*24.04.1942 Berlin;
26.06.1981 Leipzig) in der
DDR-Strafvollzugsanstalt nach einem
rechtsstaatlichen Prinzipien widersprechenden
Todesurteil wegen Spionage und Fahnenflucht durch
einen "unerwarteten Nahschuß" in den
Hinterkopf. Man fand bei ihm Aktenmaterial, das
er beim Frontwechsel hinüber in die BRD
mitbringen wollte.
- 15.09.1981: Erpresserisches Kidnapping der
10-jährigen Ursula Herrmann, die der Täter
Werner M. in einer vergrabenen Holzkiste
ersticken ließ.
- 04.11.1981: Vergewaltigung der 17-jährigen
Frederike von Möhlmann durch den 22-jährigen
Ismet H. bei Hambühren/Celle, der sie
anschließend mit Messerstichen bestialisch
ermordete. Der in 2. Instanz Freigesprochene kann
- auch bei erdrückender Beweislage wegen neuer
forensischer Daten - wegen Rechtssicherheit nicht
mehr in derselben Sache angeklagt werden
(Grundsatz: "ne bis in idem");
- 24.06.1982: Erschießung der farbigen Amerikaner
William Thomas Schenck (Dressmann, 24 Jahre) und
Rufus Surles (Sergeant, 27 Jahre) sowie des
Ägypters Mohamed Ehap (Ingenieur, 21 Jahre)
durch den Neonazi Helmut Oxner während seines
Terrorlaufs in Nürnberg. Dabei rief er Passanten
zu: "Keine Angst, ich schieße nur auf
Türken!";
- 07.01.1984: Terroranschlag auf das Tanzlokal
"Liverpool" in München, bei dem die
20-jährige Corinna Tartarotti (*18.05.1963
Südtirol 27.04.1984 München) schwerste
Brandverletzungen erlitt, an denen sie drei
Monate später stirbt. Täter waren Wolfgang Abel
und Marco Furlan, Mitglieder der Neonazigruppe
"Ludwig", die vorher in Italien eine
Mordserie verübt haben und damit den
Sittenverfall der Jugend bekämpfen wollte. Die
Gruppe gilt als Vorläufer des NSU (SZ 04: R4 vom
07.01.2022; SZ 05: R4 vom 07.-08.01.2023).
- Gefangennahme, Mißhandlung und Ertränkung des
Priesters Jerzy Popieluszko (*14.09.1947
Okopy/Polen 19.10.1984 Wloclawek/Polen)
durch Offiziere des polnischen
Staatssicherheitsdienstes, weil er die
Gewerkschaft Solidarinosc und Gegner des
kommunistischen Regimes öffentlich
unterstützte;
- Tödliche radioaktive Vergiftung und/oder
Verstrahlung des Schülers und Dissidenten Mugur
Calinescu (*28.05.1965 Botosani, Rumänien
14.02.1985 Botosani) durch die
Geheimpolizei Securitate;
- Verhungern- und Erfrierenlassen des sowjetischen
Dissidenten, Dichters und Publizisten Wassyl
Semenowytsch Stus (*08.01.1938 Rachniwka, Oblast
Winnyzja 04.09.1985 Kutschino, Oblast Perm)
in einem Lager mit besonderem Vollzug, dem
Straflager Perm 36. Er setzte sich für die
kulturelle Autonomie der Ukraine ein;
- Erstechung des palästinensischen Anwaltes Aziz Shehadeh (*1912 Bethlehem - 02.12.1985 Ramallah), der sich 50 Jahre
lang für die Zweistaatenlösung - eine
friedliche Koexistenz von Palästinensern und
Israelis - eingesetzt hat.
- 17.10.1985: Erschießung von Thomas Sankara,
fünfter Präsident von Burkina Faso. Der
Sozialist setzte sich gegen Korruption,
Polygamie, gegen die Beschneidung von Frauen,
für Gleichberechtigung und Verhütung ein. Er
bekämpfte den Hunger und die Desertifikation des
Landes. Sein Dienstwagen war ein Renault 5;
- Die Erschießung von Schwedens
Ministerpräsidenten Sven Olof Joachim Palme
(*30.01.1927 Stockholm 28.02.1986
Stockholm); er war Anwalt der Drittweltländer
und Leiter der Unabhängigen Kommission für
Abrüstung und Sicherheitsfragen;
- 28.07.1987: Erschlagung des 20 Jahre alten
Urlaubers Klaus Schelkle mit einem
Schlackenhammer auf dem Fährschiff Viking Sally,
als er auf dem Deck in einem Schlafsack
übernachtete;
- 05.05.1988: Erschießung des neukaledonischen
Rebellenführers und Freiheitskämpfers Alphonse
Dianou durch Militär der französischen
Kolonialmacht;
- Verfolgung und Ermordung
kurdischer Minderheiten im Irak, u. a. durch
Giftgas (1988);
- Erschießung des 15jährigen Emanuele de Giorgi
(17.08.1988 Gladbeck) durch den
Geiselnehmer Dieter Degowski;
- Erschießung der 18jährigen Silke Bischoff
(18.08.1988) während des Gladbecker
Geiseldramas;
- 29.07.1988: Beginn der monatelangen
Massenhinrichtung politischer Gefangener in den
Evin- und Gohar-Dascht-Gefängnissen im Iran nach
Einberufung eines Sondertribunals, befehligt vom
obersten Führer Ajatollah Chomenei. Nach
Befragung zu ihrer politischen Einstellung und
Religionszugehörigkeit wurden ca. 33.000 von
ihnen gemäß der Scharia am Galgen stranguliert.
Den eigentliche Zweck der Vorladung blieb den
befragten Gefangenen verborgen.
- 21.12.1988: Bombenanschlag auf die Pan Am
Luftmaschine Nr. 103 durch zwei Libysche
Attentäter; alle 270 Insassen und 11 Einwohner
des schottischen Ortes Lockerbie kamen ums Leben.
Der Konstrukteur des Sprengstoffkoffers war
Muammar Gaddafis Bombenbauer Abu Agila Mohammad
Mas'ud (SZ 287: 08 vom 13.12.2022);
- Erschießung von Chico Mendez (*15.12.1944 Xapuri
22.12.1988 Xapuri), Chefs der
Landarbeitergewerkschaft und der Kautschukzapfer
in Brasilianischen Bundesstaat Acre, durch den
Großgrundbesitzer Darli Alves de Silva; Mendez
setzte sich für den Erhalt des Regenwaldes ein,
was einen Interessenkonflikt mit den Bauern und
der Holzindustrie bedingte;
- die blutige Niederschlagung
einer studentischen Demokratiebewegung am
03.-04.06.1989 auf Pekings Platz des Himmlischen
Friedens durch chinesisches Militär. Die vom
Dänischen Künstler und Bildhauer Jens
Galschiøt geschaffene Pillar Of Shame - Säule
der Schande - bewahrt die Erinnerung daran, die
das chinesische Regime auszulöschen versucht;
- die durch willentliche
Vernachlässigung verursachte erhöhte
Sterblichkeit von weiblichen Neugeborenen und
jungen Mädchen in China;
- Erschießung des Richters
Rosario Angelo Livatino (*03.10.1952 Canicatti
21.09.1990 Autobahn 640 bei Agrigent). Er
setzte sich gegen Korruption und das
organisierteVerbrechen ein
- 17.11.1990: Tod des fünfjährigen
türkischstämmigen Jungen Erkan Kara durch
Rauchvergiftung. Neonazis hatten in der kemptner
Asylunterkunft Feuer gelegt.
- Die Ermordung von Amadeu Antonio Kiowa
(*12.08.1962 Quimbele, Angola 06.12.1990
Eberswalde) durch rassistisch motivierte
Naziskins;
- Erstechung des Bäckerlehrlings Klaus Berninger
(*03.06.1974 Wörth 20.12.1990 Waldgebiet
Schneesberg) nach schwerer Mißhandlung. Wohl
Eskalation nach einer Bagatelle.
- Erschießung von Prof. Dr. Ioan Petru Culianu
(*05.01.1950 Iasi, Rumänien 21.05.1991
Chicago) unmittelbar nach einer Vorlesung. Der
Historiker und Philosoph wandte sich gegen die
Ultrarechten, Antisemiten und Faschisten
Rumäniens und forderte eine Untersuchung des
Genozids an rumänischen Juden. Der auf
Universitätsgelände erfolgte Mord blieb
ungeklärt.
- Erschießung des dpa-Korrespondenten und
SZ-Reporters Egon Scotland (*07.10.1948 Hagen
26.07.1991 Sisak, Kroatien) durch einen
Scharfschützen aus dem Kommando des Tschetniks
Dragan Vasiljkovic zu Beginn des Kroatienkriegs.
In dieser Auseinandersetzung starben weitere 44
Kriegsberichterstatter;
- Tod des Flüchtlings Samuel Kofi Yebouah
(*06.09.1964 Ghana; 19.09.1991 Saarlouis)
nach rassistisch motiviertem Brandanschlag durch
Rechtsradikale in einem Asylbewerberheim.
- Erschießung der Jüdin Blanka Zmigrod-Feldmann
(*22.01.1924 Königshütte in Schlesien
23.02.1992 Frankfurt a. M.) durch den
schwedischen Rechtsterroristen John Ausonius.
- Ermordung des Antimafia-Richters Giovanni Falcone
(*18.05.1939 Palermo 23.05.1992 Palermo)
durch einen Sprengstoffanschlag der Cosa Nostra;
- 17.09.1992: Erschießung von vier iranischen
Oppositionellen (Generalsekretär und
Repräsentanten der demokratischen Partei
iranisch Kurdistans Dr. Sadegh Sharafkandi,
Fattah Abdoli, Homayoun Ardalan und den
Dolmetscher Nouri Dehkordi), die zum Kongress der
Sozialistischen Internationalen in Berlin
eingeladen waren. Die nachher ergangenen Urteile
gegen Täter und Drahtzieher stellten fest, dass
der Mordauftrag von staatlichen Stellen des Iran
erteilt wurde;
- Entführung, Mißhandlung und Erschlagung des
Kleinkindes James Patrick Bulger (*16.03.1990
Liverpool 12.02.1993 Walton bei Liverpool)
durch die zehnjährigen Jugendlichen Robert
Thompson und Jon Venables. Ihre desolaten
sozialen und familiären Situationen -
gewalttätiges Elternhaus - könnten Ursache
dieser Tat gewesen sein.
- das von Ratko Mladic und
Radovan Karadzic kommandierte Srebrenica-Massaker
vom 11.-17.07.1995 an min. 8.000 Bosniaken;
- Hinrichtung des nigerianischen Bürgerrechtlers,
Schriftstellers, Fernsehproduzenten,
Universitätsdozenten und Regierungsbeamten
Kenale Beeson Saro-Wiwa (*10.10.1941 Bori,
Nigeria 10.11.1995 Port Harcourt, Nigeria)
nach einem Schauprozess durch den Strang;
- Die Erschießung des Friedensnobelpreisträgers
und Verständigungspolitikers, des israelitischen
Premierministers Jitzchak Rabin (*01.03.1922
Jerusalem 04.11.1995 Tel Aviv) durch den
politischen Extremisten Jigal Amir;
- Sexueller Mißbrauch und
Ermordung von Mädchen und jungen Frauen in den
Jahren 1995-1996 durch den Belgier Marc Dutroux
und seine Ehefrau;
- die Mafiamorde an unbeugsamen und aufrechten
Zivilisten, Händlern, Antimafia-Mitgliedern und
Politikern;
- Gewaltverbrechen an der 19-jährigen
Fachoberschülerin Sonja Engelbrecht (*1976
11.04.1995). Nach Aussagen ihres Begleiters
hat er sie nachts an einer Trambahnhaltestelle in
München alleine zurückgelassen. 2020 wurden
Knochenteile von ihr in einem Wald und in einer
Felsspalte gefunden.
- Massaker am 29.06.1996 durch Erschießen von ca.
1200 politischen Häftlingen im libyschen
Abu-Salim-Hochsicherheitsgefängnis, nachdem
diese wegen schlechter Haftbedingungen revoltiert
hatten. Die Körper wurden anschließend in ein
Massengrab geworfen und mit Säure übergossen.
- 1996: Ermordung des neugeborenen Michael durch
unterlassene Hilfeleistung. Er war Sohn und Enkel
von Josef Fritzl, den er mit seiner Tochter
Elisabeth in einem Kellerverließ gezeugt hatte;
in diesem hatte er sie zusammen mit den sechs
weiteren dort gezeugten Kindern über 24 Jahre
eingesperrt. Dieser Vater verbrannte die
sterblichen Überreste seines Sohnes in einem
Ofen. Josef Fritzl wurde dafür und wegen
Sklavenhandels, Freiheitsentziehung,
tausendfacher Vergewaltigung, Inzests und
schwerer Nötigung zu lebenslanger Haft
verurteilt.
- die Tötung des
systemkritischen Philosophen und Schriftstellers
Rudolf Bahro (*18.11.1935 Swieradow Zdroj, Polen
05.12.1997 Berlin) durch geheimdienstlich
ausgeführte Verstrahlung;
- Verbrennung von Frau Ana Orantes Ruiz (Granada,
Spanien 06.02.1937 Cúllar
Vega 17.12.1997) durch ihren geschiedenen Ehemann
José Parejo Avivar nach über 40 Jahren
häuslicher - physicher, psychischer und
sexueller - Gewalt. Sie hatte dies in einer
Fernsehsendung öffentlich gemacht. Er bekam nur
17 Jahre Gefängnis. Man wollte das Ereignis
damals als Einzelfall abtun. In Wirklichkeit war
Frau Orantes in dem Jahr das 59. Todesopfer
geschlechtsspezifisch-machistischer Gewalt in
Spanien. In 2007 ist zur Prävention das Programm
VioGén entstanden.
- das Verhungern- und
Verdursten-Lassen von Kleinkindern durch ihre
leiblichen Eltern;
- Walter (*26.01.1962
Dillingen 03.03.1999 Florence in Arizona)
und Karlheinz (*20.10.1963 Augsburg
24.02.1999 Florence in Arizona) LaGrande,
die man nach ihrem Todesurteil 1984 wegen
Bankraubmords 15 Jahre in der Todeszelle auf ihre
Hinrichtung warten und sie kurzfristig vor
Vollstreckungstermin wählen ließ zwischen
Giftspritze oder Einpersonen-Gaskammer;
- 18.02.2001: Gefangennahme, Fesselung, Folterung,
tagelange Gruppenvergewaltigung und Erwürgung
der 17-jährigen Lilia Alejandra Garcia Andrade
in Ciudad Juárez.
- die gezielte Erschießung des Demonstranten Carlo
Giuliani (*14.03.1978 Rom 20.07.2001 Genua)
durch die Italienische Polizei, als sich diese
mit Globalisierungskritikern des
G8-Gipfeltreffens eine Straßenschlacht lieferte;
- 11.09.2001: Vergiftung der
Rechtsanwaltsassistentin Marcy Borders
(19.07.1973 Bayonne, New Jersey 24.08.2015
Paterson, New Jersey) beim Kollaps des WTC mit
Staub und Gasen. Wegen dieser Exposition stirbt
sie 42-jährig an einer der möglichen
diagnostizierten Spätfolgen, einer
Magenkrebserkrankung. Die "dust lady"
stehe hier stellvertretend für die vielen
tausend, direkt und indirekt Betroffenen durch
die Terroranschläge am Ground Zero;
- Folterung und anschließende Ermordung von
Marinus Schöberl (*04.09.1985 13.07.2002
Potzlow, Oberuckersee, Uckermark) durch
"Bordsteinkick". Die Täter, seine
"Freunde" Marco S., Marcel S. und
Sebastian F., taten dies aus Langeweile (SZ 11:
12 vom 14.-15.01.2023);
- Durchschneidung der Kehle und Enthauptung des
investigativen Journalisten Daniel Pearl
(*10.10.1963 Princeton, New Jersey, USA;
ca.29.01.2002 Karatschi, Pakistan) durch
Chalid Scheich Mohammed;
- 27.09.2002: Entführung des neunjährigen Kindes
Jakob von Metzler und Erpressung seiner Eltern
durch den Jurastudenten Magnus Gaefgen, weil
dieser Geld brauchte. Der Täter hatte das Kind
am selben Tag erdrosselt;
- Die Erschießung von Dr. Zoran Djindjic
(*01.08.1952 Bosanski amac 12.03.2003
Belgrad) durch den Scharfschützen Zvezdan
Jovanovic, Vizekommandant der Roten Barette,
Slobodan Miloevics Polizei-Sondereinheit.
Der demokratisch orientierte Ministerpräsident
Serbiens engagierte sich gegen nationalistische
und kommunistische Kräfte sowie gegen Korruption
und mafiöse Strukturen;
- Juri P. Schtschekotschichin (*09.06.1950 Gäncä,
Aserbaidschan 03.07.2003 Moskau) wurde
höchst wahrscheinlich durch Gift ermordet. Der
Menschenrechtsaktivist und Wortführer der
Opposition kämpfte gegen Korruption,
organisiertes Verbrechen, gegen den
Tschetschenienkrieg und half bei der Aufklärung
stalinistischer Verbrechen mit;
- Ermordung der schwedischen
Politikerin Ylva Anna Maria Lindh (*19.06.1957
Enskede 11.09.2003 Stockholm) durch
Messerstiche, ausgeführt vom Neonazi Mijailo
Mijailovic;
- 13.10.2004: Mißbrauch und Erdrosselung des
siebenjährigen Mädchens Angelina durch den
17-jährigen Patrik Sch. im Hamburger Ortsteil
Hummelsbüttel. Der Täter fühlte sich
minderwertig und wollte Überlegenheit, Macht und
Geltung ausleben, um Defizite an familiärer
Wärme - Zuwendung, Anerkennung - auszugleichen
(DER SPIEGEL 28: 49 vom 10.07.2021);
- die Verbrennung des
gefesselt auf einer Schaumstoffmatratze liegenden
Ouri Jallow aus Sierra Leone am 07.01.2005 in
Zelle 5 im Keller des Polizeireviers Dessau;
- Erschießung der Elektroinstallateurin und
alleinerziehenden Frau Hatun Aynur Sürücü
(*17.01.1982 Berlin 07.02.2005 Berlin)
durch ihren Bruder Ayhan, der damit einen
"Ehrenmord" für die Familie
realisierte; ein Gericht in Istanbul sprach die
Täter im Mai 2017 frei;
- Entführung, Mißbrauch, Mißhandlung und
Ermordung von Kindern, organisiert und gefilmt
von päderastisch-perversen Kreisen; die Videos
werden im Internet gehandelt;
- Die Erschießung der Bürgerrechtlerin und
Beschützerin des Brasilianischen Regenwaldes
Dorothy Mae Stang (*07.07.1931 Dayton, Ohio, USA 12.02.2005 Anapu,
Para, Brasilien) durch Auftragsmörder, bezahlt
vom Großgrundbesitzer Vitalmiro Bastos Moura;
- das Versagen von Protektion
für kritisch-oppositionelle Journalisten in
Russland: die russisch-amerikanische Reporterin
Anna Stepanowna Politkowskaja (*30.08.1958
07.10.2006) war eines der ersten Mordopfer;
- 13.01.2007: Doppelmord im mecklenburgischen
Tessin am Ehepaar E. durch die beiden
siebzehnjährigen Felix D. und Torben B. mittels
zahlreicher Messerstiche. Einer der Täter war in
der Schule gemobbter Aussenseiter, der alle
Demütigungen in sich hineinfraß und über die
Jahre Minderwertigkeitsgefühle sowie Angst-,
Katastrophen-, Macht-, Gewalt- und
Tötungsfantasien entwickelte: Seine Aussage:
"Wie es sich anfühlt, einen Menschen zu
töten". In sein Tagebuch schrieb er:
Seine ganze Klasse sollte sich in eine
Reihe aufstellen und durch Kopfschuss
hingerichtet werden.
- Erschießung von 10 Personen (2000-2007) durch
das ausländerfeindliche, rechtsextremistische
NSU-Terrorkommando ("Zwickauer Zelle"),
das von der NPD unterstützt wurde. Rassistische
Ermittlungen ermöglichten die Fortsetzung
rassistischer Morde. Ämter und Behörden
vernichteten widerrechtlich diesbezügliche
wichtige Akten und Ermittlungsunterlagen;
- Erschießung des türkisch-armenischen
Journalisten und Menschenrechtlers Hrant Dink
(*....2008) durch einen Auftragsmörder.
Dink setzte sich gegen die Tabuisierung des
Völkermords an den Armeniern ein;
- die Todesopfer durch Al
Quaida- und Taliban-Terrorismus sowie
Entsprechungen;
- Ermordung von Morsal Obeidi (*07.09.1991 Masar-e
Scharif 15.05.2008 Hamburg) durch 20
Messerstiche, ausgeführt von ihrem Bruder Ahmad.
Ein sogenannter Ehrenmord.
- Erschießung des 15-jährigen Alexandros Andreas
Grigoropoulos am 06.12.2008 durch Epaminondas
Korkenas, Mitglied der Spezialwache der Polizei
Athens, als Reaktion auf eine nichtige
Streiterei; ein politischer Mord wird vermutet;
- Die Erschießung von
Tennessee Noel Llewellyn Eisenberg (*23.11.1984
30.04.2009 Regensburg) durch Polizeikräfte
aus angeblicher Notwehr oder Nothilfe;
- Erschießung von Dr. med. George Richard Tiller
(*08.08.1941 Wichita, Kansas 31.05.2009
Wichita) durch den militanten Abtreibungsgegner
Scott P. Roeder.
- Tötung von Sergei Leonidowitsch Magnitzki
(*08.04.1972 11.11.2009)
durch "nicht standardgemäße"
Haftbedingungen in Moskauer Gefängnissen. Er war
Anwalt und Wirtschaftsprüfer und hatte einen
Betrugsfall in Form illegaler
Steuerrückerstattung aufgedeckt (SZ Magazin 06:
08-15 vom 06.02.2015).
- Die Erschießung der Philosophiestudentin Neda
Agha-Soltan (*23.01.1983 Teheran 20.06.2009 Teheran) durch den Basij-Milizionär
Abbas Kargar Javid, als gegen die manipulierte
Wiederwahl des Präsidenten protestiert wurde;
- die Ermordung der
Ägypterin Marwa El-Sherbini (*07.10.1977
01.07.2009) im Saal des Dresdner
Landgerichts um 10.23 Uhr durch min. 16
Messerstiche, ausgeführt vom islamfeindlichen
Russlanddeutschen Alex Wiens;
- die Erschlagung von Manager
Dominik Brunner am 12.09.2009 am S-Bahnhof Solln
bei München durch verrohte Jugendliche;
- Heimtückische Erstechung von Dr. med. Anja R. am
07.08.2010 durch ihren Adoptivsohn Ujal R., der
sich im Zustand nicht ausschließbar aufgehobener
Schuldfähigkeit befand. Anja R. hat ihn als
dreijährigen Waisen 1992 in Bangladesch
aufgenommen.
- Ermordung der 72-jährigen und der Hexerei
verdächtigten Ghanaischen Frau Ama Hemmah (11.2010 Tema), indem ein
Mob sie mit Benzin übergoß und sie anzündete.
Vor Gericht kamen deswegen sechs Personen, u. a.
ein evangelikaler Priester und eine Pädagogin
(GEO 03: 20; 2012).
- Die Erschießung des israelischen Schauspielers,
Filmregisseurs und politischen Aktivisten Juliano
Mer-Khamis (*29.05.1958 Nazaret 04.04 2011
Dschenin, Westjordanland), der sich für ein
friedliches Zusammenleben von Israelis und
Palästinensern einsetzte;
- Das Massaker 2011 an Ölarbeitern in Kasachstan
(Fassadendemokratie; Boland Atabajew);
- 28.10.2011: Erschießung des Polizisten Mathias
Vieth (41) durch die Brüder Raimund Mayr und
Rudolf Rebarczyk. bei einer Verfolgungsjagd bei
Augsburg anlässlich einer Routinekontrolle;
- Kindersoldaten, die bei Zwangseinsätzen ihr
Leben lassen mussten oder als
Selbstmordattentäter (Radio-Meldung am
01.05.2011) missbraucht wurden; 2012 gab es laut
UNO und Terre des Hommes in 20 Ländern ca.
250000 Kindersoldaten (BR2 19.12.2012 von 8-9
Uhr); siehe auch DER SPIEGEL 44: 56-60 vom
28.10.2013);
- Die Ermordung von 77 Personen am 22.07.2011 in
Oslo und auf der Insel Utöya durch den
antiislamischen Rechtsextremisten und Freimaurer
Anders Behring Breivik; der narzisstisch
veranlagte, aber voll schuldfähige Einzeltäter
verwendete Sprengstoff und eine Schußwaffe;
- Erschießung des Staatsanwalts Tilman Caspar
Turck (*31.03.1980 11.01.2012) im
Amtsgericht Dachau durch den angeklagten
Betrüger Rudolf R.;
- Ermordung der Kriegsberichterstatterin und
Sunday-Times Korrespondentin Mary Colvin
(*12.01.1956 New York City 22.02.2012 Homs)
im Stadteil Bab al-Amr (Homs, Syrien) durch
gezielten Granatbeschuß, nachdem sie gemeldet
hatte: "Die syrische Armee bombardiert eine
Stadt mit frierenden, hungernden
Zivilisten."
- Die Erschießung des unbewaffneten 17-jährigen
Farbigen Trayvon Martini am 26.02.2012 in Sanford
bei Orlando (Florida), als dieser einen
Kapuzenpulli anzog. Dadurch hat sich ein
28-jähriger Weißer, der freiwillige
Sicherheitsmann George Zimmerman, angeblich so
sehr bedroht gefühlt, weshalb er sein Recht auf
Selbstverteidigung mit aller ihm zur Verfügung
stehenden Macht ausübte, indem er gezielt
schoß. In einer ersten Vernehmung hielt die
örtliche Polizei seine Ausführungen für
glaubwürdig und ließ ihn frei. Eine später
wegen dieses Ereignisses einberufene
Gerichtsverhandlung verließ er am 13.07.2013 als
freier Mann;
- Folterung und Ermordung von Zivilisten wie Haji
Sardar Khan am 14.03.2012 durch australische
Soldaten, stationiert in Afghanistan. Solche
Handlungen - bloodings genannt - zählten zu den
Initiationsriten bei Neulingen in der Truppe.
- Erdrosselung der mexikanischen Journalistin
Regina Martinez Perez (*07.09.1963 Veracruz
28.04.2012 Xalapa, Veracruz) wegen
kritischer Berichterstattung über
Menschenrechtsverletzungen, Korruption und
behördlichem Missmanagement.
- Die Erschießung von 108 Zivilisten am 25.05.2012
in der Stadt Hula (Provinz Homs in Syrien) durch
regimetreue Schabiha-Milizen;
- Physische Attacke am 02.12.2012 auf den angeblich
parteiischen Linienrichter Richard Nieuwenhuizen
(03.12.2012) nach dem Amateurfußballspiel
Buitenboys gegen Amsterdam Club Nieuw Sloten, an
der er tags darauf starb;
- die wegen Mißbrauchs,
Mißhandlung, Betrugs und Mobbings in den
Selbstmord Getriebenen, wie z. B. die 46-jährige
englische Krankenschwester indischer Abstammung,
Jacintha Saldanha (06.12.2012), die auf einen Telefonstreich
zweier Moderatoren des australischen Radiosenders
2Day-FM hereinfiel, wodurch Indiskretionen über
das englische Königshaus verbreitet wurden;
- Afrikanische Flüchtlinge,
die nach ihrer finanziellen Auspressung durch
Schleuser auf untauglichen Booten im Mittelmeer
ausgesetzt wurden und nach dem Kentern ertranken;
- Ermordung der 23-jährigen Inderin Jyoti Singh
Pandey in Neu-Delhi durch Gruppenvergewaltigung
und Mißhandlung mit einer Eisenstange
(16.12.2012), die ihr in eine Körperöffnung
gerammt wurde. Sie starb am 29.12.2012 an den
Folgen ihrer inneren Verletzungen in einem
Spezialkrankenhaus in Singapur;
- Erschießung des tunesischen Oppositionellen
Chokri Belaïd (*26.11.1964 06.02.2013)
durch religiöse Fanatiker. Der Jurist und
Politiker trat für Demokratisierung und Trennung
von Staat und Religion ein;
- Es war nur profane Profitmacherei und
Termindruck, warum am 24.04.2013 trotz
polizeilicher Warnung Textilarbeiter vom
Firmenchef Sohel Rana in seine den Sicherheits-
und Bauvorschriften nicht entsprechende und
deshalb einsturzgefährdete 8-stöckige Fabrik in
Dhaka, der Hauptstadt Bangladeshs, gedrängt
wurden. Das Gebäude kollabierte, wodurch 1129
Billigarbeiter (Euro 60.-/Monat) ums Leben kamen;
- Erschießung der führenden
Oppositionspolitikerin Zahra Shahid Hussain
(18.05.2013 Karachi), Mitglied der
"Bewegung für Gerechtigkeit";
- 28.05.2013: Erdolchung des 31-jährigen Raum- und
Luftfahrtingenieurs Domenico Lorusso in München
bei einer Zufallsbegegnung mit einer aggressiven
Person.
- 21.08.2013: Tod von min. 1429 zivilen Opfern in
Enklaven der Stadt Damaskus (Syrien) durch das
Nervengas Sarin
(Methylfluorophosphonsäureisopropylester) und
durch Kontamination von Trinkwasserleitungen;
- 05.12.2013: Tod von sieben chinesischen
Billigarbeitern in einer Textilfabrik in Prato
bei Florenz, Italien;
- Der Istanbuler Junge Berkin Elvan (*05.01.1999
11.03.2014) wollte am 10.06.2013 Brot
kaufen, als ihn eine Tränengasgranate der wegen
Bürgerprotesten im Gezi-Park in
Alarmbereitschaft versetzten Polizei am
Hinterkopf traf und er ins Koma fiel, aus dem er
nicht mehr aufwachte.
- 09.02.2014: Erdrosselung der 70-jährigen Frau
Karin K. durch ihre arbeitslose Tochter. Als
Motiv wird Scham und Zorn vermutet (SZ 46: R05
vom 25.02.2015);
- 15.02.2014: Vergewaltigung und Ermordung der
13-jährigen Franziska bei Neuburg an der Donau
durch den 26-jährigen Stefan B.;
- Ermordung von Alfons R. (*26.04.1995 Hamburg
05.2014) alias Jibril Atta
(Erzengel-Geschenk) auf einem syrischen
Kriegsschauplatz durch Kopfschuß. Er kam in die
Ulu-Camii-Moschee am Bahnhof Hamburg-Altona, fand
im Islam endlich seine Ersatzheimat für fehlende
familiäre Nestwärme, ließ sich zum Salafisten
radikalisieren und zum Gotteskrieger rekrutieren;
- 17.07.2014: Abschuß des Passagierflugzeugs
Boeing 777 des Fluges MH17 der Malaysischen
Airline durch das Luftabwehrsystem Buk-M1 Telar
prorussischer Separatisten in der Ostukraine, was
zum Tod aller 298 Personen an Bord führte; am
Absturzort fanden Manipulationen und
Plünderungen sowie eine unwürdige Bergung der
Leichen statt;
- Eric Garner (*15.09.1970 17.07.2014 New
York), ein Asthmatiker, wurde Opfer von
Polizeigewalt: der Farbige war unbewaffnet und
starb bei Anwendung eines Würgegriffes durch
einen weißen Polizisten;
- Erschießung des 18jährigen, unbewaffenten
Farbigen Michael Brown durch den weißen
Polizisten Darren Wilson in Ferguson (Missouri,
USA) am 09.08.2014. Am 24.11.2014 entschied die
Grand Jury, dass gegen den Polizisten kein
Verfahren eröffnet wird;
- 26.09.2014: Massenverhaftung und -entführung von
43 Studenten der Escuela Normal Rural
Raúl Isidro Burgos, in Iguala de
la Independencia (Mexico) durch die Polizei, weil
sie gegen diskriminierende Einstellungs- und
Bezahlungspraxis demonstrierten. Sie sind von der
Polizei dem Drogen-Syndikat Guerreros Unidos
übergeben worden. Dieses ermordete die
Grundschul-Lehramtskandidaten und verbrannte nach
dem Massaker die Leichen auf einer Müllkippe.
- Todesurteil gegen die Informatikstudentin und
Innenarchitektin Reyhaneh Jabbari (*1987 Teheran
25.10.2014 Gohardascht-Gefängnis, Teheran)
wegen angeblichen Mordes am
Geheimdienstmitarbeiter und Familienvater Morteza
Abdolali Sarbandi. Und wegen angeblichen
vorehelichen Kontaktes - auch wenn er gegen ihren
Willen geschah - wurde sie mit 30 Peitschenhieben
bestraft. Am Hinrichtungstag durfte der älteste
Sohn des Getöteten Blutrache üben und den
Vollzug der Todesstrafe - durch den Strang -
ausführen. Fakt ist, dass die Studentin wegen
der versuchten Vergewaltigung durch den
Familienvater in Notwehr gehandelt und ihn
erstochen hat.
- 04.11.2014: Das junge pakistanische Ehepaar
Shahzad Masih und Shama Bibi - christlichen
Glaubens - werden von einem ca. 2000 Personen
starken Muslim-Lynchmob bei lebendigem Leib in
einem Ziegeleiofen verbrannt, weil es angeblich
Koranseiten verbrannt haben soll;
- Erschlagung der 22-jährigen Lehramtsstudentin
Tugce Albayrak (*28.11.1991 Bad Soden-Salmünster
26.11.2014 Offenbach am Main) durch den
Straftäter Senal M.. Sie zeigte Zivilcourage,
indem sie in einem Schnellimbissrestaurant
anderen belästigten Frauen helfen wollte;
- 16.12.2014: Erschießung von ca. 130 Schülern
und Lehrern/Lehrerinnen im pakistanischen
Peschawar durch die Terrororganisation
Tehreek-e-Taliban;
- 03. oder 08.01.2015: Verbrennung des 26-jährigen
jordanischen Piloten Moaz al-Kasaesbe durch
IS-Jihadisten, die das Geschehen per Video
festhielten und ca. 1 Monat später im Netz
verbreiteten;
- 07.01.2015: Erschießung von 12 Personen der
Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in
Paris durch die islamistisch gesinnten Brüder
Chérif und Said Kouachi; Erschießung von vier
Geiseln in einem koscheren Supermarkt in Paris
durch den islamistischen Antisemiten Amedy
Coulibaly am 09.01.2015;
- 13.01.2015: Erdolchung des erithreischen
Flüchtlings Khaled B. in Dresden durch
fremdenfeindliche Einheimische;
- Erschießung des Staatsanwaltes Alberto Nisman
(*5.12.1963 Buenos Aires 18.01.2015
ebenda), der wegen eines Bombenattentats im Juli
1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia in
Buenos Aires mit 85 Toten und ca. 300 Verletzten
gegen die iranische Regierung ermittelte; die
argentinische Regierung versuchte die Aufklärung
des Verbrechens wegen lukrativer Geschäfte mit
Iran zu verhindern.
- 20.01.2015: Erschießung des Veterinärs Frank M.
durch den Landwirt Winfired Z. in Klein Behnitz,
Kreis Havelland; Z. wollte damit nicht zulassen,
dass wegen einer behördlichen Verfügung die
Nutztiere von seinem verwahrlosten Hof aus
tierrechtlichen Gründen weggebracht wurden;
- 22.01.2015: Ermordung der 19-jährigen
Schwangeren Maria P. mittels Stich- und
Brandverletzungen, die ihr von ihrem Freund Eren
T. - Vater des Kindes - und Daniel M. zugefügt
wurden. Sie ist wegen ihm zum Islam konvertiert.
Eren T. lehnte das Kind ab;
- 31.01.2015: Enthauptung des japanischen
Journalisten Kenji Goto durch die IS;
- 11.02.2015: Erwürgung, Erschlagung und
Erstechung der 19-jährigen Psychologiestudentin
Özgecan Aslan bei Tarsu (Prov. Mersin, Türkei)
durch den Busfahrer Suphi Altindöken; vor ihrem
Tod schnitt er ihr die Hände ab, mit denen sie
sich gewehrt hatte. Anschließend hat er sie
verbrannt und liegengelassen.
- 27.02.2015: Erschießung des russischen
Oppositionspolitikers Boris Jefimowitsch Nemzow
(*09.10.1959 Sotschi 27.02.2015 Moskau)
durch Attentäter.
- 02.2015: Erschlagung des 21 Jahre alten
Aktivisten Indra Pelani auf Sumatra, weil er sich
gegen Enteignungen von Einheimischen des Dorfes
Lubuk Mandarsah durch die Holzmafia wehrte (SZ
52: 16; 03.03.2023);
- 08.03.2015: Erschlagung des 11-jährigen
Schülers Islam Scherif in einer Kairoer Schule
durch eine prügelnde Lehrkraft;
- 19.03.2015: Lynchmord an der 27 jährigen
Religionslehrerin Farkhunda Malikzada in Kabu,
der fälschlicherweise zum Vorwurf gemacht wurde,
sie habe den Koran verbrannt und halte Kontakte
zu Amerikanern;
- 19.04.2015: Tod des Schwarzen Freddie Gray in
Baltimore nach schwerer Mißhandlung -
Rückenmarksverletzung im Halswirbelbereich - am
12.04.2015 in einem Polizeiwagen;
- 18.06.2015: Erschießung von neun Farbigen in
einer Kirche in Charleston (S-Carolina, USA)
durch den rassistisch gesinnten 21-jährigen
Dylann Storm Roof; er kaufte die .45-Kaliber
Pistole mit dem Geld, das er von seinen Eltern zu
seinem einundzwanzigsten Geburtstag bekam;
- 30.07.2015: Messerattacke auf die 16-jährlige
Schülerin Schira Banki durch den orthodoxen
Fanatiker Yischai Schlissel, als sie an der Gay
Pride Parade in Jerusalem teilnahm; sie erlag den
Verletzungen am 02.08.2015;
- 07.08.2015: Massakrierung des indischen Bloggers
Niloy Neel, 40 aus Dhaka mittels Macheten. Der
Atheist setzte sich gegen islamistischen
Extremismus und Fundamentalismus sowie für die
Rechte für Frauen und Minderheiten ein;
- 14.08.2015: Erdrosselung der gekidnappten
17-jährigen Anneli-Marie R. bei Meißen. Die
beiden Täter forderten 1,2 Millionen Euro
Lösegeld und begingen den Mord, um später nicht
von der Entführten identifiziert werden zu
können.
- Folterung und Enthauptung des Archäologen Chaled
al-Assaad (*1933 Palmyra 18.08.2015
Palmyra) in Tadmor/Palmyra durch den IS, als er
sich weigerte, den Weg zu versteckten
Kunstschätzen zu zeigen. Aufgrund seiner
Forschungsergebnisse wurde die archäologische
Stätte Palmyra 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe
ernannt;
- 08. 2015: Verdursten der gekauften fünfjährigen
jesidischen Kindersklavin Reda in Falludscha,
nachdem der irakische IS-Kämpfer Taha A.-J. sie
angekettet und der prallen Sonne ausgesetzt
hatte. Ende 2021 bekam derTäter nach dem
Weltrechtsprinzip des Völkerstrafrechts am OLG
Frankfurt lebenslänglich;
- 17.10.2015: Folterung und Ermordung von
Oppositionsleiterin Charlotte Umugwaneza, die
sich in Burundi für Antikorruption und
Menschenrechte einsetzte;
- Erschießung von Gisela Mota Ocampo (*13.03.1982
02.01.2016), der Bürgermeisterin von
Temixco in Mexico, die sich gegen organisiertes
Verbrechen und Drogenhandel einsetzen wollte. Sie
war weniger als einen ganzen Tag im Amt;
- 01.01.2016: Erschießung der 11-jährigen Janina
aus Unterschleichach durch den 53-jährigen
LKW-Fahrer Roland E., weil er in der
Neujahrsnacht seine Ruhe haben wollte;
- 01.02.2016: Erschießung des ehemaligen
Kindersoldaten Wasil Ahmad, 10 Jahre, in
Urusgan/Afghanistan durch Taliban, gegen die er
in einer Miliz gekämpft hatte;
- 03.02.2016: Foltermord am Cambridge Studenten
Giulio Regeni (*15.01.1988 Triest) durch den
ägyptischen Geheimdienst des al-Sisi Regimes.
Der Italiener wollte eine Dissertation über
Geschichte und Organisation der unabhängigen
Gewerkschaften Ägyptens schreiben. Er wurde am
25.01.2016 verschleppt. Sein verstümmelter
Körper wurde neun Tage später an einer Straße
am Stadtrand von Kairo aufgefunden. Am 4.04.2016
veröffentlichte die Zeitung Corriere della Serra
die Namen von 533 Ägyptern, die in den letzten
acht Monaten von "Sicherheitskräften"
verschleppt wurden und von denen 137 Personen
vermisst blieben;
- 03.03.2016: Erschießung der honduranischen
Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta
Cáceres durch Auftragsmörder Desarrollos
Energéticos;
- 27.04.2016: Ermordung der syrischen Kinderarztes
Dr. med. Muhammad Wassim Moaz im Quds-Krankenhaus
in Aleppo bei einem Raketenangriff durch die
syrische Luftwaffe;
- Vergewaltigung, Folterung und Ermordung der
Architekturstudentin Yangjie Li (*09.09.1990
Henan, China 11.05.2016 Dessau-Roßlau)
durch Sebastian F., Sohn der örtlichen
Polizeichefin;
- 12.06.2016: Erschießung von 49 Gästen im Club
"Pulse" in Orlando, Florida durch den
radikalisierten Omar Mateen;
- 16.06.2016: Ermordung der britischen
Labour-Abgeordneten Helen Joanne Cox. Sie setzte
sich für eine EU-Mitgliedschaft Englands ein und
unterstützte Hilfs- und
Wohltätigkeitsorganisationen;
- Erdrosselung der Feministin Qandeel Baloch
(*01.03.1990 15.07.2016) durch ihren Bruder
Waseem und Cousin Haq in Multan/Pakistan. Mit
ihren Einkünften als Sängerin und Model
unterstützte sie über Jahre ihre alt gewordenen
Eltern; nach dem "Ehrenmord" sind sie
mittellos;
- 19.07.2016: Erstickung des 24-jährigen Adama
Traorè, indem sich auf einer Wache eines Ortes
bei Paris drei Polizsten auf seinen Rücken
knien;
- 03.08.2016: Hinrichtung des 39-jährigen
Whistleblowers und Atomphysikers Schahram Amiri,
der "Geheimnisse" über das
Iran-Atomprogramm an die USA weitergegeben haben
soll, in Teheran durch den Strang;
- 11.08.2016: Der 31-jährige Khaled Omar Harrah,
Mitglied der Civil Defense Forces (Weißhelme),
stirbt während einer zivilen Rettungsaktion in
Aleppo bei Bombardierung;
- 12.08.2016: Vergewaltigung, Verstümmelung und
Verbrennung der 23-jährigen
Transgender-Aktivistin Hande Kader in Istanbul;
- 31.08.2016, 22.53 Uhr: Die mehrfach behinderte
Josefine stirbt mit 21 Jahren zuhause in
Ehringshausen (Lahn-Dill-Kreis) an diabetischem
Schock. Totschlag durch Unterlassung: die Eltern
kamen ihrer Garantenpflicht nicht nach;
- Tödliche Vergiftung von Kim Jong-nam
(*10.05.1971 Pjöngjang 13.02.2017 Kuala
Lumpur, Malaysia) durch Agentinnen seines
Bruders, eines nordkoreanischen Machthabers. Der
Ermordete hat Kritik am Familienclan geäussert.
- 16.10.2016: Ermordung eines Polizeibeamten aus
Mecklenburg-Vorpommern durch den Reichsbürger
Wolfgang Plan. Er begann zu schießen, als nach
seiner Weigerung, Waffen herauszugeben, die
Polizei dessen Haus in Georgensgmünd stürmen
wollte. Andere, inzwischen entlassene
Polizeibeamte standen mit diesem Reichsbürger in
Verbindung und informierten das Einsatzkommando
nicht über dessen Gefährlichkeit.
- Entführung (12.03.2017) und Erschießung der
Friedensaktivisten und UN-Gesandten Zaida
Catalán (*06.10.1980 Stockholm 03.2017 bei
Ngombe) und Michael Sharp (1982-03.2017) in
Kasai-Central im Süden Kongos vor laufender
Kamera; ihre Leichen wurden am 27.03.2017
gefunden, verscharrt in einem flachen Erdloch;
- Ermordung des US-amerikanischen Studenten Otto
Frederick Warmbier (*12.12.1994 Cincinatti, Ohio
19.06.2017 ebd.) nach einem Schauprozess in
Pjöngjang (Nordkorea), in dem er am 16.03.2016
.zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt wurde.
Während der Haft führte Mißhandlung durch
Sauerstoffentzug zu schweren Hirnschäden und
einem vorübergehenden Herzstillstand. Wenige
Tage vor seinem Tod wurde er, seit Monaten im
Wachkoma liegend, in die USA abgeschoben.
- Tötung der maltesischen Journalistin und
Bloggerin Daphne Caruana Galizia (*26.08.1964
Sliema 16.10.2017 Bidnija) durch eine
Autobombe. Galizia was Mitglied des International
Consortium of Investigative Journalists und
deckte die Verwicklung maltesischer Minister in
den Panama-Paper-Skandal auf.
- Erschießung des Investigativjournalisten Ján
Kuciak (*17.05.1990 tiavnik 21.02.
2018 Velká Maca) und seiner Verlobten Martina
Kunírová. Er war dabei, Verbindungen
zwischen der slowakischen Regierung und der
organisierten Kriminalität nachzuweisen. Der
Auftraggeber des Mordes war der Unternehmer und
Journalist Marian Kocner.
- Tödliche MP-Salve auf die Stadträtin Marielle
Francisco da Silva (*27.07.1979 Rio de Janeiro
14.03.2018 ebd.). Sie setzte sich ein für
Gleichberechtigung, für die Rechte schwarzer
Favelabewohner, für Frauen, für Diversität,
für die Minderung der Armut und sprach sich
gegen Polizeigewalt sowie aussergerichtliche
Exekutionen aus.
- Hungertod des obdachlosen Arbeitssuchenden
Nicolae Talianu (*1986 Oltenita 24.04.2018
Hamburg) wegen Vernachlässigung, Indifferenz und
angeblicher Unzuständigkeit des Staates. Eine
der letzten Äusserungen des Rumänen:
"Please give me peace".
- Die Korruptionsbekämpferin Jekaterina Gandsjuk
(*17.06.1985 Cherson 04.11.2018 Kiew) starb
nach drei Monaten an den Hautverletzungen durch
ein Schwefelsäureattentat am 31.07.2018.
- Aussergerichtliche Hinrichtung des Journalisten
und Medienberaters Jamal Ahmad Khashoggi
(*13.10.1958 Medina 2.10.2018 Istanbul). Er
wurde im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul
gefoltert, zerstückelt und in Säure aufgelöst,
weil er sich mehrmals kritisch zur Nahostpolitik
des Kronprinzen des saudischen Königshauses
geäussert hatte.
- Die 7-jährige Amal Hussain (02.11.2018)
starb wegen kriegsbedingter Unterversorgung in
einem Flüchtlingslager in Jemen den Hungertod.
- Erschießung des für die Rechte der Mapuche sich
einsetzenden Aktivisten Camilo Marcelo
Catrillanca Marín (* 13.09.1994 Victoria,
Región de la Araucanía, Chile 14.11.2018
Ercilla, Chile) durch Carlos Alarcón, Mitglied
einer Spezialeinheit der chilenischen Polizei.
- Nedim Yasar (*1987 20.11.2018 Kopenhagen),
Radiomoderator, Buchautor und Bandenaussteiger,
wurde wegen seiner Tätigkeit als Whistleblower
auf offener Straße erschossen
- 05.12.2018: Tod des 20-jährigen mauretanischen
Studenten der Ingenieurswissenschaften Sanda Dia
nach 30-stündigen erniedrigenden, ekligen und
gefährlichen Aufnahmeritualen der
Studentenverbindung Reuzegom an der Universität
Löwen in Belgien. Erbarmungslos gelebter
Elitismus, Rassismus; toxische Virilität.
- Pawel Adamowicz (*02.11.1965 Danzig
14.01.2019 Danzig). Der polnische
Kommunalpolitiker und Stadtpräsident starb nach
einem Messerattentat eines Kriminellen.
- Tod der 18-jährigen schwangeren Maria K.
(18.03.2019 Zinnowitz, Usedom) durch
Messerstiche, ausgeführt von Nicolas K. und Nico
G.wegen Mordlust.
- Erschießung des Politikers Dr. Walter Lübcke
(*22.08.1953 Bad Wildungen 02.06.2019
Wolfhagen- Istha) durch den Rechtsradikalen
Stephan Ernst, weil ersterer sich für die
Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in
Hessen einsetzte.
- Erschießung des 18-jährigen äthiopischen Juden
Solomon Teka (30.06.2019 Haifa) durch einen
Polizisten in Zivil, weil er ihn angeblich mit
Steinen beworfen hatte; Vertreter dieser Ethnie
beklagen sich über Rassisimus und
Diskriminierung in Israel.
- Tötung des Landwirts und Internationalisten
Konstantin Gedik (*10.02.1995 Schleswig-Holstein
16.10.2019 Serekaniye, Syrien) bei seinem
Freiwilligeneinsatz in der kurdischen
Autonomiezone in Syrien, als im Rahmen der
türkisch-islamistischen Militärkampagne
"Operation Friedensquelle" genannte
Stadt bombardiert wurde.
- Vergewaltigung und Erdrosselung der Professorin
Dr. Suzanne Eaton (*23.12.1959 Oakland,
Kaliforniern 02.07.2019 Xamoudochori,
Kreta) - Molekular- und Zellbiologin am Max
Planck Institut in Dresden - durch den
27-jährigen Schäfer Yiannis Paraskakis, als sie
während einer Expertentagung auf der Insel Kreta
eine Joggingrunde drehen wollte. Der Täter
entsorgte ihren Körper in einem
Wehrmacht-Kriegsbunker.
- Ermordung des Tschetschenen und Rebellenführers
Selimchan Changoschwili (*1979 23.08.2019
Berlin) mittels Kopfschuß durch den russischen
Auftragsmörder Vadim Sokolov;
- Erschießung der Doktorandin für Geschichte
Anastassija Jeschtschenko (*04.1995 Staniza
Starowelitschkowskaja 08.11.2019 St.
Petersburg) durch den 63-jährigen Professor für
Geschichte Oleg Walerjewitsch Sokolow.
Anschließend zerstückelte der Dozent der
Staatlichen Universität St. Petersburg und
Träger des Ordens der Ehrenlegion Frankreichs
die Leiche und warf die Teile in einen Fluß;
- Folterung und Ermordung der 23-jährigen
Studentin Wera Pekhteleva (*1997 Kemerowo,
Sibirien 01.2020 Kemerowo) durch ihren
ex-Freund Wladislaw Kanjus. Nach Verurteilung zu
17 Jahren Haft im Sommer 2022 wurde er am
27.04.2023 begnadigt, weil er sich zum
Frontdienst gemeldet hatte. ""Sie
sühnen mit Blut in den Angriffsbrigaden"
(Putins Sprecher Peskow); "Wir brauchen ihre
kriminellen Talente" (Jewgenij Prigoschin).
Mörder werden zu Helden gemacht. Das aber ist
gegen den soldatischen Ehrenkodex.
- 11.01.2020: Ermordung der 23-jährigen
Flugbegleiterin Sophie N. aus Dessau durch einen
Messerstich in den Hals. Täter Patrick S. hatte
sie vorher 2 Jahre lang obsessiv gestalkt.
Tatmotiv war enttäuschte Liebe;
- 19.02.2020: Erschießung von 10 Menschen in Hanau
durch den Rechtsradikalen Tobias Rathjen; siehe
auch https://de.wikipedia.org/wiki/Todesopfer_rechtsextremer_Gewalt_in_der_Bundesrepublik_Deutschland
- 05.04.2020: Entführung, Folter und Ermordung der
drei Schwestern Rima Milad Harouda (38), Hawa
Milad Harouda (45) and Leila Milad Harouda (46)
in Tarhuma (Libyen), weil ihr Bruder Mahmoud im
Bürgerkrieg gegen den Haftar-treuen
Milizenführer Abderrahim al-Kani kämpfte.
Obwohl seine Menschenrechtsverletzungen bekannt
waren, genoss Letzterer beste medizinische
Behandlung in einer Bonner Klinik. Dies konnte
geschehen, damit der Erfolg einer internationalen
Libyen-Konferenz nicht gefährdet wurde (SZ 208:
03 vom 09.09.2020);
- 10.04.2020: Der Bürger Collins Khosa wird vor
Zeugen im Hof seines Hauses in Johannesburg in
Südafrika von Soldaten zu Tode geprügelt;
- Ermordung des unbewaffenten, 46 Jahre alten
Afroamerikaners George Floyd am 25.05.2020 in
Minneapolis durch Personal des Minneapolis Police
Department: Nach seiner widerstandslosen
Festnahme presste der weiße Polizist Derek
Chauvin acht Minuten und 46 Sekunden lang sein
Knie gegen den Hals des am Boden unter einem
Polizeiwagen liegenden Floyd. Eine seiner letzten
Worte waren: "I can!t breathe". Nach
drei Minuten wurde er bewegungslos und erstickte.
Das Video zeigt den Mörder, wie er während
derTat - unbekümmert die rechte Hand in der
Hosentasche haltend - trotzig und selbstgerecht
in die Kamera blickt;
- 06.2020: Tod des 49 Jahre alten Nepalesischen
Arbeiters Desh Bahadur auf einer Baustelle in
Katar, angeblich wegen akutem
Herz-Kreislauf-Versagens. Vor Beginn der Arbeit
hatte er einen Gesundheitstest absolviert. Er
bakam ca. 240.- Euro pro Monat, womit das Haus in
Terai abbezahlt werden sollte. Er steht
stellvertretend für die ca. 6500 Toten aus
Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesh und Sri
Lanka: Fremdarbeiter, die zwischen 2011 und 2020
bei den Bauarbeiten für die Herstellung der
Infrastruktur (ca. 300 Mrd. Euro) der Fußball-WM
in Katar ihr Leben lassen mussten; in den meisten
Fällen wegen Arbeits- und Hitzestresses; viele
begingen Suizid (SZ Magazin 38: 28-46 vom
23.09.2022).
- 04.06.2020: Erstechung der im 8. Monat
schwangeren, 28-jährigen Tshegofatso Pule in
Roodepoort, RSA; der Täter hängte ihren Körper
in einem Baum auf.
- Selbstmord der 22-jährigen Triatlethin Choi
Suk-hyeon (*08.06.1998 26.06.2020 Busan,
Südkorea), weil sie die Schikanen,
Mißhandlungen und den Machtmißbrauch im
Sport-Nationalkader nicht länger ertragen wollte
und ihre Beschwerden bei den Behörden ignoriert
blieben. Die Nachricht von ihrem Tod wurde erst
am 02.07.2020 veröffentlicht;
- Erschießung des äthiopischen Sängers Hachalu
Hundessa (*1985 Ambo 29.06.2020 Addis
Abeba), der sich gegen die Unterdrückung und
Umsiedlung der Oromo-Ethnie einsetzte.
- Tod des britisch-jamaikanischen Bauunternehmers
Noël Martin (*23.07.1959 Jamaika;
14.07.2020 Birmingham) wegen der
Spätfolgen einer Querschnittlähmung
kopfabwärts, als er vor 24 Jahren am 16.06.1996
mit seinem Auto im Mahlow (Brandenburg)
verunglückte, nachdem er von Neonazis verfolgt
und mit einem Stein beworfen wurde.
- 15.07.2020: Erschießung der 39-jährigen
Philippinen Jesselyn Ordonio (vier Kinder) durch
ein Killerschwadron des Machthabers Rodrigo
Duterte. Solche aussergerichtliche Hinrichtungen
von Kritikern, Journalisten und angeblichen
Drogendealern finden seit seiner Amtsübernahme
immer öfter statt; bis Ende Juni 2020 mindestens
8600.
- 12.09.2020: Justizmord am 27-jährigen Ringer
Navid Afkari durch Erhängung im Gefängnis
Adel-Abad in Schiraz, nachdem er bei einer
Demonstration angeblich eine Sicherheitskraft
getötet haben soll. Die Hinrichtung war eine
Folge der Anwendung des Prinzips der
Wiedervergeltung (Quisas) nach Scharia-Recht.
Sein im Fernsehen öffentlich gemachtes
Geständnis kam unter Folter zustande. Seine
Angehörigen durften bei der Beerdigung nicht
anwesend sein.
- 29.09.2020: Tod einer 19-jährigen indischen Frau
aus der Minderheit der Dalits, nachdem sie am
14.09.2020 von vier Männern aus einer höheren
Kaste in der Nähe des Dorfes Bulghari (Hathras)
gruppenvergewaltigt worden ist. Ihre
Einäscherung geschah noch am selben Tag ihres
Todes und ohne Einwilligung ihrer Familie.
- Tod der 19-jährigen Algerierin Chaima Sadou am
01.10.2020 auf einer verlassenen Tankstelle in
Thenia nach Vergewaltigung, Schlägen und
Verletzungen durch brennendes Benzin. Der Täter
rächte sich dafür, dass sie ihn 2017 nicht
heiraten wollte, nachdem er sie vergewaltigt
hatte; nach geltendem Recht blieb er deshalb
nicht straffrei und musste für drei Jahre ins
Gefängnis;
- 16.10.2020: Rachemord an Samuel Paty durch den
18-jährigen Tschetschenen Abdulach
Abuesidowitsch Ansorow, ein islamistischer
Terrorist. Der 47-jährige Geschichts- und
Geografielehrer wurde auf offener Straße in
Conflans-Sainte-Honorine bei Paris enthauptet,
weil er angeblich den Propheten herabgesetzt
haben soll: er hat im Unterricht beim Thema
Meinungsfreiheit auch Passagen aus den
Mohammed-Karikaturen diskutieren lassen und es
Schülern, die sich dadurch beleidigt fühlen
könnten freigestellt, vorübergehend den
Unterricht zu verlassen;
- 12.11.2020: Erschlagung des Elitesoldaten Roman
Bondarenko in Minsk durch maskierte
"Sicherheitskräfte", als er an einer
Protestkundgebung gegen das Regime von A.
Lukaschenko teilnahm.
- 19.11.2020: Ermordung des Farbigen João Alberto
Silveira Freitas in Porto Allegre durch die
"Sicherheitskräfte" Magno Braz Borges
und Giovane Gaspar da Silva; sie erdrosselten und
erschlugen ihn vor einem Supermarkt.
- 04.12.2020: Erschießung des 23-jährigen
Schwarzen Casey Goodson durch den Kriegsveteranen
Jason Meade von der Polizeibehörde in Columbus,
Ohio. Goodson kam von einem Zahnarzttermin nach
Hause und hatte Sandwiches dabei. Er wollte
gerade die Haustüre aufsperren, als ihn drei
Kugeln in den Rücken trafen; angeblich wurde er
mit einem anderen Flüchtigen verwechselt, nach
dem man fahndete;
- Ermordung von Klodian Rasha (*09.10.1995 Tirana
09.12.2020 Tirana) durch zwei Schüsse
eines Polizisten in den Rücken. Der junge Mann
wollte sich trotz nächtlicher
Corona-Ausgangssperre Zigaretten holen.
- Justizmord am Dissidenten und Journalisten
Ruhollah Zam (*1978 12.12.2020
Karadsch-Gefängnis bei Teheran) durch das
iranische Revolutionsgericht. Die Begründung des
Todesurteils durch Erhängen lautete
"Verderbung auf Erden", Verschwörung
gegen die innere und äussere nationale
Sicherheit, Spionage, Beleidigung des Islam und
Aufstachelung zu Gewalt. In Wirklichkeit
verbreitete Zam in einem Telegram-Kanal
politische Information und Kritik am Regime, das
davon in Bedrängnis gebracht wurde. Sein Vater,
ein ranghoher Geistlicher, hatte sich vorher
öffentlich von seinem Sohn distanziert und ihn
verurteilt.
- 06.01.2021: Tod von fünf Sicherheitskräften
infolge der Erstürmung des Kapitols nach dem
"March for Trump", befeuert durch eine
Brandrede des abgewählten Präsidenten.
- 03.02.2021: Erschießung des Verlegers,
Dissidenten und freien Sozial- und
Politaktivisten Lokman Mohsen Slim (*17.07.1962
Haret Hreik, Beirut; 03.02.2021 Zahrani,
Südlibanon) durch die Hisbollah. Er half seiner
Frau Monika bei ihren Bemühungen, die Gewalt in
Libanon zu überwinden und die "Kultur der
Straflosigkeit" zu beenden.
- Selbstmord des Models Katarzyna Lenhardt
(*27.04.1995 Leszno, Polen 09.02.2021
Berlin) nach Rosenkrieg mit J. Boateng und
Cybermobbing, verursacht durch den verletzenden
Inhalt eines Interviews des Fußballspielers. Es
kam zu einer Diskussion über Machtmißbrauch im
Profifußball;
- 03.03.2021: Erschießung der 19-jährigen Kyal
Sin in Mandalay (Myanmar) durch Polizeikräfte
während einer Demonstration gegen den
Armeeputsch und die Gewaltherrschaft des
Militärs. Motto des Teenagers: "Alles wird
gut."
- Sarah Everard (*1987 Surrey 03.03.2021
London / Ashford bei Kent) wurde von Wayne
Couzens, einem Londoner Polizisten einer
Eliteeinheit für diplomatischen Schutz,
frühabends auf dem Nachhauseweg gekidnappt,
vergewaltigt und ermordet;
- 05.03.2021: Kollaps des 19-jährigen
Delmenhorster Qosay Khalaf in
Polizei-"Gewahrsam" und Tod auf
Intensivstation Krkh. Oldenburg. Ein
Obduktionsbericht ergab sauerstoffmangelbedingtes
Herz-Kreislaufversagen. Der kurdische Jeside kam
mit 14 Jahren als minderjähriger unbegleiteter
Flüchtling nach Deutschland. Sein aus seiner
Arbeit Erspartes ermöglichte den Nachzug seiner
Familie;
- 06.03.2021: Tod der 33-jährigen erkrankten
Studentin Wishma Sandamali Rathnayake aus Sri
Lanka während Abschiebehaft in Nagoya (Japan)
wegen behördlich unterlassener Hilfeleistung
- 03.04.2021: Tod der 35-jährigen Nadine W.,
nachdem sie vom Ägypter A., mit dem sie
vorübergehend befreundet war, am 05.03.2021 in
einer Pizzeria eines Dorfes in Niederösterreich
eingesperrt, geschlagen, gewürgt, mit Benzin
übergossen und angezündet worden war.
- 23.04.2021: Tod der 49-jährigen Polizeibeamtin
Stephanie M., als sie das Kommissariat in
Rambouillet bei Paris verließ und von einem
36-jährigen, islamistisch beeinflussten Tunesier
niedergestochen wurde.
- Mißhandlung des Oppositionellen und
Regimekritikers Nizar Banat (*1978;
24.06.2021 Hebron) bei seiner Verhaftung
mit Schlagstöcken aus Stahl durch
palästinensische Kräfte und nachfolgend Tod im
Krankenhaus wegen Lungenblutung. Seine Wohnung
befand sich auf israelisch kontrolliertem
Terrain, sodass seine Verhaftung nur mit
israelischer Genehmigung hätte erfolgen dürfen.
- 19.06.2021: Fixierung des 46-jährigen Rom
Stanislav Tomà am
Boden mit Knie im Genick durch drei tschechische
Polizisten. Er erstickte nach vier Minuten.
Kommentar des Premier A. Babi:
"Wenn ... jemand aggressiv auftritt, dann
kann er nicht erwarten, dass er mit
Samthandschuhen angefasst wird."
- Ermordung der 13-jährigen Leonie W. (*Tulln an
der Donau 26.06.2021 Wien) durch
Verabreichung einer Überdosis Extasy und
anschließender Gruppenvergewaltigung durch die
Afghanen Zubaidullah R., Ibraulhaq A., Ali H.;
- Ermordung des Investigativjournalisten und
Kriminalreporters Peter R. de Vries (*14.11.1956
Aalsmeer 15.07.2021 Amsterdam) mittels
fünf Schüssen. Kamil E. und Delano G. führten
damit einen Auftragsmord einer Drogenbande aus;
- 22.07.2021: Gefangennahme, Mißhandlung und
Hinrichtung des bekannten Comedian Nazar Mohammad
(Khasha Zwan) in Kandahar, Afghanistan, durch
Taliban-Kämpfer;
- 02.08.2021: Kidnapping und Erhängung des
26-jährigen Oppositionellen und Aktivisten
Witali Schischow in Kiew. Der Belarusse hatte
Verletzungen an Nase, Brust und Knie. Er half
Exilanten, die aus dem autoritär regierten
Weißrussland in die Ukraine flohen;
- Tötung von Malika Ahmadi (*05.07.2018 Kabul
29.08.2021 Kabul) nach fehlerhaftem
Droneneinsatz mit einer 10kg
AGM-14-Hellfire-Rakete (DIE ZEIT 35: 05 vom
25.08.2022;.
- 18.09.2021: Gezielter, tödlicher Kopfschuß auf
den 20-jährigen Tankstellenkassierer Alexander
W. in Idar-Oberstein durch einen Corona-Leugner,
nachdem er von W. mehrmals aufgefordert wurde,
die Schutzmaske zu tragen;
- Erschießung von Professor Dr. Meareg Amare
(*21.03.1961 Aksum, 03.11.2021 Bahir Dar,
Äthiopien), Chemiker, nach rassistischer
Anti-TigrayHetze auf Facebook
- Tod des schwer suchtkranken, arbeits- und
perspektivlosen Laurent Niklas Limp (18.12.2001
Bonn 06.12.2021 Köln) in Polizeigewahrsam
wegen unterlassener Hilfeleistung bei
Atenstillstand nach Mischkonsum von Alkoholika
und Psychopharmaka;
- Erschießung des 63-jährigen unbewaffneten
Zivilisten Oleksander Schelipow (25.02.2022
bei Twschupachiwka, Ukraine) durch den russischen
Unteroffizier Wadim Schischimarin wegen
angeblichen Befehlsnotstandes;
- Entführung und Erschießung des Regisseurs Prof.
Dr. Mantas Kvedaravicius (*28.08.1976
Birai, Litauische SSR 02.04.2022
Mariupol, Ukraine) bei Dreharbeiten über
russische Kriegsverwüstungen;
- Ermordung des KZ-Überlebenden und Zeitzeugen
Borys Tymofijowytsch Romantschenko (*20.01.1926
Bondari bei Sumi, USSR 18.03.2022 Charkiw,
Ukraine) bei Bombardierung eines Wohnblocks durch
russisches Militär;
- Ermordung des ukrainischen Kinderbuchautors und
Übersetzers Wolodymyr Wolodymyrowytsch Wakulenko
(01.07.1972 04.2022 Oblast Charkiv) durch
russische Soldaten. Ein DNA-Test bewies, dass
sein Körper - Leiche Nr. 319 - sich in einem
Massengrab bei Isjum befand;
- Tötung der Al-Jazeera Reporterin Shireen Abu
Akleh durch Kopfschuß (*03.01.1971 Jerusalem
11.05. 2022 Dschenin) bei Beobachtung eines
Einsatzes der israelischen Armee in einem
Flüchtlingslager in Dschen.
- 15.06.2022: Ermordung des britischen
Investigativjournalisten Dom Phillips und
brasilianischen Umweltaktivisten Bruno Pereira
wegen ihrer Recherchen über die Abholzung des
Brasilianischen Regenwaldes und Beeinträchtigung
der Indigenen;
- 27.06.2022: Ermordung von Anatolij Koroljow von
der 93. Mechanisierten Brigade der ukrainischen
Armee, stationiert im Dorf Karulka NW Slowjansk,
durch Volltreffer nach russischem
Raketenbeschuss;
- 11.07.2022: Erschießung des Schatzmeisters der
brasilianischen Arbeiterpartei Marcelo Aloizio de
Arruda durch den Bundespolizisten Jorge José da
Rocha Guaranho in der Stadt Foz do Iguacu,
nachdem letzterer politisch provoziert und damit
Streit erzeugt hatte;
- 21.07.2022: Stundenlange Vergewaltigung und
Folter mit anschließender Erwürgung der
14-jährigen Ayleen durch den 29-jährigen Jan
P., der sich ihr Monate vorher in einem sozialen
Netzwerk als Sugar Daddy anbot. Wenige Stunden
nach der Tat präsentierte er im Internet anderen
Mädchen Videos von seinem erigierten Penis;
- Mord wegen Hass- und Bedrohungsterrors durch
Impfgegner: Suizid der Ärztin Dr. med. Lisa
Maria Kellermayr (*1985 29.07.2022
Seewalchen/Attersee);
- 27.08.2022: Tod des 25-jährigen Transmanns Malte
C. in Münster am CSD-Tag, nachdem er von zwei
Faustschlägen ins Gesicht mit dem Hinterkopf auf
die Straße prallte. Er hatte sich schützend vor
zwei Lesben gestellt, die von einem homophoben
tschetschenischen Russen beleidigt worden waren.
Diese Hasstat kann auch durch internalisierte
Homofeindlichkeit des Täters erklärt werden,
indem er auf diese Weise seine eigene
Homosexualität abwehren wollte;
- Ermordung von Jina Mahsâ Amini (*22.07.2000
Saqqez 16.09.2022 Teheran) durch die
Sittenpolizei durch Schläge auf den Kopf. Die
Frau hatte angeblich ihre Kopfbedeckung nicht
korrekt getragen;
- 11.2022: Ermordung des 55-jährigen desertierten
Soldaten Jewgenij Anatoljewitsch Nuschin vor
laufender Kamera mit einem Vorschlaghammer durch
Wagner-Söldner. Das Video trägt den Titel
"Hammer der Vergeltung"; die
Hinrichtung wird mit dem Stalin-Sprichwort
kommentiert: "Ein Hund stirbt einen
Hundetod". Der Söldner-Chef gratulierte zur
perfekten Regie beim Ablauf der Handlung und
hoffte, "...dass dabei kein Tier verletzt
worden ist".
- 08.12.2022: Erhängung des 23-jährigen
Demonstranten und Rappers Mohsen Shekari nach
einem im Schnellverfahren ergangenen Todesurteil
in Teheran. Das Islamische Revolutionsgericht sah
den Tatbestand "Krieg gegen Gott" und
"Verderbtheit auf Erden" als erfüllt
an;
- 10.01.2023: Totprügeln des 29-jährigen Farbigen
Tyre Nichols in Memphis anlässlich einer
Fahrzeugkontrolle durch die Polizisten Tadarrius
Bean, Demetrius Haley, Emmitt Martin, Desmond
Mills Jr. und Justin Smith. Die Nichols
unterstellte verantwortungslose Raserei als Grund
der Fahrzeugkontrolle konnte auch anhand der
Bodycams nicht nachgewiesen werden. Nichols starb
an inneren Blutungen.
- Gefechtstod des 27-jährigen ukrainischen
Offiziers der Freiwilligeneinheit Wolfsbataillon
und Studenten der Kunst Dmytro Kozjubajlo
(*01.11.1995 Zadnistrianske 07.03.2023
Bachmut) durch Granatsplitter. Er nahm an den
Maidan-Protesten Anfang 2014 und am Kampf gegen
die Eroberung der Krim durch Russland teil.
- 14.03.2023: Die 12-jährige Luise wird bei
Freudenberg von zwei gleichaltrigen bekannten
Freundinnen nach einem Streit mit mehr als 70
Messerstichen ermordet.
- 30.04.2023: Erschießung von Anna Maria Hester
(34), Darius Camala (31), Faith Asbury (20),
Martina Burrazza (33) am Rande der Ortschaft
Mojave, Kalifornien. Weil sie obdachlos und
drogensüchtig waren, verliefen die Ermittlungen
im Sande.
- 01.05.2023: Erwürgung des 30-jährigen, arbeits-
und obdachlosen Afroamerikaners Jordan Neely in
einer New Yorker U-Bahn durch einen weißen
Marineinfanteristen, nachdem ersterer wegen
seiner Situation die Nerven verlor und zu
schreien begann.
- Erhängung des schwedisch-iranischen Dissidenten
Habib Farajollah Chaab (*01.07.1973
06.05.2023) nach einem politischen Prozess,
in dem ihm die Führung einer Terrororganisation
und die Planung eines Angriffs auf eine
Militärparade zur Last gelegt wurde. Er wurde
während einer Türkeireise in den Iran
entführt.
- 08.06.2023: Erschießung von fünf israelischen
Arabern im Hof der Autowaschanlage Marjiyeh in
Yafia, einer arabischen Gemeinde in Galiläa,
Israel. Es ging wohl um nicht bezahltes
Schutzgeld, das Banden einfordern, die der Staat
gewähren lässt.
- 14.06.2023: Tod einer 21-jährigen amerikanischen
Touristin bei Schloß Neuschwanstein, nachdem ein
30-jähriger Vergewaltiger sie in eine Schlucht
stieß.
- 27.06.2023: Erschießung des 17-jährigen Nahel
M. in Nanterres bei einer Fahrzeugkontrolle durch
die Polizei. Rassistischer Mord durch einen
Vertreter einer Behörde.
- Ermordung der ukrainischen Programmiererin,
Schriftstellerin und Dokumentatorin russischer
Kriegsverbrechen Wiktorija Jurijiwna Amelina
(*01.01.1986 Lwiw 01.07.2023 Dnipro) durch
Verletzungen bei einem russischen Raketenbeschuß
am 27.06.2023 in Kramatorsk, an denen sie wenige
Tage später starb;
- 27.07.2023: Tod des verunglückten Sherpas
Mohammad Hassan durch unterlassene Hilfeleistung
am Berg K2. Der 27-jährige hinterlässt eine
kranke Ehefrau und drei Kinder;
- Erschießung des investigativen Journalisten,
Gewerkschaftlers und Präsidentschaftskandidaten
Fernando Alcibiades Villavicencio Valencia
(*11.10.1963 Alausí, Ecuador 09.08.2023
Quito, Ecuador), der sich gegen Gewalt,
Korruption und den Drogenhandel in seinem Land
einsetzte;
- 07.09.2023: Tod durch Ertrinken des 36-jährigen
Passagiers Antonis Karyotis, nachdem ihn ein
Mitarbeiter der Fähre "Blue Horizon"
beim Ablegen von Bord ins Meer gestoßen hatte.
Der Täter äusserte: "Ich dachte, er sei
schwarz und habe keine Fahrkarte";
- 07.10.2023: Massenmord an ca. 1400 überwiegend
israelischen Zivilisten durch die
radikalislamische, vom Iran unterstützte
Terrororganisation Hamas, die dabei IS-Methoden
anwandte.
- 20.12.2023: Hinrichtung von Samira Sabsian
(Iran), die vor 10 Jahren zum Tode verurteilt
wurde. Sie ist als 15-jährige zwangsverheiratet
worden und hat vier Jahre später wegen
häuslicher Gewalt und
Geschlechterdiskriminierung aus Verzweiflung
ihren Ehemann getötet. Seine Verwandten
bestanden ausdrücklich auf der Vollstreckung des
Urteils durch den Strang.
- Erhängung von Mohammad Goubadlou (*2000 Iran
23.01.2024 Ghezel Hesar prison, Iran) wegen
Teilnahme an den Mahsa-Amini Protesten. Der
Bericht des UNO-Menschenrechtsrats bewertet das
Vorgehen des iranischen Regimes gegen die eigene
Bevölkerung als "Verbrechen gegen die
Menchlichkeit". Nach Iran Human Rights sind
2023 mindestens 834 Personen hingerichtet worden;
darunter auch Minderjährige. Männliche Personen
sind ab 15, weibliche ab 9 Jahren strafmündig.
- Alexei Anatoljewitsch Nawalny (*04.06.1976 Butyn,
Kreis Moskau, SU 16.02.2024 Straflager Nr.
3 "Polarwolf", Charp, Kreis
Jamal-Nenzen, Russland) russischer Jurist,
Oppositioneller, Dissident und Aktivist gegen
Korruption. Er überlebte einen Giftanschlag mit
Novitschok. Der politische Gefangene starb
später wegen schlechter Lebensbedingungen und
Schikanen in russischen Straflagern an
Unterversorgung. Ein politischer Mord.
- Erschlagung des 53-jährigen Obdachlosen Martin
H. (*1971 Immenstadt 07.05.2024 Immenstadt)
durch einen 17-jährigen Intensivtäter. H.
wollte frei sein und gab deshalb seinen
Handwerksberuf auf. Straftaten gegen Obdachlose
stiegen deutschlandweit in den vergangenen fünf
Jahren um 36% auf 2122.
- 06.07.2024: Erschießung der 36-jährigen
Afroamerikanerin (Sangamon County, Illinois) in
ihrem Haus durch den Polizisten Sean Grayson,
nachdem sie einen Hilferuf getätigt hatte und
bei der anschließenden Hausbegehung ein
Mißverständnis entstanden war.
- Pawel Michailowitsch Kuschnir (*19.09.1984 Tambow
27.07.2024 Birobidschan). Der russische
Pianist und politische Aktivist, der sich gegen
den Ukraine-Angriffskrieg engagierte, starb
angeblich nach fünf Tagen an den Folgen seines
Hungerstreiks in einem Untersuchungsgefängnis.
- die Todesopfer wegen absichtlicher Unterlassung
längst überfälliger, von profitorientierten
Lobbies blockierten Gesetzgebungen: z. B.
Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen,
Begrenzung der PS-Zahl eines Autos,
Schadstoffemissions-Grenzwerten, fehlenden
Gesetzen zur regelmäßigen Überprüfung der
Fahrtauglichkeit von Führerscheininhabern (nach
WHO ca. 1,4 Millionen Verkehrstote im Jahr 2015);
Waffenverbot (DIE ZEIT 48: 45 vom 22.11.2012:
viele der 6500 Schusswaffentoten 2012 in den USA
würden noch leben), Energiekontingent pro
Person, etc.)), erreicht durch Lobbyarbeit der
Wirtschaft sowie Manipulation, Bestechung oder
Erpressung von Entscheidungsträgern durch die
Profit- und Kapital-Lobby: so z. B. hat 2003 das
BKA halbautomatische Sturmgewehrtypen für den
Verkauf und den Schießsport freigegeben (DIE
ZEIT 18: 23 vom 25.04.2013;
- die Todesopfer durch falsche Entscheidungen und
unverhältnissmäßige Handlungen bei
Polizeieinsätzen (SZ 267: 11-13 vom
19./20.11.2022);
- die Todesopfer wegen fehlender vernünftiger
Selbstbeschränkung bei Realisierung und
Anwendung des machbar-Gewordenen; wie z. B. bei
technischen Havarien: Passagierschiff Titanic
(1308 Passagiere, 898 Personen Besatzung) am
14.04.1912, Zeppelin D-LZ 129 Hindenburg am
06.05.1937 Lakehurst, New Yersey, USA (13
Passagiere, 22 Personen Besatzung),
NASA-Weltraumfähre Challenger (Bordbesatzung: 7
Personen) am 28.01.1986 Atom-U-Boot K-141 Kursk
(Besatzung: 112 Personen) am 12.08.2000,
etc.pp.ff.;
- die schleichende
Degradation, Entwürdigung und Ermordung von
Arbeitnehmern, Zeit- und Leiharbeitern
(Neosklaven), die aus den niedrigen Beweggründen
Habgier, Machterhalt und Geiz durch
Lohndiebstahl, Arbeitszeitverlängerung,
Arbeitsverdichtung und Einschüchterung in einen
tödlichen Regress ihres Gesundheitszustandes
getrieben werden: geschehen z. B. bei der
Firma France Telecom, wo deshalb 18 Arbeitnehmer
Selbstmord verübten. Siehe auch: Anna K. (2012):
"Total bedient. Ein Zimmermädchen
erzählt." Hoffmann & Campe. Der
zeitkritische Historiker Achille Mbembe bringt in
seinem 2014 erschienenen Werk "Die Kritik
der schwarzen Vernunft" das Problem der
Afrikanisierung der Welt auf den Punkt:
Reichtumsakkumulation als Komplement zu
Neosklaverei und Unterdrückung in Zeiten der
Globalisierung; das ist nichts anderes als eine
Fortführung der Sklavenarbeit im 18.-19. Jhd.
auf nordamerikanischen Plantagen, durch die der
Kapitalismus Fahrt aufnahm, groß wurde und sich
etablierte. Wie damals werden heute neben Waren
und Kapital auch Menschen und ihre Arbeitskraft
gehandelt. "Neger" wird jeder, der nur
für den Mindestlohn arbeitet oder auf andere Art
wirtschaftlich ausgenutzt wird und somit
zwangsweise zur Kapitalanhäufung auf der
Arbeitgeberseite beiträgt. Aushebelung /
Umgehung / Unterlaufung / Annullierung tausender
Gesetze, die ein menschenwürdiges Dasein zwar
garantieren, aber kaum um- und durchgesetzt
werden. Der Mensch ist auf dem Arbeitsmarkt nur
Ware und ansonsten nur Verbraucher und
Steuerzahler.
- Die Todesopfer durch Umwelt-, Seuchen-, Klima-
und Technik-Katastrophen, die des herkömmlichen
sozioökonomischen Wachstums und monetären
Profits wegen von korrupten Politikern bewusst in
Kauf genommenen werden.
Was bleibt, wenn man all dieses
Grauen vor dem geistigen Auge vorbeiziehen lässt und die
Gründe dafür zu verstehen versucht?: Sardonisches
Gelächter. Diese wenigen Fälle sollen hier
stellvertretend für sehr viele Millionen Kreuzigungen im
übertragenen Sinne stehen. Und es werden - ohne baldige
Aussicht auf Besserung bzw. Humanisierung - noch weit
mehr in dieser Größenordnung folgen. Das Schwarzbuch
mit der vollständigen Liste verwerflicher anthropogener
Gewalt mit Todesfolge muss geschrieben und
veröffentlicht werden. Mit seinem Buch "Das
Böse" (2011) und mit ihrer Ausstellung "A
living man declared dead and other chapters" (2011)
(Im Archiv der Tragödien. DER SPIEGEL 38: 136-138,
19.09.2011) haben der Schriftsteller T. Eagleton und die
Fotokünstlerin T. Simon einen Anfang gemacht. Die
vollständige Liste ist unbezwingbares Argument gegen die
Existenz einer übergeordneten steuernden Instanz, über
die hartnäckig und wider besseres Wissen stur behauptet
wird, sie sei das beste, vernünftigste, weiseste und
gerechteste Wesen und regele überall alle Geschehnisse
in Güte (Thomas von Aquin) sowie gegen die
Existenzberechtigung seiner selbstinthronisierten
irdischen Vertreter. Die Rechtfertigung des
"Bösen" im Rahmen der Augustinischen
Prädestinationslehre - die zudem den freien Willen des
Menschen verneint - als Wille Gottes ist inakzeptabel.
Die im September 2011 geäusserte Meinung eines
Oberinterpreten Gottes, der Herr lasse seinen Menschen
die Freiheit, sich für das Böse zu entscheiden, ist
hilflos und unverständlich; gleiches gilt für die am
19.09.2011 gegebene Empfehlung, die
Wahrnehmungsfähigkeit für Gott neu zu entwickeln. Auch
die im Jahre 1710 von Gottfried Wilhelm Leibniz
geäusserten Ideen - dass durch Vorsorge und vollendetes
Harmoniebestreben des Weltenlenkers auch durch Böses
letztendlich Gutes entstünde, dass der sich selbst
überlassene Mensch dank seiner steuernden Vernunft den
Weltengang zum Besseren wenden könne und dass er deshalb
in der "besten aller möglichen Welten" lebe -
haben sich leider in jeder Hinsicht als unhaltbar und
unbrauchbar, nur als Wunschdenken erwiesen. Die in eine
ferne Zukunft, vielleicht sogar in eine gedachte
zeitliche Unendlichkeit verschobene Option einer
möglichen Positiv-Wirksamkeit des Bösen erachte ich als
problematisch und gefährlich. Ein konkret nachgewiesener
Fall, dass aus Bösem später tatsächlich Gutes
entstand, ist bis dato nicht bekannt geworden. Diese
Position verhöhnt zudem alle Opfer, weil sie Böses als
Quelle/Ressource für potentiell Gutes rechtfertigt, es
angeblich notwendig macht, ebenso wie das Leid der Opfer.
Ausserdem ist im Umkehrschluß noch kein Fall bekannt
geworden, dass aus Gutem später Böses geworden sei.
Beispiele für reale
Selbstkreuzigungen im übertragenen Sinne:
- Die Chemikerin Dr. phil. Clara Immerwahr (*21.06.1870
Polkendorf bei Breslau 02.05.1915
Berlin-Dahlem) erschoß sich selbst. Einer der
Hauptgründe hierfür war neben ehelichen Konflikten mit
Fritz Haber ihre Mißbilligung seines Engagement in der gaschemischen
Kriegsführung;
- Nadeschda Sergejewna Allilujewa (*09.09.1901
Tiflis 08.11.1932 Kreml in Moskau, Russland),
zweite Ehefrau von Josef Stalin, erschoß sich selbst, um
damit gegen die brutale
Kollektivierung der sowjetischen Kulaken, die
rücksichtslose Durchsetzung des Fünfjahresplans und den
Holodomor in der Ukraine zu protestieren.
- Adam Czerniaków (*30.11.1880 Warschau 23.07.1942
Warschauer Ghetto): Der Ingenieur und Politiker setzte mittels Zyankalikapsel seinem
Leben ein Ende, weil er in seiner erzwungenen Funktion
als Leiter des Judenrates im Warschauer Ghetto nicht
verantwortlich sein wollte für die Überstellung der
Transportkontingente in das Vernichtungslager Treblinka.
Er setzte sich u. a. vergeblich für die Waisenkinder von
Janzsz Korczak ein.
- Janusz Korczak (*22.07.1878 oder 1879 Warschau
wenige Tage nach dem 05.08.1942 im KZ Treblinka): Der polnische Arzt, Pädagoge und
Kinderbuchautor ließ die ihm anvertrauten 200 jüdischen
Waisenhauskinder aus dem Warschauer Ghetto nicht alleine
in ihrer Verzweiflung und ging mit ihnen ihren und seinen
letzten Weg in eine Hitlerdeutsche Gaskammer, indem er
auf dem Transport ins KZ bei ihnen blieb. Den vor Ort
ihren "Dienst" verrichtenden Nazi-Schergen, die
sein Handeln nicht verstanden und die ihn zur Umkehr
bewegen wollten, rief er zu: "Nicht jeder ist ein
Schuft!";
- Etty (Esther) Hillesum (*15.01.1914 Middelburg,
Hollland; 30.11.1943 KZ Auschwitz-Birkenau) war eine jüdisch-holländische
Intellektuelle, Schriftstellerin und Chronistin ihrer
Zeit. Obwohl sie Gelegenheiten bekam unterzutauchen und
um die völlige Vernichtung wusste, blieb sie bei ihrer
Arbeit im Amsterdamer Hauptdurchgangslager Westerbork, um
den Deportierten zu helfen.
- Die Pazifistin Alice Herz (*25.05.1882 BRD
26.03.1965 Detroit USA) verbrannte sich selbst, um
gegen den Vietnamkrieg zu protestieren;
- Arie Katzenstein (*1938 10.02.1970 Flughafen
München Riem), der in einem Transitbus seinen Körper
auf eine von Terroristen geworfene Granate warf, um damit
israelischen Passagieren das Leben zu retten.
- Der Theologe Oskar Brüsewitz (*30.05.1929
Willkischken, Memelland, Litauen 22.08.1976 Halle
a. d. Saale, Sachsen-Anhalt) verbrannte sich selbst, um
gegen die Unterdrückung der freien Ausübung einer
Weltanschauung durch die SED-Diktatur in der DDR zu
protestieren;
- Jan Palach (*11.08.1948 Melník;
19.01.1969 Wenzelsplatz in Prag), Philosophiestudent, verbrannte sich
selbst, um gegen die Rücknahme der Reformen der Regierung
Alexander Dubceks zu protestieren;
- Hartmut Gründler (*11.01.1930 Hümme
21.11.1977 Hamburg), ein weitsichtiger,
umweltpolitisch engagierter Lehrer, wählte nach
erfolglosen Hungerstreiks und Offenen Briefen die
Selbstverbrennung, um gegen die Atompolitik der Regierung
der BRD zu protestieren (DIE ZEIT Nr. 17: 18; 20.04.2011)
;- Semra Ertan (*03.05.1956 Mersin, Türkei
24.03.1982 Hamburg), Dichterin und
Arbeitsmigrantin, verbrannte sich selbst, um gegen
Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in
Deutschland zu protestieren. Eines ihrer bekanntesten
Texte: "Mein Name ist Ausländer";
- Cheng Nan-jung (*12.09.1947 Taipeh auf Taiwan
07.04.1989 ebd.) war Verleger und Bürgerrechtler,
der sich für völlige Meinungsfreiheit, die
Demokratisierung Taiwans und gegen die
Kuomintang-Diktatur einsetzte. Nach der Veröffentlichung
des Manifests der Vereinigung für ein unabhängiges
Taiwan wurde er wegen Volksverhetzung und Landesverrat
angeklagt; er entzog sich der Verhaftung durch
Selbstverbrennung.
- Plamen Goranow (*20.10.1976 03.03.2013 Warna,
Bulgarien), um gegen Korruption und Machtmißbrauch in
der Regierung und den Behörden Bulgariens zu
demonstrieren (DER SPIEGEL 19:86-88 vom 06.05.2013);
- Die unabhängige Journalistin Irina Wjatscheslawowna
Murachtajewa (*08.01.1973 Gorki 02.10.2020 Nischni
Nowgorod) verbrannte sich vor der Hauptdirektion des
russischen Innenministriums des Oblast Nischni Nowgorod
selbst, um gegen ein politisch repressives System, gegen
Korruption und gegen Verfolgung Oppositioneller zu
protestieren (SZ 46: 03 vom 24.02.2023);
- Ella Nik Bayan (*24.11.1980 Ahwaz, Iran
14.09.2021 Berlin). Sie verbrannte sich aus
Verzweiflung über deutschen Bürokratismus und
gesetzliche Maßregelungen gegenüber Asylanten und
trans-Menschen.
- Enes Kara (*2001 Elazig, Türkei 01.2022 Xarpêt,
Türkei). Der Medizinstudent verlor wegen Indoktrination
und religiöser Gehirnwäsche in einem Wohnheim des
islamisch-fundamentalistischen Nur-Ordens jegliche
Lebensfreude und beging deshalb Selbstmord.
- Siehe auch die Liste politischer Selbstverbrennungen
unter der Adresse https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_political_self-immolations.
Grauenhaft die 2011-2012 nicht enden wollende Serie von
Selbsttötungen tibetischer Mönche, die auf diese Art
für freie Ausübung ihrer Weltanschauung demonstrieren;
- Tarek al-Tayeb Mohamed Bouazizi (*29.03.1984 Sidi
Bouzid 04.01.2011 Ben Arous) verbrannte sich
selbst, nachdem behördliche Schikanen eine Fortführung
seines Gemüsehandels unmöglich machten und er nach
einer Beschwerde bei der Stadtverwaltung auf einer
Polizeiwache mißhandelt wurde. Er erhielt posthum den
Sacharow-Preis für geistige Freiheit, weil seine Tat
Ursache der Proteste des Arabischen Frühlings waren.
- Hermann Brinkmann (*1955 Lindern 20.01.1974
Lindern) zerbricht als sensibler Pazifist an dem
Gewissenskonflikt, der ihm mit dem Zwang zur
Kriegspflicht aufgeladen wurde. Bei der erniedrigenden,
inquisitorischen und seelisch verletzenden
"Gewissensprüfung" gemäß KDV-Fragenkatalog
wurde seine Argumentation für Gewissennot abgelehnt.
Nach wenigen Monaten Wehrdienst tötete er sich selbst
mittels Starkstrom. Eine zwei Wochen vorher erfolgte
psychiatrische Untersuchung in einem Bundeswehrlazarett
ergab keine Anzeichen auf Depression und darauf
gründende Entlassung aus dem Wehrdienst.
- freiwillige Helfer, die bei ihren Arbeits- und
Rettungseinsätzen in havarierten Atomkraftwerken
(Tschernobyl 26.05.1986, Fukushima 13.05.2011, etc. pp.)
sich wissentlich einer möglicherweise tödlichen
Strahlendosis aussetzten. Die kurze und lapidare Antwort
ging um die Welt, als einer der letal verstrahlten
Ukrainer Reaktor-Arbeiter im Krankenhaus nach seinem
Gesundheitszustand gefragt wurde, den er vor laufender
Kamera als "normalno" bezeichnete.
Beispiele für virtuelle
Kreuzigungen im übertragenen Sinn:
- Lady Macbeth war in die düsteren und verbrecherischen
Handlungen ihres machtbesessenen Ehemannes, dem König
von Schottland, involviert. Später quälte sie sich
zunehmend mit schweren vernichtenden Schuldgefühlen, die
sie über die Grenze ihrer moralisch-psychischen
Belastbarkeit hinaus brachten. Beim nächtlichen
Schlafwandel versuchte sie immer wieder vergeblich, das
Blut, das sie an ihren Händen wähnte, zu entfernen
(erste literarische Dokumentation einer Zwangshandlung).
In ihrer ihr selbst unerträglich gewordenen Einsamkeit
und Verzweiflung richtete sie schließlich all ihre
negative Aggression gegen sich selbst, indem sie - sich
selbst kreuzigend - von der Burgmauer in den Tod sprang.
Düster-phantastische Verfilmung des tragischen
Shakespeare-Werkes durch Regisseur Roman Polanski.
- Othello....
- Riccardo Fontana begleitete die in Rom selektierten
8000 Juden auf ihrer Deportation nach Auschwitz in den
Tod. Rolf Hochhut (1963): Der Stellvertreter.
- Anna Seghers umschrieb mit dem treffenden Titel
"Das 7. Kreuz" die Leiden von KZ-Gefangenen
inmitten der barbarischen Nazi-Tyrannei.
- Michel, die Hauptfigur in Aldous Huxleys Roman
"Schöne neue Welt", lebte als Aussenseiter in
einem doktrinären Staatssystem und geriet durch dessen
unmenschliche Regeln sowie erniedrigende und
entwürdigende Gebräuche in unlösbare Probleme und
Konflikte mit sich selbst, was ihn - "den
Wilden" - schließlich in den Freitod - die
Selbstkreuzigung - trieb.
Versuch einer
Zusammenfassung und eines Ausblicks:
es wird ein zeitlich persistenter, geistig-moralischer
Mangel erörtert, der fatalerweise sehr viele Menschen
kennzeichnet und eine kolossale und erstaunliche, immer
bedrückendere, weil zunehmende Differenz zum
technisch-wissenschaftlichen Fortschritt der Menschheit
darstellt. Diese sich öffnende Schere bedeutet auch
wachsende Gefahr; bildlich: ein Monster im mit
Ehrenabzeichen dekorierten Militäranzug hockt in der
Kommandozentrale aller atomaren Gefechtsstationen einer
im Sinkflug befindlichen Supermacht, aktiviert den Roten
Knopf und brüllt: "Mission accomplished!".
Trotz vielfältiger und ernsthafter
Zivilisierungsbemühungen wie
Deklaration der Menschenrechte durch die
Nationalversammlung in Paris im Jahr 1789 (sind
garantiert nicht die "Früchte" genannter
Weltanschauung), Abschaffung von Lehnswesen,
Leibeigenschaft (waren garantiert die
"Früchte" genannter Weltanschauung) und
Sklaverei, Teilabschaffung und Ächtung von Folter und
Todesstrafe, Einrichtung der Menschenrechtsorganisation
Amnesty International, Abschaffung der Apartheid und
Ächtung von Rassismus, Wahrheits- und
Versöhnungskommissionen, Formulierung und Durchsetzung
von Bürgerrechten, Magna Charta Libertatum,
Habeas-Corpus-Akte, Demokratisierung, die am 19.12.1948 durch
die Generalversammlung der Vereinten Nationen erfolgte einstimmige Beschließung
(Ratifizierung am 12.01.1953) der von Raphael Lemkin
formulierten und unterbreiteten Konvention zur
Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (Genozid), Russell-Einstein-Manifest,
Grundrechte auf gute Bildung,
Arbeit (adäquat bezahlt und angemessen) und ausreichend
Nahrung, Universal Declaration of Human Responsibilities
(1987), Gleichberechtigung von Frau und Mann, dauerhaft
umweltgerechte und ökologisch tragfähige Entwicklung
(Brundtland-Kommission 1987: sustainable
development), Kinderrechte,
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (2006), stärker
werdende Rufe nach Fairness in Produktion, Handel und
Entlohnung, Welthungerhilfe, Initiative gegen Gewalt und
sexuellen Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen,
Bündnisse gegen Gewalt, SALT-Verträge, Weltsozialforum,
Global Witness, Transparency International,
Friedensforschung, Friedensinstitut SIPRI in Stockholm,
Hipp-Ethik-Charta, Zonta-International, Fairness- und
Sachlichkeitsgebote, nationale Ethikräte,
veröffentlichte naming-and-shaming-Listen, Democracy
International, Verein für demokratisches Wirtschaften,
Verein Frauenwürde, Terre des Femmes, Ärzte ohne Grenzen, Kinderschutzbünde,
Safe World for Woman International, Istanbul-Konvention
des Europarates, Stiftung Fairness, Respect Research
Group, civicus: world alliance for citizen participation,
Civitas Maxima, civil right defenders,
anti-defamation-league, Violence Prevention Network,
Martens'sche Klausel im Völkerrecht, Hengaw
Menschenrechtsorganisation, Gesellschaft für
Freiheitsrechte, Open Knowledge Foundation
Deutschland etc. pp.
stagnieren oder regredieren Individuen und/oder
Kollektive in ihrem kulturellen Entwicklungsgrad, indem
sie 1) wegen Statuserhalt oder -erwerb, Gierbefriedigung,
Vorteilnahme und soziopsychologischem Druck
(Konformität; unendliche Verbiegbarkeit) Machtmißbrauch
in Form exzessiver Gewaltausübung und Unterdrückung
pflegen und 2) Gewaltdarstellungen konsumieren und in
beiden Fällen 1)-2) nicht wahrnehmen, wie sie selbst
dabei immer weiter entmenschlichen und sich selbst
erniedrigen. Erstere Verhaltensweise ist typisch für
sogenannte "selbsternannte Herrenmenschen"
(totalitäre selbsternannte wahnhaft
"Allmächtige", die alle anderen und sich
selbst überflüssig machen: Hannah Arendt: Ihr Denken
veränderte die Welt. Hrsg.: M. Wiebel, Piper 2013),
welche die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit aller
Menschen leugnen: das sind die eingangs genannten
inhumanen, extremistischen Individuen, die auch in
Ermangelung jeglichen Selbstwertgefühles, jeder
positiven Empathie und jeglicher Würde anstelle von
Humanität und Fairness nur Gewalt, Willkür,
übersteigerte Freiheit,Nihilismus und
(Selbst)zerstörung kennen, malignen Narzissmus leben und
ausserstande sind, ihre in vollen Zügen hemmungslos
gelebte und genossene verwerfliche natürliche
Gewaltkonstante zurückzunehmen oder diese selbst zu
erkennen. Wie z. B. viele NS-Generäle, die mit ihrem
Kadavergehorsam, ihrer verqueren Pflichtauffassung und
ihrem blinden Überzeugungswillen dazu beitrugen, dass
der zweite Weltkrieg länger dauerte und auch mehr Opfer
forderte (Ian Kershaw 2011: Das Ende. Holger Afflerbach
2013: Die Kunst der Niederlage. Eine Geschichte der
Kapitulation.- C. H. Beck. Siehe auch DIE ZEIT 5: 16 vom
26.01.2012). Weitere Fälle sind u. a. treffend
beschrieben worden in E. Klee (2011): "Das
Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und
nach 1945." Die Ausführung verwerflicher Gewalt
setzt voraus, dass sich der Aggressor über sein Opfer
erhebt und den Herrenmenschen gibt; der Mörder spielt
sogar den "Lieben Gott" - der angeblich über
Leben und Tod entscheidet - und unterdrückt damit seine
Tötungshemmung noch besser. Leider ist dazu fast jeder
normale Mensch in der Lage, wenn man z. B. Profit machen
möchte, sein Territorium erweitern und seine Macht
mehren will oder wenn angeblich eine
"gesellschaftlich markante Rechtfertigung"
konstruiert bzw. manipulativ geschaffen worden ist (H.-L.
Kröber 2012: Mord - Geschichten aus der Wirklichkeit;
Rowohlt): Der "Gegner" muß vor seiner
Vernichtung dementsprechen propagandistisch präpariert -
nämlich dehumanisiert, gehasst und dämonisiert - werden
(SZ 59: 09 vom 11.03.2024). "Gewalt entsteht immer
aus autoritärem Denken, das besagt: meine Rechte sind
wichtiger als Deine, ich bin mehr wert. Meine Rechte sind
so umfassend, dass ich sogar das Recht habe, Dein Leben
zu beenden. Du gehörst mir, ich kann Dich wegwerfen und
zerstören." (Schriftstellerin Rebecca Solnit in
ZEIT MAGAZIN 32: 17-25 vom 06.08.2015). Literatur- und
Sozialwissenschaftler Jan Phillip Reemtsma: "...Wir
müssen immer damit rechnen, dass es Menschen gibt, die
Verbrechen begehen und die auf Kosten ihrer Mitmenschen
ihr Leben verbessern wollen..." (DER SPIEGEL 15:
16-17 vom 08.04.2023). Regisseurin Laura Poitras:
"Der Mensch ist zu unsagbaren Grausamkeiten
fähig..." (SZ 117: 09 vom 23.05.2023). Notabene:
Ein kriegstaugliches Ich bildet sich auch über
Gruppendynamik heraus: durch Infantilisierung bei
demütigende Initiationsriten (Rolf Pohl).
Ursprüngliche Komponenten solchen Gewaltgebarens waren
bereits bei den Vorläufern des Menschen im
Verhaltensrepertoir vorhanden und konnten inzwischen bei
Schimpansen nachgewiesen werden: Krieg gegen
Nachbarhorden, um Nahrung und Territorium, die Größe
ihrer Gruppe und die Lebenserwartung zu mehren; tapfere
Krieger zeugten dann noch mehr Nachkommen (Langergraber
et al. 2017: http://dx.doi.org/10.1073/pnas.1701582114).
Zweiteres, die Faszination von Gewaltdarstellungen,
beruht u. a. darauf, dass der Mensch, angeregt von
medialen Inhalten und seiner Fantasie, in geschützten
Bereichen (Theater, Oper, Kino, etc.) oder virtuellen
Räumen (Romane, TV, Internet, PC-Spiele) seine negative
Aggressivität experimentell oder spielerisch ausleben
kann ("Katharsis"), ohne anderen dabei
unmittelbar zu schaden. Wissenschaftliche Untersuchungen
haben aber gezeigt, dass exzessiver Konsum trivialer
Medienangebote die Intelligenz mindert (M. Spitzer:
digitale Demenz; siehe auch: Lindsay A. Robertson et al.
(2013): Childhood and adolescent
television viewing and antisocial behavior in early
adulthood.- Pediatrics http://dx.doi.org/10.1542/peds.2012-1582); solch ein Verbrauchsverhalten zeitigt
also problematische Auswirkungen. In dem Zusammenhang
müssen endlich wissenschaftlich fundierte Tatsachen
erbracht werden, wie der Konsum von Gewaltdarstellungen
in den Medien Psyche und Sozialverhalten von Menschen
beeinflusst. Ergebnisse in der sozialpsychologischen
Forschung zeigen, dass der Anteil an Gewalttätern und
Sadisten ca 5% der Bevölkerung ausmacht, längere
Gewaltexposition die Hemmschwelle bei Menschen senkt und
derart beeinflusste Individuen verrohen (DER SPIEGEL
14/2011: 42-49). Eine sichere Folge daraus ist, dass
Kindererziehung während Kriegszeiten und in
Nachkriegsjahren kaum gelingen kann (Philanthrop und 1.
Friedensnobelpreisträger Henry Dunant: "Krieg
tötet auch die Seele"). Mich irritiert, dass die
Morde in deutschen Bildungseinrichtungen für Jugendliche
(Villingen, Erfurt) durch labil gewordene, weil massiv
gemobbte und z. T. vernachlässigte Aussenseiter pauschal
als "Amokläufe" (lt. Brockhaus 2000 bedeutet
das malaiische Wort Amok: plötzliche Geistesgestörtheit
mit starkem aggressivem Bewegungsdrang; wahllose
Zerstörungs- und Tötungsversuche), also planloses
Töten, offiziell klassifiziert wurden. Ich denke eher,
dass die in die Verzweiflung Getriebenen vor Ausführung
ihrer Suizide versuchten, durch gezielte Attentate
möglichst viele ihrer Peiniger in den Tod mitzureißen;
natürlich geschahen diese erweiterten Suizide in eben
jenen Anstalten, wo sie über Jahre vernachlässigt und
gequält wurden. Die Schüsse am 22.07.2016 in München
hingegen geschahen aus ähnlich gelagerter Motivation,
trafen aber wohl aus generalisiertem Vernichtungsdrang
nicht die Mobber. Ich denke, dass die aus leicht
verständlichem Grunde verstockt - wie Altnazis -
schweigende Restgruppe der überlebenden Mobber und
untätig gebliebenen Verantwortlichen seither ein
unerträglich schlechtes Gewissen quält; und freilich
ist das nur recht so. Siehe auch: DER SPIEGEL 48: 47-49
vom 25.11.2013.
Die Befunde des australischen Psychologen Mark Dadds
geben Anlass zur Hoffnung: das negativ-auffällige
Verhalten psychopathischer, emotionslos-kalter Jungen
konnte in täglichen, 10 Minuten dauernden Sitzungen
gebessert werden, indem die Eltern ihnen mit freundlicher
Stimme und Aug in Auge sagten, dass sie sie mögen (DER
SPIEGEL 48: 136-138 vom 26.11.2012). Ebenso die
Ergebnisse der Forschungen der Arbeitsgruppen um E.
Hepper (Personality and Social Psychology Bulletin 40: 8,
2014) und C. Keysers & V. Gazzola (Trends in
Cognitive Sciences 18: 4, 2014), die darauf hindeuten,
dass Narzissten und Psychopathen zu empathischem
Verhalten motiviert werden und dieses erlernen können.
Erfreulich ist, dass die Minderung von
Jugendkriminalität folgendermaßen gebessert werden kann
durch Eltern und Erziehungsbefohlene: mehr positive
emotionale Zuwendung; Wertschätzung gesunder Ernährung
und Körperpflege; Reduzierung von Strenge auf ein
Minimierung; keine Lieblosigkeit. In dem Zusammenhang
gibt es keinen gefährlicheren Bibelspruch als Anleitung
zu und Rechtfertigung von gewalttätiger
Prügelpädagogik: "Wer seine Rute schont, der haßt
seinen Sohn bzw. verdirbt den Knaben. Wer ihn aber
liebhat, der züchtigt ihn bald."
(Sprüche 13, Vers 24).
Die Meinung des Evolutionspsychologen und
Gewaltforschers Prof. Steven Pinker (Univ. Harvard, USA),
nach der die Zeit der Aufklärung in Europa eine
nachhaltige, stetig wirkende, humanitäre und moralische
Entwicklung in Richtung Gewaltverzicht und globalisierter
Friedfertigkeit hervorgebracht habe (S. Pinker 2011:
Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit. S. Fischer
Verlag), teile ich nur eingeschränkt; ebenso die von
Prof. Ian Morris (Archäologe und Historiker der Univ.
Stanford, USA), der behauptet, dass langfristig gesehen
das produktive Kriegführen für die Menschheit von
Nutzen war: es hat angeblich ihr Zusammenleben sicherer
und ihr Dasein reicher gemacht; Gewalt ist ihm zufolge in
den vergangenen 10000 Jahren insgesamt reduziert worden
(Ian Morris 2014: Krieg. Wozu er gut ist). Pinkers
Lobpreisung der Menschheit, die sich angeblich betreffend
verwerfliche Gewaltanwendung gebessert haben soll,
erscheint mir verdächtig: sie ähnelt einer zweiten
Krönung der Menschheit, weil mit dem angeblich
erreichten Gewaltverzicht die Schöpfung sich optimiert
habe: zum einen ist es riskant und moralisch
problematisch, als spezialisierte Fachkraft auf dem
weiten und unübersichtlichen Feld stetig praktizierter
anthropogener Gewalt mit seinen sich wandelnden,
schwierig einzuschätzenden und zu bewertenden und neu
hinzukommenden Komponenten Entwarnung zu geben, indem man
eine "beispiellose Phase des Neuen Friedens"
erkannt zu haben meint und dies auch noch laut kundtut
(S. Pinker in DER SPIEGEL: 42: 152-155, 17.10.2011; GEO
12: 134-135, 2011). Dass sich die Situation
wahrscheinlich anders entwickelt hat, zeigen schon
mehrere kleine Gegenbeispiele auf sowohl lokaler als auch
globaler Ebene des Zusammenlebens: 1: den archaischen
Ritus der Hooligan-Schlägereien, bei dem regelmäßig
Kämpfer-Gruppen im sich zivilisiert nennenden Europa
übereinander herfallen und auf diese Art ihren
Aggressionsstau abbauen (Süddeutsche Zeitung Magazin 11:
32-39 vom 16.03.2012); in Russland gibt es Fan-Gruppen
mit sehr ähnlichem Verhalten (Pavel Wolkow in DER
SPIEGEL 48: 111 vom 24.11.2014); 2: bei einem
Viertliga-Fußballspiel in Brasilien wurde der
Schiedsrichter von einem Spieler erstochen, woraufhin die
Zuschauer letzteren lynchten: sie zerstückelten seinen
Körper und spießten den mit Machete abgehackten Kopf
auf einem Zaunpfahl auf (DER SPIEGEL 45: 118-120 vom
04.11.2013). 3: Den besten Aussichten auf totale
Freiheits- und Gewalträusche (Wolfgang Sofsky) konnten
hunderte, während ihrer Erziehung in Kindheit und Jugend
traumatisierte Europäer nicht widerstehen, indem sie
sich dem in Syrien und Irak gewaltsam ausbreitenden IS
anschlossen und ihre dort verliehen bekommenen Lizenzen
zum Morden intensiv auslebten (SZ 199: 03 vom
30./31.08.2014; Psychiater Andreas Krüger in DER SPIEGEL
49: 56 vom 01.12.2014); Sozial- und Aggressonsforscher
Klaus Wahl nennt dieses Verhalten
"Rationalisierung", wenn sich aggressiv und
kriminell Veranlagte politisch oder weltanschaulich
radikalen Gruppen anschließen, um ihrem starken Drang
nach Gewaltausübung eine "höhere Weihe" zu
verleihen. Ich denke zudem, dass in Anbetracht der vielen
im 20. und 21. Jhd. neu entwickelten direkten (z. B.
Massenvernichtung, Drohnen-Technik) und indirekten sowie
exportierten Gewaltformen, ihren komplexen Vernetzungen
und ihren zeitlichen Fernwirkungen auf zukünftige
Generationen (Ressourcenkriege, Überbevölkerung [sie
impliziert die aus dem Ruder gelaufene gewaltsame
Verdrängung anderen Lebens: ca. 120 Arten starben 2012
täglich im Mittel aus], Verdichtung,
Ressourcenverknappung, Klimawandel, etc.) von der
Vernunft und dem Hausverstand her kaum Anlass zu
Optimismus betreffend globale Gewaltminderung gegeben
sein kann. Siehe auch Blain Harden (2012): "Flucht
aus Lager 14", Deutsche Verlags-Anstalt München;
Manfred Nowak (2012): "Folter. Die Alltäglichkeit
des Unfassbaren. Kremayr & Scheriau, Wien.":
auch in diesen Beispielen wird gezeigt, in welchem
Ausmaß alleine die herkömmlichen, tradierten, hier von
Staatsorganen mißbrauchten Gewaltformen und -techniken
persistieren. Gegen Pinkers Ansicht spricht auch, dass
bei militärischen Auseinandersetzungen das
Opferzahlenverhältnis zwischen Zivilisten und Soldaten
sich im Laufe des 20. Jhds immer weiter zu Ungunsten
ersterer verschoben hat (1. Weltkrieg: 1:10; 2.
Weltkrieg: 1:1; danach überwiegen zivile Opfer immer
mehr und es fiel - trotz Menschen- und Völkerrechten,
Soldaten-Ehrenkodici, Haager und Genfer Konventionen,
etc. - nahezu jede Beißhemmung weg) und dass diverse
Kriegstechniken der Massenvernichtung erst im 20.
Jahrhundert entwickelt und angewendet wurden und ihre
Entwicklungsgeschwindigkeit eskalierte: am 22.04.1915
sind von den reichsdeutschen Chemikern O. Hahn, F. Haber
und J. Franck industriell hergestellte große
Chlorgasmengen im Stellungskrieg bei Ypern als
Massenvernichtungsmittel erstmals eingesetzt worden (von
Schirach, R. 2012: Die Nacht der Physiker); die erste
geplante Vernichtung einer gesamten Stadt - Guernica -
fand mittels Flächenbombardierung am 26.04.1937 durch
die "Legion Condor" der Luftwaffe der Deutschen
Reichswehr statt; Im übertragenen Sinne fand also die
Zerstörung Karthagos erneut statt. Acht Jahre später,
am 06. und 09.08.1945, erfolgte diese Form der
Massenauslöschung in den beiden japanischen
Küstenstädten in Sekundenschnelle. Deshalb denke ich
nicht, dass die Reliefs der beständig selbst sich neu
gestaltenden Gewaltlandschaften der Menschheit
langfristig allmählich flacher, glatter und sanfter
geworden sein sollen. Sinnvoller wäre doch gewesen, wenn
Herr Pinker eine wissenschaftlich fundierte Abhandlung
über die Evolution verwerflicher anthropogener Gewalt
geschrieben und treffende Gründe genannt hätte, warum
es so kam und es nicht bzw. bestenfalls kaum besser
geworden ist betreffend die Anwendung verwerflicher
anthropogener Gewalt. "Normale Menschen waren vor
200 Jahren nicht gewalttätiger als heute" (Martin
Zimmermann 2013: Gewalt. Die dunkle Seite der Antike).
Biophilosoph Eckart Voland ist der Meinung, dass das
Gewaltpotential im Menschen über die Zeit unverändert
geblieben ist (SZ 150: 22 vom 03.07.2015).
Nun zu Herrn Prof. Morris' Aufwertung - Weihe und
Veredelung - des Kriegführens und seinen angeblich
positiven Gesamtaspekt: Seine oben zitierte zynische
Rechtfertigung und Vernutzwertung des Jahrtausende
währenden Bellizismus, der angeblich das Zusammenleben
verbessert haben soll, verhöhnt alle Opfer, indem er sie
zu angeblich notwendigen Schlachttieren degradiert und
verhöhnt alle Versehrten, Veteranen und alle
Nachkriegsgenerationen, welche die materiellen und
seelischen Folgen dieser Elementarereignisse
durchzustehen hatten. Nach dem gedanklichen Modell von
Prof. Morris waren all die ungezählten, verfrühten,
gewaltsamen und gräßlichen Tode notwendig, vernünftig
und nützlich, weil unzählbare Gruppen bei all ihren
über die Jahrtausende gehenden Auseinandersetzungen in
der Entwicklung ihrer Kommunikationstechnik
erstaunlicherweise kaum vorankamen und sie in den meisten
Fällen keinen besseren Weg in Richtung Konfliktlösung
fanden: anstelle der Diplomatie kam nur die Maximalform
negativer Aggression zum Einsatz: der Krieg. Es
beschämt, in einem denkbar schlechtesten Vorgang, der
angeblich langfristig zur Entwicklung einer besseren
Situation - den Frieden - beitragen soll, mit der Hergabe
des Lebens nur "wie ein Nutztier gedient" zu
haben; da klingt "dulce et decorum est pro patria
mori" schon wieder an. Es ist zudem moralisch und
wissenschaftlich fragwürdig, ein Maß für Friedlichkeit
und Sicherheit nur in statistisch berechneten
Prozentzahlen gewaltsamen Sterbens zu sehen; das greift
wegen komplexer Gegebenheiten, Entwicklungen und
komplexen Geschehens, was zudem Versöhnungen und
Friedensschlüsse immer schwieriger macht, viel zu kurz.
Es ist nur absurd und widersinnig, einerseits von
"Wir sind Killer" zu sprechen und andererseits
allen Waffengängen zusammen einen höheren, edlen Sinn
zuzusprechen, indem angeblich in Zukunft alle jemals
geführten Kriege dauerhaften Frieden gebracht haben
werden. Die Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch meint
hingegen, dass permanentes Kriegeführen selektiv einen
Menschentypus erzeugt, der garantiert unfähig ist zum
zivilen, friedlichen Leben und nur mehr in
bellizistischen Kategorien denken kann (DER SPIEGEL 14:
104-105 vom 28.03.2015). Es ist gefährlich, das
Kriegführen zu rationalisieren; natürlich ist
Morris Beitrag eine Rechtfertigung des
Kriegführens, obwohl er sich im Interview davon
distanziert (DER SPIEGEL 02:102-105 vom 06.01.2014). In
dem Kontext ist auch das von Morris gebrachte Zitat von
Thomas Hobbes (1651: Leviathan, 1658: Über den Menschen)
überholt, welches besagt, dass vor Einführung des
Staatswesens wegen Selbsterhalt und Machtgier ständiger
Krieg aller gegen alle (Gewalt- und Kriegsanarchie)
herrschte: die Tötungs- oder Beißhemmung sowie die
Kooperation in Gruppen sind evolutionär entstandene
notwendige Verhaltenseigenschaften, durch die ein
Weiterbestehen von Lebewesen erst ermöglicht wird.
Friedensinitiativen und -organisationen wären nach
Ansicht von I. Morris obsolet und kontraproduktiv. Weiter
spricht gegen seine These, dass sich über die
Jahrhunderte das gemittelte globale technische
pro-Kopf-Tötungspotential, berechnet aus der jeweils
zeitbezogenen Gesamtzerstörungskraft aller weltweit
vorhandenen Waffen, sich stetig erhöht hat und seit
Beginn der Industrialisierung eskaliert ist (Erfindung
und Massenherstellung von Dynamit, Ammonium,
mineralischem Phosphor, Salpeter, Giftgas, Kernwaffen,
Präzisions- und Repetitionswaffen, etc.). Ein weiterer
Punkt ist, dass das Töten im Laufe der Jahrhunderte
immer effiziente, leichter, schneller, präziser,
einfacher und weniger anstrengend durch beständigen und
beharrlich-aggressiven Waffentechnik-Fortschritt gemacht
worden ist: früher ging es mit Schwert Mann gegen Mann
und das Hineinrammen und Herausreißen des scharf
geschliffenen Eisens war eklig und mühsam; heute hält
man sich vom Ort maximalen Grauens, dem Mord-Geschehen,
vornehm, feige und unfair distanziert: man zieht nur mehr
an einem Abzug oder macht einen OK-Mausklick auf einem
PC-Monitor im Bunker. Eine Weiterentwicklung dieser
Technik sind sogenannte autonome Waffensysteme -
Killer-Roboter - , die weder Empathie noch Humanität
kennen können, sondern nur auf effizientes und
schnellstes Töten programmiert sind. Hier wird einem
mathematischen Programm die Entscheidung über Leben oder
Tod überlassen. Es erstaunt, dass auch diese, an
Zynisnmus und Verantwortungslosigkeit nicht zu toppenden
Systeme mit dem Völkerrecht angeblich vereinbar seien.
Gerade die Waffentechnik-Eskalation seit Beginn der
Industrialisierung, also die damit verbundene
Entpersonalisierung, Potenzierung, Automatisierung,
Mechanisierung und Simplifizierung zwecks effizienten
Tötens sowie die immer weiter verbesserte
Distanzschaffung beim Töten - damit es noch leichter von
der Hand geht - sprechen dagegen, dass die Menschheit
durch all ihre vorangegangenen Kriege angeblich
friedfertiger geworden sein soll. Der absurde, idiotische
und letztendlich selbstzerstörerische Wettlauf zwecks
schnelleren Erreichens militärischer Überlegenheit war,
ist und bleibt konstant Haupttreibsatz der
Technikentwicklung; und auch dieser Tatbestand ist
unvereinbar mit der These von I. Morris, dass
Kriegführen produktiv sein kann und solches
problembeladene Gebaren letztendlich zum Frieden führt.
Freilich ist auch diese Aussage gefährlich und steht
unter Generalverdacht, weil schon viele Herrscher
täuschten, indem sie Frieden predigten, heimlich aber
für den Ernstfall rüsteten (Plato: Si vis pacem, para
bellum). Ich frage mich, ob solche Autoren ihr Fachwissen
auf diese Art anwenden und verbreiten, weil sie von der
globalen Waffenlobby und diversen
militärisch-industriellen Megakomplexen zumindest
beeinflusst worden sind. Und angesichts des nicht enden
wollenden Gewalt-Elends auf der Welt sind Beiträge
dieser Art an Verantwortungslosigkeit, Zynismus und
Unsensibilität nicht zu toppen. Pfui, mir graut und mich
ekelt vor solchen Wissenschaftlern. Wenn seit Beginn der
Industrialisierung analog zur beschleunigten Technik- und
Wissenschaftsentwicklung eine ebensolche, in Qualität
und Quantität vergleichbare Moral-, Fairness- und
Vernunftsentwicklung anstelle einer Ego-, Nützlichkeits-
und Materialismus-Eskalation stattgefunden hätte sowie
umgesetzt und verinnerlicht worden wäre, dann wären
oben kommentierte Beiträge niemals geschrieben worden,
die nur noch mehr Öl im Feuer sind und erstaunlicher
Weise verlegt wurden. Es wäre wichtig gewesen, wenn sich
Pinker und Morris in ihren Büchern mit folgendem Problem
auseinander gesetzt hätten: Die Fortentwicklung in
Technik, Digitalisierung, Arbeitsteilung und in globaler
Interkonnektivität ermöglicht auch die Potenzierung der
Wirkung von Dummheit.
Erich Maria
Remarques Bestseller "Im Westen nichts Neues"
ist erneut und sehr realistisch verfilmt worden. Im Jahr
2023 konnte man das sinnlose Sterben/Krepieren/Verrecken
auf dem Kriegsschlachtfeld so lange en detail betrachten,
bis einem schlecht wurde. Wie konnte es über die
Jahrtausende so weit kommen und sich weiter verstärkten?
Vernünftige,
zukunftsfähige Zivilisation kann nur als
langzeitbeständiger Prozess fortschreitender
Gewalteingrenzung, -extraktion, -neutralisierung und
-zurückdrängung in einer global immer weiter vernetzten
Gesellschaft verstanden werden. Es muss darüber
nachgedacht werden, warum der zeitliche Durchläufer der
Beständigkeit der verwerflichen menschlichen
Gewaltkonstanten parallel zum sozialen Evolutionsprinzip
- darunter verstehe ich den Zivilisationsdruck in
Richtung ständiger Qualitätsverbesserung des
Zusammenlebens zwecks Minderung kollektiven Schmerzes im
weiteren Sinne (S. Freud) - besteht und - wenn ja - warum
dies leider so ist.
Der Philosoph Günther Anders fasste dieses Problem unter
dem Titel "Die Antiquiertheit des Menschen"
(1956) zusammen: viele Menschen seien "Analphabeten
der Angst," - der Emphatie, der Empfindsamkeit,
Sorgsamkeit und der Ästhetik (Ergänzungen durch den
Verfasser) - und ihrem Handeln und Produzieren moralisch
nicht gewachsen: "Zerbomben können wir zwar
Hunderttausende; ....beweinen oder bereuen aber
nicht." (DER SPIEGEL Nr. 12: 124-125 vom
21.03.2011).
Es geht dabei aber auch um das Erkennen und Einsehen
eigener Fehler und die Wucht der Erkenntnis des eigenen
Versagens. Ich selbst versuche es mittels Selbstdialog:
wenn Zeit ist, blicke ich zurück und stelle mich in
Gedanken den eigenen Fehlern und Versagensmomenten und
versuche dabei, so viele wie möglich zu erinnern. In
diesen Stunden mit mir selbst stehen sie dann alle um
mich herum versammelt, wie Bäume in einem dichten und
großen Wald und ich sehe im Dämmerlicht jeden einzelnen
an und überlege, wie es dazu kam und was ich falsch
gemacht habe und warum. Ein selbst produzierter
Fehlerwald aus vielen Gedenkstätten und Mahnmalen, auf
denen das "Nie wieder!" steht. Ja, das alles
ist geschehen, ist nicht mehr zu ändern, es gibt keine
Ausrede mehr, es gibt nichts mehr zu beschönigen. Nicht
Wegblicken, Davonlaufen oder Verdrängen, sondern seinen
eigenen abscheulichen, ekligen, dreckigen
Versagensmomenten tief in die Fratzen blicken und die
Wucht und Sprengkraft ihrer Erbärmlich- und
Niedrigkeiten aushalten lernen. Und weil man all dies so
schändlich, abstoßend, peinlich und mißlich empfindet,
was einen da selbst betrifft, kann man gar nicht anders
als sein Verhalten so zu ändern, dass man demselben
nicht nochmal in die Augen blicken muß, weil man nur
Wiedergänger geblieben ist. "Erfahrung ist die
Summe aller meiner - erkannten (Ergänzung durch den
Autor) - Irrtümer" (T. A. Edison). Mir bleibt nur
zu hoffen, dass es zumindest weniger neue Fehler werden,
die ich noch machen werde. Allgemein gilt: das
Nichteingestehen von Fehlern und das sture Weiterführen
entsprechender Verhaltensweisen führt garantiert in
individuelle oder kollektive Katastrophen. Siehe
auch: GEO 03: 136-149; März 2012. Langzeitbeständige
Verweigerung von Aufarbeitung - negative Resilienz -
führt geradewegs zum nächsten Krieg. Freilich verstehe
ich auch, dass der Gedanke an das Ablassen vom Dünkel
des überlegenen Herrenmenschen für viele Alt- und
Neonazis unerträglich ist.
Je länger die
Liste der Gewalt fortgeschrieben wird, desto
problematischer, schlechter vermittelbar, peinlicher und
unverträglicher wird ihr Transfer an
Erziehungsbefohlene, wenn diese sich in Bildungsanstalten
mit der Menschheitsgeschichte zu befassen haben; mit
Hilfe des Internets, entsprechenden Sachbüchern in
Bibliotheken sowie Dokumenten in Archiven kann begonnen
werden, diese Liste - eine Tabelle mit vielen vielen
Millionen Zeilen - zu erstellen. Jugendliche können
daraus nur schließen, dass der durchschnittliche Mensch
in der Masse aus der Geschichte seiner verwerflichen
negativen Aggressionshandlungen - seinen schweren Fehlern
- und ihren verheerenden Folgen nichts lernt: statt der
unerbittlich korrekten Verbreitung ernüchternder
historischer Geschehnisse und lehrreicher Wirklichkeit
praktiziert er vielmehr organisiertes Sakralisieren,
Heroisieren, Euphemisieren, Vergessen, Bagatellisieren,
Verdrängen, Leugnen, Kaschieren, Ignorieren, Lügen und
Verbieten und begeht damit immer größere Fehler in
Endlosschleife. Beispiele:
- der bei passender Gelegenheit immer wieder zitierte
schönfärberische Satz "Dulce et decorum est pro
patria mori";
- die im 17. und 18. Jhd. in Auftrag gegebenen
Schlachtenbilder, welche die grausamen und blutigen
Kämpfe gezielt verfälscht, nämlich heroisierend und
gewaltverherrlichend darstellen; wie z. B. die
"Alexanderschlacht" von Albrecht Altdorfer und
die "Belagerung von Kosel" von Wilhelm Kobell.
Siehe auch Wolfgang Sofsky (2011): "Todesarten.
Über Bilder der Gewalt." Darin wird die Begierde
des Tötens und die Ohnmacht des Sterbens
veranschaulicht, was den Betrachter erregt und
gleichzeitig verstört.
- das Verbot des Antikriegsbuchs "Jugend ohne
Gott" (Ödon von Horvath) und des Antikriegsfilms
"Im Westen nichts Neues" im Deutschen Reich:
Letzteres ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buches
von Erich Maria Remarques, das als größtes Vermächtnis
aller im ersten Weltkrieg Gefallenen interpretiert wird;
- die Sakralisierung, Erhöhung, Aufwertung und
Verherrlichung bewaffneter Auseinandersetzungen als
"Heiligen Krieg", "ultima ratio",
"bellum iustum" und "Totalen Krieg";
das erste Militärmuseum Deutschlands, in dem detailliert
Leid und Gräuel der Kriege explizit dargestellt sind
(DER SPIEGEL 27: 104-107 vom 04.07.2011), ist erst im
Jahr 2011 eröffnet worden. Unerträglich töricht die
Behauptung, dass "der Krieg der Vater aller Dinge
sei.", weil sie maximal geballte negative Aggression
zum Motor des Lebens und seiner Entwicklung verklärt.
Wäre dieser Satz - ein Auswurf übelster, böswilliger
Polemik - richtig, dann müsste der Mensch seine
zivilisatorischen und kulturellen Bemühungen sofort
einstellen und zu den Waffen schreiten;
- die Bezeichnungen der Schießwaffe Colt als
"Peacemaker", der Neutronenbombe als
"saubere Atombombe" und eines Laser- und
GPS-gestützten Bombardements als "chirurgische
Operation";
- die Verharmlosung des "Freundeskreises Heinrich
Himmler" als "Gremium der
Funktionslosigkeit": in diesem Männerzirkel, der
sich bis 1944 in Berlin monatlich versammelte, freundeten
sich Repräsentanten aus Wirtschaft, Industrie,
Verwaltung und Politik an und koordinierten ihre ideellen
und materiellen Interessen (DIE ZEIT 40: 21 vom
29.09.2011);
- das Ignorieren, Vergessen wollen, Bagatellisieren,
Maskieren und Verdrängen von NS-Verbrechen bis heute und
der Tatsache, dass in diesem Land echte und nachhaltige
Entnazifizierung leider nur in den seltensten Fällen
tatsächlich realisiert wurde (DIE ZEIT Nr. 5: 18 vom
27.01.2011; Nr. 23: 21-22 vom 01.06.2011); ein quälender
Mißstand sich steigernder Verlogenheit, der in den
Studenten- und Arbeiterprotesten 1967/1968 öffentlich
kritisiert, angeprangert und Gegenstand einer
bundesweiten Rebellion wurde. Dieses Dauerleugnen des
NS-Schweigekartells (Hermann Lübbe: "kommunikatives
Beschweigen" als angebliche Voraussetzung für die
Integration der Deutschen in den neuen demokratischen
Staat) sowie einerseits das Vorenthalten und Vereiteln
von Restitution für Opfer und andererseits die
bevorzugte Entschädigung und Wiedereinstellung
ehemaliger Täter und Mitläufer - Adenauers "Leute,
die von früher was verstehen" (DER SPIEGEL 4: 100
vom 21.01.2013) - ist vollkommen zurecht als die
"Vierte Große Schuld Deutschlands" (1.
Weltkrieg, 2. Weltkrieg, 3: Holocaust und 4:
Holocaust-Leugnung) in die Weltgeschichte eingegangen
(siehe auch DER SPIEGEL 1: 32-39 vom 02.01.2012). Dazu
kommt, dass rechtsstaatliche Einrichtungen immer noch zu
wenig agieren, um alt- und neonazistische Organisationen
aufzuspüren und zu verbieten (DIE ZEIT 41: 15-17 vom
08.10.2015). Bis dato habe ich persönlich von keinem
einzigen Nazi jemals folgende Worte vernommen: "tut
mir leid, was damals geschah und was ich damals
tat". Betreffend Verdrängung spricht es Bände,
dass es 68 Jahre, drei Monate und 12 Tage dauerte, bis
ein Regierungschef der BRD die Gedenkstätte KZ Dachau am
20.08.2013 besuchte, nur um danach Wahlkampf in einem
Bierzelt zu machen.
- die Leugnung der Tatsache, dass beide
Atombombenabwürfe auf japanische Städte zu den
erfolgten Zeitpunkten gar nicht notwendig waren: die
Zusendung entsprechenden Filmmaterials vom ersten
Atombombentest (16.07.1945 bei Jornada del Muerto
33,675 °N, 106,475 °W, White
Sands nahe Alamogordo, New Mexico, USA), Information
über die Sprengkraft weiterer und sofort einsatzbereiter
Bomben und über ihre Positionierung nahe Japan hätten
den Tenno zur Kapitulation bewogen; siehe auch R. von
Schirach (2012): Die Nacht der Physiker. Behrenberg;
- die zynisch-eiskalten Begriffe "Dienst an der
Waffe" - das bedeutet nichts anderes, als auf
Staatskosten monatelang einzuüben, wie man sich am
besten verhält, um am praktikabelsten und effektivsten
zu töten - und "keine Gefangenen machen" - was
die sofortige Tötung aller Personen der im Kampf
unterlegenen Gegenseite bedeutet;
- die spätestens seit der Schrift "Grenzen des
Wachstums" (1972) in Endlos-Serie praktizierte
Verdrängung der Endlichkeit der Ressourcen, der
wachsenden Problematik der Überbevölkerung und der
Unlösbarkeit vieler Umweltprobleme, wie z. B. das der
dauerhaft sicheren Lagerung radioaktiver Reststoffe
(konkret: es kann auf makroskopischer Ebene der in
ständiger Wandlung befindlichen oberen Erdkruste kein
dauerhaft abgeschlossenes System, also kein Endlager
geben!) und der Überdüngung der Atmosphäre mit
Treibhausgasen; sehr ernste und existentielle Probleme,
die von gekauften und korrupten Wissenschaftlern - wie z.
B. den Mietmäulern und Öko-Saboteuren Nigel Lawson
(GB), Fritz Vahrenholt (BRD), William Kininmonth, Tony
Abbott und Paul Mulders (AU), Marc Morano und Fred Singer
(USA) - mittels Scheinargumenten öffentlich kleingeredet
oder als unwahr präsentiert werden, wodurch seriöse
Wissenschaft diskreditiert, torpediert und die
Öffentlichkeit verunsichert werden soll (DIE ZEIT 7:
35-37 vom 09.02.2012; 48: 17-19 vom 22.11.2012). Das
psychische Verdrängen der Endlichkeit der Verfügbarkeit
vieler Ressourcen hat nebenbei noch einen simplen,
tiefenpsychologischen, irrationalen Grund: ihre zeitliche
Begrenztheit - ihre begrenzte Verfügbarkeit, in
Hubbert-Kurven dargestellte "Lebenszeiten" bzw.
Produktzyklen - wird von den meisten Menschen genauso
gerne verdrängt wie ihre eigene Sterblichkeit;
- die Begriffe Zeit- und Leiharbeit, die nichts anderes
als entwürdigende und weit unterbezahlte Tätigkeiten
bedeuteten;
- die im Jahr 2010 geäusserten, bagatellisierenden und
unverschämt-zynisch relativierenden Behauptungen 1)
eines "Guten Menschenhirten", dass sexueller
Mißbrauch von Kindern ja auch im weltlichen Bereich Gang
und Gäbe sei und 2) eines BP-Managers, dass austretendes
Erdöl am defekten Deepwater Horizon Bohrloch im Golf von
Mexiko angesichts der Größe der Weltmeere unbedenklich
sei.
- der nach dem 11.09.2001 in den USA entwickelte Begriff
"verbesserte Verhörmethode", der nichts
anderes bedeutet als herkömmliche Folter, die
exterritorialisiert Anwendung fand in Guantanamo, Salt
Pit, Abu Ghureib, etc. pp..
Allgemein gesagt: Lüge, Täuschung, Trixerei, Simulation
und Fälschung - also das Gegenteil von ehrlicher
Authentizität - sind probate und von vielen angewandte,
weil nur mehr selten geahndete Mittel geworden,
schädliche Interessen durchzusetzen. Es ist an der Zeit,
dass dieses Fehlverhalten eine angemessene moralische
Abwertung durch allgemeine gesellschaftliche Ächtung
erfährt.
Sigmund Freud
stellte fest, dass anlagebedingt in der menschlichen
Psyche unterschiedliche Anteile an Eros und Thanatos
bestehen und gelebt werden. Es kann nur der
nihilistisch-(selbst)zerstörerische Todestrieb sein,
wovon verwerfliche Gewaltimpulse ihren Ausgang nehmen,
über deren Dasein die allermeisten Menschen jedoch
selbst reflektieren und über deren Ausführung sie
selbst - willentlich - bestimmen können. Das behaupte
ich auch eingedenk der aktuellen Diskussion, ob ein
wissenschaftlich fundierter, eindeutiger Nachweis
tatsächlicher Willensfreiheit (freier Wille als
Illusion?), die mit der Studie "Hirnforschung und
Willensfreiheit" das Problem
Determinismus-Indeterminismus (Libet-Experiment)
aufgriff, noch gelingen kann; aber die Prüfung des
Libet-Experiments offenbarte Mängel; und Ergebnisse
neurerer Experiments zu diesem Problem zeigten, dass es
auch bewusste Handlungen ohne Bereitschaftspotential gibt
und dass einem gemessenen Bereitschaftspotential keine
Handlung folgte (SZ 226: 15 vom 30.09.2021). Es erscheint
paradox, dass der extrem hohe Komplexitätsgrad des und
die vielen biologischen Variablen im menschlichen Gehirn
ein nicht-deterministisches Ganzes hervorbringen, obwohl
seine Grundbestandteile - die Moleküle - streng
deterministisch den Naturgesetzen unterliegen, wenn sie
chemisch reagieren (S. Hawking & L. Mlodinow: 2010:
35, Der große Entwurf). Die Diskussion über den freien
Willen wird weitergehen, ob es denn wirklich möglich
ist, dass sehr viele deterministisch funktionierende
Grundbestandteile ein indeterministisch agierendes Ganzes
erzeugen können (dazu bestehen ähnlich gelagerte
Probleme in der rein physikalischen Welt: z. B.
Klimaprognose, Erdbeben-, Vulkanausbruch-, Blitzschlag-
und -Wirbelsturm-Vorhersagen); ebenso die Diskussion
über das Problem, ob der Wille eines Menschen wegen der
großen Anzahl vererbter mentaler biologischer Programme
(Triebe, Reflexe, Instinkte) mit ihren evolutionsbedingt
oft überwältigend intensiven Ausführungs- und
Erfüllungszwängen, wegen der Fähigkeit zu intuitiven,
spontanen und/oder emotionalen Reaktionen (z. B. Affekt,
Begeisterung), wegen der Fähigkeit zu besonderen
mentalen Zuständen (z. B. Trance, Schockzustand, Extase,
Hypnose, Traum, Rausch, Delir, etc.), wegen diverser
mentaler Erkrankungen (Wahn, übersteigerte
Ängstlichkeit, Sucht, Zwang, Depression, Psychose,
Schizophrenie, Narzissmus, etc.), dem von S. Freud
entdeckten Unbewussten und seiner großen Anfälligkeit
gegenüber Manipulation (u. a. auch durch Priming; siehe
DER SPIEGEL 21: 108-112 vom 21.05.2012) nur bedingt frei
sein kann. Der Kriminologe, Psychiater und
Psychopathologe Prof. Adriane Raine (2014: The anatomy of
violence - The biological roots of crime) stellt fest,
dass die Gehirne vieler Gewaltverbrecher spezifische
Anomalien aufweisen, diese Einschränkung aber wegen der
Gehirnplastizität und positiven epigenetischen
Einflüssen nicht zwangsläufig zum Tragen kommen
müssen. Die split-brain Experimente der Arbeitsgruppen
um M. Gazzaniga (Who's in charge? Free will and the
science of brain. Ecco, New York, 2011) weisen eher in
Richtung eines deterministisch arbeitenden Gehirns.
Gazzaniga meint, dass unser Handeln nur deshalb
indeterministisch erscheint, weil wir ständig mit der
Umwelt und den Mitmenschen komplex interagieren und weil
die linke Hirnhemisphäre permanent ein selbständiges
Ich und eine eigene virtuelle Realität simuliert (DER
SPIEGEL 50: 149-152 vom 12.12.2011). Nach dem
Emotionsforscher Antonio Damasio hat sich Descartes mit
"cogito ergo sum" gründlich geirrt: seiner
Meinung nach sind Verstand und Gefühl untrennbar
ineinander verwoben und wechselwirken unentwegt
miteinander, wobei das Gefühl dem Verstand essentielle
Orientierung liefert mittels kontinuierlich
situationsbewertenden Stimuli aus seinem riesigen
Reservoir an ererbt-archaischen und im Laufe des eigenen
Lebens hinzugekommenen Erfahrungen und Mustern: den
persönlichen "Gewissheiten" (DER SPIEGEL 14:
122-126, 02.04.2012). Rein verstandgesteuertes Handeln -
das Ausführen des freien Willens - ist also wegen
permanenter Einflußnahme des Gefühls auf den Verstand
nur eingeschränkt möglich. Ich selbst bin aber der
Ansicht, dass der menschliche Wille zum allergrößten
Teil wirklich frei ist: je sorgfältiger man das, was man
unmittelbar ausführen möchte, reflektiert, von aussen
betrachtet, vernünftig und ruhig überdenkt und sich
Zeit lässt, desto freier wird der eigene Wille. Der
Psychologe und Ökonom Daniel Kahnemann ("schnelles
Denken - langsames Denken", Siedler Verlag,
München) meint dazu, Entscheidungsträger müssten über
ihr intuitives Handeln besser reflektieren können und
sich bei der Optimierung von Entscheidungsfindungen mehr
Zeit lassen und diese vorab gründlicher und bewusster
überdenken. Auch Reaktanz und Trotz können als Indizien
für die weitreichende Freiheit des menschlichen Willens
(DIE ZEIT Nr. 46: 17-19 vom 10.11.2011) gewertet werden.
Der Gehirnforscher Benedikt Grothe sieht es so: im
Kurzzeitbereich einer Entscheidung dominieren die
ererbten Programmabläufe, die vorprogrammierte,
deterministische Handlungsimpulse im präfrontalen Kortex
erzeugen; im Langzeitbereich einer Entscheidungsfindung
hingegen wächst wegen der Hirnplastizität der
Freiheitsgrad im Handeln, basierend auf Einsicht und
Erfahrung und gewährt somit weitgehende Willensfreiheit
(Vortrag am 17.02.2012 in Thinkers' Corner, München).
So offenbart fast
jeder weitere verwerfliche Gewaltevent erneut
menschliches Dauer-Versagen: träges, zähes,
verstocktes, dummes und dumpfes Verharren des Menschen in
seiner scheinbar unverbesserlichen Unfähigkeit zur
gewaltfreien Problem- und Konfliktlösung, zur
Gewaltprävention, De-Eskalation, Mediation und zum
positiven Miteinander, weil er der Versuchung immer
wieder nachgibt, schwach wird, soziopsychologischem Druck
(situative Gruppendynamik, Autoritäten) und systemischen
Faktoren (Umstände, Einflüsse) nicht standhält (Philip
Zimbardo 2008: Der Luzifer Effekt) und seinen Macht-,
Habgier- und Vorteilnahme-Impulsen - seinem überzogenen
Egoismus - freien Lauf lässt; ähnlich einer immer
wieder an eine Fensterscheibe stoßenden Fliege. Das sich
verbreiternde Wissen über solch peinliche
Langzeit-Stagnation wird aber auf Dauer bei den
nachkommenden Generationen immer mehr Angst, Depression,
Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
hervorrufen sowie ganz zurecht einen unermesslichen,
bodenlosen Zorn, gedankenlos oder absichtlich in solch
eine immer weiter entstellte und degradierte, weil über
Jahrtausende vieldimensional gewaltbesudelte Welt - die
größte denkbare moralische Kloake - geworfen und mit
allen zwischenzeitlich angehäuften, weil
prokrastinierten Problemen alleine gelassen worden zu
sein. Laufend werden immer mehr Risiken sowie
ökonomische, ökologische und moralische Schulden auf
kommende Generationen weitergewälzt (DIE ZEIT 43: 1 vom
20.10.2011), die dann von Leuten abgearbeitet werden
sollen, die sie ganz bestimmt nicht erzeugt haben; sie
werden wegen weitergereichter Schulden und einer Vielzahl
von Systemzwängen - Ewigkeitslasten (wie z. B. die
Überwachung und Instandhaltung von Endlagern für
Strahlenmüll und Treibhausgase; die
Küstenstabilisierung wegen steigenden Meeresspiegels)
viel weniger Freiheitsgrade haben als die Verursacher.
Ich persönlich will das nicht; das ist mir gar nicht
recht. Es muß auch hier das Verursacherprinzip gelten:
wer das Problem geschaffen hat, muss es zeitnah lösen.
Prinzipiell sollte jeder Mensch die Welt in einem
verbesserten Zustand verlassen. Der Begriff vom
"Geschenk des Lebens" (donum vitae) und der
Empfangsgruß "Willkommen im Leben" klingen da
wegen ihrer Einseitigkeit, Flachheit und Seichtigkeit nur
mehr harmlos oder peinlich oder verlogen oder zynisch.
Denn: genauso wie man Leben und die Freude daran
"schenkt", öffnet man im gleichen Zug
unwiderbringlich auch das Tor für noch mehr Ärger,
Distress, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Gewalt,
Konfrontation mit weitergeschobenen Problemen, Armut,
Siechtum, Vergänglichkeit und Tod; ist der Mensch dann
auf der Welt, drischt den Rest seines Leben Gewalt auf
ihn ein; wie z. B. in der brutalisierten Arbeitswelt, in
der der zum ganz normalen, harmlosen Lebenwollen
notwendige Broterwerb von den wild und frei agierenden,
gewaltsamen Kräften der Marktwirtschaft zu einem
quälenden Desaster und Dauerstress degradiert worden ist
und befangene Sozial- und Arbeitsminister dabei tatenlos
zusehen. Es ist unerträglich, aus der Liste der Gewalt
ableiten zu können, dass sich das verwerfliche negative
Aggressionspotential des Menschen gar nicht bis nur
unwesentlich verringert hat und Egoismus/Monetarismus
neben Killizismus, Bellizismus bzw.
Militarismus/Paramilitarismus fortbestehen. Es gibt
keinen Zweifel daran, dass gewaltminimiertes
Zusammenleben und gewaltminimierter Dialog zusammen mit
einer ehrlichen, vernünftigen und fairen Diskussions-,
Streit- und Versöhnungskultur viel erfreulicher und
besser sind und die Lebensqualitäten aller offenen
Gemeinschaften ins Positive wenden bzw. im Positiven
halten. Das Ausleben verwerflicher negativer Aggression
lädt nur noch mehr absichtliche, gewollte Endlichkeit
auf die naturgegebene Endlichkeit drauf. Es gäbe kein
besseres Geschenk an die Jugend als ein nachhaltig
gesichertes, inert gemachtes, gewaltminimiertes System
demokratischen Zusammenseins; Bundespräsidenten-,
Bundeskanzler-, Bundesminister-, Landesminister-,
Kreisrats-, Gemeinderats- Gruppen-, Eltern-, Paar- und
Single-Eigenschaften sollte vor allem anderen zuerst in
diese Richtung wirken. Hier könnten endlich die großen
und besonders wichtigen, weil vertrauenstiftenden, aber
leider längst überfälligen Nachweise geführt werden,
dass die ältere Generation tatsächlich auch an das
Wohlergehen ihrer Abkömmlinge denkt, sie liebt und
deshalb gewillt ist, positive Nachhaltigkeit betreffend
dauerhafte Gewaltminimierung zu realisieren. In diesem
Fall wären der Aufsatz "Der kommende Aufstand"
eines Anonymus, die Streitschriften "Empört
Euch" und "Engagiert Euch" von Stéphane
Hessel sowie die Attac-, Occupy- und Blockupy-Bewegungen
(2011-2012), allesamt deutliche und ernstzunehmende
Manifestationen gesellschaftlichen Unbehagens, erst gar
nicht entstanden. Dazu zählt freilich auch das Problem
wachsender, seltsamer Weise von spezialisierten
Fachinstituten - sogenannten Banken - erzeugten
Schuldenlasten - mit ihren impliziten sozialen und
politischen Sprengsätzen - , die künftigen Generationen
aufgebürdet werden, was deren Lebensqualität nachhaltig
beeinträchtigen wird; siehe dazu David Graeber (2012)
"Schulden - die ersten 5000 Jahre". Es ist
nicht in Ordnung, Schulden abzahlen zu müssen, für die
man nicht verantwortlich gemacht werden kann. Es muss von
verwerflicher negativer Aggression jeder Art abgelassen
werden. Gewalt hat noch nie ein Problem gelöst, sondern
stets mindestens eines draufgesetzt; ausser es handelt
sich um die tragisch-traurigen Zwangsfälle des
Tyrannenmordes, der Selbstverteidigung, der Verhinderung
von Genozid/Massenmord und dem Schutz und Erhalt
demokratisch-rechtsstaatlich-offener und transparenter
Staats- und Gesellschafts-Strukturen. Am Ende der Liste
der Gewalt bzw. der LANGEN ZEIT DER LEICHEN darf nicht
die Selbstauslöschung - kollektive Selbstkreuzigung -
der Menschheit stehen. Es müssen - und das ist eine
conditio sine qua non - Sozialtechniken erdacht, erlernt
und verbreitet werden, die helfen, die aus Thanatos
schwarzen Tiefen immer wiederkehrenden Eruptionen der
verwerflichen negativen Komponenten der
Aggressionskonstanten des Menschen zu kompensieren und in
positive Aggression/Energie umzuwandeln; die zur Einsicht
leiten, die vom Thanatos ausgehenden Impulse ins Positive
zu wenden, anstatt sie unverändert direkt zu
exekutieren, wenn man meint, die Gelegenheit dazu sei
günstig. David Eagleman (Incognito, Campus Verlag, 2012)
nennt das Impulskontrolle durch mentales Trainieren des
Frontallappens im Gehirn. Die durch diese
Verhaltensänderung frei werdenden, unvorstellbar großen
Energien - neue Ressourcen - können eingebracht werden
zur soziokulturellen Weiterentwicklung, wodurch
möglicherweise der selbst-evolutionäre Schritt hinein
in eine gewaltminimierte, um Größenordnungen
friedlichere Daseinsform und entsprechend bessere
Lebensqualität für den Menschen realisiert werden kann.
Ich meine: betreffend die Auflösung verwerflicher Gewalt
muss ein "point of no return" überschritten
werden. Und sollte Nelson Mandela recht gehabt haben,
dass in jedem auch noch so verwerflichen Menschen ein
"Schimmer der Humanität" vorhanden ist (DER
SPIEGEL 50: 88 vom 09.12.2013), dann könnte tatsächlich
dieser Zustand erreicht werden.
Freilich will ich
hier keineswegs von der Möglichkeit einer
"Wunderbarmachung der Welt" schwärmen, wie es
schon viele Menschenbeglücker und selbsternannte
Erlöser - verklärte Charismatiker - versucht haben und
freilich gescheitert sind; das ist wegen der Existenz der
Gewaltkonstanten nur dilettantisch, töricht, utopisch
und schlichtweg unmöglich. Ich leide bestimmt nicht am
Jerusalem-Syndrom. Aber der Menschheit muß es gelingen,
sich selbst - also die Folgen all ihrer Dummheiten, mit
denen sie immer öfter konfrontiert werden wird - zu
überleben. Das Zusammenleben wird nur dann besser, wenn
mehr Vernunft, Realismus, Fairness, Zivilcourage und
Altruismus gelebt werden; auch wenn letzteres zusätzlich
der Stabilisierung und Förderung der eigenen Reputation
dient (DER SPIEGEL Nr. 51: 126-128, 20.12.2010). Gut,
dass sich die Einsicht durchzusetzen beginnt, dass
kritische Hilfsbereitschaft weiterführend ist als nur
sturer Egoismus (DER SPIEGEL 40: 110-112 vom 30.09.2013;
siehe auch: A. Grant 2013: "Geben und Nehmen",
Droemer Verlag, München).
Freilich darf da nicht übertrieben werden. Niemand
erträgt dauerhaft die totale Diktatur der Tugenden (DIE
ZEIT 24: 13-15 vom 06.06.2012); jeder weiß, wie
schwierig es sein kann, in der Diskussion mit einem
notorischen Provokateur ruhig, sachlich und vernünftig
zu bleiben; Beispiel: "....Lampedusa ist doch eine
schöne Urlaubsinsel". Und jedem ist klar, wie
schnell Tugendhaftigkeit in Restriktion umschlagen kann.
Es soll hier auch keiner einseitigen und öden
"Wissenschaftsgläubigkeit" das Wort geredet
werden. Ein maßvoll gelebtes und kontinuierlich
selbstreflektiertes positives Irrational-Sein wie
Spielen, Trödeln, Nonsens, Blödeln (wer besser denkt,
ist weiter vorn; wer eher/tiefer reinkommt, ist
früher/länger drin; wer später schreit, hält länger
durch; wer schneller schießt, ist früher leer/fertig;
wer schneller säuft, ist eher blau; wer schneller
frisst, ist eher voll; wer länger schläft, steht
später auf; wer tiefer schürft, ist besser drauf; wer
öfter denkt, hat mehr vom Leben; wer höher steigt,
stürzt tiefer ab; wer besser trifft, ist näher dran;
wer später stirbt, ist kürzer tot / länger da; wer
länger lebt, ist später tot. Nach dem Ende am Schluß
ist alles aus, weg und vorbei), Gaudi, Witz, Märchen,
Fantasy, Sagen, Humor, Kabarett (Helmut Qualtinger,
Dieter Hildebrandt, Polt, Biermösl-Blosn, Django Asyl,
Bruno Jonas), Komik/Comics (Wilhelm Busch, Karl Valentin
& Liesl Karlstadt, Walt Disney, Stan & Olli,
Goscinny & Uderzo, Loriot, Art Spiegelman),
Spontaneität, Ehrgeiz, Schlamperei, Sport, Bergsteigen,
Klettern, Ziellosigkeit, Tagträumerei, Wirtshaus- und
Bistro-Sitzen, Fasching, Weinseeligkeit zusammen mit
Dionysos-Silen-Satyr-Faun, a kloane Wiesn, a wengerl Mode
& Chic, Urlaub, Liebe, Sex, Hoffen, Optimismus,
Begeisterung, Staunen, Abenteurertum, Experimentieren,
Ludwig II, Romantisieren, Sentimentalität, Sturm &
Drang, etc. ist unbedingt notwendig. Je voller das Glas,
desto näher der Himmel. "Der Traum/Schlaf der
Vernunft gebiert Ungeheuer" (Francisco de Goya 1799:
Die Phantasie, verlassen von der Vernunft, erzeugt
unmögliche Ungeheuer; vereint mit ihr ist sie die Mutter
der Künste...). Ohne positive
Irrationalität wären Musik, Malerei, Schriftstellerei,
Theater, Oper und Kino um vieles ärmer und Edmund
Percival Hillary / Tensing Norgay wäre es nicht möglich
gewesen, am 29.05.1953 seinen Fuß auf den Gipfel des
Mount Everest zu setzen. Positive Irrationalität
beflügelt auch den technischen Fortschritt und die
Wissenschaften; dazu nur zwei Beispiele von vielen: ohne
Ehrgeiz, Begeisterungsfähigkeit und Optimismus hätte im
Jahr 1969 der Mensch nie den Flug zum Mond unternommen;
Tagträumerei war es, die dem Chemiker August Kekulè von
Stradonitz im Jahr 1865 eine Assoziation von der
Ringstruktur des Benzol-Moleküls vorgaukelte. Bei
positiver Kreativität und vernunftkontrollierter
Intuition ist es allerdings anders: von beidem kann es
nie genug geben. Aber alles Weitere - von Aberglaube,
Akupunktur, Astrologie über Esotherik, Handauflegen,
Hexerei, Homöopathie, Intelligent Design, Kreationismus,
Okkultismus, Schamanie, flat earth society, Querdenker
017, Telepathie, Übernatürlichkeit, Weltuntergang im
Fernsehen, Weissagung und Wunderwirken - bis hin zur hier
gegen Ende letztmalig genannten Religion: weil ihre Realisierung und das bis ins
21, Jhd. gegangene autoritär-totalitäre Gehabe ihrer
Vertreter im diametral-konträren Widerspruch zum
Freiheitsstreben der Menschen steht und als inzwischen
längst überholtes und immer gefährlicher gewordenes,
weil beton- und eises-starr gebliebenes Denk- und
autoritär-patriarchalisches Herrschafts- und
Unterdrückungsmodell mit Wurzeln in den Anfängen der
Entwicklung der Menschheit interpretierbar ist - muss auf
ein vernünftiges und erträgliches Maß reduziert,
letzteres vielleicht sogar wegen seiner Gefährlichkeit
aufgegeben und letzter Klasse begraben werden
(Entreligionisierung), weil der Mensch damit der Gefahr
zu nahe kommt, sich selbst und andere zu sehr
einzuschränken, zu verletzen, zu versklaven, zu
verselbstleugnen, zu erniedrigen, zu entselbsten,
kleinzuhauen und abzuwürgen; ausserdem hatte genannte
Weltanschauung noch nie vernünftige Antworten auf
drängende Fragen der Zeit und ist wegen ihres den freien
Menschen entwürdigenden totalitären Anspruchs - wie
alle anderen Weltanschauungen auch - unbrauchbar; sie
verbreiten in endlos scheinender Wiederkehr nichts
anderes als metaphysische Placebos, indem sie ad
infinitum vertrösten und die Welt schönreden wollen.
Die Tatsache, dass kraft dogmatischer Festlegung mit dem
Taufritual alle Mitglieder Zeit ihres Lebens an diese
weltanschaulichen Organisation gebunden sind, ist mit dem
freien Willen und der Selbstbestimmung eines Menschen
unvereinbar. Francisco de Goya's oben zitierter Satz gilt
auch auf soziologisch-politischem Terrain: allen ist
bekannt, welche verheerenden Monster entstehen können,
wenn die Unvernunft regiert.
Freilich bin ich
mir bewusst, dass auch solche Handlungsweisen,
Weltsichten und Pseudowissenschaften in begrenztem Maße
selbstheilende und stärkende Kräfte - ähnlich dem
Placeboeffekt und der Meditation - aktivieren können.
Aber ich bin mir noch nicht darüber im klaren, was
anstelle der Weltanschauungen treten soll, wenn sich
tatsächlich nachweisen lässt, dass die meisten Menschen
ohne Glauben im Leben nicht zurechtkommen: weil parallel
zu den Gewalt-, Dummheits- und
Manipulierbarkeitskonstanten, die selbstverständlich
auch mich selbst betreffen, auch noch eine
Glaubenskonstante in den meisten Menschen angelegt ist;
weil viele irrtümlich meinen, für ihre diesseitigen
Mühen und Plagen eine Belohnung im Jenseits verdient zu
haben. In Wirklichkeit ist es aber so: "Es gibt nur
das Leben"; "Wir wollen leben, weil es nur das
Leben gibt" (DIE ZEIT 46: 49-50 vom 07.11.2013).
Weiterführend
halte ich die Denkansätze der amerikanischen Philosophen
Sam Harris und des amerikanischen Psychologen Jonathan
Haidt: allen Menschen sind, unabhängig von Kultur und
Geschichte, eindeutige moralische Werte und Grundlagen
eigen. Moral ist keine aus Weltanschauungen und Kulturen
entstandene Sittenpraxis der Gesellschaft, sondern eine
noch unterentwickelte Disziplin der Naturwissenschaften,
weil sie auf universell nachprüfbaren Tatsachen des
Handelns und Zusammenlebens gründet. Moralische und
ethische Vorstellungen sind somit älter als
Weltanschauungen, da aus dem Tierreich vererbt. Der
trans- und interkulturelle Kriterienkatalog für
menschliches Wohlergehen - Fairness, Teilhaben lassen,
Fürsorge, Gewalt- und Schmerzminimierung,
Nachhaltigkeit, Bildung, Gleichberechtigung, etc. - ist
hiernach mit wissenschaftlichen Methoden aufstell- und
objektiv überprüfbar. Dieser neue Zweig der
Naturwissenschaft kann also dazu beitragen, die Qualität
menschlichen Daseins und Beisammenseins zu verbessern,
wenn sie verstärkt die tiefsten und letzten Fragen
menschlichen Lebens erforscht - wie da z. B. sind Glück
und Lebenssinn - , damit die Globalzivilisation ein
vernünftiges gemeinsames allgemeinverbindliches
Wertefundament in Händen hält. Die Naturwissenschaften
stellen mittels ihrer empirischen Methode und
experimentell begründeten Befunde bessere Einsichten und
sozialen Konsens her (DIE ZEIT Nr. 32 vom 02.08.2018,
Seite 31). Es waren fatale Fehler, Wissenschaft und Moral
separat gehalten und geglaubt zu haben, dass Vernunft und
freies Denken begrenzt wären. Eine
traditionsunabhängige Wissenschaft menschlichen
Wohlergehens kann Orientierung geben und problematisch
gewordene Komponenten von Tradition und Gepflogenheiten
zur Diskussion stellen. Wissenschaft ist auch in den
wichtigsten Fragen menschlichen Lebens kompetent (DIE
ZEIT 2: 48 vom 03.01.2013). Siehe auch De Waal, Frans
(2015): "Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote
- Moral ist älter als Religion."
Zeit zu leben, Zeit
zu lieben, Zeit zu atmen (Reinhard Karl), Zeit zu sterben
(Jim Morrison). Nie aufgeben: 100 Jahre alt, 101
Liegestütz (Benjamin Ferencz). Arbeite, denke und denke
noch mehr (lass das Beten besser sein, denn es macht kaum
Sinn, weil es vom Denken abhält und es beeinträchtigt):
arbeite körperlich und geistig. Warte nicht auf
Sinngeber, sondern löse die Sinnfrage selbst, indem Du
was gscheids machst (Carpe diem): "Beeile Dich zu
handeln, ehe es zu spät ist, zu bereuen"
(Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen). Dann leben
Deine Gedanken nachher weiter. Stirb nicht, bevor Du tot
bist. Wir brauchen den Weltdenktag: den Tag der
Philosophie, den Tag des Denkens. Und genieße nach
getaner Arbeit das Leben, denn es ist später, als Du
denkst. Den meisten wird es wohl so ergehen, dass sie
erst dann begreifen, was sie hatten, wenn sie es
endgültig verloren haben. Und: lerne staunen, dann wirst
Du ein besserer Mensch (Journal of Personality and Social
Psychology 108: 883; 2015);
man kann also mit dem Philosophieren nicht früh genug
beginnen; es ist eher zu spät und drängt das
Philosophieren ins Negative und Morbid-Depressive, wenn
existentielle Fragen erst nach Verlusten oder in
Sinnkrisen gestellt werden.
Lerne das Schöne exzessiv erleben. Die allermeisten
Menschen brauchen einen Teilausgleich in Form möglichst
vieler und intensiver Glücksgefühle, weil sie wegen
einer überall und für alle geltenden, unausweichlichen
und stocknüchternen Gewissheit, nämlich dem gesicherten
Wissen um ihre Vergänglichkeit und grandiose
Verlassenheit, sich nachhaltig tief gekränkt,
zurückgesetzt, dauerhaft geängstigt und tief deprimiert
fühlen. Das ist eine der Konsequenzen aus der
evolutionären Entwicklung des menschlichen Gehirns: der
Fähigkeit des Intellekts zum Bewusstsein, zur Empathie
und zur Reflexion, in Folge dessen der Mensch die
Daseinsfragen formulieren und er schaudernd und
erschrocken seine Verlassenheit erkennen konnte, aus der
einerseits angstbedingt irrational-problematische
Haltungen wie Glauben und Hoffen - und daraus entwickelte
Weltanschauungen mit all ihren bekannten Nachteilen und
Gefahren - , andererseits neugierig-rationale Positionen
wie logisches Fragen und tiefes Nachdenken - das
Philosophieren: alles ergründen und verstehen wollen -
entstanden.
Dieses meines
Erachtens erstaunliche Verhalten des Gekränktseins
gründet zum einen wiederum in der Irrationalität des
Menschen und zum anderen darin, dass er sich über
Jahrhunderte hat gerne belügen lassen, er sei die Krone
der Schöpfung, ein Ebenbild Gottes, seine Seele sei
unsterblich und "seine" Erde, um die sich wie
selbstverständlich und wie von ganz alleine alles dreht,
sei natürlich die Zentrale aller Welten. Aber bei der
Durchmusterung der neu erkannten Horizonte - die aktuell
erkenn- und interpretierbare Wirklichkeit - bleibt dem
Vernünftig-Einsichtigen nur mehr erbärmliche Demut,
denn es hat sich herausgestellt, dass in der Natur das
Glücklich-, Zufrieden- und Erfülltsein und ein
vermeintlich sinnstiftendes Auserwähltsein des Menschen
dank göttlicher Vorsehung nirgendwo erkennbar ist; es
werden keine Gesetze oder Argumente gefunden werden
können, die dies belegen; auch solche werden nie
gefunden werden können, dass die Natur so etwas wie den
Menschen braucht: er ist für sie nicht systemrelevant.
Sein Platz im Multiversum ist nur ein beliebiger, seine
Lebenszone im Sonnensystem ist erschreckend schmal und
immerfort gefährdet, sein Dasein zufällig; seine
biologische Abstammung liegt nach Erkenntnis von Charles
Darwin nachweislich im Tierreich, evolutionär
entstandene biologische Programme, das Unbewusste
(Sigmund Freud und Carl Gustav Jung) und seine
Manipulationsanfälligkeit (Beispiel siehe ZEIT MAGAZIN
24: 24-34 vom 06.06.2013) schränken nachweislich seine
Vernunft und seinen freien Willen recht oft ein, er kann
nur falsifizieren und niemals verifizieren (C. R.
Popper), Diversität und Qualität seines genetischen
Materials sind nur Mittelmaß (DIE ZEIT 40: 1 vom
29.09.2011), das Dasein gelingt nur, wenn er beständig
anderes Leben tötet, frisst und verdrängt, seine
Friedfertigkeitsentwicklung stagniert seit Anbeginn
seines Daseins, weil er vom Kriegführen nicht lassen
kann und er praktiziert seit jeher absichtsvoll, in aller
Ausführlichkeit und mit Bedacht - also bei freiem Willen
- das Böse. Und es ist das Beste, was geschehen konnte:
dass nämlich Philosophie und Wissenschaft die Menschheit
vom hohen Ross des "Auserwähltseins" als
"Krone der Schöpfung" auf den steinharten und
eiskalten Boden der Wirklichkeit herabgeschmettert haben.
Die bestenfalls durchschnittlichen Eigenschaften der
Menschheit sind alles mögliche, nur nichts Besonderes im
positiven Sinne. Wie peinlich auch seine
Manipulationsanfälligkeit; e. g.: ".... es ist
erschreckend einfach, Menschen falsche Erinnerungen
einzupflanzen, die sie dann für real halten." (DER
SPIEGEL 36: 104 vom 02.09.2013). Höflich gesagt ist
diese begrenzte Fähigkeit zu höherer Kultur nur ein
sehr bescheidener, beschämender und unbefriedigender
Dauerzustand.
Und auf lange Sicht werden, wie das Prinzip von Radiation
und Extinktion in der irdischen Bioevolution zeigt, alle
Artgenossen tot sein. Leben vergeht, Es bleibt nur Staub.
Es besteht kein Zweifel, dass die Walze der Zeitlichkeit
auch mit dem kleinen Häuflein Menschheit mit all seinen
technischen und energetischen Prothesen keinerlei
Probleme haben wird. Kann schon sein, dass ein Teil der
Menschheit die Folgen großer Meteoritenimpakte,
Vulkanausbrüche, Erdbeben und selbsterschaffener
ökologischer Krisen übersteht. Möglicherweise noch
vorhandene Reste seiner Hinterlassenschaften verschmoren
- wenn die Sonnenmasse dazu ausreicht - in ca. sechs
Milliarden Jahren zur Unkenntlichkeit in der Photosphäre
der Sonne im Stadium des Roten Riesen und werden
anschließend von den Gammablitzen ihres
Supernova-Stadiums subatomisiert. Sollte die Sonnenmasse
zu gering sein, erstarren genannte anthropogene Relikte
über Jahrhundertmilliarden in einer kosmischen
Kältewüste. Wie dem auch sei: alles weitere schluckt
später eines der Schwarzen Löcher im All, die in ca. 10100
Jahren zerstrahlt sein werden (GEO 02: 70-83, 2012). Das
wars dann auch schon; da bleibt von der Menschheit nicht
mal mehr ein Kohlenstoffatom; als wäre kein Mensch
jemals gewesen; alle Zeitfenster werden sich dann in
unendlich gleichgültiger Unbelebtheit immerfort
geschlossen haben: weg der Speck, aus die Maus, Schluss
die Nuss. So kann das Gemälde von Caspar David Friedrich
"Das Eismeer oder die verlorene Hoffnung" auch
gedeutet werden. Die Standardmodelle der Historischen
Geologie, Sternevolution und Kosmologie lassen überhaupt
keinen Zweifel daran, dass es auf ganz lange Sicht für
den Menschen kein happy end geben kann; ausser er
versucht auf gut Glück anderswo weiterzusiedeln, indem
ein Teil von ihm sich rechtzeitig auf eine sehr lange und
sehr unbequeme und ungesunde Reise ins Ungewisse in den
extrasolaren Raum begibt und versucht, auf einem anderen
Planeten - der bestimmt keine zweite Erde sein wird - das
Dasein ein wenig zu verlängern (Kommentar dazu folgt
weiter unten). Dieser latente Daseinsschmerz wegen eines
und diese Weltangst vor Totalentwurzelung (Simone Weil)
und einem unermesslichen singulären Nichtsein in
Unendlichkeit in alle Zukunft - dieser "horror
vacui" im übertragenen Sinne - kann nur dadurch
gemindert werden, dass der Mensch versucht, wirksamere
und wahrhaftigere, qualitativ bessere Formen des
Zusammenlebens und des Kommunizierens als die derzeitigen
zu entwickeln, umzusetzen und zu leben; siehe vierter
Absatz. Dass dies dringend nötig ist, zeigt auch die
weite Verbreitung schwerer seelischer Erkrankungen wie
Depression, Angst und Zwang, die zudem immer noch eine
nur sehr geringe gesellschaftliche Akzeptanz haben (DIE
ZEIT 28: 31-33 vom 05.07.2012). Es ist nur dumm,
absichtlich Desperados zu züchten, die die Nerven
verlieren und sich aufgeben, indem sie ein letztes mal
zum Zwecke eines zynischen, weil unfair erweiterten
Suizids als Geisterfahrer auf die Autobahn preschen.
Kurzum: seid doch freundlicher, ehrlicher und fairer
zueinander; auch wenn das weniger Bequemlichkeit
verspricht als das permanente Belügen und Betrügen des
anderen und seiner selbst (Lutz, M. 2012: Bluff! Die
Fälschung der Welt. Droemer). Siehe auch: Marieluise
Fleißer: "Fegefeuer in Ingolstadt"; "Der
starke Stamm".
"Wo aber
Gefahr ist, ist das Rettende auch", meinte vor ca.
200 Jahren Friedrich Hölderlin; hoffentlich hat er damit
heute immer noch recht. Es muß schnellstmöglich aus den
globalisierten geistigen und politischen Roßbreiten
herausgefunden werden, in denen sich mächtige
Interessengruppen gegenseitig blockieren und alles in
Unbeweglichkeit erstarrt ist. In einer globalisierten
Welt müssen alle nach den Regeln der Fairness spielen
(Barak Obama).
Eine positive Entwicklung ist nur möglich in einem
vernünftigen und konstruktiv-fairen Miteinander. Hier
ein Beispiel, was garantiert nicht weiterbringt: Sich
Querlegen wie ein trotzig-ungezogenes Kind, populistisch
Verwirrung stiften und unnötige Probleme erschaffen:
"Wir wollen keine Stromtrassen, keine Windräder,
keine Endlager, keine Kastoren und keine Flüchtlinge,
statt dessen aber eine ungerechte Straßenmaut",
schallte es im Juni 2015 von bekannter Stelle aus Bayern
in die weite Welt. Diese Unfairness und
Verantwortungslosigkeit, dieser Egoismus, Eskapismus und
Narzissmus macht fassungslos angesichts der Vielzahl von
realen Problemen, die ins Haus stehen.
Es wird ein zweites internationales, dieses mal aber
friedliches Unterfangen von der Größe, der
wissenschaftlichen Kompetenz und der
Organisationsqualität des Manhatten-Projekts gestartet
werden müssen: unter Leitung eines zweiten Sir Ernest
Henry Shackleton müssen alle Bestandteile positiver
Humanintelligenz - die Masterminds und hottest brains -
zusammenwirken, sich konzentrieren und in vernünftige,
realistische Richtungen wirken, um die ins Haus
stehenden, selbst erzeugten, über Jahrzehnte
weitergeschobenen und zu riesigen Gebirgswogen
aufgelaufenen Gewalt-, Sozial-, Öko-, Ressourcen-,
Vermassungs-, Überforderungs-, Weltanschauungs- und
Umweltprobleme der Menschheit zu mindern; denn in den
nächsten vier Jahrzehnten müssen die wichtigsten
Weichenstellungen der Menschheitsgeschichte getätigt
werden (DER SPIEGEL Nr. 25/2011: 128-133). Da ist auch
Risikointelligenz gefragt (siehe Gerd Gigerenzer 2013:
Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft.
Bertelsmann Verlag). Dabei wird es besonders schwierig
sein, den Überblick zu behalten, da sich jedes fünfte
Jahr das verfügbare Global-Wissen verdoppelt (BR2
31.06.2012: 9.30-10 Uhr). Siehe auch: Peter Scholl-Latour
(2012): Die Welt aus den Fugen. Betrachtungen zu den
Wirren der Gegenwart; Ullstein. Die Lösung dieses
Problemkreises darf man auch nicht einer künstlichen
Intelligenz mit ihren Apparaten, Automatismen und
Algorithmen überlassen: Stanislaw Petrows
eigenverantwortliches Handeln am 26.09.1983 - er leitete
mehrfach erfolgte Falschmeldungen über einen
Amerikanischen Raketenangriff nicht weiter - ist es zu
verdanken, dass ein Atomkrieg verhindert wurde. In
Entscheidungsketten muß immer der Mensch das letzte Wort
haben. Wenn das Computerprogramm zur obersten
Entscheidungsinstanz gemacht wird, werden gewiss noch
mehr fatale Unfälle sich ereignen wie die beiden
Flugzeugabstürze der Boeing 737 Max 8 im Oktober 2018
und Januar 2019.
Die russische Schriftstellerin Ljudmilla Ulitzkaja und
Trägerin des Österrreichischen Staatspreises für
Europäische Literatur stellt lapidar fest, dass
Wissenschaft, Aufklärung, Erkenntnis und Kunst - die
kulturelle Entwicklung - nicht vermochten, die negative
Aggression des Menschen zu zivilisieren und deshalb der
Dritte Weltkrieg schon begonnen hat (DER SPIEGEL 34:
122-123 vom 18.08.2014). Der französische Umweltaktivist
Yann Arthus-Bertrand meint sogar, es sei zu spät,
pessimistisch zu sein. Es wird lange dauern, bis wir
wieder frei und unbeschwert atmen können. Betreffend den
Klimawandel sehe ich es so: die momentane Situation ist
prinzipiell vergleichbar mit der Zeit vor dem Ausbruch
der mittelalterlichen Pest: damals hat die wachsende
Bevölkerung Europas immer mehr ihrer schädlichen
Abwässer ungeklärt in den Boden verbracht und somit
ihre Brunnen selbst vergiftet; Juden sind dafür
verantwortlich gemacht, in Prgromen verfolgt und ermordet
worden. Heute werden von einer ca. 100mal größeren
Weltbevölkerung trotz besseren Wissens riesige Mengen
schädlicher Abgase größtenteils ungefiltert in die
Atmosphäre verbracht, wodurch v. a. für sehr viele
nachkommenden Generationen unkalkulierbare globale
Risiken und Gefahren erzeugt werden; mit
Generationenverantwortlichkeit hat dieses Verhalten gar
nichts zu tun; man kann das auch Schutz-, Vorsorge- und
Nachhaltigkeitsverantwortungslosigkeit nennen. Eines
sollte doch inzwischen klar sein: Die Atmosphäre, die
allen Lebewesen gehört, ist keine Toilette für Abgase,
die von der Minderzahl der reichen Länder in viel zu
großen Mengen dorthin "entsorgt" werden (seit
Beginn der Industrialisierung: 1000 Gt CO2; im
Jahr 2011: 33,9 Gigatonnen CO2 (DER SPIEGEL
48: 31-33 vom 26.11.2012; )). Im zeitlichen Mittel
sind das ca. 6,2 Gt/a. Diese Form
gefährlichster Drachenkitzelei sollte besser sofort
beendet werden. Das wird aber vor allem aus folgendem
Grund kein leichter Weg, denn "...es ist schwer,
einen Menschen zu bewegen, etwas zu verstehen, wenn sein
Einkommen davon abhängt, es nicht zu verstehen"
(Upton Sinclair). Notabene: beim Ausbruch der Sibirischen
Flutbasalte vor 252 Millionen Jahren wurden innerhalb von
60000 Jahren 170 Teratonnen CO2 freigesetzt,
was einem zeitlichen Mittel von 2,8Gt/a
entspricht. Schon diese wesentlich geringere gemittelte
Belastung der damaligen Ökosysteme hatte zur Folge, dass
letztendlich 90% der
Meereslebewesen und 70% der Landlebewesen ausgelöscht
wurden
(http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1317692111).
Gemittelt wird aktuell pro Zeiteinheit 120% mehr
Kohlendioxid in die Atmosphäre gebracht als damals
während der größten bis dato bekannten
Naturkatastrophe, der Zeitenwende Perm-Trias. Freilich
ist es so, dass die Menschheit genannte
Treibhausgas-Emissionen nicht über geologische Zeiten
fortsetzen kann. 2017 beliefen sich die globalen
Treibhausgasemissionen auf insgesamt 53,5 GT CO2eq
(UNEP 2018).
Der Stacheldraht-Hulahoop-Tanz der israelitischen
Künstlerin Sigalit Landau und das vom Kunstmaler
Hieronymus Bosch gezeichnete Metall-Hamsterrad - mit
radial nach innen montierten Metallstacheln - ,
angetrieben von einem darin tretenden nackten Mann,
bringen es auf den Punkt: je länger man die für das
Wirtssystem schädlichen Rückkopplungen und Wirkungen
antreibender Kräfte - die Programme - sich selbst
beschleunigender Vorgänge zu ignorieren versucht, desto
stärker wird das System zum Negativen hin verändert und
letztendlich zerstört, sofern die Programme nicht
rechtzeitig modifiziert oder abgeschaltet werden.
Beispiele solcher Selbstschädigungen: die negativen
Auswirkungen der Industrialisierung auf die Natur,der
deregulierte Finanzkapitalismus, die
Weltbevölkerungsexplosion, das Profitmachen, etc.. Wie
bei der Atomtechnik darf eben nicht alles realisiert
werden, was machbar geworden ist.
Aber alle, die vernünftig und unabhängig geblieben
sind, Verantwortlichkeit spüren und diese leben wollen,
müssen sich möglichst bald an einen Tisch setzen, um
die wegen negativ-irrationalen Handelns aufgetürmten
Probleme so friedlich, so gerecht und so bald wie
möglich ehrlich, fair und nachhaltig zu lösen;
ansonsten besteht hohes Risiko, dass im 21. Jhd. die
Menschheit sich selbst nicht überlebt, weil sie im
eigenen Misthaufen erstickt ist, bevor sie sich selbst
verstanden hat. Stalin darf nicht Recht haben mit seiner
Aussage: "Ein Mensch, ein Problem, kein Mensch, kein
Problem". Sichere Punkte werden die global geltende
Ein-Kind-Politik (das ist das Ende des "Wachset und
mehret Euch") und ein pro-Kopf-Energie- und
Verbrauchskontingent (Ende der Konsum- und
Mobilitätsfreiheit) sein. Es fällt mir schwer, dem
Autor Werner Boote gedanklich zu folgen, wenn er die
durch das Weltbevölkerungswachstum entstandenen Probleme
herabspielt und statt dessen die Hochaltrigkeit vieler
Menschen in den industrialisierten Staaten dramatisiert.
Remoralisierung, De-Ökonomisierung des Denkens und
Dematerialisierung der Weltwirtschaft sind weitere
zwingende Hauptpunkte. Wie damals Albert Einstein spricht
Bill Gates wegen vieler globaler Fragen und Probleme von
der dringenden Notwendigkeit einer unabhängigen
Weltregierung (SZ 22:17 vom 28.01.2015).
Am Schwierigsten
wird dabei wohl die Remoralisierung der Gesellschaften,
weil sie in so großem Ausmaß von Gewalt und Korruption
durchdrungen sind und von Disparitäten immer mehr
gespalten werden (Arundhati Roy in SZ 89: 11 vom
17.04.2013). "Das einzige Instrument, die Zukunft zu
gestalten,... ist die Vernunft." (Politologe und
Historiker Zeev Sternhell in DER SPIEGEL 28: 128-131 vom
07.07.2014). Die Menschheit wird bestimmt kein Wunder
retten; wir können uns Irrationalität und Inkonsequenz
derzeit nur mehr in ganz geringer Dosierung leisten. Es
kann nicht sein, dass korrupte und vielfach befangene,
ungeregelte und rücksichtslose Finanz-, Wirtschafts- und
Vermehrungssysteme das Dasein noch weiter erschweren und
riskanter machen. Freilich ist mir auch andererseits
klar, dass ein Zuviel an Selbstkontrolle und
Selbstbeherrschung des Irrationalen zu Repression und
Gewalt führen (Eva Illouz in DIE ZEIT 52: 53 vom
22.12.2011). Diese Krise ist dennoch einmalige Chance,
Vernunft und positive Humanintelligenz durchzusetzen
sowie ihnen die essentiellen Stati, Geltungsbereiche und
Wirkungsräume zukommen zu lassen, die ihnen zustehen. Es
kann nicht sein, dass diverse, sich autistisch
gebärdende Finanz-, Wirtschafts-, Weltanschauungs- und
Politiker-Kasten alles Soziale und Humanitäre
schreddern. In Anbetracht der Liste anthropogener Gewalt
mit Todesfolge und der wegen moralfreiem Profitstrebens
ins Prekäre gekippten Umwelt-, Ressourcen-, Sozial- und
Finanzsituationen ist es so, dass sich die Menschheit
gebärdet wie der Metzger auf dem Schlachthof, das Gula
in Schlaraffien und das Trampeltier im Glashaus: der
Mensch hat aber nun mal nur ein einziges Leben und eine
einzige Erde - sein Dasein und seine Bio-Geosphäre - ,
beides muss er zu einem Optimum entwickeln und so
friedlich und so lange wie möglich im Bestzustand
erhalten, will er dauerhaft Glücklichkeit erfahren. Zum
Erhalt der Gesundheiten - seiner eigenen und die der
Natur - kann nur er entscheidend beitragen. Eine zweite
Erde ist natürlich genauso wenig erreichbar wie das
Jenseits. Auch das vom NASA-Funktionär Jesco von
Puttkamer (DER SPIEGEL 28/2009) und
dem Astrobiologen Dirk Schulze-Makuch (DER SPIEGEL Nr.
25/2011: 116-117) angedachte "terraforming" auf
dem Wüstenplaneten Mars halte ich - auch dann, wenn im
Untergrund Wassereismassen fossiler Meere oder Seen
gefunden werden - für unerträglichen Eskapismus (siehe
auch SZ 227: 38-39 vom 02.-04.10.2015). Das Magnetfeld
des Mars ist vor Jahrmilliarden nahezu erloschen (es
beträgt derzeit ca. 0,5 nT), sodass kosmische
Partikelstrahlung und der Sonnenwind erst die damalige
Atmosphäre fast zur Gänze erodierten und seitdem die
Marsoberfläche bombardieren. Ausserdem haben belastbare
Abschätzungen ergeben, dass die Kohlenstoff-Reservoirs
auf dem Mars nicht für einen genügend hohen
Treibhauseffekt ausreichen würden, wenn es gelänge,
diese Reservoirs in gasförmiges CO2
umzuwandeln, damit durch die resultierende
atmosphärische Wärme- und Druckentwicklung Teile des im
Boden und Gestein eingelagerten Wassereises sich
verflüssigen und sich infolgedessen darin Leben
möglicherweise (?wieder) entwickeln kann (https://doi.org/10.1038/s41550-018-0529-6). Auch wenn durch den Import von
Treibhausgasen die Marsatmosphäre sich mit Wasserdampf,
Stickstoff, Methan und Kohlendioxid aus dem sich
erwärmenden Marsboden anreichern würde, dann wäre die
Schwerkraft des Planeten zu schwach (0,380g = 3,73m/s²;
Fluchtgeschwindigkeit 5,03km/s), um diese Gase sowie den
später evtl. durch Photosynthese entstehenden Sauerstoff
auf Dauer in der Atmosphäre zu halten. Das ist nur ein
für den Steuerzahler extrem teurer, weil nutzloser und
nicht anwendbarer akademisch-technischer Schrebergarten
verantwortungsloser, arroganter und egoistischer
Astrowissenschaftler, die nur sehr wichtig sein und von
den wirklichen Problemen ablenken wollen. Ausserdem ist
der menschliche Organismus für
Langzeit-Weltraumexpedtionen vollkommen ungeeignet (GEO
12: 159; 2012; 09: 22; 2013). Die 2012 angedachten
Geldgaben für Marsexpeditionen halte ich in Anbetracht
bestehender irdischer Probleme für ähnlich moralisch
verwerflich wie folgendes Geschehen im 18. Jhd., als der
Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier Geld für
Experimente verschwendete, bei denen er Diamanten im
Fokus großer Hohlspiegel verbrannte, nur um zu beweisen,
dass sie aus Kohlenstoff bestehen; während das
französische Volk größten Mangel und Hunger litt.
Freilich werden inzwischen immer mehr Exoplaneten -
erdähnliche Objekte in den habitablen Zonen extrasolarer
Planetensysteme - dank verfeinerter optischer
Detektionssysteme indirekt nachgewiesen. 3586 Objekte,
darunter 352 erdähnliche, waren es im März 2017.
Epsilon Eridani b ist der erdnächste, aber
10,4 Lichtjahre (9,6×1013km: 96
Billionen km) entfernt und somit für den Menschen
unerreichbar; und das ist gut so, weil es dann unmöglich
ist, dass der Mensch auch dorthin seine verwerfliche
Gewalt exportiert und ausbreitet. Es handelt sich hier
nur um eine moderne Variante der Arche Noah und es werden
nur irreale, letztendlich schädliche Hoffnungen geweckt
und verantwortungsloser Prokrastination Vorschub
geleistet. Für genauso dumm und gefährlich halte ich
das angedachte Projekt "Bergbau im All" (DER
SPIEGEL 18:110 vom 30.04.2012); töricht die hierfür im
Jahre 2015 an zwei "Wissenschaftlerinnen"
gewährten Forschungsgelder. Auch R. Gast meint, dass in
Anbetracht anderer Menschheitsprobleme die Schaffung
einer neuen Generation von Teilchenbeschleunigern nicht
rechtfertigbar ist (SZ 117: 35 vom 25.05.2015). Dem
Vernünftigen und Verantwortungsbewussten bleibt nichts
anderes als Anthropo-, Bildungs-, Wissens- und
Ökozentrismus, gleichbedeutend neben permanenter und
ubiquitärer Präsenz von Humanität und ihrer
unablässigen Qualitäts- und Echtheitskontrolle samt
Nachbesserung. Ähnlich sieht es auch Hans Widmer
(2013): Das Modell des Konsequenten Humanismus.
Sich wegen Vergänglichkeit oder vermeintlicher
Ausweglosigkeit nur in den Glauben und ins Hoffen zu
flüchten wie der späte Herr Professor Jürgen Habermas,
führt nicht weiter: kein Mensch wird jemals in
irgendeiner Form wiederauferstehen. Zudem zeitigt Hoffen
problematische Effekte, indem sie seelisch belastende
Zustände wie Warten, Leiden und Unsicherheit zeitlich
verlängern: wenn dann endlich all das geduldige
Ausharren und Durchhalten in der unendlich
enttäuschenden, letzten und absoluten Gewissheit eines
"alles umsonst gewesen" verendet sind: es war
der letzte Strohalm der Hoffnung, der bewirkte, dass die
Selektierten in die Gaskammern gingen.
Einen ausreichenden Glücklichkeitslevel kann der Mensch
nur in sich selbst erzeugen, indem er 1) eine
optimistisch gefärbte realistische und faire
Grundeinstellung pflegt, 2) sich selbst erkennt und
seiner selbst besser und tiefer bewusst wird sowie
Bedeutung und Schönheit seiner positiven Fähigkeiten
erkennt, wertschätzt und umsetzt; bewusst jeden Atemzug
und jeden positiven Gedanken genießt, weil nachher
garantiert nichts mehr sein kann; 3) für seine
Gemeinschaft objektiv Positives schafft, damit das Leben
aller besser wird, und damit seinem Dasein tiefen Sinn
und Zufriedenheit gibt (S. Klein 2011: Der Sinn des
Gebens) sowie 4) maßhaltend und ständig
selbstreflektierend seine positive Irrationalität (siehe
ein paar Absätze oberhalb) lebt. Es sollte doch
vollständig glücklich machen, wenn man die Bedeutungen
der innerhalb ca. drei Milliarden Jahren irdischer
Bioevolution entstandenen und immer noch nicht ganz
verstandenen - ja und? Macht do nix, des kimmt scho no -
Phänomene Wahrnehmung, Bewusstsein, Reflexion, Empathie
sowie freie Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten im
positiven Sinne erkannt hat, zu denen gesunde
Sinnesorgane und ein gebildeter Intellekt befähigen, und
sie selbstwirksam zu positiven Aktionen nutzt. Zum
Glücklichsein braucht es meines Erachtens fast nichts,
ausser ein wenig Selbstachtsamkeit, Sensibilität und
Kontemplation: nur ein bewusster Blick aus dem Auge
hinein in die unendlich schöne Diversität der Natur
("...endless forms most beautiful....". In:
Charles Darwin 1864: The origin of species) (einfachste
Beispiele aus anderen Bereichen: wie schön, wenn eine
windgekräuselte Wasseroberfläche im Sonnenlicht hell
flimmert; wenn Laubbäume im Sommerwind rauschen und ihre
Blätter im Sonnenlicht irisierend funkeln und spielend
blitzen) oder eine bewusst gehörte/gelesene Passage aus
einer/einem wunderbaren Komposition/Text oder die
zündende Idee eines argumentativ treffenden und
stilistisch gut gelungenen Satzes in einem eigenen
Aufsatz oder das Wissen über bzw. die Erinnerungen an
die strahlend-hell glänzenden Sterne der
Wahrhaftigkeiten guter Menschen (Beispiel: einer von
denen sagte vor Jahrzehnten mit überraschender
Bestimmtheit drei mir unvergessliche schlichte Worte:
"Ich will helfen!") genügen schon, um die
ubiquitäre verwerfliche Gewalt auszuhalten und mit der
eigenen endgültigen Vergänglichkeit, der condition
humana und der kosmischen Verlassenheit immer wieder -
zeitlebens - versöhnt zu werden. Mehr braucht es nicht;
und mehr geht wohl aber auch ganz sicher nicht. Es wäre
vermessen und nur dumm, noch mehr zu wollen.
Es widerstrebt mir,
wie der Sozialtheoretiker Hans Joas in seinem Werk
"Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie
der Menschenrechte (2011)" von einer Sakralität
einer jeden einzelnen Person zu sprechen, denn der
Begriff "sakral" ist nach oben Ausgeführtem m.
E. allzu negativ belastet. Ich bleibe lieber beim weniger
Problematischen, ganz und gar nur Profanen, indem ich wie
folgt die große Wissens- und
Bewusstseinstransfer-Aufgabe formuliere, die alle
Erzieher gegenüber Kindern und jungen Erwachsenen
realisieren müssen, wenn die Welt nachhaltig friedlicher
werden soll: aus der nur durch Nachdenken erschlossenen
maximalen Wertschätzung des Menschseins, abgeleitet aus
dem Begreifen, Annehmen und Verinnerlichen seiner
individuellen Singularität, der Besonderheit seiner Art
wegen ihrer milliarden Jahre währenden
Entstehungsgeschichte, seiner Verletzbarkeit, Fragilität
und grenzenlosen Verlassenheit, kann nichts anderes
erwachsen als eine unüberwindbare gedankliche Barriere
bzw. Hemmung, verwerfliche anthropogene Gewalt zu
praktizieren; und der Wunsch, jedes Dasein so friedlich,
freundlich, angenehm, fair und schön zu gestalten wie
irgend möglich. Siehe Epikur.
Dann stünden wir
nach Jahrtausende langen gefährlichen Irrlenkungen durch
diverse Weltanschauungen endlich vor den ganz irdischen
Toren unseres "Garten Eden".
Kurzgefasst: es gibt keinen vernünftigen Grund, dass dem
Menschen seine singuläre "Zeit des Lichts",
die für jeden magisch schön sein kann, getrübt,
verkürzt oder gar ausgelöscht wird. Hat jeder die
ultraeiskalte kosmische Verlassenheit seiner selbst und
die aller anderen Menschen begriffen und verinnerlicht,
ist keiner mehr imstande, Böses zu tun. Das wäre
endlich mal eine singuläre Grenzüberschreitung im
positiven Sinne.
Dieser Text wird
ständig fortgeschrieben und so lange verbessert,
bis ein ausnahmsweise wirklich vernünftig und
unabhängig Gebliebener
diesen mit gutem Gewissen wie folgt kommentieren kann:
"what a beautiful mind".
Quellen &
Literatur:
- Internet; DIE ZEIT, DER SPIEGEL, GEO, SZ, Bayerischer
Rundfunk 2;
- Brockhaus 2000, 5 Bände. 9. Auflage.
- B. Magee (1998): Geschichte der Philosophie. 244
Seiten. coventgarden.
- Der Brockhaus. Philosophie. Ideen, Denker und Begriffe.
2009. 2. Auflage.
Erster Entwurf:
November 2008; online seit : 01.01.2011
Dr. Hubert
Engelbrecht
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